DE19639514C1 - Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von gesteuert erstarrten Präzisionsgußteilen durch Schleudergießen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von gesteuert erstarrten Präzisionsgußteilen durch SchleudergießenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von gesteuert erstarrten
Präzisionsgußteilen durch Schleudergießen einer Schmelze unter Vakuum
oder Schutzgas in eine vorgeheizte Kokille mit einem zentralen Eingußkanal
und mehreren von diesem zum Außenumfang der Kokille gerichteten Form
hohlräumen, die von einem Werkstoff oder einer Werkstoffkombination mit
einem Wärmeleitungskoeffizienten umgeben sind, der kleiner als der von
Kupfer ist.
Es besteht ein steigender Bedarf an Bauteilen aus Titan oder aus Le
gierungen mit einem beträchtlichen Titananteil, da diese Werkstoffe ein ge
ringes spezifisches Gewicht und dennoch eine hohe Festigkeit aufweisen,
vorausgesetzt, man beachtet in ausreichendem Umfange die spezifischen
Eigenschaften des Titans, zu denen sein hoher Schmelzpunkt und seine
Reaktionsfreudigkeit bei hohen Temperaturen gehören. Bei Schmelz
temperatur reagiert Titan nicht nur mit reaktionsfähigen Gasen, darunter
insbesondere Sauerstoff, sondern auch mit Oxiden und nahezu allen Kera
miken, da diese üblicherweise zumindest überwiegend aus oxidischen Ver
bindungen bestehen. Durch die größere Affinität des Titans zu Sauerstoff
wird den Oxiden Sauerstoff entzogen und führt zur Bildung von Titanoxiden.
Einige Werkstoffe, die sich für bestimmte Einsatzgebiete hervorragend be
währt haben, werden nachstehend beispielhaft aufgeführt:
Reintitan
Ti 6 Al 4 V
Ti 6 Al 2 Sn 4 Zr 2 Mo
Ti 5 Al 2,5 Sn
Ti 15 V 3 Al 3 Cr 3 Sn
Ti Al 5 Fe 2,5
50 Ti 46 Al 2 Cr2 Nb
Titanaluminide.
Ti 6 Al 4 V
Ti 6 Al 2 Sn 4 Zr 2 Mo
Ti 5 Al 2,5 Sn
Ti 15 V 3 Al 3 Cr 3 Sn
Ti Al 5 Fe 2,5
50 Ti 46 Al 2 Cr2 Nb
Titanaluminide.
Besonders zu erwähnen ist der Einsatz von Titanaluminiden, z. B. TiAl als
Werkstoff für zahlreiche Bauteile. Aufgrund ihrer geringen Dichte, relativ
hohen Wärmefestigkeit und Korrosionsbeständigkeit gelten die Titanalumi
nide als optimaler Werkstoff für verschiedene Anwendungsgebiete. Da diese
Werkstoffe sehr schwer verformbar sind, kommt nur eine Formgebung durch
Gießen in Frage. Insbesondere beim Gießen aber werfen titanhaltige Me
talle weitere Probleme auf, auf die nachfolgend noch näher eingegangen
werden wird.
Einige Beispiele für den Einsatz titanhaltiger Werkstoffe werden wie folgt an
gegeben:
Ventile für Verbrennungskraftmaschinen
Turbinenräder und Turbinenschaufeln
Verdichterräder
Biomedizinische Prothesen (Implantate)
Kompressorgehäuse im Flugzeugbau.
Ventile für Verbrennungskraftmaschinen
Turbinenräder und Turbinenschaufeln
Verdichterräder
Biomedizinische Prothesen (Implantate)
Kompressorgehäuse im Flugzeugbau.
Insbesondere im Motor-Rennsport haben sich sowohl Einlaß- als auch Aus
laßventile aus bestimmten Titanlegierungen hervorragend bewährt, so daß
an einem Masseneinsatz für Verbrennungskraftmaschinen aller Art gedacht
wird.
Die EP-0 443 544 B1 befaßt sich mit dem Problem, die Formgenauigkeit
bzw. Formtreue von Schleudergußkokillen aus Kupfer und die Entformbar
keit der Werkstücke aus Titan-Legierungen dadurch zu verbessern, daß
man dem Kupfer als Legierungselemente Zirkonium, Chrom, Beryllium,
Kobalt und Silber zusetzt, wobei die Summe aller Legierungselemente je
doch nicht über 3 Gewichtsprozent hinausgeht. Ein Vergleichsbeispiel, bei
dem das Kupfer mit 18 Gewichtsprozent Nickel legiert wurde, hat nicht zum
Erfolg geführt. Die betreffende Druckschrift befaßt sich zwar mit der elek
trischen Leitfähigkeit des Werkstoffs, nicht aber mit dessen thermischer
Leitfähigkeit, so daß die Probleme der hohen Abschreckgeschwindigkeit, der
Lunker- und der Porenbildung nicht behandelt werden. Andererseits geht
aber auch diese Literaturstelle auf die Nachteile keramischer bzw. oxidischer
Formwerkstoffe ein.
Durch die DE 44 20 138 A1 ist ein Verfahren der eingangs beschriebenen
Gattung bekannt. Durch die gleiche Druckschrift und die DE 195 05 689 A1
sind auch Kokillen zur Durchführung solcher Verfahren bekannt, bei denen
mindestens die mit der Schmelze in Berührung kommende Oberfläche der
Formhohlräume aus einem Werkstoff aus der Gruppe Tantal, Niob,
Zirkonium und/oder einer Legierung mit mindestens einem dieser Metalle
besteht, also aus Werkstoffen, die eine deutlich niedrigere Wärmeleitfähig
keit als Kupfer aufweisen und auch eine deutlich niedrigere spezifische
Wärmekapazität als Kupfer. Soweit Grundwerkstoffe für derartige Ober
flächen der Formhohlräume angesprochen sind, bestehen diese Grund
körper bei dem Gegenstand der DE 44 20 138 aus unterschiedlichen Me
tallen, wobei aber die Bedingung erfüllt bleibt, daß die Wärmeleitfähigkeit
und die Wärmekapazität der vollständigen Kokille kleiner sind als die ent
sprechenden Werte von Kupfer. Die DE 195 05 689 A1 empfiehlt für den
Grundwerkstoff der Kokillen Werkstoffe aus der Gruppe Titan, Titanlegierungen,
Titanaluminid, Graphit und Siliziumnitrid. Diese Grundwerk
stoffe haben den Vorteil eines deutlich geringeren spezifischen Gewichts
und eignen sich daher insbesondere für Schleudergußkokillen.
Mit den Verfahren und Vorrichtungen nach der DE 44 20 138 A1 und der DE 195 05 689 A1
ist es bereits gelungen, Präzisionsgußteile aus abschreck
empfindlichen Werkstoffen in großtechnischem Maßstab herzustellen. Bei
diesen Verfahren geht es darum, die früher zur Vermeidung von Reaktionen
mit den Formwerkstoffen angestrebte hohe Abschreckgeschwindigkeit deut
lich zu verringern, um die Ausbildung von Lunkern, Hohlräumen, Poren oder
dergleichen in den Gußteilen deutlich zu verringern und insbesondere auf
wendige Nacharbeiten durch Hochdruckverdichtung (HIP-Verfahren)
und/oder Schweißen zu vermeiden. Um die Abschreckgeschwindigkeit
weiter zu verringern, wird in den beiden zuletzt genannten Druckschriften
empfohlen, die Kokille vorzuwärmen, beispielsweise auf eine Mindest
temperatur von 800°C. Zu diesem Zweck ist eine Beheizung der Kokille vom
Außenumfang her vorgesehen, d. h. eine in der DE 44 20 138 A1 be
schriebene Kokille ist von einem Heizzylinder umgeben. Da die erforderliche
Temperatur aber auch an der Wandung des Eingußkanals erreicht werden
muß, ist es erforderlich, das gesamte Volumen der Kokille auf die be
treffende Temperatur aufzuheizen, und zum Zwecke einer nachträglichen
Abkühlung der Kokille, ist es erforderlich, deren Außenumfang mittels eines
gut wärmeleitenden Gases wieder abzukühlen. Die bekannten Lösungen
sind also energetisch aufwendig und zeitraubend, und die Wanderung der
Erstarrungsfront innerhalb der Gußteile bleibt in gewisser Weise dem Zufall
überlassen und/oder ist in erheblichem Maße von der Volumensverteilung
der Gußteile abhängig. Wünschenswert ist dabei eine gesteuerte Erstarrung
in Richtung des Eingußkanals, damit die dort noch vorhandene Schmelze
etwa in Bildung begriffene Hohlräume im Gußteil ausfüllen kann.
Der Ausdruck "gesteuerte Erstarrung" ist dabei umfassender als der Aus
druck "gerichtete Erstarrung", denn es geht weniger um die Ausbildung einer
bestimmten Vorzugsrichtung der einzelnen Kristalle, als vielmehr um die
Wanderungsrichtung der Erstarrungsgrenze fest/flüssig.
Durch das Buch von Kurz/Sahm "Gerichtet erstarrte eutektische Werkstoffe",
Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York, 1975, Seiten 195 bis 198 ist es
bekannt, zwischen einer Heizvorrichtung und einer einzelnen, koaxial darin
angeordneten Gießform eine Relativbewegung auszuführen. Eine Aufheiz
geschwindigkeit ist nicht angegeben, und die Bewegungsgeschwindigkeit
der Gießform entspricht der Wanderungsgeschwindigkeit der Erstarrungs
front der Schmelze.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
beschriebenen Gattung anzugeben, das einen geringeren Energiebedarf mit
sich bringt, kürzere Zykluszeiten erlaubt und die Erstarrung von außen nach
innen, d. h. in Richtung auf den Eingußkanal, begünstigt.
Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei dem eingangs angegebenen
Verfahren erfindungsgemäß dadurch, daß die Kokille vor dem Abguß der
Schmelze vom Eingußkanal her mit einer solchen Geschwindigkeit auf eine
werkstoffbedingte Gießtemperatur des Eingußkanals aufgeheizt wird, daß
ein Temperaturgradient zwischen Innenumfang und Außenumfang der Ko
kille mit von innen nach außen fallenden Temperaturen von mindestens
100°C eingestellt wird.
Der Erfindungsgedanke beruht auf einer synergistischen Wirkung von Ko
killenwerkstoff und Beheizungsrichtung. Die Verwendung einer an sich be
kannten Kokille aus einem Werkstoff oder einer Werkstoffkombination mit
einem Wärmeleitungskoeffizienten, der kleiner ist als der von Kupfer, er
möglicht bei einseitiger Beheizung die Ausbildung eines steileren Tempera
turgradienten, wobei dessen Steilheit naturgemäß auch von der aufge
brachten Heizleistung, der aufzuheizenden Masse und den Wärmeverlusten
in Richtung der nicht beheizten Oberflächen abhängig ist.
Die Beheizung vom Eingußkanal her, die in Abkehr vom Stande der Technik
steht, führt dazu, daß die höchste Kokillentemperatur im Bereich der Wan
dung des Eingußkanals entsteht, so daß der Temperaturgradient von innen
nach außen fallend ausgebildet ist. Dies hat den ganz erheblichen Vorteil,
daß die überhitzte Schmelze beim Schleudergießen am Ende ihres Weges
auf relativ kältere Wandungsteile des Formhohlraums auftrifft als unmittelbar
vor Beendigung des Abgusses der Schmelze. Die Erstarrungsfront wandert
also - gesteuert - vom äußeren Ende der Formhohlräume bzw. vom Außen
umfang der Kokille in Richtung auf den Eingußkanal, so daß von dort noch
vorhandene Schmelze nachströmen kann, so daß die Ausbildung von
Lunkern, Hohlräumen, Poren etc. verhindert wird.
Die optimale Aufheiztemperatur der Wandung des Eingußkanals ist werk
stoffabhängig bzw. werkstoffbedingt, kann aber durch Versuche bestimmt
werden. Wichtig ist vor allem, daß diese Temperatur in Richtung auf den
Außenumfang der Kokille einen fallenden Gradienten aufweist, so daß der
vorstehend beschriebene Effekt eintritt.
Es ist dabei besonders vorteilhaft, wenn der Temperaturgradient zwischen
200°C und 600°C, vorzugsweise zwischen 300°C und 500°C, eingestellt
wird.
Bei der Verwendung des Verfahrens zum Herstellen von Präzisionsgußteilen
aus Metallen aus der Gruppe Titan, Titanlegierungen mit mindestens 40
Gewichtsprozent Titan und Superlegierungen ist es besonders vorteilhaft,
wenn die Temperatur der Wandung des Gießkanals auf Werte zwischen
600°C und 1000°C und die Temperatur des Außenumfangs der Kokille auf
Werte zwischen 300°C und 600°C eingestellt wird.
Es ist dabei weiterhin von Vorteil, wenn beim Herstellen von Präzisionsguß
teilen mit unterschiedlichen Querschnitten die Enden mit den größeren
Querschnitten dem Eingußkanal zugekehrt sind.
Hinsichtlich der Ausnutzung des Volumens von Schleudergußkokillen ist
eine derartige räumliche Anordnung der Formhohlräume zwar von Nachteil,
jedoch begünstigt die einwärts gerichtete Lage der Enden mit den größeren
Querschnitten wiederum den Verlauf des Erstarrungsvorganges, denn in den
entsprechend größeren Volumina steht flüssige Schmelze eine längere Zeit
zur Verfügung als in entsprechend schlankeren Bereichen der Gußteile.
Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Durchführung des vor
stehend angegebenen Verfahrens mit einer Schmelz- und Gießvorrichtung,
mit einer Kammer, in der eine rotierbare Kokille mit einem zentralen Einguß
kanal und mehreren von diesem zum Außenumfang der Kokille gerichteten
Formhohlräumen und eine Heizvorrichtung zum Vorheizen der Kokille an
geordnet sind, wobei die Kokille aus einem Werkstoff oder einer Werkstoff
kombination mit einem Wärmeleitungskoeffizienten besteht, der kleiner als
der von Kupfer ist.
Zur Lösung der gleichen Aufgabe ist eine solche Vorrichtung erfindungsge
mäß dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung eine Bewegungseinrich
tung für die Erzeugung einer Relativbewegung zwischen Heizvorrichtung
und Eingußkanal aufweist.
Die Heizvorrichtung kann dabei vorteilhafter Weise als Widerstandsheiz
körper ausgebildet sein, beispielsweise als Hohlzylinder aus Graphit, der
durch entsprechende Schlitze die Form eines Mäanders hat und durch
direkten Stromdurchgang beheizbar ist. Ein solcher Widerstandsheizkörper
kann entsprechend schlank ausgebildet werden, so daß er in den Einguß
kanal einführbar ist. Es ist aber auch möglich, die Heizvorrichtung als Induk
tionsspule auszubilden.
Als Kokillen können dabei solche eingesetzt werden, wie sie in der
DE 44 20 138 A1 und in der DE 195 05 689 A1 beschrieben sind. Es ist aber
im Zuge einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung besonders vorteilhaft,
wenn die Kokille aus Stapeln von in mehreren Ebenen angeordneten
Formen besteht, die Schulterflächen aufweisen, mit denen sich die Formen
an sektorförmigen Widerlagern abstützen, wenn die Formen und die
Widerlager in jeweils einer Ebene zwischen Distanzringen angeordnet sind
und wenn die Stapel von Formen, Widerlagern und Distanzringen mittels
Zugankern gegen eine Tragplatte verspannt sind, die mit dem Drehantrieb
drehfest verbunden ist.
Eine derartige Kokille ist dadurch in Modulbauweise ausgeführt, d. h. die
Formen sind durch solche mit anderen Formhohlräumen ersetzbar, ohne
daß hierfür komplette Scheiben mit eingearbeiteten Formhohlräumen
vorrätig gehalten werden müßten, wie dies beim Stande der Technik der Fall
ist.
Es ist dabei weiterhin von Vorteil, wenn die Stapel von Formen, Widerlagern
und Distanzringen von einem Spannkörper umgeben sind, insbesondere
dann, wenn der Spannkörper aus einzelnen Spannringen zusammengesetzt
ist, die einander in axialer Richtung teilweise überlappen.
Hierbei wird auf einen besonderen weiteren Vorteil des Erfindungsgegen
standes sowohl hinsichtlich der Verfahrensführung als auch der Vorrichtung
bzw. der Kokille hingewiesen.
Bei einer Schleudergußkokille treten die maximalen radialen und
tangentialen Zugspannungen am Außenumfang der Kokille auf. Sie sind von
deren Durchmesser und von der Drehzahl abhängig. Einerseits ist es
wünschenswert, zur Erzeugung eines dichten Gußgefüges die Drehzahl
möglichst hoch zu wählen, beispielsweise bei einer Kokille mit einem
Außendurchmesser von etwa 500 mm im Bereich von etwa 800
Umdrehungen pro Minute. Berechnungen anhand der in Frage kommenden
Kokillenwerkstoffe haben ergeben, daß Kokillen mit hohen
Außentemperaturen nach dem Stande der Technik bei den genannten
Abmessungen allenfalls mit maximal etwa 500 Umdrehungen pro Minute
betrieben werden können. Die erfindungsgemäße Einstellung eines von
innen nach außen fallenden Temperaturgradienten führt jedoch zu dem
zusätzlichen Vorteil, daß wegen der bei diesen Temperaturen deutlich
höheren Festigkeiten der Kokillenwerkstoffe mit erheblich höheren
Drehzahlen gearbeitet werden kann, beispielsweise bei den angegebenen
Abmessungen mit 800 Umdrehungen pro Minute und darüber, wodurch das
Gefüge der Präzisionsgußteile deutlich verbessert werden kann. Gleichzeitig
wird die Gefahr einer Verformung der Kokille auf dem Außenumfang deutlich
verringert.
So können z. B. für die vorstehend beschriebenen Spannkörper oder Spann
ringe und für die Widerlager und Distanzringe Werkstoffe verwendet werden
wie 800 H (Eisen-Basislegierung mit 21% Chrom und 32% Nickel) oder
80 A (Nickel-Basislegierung mit 19,5% Chrom, 2,5% Titan und 1,3%
Aluminium). Es handelt sich hierbei um verhältnismäßig preiswerte
Maschinenbauwerkstoffe. Die eigentlichen Formen oder Formhälften können
dabei aus Niob, Tantal, Zirkonium und/oder deren Legierungen bestehen,
auch aus deren Legierungen mit weiteren Metallen, oder aus Grundkörpern
mit entsprechenden Oberflächenbeschichtungen oder schalenförmigen
Einlagen aus diesen Werkstoffen.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den übrigen
Unteransprüchen.
Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes wird nachfolgend an
hand der Fig. 1 bis 6 näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 einen Vertikalschnitt durch die wesentlichen Teile einer voll
ständigen Vorrichtung,
Fig. 2 einen Vertikalschnitt durch eine Kokille mit fünf Etagen zur
gleichzeitigen Herstellung von insgesamt 60 Ventilen entlang
der Linie II-II in Fig. 3,
Fig. 3 eine teilweise Draufsicht und einen teilweisen Horizontalschnitt
durch den Gegenstand von Fig. 2 entlang der Linie III-III,
Fig. 4 ein Diagramm mit verschiedenen Temperaturverläufen
zwischen dem Innendurchmesser und dem Außendurchmesser
der Kokille nach Fig. 2,
Fig. 5 eine Axialschnitt durch ein Ventil für Verbrennungsmotoren,
hergestellt nach einem Verfahren mit einer hohen Wärmeleit
fähigkeit des Formwerkstoffs, und
Fig. 6 einen Axialschnitt durch ein geometrisch identisches Ventil,
hergestellt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren und mit
einer erfindungsgemäßen Kokille.
In Fig. 1 ist eine gasdichte Kammer 1 mit einem zylindrischen Mantel 2,
einem abnehmbaren Deckel 3 und einem Boden 4 dargestellt, die über
einen Saugstutzen 5 an einen nicht gezeigten Vakuumpumpsatz
angeschlossen ist. Die Kammer 1 kann durch eine gleichfalls nicht
dargestellte Leitung mit einem Inertgas geflutet werden.
In der Kammer 1 ist eine Schmelz- und Gießvorrichtung 6 angeordnet, die
als an sich bekannter induktiv beheizter Kaltwandtiegel ausgebildet ist, der
in die gestrichelt dargestellte Position 6a zwecks Entleerung kippbar ist.
Hierfür ist eine Kippachse 7 vorgesehen, die gleichzeitig als
Koaxialdurchführung für Schmelzstrom und Kühlwasser ausgebildet ist.
Oberhalb der Schmelzposition befindet sich eine Beschickungsöffnung 8, die
durch nicht gezeigte Chargierventile zu einer Chargiervorrichtung ausgebaut
sein kann. Einblickfenster 9 und 10 ermöglichen Beobachtungen des
Schmelz- und Gießvorgangs.
Die Schmelz- und Gießvorrichtung 6 kann auch in einer separaten, nicht
gezeigten Kammer untergebracht sein, die der Kammer 1 vorgeschaltet ist
und aus der die Schmelze in die Kammer 1 übergeleitet wird. Der Schmelz- und
Gießvorrichtung 6 können in diesem Fall auch mehrere Kammern mit
Heizvorrichtungen 20 und Kokillen 15 nachgeschaltet sein, die entweder in
einer Reihe oder im Kreis oder Teilkreis um die Schmelz- und
Gießvorrichtung 6 herum angeordnet sein können. In einem solchen Fall
kann in einer Kammer das Aufheizen der Kokille durchgeführt werden, in
einer weiteren Kammer der Abguß in die Kokille, und in wiederum einer
weiteren Kammer der Abkühlvorgang der Kokille, so daß im Optimalfall die
Schmelz- und Gießvorrichtung 6 in ständigem Einsatz gehalten werden
kann.
Die Schmelz- und Gießvorrichtung 6 kann auch als quer verschiebbarer
Kaltwandtiegel ausgeführt sein, der eine verschließbare
Bodenauslaßöffnung für die Schmelze besitzt, die über die Kokille verfahren
werden kann. Solche, allerdings nicht bewegliche, Anordnungen sind in der
DE 44 20 138 A1 und der DE 195 05 689 beschrieben und gezeichnet.
Im Boden 4 der Kammer 1 befindet sich eine Öffnung 11 mit einer Ver
schlußplatte 12, an der ein hier nur angedeuteter Drehantrieb 13 mit einer
Welle 14 für eine Kokille 15 angeordnet ist, die als Schleudergußkokille aus
geführt ist und anhand der Fig. 2 und 3 noch näher beschrieben wird.
Die Kokille 15 besitzt eine Tragplatte 16, die unter Zwischenschaltung einer
Wärmedämmung 17 auf einem Drehteller 18 befestigt ist, der mit nicht näher
bezeichneten Kühlkanälen für eine Wasserkühlung ausgestattet ist, wobei
das Kühlwasser durch die Welle 14 zu- und abgeführt wird.
Die Kokille 15 besitzt einen Eingußkanal 19, in den eine Heizvorrichtung 20
eingeführt ist, die als mäanderförmig geschlitzter Hohlzylinder aus Graphit
ausgeführt ist. Die Heizvorrichtung 20 erstreckt sich über die gesamte Länge
bzw. Tiefe des Eingußkanals 19 und hängt an einem Kupplungsstück 21,
das wiederum über zwei Stangen 22 und 23, die auch als Zuführungen für
Strom und Kühlwasser dienen, mit einem Bewegungsantrieb 24 verbunden
sind, dessen Antriebsmotor nicht gezeigt ist. Dadurch ist die Heizvorrichtung
20 in Richtung des Doppelpfeils 25 heb- und senkbar. Die Stangen 22 und
23 sind gasdicht durch eine doppelte Gleitdichtung 26 hindurchgeführt, die
am oberen Ende eines senkrechten Rohrstutzens 27 angeordnet ist, in den
die Heizvorrichtung 20 mindestens teilweise zurückziehbar ist. Über der
Kokille 15 befindet sich - strichpunktiert angedeutet - eine Leiteinrichtung 28
für die Schmelze. An die Stelle der beiden Stangen 22 und 23 kann auch
eine koaxiale Stange treten, die voneinander isolierte Strompfade aufweist.
Wie aus den Fig. 2 und 3 hervorgeht, besteht die Kokille 15 aus Stapeln
von in mehreren Ebenen angeordneten Formen 29, die jeweils aus Form
hälften 29a und 29b bestehen, die Schulterflächen 30 aufweisen, mit denen
sich die Formen 29 an sektorförmigen Widerlagern 31 abstützen. Die
Formen 29 und Widerlager 31 sind jeweils in einer Ebene zwischen
Distanzringen 32 angeordnet, und die Stapel von Formen 29, Widerlagern
31 und Distanzringen 32 sind mittels Zugankern 33 gegen die bereits weiter
oben beschriebene Tragplatte 16 verspannt, die mit dem Drehantrieb 13
verbunden ist. Wie aus den Fig. 1 und 3 hervorgeht, sind durch die
besagten Stapel weitere Zuganker 34 hindurchgeführt, die mit dem
Drehteller 18 verschraubt sind. Die Zuganker 33 und 34 sind in zwei
Zylinderflächen unterschiedlichen Durchmessers angeordnet, was in Fig. 3
dargestellt ist.
Wie wiederum aus den Fig. 2 und 3 hervorgeht, sind die Stapel von
Formen 29, Widerlagern 31 und Distanzringen 32 von einem Spannkörper
35 umgeben, der gemäß Fig. 2 aus einzelnen Spannringen 35a und 35b
zusammengesetzt ist, die einander in axialer Richtung teilweise überlappen.
Die oberen Spannringe 35a sind im Querschnitt Z-förmig ausgebildet.
Die Tragplatte 16 ist im Zentrum des Eingußkanals 19 mit einem zur Ro
tationsachse A-A konzentrischen Verteilerkörper 36 versehen, der die Form
eines oben abgerundeten Kegels besitzt. Hierdurch wird die in den Einguß
kanal 19 abgegossene Schmelze radial nach außen verdrängt und auf die
Drehzahl der Kokille 15 gebracht, wodurch sich in dem Eingußkanal 19 eine
parabolförmige Schmelzenoberfläche einstellt, so daß der Eingußkanal nicht
vollständig mit Schmelze gefüllt ist.
Der Eingußkanal 19 ist von fluchtenden, polygonalen Rohrabschnitten 37
umgeben, die von den Distanzringen 32 zentrisch gehalten sind und
zwischen den Distanzringen 32 Öffnungen 38 aufweisen, die mit je einem
der Formhohlräume 39 kommunizieren.
Wie aus den Fig. 2 und 3 ersichtlich ist, sind die Formhohlräume 39 zur
Herstellung von Ventilen 40 für Verbrennungsmotoren ausgebildet, wobei
diese Ventile in den Fig. 5 und 6 dargestellt sind. Die Ventile bestehen
aus einem Ventilteller 40a und einem Schaft 40b. Die Präzisionsgußteile
haben also unterschiedliche Querschnitte, und es ist erkennbar, daß die
Enden mit den größeren Querschnitten, nämlich mit den Ventiltellern 40a,
dem Eingußkanal 19 zugekehrt sind.
Aus den Fig. 2 und 3 ist noch ersichtlich, daß zwischen den Rohrab
schnitten 37 und den Formen 29 aus Halbringen 41 und 42 zusammenge
setzte Düsenkörper angeordnet sind, die jeweils eine Injektionsöffnung 43
umschließen. Die Halbringe 41 und 42 sind austauschbar, wodurch der
Durchmesser der Injektionsöffnungen variiert und den Gießbedingungen an
gepaßt werden kann.
Die Kokille besitzt einen Innenumfang Di und einen Außenumfang Da, wobei
das "D" für den Durchmesser steht und der Umfang sich daraus errechnen
läßt.
Fig. 4 zeigt nun verschiedene Temperaturverläufe zwischen dem Innenum
fang Di und dem Außenumfang Da. Die Wärmestrahlung des Heizkörpers 20
ist durch die horizontalen Pfeile 44 angedeutet. Die gestrichelte Linie 45
zeigt den Temperaturverlauf innerhalb der Kokille bzw. entlang den Formen
29, wenn diese aus einem gut wärmeleitenden Werkstoff bestehen, der
einen Temperaturausgleich zwischen innen und außen ermöglicht. Die
strichpunktierte Linie 46 zeigt den Temperaturverlauf bei einer Beheizung
von außen in Verbindung mit einem Werkstoff mit einem guten
Wärmeleitungskoeffizienten, wie beispielsweise von Kupfer. Die aus
Kreuzen bestehende Linie 47 zeigt die Verhältnisse bei umgekehrter
Beheizungsrichtung, nämlich in Richtung der Pfeile 44 von innen nach
außen. Es handelt sich hier immer noch um einen relativ gut wärmeleitenden
Werkstoff wie beispielsweise Kupfer, so daß sich eine verhältnismäßig sehr
hohe Außentemperatur einstellt.
Die Linie 48 verdeutlicht nun die Verhältnisse beim Erfindungsgegenstand,
nämlich bei starker Beheizung in Richtung der Pfeile 44 von innen her, d. h.
vom Eingußkanal 19 her. Durch die relativ rasche Aufheizung in Verbindung
mit einer geringeren Wärmeleitfähigkeit als derjenigen von Kupfer sowie in
Verbindung mit der von innen nach außen zunehmenden Masse der Kokille
15 bildet sich ein relativ sehr steiler Temperaturgradient aus, und zwar hat
sich bei einer Kokille mit einem Außendurchmesser Da von ca. 500 mm und
einem Innendurchmesser Di von etwa 150 mm und bei Verwendung von
Formen 29 aus Niob ein Temperaturgradient entsprechend der Linie 48 ein
gestellt, der von einer Innentemperatur von 800°C auf eine
Außentemperatur von 450°C abfällt. Fig. 4 verdeutlicht also die
synergistische Wirkung der Aufheizung von innen und der Verwendung von
Formwerkstoffen mit einem niedrigeren Wärmeleitungskoeffizienten. Der
Wärmeleitungskoeffizient von Kupfer beträgt 408 W/mK, derjenige von Niob
aber nur 53,7 W/mK und derjenige von Tantal 57,5 W/mK, jeweils bei
Raumtemperatur.
Fig. 5 zeigt nun einen Axialschnitt durch ein Ventil, entlang dessen Achse
sich deutlich sichtbare Hohlstellen 49 und Lunker 50 ausgebildet haben.
Fig. 6 zeigt einen analogen Axialschnitt durch ein Ventil, das nach dem er
findungsgemäßen Verfahren hergestellt wurde, das nachstehend näher be
schrieben wird. Die äußeren Oberflächen von Schaft und Ventilteller waren
glatt und blank, und entsprechende Schliffbilder zeigten eine sehr gleich
mäßige Korngrößenverteilung sowie die Freiheit von jeglichen Hohlräumen,
Poren, Lunkern oder dergleichen.
Zur Herstellung von Auslaßventilen gemäß Fig. 6, die für Verbrennungs
motoren vorgesehen sind, einen Tellerdurchmesser von 32 mm aufweisen,
eine Gesamtlänge von 110 mm (Teller und Schaft) besitzen und einen
Schaftdurchmesser von 6 mm, wurde eine Vorrichtung nach Fig. 1 mit einer
Kokille 15 nach den Fig. 2 und 3 zunächst auf 10-2 mbar evakuiert und
dann mit Argon bis auf einen Druck von etwa 400 mbar geflutet. In der
Schmelz- und Gießvorrichtung 6, die als Kaltwandtiegel ausgebildet war,
wurden 6 kg einer Titanlegierung (Titanaluminid) der Zusammensetzung
49% Ti, 47% Al, 2% Cr und 2% Nb (jeweils Atomprozent) aufgeschmolzen
und auf eine Temperatur von 1650°C überhitzt. Mittels der Heizvorrichtung
20, die aus einem mäanderförmig geschlitzten Grafithohlzylinder bestand,
eine Leistung von 50 kW erzeugte und sich im Eingußkanal 19 befand,
wurde die Wandfläche des Eingußkanals 19 innerhalb von 60 Minuten auf
eine Temperatur von 800°C aufgeheizt. Dabei nahmen die äußeren Enden
der Formhälften 29a und 29b, die aus Niob bestanden, bzw. der
Außenumfang Da der Kokille 15, eine Temperatur von 450°C an. Die
Schmelze wurde nunmehr innerhalb von etwa 2 Sekunden in die Kokille 15
abgegossen, die mit einer Drehzahl von 800 min-1 rotierte. Nach wenigen
Sekunden waren die Ventilrohlinge gesteuert erstarrt. Die Kammer 1 wurde
anschließend mit Argon bis auf einen Druck von etwa 1 bar geflutet. Nach 60
Minuten wurden die Ventilrohlinge durch schrittweises Zerlegen der
abgekühlten Kokille 15 von oben nach unten und Abtrennen der
Angußstellen am Material im Eingußkanal 19 freigelegt. Die Ventilrohlinge
hatten eine glatte und einwandfreie Oberfläche. Längsschnitte und
Schliffbilder zeigten, daß die Ventile frei von Lunkern und porösen Stellen
waren und durch einfache Nachbearbeitungsvorgänge in ihren Endzustand
gebracht werden konnte. Die Kokille 15 und die Kokillenteile befanden sich
in einem einwandfreien Zustand und waren für eine Wiederverwertung
geeignet.
Während vorstehend eine Schleudergießanlage mit einer senkrechten Ro
tationsachse A-A der Schleudergußkokille 15 beschrieben ist, kann die er
findungsgemäße Vorrichtung ohne Verlassen des Erfindungsgedankens
auch dahingehend abgewandelt werden, daß die Schleudergußkokille 15
eine horizontale Rotationsachse aufweist, was jedoch zeichnerisch nicht
besonders dargestellt ist.
Der effektive Wärmeleitfähigkeitskoeffizient der Kokillenwerkstoffe bzw. der
Kokillenkomponenten in radialer Richtung beträgt vorzugsweise maximal
50%, insbesondere maximal 30%, des Wärmeleitfähigkeitskoeffizienten
von Reinkupfer.
Bezugszeichenliste
1 Kammer
2 Mantel
3 Deckel
4 Boden
5 Saugstutzen
6 Schmelz- und Gießvorrichtung
6a Schmelz- und Gießvorrichtung
7 Kippachse
8 Beschickungsöffnung
9 Einblickfenster
10 Einblickfenster
11 Öffnung
12 Verschlußplatte
13 Drehantrieb
14 Welle
18 Drehteller
19 Eingußkanal
20 Heizvorrichtung
21 Kupplungsstück
22 Stange
23 Stange
24 Bewegungsantrieb
25 Doppelpfeil
26 Gleitdichtung
27 Rohrstutzen
28 Leiteinrichtung
29 Formen
29a, b Formhälften
30 Schulterflächen
31 Widerlager
32 Distanzringe
33 Zuganker
34 Zuganker
35 Spannkörper
35a, b Spannringe
36 Verteilerkörper
37 Rohrabschnitte
38 Öffnungen
39 Formhohlraum
40 Ventile
40a Teller
40b Schaft
41 Halbringe
42 Halbringe
43 Injektionsöffnung
44 Pfeile
45 Linie
46 Linie
47 Linie
48 Linie
49 Hohlstellen
50 Lunker
2 Mantel
3 Deckel
4 Boden
5 Saugstutzen
6 Schmelz- und Gießvorrichtung
6a Schmelz- und Gießvorrichtung
7 Kippachse
8 Beschickungsöffnung
9 Einblickfenster
10 Einblickfenster
11 Öffnung
12 Verschlußplatte
13 Drehantrieb
14 Welle
18 Drehteller
19 Eingußkanal
20 Heizvorrichtung
21 Kupplungsstück
22 Stange
23 Stange
24 Bewegungsantrieb
25 Doppelpfeil
26 Gleitdichtung
27 Rohrstutzen
28 Leiteinrichtung
29 Formen
29a, b Formhälften
30 Schulterflächen
31 Widerlager
32 Distanzringe
33 Zuganker
34 Zuganker
35 Spannkörper
35a, b Spannringe
36 Verteilerkörper
37 Rohrabschnitte
38 Öffnungen
39 Formhohlraum
40 Ventile
40a Teller
40b Schaft
41 Halbringe
42 Halbringe
43 Injektionsöffnung
44 Pfeile
45 Linie
46 Linie
47 Linie
48 Linie
49 Hohlstellen
50 Lunker
Claims (20)
1. Verfahren zum Herstellen von gesteuert erstarrten
Präzisionsgußteilen durch Schleudergießen einer Schmelze unter
Vakuum oder Schutzgas in eine vorgeheizte Kokille (15) mit einem
zentralen Eingußkanal (19) und mehreren von diesem zum
Außenumfang (Da) der Kokille (15) gerichteten Formhohlräumen (39),
die von einem Werkstoff oder einer Werkstoffkombination mit einem
Wärmeleitungskoeffizienten umgeben sind, der kleiner als der von
Kupfer ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Kokille (15) vor dem
Abguß der Schmelze vom Eingußkanal (19) her mit einer solchen
Geschwindigkeit auf eine werkstoffbedingte Gießtemperatur des
Eingußkanals (19) aufgeheizt wird, daß ein Temperaturgradient
zwischen Innenumfang (Di) und Außenumfang (Da) der Kokille (15)
mit von innen nach außen fallenden Temperaturen von mindestens
100°C eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Temperaturgradient zwischen 200°C und 600°C, vorzugsweise
zwischen 300°C und 500°C, eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Temperatur der Wandung des Gießkanals (19) auf Werte zwischen
600°C und 1000°C und die Temperatur des Außenumfangs (Da) der
Kokille (15) auf Werte zwischen 300°C und 600°C eingestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beim
Herstellen von Präzisionsgußteilen mit unterschiedlichen Quer
schnitten die Enden mit den größeren Querschnitten dem
Eingußkanal (19) zugekehrt sind.
5. Verwendung des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 4 zum Herstellen von Präzisionsgußteilen aus Metallen aus der
Gruppe Titan, Titanlegierungen mit mindestens 40 Gewichtsprozent
Titan und aus Superlegierungen.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem
der vorhergehenden Ansprüche mit einer Schmelz- und
Gießvorrichtung (6, 6a), mit einer Kammer (1), in der eine rotierbare
Kokille (15) mit einem zentralen Eingußkanal (19) und mehreren von
diesem zum Außenumfang (Da) der Kokille (15) gerichteten
Formhohlräumen (39) und eine Heizvorrichtung (20) zum Vorheizen
der Kokille (15) angeordnet sind, wobei die Kokille (15) aus einem
Werkstoff oder einer Werkstoffkombination mit einem
Wärmeleitungskoeffizienten besteht, der kleiner als der von Kupfer
ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung eine
Bewegungseinrichtung für die Erzeugung einer Relativbewegung
zwischen Heizvorrichtung (20) und Eingußkanal (19) aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Heizvorrichtung (20) für eine solche Heizleistung ausgelegt ist, daß
die Kokille (15) vom Eingußkanal (19) her mit einer solchen
Geschwindigkeit auf eine werkstoffbedingte Gießtemperatur der
Wandung des Eingußkanals (19) aufheizbar ist, daß ein von innen
nach außen fallender Temperaturgradient mindestens 100°C beträgt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Be
wegungseinrichtung mindestens eine Stange (22, 23) aufweist, die
gasdicht durch eine Gleitdichtung (26) in einem Deckel (3) der
Kammer (1) hindurchgeführt ist, die zur Zufuhr des Heizstromes dient
und deren äußeres Ende mit einem Bewegungsantrieb (24)
verbunden ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Heizvorrichtung (20) als Widerstandsheizkörper ausgebildet ist, der
durch direkten Stromdurchgang beheizbar ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Heizvorrichtung als Induktionsspule ausgebildet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kammer (1) eine Öffnung (11) aufweist, die durch eine
Verschlußplatte (12) mit einem Drehantrieb (13) und einer Welle (14)
für die Kokille (15) versehen ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kokille (15) aus Stapeln von in mehreren Ebenen angeordneten
Formen (29) besteht, die Schulterflächen (30) aufweisen, mit denen
sich die Formen (29) an sektorförmigen Widerlagern (31) abstützen,
daß die Formen (29) und die Widerlager (31) in jeweils einer Ebene
zwischen Distanzringen (32) angeordnet sind und daß die Stapel von
Formen (29), Widerlagern (31) und Distanzringen (32) mittels Zug
ankern (33, 34) gegen eine Tragplatte (16) verspannt sind, die mit
dem Drehantrieb (13) drehfest verbunden ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Formen (29) aus Formhälften (29a, 29b) bestehen.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Stapel von Formen (29), Widerlagern (31) und Distanzringen (32) von
einem Spannkörper (35) umgeben sind.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß der
Spannkörper (35) aus einzelnen Spannringen (35a, 35b) zusammen
gesetzt ist, die einander in axialer Richtung teilweise überlappen.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die
oberen Spannringe (35a) im Querschnitt Z-förmig ausgebildet sind.
17. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Tragplatte (6) im Zentrum des Eingußkanals (19) mit einem sich nach
oben verjüngenden Verteilerkörper (36) für die Schmelze versehen
ist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Eingußkanal (19) von fluchtenden Rohrabschnitten (37) umgeben ist,
die von den Distanzringen (32) zentrisch gehalten sind und die
zwischen den Distanzringen (32) Öffnungen (38) aufweisen, die mit je
einem Formhohlraum (39) kommunizieren.
19. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß bei
einer Kokille (15) zum Herstellen von Präzisionsgußteilen mit unter
schiedlichen Querschnitten die Enden mit den größeren
Querschnitten dem Eingußkanals (19) zugekehrt sind.
20. Vorrichtung nach den Ansprüchen 18 und 19, dadurch gekenn
zeichnet, daß zwischen den Rohrabschnitten (37) und den Formen
(29) aus Halbringen (41, 42) zusammengesetzte Düsenkörper für den
Schmelzeeintritt in die Formhohlräume (39) angeordnet sind.
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