Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Holzwerkstoffplatten nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine Anlage zur Durchführung des
Verfahrens nach Anspruch 5.
Bei diesem Verfahren geht es um die wahlweise Herstellung von strukturierten
Oberflächen auf Holzwerkstoffplatten - vorzugsweise OSB (oriented stranded
boards) Platten - die mit Ein- oder Mehretagenpressen oder mit kontinuierlich
arbeitenden Pressen hergestellt werden. Bekannt ist die Anwendung von
strukturierten Oberflächen bei OSB-Platten, wobei eine einseitige Strukturierung
bevorzugt wird um bessere Hafteigenschaften (zum Beispiel beim "Roof
Sheeting"), wie sie vornehmlich im Fertighausbau benötigt werden, zu erlangen.
Dabei werden OSB-Platten mit einer einseitigen Strukturierung auf Ein- oder
Mehretagenpressen dadurch hergestellt, daß die Schnitzel auf
Metallgewebematten oder gelochten Transportblechen gestreut werden. Die
Metallgewebematten entsprechen der geometrischen Größe der jeweiligen Preß-
/Heizplatte der Ein- oder Mehretagenpresse. Ein Metallgewebeband bzw.
gelochtes Transportblech hat bei einem Ein- oder Mehretagensystem zwei
Funktionen:
Zum einen wird mit dem Metallgewebeband das Preßgut in die jeweilige Etage
zwischen den Preßheizplatten der Mehretagenpresse hineintransportiert und
auch wieder als fertige Holzwerkstoffplatte herausgefahren und
zum anderen wird beispielsweise durch die Gewebestruktur dieses
Metallgewebebandes (Transportmatte) die Strukturierung während des
Preßvorganges auf der OSB-Plattenoberfläche erzeugt, wobei gleichzeitig die
Plastizität des erwärmten Holzwerkstoffes genutzt wird, welche sich durch die
Verdampfung der mit dem Preßgut eingebrachten Feuchte selbsttätig ergibt.
Bekannt ist die Oberflächenstrukturierung für Holzwerkstoffplatten auch mit einer
kontinuierlich arbeitenden Presse nach DE 43 33 614 A1, in der ein
Metallgewebeband um die untere Preß-/Heizplatte umlaufend geführt ist und wie
bei der Anwendung in Etagenpressen, als Transport- und Strukturband benutzt
wird. Neben den aufgezeigten Vorteilen einer Vorwärmstrecke wird dabei eine
Strukturierung der Holzwerkstoffplatte während des kontinuierlichen
Preßvorganges erzeugt, wobei die Plastizität der Holzwerkstoffplatte während des
Preßvorganges in gleicher Weise erhalten bleibt.
Nachteilig bei beiden Anwendungsfällen ist, daß durch die Kombination der zwei
Funktionen Transport und gleichzeitige Strukturierung die wahlweise Verpressung
mit beidseitig glatten Oberflächen nur mit erheblichem Aufwand durch Umrüstung
der Beschickvorrichtungen möglich ist, das heißt, daß bei Etagen- bzw.
Mehretagenpressen anstelle von Metallgewebebändern glatte Bleche eingesetzt
werden müssen und bei kontinuierlich arbeitenden Presse das unendlich
umlaufende Metallgewebeband durch ein glattes Band ersetzt werden müßte
oder, unter Verzicht auf ein solches umlaufendes Transportband, die Übergabe
des Preßgutes direkt in die Presse durch Übergabebänder erfolgt. Solche
Umrüstungen sind aus diesen Gründen wirtschaftlich nicht durchzuführen. Auch
setzen moderne Unternehmen sehr auf eine Just-In-Time Produktion, so daß
lange Ruhezeiten zwischen der wahlweisen Herstellung von Holzwerkstoffplatten
mit glatter Oberfläche oder ein- oder beidseitiger Strukturierung nicht gewünscht
sind. Die Alternativlösung, nachträglich auf die fertigen ausgekühlten
Holzwerkstoffplatten Strukturierungen aufzubringen, führen jedoch zur
Verminderung der Biegefestigkeit der Platte und des Haftvermögens auf diesen
strukturieren Oberflächen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zur Lösung des oben
aufgezeigten Problems anzugeben, mit dem Holzwerkstoffplatten wahlweise mit
glatter und strukturierter Oberfläche ohne Unterbrechung der Produktion
hergestellt werden können, wobei die mechanischen Festigkeitseigenschaften der
Platten und das Haftvermögen auf der strukturierten Seite nicht eingeschränkt
werden und eine Anlage zur Durchführung dieses Verfahrens zu schaffen.
Die Lösung dieser Aufgabe ist im kennzeichnenden Teil der Ansprüche 1, 2 und 3
für das Verfahren und im Anspruch 5 für die Anlage angegeben.
Nach Anspruch 1 besteht die Lösung darin, daß die gerade fertiggestellte, aus
dem Preßvorgang freigegebene Holzwerkstoffplatte einem ein- oder beidseitigem
Strukturierungsvorgang unterzogen wird. Nach Anspruch 2 besteht die Lösung
darin, daß die gerade fertiggestellte, aus dem Preßvorgang freigegebene
Holzwerkstoffplatte an einer oder an beiden Oberflächen mit Wasser besprüht,
anschließend eine Bedampfungsstrecke durchläuft und nachfolgend einem
Strukturierungsvorgang unterzogen wird.
Und nach Anspruch 3 besteht die Lösung darin, daß die gerade fertiggestellte,
aus dem Preßvorgang freigegebene Holzwerkstoffplatte an einer oder an beiden
Oberflächen mit Wasser besprüht, anschließend eine beheizte
Bedampfungsstrecke durchläuft und nachfolgend einem Strukturierungsvorgang
unterzogen wird.
Der Vorteil des Verfahrens gemäß der Erfindung ist, daß sowohl bei
taktgebundenen Mehr- und Einetagenpressen, als auch bei einer kontinuierlich
arbeitenden Presse, unmittelbar am Auslauf ein Strukturierungsprozeß folgt, der
für die Produktion von strukturierten Oberflächen wahlweise zugeschaltet werden
kann, mit dem Ergebnis, daß die noch gespeicherte Wärme in der frisch
gepreßten Holzwerkstoffplatte mit der erhöhten Plastizität genutzt werden kann,
bevor die Holzwerkstoffplatte einer Kühlung und Nachtrocknung (Lagerung)
zugeführt wird.
Für die Anlage gemäß der Erfindung bedeutet das die unmittelbare Anordnung
des Strukturierungs-Walzenstuhls am Auslauf einer kontinuierlich arbeitenden
Presse und die Anlage nutzt damit die noch in der Holzwerkstoffplatte
akkumulierte Wärme und erhöhte Feuchte im Kern der Holzwerkstoffplatte. So ist
zum Beispiel die Kerntemperatur in der Mitte der Holzwerkstoffplatte etwas unter
120° Celsius und an der Oberfläche mehr als 150° Celsius, wobei der
Feuchtegrad der Platte im Kern circa 1% bis 2% höher liegt als nach der
Nachtrocknungs- und Kühlstrecke und das bedeutet, die Platte besitzt noch eine
ausreichende Plastizität für den Strukturierungsprozeß.
Bei einigen Verfahren und Fertigungsprozessen kommt die Holzwerkstoffplatte
nicht mit ausreichender Temperatur aus der Presse, um eine optimale
Strukturierung zu erzielen. Dieser Nachteil kann gemäß einer zweiten und dritten
Lösung dadurch kompensiert werden, daß den Oberflächen der
Holzwerkstoffplatte vor dem Strukturierungsvorgang eine Wasserbesprühung
vorgeschaltet ist und durch eine anschließende, bei Bedarf beheizte,
Bedampfungsstrecke, die aufgebrachte Feuchte verdampft wird, so daß sich eine
ausreichende Plastizität an den zu strukturierenden Oberflächen einstellt. Als
Heizung für die Bedampfungsstrecke können vorzugsweise Strahlungssysteme
wie Mikrowellen- oder Infrarot-Heizungen zur Anwendung kommen.
Durch die Nutzung der Verfahrensparameter kommen erfindungsgemäß in
vorteilhafter Weise folgende Anlagen zur Anwendung:
In unmittelbarer Nähe des Plattenauslaufes, zum Beispiel aus einer kontinuierlich
arbeitenden Presse, ist ein Strukturierungs-Walzenstuhl allein angeordnet, wenn
die Plastizität der Deckschichten für eine Strukturierung reicht oder in einem
zweiten Ausführungsbeispiel kommt im kontinuierlichen Ablauf quer über die
vorgesehene Strukturfläche der Holzwerkstoffplatte zusätzlich eine
Wassersprüheinrichtung zum Einsatz und unmittelbar danach ist eine
Dampfhaube angeordnet, weil das aufgesprühte Wasser aufgrund der noch
vorhandenen oder eingebrachten hohen Oberflächentemperatur von circa 150°
Celsius sofort verdampft. Für die dritte Lösung der Aufgabe, ist die Dampfhaube
zusätzlich mit einer Heizung ausgestattet, für die eine Mikrowellen- oder
Infrarotheizeinrichtung zur Anwendung kommt. Hinter der Dampfhaube kommt
dann der Strukturierungs-Walzenstuhl zum Einsatz mit dem Ergebnis, daß
aufgrund der erhöhten Plastizität die Struktur auf der Strukturwalze in gleicher
Weise wie das Metallgewebeband gemäß dem Stand der Technik ausgebildet
werden kann mit dem Vorteil, daß die Oberflächenstruktur die gleichen
Hafteigenschaften aufweist, wie nach dem Stand der Technik herstellbar, ohne
daß die Biegefestigkeit im Vergleich zu einem kalten Strukturierungsprozeß
eingeschränkt wird.
Folgende weiteren Vorteile sind anlagen- und vorrichtungsgemäß gegeben:
Analog dem Stand der Technik, wo Metallgewebebänder und Lochbleche zur
Herstellung einer strukturierten Oberfläche während des Preßvorganges zum
Einsatz kommen, können durch Austausch der Strukturwalze beliebige
Oberflächenstrukturen entsprechend den gewünschten Hafteigenschaften bzw.
gewünschten Verbindungstechnik für die später aufzubringende Oberfläche
eingesetzt werden, zum Beispiel gezielte Noppenstruktur, um eine Knüpftechnik
anzuwenden und je nach Gebrauchsanforderung können in Streifenanordnung
glatte Flächen und daneben Strukturflächen in Transportrichtung mittels einer
Strukturwalze hergestellt werden. Falls notwendig kann bei vorgesehener
einseitiger Oberflächenstrukturierung der Holzwerkstoffplatte in vorteilhafter
Weise hinter dem Strukturierung-Walzenstuhl eine Nachtrocknungsstrecke
vorgesehen werden, um einen eventuell auftretenden einseitigen Verzug der
Holzwerkstoffplatte gezielt entgegensteuern zu können. Physikalisch kann hierfür
gleichfalls eine Strahlung wie Mikrowelle oder auch Heißluft zur Anwendung
kommen.
Aufgrund des Anwendermarktes (Fertighausbau) war es bisher üblich, die zur
Anwendung kommende OSB-Platte mit strukturierten Oberflächen zu versehen.
Für bestimmte Marktnischen kann auch die Verwendung solcher strukturierter
Oberflächen für Span- und MDF-Platten zur Anwendung kommen, und zwar bei
der Spanplatte für den Fertighausbau und bei MDF-Platten mit Rücksicht auf
künstlerisch gestaltete Designoberflächen. Dadurch öffnet sich für die
Strukturierungs-Verfahrenstechnik gemäß der Erfindung ein völlig neuer
Anwendermarkt.
Anhand der Zeichnung werden weitere zweckmäßige Ausgestaltungen der
Erfindung näher beschrieben, die auch in den Unteransprüchen angegeben sind.
In der Zeichnung ist die erfindungsgemäße Anlage zur Durchführung des
Verfahrens nach der Erfindung mit einer kontinuierlich arbeitenden Presse 10 als
für die Erläuterung gewählten Presse dargestellt. Die gerade aus der
kontinuierlich arbeitenden Presse 10 kommende, fertiggestellte
Holzwerkstoffplatte 1 wird gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel im
Strukturierungs-Walzenstuhl 2 mittels der Strukturwalze 8 auf die Gegenwalze 3
drückend im Durchlauf nach einem gewählten Muster auf der Strukturwalze 8 an
der oberen Oberfläche 4 der Holzwerkstoffplatte 1 einprägend strukturiert. Soll
auch die untere Oberfläche 5 der Holzwerkstoffplatte 1 mit einer Strukturierung
versehen werden, so ist auch die Gegenwalze 3 mit einem erhabenen Muster
ausgestattet. Kommt die Holzwerkstoffplatte 1 nicht mit ausreichender
Temperatur, das heißt sie besitzt nicht mehr eine ausreichende Plastizität für eine
optimal durchführbare Strukturierung aus der kontinuierlich arbeitenden Presse
10, so wird vorteilhafterweise die Holzwerkstoffplatte 1 in einer
Wassersprüheinrichtung 6 an einer oder beiden Oberflächen 4 und/oder 5 mit
heißem Wasser besprüht und durchläuft dann eine als Dampfhaube 7
ausgebildete Bedampfungsstrecke bevor sie durch den Struk
turierungs-Walzenstuhl 2 geht. Zur Erzielung einer noch
größeren Plastizität der oberen Schichten der Holzwerkstoffplatte 1 wird die
Dampfhaube 7 beheizt. Bei Bedarf ist die Anlage nach dem Struk
turierungs-Walzenstuhl 2 noch mit einer Kühlungs- und Nachtrocknungseinrichtung 9
ausgestattet. Zur Erleichterung und tieferen Strukturgebung wird weiter
vorgeschlagen, daß die Strukturwalze 8 im Strukturierungs-Walzenstuhl 2 vertikal
oszillierend bzw. pulsierend betrieben angeordnet ist.
Bezugszeichenliste
1
Holzwerkstoffplatte
2
Strukturierungs-Walzenstuhl
3
Gegenwalze
4
obere Oberfläche von
1
5
untere Oberfläche von
1
6
Wassersprüheinrichtung
7
Dampfhaube
8
Strukturwalze
9
Kühlungs- und Nachtrocknungseinrichtung
10
kontinuierlich arbeitende Presse