DE19727687A1 - Inhalator - Google Patents
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Description
Ein Aerosol ist ein disperses System. Es besteht aus einem gasförmigen Dispersionsmittel
(Kontinuum) und den Teilchen als die darin dispergierte feste oder flüssige Phase. Bei flüssigen
Teilchen spricht man von einem Nebel, bei Feststoffteilchen von Staub (Schwebstaub). In der
englischen Sprache wird noch nach der Entstehung der Nebelelemente unterschieden: "fog" ist
der meteorologische Nebel, "mist" oder "spray" der durch Zerstäubung einer Flüssigkeit
künstlich erzeugte Nebel.
Der Kunstbegriff "Aerosol" wurde 1920 von dem deutschen Meteorologen August SCHMAUSS
geprägt, der ihn in Analogie zum damals bereits bekannten Begriff "Hydrosol" (geprägt durch
Thomas GRAHAM, Begründer der Kolloidchemie) bildete.
Aerosole sind diskret-disperse Systeme, d. h. die Teilchen sind eindeutig gegeneinander
abgegrenzte Individuen mit unterscheidbarer Einlagerung in der kontinuierlichen Phase (Luft,
oder allgemein Gas). In dieser Form können Aerosole durch einige wenige elementare
Merkmale gekennzeichnet werden.
Nachfolgend werden speziell die Eigenschaften von flüssigen Aerosolteilchen (Sprays)
beschrieben. Das einzelne, individuelle Teilchen/Tröpfchen wird durch die folgenden 3
Merkmale beschrieben:
- 1. Form:
Tröpfchen sind infolge der Oberflächenspannung immer kugelförmig - 2. Größe:
Kugeldurchmesser - 3. Substanz:
Die Tröpfchensubstanz (Substanz = Material = Stoff) wird gekennzeichnet durch die physikalischen, chemischen hygienischen, pharmazeutischen Eigenschaften, z. B. Massendichte, Oberflächen spannung, Brennbarkeit, usw.
Die Beschreibung eines Aerosols als Ansammlung vieler Teilchen (Teilchenkollektiv) wird
durch 2 weitere Merkmale ergänzt:
- 4. Konzentration:
Häufig benutzt: Anzahlkonzentration, d. h. Anzahl der Tröpfchen pro Volumeneinheit, z. B. 1/cm3 oder 1/m3, 1/ft3. - 5. Partikelgrößenverteilung:
Ein Spray mit Tröpfchen gleicher Größe nennt man monodispers, andernfalls polydispers.
Zur vollständigen Beschreibung eines Aerosols benötigt man ferner die
- 6. Materialeigenschaften des Dispersionsmittels:
Die Kenntnis der stofflichen Eigenschaften des Kontinuums ist erforderlich, weil damit die Wechselwirkungen zwischen den individuellen Tröpfchen und dem Gas/der Luft beschrieben werden können: Transport, Verdunstung, Oxidation, usw.
Nach ROSS [1] wird einem Aerosol dann eine pharmazeutische Bedeutung zugesprochen, wenn
die Substanz (3. Merkmal in Pkt. 1.1) ein Arzneimittel ist.
Besondere Bedeutung hat die Applikation von Wirkstoffen in den Atmungstrakt (Inhalation).
Hierzu ist es erforderlich, genaue Kenntnisse über die Eindringtiefe der inhalierten Teilchen in
Abhängigkeit von ihrer Größe zu haben.
In der Literatur [1-4] findet man die folgenden Angaben:
Nasen- und Rachenraum | < 30 µm |
Luftröhre (Trachea) | 20 . . . 30 µm |
Bronchien und Bronchiolen | 10 . . . 20 µm |
terminale Bronchiolen | 3 . . . 10 µm |
Alveolarkanäle und Alveolen | < 3 µm |
Die Literaturwerte über die Partikelretention in der Lunge schwanken sehr stark. Es wäre eine
umfassende Literaturrecherche erforderlich, um einen Vergleich der verschiedenen Modelle
anstellen zu können (z. B. Task Group on Lung Dynamics, American Conference of
Governmental Industrial Hygienists).
Als eine besonders wirksame, patientengerechte und einfache Applikation von Wirkstoffen
wird die Druckgaszerstäubung von Lösungen, Suspensionen oder Emulsionen angesehen. Die
am häufigsten benutzten Treibgase wie R11, 12 und 114 sind hygienisch unbedenklich und z. B.
in der National Formulary der USP XXII beschrieben.
Die oben genannten Treibgase haben aber den großen Nachteil, daß sie als FCKW's zum
"Ozone Depletion" und "Global Warming" beitragen und ihre Verwendung deshalb verboten
wird bzw. bereits verboten ist. Alternative Treibgase besitzen spezifische Nachteile:
Brennbarkeit, chemische Reaktion mit dem Wirkstoff- usw.
ROSS [1] beschreibt noch einen weiteren Nachteil bei der Verwendung von
Druckgasaerosolen:
vielfach gelingt es dem Patienten nicht, den Sprühstoß mit seinem Einatmen so zu koordinieren, daß eine für die Wirkung ausreichende Menge der Wirkstoffteilchen inhaliert wird.
vielfach gelingt es dem Patienten nicht, den Sprühstoß mit seinem Einatmen so zu koordinieren, daß eine für die Wirkung ausreichende Menge der Wirkstoffteilchen inhaliert wird.
Hier wird das wichtige Problem der Dosierungssicherheit angesprochen.
Die vorgenannten Nachteile der bisherigen Inhalationsapparate, die Treibgase zur
Aerosolerzeugung benötigen, lassen es wünschenswert erscheinen, über ein Inhalationssystem
zu verfügen, welches kein Treibgas zur Aerolisierung benötigt und eine genaue Dosierung
ermöglicht.
Das neue Inhalationssystem müßte u. a. folgende Anforderungen erfüllen:
- 1. Ersatz der Treibgaszerstäubung durch andere Methoden
- 2. Genaue Mengendosierung
- 3. Einstellbare Tröpfchengröße je nach Applikationsort im Atmungstrakt
- 4. Speicherung aller Parameterdaten während der Inhalation.
Weitere Anforderungen wie Preis, Gewicht. Größe, Material, usw. müßten noch erarbeitet
werden. Im folgenden Abschnitt soll eine mögliche Lösung als eine erste Idee beschrieben
werden.
- 1. ROSS, G.: Aerosole und Pumpenaerosole, Kapitel 18, S. 673-689, in Pharmazeutische Technologie, herausgeg. von SUCKER, Heinz; FUCHS, Peter und SPEISER, Peter; Georg-Thieme Verlag, Stuttgart, 1991
- 2. BAUER, Kurt H.; FRÖMMING, Karl-Heinz; FÜHRER, Claus: Pharmazeutische Technologie, 4. durchgesehene Auflage, Georg-Thieme Verlag, Stuttgart, 1993, darin Kapitel 11: Inhalationen, Aerosole, S. 246-252
- 3. VOIGT, Rudolf: Pharmazeutische Technologie für Studium und Beruf, 7. überarb. Auflage, Verlag Ullstein Mosby, Berlin, 1993, darin Kapitel 22: Aerosole/Inhalate, S. 515-524
- 4. MUTSCHLER, Ernst: Arzneimittelwirkungen; Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie, 6. völlig neubearb. und erweiterte Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 1991, darin Teil B, Kapitel 4: Respirationstrakt, S. 449-462.
Ein intelligenter Inhalator ohne Treibgas würde aus den folgenden Bauteilen bestehen:
- 1. Inspirationsluftkanal
- 2. Aerosolgenerator
- 3. Netz- und Steuerteil
In der Prinzipskizze auf Seite 11 sind die Bauteile/-elemente dargestellt.
Der Inspirationsluftkanal besteht aus einem Kunststoffrohr mit aufsetzbarem Mundstück, durch
das der Patient die normale Raumluft ansaugt.
Am Eintritt des Inspirationsluftkanals befindet sich ein Schwebstoffilter (Sterilfilter), das den
Schwebstaub der Raumluft vollständig herausfiltriert. Die Qualität des Sterilfilters sollte H14
nach DIN EN 1822-1 betragen. Das Schwebstoffilter/Sterilfilter wird als einschraubbares
Ersatzteil ausgebildet und soll verhindern, daß Schwebstaub aus der Umgebungsluft während
des Inhalationsvorganges in den Respirationstrakt des Patienten gelangt.
Nach dem Schwebstoffilter kann gegebenenfalls eine Befeuchtungs- und Nachheizeinrichtung
eingesetzt werden, um das Austrocknen der Mundhöhle zu verhindern bzw. zu verringern.
Nach diesen Einrichtungen muß gegebenenfalls ein Rückschlagventil bzw. eine
Rückschlagklappe eingebaut werden, um zu verhindern daß bei falscher Atmung (Expiration)
das Aerosol in die vorgenannten Bauelemente gelangt.
Nach dem Rückschlagventil befindet sich die Aerosolverteilnadel, aus der die Tröpfchen der
flüssigen Arzneiform ausgestoßen werden. Die Tröpfchen besitzen wegen ihrer Kleinheit eine
nur sehr geringe Eigenträgheit und folgen der Luftströmung während des Einatmungstaktes
nahezu sofort. Das Rückschlagventil dient gleichzeitig als Schaltelement, mit dem die
Aerosolerzeugung gesteuert wird (An/Aus-Steuerung).
Über das Mundstück gelangt die sterilfiltrierte, gegebenenfalls befeuchtete und erwärmte Luft
angereichert mit dem Wirkstoff-Aerosol in den Respirationstrakt.
Die Bauelemente im Inspirationsluftkanal müssen so gestaltet werden, daß sie bei der
Einatmung einen nur geringen Strömungswiderstand erzeugen.
Das Wirkstoff-Aerosol wird nach dem Prinzip "Vibrating-Needle-Aerosol-Generator" erzeugt,
das nachfolgend beschrieben wird.
Eine Fertigspritze (VIS-Erzeugnis) wird in das Aerosolgenerator-Fach des Inhalators
eingesetzt, wobei die Fingerauflage der Spritze als Festpunkt dient. Die Fertigspritze enthält
den aufgezogenen Wirkstoff in flüssiger Form (Lösung, Suspension oder Emulsion) und
besteht - maschinenbaulich gesehen - aus einem Zylinder-Kolben-System.
Die Kanüle oder Nadel der Fertigspritze wird durch einen Schwingquarz gesteckt und ragt
dann in den Inspirationsluftkanal hinein. Nun wird der Kolben über die Kolbenstange vermittels
einer Schubstange in den Zylinder eingedrückt. Die Schubstange ist gekoppelt mit einem
Schrittmotor, der die Schubkraft erzeugt.
Auf dem Schrittmotor wird ein kleines Getriebe gesteckt, mit dem die erforderliche, sehr
geringe Schubgeschwindigkeit im µm/s-Bereich erzeugt wird.
Durch die gleichförmige Absenkung des Kolbens wird die Flüssigkeit aus der Spritze
verdrängt, d. h. es wird das Fluidvolumen V in der Zeit t über die Nadel herausgespritzt. Der so
entstehende Volumenstrom
ist gleich dem Produkt aus Spritzenquerschnitt AS und
Schubgeschwindigkeit u:
wobei DS = innerer Durchmesser der Spritze.
Der aus der Nadel herausschießende Flüssigkeitsstrahl würde erst nach einer gewissen Strecke
von der Größenordnung 1 dm in Tröpfchen zerfallen. Es kommt also darauf an, den
Strahlzerfall gezielt zu beschleunigen. Dazu dient der Schwingquarz.
Die Schwingung des Quarzes wird durch den umgekehrten piezoelektrischen Effekt erzeugt.
Der piezoelektrische Effekt besteht in der Erzeugung von Ladung bei mechanischer Belastung
gewisser Kristalle wie z. B. Quarz in bestimmten Richtungen zu den Kristallachsen. Durch die
mechanische Belastung des Kristalls verschieben sich die Atome gegeneinander. Damit sind
dielektrische Verschiebungen verbunden, welche eine meßbare freie Oberflächenladung
erzeugen.
Der piezoelektrische Effekt ist umkehrbar, d. h. legt man eine Ladung an den Kristall an, dann
dehnt er sich aus oder zieht sich zusammen, je nach Ladungspolarität.
Legt man nun hochfrequente Wechselladung/-strom an, fängt der Kristall an zu schwingen.
Die Schwingung des Schwingquarzes wird nun auf die Nadel übertragen (Vibrating-Needle).
Dadurch wird der aus der Nadel schießende Flüssigkeitsstrahl periodisch eingeschnürt und in
Tröpfchen von nahezu gleicher Größe zerlegt (monodisperses Aerosol). Der Tröpfchen
anzahlstrom , d. h. die pro Zeiteinheit erzeugte Anzahl von Tröpfchen, ist gleich der
Frequenz f der Kristallschwingung:
= f (2)
Damit kann die folgende Gleichung zur Abschätzung der Tröpfchengröße DT aufgestellt
werden:
bzw. umgestellt nach DT:
Der Innendurchmesser der Spritze sei DS = 6 mm = 6.10-3 m und die Vorschubgeschwin
digkeit des Kolbens betrage u = 1 µm/s = 10-6m/s.
Wenn die Schwingungsfrequenz des Schwingquarzes auf f = 100 kHz = 100.000 l/s eingestellt
wird, erhält man eine Tröpfchengröße von
Der Luftvolumenstrom L während der Inspirationsphase (in dem die Tröpfchen dispergiert
werden) kann bei normaler Atmung mit 16 Atemzügen pro Minute und einem Atemzug
volumen von ca. 1,5 L wie folgt abgeschätzt werden:
Damit kann die Tröpfchenanzahlkonzentration der Einatmungsluft abgeschätzt werden:
Die Gleichungen sollen verdeutlichen, daß mit der "Vibrating-Needle"-Methode die
Tröpfchengröße der Wirkstoff-Flüssigkeit variiert und auf den gewünschten Applikationsort im
Respirationstrakt (Bronchien, Bronchiolen, Alveolen) eingestellt werden kann.
Das Netzteil sollte aus einer wiederaufladbaren Batterie bestehen, deren Größe und Leistung
noch bestimmt werden müssen, und den dafür erforderlichen Netzstecker zum Anschluß an das
230 V-Wechselstromnetz.
Gegebenenfalls sollte ein Anschluß für die Pkw-Batterie vorgesehen werden (Steckverbindung
über den Zigarettenanzünder).
Die Steuerungsplatinen enthalten die Logik des Inhalators, z. B.
- - Überwachung der Batterieladung bzw. des Ladevorgangs
- - Steuerung des Schrittmotors und der Vorschubgeschwindigkeit des Spritzenkolbens (Mengenkontrolle)
- - Erzeugen des hochfrequenten Wechselstromes und der Steuerung der Tröpfchengröße
- - Wechselwirkung mit der Arzt/Patient-Tastatur, Datenein- bzw. -ausgabe, Datenspeicherung usw.
Claims (1)
- Inhaltator bestehend aus einem Einatmungs rohr, einem Spritzensystem, das die Wirkstoffe/Arzneimittel in das Einatmungs rohr einspritzt, wobei ein Schwingquarz auf die Nadel des Spritzensystems wirkt und die Wirkstoffe/Arzneimittel zerstäubt wobei eine Antriebseinrichtung (Spritzenpumpe) den Kolben des Spritzensystems gesteuert bewegt, wodurch Tröpfchengröße und Tröpf chenkonzentration einstellbar sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997127687 DE19727687A1 (de) | 1997-06-20 | 1997-06-20 | Inhalator |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997127687 DE19727687A1 (de) | 1997-06-20 | 1997-06-20 | Inhalator |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19727687A1 true DE19727687A1 (de) | 1999-01-07 |
Family
ID=7834044
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997127687 Withdrawn DE19727687A1 (de) | 1997-06-20 | 1997-06-20 | Inhalator |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19727687A1 (de) |
Cited By (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19821552C1 (de) * | 1998-05-14 | 2000-05-04 | Topas Gmbh | Aerosolgenerator |
DE29920790U1 (de) | 1999-11-16 | 2000-05-18 | VWP Maschinenbau und Service GmbH, 03246 Crinitz | Einrichtung zum Vernebeln von Reagenzien zur inneren Applikation dieser Reagenzien |
WO2002030539A2 (de) * | 2000-10-09 | 2002-04-18 | Siemens Aktiengesellschaft | Vorrichtung zum kontinuierlichen verdampfen kleiner mengen einer flüssigkeit |
EP1313522A2 (de) * | 2000-08-29 | 2003-05-28 | SensorMedics Corporation | Vorrichtung zur pulmonaren medikamentenverabreichung |
US7025058B2 (en) | 2001-04-26 | 2006-04-11 | New England Pharmaceuticals, Inc. | Metered dose delivery device for liquid and powder agents |
-
1997
- 1997-06-20 DE DE1997127687 patent/DE19727687A1/de not_active Withdrawn
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WO2002030539A3 (de) * | 2000-10-09 | 2002-08-01 | Siemens Ag | Vorrichtung zum kontinuierlichen verdampfen kleiner mengen einer flüssigkeit |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |