DE19740103A1 - Bodenschutzvorrichtung für Fahrzeuge gegen Minen - Google Patents
Bodenschutzvorrichtung für Fahrzeuge gegen MinenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Bodenschutzvorrichtung für Fahr
zeuge gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, d. h. eine
Vorrichtung zum Schutz eines in seinem Bodenbereich mit der
Vorrichtung versehenen Fahrzeugs, insbesondere gepanzerten
Fahrzeugs, gegen detonierende Minen, die von der Erdoberfläche
aus auf den Boden des Kraftfahrzeugs einwirken, wenn die Mine
unter dem Fahrzeug detoniert.
Bei der Detonation einer Sprengstoffladung wird durch die ra
sche Expansion der Schwaden bzw. der Reaktionsprodukte des
Sprengstoffs eine Kompressionswelle oder Stoßwelle in der um
gebenden Luft erzeugt, die sogenannte Blastwelle. Bei der
Detonation einer Landmine unter einem Fahrzeug stellt diese
Blastwelle die größte und am schwierigsten abzuwehrende Bela
stung dar. Wegen des kleinen Abstands der Minenladung vom
Fahrzeugboden ist der Stoßdruck der steilen Front der Blast
welle sehr hoch. Die Stoßfront trifft auf einen flachen Fahr
zeugboden direkt über der detonierenden Mine senkrecht auf, so
daß dort der maximale Stoßdruck der senkrecht reflektierten
Stoßwelle auftritt. Da die Expansion der Schwaden nach unten
durch die Erdoberfläche und nach oben durch den Fahrzeugboden
verhindert wird, steht der Blastwellendruck nach dem Auftref
fen der Stoßfront über eine längere Zeit am Fahrzeugboden an
und überträgt einen dementsprechend großen Impuls auf das
Fahrzeug.
Die steile Stoßfront der Blastwelle koppelt einen entsprechend
steilen Stoß in die Bodenstruktur des Fahrzeugs ein. Wenn die
ser Stoß die Rückseite der Bodenstruktur erreicht, sind Besa
tzung und Einrichtung durch abplatzende Splitter gefährdet.
Der Stoß kann ferner z. B. Einbauten, Geräte, Sitze usw. aus
ihrer Verankerung reißen. Wenn der nach dem Auftreffen der
Stoßfront an der Bodenplatte weiterhin anstehende Blastdruck
die Bodenstruktur lokal überlastet, wird sie dort eingedrückt
und kann dabei aufreißen.
Die gängigen gepanzerten Fahrzeuge haben ein massives, ebenes
Bodenblech. Bei Kampfpanzern besteht dieses Bodenblech aus
Panzerstahl und ist etwa 20 mm dick. Bei leichteren gepanzer
ten Fahrzeugen (Schützenpanzer, Panzerspähwagen) ist die Pan
zerstahlbodenplatte oft nur 8 mm dick. Schutzmaßnahmen gegen
die Blastwirkung von Minen sind bei der Fahrzeugkonstruktion
meist nicht vorgesehen worden. Zur Zeit werden nachrüstbare
Vorrichtungen entwickelt und erprobt. Diese Vorrichtungen wer
den innen oder außen an die Bodenplatte adaptiert. Sie beste
hen z. B. im Prinzip aus einem weiteren Bodenblech, das mit
einer Schicht aus schockdämpfendem Material, wie Metallschaum
oder Honeycomb-Strukturen sowie anderen Leichtbaustrukturen,
gegen das vorhandene Bodenblech abgestützt wird. Dadurch kann
zwar der von der Blastwelle eingekoppelte Primärschock auf dem
Weg zum inneren Bodenblech durchaus wirksam gedämpft werden,
das äußere Blech wird jedoch beschleunigt und drückt dabei auf
die schockdampfende Stützstruktur. Diese bricht bei einer be
stimmten Belastung schlagartig zusammen, ohne dabei nennens
wert Energie zu verzehren. Danach schlägt die Beule, die in
das Außenblech gedrückt wird, nahezu ungebremst auf dem Innen
blech auf und induziert einen kräftigen, lokalen Sekundär
schock.
In Südafrika hat man bei gepanzerten Geländefahrzeugen am
Boden einen Keil aus zwei Blechen, die einen Winkel von weni
ger als 90° einschließen, in Längsrichtung angebracht. Die
Stoßfront der Blastwelle einer detonierenden Mine trifft also
nicht senkrecht auf die Keilbleche auf. Der Stoßdruck ist da
bei erheblich geringer, und die Blastwelle wird nach den Sei
ten abgelenkt. Eine solche Abwehrmaßnahme läßt sich aber nur
bei Fahrzeugen verwirklichen, die eine genügend große Boden
freiheit haben. (Diese Bodenfreiheit wurde in Südafrika ur
sprünglich der Termitenhügel wegen realisiert.)
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Schutzvorrich
tung der gattungsgemäßen Art zu schaffen, mit der die Boden
struktur von insbesondere gepanzerten Fahrzeugen so gestaltet
werden kann, daß das Fahrzeug zuverlässig vor Auswirkungen des
harten Stoßes, der von der steilen Stoßfront einer Blastwelle
von unten auf das Fahrzeug wirkt, und vor dem Einbeulen bzw.
Eindrücken und Einreißen des Fahrzeugbodens durch den länger
anstehenden Blastdruck geschützt wird.
Die im Anspruch 1 gekennzeichnete Lösung gewährleistet ein Ab
flachen und Abbauen dieses harten Stoßes in der Bodenstruktur
des Fahrzeugs, bevor der Stoß, der in die untere Bodenplatte
der Schutzvorrichtung eingekoppelt wird, die Rück- bzw. dem
Fahrzeug zugewandte Innenseite der Bodenstruktur, im allgemei
nen den Fahrzeugboden selbst, erreicht. Gleichzeitig kann die
Bodenstruktur im überlasteten Bereich direkt über der detonie
renden Mine gestaucht werden, ohne daß die Oberfläche dieser
Innenseite ausbeult. Dabei wird eine beträchtliche Energie
menge absorbiert. Schließlich ist die erfindungsgemäß geschaf
fene Bodenstruktur so (biege)steif, daß die langzeitig anste
henden Kräfte über die Auflager der Bodenstruktur auf das
ganze Fahrzeug übertragbar sind, so daß ein lokales Versagen
vermieden wird. Die erfindungsgemäße Schutzvorrichtung kann so
ausgelegt werden, daß die Fahrzeugbodenstruktur, in der Regel
bestehend aus vorhandenem Fahrzeugboden und der daran von un
ten adaptierten äußeren Platte mit Steggefüge, nicht zu schwer
wird. Die das erfindungsgemäße Steggefüge tragende Platte der
Schutzvorrichtung kann gegebenenfalls auch der Fahrzeugboden
z. B. in Form einer bereits vorhandenen oder in einem Fahrzeug
neubau geplanten Panzerstahlbodenplatte sein, vorausgesetzt,
daß deren Dicke und Festigkeit ausreichen, um die Kräfte, die
von der Blastwelle auf die Platte bzw. den Fahrzeugboden aus
geübt werden, auf das folgende, in diesem Fall auf der Innen
seite des Fahrzeugbodens sitzende Steggefüge zu übertragen.
Bei dieser Integration der erfindungsgemäßen Schutzvorrichtung
in das Fahrzeuginnere ist der Fahrzeugboden die dem Stoß un
mittelbar ausgesetzte äußere Platte, und es wird über dem in
nen auf der Bodenplatte sitzenden Steggefüge eine weitere,
innere Platte vorgesehen, die mit den Auflagern der Boden
platte so zu verbinden ist, daß die Stege gegen diese innere
Platte der Vorrichtung anliegen und stauchbar sind.
Die obigen an sich widersprüchlichen Eigenschaften der erfin
dungsgemäßen Vorrichtung lassen sich in der Hauptsache durch
das mit der im Anspruch 1 gekennzeichneten Platte kombinierte
Gefüge aus Stegen erreichen, die durch ihre Dimensionierung
und auch Materialauslegung die über die Außenplatte in sie
eingekoppelte steile Stoßfront tiefpaßartig so weit abbauen
oder schwächen, daß diese den Fahrzeugboden bzw. eine andere
innere Platte der Schutzvorrichtung nicht mehr erreicht oder
zumindest nicht mehr nennenswert deformieren kann. Diese durch
Entlastungswellen hervorgerufene Dämpfung der Steilheit der
Schockfront läuft in einer ersten Schockabbauphase von einigen
µs ab.
Die Dimensionierung der Stege ist in zweiter Hinsicht so ge
staltet, daß die Stege, ohne auszuweichen oder zusammenzubre
chen, im Überlastbereich der Schockfront unter Energieabsorp
tion stauchbar sind. Es hat sich gezeigt, daß eine kontinuier
liche Stauchung mit effektiver Energieabsorption in einigen
100 µs stattfindet, wenn dafür gesorgt wird, daß die Höhe der
Stege kleiner als deren Knicklänge ist. Diese Begrenzung der
Steghöhe kollidiert mit der obigen ersten Anforderung des
wirksamen Abbaus der in die Stege hineinlaufenden Stoßwelle
deshalb nicht, weil sich gezeigt hat, daß die für einen sol
chen Abbau erforderliche Mindeststeghöhe noch unter der Knick
länge festlegbar ist. Zudem können die Stege ohne Beeinträch
tigung der zuerst in der Schockabbauphase ablaufenden tiefpaß
artigen Dämpfung so dick sein, daß beim Stauchen in ausrei
chendem Maße Energie absorbiert wird.
Optimale Dicke und Höhe der Stege sind auch materialabhängig,
wobei das Material für die Stege beim Stauchen eine möglichst
große kontinuierliche Verformung erleiden sollte, ohne z. B.
bei einer zu hohen Festigkeit und zu geringen Verformbarkeit
unter Sprödbruch zusammenzubrechen. Der Verformung sollte dem
gegenüber ein ausreichend hoher Widerstand entgegengesetzt
werden, um den Energieverbrauch für die Stauchung möglichst
groß werden zu lassen. Neben Aluminium mittlerer Festigkeit
und weicheren Stählen sind prinzipiell beliebige Legierungen
denkbar, die diese Bedingungen für die jeweils gewählte Struk
tur des Steggefüges erfüllen.
Die dritte Eigenschaft, nämlich die Biegesteifigkeit, die
durch das sandwichartig zwischen der dem Erdboden zugewandten
Platte und der inneren Vorrichtungsplatte sitzende, zusammen
hängende Steggefüge vorgesehen wird, sorgt schließlich dafür,
daß die am Detonationsort der Mine nach einigen 100 µs lang
andauernd einwirkenden Kräfte über die Auflager der erfin
dungsgemäß geschaffenen Bodenstruktur auf das ganze Fahrzeug
übertragbar sind, so daß lokale Zerstörungen vermieden werden.
Das Steggefüge ist gemäß den Unteransprüchen bevorzugt fest
und einstückig mit der äußeren, dem Erdboden zugewandten
Platte zu einer biegesteifen Einheit verbunden und gegebenen
falls auch fest mit der inneren Platte der Vorrichtung verbun
den. Durch diese Maßnahmen ist die Biegesteifigkeit der Struk
tur aus den beiden Platten und dem Steggefüge durch die Ver
bindung der einzelnen ohnehin bereits biegesteifen Elemente
noch erhöht. Prinzipiell reicht es aus, wenn die Stege zwi
schen den beiden Platten sitzen und diese einigermaßen gut
kontaktieren. Auch hier ist noch für eine ausreichend gute
Blastwelleneinkopplung in das Steggefüge gesorgt, die erst bei
deutlichen, etwa die Wellenlänge der Blastwelle übersteigenden
Luftspalten zwischen Stegoberfläche und äußerer Platte zu
stark geschwächt würde. Eine ausreichende Kontaktierung der
Stege zur darüber und darunter liegenden Platte kann bei
spielsweise durch rahmenförmige Auflager erzielt werden, an
denen der Fahrzeugboden und die äußere bzw. innere Platte der
Vorrichtung ringsum so gegeneinander verspannt werden, daß das
Steggefüge fest zwischen den beiden Platten sitzt. Dadurch
wird auch die Einleitung der langandauernden Kräfte über die
Auflager in das gesamte Fahrzeug auf einfache Weise konstruk
tiv realisiert.
Bei der Dimensionierung der Stege hinsichtlich Dicke, Höhe und
Form sowie ihrer Anordnung verfügt man über einen recht großen
Variationsbereich, so daß es möglich ist, gleichzeitig die
jeweils gewünschten Kennlinien bei der Dämpfung des Primär
schocks, bei der Energieabsorption in der Stauchphase, und bei
der Kraftübertragung auf das gesamte Fahrzeug mittels der
Biegesteifigkeit der Stegstruktur zu verwirklichen.
Im folgenden wird die erfindungsgemäße Vorrichtung anhand der
Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 einen Querschnitt durch einen Ausschnitt einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß einem möglichen Ausfüh
rungsbeispiel und
Fig. 2 eine Ansicht auf das Steggefüge dieser Vorrichtung
von oben,
wobei Fig. 1 einen in Fig. 2 angegebenen Schnitt AA'
zeigt und Fig. 2 eine Draufsicht auf die in Fig. 1 angege
bene Ebene BB'.
Das Bodenblech 1 des Fahrzeugs ist im Ausführungsbeispiel ein
15 mm dickes Stahlblech. Darunter befindet sich ein Gefüge aus
7 mm dicken und 70 mm hohen Leichtmetallstegen 2. Die Stege 2
bilden ein Raster oder Gitter aus gleichseitigen Dreiecken,
wobei das Rastermaß bzw. die Länge der Dreiecksseiten im Aus
führungsbeispiel 167 mm beträgt. Die Ecken an den Kreuzungen
der Stege sind mit dem Radius 6 mm gerundet, um Kerbwirkungen
zu vermeiden. An den Kreuzungsstellen der Stegstruktur befin
den sich Bohrungen mit dem Durchmesser 12 mm.
Nach unten ist die gesamte Schutzvorrichtung oder Panzerung
durch ein 24 mm dickes äußeres Leichtmetallblech 3 abgeschlos
sen. Dieses Außenblech kann eine getrennte Komponente sein. Es
ist jedoch im Hinblick auf die Biegesteifigkeit der gesamten
Vorrichtung günstiger, wenn das Steggefüge und das Außenblech
3 eine zusammenhängende mit Stegen bestückte Bodenplatte bil
den, wie es in Fig. 1 dargestellt ist. Eine solche Boden
platte kann z. B. entweder aus einer geeigneten Leichtmetall-
Legierung gegossen oder aus einem Leichtmetallblech spanabhe
bend herausgearbeitet werden.
Die Bodenplatte 3 mit Steggefüge stellt eine unter dem Fahr
zeugboden adaptierte Zusatzpanzerung dar. Das hierdurch einge
brachte zusätzliche Flächengewicht beträgt rund 90 kg/m2. Das
Gesamtflächengewicht der Panzerung einschließlich des ur
sprünglichen Fahrzeugbodenblechs aus 15 mm dickem Stahl be
trägt rund 220 kg/m2 und liegt damit im üblichen Bereich für
realisierbare Bodenstrukturen.
Im folgenden wird die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Vor
richtung an diesem Ausführungsbeispiel teils quantitativ,
teils qualitativ beschrieben.
Wenn unter der beschriebenen Panzerung bzw. Schutzvorrichtung
in 0,4 m Abstand eine Mine mit 5 kg Sprengstoff detoniert,
dann prallt die Stoßfront der Blastwelle mit einem Stoßdruck
von etwa 6 kbar auf die Unterseite der Panzerung auf. Dabei
wird in das Leichtmetallblech 3 eine ebenso steile Stoßwelle
mit einem Stoßdruck von etwa 1,5 kbar eingekoppelt, die
zunächst ungeschwächt in die Leichtmetallstege 2 hineinläuft.
Hier laufen hinter der Stoßfront von beiden freien Oberflächen
der Stege Entlastungswellen in die Stege hinein. Sowohl die
Geschwindigkeit der Stoßfront als auch die Geschwindigkeit der
Entlastungswellen hängen von der Höhe des herrschenden Stoß
drucks ab. Die Entlastungswellen sind aber etwas schneller als
die Stoßfront. Das bedeutet, daß die Stoßfront auf dem Weg
durch den Steg immer mehr abgebaut und damit der Schock ge
dämpft wird. Im vorliegenden Fall erreichen die Entlastungs
wellen die Schockfront in der Stegmitte nach einem Laufweg der
Schockfront von 50 mm. Da die Stege 70 mm hoch sind, wird der
Schock beim Durchgang durch die Stege zuverlässig abgebaut und
kann die Rückwand, d. h. das Bodenblech 1 der Panzerung nicht
erreichen. Die Stege bilden für die steile Schockfront einen
Tiefpaß, den die Schockfront nicht passieren kann.
Die Kreuzungsbereiche der Stege sind mit den zentralen Bohrun
gen von 12 mm Durchmesser und den mit einem Radius von 6 mm
gerundeten Ecken so ausgeführt, daß einerseits auch hier aus
reichend große freie Oberflächen, von denen Entlastungswellen
ins Material hineinlaufen können, vorhanden sind. Andererseits
bleibt die Biegesteifigkeit und Festigkeit des gesamten Steg
gefüges weitgehend erhalten.
Die Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit bzw. der Geschwin
digkeit von Schockfront und Entlastungswellen vom herrschenden
Druck sowie die Wechselwirkung von Schockfront und Entla
stungswellen sind in den Formeln von AL'TSHULER ( L.V.AL'TSHU
LER et al., The isentropic compressibility of aluminium,
copper, lead and iron at high pressures, J.E.T.P. (English
Translation) 11, 766, 1960) und von JACOBS (S.JACOBS, BRL
Report # 1294, 1965) niedergelegt. Eine zusammenfassende
Betrachtung findet sich bei PEREZ (E.PEREZ, Etude expérimen
tale et théorique de la pénétration de cibles métalliques
semi-infinies par des projectiles métalliques de grand allon
gement et de vitesse supérieure à 2000 m/s, ISL-Bericht R
108/80, 1980).
Der Abbau der Schockfront des von der Blastwelle eingekoppel
ten Stoßes dauert rund 10 µs. Währenddessen und danach steht
der Blastdruck auf der Unterseite der Panzerung im Flächenbe
reich über der detonierten Mine weiterhin mit 6 kbar an. Die
Kraft, die dabei auf das 24 mm dicke Leichtmetall-Bodenblech 3
ausgeübt wird, wird auf die Stege 2 übertragen. Dies führt im
Zentrum der Beaufschlagung zur Überlastung der Stege. Die
Stege werden dort gestaucht, wobei zunehmend Energie verzehrt
wird. Bei der Dimensionierung der Stege ist darauf geachtet
worden, daß ihre Höhe kleiner ist als die Knicklänge. Sie kön
nen daher nicht durch Ausbiegen (buckling) bzw. Ausknicken
zusammenbrechen. Durch das kontinuierliche Stauchen der Stege
wird erreicht, daß die mit Stegen bestückte Außenplatte ein
drückbar ist, ohne daß die Rückplatte bzw. das Bodenblech 1
der Panzerung verformt wird. Diese Vorgänge dauern einige 100
µs.
Die adaptierte Struktur weist ferner eine hohe Steifigkeit
auf. Die langzeitig, d. h. über einige 100 µs hinaus wirkenden
Kräfte werden infolge der hohen (Biege-)Steifigkeit des zwi
schen Fahrzeugbodenblech 1 und Bodenplatte 3 sitzenden Stegge
füges über die Auflager des Fahrzeugbodens auf das ganze Fahr
zeug übertragen. Damit wird ein lokales Versagen im Bereich
unmittelbar über der detonierenden Mine vermieden. Es können
die üblichen Auflager z. B. in Form einer umlaufenden Randhal
terung der gesamten Bodenstruktur verwendet werden. Dabei wird
die Bodenplatte 3 an derselben umlaufenden Randhalterung befe
stigt, mit der das Bodenblech 1 bereits verbunden ist.
Auch ein dynamisches bzw. elastisch-reversibles Durchbiegen
der inneren Bodenplatte wird durch die Steifigkeit des Stegge
füges wirksam verhindert.
Bei der Nachrüstung von Fahrzeugen kann die Platte bzw. das
Blech 3 mit dem Steggefüge auch innen an das Bodenblech 1 des
Fahrzeugs adaptiert werden. Sinngemäß muß dann darauf geachtet
werden, daß die Inneneinrichtung (z. B. der Fahrersitz) vom ur
sprünglichen, nun außen liegenden Bodenblech 1 mechanisch ent
koppelt ist. Ferner muß das Steggefüge mit der nun innenlie
genden Platte 3 mit den Auflagern des Fahrzeugbodens z. B. über
die oben dargelegte Randhalterung mechanisch so verbunden wer
den, daß die Stege gegen diese innere Platte stauchbar sind
und in der letzten Phase die langzeitig anstehenden Kräfte auf
das ganze Fahrzeug übertragbar sind. Der oben erläuterte Abbau
der Schockfront läuft bei einer solchen Anordnung sinngemäß
gleichartig ab, wobei das Bodenblech nun die Funktionen der
dem Erdboden zugewandten Platte 3 der Fig. 1 übernimmt und
die nun innenliegende Platte 3 die Funktion des Fahrzeugboden
blechs erfüllt.
Im Ausführungsbeispiel wurde von einem Fahrzeug mit einem 15
mm dicken Stahlblech als Bodenblech 1 ausgegangen. Die Stege 2
liegen bei der Anordnung gemäß Fig. 1 mit ihrem oberen Ende
gegen die Unterseite dieses Bodenblechs, ohne hiermit (abgese
hen von der oben dargelegten Randhalterung) besonders verbun
den zu sein. Dieses Bodenblech ist ohne Zweifel so scherfest,
daß es den Stegen 2 bei deren Stauchphase fortgesetzt einen
ausreichenden Widerstand entgegensetzt. Für diesen Zweck würde
auch ein z. B. etwa 8 mm dickes Bodenblech aus Panzerstahl
ausreichen. Der Fachmann kann bei einer bestimmten Stegdicke
für den in der Stauchphase anstehenden Druck für das jeweils
ausgewählte Material der Stege und des Bodenblechs sowie die
geometrische Auslegung des Steggefüges berechnen, wie dick das
Bodenblech im Vergleich zu den Stegen für eine ausreichende
Scherfestigkeit sein sollte, damit die Stege kontinuierlich
gegen das Bodenblech gestaucht werden können. Gegebenenfalls
muß der Fahrzeugboden durch eine weitere Platte verstärkt
werden, wenn z. B. nur ein 2mm dickes Bodenblech vorhanden ist.
Auch ist das Bodenblech des Ausführungsbeispiels ohne weiteres
geeignet, bei Integration der Stege in das Fahrzeuginnere
bezüglich Dicke und Festigkeit die Funktion der äußeren Platte
3 der Fig. 1 zu übernehmen und die von der Blastwelle aus
geübten Kräfte auf das Steggefüge zu übertragen, das in diesem
Fall auf der Innenseite des Bodenblechs aufsitzt und das Bo
denblech gut kontaktiert. Bei der Dimensionierung sind auch
hier das jeweils ausgewählte Material der Stege und des Boden
blechs sowie die geometrische Auslegung des Steggefüges zu
berücksichtigen. Je nach Auslegung des Steggefüges, das die
äußere Platte, hier das Bodenblech, erheblich festigt, kann
die Dicke für diesen Zweck auch verringert werden. Hierzu
schätzt der Fachmann wiederum für die durch das Steggefüge
vorgegebenen Plattenflächen die erforderliche Scherfestigkeit
und die hierfür zugrunde zu legende materialabhängige Dicke
ab.
Für die Biegesteifigkeit, die in der dritten Phase gefordert
ist, gelten ähnliche Betrachtungen für die Abschätzung der
materialabhängigen Dicke der äußeren Platte 3, deren Beitrag
zur gewünschten Biegesteifigkeit der Einheit aus Platte plus
Steggefüge maßgeblich durch die Auslegung des Steggefüges
beeinflußt wird. Hier beachtet der Fachmann bei der Abschät
zung der erforderlichen Dicke, daß die in der Stauchphase auf
die Bodenplatte 3 insgesamt ausgeübten Kräfte auf das Stegge
füge zu übertragen sind. Dazu muß die Scherfestigkeit an den
Stegkanten bzw. die Plattendicke ausreichend groß sein.
Die beschriebene Panzerung bzw. Schutzvorrichtung stellt le
diglich ein im Test als vorteilhaft erwiesenes Ausführungsbei
spiel dar. Bei entsprechender Beachtung der geschilderten, er
findungsgemäßen Auslegungskriterien können andere Materialien
verwendet werden. Hierzu gehören für die Stege Materialien,
die in ausreichendem Maße stauchbar, d. h. plastisch verformbar
sind, wie verstärkte Kunststoffe, Titan oder weichere Stähle.
Die Stegstruktur kann ein anderes Muster bilden. Das Dreiecks
muster des Ausführungsbeispiels bietet eine hohe Biegesteifig
keit in den drei Stegrichtungen und hat gegenüber einem Vier
eckmuster (Quadratmuster bei orthogonalen Stegrichtungen,
andernfalls Rautenmuster) den Vorteil einer höheren Verwin
dungssteifigkeit.
Die Stege können ferner keilförmig ausgebildet werden, um z. B.
eine bestimmte progressive, degressive oder eine neutrale
Kennlinie des Widerstands und der Energieaufnahme beim Stau
chen zu erreichen. Die Bodenplatte 3 und die Stegstruktur kön
nen aus verschiedenem Material hergestellt sein, z. B. die Bo
denplatte aus Panzerstahl, die Stege 2 aus Leichtmetall.
Die Dimensionierung der Stege hängt einerseits von deren Mate
rial ab und andererseits auch von der Auslegung des Steggefü
ges. Es lassen sich für verschiedene Stegmaterialien unter
schiedlicher Stegdicken und -höhen ermitteln, bei denen die
Entlastungswellen sich innerhalb der Steghöhe in der Stegmitte
treffen und so der vollständige Abbau der primären Schockfront
vor Erreichen der Innenseite des Fahrzeugs ermöglicht ist.
Dicke, Form und Material der Stege beeinflussen auch deren
Stauchbarkeit und die Knicklänge der Stege, die erfindungsge
mäß nicht überschritten wird. Der Fachmann sollte bei der Aus
legung des wegen der erforderlichen Steifigkeit zusammenhän
genden Steggefüges darauf achten, daß ausreichend freie Ober
flächen erhalten bleiben, von denen Entlastungswellen für die
erste Funktionsphase der erfindungsgemäßen Vorrichtung ausge
hen können. So sind z. B. säulenartige, dicht nebeneinander
sitzende Stege bei entsprechender Materialauswahl im Hinblick
auf die zweite Funktionsphase der Stauchung von Vorteil, weil
viel Energie absorbiert werden kann, sind jedoch weniger gut
zu einem biegefesten Gefüge aufbaubar, das in der dritten
Funktionsphase wichtig ist, und bieten auch nicht die ge
wünschten freien Oberflächen.
Claims (8)
1. Vorrichtung zum Schutz eines in seinem Bodenbereich mit der
Vorrichtung versehenen Fahrzeugs, insbesondere gepanzerten
Fahrzeugs gegen von unten einwirkende, detonierende Minen,
gekennzeichnet durch eine dem Erdboden zugewandte Platte (3)
und ein zusammenhängendes Gefüge aus Stegen (2), das auf der
Platte (3) sitzt, wobei die Dicke und Festigkeit der Platte
geeignet sind, von der Blastwelle der Detonation auf sie
ausgeübte Kräfte auf die Stege (2) zu übertragen, die bezüg
lich Anordnung, Dimensionierung und Materialbeschaffenheit so
ausgelegt sind, daß einerseits die Steilheit der in sie hin
einlaufenden Schockfront des Blastwellendrucks durch tiefpaß
artige Dämpfung noch innerhalb des Steggefüges bis auf ein
gewünschtes Ausmaß abgebaut wird, und daß sie andererseits
durch den auch nach der primären Schockfront wirksamen Blast
druck unter Energieabsorption gegen eine innenliegende Platte
(1) der Vorrichtung stauchbar sind, wobei anschließend ver
gleichsweise langzeitig anstehende Kräfte durch die Biegestei
figkeit der Struktur aus der dem Erdboden zugewandten Platte
(3), der innenliegenden Platte (1) und dem zwischen den Plat
ten (3, 1) sitzenden Steggefüge auf das ganze Fahrzeug über
tragbar sind.
2. Bodenschutzvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Höhe der Stege (2) so begrenzt ist, daß sie bei Über
lastung lediglich gestaucht werden, jedoch nicht knicken oder
ausbiegen.
3. Bodenschutzvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich das Gefüge aus Stegen (2) über den gesamten Fahrzeug
boden als der innenliegenden Platte (1) der Vorrichtung er
streckt und daß die Stege stoffschlüssig untereinander und
auch mit der Platte (3) zusammengefügt sind, die dem Erdboden
zugewandt ist und die langzeitig anstehenden Kräfte über die
Auflager auf das ganze Fahrzeug überträgt.
4. Bodenschutzvorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stege aus der Platte (3) herausgearbeitet sind oder
mit dieser in einem Stück gegossen sind.
5. Bodenschutzvorrichtung nach einem der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kreuzungsstellen der zum Gefüge verbundenen Stege (2)
so gestaltet sind, daß einerseits der Beitrag des Steggefüges
zur Biegesteifigkeit gewährleistet ist und andererseits freie
Oberflächen auch an den Kreuzungsstellen der Stege vorhanden
sind, von welchen Entlastungswellen ausgehen können, die zum
Abbau der Schockfront führen.
6. Bodenschutzvorrichtung nach einem der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stege keilförmig ausgebildet sind, um in der Stauch
phase eine vorgegebene Kennlinie der Energieabsorption zu ge
währleisten.
7. Bodenschutzvorrichtung nach einem der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gefüge aus Stegen (2) und die damit verbundene dem
Erdboden zugewandte Platte (3) als eine Einheit am Fahrzeugbo
den angebracht ist.
8. Bodenschutzvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gefüge aus Stegen (2) speziell bei der Nachrüstung ei
nes Fahrzeugs von innen auf das Bodenblech des Fahrzeugs ge
setzt ist, wobei das Bodenblech (1) nun die dem Erdboden zuge
wandten Platte ist und die auf der Innenseite des Steggefüges
aufsitzende innenliegende Platte (3) der Vorrichtung mit den
Auflagern des Fahrzeugbodens verbunden ist und die auf ihr zu
montierenden schockgefährdeten Innenkomponenten des Fahrzeugs
trägt.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE1997140103 DE19740103A1 (de) | 1997-09-12 | 1997-09-12 | Bodenschutzvorrichtung für Fahrzeuge gegen Minen |
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DE1997140103 DE19740103A1 (de) | 1997-09-12 | 1997-09-12 | Bodenschutzvorrichtung für Fahrzeuge gegen Minen |
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DE19740103A1 true DE19740103A1 (de) | 1999-03-25 |
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Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
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