DE19739801A1 - Verfahren und Gerätesystem zum automatischen Binden von Dokumenten mittels Ösen - Google Patents

Description

Moderne Print on Demand (POD) Drucksysteme wie sie beispiels­ weise aus der WO95/20185 bekannt sind, enthalten eine elek­ trografische Hochleistungsdruckeinrichtung zum Bedrucken von Endlospapier oder von Einzelblättern sowie eine Nachverarbei­ tungseinrichtung. Die Nachverarbeitungseinrichtung kann eine Blattvereinzelungseinrichtung zum Schneiden, Sortieren und Sammeln des Aufzeichnungsträgers enthalten sowie eine Jobfi­ nishingeinrichtung, in der die Einzelblattjobs zu Dokumenten gebunden oder geheftet werden.

Bei bestimmten Dokumentenarten wie zum Beispiel Versiche­ rungsunterlagen oder sonstigen Verträgen muß sichergestellt sein, daß aus dem fertigen Dokument keine Blätter entnommen werden können, bzw. daß eine unberechtigte Entnahme sichtbar bleibt. Hierzu ist es bei derartigen Dokumenten üblich, deren zu Jobs zusammengefaßte Einzelblätter mit Hilfe einer von Hand betriebenen Ösen-Maschine über Ösen (Hohlnieten) zusam­ menzuheften. Die z. B. von der Firma Constantin Hang GmbH Göp­ pingen/DE oder der Firma Pfeil GmbH Gingen/Fils DE gelie­ ferten Maschinen arbeiten mit einer Art Handpresse und unter Verwendung von Ösen (Hohlnieten) unterschiedlicher Festlänge. Bei einer geänderten Jobdicke muß eine andere Öse eingesetzt werden. Dies entspricht im Prinzip dem Entleeren und Neuauf­ füllen eines Nietenvorratsbehälters.

Elektrografische Hochleistungsdruckeinrichtungen arbeiten in Verbindung mit leistungsfähigen Datenquellen und mit Druck­ geschwindigkeiten von 400 Blatt/Minute oder mehr. Mit ihnen wird eine Folge von Jobs unterschiedlicher Blattzusammenset­ zung und Dicke erzeugt. Diese in der beschriebenen Art über Ösen zu Dokumenten zusammenzufügen ist zeitaufwendig und um­ ständlich und reduziert die Performance einer derartigen Druckeinrichtung erheblich.

Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren und Gerä­ tesystem zum automatischen Binden von Dokumenten unterschied­ lichster Dicke mittels Ösen bereitzustellen.

Ein weiteres Ziel der Erfindung ist es, das Verfahren und das Gerätesystem so auszugestalten, daß es mit einer hohen, an die Druckgeschwindigkeit des Druckwerkes angepaßten Geschwin­ digkeit arbeitet.

Diese Aufgabe wird gemäß den Merkmalen des ersten und siebten Patentanspruchs gelöst.

Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Un­ teransprüchen gekennzeichnet.

Dadurch, daß das Gerätesystem eine Einrichtung zum automati­ schen Binden von Dokumenten unterschiedlichster Dicke mittels Ösen enthält, bei der die Jobdicke erfaßt und die erforderli­ chen Ösen in Abhängigkeit von der Jobhöhe von einem Vorrats­ rohr abgeschnitten werden, können mit dem Gerätesystem mit hoher Geschwindigkeit und ohne Performanceverlust mit Ösen gebundene Dokumente erstellt werden.

Vorteilhafterweise werden die zylindrischen Ösen paarweise auf dem Dokument im Normabstand (z. B. deutscher Standardab­ stand der Lochung von 8 cm, oder entsprechender US-Abstand) von Ordner-Aufnahmeelementen angeordnet, so daß die Dokumente unmittelbar in Ordnern abgelegt werden können.

Gemäß der Erfindung werden die von einem Drucker oder digita­ len Kopierer ausgegeben Einzelblätter jobweise gesammelt und ausgerichtet. Dann wird die Jobdicke gemessen und der Job eventuell gleich gelocht. Danach werden für den ausgemessenen und eventuell schon gelochten Job die Ösen aus einem Vorrats­ rohr (Stangenmaterial oder als Band gewickelt) auf richtige Länge geschnitten, in die vorbereiteten Löcher eingesetzt und die Umformung der Ösenenden vorgenommen. Bei dünnen Jobs ist es auch möglich, mit den noch zylindrischen Ösen die im Pa­ pier benötigten Bohrungen mitzustanzen.

Ausführungsformen der Erfindung sind in den Zeichnungen dar­ gestellt und werden im folgenden näher beschrieben. Es zei­ gen:

Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Gerätesystems zum automatischen Binden von Dokumenten mittels Ösen,

Fig. 2 bis Fig. 7 eine schematische Darstellung des Ösen- Abschneidevorganges, des Einbringens der Ösen in die Aufnah­ mebohrungen und der Ausbildung eines Schließkopfes an den Ösenenden und

Fig. 8 eine schematische Schnittdarstellung des gebundenen Dokuments im Bereich der Ösen.

Das in der Fig. 1 dargestellte Gerätesystems zum automati­ schen Binden von Dokumenten mittels Ösen enthält als Druck­ werk eine elektrografische Hochleistungsdruckeinrichtung 10, wie sie aus der WO95/20185 bekannt ist. Der Inhalt dieser Schrift ist dabei Teil der Offenbarung dieser Anmeldung. Dieses Druckwerk 10 liefert bedruckte Einzelblätter 11, die in einer Station 1 in ein übliches Stapelfach 13 geleitet und dort mittels eines Paddels oder Reibrades 12 an einem rechten Winkel des Stapelfaches 13 ausgerichtet werden. Es können als Zwischenspeicher auch mehrere solche Stapelfächer angeordnet sein, die vor der eigentlichen Nachverarbeitung die einzelnen Jobs aufnehmen und zwischenspeichern. Ist der zu einem Doku­ ment gehörende Job (Einzelblattstapel) vollständig aufgebaut, wird er mit den üblichen Transportmitteln (motorisch ange­ triebene Transportrollen etc.) zur Station 2 weitergeleitet. Dort wird der ausgerichtete Job mittels eines Sensors 14 in seiner Dicke gemessen. Als Sensor 14 kann dabei ein üblicher Auflichtsensor dienen oder es ist auch möglich, die Dicke über eine Blattzähleinrichtung und gegebenenfalls eine Pa­ pierartenerkennung im Druckwerk jobabhängig zu erfassen. Dies ist dann möglich wenn die Dicke der Einzelblätter 11 für den Job bekannt ist.

Die vom Sensor 14 gemessene Jobdicke wird an die Station 3 weitergemeldet und dort zur Ermittlung der erforderlichen Ösenlänge verwendet. Die Station 2 enthält weiterhin eine üb­ liche Papierbohreinrichtung 15 mit zwei im Normabstand von Ordner-Aufnahmeelementen angeordneten Bohrern. Dieser Abstand ist in Abhängigkeit von der gewählten Norm variabel einstell­ bar. Über die Papierbohreinrichtung 15 werden dann in einem vorgesehenen und auswählbaren Aufnahmebereich des Jobs in den Job Durchgangsbohrungen zur Aufnahme von zylindrischen Ösen 17 gebohrt. Danach wird der Job in die Station 3 weitertrans­ portiert.

Die Station 3 enthält eine später, im Zusammenhang mit den Fig. 2 bis 7 beschriebene Schneideeinrichtung, die in Ab­ hängigkeit von der vom Sensor 14 ermittelten Jobdicke aus ei­ nem Rohrvorrat 16 Ösen 17 entsprechender Länge abschneidet und über eine Positioniereinrichtung in die Durchgangsbohrun­ gen des Jobs einsetzt. Als Ösen 17 kommen entsprechend der Darstellung der Fig. 8 zylindrische Ösen aus Aluminium oder Messing zum Einsatz mit einer Durchgangsöffnung 20 zur Auf­ nahme von Halteelementen von Ordnern oder dergleichen. Danach werden über bewegliche, im Weg einstellbare Stempel 18 die Ösen 17 zusammengepreßt und so im Wege der Kaltverformung an den Enden der Ösen 17 Schließköpfe 21 mit umgestülptem Rand gebildet, aus denen sich das einzelne Blatt 11 des Dokuments nicht mehr problemlos entfernen läßt. Das fertige Dokument kann nun ablegefertig aus der Station 3 entnommen werden.

Wie bereits vorstehend beschrieben, enthält die Station 3 ei­ ne in den Fig. 2 bis 7 näher dargestellte Abschneide- und Positioniereinrichtung. Diese enthält eine Schneideeinrich­ tung 22 (Fig. 2) mit einer verschwenkbaren, höhengesteuerten Schneide, die motorisch in den Bereich des auf einer Positio­ nierplatte 23 der Positioniereinrichtung aufliegenden Rohr­ vorrates 16 bringbar ist (Fig. 3) und dort die Ösen mit ent­ sprechender Länge abschneidet. Danach werden die Ösen 17 über die motorisch gesteuerte Positionierplatte 23 (Fig. 3 und 4) in die Durchgangsbohrungen eingesetzt und über die beweg­ lichen Stempel 18 entsprechend den Fig. 5 bis 7 zusammen­ gepreßt und so die Schließköpfe 21 an den Ösenenden gebildet.

Gesteuert wird die Einrichtung (Stationen 1 bis 3) über die Steuerung 19 des elektrografischen Druckwerkes 10, die über entsprechende Steuerungsleitungen mit den Stationen 1 bis 3 in Verbindung steht. Es ist jedoch auch möglich, eine separa­ te mikroprozessorgesteuerte Steuerung für die Einrichtung vorzusehen, die über entsprechende Datenleitungen mit dem Druckwerk 10 kommuniziert.

Der Begriff "Ösen" umfaßt längliche Verbindungselemente in der Art von Nieten und zwar sowohl Hohlnieten als auch Massi­ vnieten aus Metall oder Kunststoff.

Claims (12)

1. Verfahren zum automatischen Binden von Dokumenten mittels Ösen (17) mit folgenden Merkmalen:

• - Erzeugen eines Jobs aus bedruckten und/oder unbedruckten Einzelblättern (11) über ein Druck- oder Kopiergerät (10),
• - Erfassen der Jobhöhe,
• - Abschneiden der Ösen (17) in Abhängigkeit von der Jobhöhe von einem Vorrat (16),
• - Einbringen der Ösen (17) in entsprechende Aufnahmebereiche des Jobs derart, daß die Ösen den Job durchdringen und
• - Heften des Jobs durch Verformung der Ösen (17).

2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei vor dem Einbringen der Ösen (17) in die Aufnahmebereiche der Jobs Bohrungen für die Ösen eingebracht werden.

3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei beim Einbringen der Ösen in die Aufnahmebereiche die Ösen den Job durchstanzen.

4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Ösen (17) Durchgangsöffnungen (20) zur Aufnahme von Halteelementen von Ordnern oder dergleichen aufweisen.

5. Verfahren nach Anspruch 4 mit mindestens zwei im Normab­ stand von Halteelementen von Ordnern oder dergleichen ange­ ordneten Ösen (17).

6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei bei der Kaltverformung im Bereich der beiden Ösenenden jeweils ein unlösbarer Schließkopf (21) erzeugt wird.

7. Druck- oder Kopiergerätesystem mit einer Einrichtung zum automatischen Binden von Dokumenten mittels Ösen (17) mit folgenden Merkmalen:

• - einem Druck- oder Kopiergerät (10) zum Erzeugen eines Jobs aus bedruckten und/oder unbedruckten Einzelblättern (11) unter Verwendung einer den Job ausrichtenden Ausrichteinrich­ tung (13),
• - einer die Jobhöhe erfassenden Messeinrichtung (14),
• - einer die Ösen (17) in Abhängigkeit von der Jobhöhe von ei­ nem Vorrat (16) abschneidenden Abschneideeinrichtung (22),
• - einer die Ösen (17) in entsprechende Aufnahmebereiche des Jobs derart positionierende Positioniereinrichtung (23), daß die Ösen den Job durchdringen und
• - einer den Job durch Verformung der Ösen heftenden Heftein­ richtung (18), wobei die Steuerung des Systems über das Druck- oder Kopiergerät und/oder eine gesonderte Einrich­ tungssteuerung (19) erfolgt.

8. Druck- oder Kopiergerätesystem nach Anspruch 7 mit einer Aufnahmebohrungen für die Ösen erzeugenden Bohreinrichtung (15).

9. Druck- oder Kopiergerätesystem nach einem der Ansprüche 7 oder 8, wobei die Hefteinrichtung mindestens einen Stempel (18) aufweist, über den im Bereich der Ösenenden jeweils ein unlösbarer Schließkopf (21) erzeugt wird.

10. Druck- oder Kopiergerätesystem nach einem der Ansprüche 7 bis 9, wobei die Ösen (17) zylindrisch ausgebildet sind.

11. Druck- oder Kopiergerätesystem nach einem der Ansprüche 7 bis 10 mit einer elektrografischen Einzelblattdruckeinrich­ tung (10).

12. Druck- oder Kopiergerätesystem nach einem der Ansprüche 7 bis 10 mit einer elektrografischen Endlosdruckeinrichtung (110) mit nachgeschalteter Blattvereinzelungseinrichtung.