DE19702993A1 - Anwendung einer aus Zinksulfid und Melamin bzw. dessen Derivaten bestehenden Additiv-Kombination - Google Patents
Anwendung einer aus Zinksulfid und Melamin bzw. dessen Derivaten bestehenden Additiv-KombinationInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Anwendung einer aus Zinksulfid und
Melamin bzw. dessen Derivaten bestehenden Additiv-Kombination
für den Flammschutz, die Thermostabilität sowie die Raucharmut
von halogen- und antimonfreiem Polymeren.
Die Flammschutz-Eigenschaften von halogenhaltigem Polymeren
können durch Zusätze von Antimontrioxid verbessert werden.
Es ist bekannt, als technische und wirtschaftliche Alternative
anstelle von Antimontrioxid je nach verwendetem Polymeren
Antimontrioxid ganz oder teilweise durch Zinksulfid zu ersetzen.
So ergeben sich für unterschiedliche Polymere folgende
Möglichkeiten:
- 1. Hart-PVC: Austausch 100% möglich
- 2. Weich-PVC: Teilaustausch ca. 75% möglich
- 3. PVC-Plastisol: Teilaustausch 50% möglich
- 4. HDPE: Teilaustausch 50% möglich
- 5. PP: Teilaustausch 90% möglich
- 6. PS: Austausch 100% möglich
- 7. PETP: Teilaustausch ca. 50% möglich,
wobei die Nicht-PVC-Polymere jeweils noch 10%
Decabromdiphenylether enthalten. Bei Polyamid 6 ist kein
Synergismus zwischen Zinksulfid und Antimontrioxid feststellbar
(Firmenschrift der Sachtleben Chemie GmbH, Duisburg, September
1995).
Aus der US-A-4 111 905 ist eine flammhemmende halogenhaltige
Polymerzusammensetzung bekannt, die Zinksulfid sowie eine
Komponente, ausgewählt aus einer Gruppe, bestehend aus
Magnesiumhydroxid, Calziumhydroxid, Bariumsulfat und
hydratisiertem Aluminiumoxid, sowie ggf. als flammhemmende
Komponente noch Antimontrioxid enthält.
Bekannt ist auch, die Flammschutzeigenschaften von Polymeren
durch den Zusatz von Melamin bzw. dessen Derivate zu verbessern.
So sind in der EP-A-0 055 893, der EP-A-0 122 699, der
EP-A-0 139 893 und der US-A-4 504 611 Polymerzusammensetzungen
beschrieben, die aus Polyamid, Glasfasern und Melamin oder einer
Melamin-Verbindung bestehen. Zusätzlich enthalten diese
Zusammensetzungen eine halogenierte organische Verbindung sowie
Zinkoxid, Zinkborat oder Antimonoxid zur Verbesserung der
Flammschutzeigenschaften.
In der EP-A-0 137 598 ist eine flammhemmende
Polyamid-Zusammensetzung beschrieben, die wenigstens 2 Gew.-%
Melamin bzw. ein Melaminderivat und eine chlorierte organische
Verbindung enthält. Zur Verbesserung der flammhemmenden
Eigenschaften werden zusätzlich wenigstens 0,5 Gew.-% Eisenoxid
und Zinnoxid eingesetzt, wobei das Gewichtsverhältnis der
chlorierten organischen Verbindung zum Oxid 1 : 1 bis 10 : 1
beträgt.
Die DE-C-20 82 047 befaßt sich mit einer flammhemmenden und
raucharmen Polymerzusammensetzung, die aus einem halogenhaltigen
Polymer oder einem halogenfreien Polymer und einer
halogenhaltigen organischen Verbindung mit Chlor oder Brom als
Halogen besteht und die als Flammverzögerungs- und
Rauchunterdrückungsmittel Zinksulfid enthält.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine eingangs
beschriebene Additiv-Kombination bereitzustellen, mit der
Flammschutz, Thermostabilität und Raucharmut von halogen- und
antimonfreiem Polymeren verbessert werden, ohne dessen sonstigen
mechanischen, optischen und chemischen Eigenschaften zu
beeinträchtigen.
Gelöst ist diese Aufgabe dadurch, daß 2 bis 30 Gew.-%,
vorzugsweise 2 bis 15 Gew.-% Zinksulfid mit einer mittleren
Teilchengröße d₅₀ von 0,1 bis 20 µm und 2 bis 30 Gew.-%,
vorzugsweise 2 bis 15 Gew.-%, Melamin oder dessen Derivate mit
einer mittleren Teilchengröße d₅₀ von 0,5 bis 20 µm im
Gewichtsverhältnis Zinksulfid zu Melamin bzw. dessen Derivaten
1 : 2 bis 2 : 1, vorzugsweise ca. 1 : 1, in dem halogen- und
antimonfreien Polymeren homogen dispergierbar sind. Ein
Gewichtsverhältnis von ca. 1 : 1 bedeutet, daß geringe
Abweichungen von diesem Verhältnis, wie sie bei der technischen
Herstellung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung des
halogenfreien Polymeren auftreten können, mitumfaßt sind, so
kann beispielsweise das Gewichtsverhältnis 0,95 : 1 bis 1 : 0,95
betragen.
Das Gewichtsverhältnis von 1 : 1 hat sich als besonders
wirkungsvoll für den Einsatz in Polyamid gezeigt, um
insbesondere dessen Thermostabilität deutlich zu verbessern.
Die Teilchengröße des Zinksulfids und des Melamins bzw. dessen
Derivate gewährleistet deren optimale Verarbeitbarkeit.
In der EP-A-0 409 195 ist zwar eine Polycarbonat-Zusammensetzung
vorgesehen, die durch einen Schmelz-Index (MFI) von 5 bis
50 g/10 min. gekennzeichnet ist und 30 bis 65 Gew.-% eines
thermoplastischen aromatischen Polycarbonats, 70 bis 35 Gew.-%
Glasfasern mit einem Durchmesser von 3 bis 15 µm und 0,01 bis
15 Gew.-% wenigstens einer Komponente, ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus einem bromierten Polystyrol mit einer
Partikelgröße von 0,1 bis 50 µm, Zinksulfid mit einer
Partikelgröße von 0,01 bis 50 µm und einem
Melamin-Cyansäure-Addukt mit einer Partikelgröße von 0,1 bis
50 µm enthält. Durch die Zugabe von bromiertem Polystyrol,
Zinksulfid oder einem Melamin-Cyansäure Addukt sollen vor allem
hervorragende mechanische Eigenschaften, eine geringe
Anisotropie und eine hohe Stabilität der Dimensionen der daraus
hergestellten Formkörper gegenüber der Umgebungstemperatur
erzielt werden, die typisch für elektrotechnische
Präzisionsteile erforderlich sind. Zusätzlich sollen diese
Komponenten eine Verbesserung der Gießfähigkeit der
Polymerzusammensetzung erlauben. In dieser Druckschrift ist die
Wirkung einer Kombination von Zinksulfid und Melamin bzw. dessen
Derivaten hinsichtlich verbesserter Flammschutzeigenschaften,
Thermostabilität und Raucharmut jedoch nicht angesprochen.
Außerdem enthält diese Polycarbonatzusammensetzung als
unerwünschte Komponente bromiertes Polystyrol.
Durch die vorstehend angeführte Firmenschrift der Sachtleben
Chemie GmbH, gemäß der die Flammschutzeigenschaften von
Polymeren durch vollen oder teilweisen Austausch von
Antimontrioxid durch Zinksulfid erhalten bleiben, wird der
Fachmann nicht angeregt, den Zusatz von Zinksulfid gerade mit
einem Zusatz von Melamin bzw. dessen Derivaten in der
erfindungsgemäßen Weise zu kombinieren, um eine Verbesserung der
Flammschutzeigenschaften, der Thermostabilität und der
Raucharmut von halogen- und antimonfreiem Polymeren zu erzielen;
denn der Fachmann kann nicht ohne weiteres annehmen, daß durch
die Kombination von Melamin bzw. dessen Derivaten mit Zinksulfid
eine funktionelle Verschmelzung mit einer Verbesserung der
genannten wärmetechnischen Eigenschaften eintritt.
Unter dem Begriff "Polymer" im Sinne der Erfindung sind alle
Plastomere, Duromere, Elastomere und Thermoelastomere zu
verstehen, die aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften für eine
Zugabe von Melamin bzw. dessen Derivaten in Kombination mit
Zinksulfid geeignet sind. Gegebenenfalls kann die
Polymerzusammensetzung zusätzlich noch Verarbeitungshilfsmittel,
Stabilisatoren, Weichmacher, organische Pigmente, Füllstoffe,
Farbstoffe etc. enthalten. Für das Einbringen der
Additiv-Kombination in das Polymere sind alle geeigneten
Verfahren einsetzbar.
Durch die Kombination von Melamin bzw. dessen Derivaten mit
Zinksulfid werden auf synergetische Weise eine Verbesserung der
Flammschutzeigenschaften, der Thermostabilität und der
Raucharmut gegenüber dem alleinigen Einsatz von Melamin bzw.
dessen Derivaten und dem alleinigen Einsatz von Zinksulfid
erreicht, obwohl das nicht ohne weiteres zu erwarten ist.
Darüber hinaus besitzt die Verwendung von Zinksulfid
wirtschaftliche und verfahrenstechnische Vorteile, da
Zinksulfid, insbesondere im Gegensatz zu bromierten, organischen
Verbindungen und Antimontrioxid, eine relativ kostengünstige und
umweltverträgliche Verbindung darstellt.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist das Polymer
ein thermoplastisches Polymer. Der Begriff "thermoplastisches
Polymer" im Sinne der Erfindung umfaßt alle unter Einwirkung von
Wärme verarbeitbaren Polymere, wie z. B. Polyamide, Polyester,
Styrolpolymerisate, Polyoximethylen, Polyolefine, Polycarbonate,
Polyvinylchloride, Polyterephthalat, Polyurethane und
Polyvinylacetate sowie deren Copolymere und Polymermischungen.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist das
thermoplastische Polymer ein Polyamid, Polyester,
Styrolpolymerisat, Polyoxymethylen, Polyolefin,
Polyvinylchlorid, ein Copolymer oder eine Mischung aus diesen
Polymeren. In Polymerzusammensetzungen mit diesen Polymeren hat
sich die erfindungsgemäße Zugabe von Melamin oder dessen
Derivaten zur Verbesserung von Flammschutzeigenschaft und
Thermostabilität als besonders wirkungsvoll erwiesen.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung eignet sich die
Additiv-Kombination ganz besonders für den Einsatz in
Polyamiden. Unter dem Begriff "Polyamid" sind alle Verbindungen
zu verstehen, die durch die Gegenwart von Amid-Gruppen als
Bestandteil der Polymerkette charakterisiert sind. Die Gruppe
der Polyamide umfaßt dabei alle verschiedenen Homopolymere,
Copolymere und deren Mischungen. Typische Polyamide sind
beispielsweise Polyamid 6, Polyamid 11, Polyamid 12, Polyamid
66, Polyamid 610, Polyamid 612.
Für den Fall, daß neben einer Verbesserung der
Flammschutzeigenschaften, der Thermostabilität und der
Raucharmut auch optimale optische Eigenschaften des Polymeren
verlangt werden, wird feinteiliges Zinksulfid mit
Weißpigmenteigenschaften und einer engen Kornverteilung mit
einer mittleren Teilchengröße d₅₀ von 0,25 bis 0,45 µm verwendet.
Als Melamin-Derivat kommt insbesondere Melamin-Cyanurat in
Betracht.
Der kombinierte Zusatz von Zinksulfid und Melamin bzw. dessen
Derivaten eignet sich besonders gut für den Einsatz in
glasfaserverstärktem Polymeren, dessen Zug- und Biegefestigkeit
sowie Schlagzähigkeit durch die Additiv-Kombination nur
unwesentlich beeinflußt werden.
Die Erfindung ist nachfolgend anhand mehrerer
Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Erfindungsgemäß werden 95 Gew.-% Polyamid 6 mit 2,5 Gew.-%
Melamin-Cyanurat mit einer Teilchengröße von 95% < 10 µm und
2,5 Gew.-% Zinksulfid mit einer mittleren Teilchengröße d₅₀ von
0,3 µm in einem Chargenmischer 5 Minuten lang intensiv
vermischt. Die homogenisierte Mischung wird anschließend mittels
eines Doppelschnecken-Extruders bei einer Temperatur von 230 bis
260°C extrudiert und das Extrudat in einer Spritzgießmaschine
bei einer Temperatur von 280°C zu Normprüfstäben verarbeitet.
Es werden 95 Gew.-% Polyamid 6 mit 5 Gew.-% Melamin-Cyanurat mit
einer Teilchengröße von 95% < 10 µm in einem Chargenmischer
5 Minuten lang intensiv gemischt und die homogenisierte Mischung
anschließend bei einer Temperatur von 230 bis 260°C extrudiert.
Mittels einer Spritzgußmaschine werden aus dem Extrudat bei
einer Temperatur von 280°C Normprüfstäbe hergestellt.
Unterschiedlich zum 2. Ausführungsbeispiel wird anstelle von
Melamin-Cyanurat Zinksulfid eingesetzt.
Polyamid 6 wird ohne Zusatz bei einer Temperatur von 230 bis
260°C extrudiert und aus dem Extrudat bei einer Temperatur von
280°C Normprüfstäbe erzeugt.
Die Normprüfstäbe werden gemäß ASTM D 2863-77 in einem
Glaszylinder fixiert, einem definierten
Sauerstoff-Stickstoff-Gasstrom ausgesetzt und durch Variationen
des Mischungsverhältnisses die Sauerstoffkonzentrationen
(LOI-Werte) ermittelt, bei denen die Normprüfstäbe gerade noch
brennen. Der LOI-Wert kennzeichnet den O₂-Gehalt, der notwendig
ist, damit ein von oben beflammter stabförmiger Probekörper
gerade abbrennt.
Andere Normprüfstäbe werden in einem Wärmeschrank bei einer
Temperatur von 120°C für 30 sowie 65 Stunden gelagert und die
Änderung der Farbe der Normprüfstäbe - als Maß für deren
Thermostabilität - verglichen mit unbehandelten Normprüfstäben,
farbmetrisch festgestellt.
Die an den Prüfkörpern ermittelten Meßwerte sind in der
nachfolgenden Tabelle dargestellt.
Ein Vergleich der ermittelten LOI-Werte zeigt, daß die aus
Polyamid 6 bestehenden Normprüfkörper, die als Additiv-Kombination
Zinksulfid und Melamin-Cyanurat enthalten, eindeutig
bessere Flammschutzeigenschaften gegenüber Normprüfkörpern, die
nur Zinksulfid oder nur Melamin-Cyanurat enthalten oder die frei
von diesen Additiven sind, aufweisen.
Die Messung der Helligkeitswerte der Normprüfkörper zeigt, daß
die Normprüfkörper, denen als Additiv Zinksulfid in Kombination
mit Melamin-Cyanurat zugesetzt ist, nach den Wärmebehandlungen
deutlich bessere Helligkeitswerte aufweisen, als die
Normprüfkörper, denen nur Zinksulfid oder nur Melamin-Cyanurat
zugemischt ist bzw. die frei von diesen Additiven sind. Die
gemessenen Helligkeitswerte sind ein Maßstab für die
Thermostabilität des Polyamids 6.
Claims (7)
1. Anwendung einer aus Zinksulfid und Melamin bzw. dessen
Derivaten bestehenden Additiv-Kombination für den Flammschutz,
die Thermostabilität und die Raucharmut von halogen- und
antimonfreiem Polymeren, wobei 2 bis 30 Gew.-% Zinksulfid mit
einer mittleren Teilchengröße d₅₀ von 0,1 bis 20 µm und 2 bis
30 Gew.-% Melamin oder dessen Derivaten mit einer mittleren
Teilchengröße von d₅₀ von 0,5 bis 20 µm mit einem
Gewichtsverhältnis von Zinksulfid zu Melamin bzw. dessen
Derivaten von 1 : 2 bis 2 : 1 in dem halogen- und
antimonfreien Polymeren homogen dispergierbar sind.
2. Anwendung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch 2 bis
15 Gew.-% Zinksulfid und 2 bis 15 Gew.-% Melamin bzw. dessen
Derivaten.
3. Anwendung nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis von Zinksulfid zu
Melamin bzw. dessen Derivaten 1 : 1 beträgt.
4. Anwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polymere thermoplastisches Polymeres
ist.
5. Anwendung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das
thermoplastische Polymere Polyamid, Polyester, Polycarbonat,
Styrolpolymerisat, Polyoximethylen, Polyolefin,
Polyvinylchlorid, ein Copolymer oder eine Mischung aus diesen
Polymeren ist.
6. Anwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet
durch die Verwendung von feinteiligem Zinksulfid mit
Weißpigmenteigenschaften und einer engen Kornverteilung mit
einer mittleren Teilchengröße d₅₀ von 0,25 bis 0,45 µm.
7. Anwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet
durch den Einsatz von Melamin-Cyanurat.
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