DE19750787C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach dem Kaltpilgerschrittverfahren - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach dem KaltpilgerschrittverfahrenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von Rohren,
vorzugsweise aus hochfesten Stählen oder Sonderlegierungen nach dem
Kaltpilgerschrittverfahren mit zwei in Walzrichtung mittels Kurbeltrieben mindestens
zeitweise gegenläufig hin- und herbewegbaren Walzgerüsten mit verjüngend
kalibrierten Walzen, die von Zahnstangen über Ritzel angetrieben, mit wechselndem
Drehsinn über dem Walzgut abrollen.
Ein wesentlicher Kostenanteil bei der Herstellung und beim Betrieb von
Kaltpilgerwalzwerken ist durch die notwendigen Dreh- und Vorschubeinrichtungen
sowie die Beschickungseinrichtungen gegeben, die für den Kaltpilgerwalzprozeß
unverzichtbar sind. Eine deutliche Verbesserung des Leistungs-Kosten-Verhältnisses
kann erreicht werden, wenn unter Beibehaltung dieser Einrichtungen und ohne
Verminderung der Gerüsthubzahl eine wesentliche Leistungssteigerung erzielt werden
kann. Ein Weg dorthin ist die Steigerung der Umformarbeit je Gerüsthub und
Walzstrang, durch die bei nur geringer Erhöhung der Investitionskosten eine
erhebliche Leistungssteigerung bewirkt wird. Diese Aussage trifft für
Kaltpilgerwalzwerke allgemein und besonders für das Kaltpilgerwalzen von relativ
kleinen Rohren aus hochfesten Stählen oder Sonderlegierungen zu.
Bekannte Kaltpilgerwalzwerke, in denen einsträngig konventionell gewalzt wird, haben
besonders bei den Sonderstahlqualitäten ein ungünstiges Preis-Leistungs-Verhältnis.
Um die Leistung zu erhöhen ist vorgeschlagen worden, Kaltpilgerwalzwerke mit
mehreren, beispielsweise zwei bis vier parallelen Strängen zu betreiben. Das
bedeutet jedoch ein höheres Gerüstgewicht bei verminderter Hubzahl, der Aufwand
für die Beschickung und die Drehvorschubeinrichtungen wird deutlich größer und die
Toleranz der gewalzten Rohre läßt zu wünschen übrig.
Es ist auch bereits versucht worden, sogenannte Tandem-Kaltpilgerwalzwerke
einzusetzen, bei denen zwei Walzenpaare hintereinander in einem Gerüst vereinigt
sind. Auch hier macht sich das höhere Gerüstgewicht bei geringer Hubzahl in einem
ungünstigen Preis-Leistungs-Verhältnis bemerkbar; beide Walzensätze walzen
gleichzeitig das vorgeschobene Rohrvolumen aus, wobei dem zweiten Walzensatz
während des Vorschubs die ausgewalzte Rohrlänge des ersten Walzensatzes
zugeführt wird, wodurch es zu Stauchproblemen im Rohr kommen kann, verbunden
mit Leistungs- und Qualitätseinbußen.
Schließlich ist mit den Abb. 5 und 6 der deutschen Patentschrift 6 04 909 ein
Kaltpilgerwalzwerk bekannt geworden; das zwei in Walzrichtung mittels Kurbeltrieben
zeitweise gegenläufig hin- und herbewegbare Walzgerüste zeigt, deren Walzen über
Zahnstangen mit wechselndem Drehsinn angetrieben werden. Die bekannte
Anordnung sieht vor, in dem ersten Walzgerüst die Luppe ausschließlich und ohne
Dorn im Durchmesser zu reduzieren, um dann im zweiten Walzgerüst die Wandstärke
des Rohres über einen Dorn zu vermindern. Die Anordnung der Kurbeltriebe ist so
gewählt, daß die Bewegungsabläufe der beiden Walzgerüste zusammen mit der
Bewegung der Dornstange und dem Greifen der Walzen einen Vorschub des Rohres
in einer bestimmten Weise ermöglichen.
Obwohl die Erläuterung der Funktionsweise der bekannten Walzwerksanordnung den
genauen Verfahrensablauf beim Walzen der Rohre nicht erkennen läßt, ist doch
festzustellen, daß dieses Walzwerk mit geringer Leistung betrieben werden konnte,
die zur damaligen Zeit zwar ausreichte, doch den Forderungen eines modernen
Kaltpilgerwalzwerkes nicht mehr gerecht wird. Das Hohlwalzen im 1. Gerüst führt zu
einer heute unzulässigen Verschlechterung der Innenoberfläche und bewirkt, wenn
überhaupt, nur eine geringe Leistungssteigerung; denn die wesentliche
Wandreduktion wird ausschließlich im zweiten Gerüst durchgeführt.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Kaltpilgerwalzverfahren und eine
Vorrichtung zur Herstellung von Rohren, insbesondere aus hochfesten Stählen oder
Sonderlegierungen nach dem Kaltpilgerschrittverfahren zu schaffen, bei dem bzw. der
eine Erhöhung der Walzleistung gegenüber konventionellen Walzwerken bei
möglichst geringem mechanischem Mehraufwand und ohne Qualtätsverlust möglich
wird.
Zur Lösung der Aufgabe wird ein Verfahren nach dem Oberbegriff vorgeschlagen, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß auf dem ersten Walzgerüst der überwiegende Teil und auf
dem zweiten Walzgerüst ein geringerer Teil der Umformarbeit und zusätzliche
Glättarbeit geleistet werden, daß in beiden Walzgerüsten über einen dem
Walzenkaliber angepaßten Dorn reduzierend gewalzt wird und daß die Hin- und
Herbewegung der beiden Walzgerüste derartig aufeinander abgestimmt ist, daß sich
beim umformenden Vorwärtshub des in Walzrichtung ersten Walzgerüstes das zweite
Walzgerüst überwiegend auf dem reduktionsfreien Rückhub bewegt.
Vorzugsweise wird vorgeschlagen, daß das zweite Walzgerüst auf dem
reduktionsfreien Rückhub einen dem Materialangebot aus dem ersten Gerüst
entsprechenden Ringspalt zwischen Walzgut und Walzenkaliber freigibt, in den das
im ersten Walzgerüst umgeformte Rohr eingeführt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine ausgesprochen hohe Leistung
dadurch, daß im ersten Walzgerüst ausschließlich Umformarbeit und keine Glättarbeit
geleistet wird, während im zweiten Walzgerüst neben der Glättarbeit noch eine
deutliche Umformarbeit ausgeführt wird. Der Antrieb der Walzgerüste ist so gestaltet,
daß sich beide Walzgerüste etwa zur gleichen Zeit in ihren jeweils entgegengesetzten
Totpunkten befinden, so daß beim Umformwalzen des ersten Walzgerüstes das
zweite Walzgerüst auf dem Rückhub bewegt wird und, wie vorzugsweise vorgesehen,
bei geöffneten Walzenkaliber das Materialangebot aus dem ersten Walzgerüst in das
Kaliber gefüttert werden kann.
Zu diesem Zweck ist verfahrensgemäß vorgesehen, daß zur Einstellung des
Ringspaltes zwischen Walzgut und Walzenkaliber mindestens die Walzen des
zweiten Walzgerüstes verstellbar sind. Die Verstellung der Walzen kann
beispielsweise durch zyklisch horizontale Verschiebung der Zahnstangen erfolgen,
wodurch der Eingriff des Walzenkalibers relativ zum Walzgut verändert wird.
Es ist aber auch denkbar, während des Walzprozesses den Abstand der Walzen
zyklisch zu verändern, um den notwendigen Raum im Walzenkaliber zu schaffen, der
das Materialangebot aus dem Walzprozeß des ersten Walzgerüstes aufnimmt.
Eine Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 6 ist dadurch gekennzeichnet, daß
das erste Walzgerüst als Break-Down-Gerüst mit ausschließlich Arbeitskaliber
aufweisenden Walzen ausgebildet ist, daß die Walzen des zweiten Walzgerüstes
Arbeits- und Glättkaliber aufweisen, daß die Walzen beider Walzgerüste mit
entsprechend kalibrierten Walzdornen zusammenwirken und daß die etwa um 180°
versetzten Kurbeltriebe zum Antrieb der Walzgerüste über jedem Walzgerüst
zugeordnete einzelne Schubstangen in horizontalen Ebenen in entgegengesetzten
Drehrichtungen umlaufen.
Mit einem so ausgebildeten Kaltpilgerwalzwerk läßt sich die Walzleistung gegenüber
konventionellen Walzwerken deutlich erhöhen. Durch Ausbildung des ersten
Walzgerüstes mit ausschließlich Arbeitskaliber aufweisenden Walzen läßt sich die
Umformarbeit in diesem Gerüst deutlich erhöhen; denn, weil eine Glättarbeit in
diesem Gerüst nicht vorgenommen werden muß, kann die gesamte Kaliberabwicklung
für die Umformarbeit genutzt werden. Die Glättarbeit wird erst im zweiten Walzgerüst
im dort vorgesehenen Glättkaliber vorgenommen, dem jedoch ein Arbeitskaliber
vorgeordnet ist, mit dem nochmals eine deutliche Umformung des Rohres
bewerkstelligt werden kann. Trotzdem bleibt der maschinenbauliche Aufwand für den
Dreh- und Vorschubantrieb sowie für das Beladen mit neuen Luppen erhalten und
erhöht sich nicht gegenüber einem normalen einfachen Kaltpilgerwalzwerk. Die
Anordnung der Kurbeltriebe in einer um etwa 180° versetzten Anlenkung der Kurbeln
ermöglicht einen günstigen Massenkräfteausgleich und damit hohe Hubzahlen, die
gegenüber einem herkömmlichen Einfachkaltpilgerwalzwerk nicht reduziert werden
müssen, da die Massekräfte durch die gewählte Konstruktion nicht ansteigen.
Der maschinenbauliche Aufwand für einen derartigen Kurbeltrieb ist nur unwesentlich
höher als für den Antrieb eines einzelnen Gerüstes. Die Anordnung der Kurbeltriebe
in horizontalen Ebenen verzichtet auf tiefe Fundamente für den Massenausgleich,
insbesondere, wenn nach einem weiteren Merkmal der Erfindung die Schubstangen
jedes Walzgerüstes in übereinanderliegenden Ebenen umlaufen.
Vorzugsweise ist für beide Walzgerüste ein gemeinsamer Kurbeltrieb mit rotierenden
Ausgleichsgewichten für die Kurbelkröpfungen und die rotierenden
Schubstangenanteile vorgesehen, dessen Massenausgleich durch das
Zusammenspiel der Gerüstmassen erfolgt.
Es ist aber auch möglich, jedem Walzgerüst einen eigenen Kurbeltrieb mit
Massenausgleich zuzuordnen, wobei der Antrieb des zweiten Walzgerüstes dann
vorzugsweise schwächer als der des ersten Walzgerüstes ausgebildet sein kann.
Damit ist der Antrieb des zweiten Gerüstes kleiner, leichter und billiger als der des
ersten Walzgerüstes. Auch eine Verschiebung der Gegenläufigkeit der Gerüste
zueinander ist denkbar.
Zur Veränderung der Ringspalte zwischen Kaliberabwicklung und Walzdorn ist nach
einem anderen Merkmal der Erfindung vorgesehen, daß mindestens die Zahnstangen
des zweiten Walzgerüstes mit einer Verschiebeeinrichtung zur Verstellung der
Zahnstangen in deren Längserstreckungsrichtungen versehen sind.
Alternativ wird angeregt, zur Verstellung des Achsabstandes mindestens der Walzen
des zweiten Walzgerüstes einen zyklisch einsetzbaren Keilmechanismus vorzusehen.
Die Erfindung vereinigt eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem Stand der Technik.
Da der maschinenbauliche Aufwand für den Dreh- und Vorschubantrieb sowie für das
Beladen mit neuen Luppen gegenüber einem normalen Einfachkaltpilgerwalzwerk
nicht erhöht ist, kann das Walzwerk mit gutem Preis-Leistungsverhältnis hergestellt
werden. Das Walzwerk kann mit hohen Hubzahlen betrieben werden, die gegenüber
einem normalen Einfachwalzwerk nicht reduziert werden müssen, da die
Massenkräfte aufgrund der Gerüst- und Kurbeltriebanordnung nicht ansteigen. Der
maschinenbauliche Aufwand für den Kurbeltrieb ist nur unwesentlich höher als der für
den Antrieb nur eines Gerüstes. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, daß die
Kaliberlänge des ersten Gerüstes voll für die Umformung genutzt werden kann, da
hier ein Glättkaliber nicht erforderlich ist und Toleranzanforderungen unberücksichtigt
bleiben können. Hieraus ergibt sich eine nennenswerte Leistungssteigerung, die
dadurch noch zusätzlich erhöht wird, daß eine weitere Umformung im zweiten Gerüst
stattfindet.
Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung erläutert, die nachfolgend beschrieben
wird. Es zeigt:
Fig. 1 eine grob schematische. Seitenansicht eines erfindungsgemäßen
Walzwerkes,
Fig. 2 eine Draufsicht auf das Walzwerk nach Fig. 1 und
Fig. 3 eine tabellarische Gegenüberstellung zweier Ausführungsbeispiele
Die beiden Walzgerüste 1 und 2 werden durch einen gemeinsamen Kurbeltrieb 3 so
angetrieben, daß sie nach dem Boxer-Motor-Prinzip gegenläufig arbeiten und so die
Massenkräfte ausgleichen. Die gegenläufig rotierenden Ausgleichsgewichte 4 und 5
(Fig. 2) gleichen lediglich die rotatorische Schubstangenunwucht aus.
Jedes Walzgerüst 1 und 2 wird nur durch eine der Schubstangen 11 und 12
angetrieben, wobei sich diese in übereinanderliegenden Ebenen bewegen: Dies wird
dadurch bewirkt, daß der Anlenkpunkt zum ersten Walzgerüst 1 unter demselben und
zum zweiten Walzgerüst 2 vor diesem vorgesehen ist. Im Einlauftotpunkt ET geben
beide Sätze Walzen 7 und 8 das Walzgut zum Drehen und Vorschieben frei, im
Auslauftotpunkt AT wird das Walzgut für ein zusätzliches Drehen allenfalls kurz
freigegeben.
Während auf dem Vorhub des Walzgerüstes 1 von ET nach AT das
Vorschubvolumen ausgewalzt wird und sich entsprechend verlängert, werden die
Walzen 7 des auf dem Rückhub befindlichen Walzgerüstes 2 mittels einer
Verstelleinrichtung 9 für die Zahnstangen 10 so verdreht, daß die Walzen 8 des
Walzgerüstes 2 bei seiner Bewegung von AT nach ET nicht oder nur unwesentlich
reduzierend wirken. Im Einlaufbereich macht der Verstellmechanismus 9 diese
Verstellung wieder rückgängig. Auf dem Weg von ET nach AT, wenn sich das
Walzgerüst 1 auf dem Rückhub praktisch ohne plastische Verformungsarbeit
befindet, wird in Walzgerüst 2 das auf dem Vorhub von Walzgerüst 1 schon vorher
ausgestreckte Vorschubvolumen mit der Länge Vorschub mal Streckung des ersten
Gerüstes 1 ausgewalzt.
Das dargestellte erfindungsgemäße Walzwerk, das etwa die doppelte Leistung eines
konventionellen Walzwerks hat, zeichnet sich dadurch aus, daß die gesamte Dreh-,
Vorschub- und Beschickungseinrichtung unverändert bleibt, daß die oszillierenden
Ausgleichsmassen eines konventionellen Walzwerkes durch ein zweites Walzgerüst
ersetzt sind, und daß lediglich die zusätzlichen Walzenachsen mit ihren
Zahnstangenantrieben hinzukommen.
Nachfolgend sind zur weiteren Erläuterung der Erfindung zwei Ausführungsbeispiele
beschrieben, die in der Tabelle Fig. 3 aufgelistet sind.
Beispiel 1 beschreibt eine klassische Edelstahlwalzung für Wärmetauscherrohre,
Beispiel 2 erläutert die Ausnutzung der großen Duktilität austenitischer Stähle für eine
größere Querschnittsreduktion.
In der Tabelle ist als "Beispiel 1" eine klassische Edelstahlwalzung für das
Wärmetauscherrohr 16 × 1 aufgeführt, die erfahrungsgemäß mit ca. 18 mm
ausgewalzte Rohrlänge je Gerüsthub gewalzt werden kann, was zusammen mit 320
Hüben je Minute zu einer Walzleistung von theoretisch 346 m/h führt. Hierbei sind von
der Gesamtkaliberlänge von 370 mm 100 mm Glättkaliber vorgesehen, d. h. ca. 27%
die praktisch nicht zur Umformung beitragen.
Bei einem erfindungsgemäßen Walzwerk ist im ersten Gerüst kein Glättkaliber
erforderlich, so daß sich die Umformzone entsprechend auf 370 mm verlängert.
Dieses sowie der Umstand, daß im 1. Gerüst nur eine Reduktion von 33 × 3,5 auf 20 ×
1,5 vorgesehen ist, erlauben eine mindestens 15%ige Erhöhung des Ausstoßes in
mm je Gerüsthub. Durch den von 16 × 1 auf 20 × 1,5 vergrößerten Rohrquerschnitt
ergibt sich eine Erhöhung des durchgesetzten Gewichtes von 128 auf 272 kg/h, d. h.
113% Leistungsgewinn.
Der Vorschub von 5, 6 mm im ersten Gerüst erfolgt, wenn sich das 1. Gerüst im
Einlauf- und das 2. Gerüst im Auslauftotpunkt befinden; d. h. die Umformung im 1.
Gerüst erfolgt im wesentlichen auf dessen Vorhub, wenn sich das 2. Gerüst auf den
Rückhub befindet. Letzterem wird in seinem Auslauftotpunktbereich also das
Vorschubvolumen 20 × 1,5 mit 5, 6 mm Länge zugefügt, das sich während seines
Rückhubes auf 20,7 mm verlängert. Somit erhält das zweite Gerüst vor Beginn seines
Vorhubes einen Vorschub von 20,7 mm zugeführt, die bei 1,85-facher Streckung im
2. Gerüst auf 38 mm ausgewalzt werden.
Ein zu lösendes Problem ist natürlich, daß das Walzgut während des Rückhubes des
zweiten Gerüstes auch ohne Behinderung vorgeschoben werden kann. Hierzu
werden mittels zyklischer Verstellung der die Walzen rotatorisch antreibenden
Zahnstangen die Walzen so verdreht, daß sie auf dem Rückhub das Rohr freigeben.
Im Schaltbereich des Einlauftotpunktes wird dann diese Verstellung wieder
zurückgenommen. Hiermit sind also vor Beginn des Walzens auf dem Vorhub 20,6 mm
Vorschub erfolgt und die Walzen stehen wieder in korrekter Walzposition. Auf
dem Vorhub werden nun die 20,6 mm Vorschub mit 1,85-facher Streckung zu 38 mm
Rohrlänge je Hub ausgewalzt. Die Leistung des erfindungsgemäßen Walzwerks
erhöht sich somit auf das 2,13-fache eines konventionellen Walzwerks.
Während das erste Beispiel den Leistungsgewinn bei unverändertem Rohrquerschnitt
zeigt, soll im 2. Beispiel die große Duktilität austenitischer Stähle für eine Erhöhung
der Streckung durch das erfindungsgemäße Walzwerk genutzt werden.
"Beispiel 2" zeigt für das konventionelle Walzwerk die Walzung 33 × 3,5 auf 16 × 1
aus "Beispiel 1", für das erfindungsgemäße Walzwerk jedoch 33 × 3,5 auf 12 × 1.
Selbst hierbei verdoppelt sich etwa der Ausstoß in m/h und der Durchsatz in kg/h
erhöht sich um fast 50%.
Claims (11)
1. Verfahren zur Herstellung von Rohren, insbesondere aus hochfesten Stählen
oder Sonderlegierungen, nach dem Kaltpilgerschrittverfahren mit zwei in
Walzrichtung mittels Kurbeltrieben mindestens zeitweise gegenläufig hin- und
herbewegbaren Walzgerüsten mit verjüngend kalibrierten Walzen, die von
Zahnstangen über Ritzel angetrieben, mit wechselndem Drehsinn über dem
Walzgut abrollen,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf dem ersten Walzgerüst der überwiegende Teil und auf dem zweiten
Walzgerüst ein geringerer Teil der Umformarbeit und zusätzliche Glättarbeit
geleistet werden, daß in beiden Walzgerüsten über einen dem Walzenkaliber
angepaßten Dorn reduzierend gewalzt wird und daß die Hin- und
Herbewegung der beiden Walzgerüste derartig aufeinander abgestimmt ist,
daß sich beim umformenden Vorwärtshub des in Walzrichtung ersten
Walzgerüstes das zweite Walzgerüst überwiegend auf dem reduktionsfreien
Rückhub bewegt.
2. Verfahren zur Herstellung von Rohren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das zweite Walzgerüst auf dem reduktionsfreien Rückhub einen dem
Materialangebot aus dem ersten Gerüst entsprechenden Ringspalt zwischen
Walzgut und Walzenkaliber freigibt, in den das im ersten Walzgerüst
umgeformte Rohr eingeführt wird.
3. Verfahren zur Herstellung von Rohren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Einstellung des Ringspaltes zwischen Walzgut und Walzenkaliber
mindestens die Walzen des zweiten Walzgerüstes verstellbar sind.
4. Verfahren zur Herstellung von Rohren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzen durch zyklisch horizontale Verschiebung der Zahnstangen
winkelverstellbar sind.
5. Verfahren zur Herstellung von Rohren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Abstand der Walzen während des Walzprozesses zyklisch verändert
wird.
6. Vorrichtung zur Herstellung von Rohren, insbesondere aus hochfesten Stählen
oder Sonderlegierungen nach dem Kaltpilgerschrittverfahren mit zwei in
Walzrichtung mittel Kurbeltrieben mindestens zeitweise gegenläufig in einer
Führung hin- und herbewegbaren Walzgerüsten mit verjüngend kalibrierten
Walzen, die von Zahnstangen über Ritzel angetrieben, mit wechselndem
Drehsinn über dem Walzgut abrollen,
dadurch gekennzeichnet,
daß das erste Walzgerüst (1) als Break-Down-Gerüst mit ausschließlich
Arbeitskaliber aufweisenden Walzen (7) ausgebildet ist, daß die Walzen (8)
des zweiten Walzgerüstes (2) Arbeits- und Glättkaliber aufweisen, daß die
Walzen (7, 8) beider Walzgerüste (1, 2) mit entsprechend kalibrierten
Walzdornen zusammenwirken und daß die etwa um 180° versetzten
Kurbeltriebe (3) zum Antrieb der Walzgerüste (1, 2) über jedem Walzgerüst
(1, 2) zugeordnete einzelne Schubstangen (11, 12) in horizontalen Ebenen in
entgegengesetzten Drehrichtungen umlaufen.
7. Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schubstangen (11 und 12) jedes Walzgerüstes (1, 2) in
übereinanderliegenden Ebenen umlaufen.
8. Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach Anspruch 6 und 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß für beide Walzgerüste (1, 2) ein gemeinsamer Kurbeltrieb (3) mit
rotierenden Ausgleichsgewichten (4, 5) für die Kurbelkröpfungen und die
rotierenden Schubstangenanteile vorgesehen ist, dessen Massenausgleich
durch das Zusammenspiel der Gerüstmassen erfolgt.
9. Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß jedem Walzgerüste (1 und 2) ein eigener Kurbeltrieb mit Massenausgleich
zugeordnet ist, wobei der Antrieb des zweiten Walzgerüstes (2) vorzugsweise
schwächer als der des ersten Walzgerüstes (1) ausgebildet ist.
10. Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens die Zahnstangen (10) des zweiten Walzgerüstes (2) mit einer
Verschiebeeinrichtung (9) zur Verstellung der Zahnstangen (10) in deren
Längserstreckungsrichtungen versehen sind.
11. Vorrichtung zur Herstellung von Rohren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Verstellung des Achsabstandes mindestens der Walzen (7, 8) des
zweiten Walzgerüstes (2) ein zyklisch einstellbarer Keilmechanismus
vorgesehen ist.
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