DE19627867A1 - Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoffkennwerte eines Werkstoffs und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoffkennwerte eines Werkstoffs und Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung visko
elastischer Werkstoffkennwerte eines Werkstoffes, insbesondere
ein Verfahren zur Bestimmung des dynamischen Speichermoduls
und des dynamischen Verlustmoduls eines Werkstoffes, bei dem
- - der Werkstoff einer mechanischen Belastung derart ausgesetzt wird, daß die durch die mechanische Belastung hervorgerufene Verformung (Dehnung bzw. Stauchung, bzw. Torsion, bzw. Scherung) zeitlich konstant ist und,
- - das durch die mechanische Belastung in dem Werkstoff hervorgerufene zeitabhängige Elastizitätsmodul kontinuierlich oder in zeitlichen Abständen gemessen wird.
Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durch
führung des Verfahrens.
Jeder Werkstoff reagiert auf eine mechanische Belastung (z. B.
Krafteinwirkung) mit einer Verformung (z. B. Dehnung). Diese
Verformung kann sich aus einem elastischen, viskoelastischen
und plastischen Anteil zusammensetzen. Die Kenntnis dieser
Verformungsanteile ist für die Verwendung und den Einsatz von
Werkstoffen von besonderer Bedeutung. Dies soll am Beispiel
polymerer Werkstoffe erläutert werden. Es wird jedoch
ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Erfindung nicht auf
die Bestimmung der Werkstoffkennwerte polymerer Werkstoffe
beschränkt ist. Vielmehr ist das erfindungsgemäße Verfahren
und die erfindungsgemäße Vorrichtung auch für andere
Werkstoffe verwendbar.
Polymere Werkstoffe finden in weiten Gebieten Anwendung,
beispielsweise sind Reifen, Keilriemen und Motoraufhängungen
etc. hauptsächlich aus polymeren Werkstoffen gefertigt. Ab
hängig davon, welches Produkt aus dem polymeren Werkstoff her
gestellt wird, werden an den Werkstoff unterschiedliche
Anforderungen gestellt. So sind beispielsweise Kraft
fahrzeugreifen einer ständigen dynamischen Belastung
ausgesetzt und sollten auch bei zeitweisen extremen
dynamischen Belastungen möglichst lange haltbar sein. Aus
diesem Grunde wird angestrebt, Kraftfahrzeugreifen so zu
fertigen, daß bei der dynamischen Belastung möglichst wenig
Wärme im Reifen entsteht, da eine zu hohe Wärmeentwicklung zu
einer frühzeitigen Schädigung des Kraftfahrzeugreifens führen
würde. Der für die Fertigung eines Kraftfahrzeugreifens
gewählte polymere Werkstoff sollte also so beschaffen sein,
daß die bei der dynamischen Belastung des Kraftfahrzeugreifens
entstehende kinetische Energie möglichst nur zu einem
geringen Anteil in Wärmeenergie umgewandelt wird, so daß einer
Erwärmung des Kraftfahrzeugreifens wirkungsvoll vorgebeugt
ist.
Auch Keilriemen sind einer extremen dynamischen Belastung aus
gesetzt. Wird von einem Keilriemen beispielsweise eine
Maschine angetrieben, die mehrere Tausend Umdrehungen pro
Minute macht, so läuft der Keilriemen mehrmals in der Sekunde
über ein Antriebsrad etc. Beim Lauf des Keilriemens über das
Antriebsrad kommt es zu einer kurzzeitigen mechanischen Ver
formung. Nach Verlassen des Antriebsrades wird sich die
Verformung zurückbilden. Der elastische Anteil bildet sich
momentan zurück, d. h. der innere Zustand des Materials ist der
gleiche wie vor Beginn der Verformung. Dies bedeutet, daß der
kurzfristige Verformungsvorgang keine Auswirkung auf das
Material hat. Zusätzlich zu dem elastischen Anteil gibt es
aber noch einen viskoelastischen Verformungsanteil (hier wird
vorausgesetzt, daß es keine plastischen Anteile gibt). Bevor
sich der viskoelastische Anteil aber vollständig zurückbilden
kann, wird diese Stelle des Keilriemens wieder erneut über das
Antriebsrad geführt. Aufgrund dessen kommt es zu anhaltenden
viskoelastischen Rückverformungsvorgängen, die durch
Umlagerungsprozesse auf molekularer Ebene hervorgerufen werden
und auf Dauer zum Versagen des Materials führen.
Ein für die Herstellung eines Keilriemens geeigneter
polymerer Werkstoff zeichnet sich also dadurch aus, daß auf
ihn einwirkende Verformungen unter einer Belastung sich nach
der Belastung möglichst schnell und vollständig zurückbilden.
An Motoraufhängungen werden indes völlig andere Anforderungen
gestellt. So dienen Motoraufhängungen dazu, Motoren schwingend
aufzuhängen, wobei ein Teil der kinetischen Schwingungsenergie
in Wärme umgewandelt werden soll, um die Schwingung des Motors
zu dämpfen. Der für die Herstellung einer Motoraufhängung
geeignete polymere Werkstoff zeichnet sich also dadurch aus,
daß ein Teil der auf ihn einwirkenden kinetischen Energie in
Wärmeenergie umwandelbar ist.
Die obigen Ausführungen zeigen, daß bei der Herstellung von
Produkten, die hauptsächlich aus einem polymeren Werkstoff
bestehen, die Kenntnis der viskoelastischen Werkstoffkennwerte
von großer Bedeutung ist. Von besonderem Interesse ist dabei
die genaue Kenntnis des dynamischen Speichermoduls und des
dynamischen Verlustmoduls. Das Speichermodul ist ein Maß
für die wiedergewinnbare oder speicherbare Energie und gibt den
elastischen Energieanteil an, der bei der Entlastung als
mechanische Energie wiedergewonnen werden kann. Das Verlust
modul kennzeichnet hingegen die dissipierte Energie, die bei
einem Be- bzw. Entlastungsvorgang in Form von Wärme ver
lorengeht.
Ein polymerer Werkstoff, bei dem der elastische Energieanteil
bei der Entlastung vollständig wiedergewonnen wird, wird als
ideal elastischer Werkstoff bezeichnet und weist ein
dynamisches Verlustmodul von Null auf. Ein Werkstoff wird
hingegen als ideal plastisch bezeichnet, wenn die gesamte
elastische Energie in Wärme umgewandelt wird und der Werkstoff
somit ein dynamisches Speichermodul von Null aufweist. Die
Werkstoffkennwerte eines viskoelastischen Werkstoffes liegen
zwischen den Werkstoffkennwerten eines ideal elastischen und
eines ideal plastischen Werkstoffes.
Ein Maß für die "Viskoelastizität" eines polymeren
Werkstoffes ist der sogenannte Verlustfaktor, der sich aus dem
Verhältnis von Verlustmodul zu Speichermodul berechnet. Bei
ideal elastischen Werkstoffen ist der Verlustfaktor gleich
Null und bei ideal plastischen Werkstoffen geht der
Verlustfaktor gegen "unendlich". Ein viskoelastischer
Werkstoff liegt wiederum zwischen diesen beiden Werten.
Aufgrund der Wichtigkeit der dynamischen Werkstoffkennwerte
sind bereits Meßverfahren entwickelt worden, mit denen diese
Werkstoffkennwerte genau meßbar sind. Es werden bei
spielsweise mechanische Meßverfahren angewendet, bei denen der
Werkstoff mit einer periodischen äußeren Kraft belastet wird,
deren Schwingungsfrequenz typischer Weise zwischen 0 und 100 Hertz
liegt. Aus derartigen "Schwingungsmeßverfahren" läßt
sich das komplexe dynamische Elastizitätsmodul bestimmen, aus
dem wiederum das dynamische Speichermodul, welches den Real
teil, und das dynamische Verlustmodul, welches den
Imaginärteil des komplexen dynamischen Elastizitätsmoduls
darstellt, bestimmbar ist. Schließlich läßt sich aus der
Kenntnis des dynamischen Speichermoduls und des dynamischen
Verlustmoduls der Verlustfaktor bestimmen (siehe z. B. Ferry,
John D. (1980); Viscoelastic properties of polymers (3.
Auflage); John Wisley & Sons; New York).
Alternativ zu den mechanischen Schwingungsmeßverfahren können
auch Schwingungsmeßverfahren durchgeführt werden, bei denen
die periodische äußere Kraft durch eine ultraschallquelle
erzeugt wird, deren Frequenz im Megahertzbereich bzw. bei
denen die periodische äußere Kraft auf dieelektrischem Wege
erzeugt wird, wobei hier die Schwingungsfrequenz im
Gigahertzbereich liegen kann.
Mit den obenerwähnten Meßverfahren lassen sich die wichtigen
dynamischen Werkstoffkennwerte exakt messen, jedoch erfordern
die genannten Meßverfahren aufwendige und somit teure Meß
apparaturen. Beispielsweise sind bei einem dynamischen
mechanischen Meßverfahren aufwendigen Lagerhalterungen in der
Meßvorrichtung notwendig, damit diese den mechanischen
Schwingungen standhält.
Aus diesem Grunde hat man auch schon versucht, die dynamischen
Werkstoffkennwerte eines polymeren Werkstoffes aus einer
statischen Druckspannungsrelaxationsprüfung zu bestimmen. Bei
dieser Prüfung wird ein Probekörper derartig belastet, daß die
durch die mechanische Belastung hervorgerufene Dehnung bzw.
Stauchung des Probekörpers zeitlich konstant ist. Nunmehr wird
in regelmäßigen Zeitabständen die Rückstellkraft in dem unter
konstanter Dehnung bzw. Stauchung stehenden Probekörper
gemessen. Aufgrund der viskoelastischen Eigenschaften des
Probekörpers nimmt die Rückstellkraft bzw. die zu der
Rückstellkraft proportionale Spannung im Laufe der Zeit ab,
was als Spannungsrelaxation bezeichnet wird (siehe z. B. ISO
3384 (1991): Rubber, vulcanized or Rermoplastic -
Determination of Stress Relaxation at Ambient and Elavated
Temperatures oder DIN 53 537 (1985): Prüfung von Kautschuken
und Elastomeren - Bestimmung der Spannungsrelaxation unter
Druck).
Der zeitliche Verlauf der Rückstellkraft bzw. der Spannung
wird aufgezeichnet und man erhält eine Kurve, die den zeit
lichen Verlauf des Elastizitätsmoduls wiedergibt (man erhält
also das zeitabhängige Elastizitätsmodul, wenn bei einer zeit
lich konstanten Dehnung bzw. Stauchung des Probekörpers
gemessen wird; im Gegensatz dazu erhält man das frequenz
abhängige dynamische Elastizitätsmodul, wenn bei einer
dynamischen "Schwingungsbeanspruchung" des Probekörpers
gemessen wird). Die gemessene zeitabhängige Elastizitätskurve
wird durch eine mathematische Funktion dargestellt, die den
Verlauf der Kurve möglichst exakt wiedergibt und diese
mathematische Funktion wird einer Laplace-Transformation
zugeführt, mit Hilfe der das zeitabhängige Elastizitätsmodul
in das dynamische Elastizitätsmodul (abhängig von der
Frequenz) überführbar ist (siehe z. B. Rost, Albrecht (1983):
Grundlagen der Elektronik (1. Auflage), Springer Verlag; New
York oder Weber, H. (1990): Laplace - Transformation für
Ingenieure der Elektrotechnik, Teubner Verlag; Stuttgart).
Die oben dargestellte Alternative zur Bestimmung der
dynamischen Werkstoffkennwerte hat bisher nicht zu
zufriedenstellenden Ergebnissen geführt, so daß man bisher für
eine genaue Messung der dynamischen Größen auf die dynamischen
"Schwingungsmeßverfahren" angewiesen ist. Insbesondere ist es
bisher nicht gelungen, mit Hilfe statischer Druckspannungs
relaxationsversuche indirekt auf die dynamischen visko
elastischen Werkstoffkennwerte eines Probekörpers im "Kurz
zeitbereich" unmittelbar nach Einstellung der konstanten
Belastung zu schließen. Für einige Anwendungen ist aber gerade
das viskoelastische Verhalten von Werkstoffen in diesem Kurz
zeitbereich von größtem Interesse (z. B. bei Keilriemen; s.
oben).
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfach durch
zuführendes Verfahren zur Bestimmung der dynamischen visko
elastischen Werkstoffkennwerte eines polymeren Werkstoffes im
Kurzzeitbereich zu schaffen. Der Erfindung liegt ferner die
Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens zu schaffen.
Gemäß den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 wird bei
einem Verfahren der eingangs genannten Art die Aufgabe dadurch
gelöst, daß:
- - mit oder unmittelbar nach Aufbringen der mechanischen Belastung mit der Messung des zeitabhängigen Elastizitäts moduls begonnen und die Messung über eine bestimmte Zeit dauer fortgesetzt wird und man somit eine zeitabhängige Elastizitätsmodulkurve mit einem Wendepunkt erhält
- - von der gemessenen zeitabhängigen Elastizitätsmodulkurve der Wendepunkt bestimmt wird und der Zeitpunkt, in dem der Wendepunkt liegt, als Bezugspunkt t₂ für das Einsetzen einer reinen Druckspannungsrelaxation verwendet wird
- - die Elastizitätsmodulkurve unter Verwendung des zeitabhängigen Elastizitätsmoduls in dem Wendepunkt normiert wird
- - die normierte Elastizitätskurve einer mathematischen Transformation zugeführt wird, mit Hilfe der das zeitabhängige Elastizitätsmodul in das frequenzabhängige dynamische Elastizitätsmodul überführt wird
- - und aus dem dynamischen Elastizitätsmodul das dynamische Speichermodul und das dynamische Verlustmodul berechnet wird.
Gemäß dem nebengeordneten Anspruch 7 wird die Aufgabe ferner
durch eine Vorrichtung gelöst, die unter anderem zwei Teller
aufweist, zwischen denen der Werkstoff einbringbar und mit
einer mechanischen Belastung derart beaufschlagbar ist, daß
die durch die mechanische Belastung hervorgerufene Verformung
zeitlich konstant ist, die dadurch gekennzeichnet ist, daß die
Vorrichtung derartig ausgebildet ist, daß der zwischen den
beiden Tellern befindliche Werkstoff innerhalb eines
Zeitraumes, der zwischen 0 und max. 10 ms liegt, mit der
mechanischen Belastung beaufschlagbar ist, die zu einer
vorgegebenen Verformung des Werkstoffes führt. Darüber hinaus
ist mindestens einer der Teller mit Mitteln versehen, mit
Hilfe derer der Werkstoff zwischen den Tellern sicher
positionierbar und fixierbar ist.
Gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel sind diese Mittel
an mindestens einem der Teller als Dorne ausgebildet. Alter
nativ ist es beispielsweise auch möglich, mindestens einen der
Teller mit einer Umrandung zu versehen. Durch die Positionier-
und Fixiermittel wird sichergestellt, daß beim Aufbringen der
mechanischen Belastung in dem sehr kurzen Zeitbereich der
Werkstoff sicher zwischen den Tellern fixiert ist und einem
"Herausspringen" des polymeren Werkstoffs aus dem Bereich
zwischen den Tellern sicher vorgebeugt ist. Ferner ist
zugleich die freie Ausdehnbarkeit des Probekörpers
gewährleistet.
Der Grundgedanke der Erfindung ist darin zu sehen, daß mit
oder unmittelbar nach Aufbringen der mechanischen Belastung
mit der Messung begonnen wird und ferner in der grundlegenden
Erkenntnis, daß der Belastungsvorgang erst im Wendepunkt der
Elastizitätsmodulkurve abgeschlossen ist und infolgedessen die
Elastizitätsmodulkurve erst ab dem Wendepunkt der
mathematischen Transformation zugeführt werden darf, um zu
friedenstellende Meßergebnisse zu erhalten. Hierbei wird der
Belastungsvorgang vorzugsweise innerhalb eines extrem kurzen
Zeitraumes abgeschlossen, so daß der Wendepunkt der zeitab
hängigen Elastizitätskurve im Idealfall in einem Zeitintervall
zwischen 0 und maximal ca. 1-10 ms liegt.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile sind insbesondere
darin zu sehen, daß aufgrund des extrem kurzen Belastungs
vorgangs bereits im Zeitbereich von ca. 1 ms Meßwerte für das
zeitabhängige Elastizitätsmodul und somit nach der
mathematischen Transformation der Elastizitätskurve Werte für
das dynamische Elastizitätsmodul bei einer Frequenz von ca.
1 kHz vorliegen (die Frequenz von 1 kHz ist technisch
besonders relevant; s. z. B. einleitendes Beispiel, bei dem
ein Keilriemen mehrmals pro Sekunde über ein Antriebsrad etc.
läuft und dabei ständig verformt wird). Die Vorteile der
Erfindung sind ferner darin zu sehen, daß bereits nach einer
kurzen Meßzeit eine gemessene zeitabhängige Elastizitäts
modulkurve vorliegt, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
behandelt werden kann und zu "brauchbaren Meßergebnissen" für
das dynamische Speichermodul und das dynamische Verlustmodul
führt. Dies haben Vergleichsergebnisse mit herkömmlichen
dynamischen Messungen gezeigt. Mit der kurzen Meßdauer geht
eine Zeitersparnis und damit eine enorme Kostenersparnis
einher. Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist darin zu sehen,
daß die Vorrichtung zur Durchführung des Meßverfahrens einfach
und kostengünstig ist, da es sich um ein statisches
Meßverfahren handelt und somit an der Vorrichtung auf
aufwendige Lager etc. verzichtet werden kann. Schließlich ist
das Meßverfahren einfach durchzuführen.
Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 2 wird
die normierte Elastizitätskurve, bevor sie der mathematischen
Transformation zugeführt wird durch eine mathematische
Funktion beschrieben, die die normierte Elastizitätskurve ab
dem Bezugszeitpunkt t₂ möglichst exakt wiedergibt.
Vorzugsweise wird die mathematische Funktion darüber hinaus
derart gewählt, daß die bei der mathematischen Transformation
zu berechnende Integrale analytisch zu bestimmen sind, so daß
man nicht auf aufwendige numerische Verfahren angewiesen ist.
Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 3 wird
als mathematische Transformation die Laplace-Transformation
gewählt, die sich als besonders geeignet erwiesen hat, wie
Vergleiche des erfindungsgemäßen Verfahrens mit den
herkömmlichen Meßverfahren gezeigt haben. Alternativ ist bei
spielsweise auch die Verwendung einer Fourier-Transformation
möglich.
Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 4 wird
die gemessene zeitabhängige Elastizitätskurve mit Hilfe eines
Potenzansatzes der Form E(t) = α tβ + E beschrieben, wobei
die Werte α und β so gewählt werden, daß E(t) die gemessene
statische Elastizitätskurve möglichst exakt wiedergibt und
wobei E ferner eine Konstante ist. Es hat sich gezeigt, daß
die Verwendung des Potenzansatzes besonders vorteilhaft ist,
da die gemessene statische Elastizitätskurve durch diesen
Potenzansatz bis auf geringe Abweichungen exakt darstellbar
ist. Hierbei können die Werte α und β entweder empirisch
festgelegt oder berechnet werden.
Gemäß Anspruch 5 beträgt die Zeitdauer der Messung mindestens
30 Sekunden. Es hat sich gezeigt, daß diese kurze Zeitdauer
bereits ausreichend ist, um zu "brauchbaren Meßergebnissen" zu
führen. Bei den Messungen wird bevorzugt eine Meßfrequenz von
100 Hz verwendet, so daß beispielsweise bei einer Meßdauer von
30 Sekunden 3000 Meßwerte aufgenommen werden können. Auch
hier hat sich gezeigt, daß eine Meßfrequenz von 100 Hz
ausreichend ist, um aus den gemessenen zeitabhängigen
Elastizitätsmodulwerten mit auszureichender Genauigkeit eine
Elastizitätsmodulkurve, die durch eine mathematische Funktion
angenähert werden kann, darstellen zu können.
Ein Ausführungsbeispiel und weitere Vorteile der Erfindung
werden im Zusammenhang mit den nachstehenden Figuren
erläutert, darin zeigt:
Fig. 1 eine Vorrichtung zur Durchführung des Meßverfahrens;
Fig. 2 eine Meßkurve;
Fig. 3 eine normierte Meßkurve und eine Kurve gemäß einem
Potentialansatz.
Fig. 1a zeigt eine Vorrichtung 2, bestehend zumindest aus
einem Druckstempel 4, einer Druckplatte 6, Tellern 8a und 8b,
die mit Hilfe der Distanzstücke 14a und 14b in einem gewissen
Abstand voneinander gehalten werden, und einem Kraftaufnehmer
12. Bei einem Meßvorgang wird auf der Mitte des unteren
Tellers 8b ein Prüfkörper plaziert. Danach wird durch den
Druckstempel 4 die Druckplatte 6 mit den daran befestigten
Teller 8a nach unten bewegt und der Belastungsvorgang auf den
Prüfkörper eingeleitet (siehe Fig. 1b). Der Belastungsvorgang
findet in einem möglichst kurzen Zeitraum von 0 - ca. 10 ms
statt, um Aufschluß über die Werkstoffkennwerte im Kurzzeit
bereich zu erhalten. Dies ist beispielsweise durch das Anlegen
von Druckluft an den Druckstempel 4 möglich, infolgedessen der
Belastungsvorgang quasi momentan erfolgt. Alternativ ist es
z. B. auch möglich, den Druckteller 6 hydraulisch zu belasten
bzw. ein Gewicht gezielt auf den Druckteller fallen zu lassen,
so daß unter dem Einfluß der Gravitation der Belastungsvorgang
ebenfalls quasi momentan erfolgt. Um während des schnellen
Belastungsvorganges eine sichere Positionierung und Fixierung
des Prüfkörpers 16 zwischen den Tellern 8a und 8b zu
gewährleisten, sind die Teller 8a und 8b jeweils mit
mindestens einem Dorn 10a und 10b versehen. Das Ende des
Belastungsvorgangs ist erreicht, wenn die Druckplatte 6 auf
den Distanzstücken 14a und 14b aufliegt und der in der Fig.
1b gezeigte Zustand des Prüfkörpers vorliegt. Bei dem Meß
vorgang, der bereits während des Belastungsvorgangs einge
leitet wird, wird mit dem Kraftaufnehmer 12 die durch die
Einsetzung der Druckspannungsrelaxation bedingte Veränderung
der Rückstellkraft gemessen und aufgenommen, so daß man aus
den aufgenommen Meßwerten eine zeitabhängige Elastizitäts
modulkurve erhält (die Rückstellkraft ist proportional zu dem
statischen Elastizitätsmodul). Die Aufnahme der Meßwerte
geschieht vorzugsweise mit einer Meßfrequenz von 100 Hz.
Fig. 2 zeigt ein Diagramm, in dem die in dem Prüfkörper auf
tretende Spannung σ bzw. das zu der Spannung σ
proportionale zeitabhängige Elastizitätsmodul E(t) über der
Zeit t aufgetragen ist. In dem Diagramm sind drei Zeitbereiche
angedeutet, nämlich der Zeitbereich von t₀ bis t₁, der
Zeitbereich von t₁ bis t₂ und der Zeitbereich ab t₂
aufwärts.
Der Zeitbereich von t₀ bis t₁ zeichnet sich dadurch aus,
daß in diesem Zeitbereich mit der Belastung des Prüfkörpers
16 (s. Fig. 1) begonnen wird, wobei in diesem Zeitbereich
eine Reduzierung der Spannung σ, also ein Absinken der
Rückstellkraft in dem Prüfkörper durch Einsetzen der
Druckspannungsrelaxation zu vernachlässigen ist. Aus diesem
Grunde steigt in diesem Zeitbereich die Spannung σ in dem
Prüfkörper 16 (annähernd) linear an.
Ab dem Zeitpunkt t₁ setzt die Druckspannungsrelaxation ein.
Dies führt dazu, daß ein weiterer Anstieg in der Belastung
zwar noch in innere Spannung "umgesetzt" wird, sich der
Anstieg der inneren Spannung und damit der Anstieg der Kurve
ab dem Zeitpunkt t₁ aber abschwächt. Die Spannung σ steigt
jedoch noch bis zu einem Maximum σmax. an. Zu dem Zeitpunkt
tmax., in dem die maximale Spannung σmax. erreicht wird,
ist der Belastungsvorgang noch nicht abgeschlossen, jedoch
kommt es ab dem Zeitpunkt tmax durch einen deutlichen
Anstieg der Druckspannungsrelaxation zu einer Abnahme der
Spannung σ unter den Wert σmax (mit anderen Worten
formuliert; ab dem Zeitpunkt tmax ist die
Spannungssteigerung δσ, die durch eine Steigerung der
Belastung hervorgerufen wird, geringer, als der durch die
Druckspannungsrelaxation bewirkte Abbau der Spannung σ. Der
Spannungsaufbau durch die Belastung wird sozusagen durch die
Druckspannungsrelaxation überkompensiert. Somit kommt es zu
einem Abfall der Spannung σ unter das Maximum σmax ab
dem Zeitpunkt tmax). Zu dem Zeitpunkt t₂ ist der
Belastungsvorgang schließlich abgeschlossen und eine Abnahme
der Spannung σ durch Druckspannungsrelaxation wird nicht
mehr durch eine weitere Steigerung der auf den Prüfkörper
einwirkenden Kraft und einen dadurch bewirkten Spannungsaufbau
"überlagert".
Ab dem Zeitpunkt t₂, der mit dem "mathematischen" Wendepunkt
der gezeigten Kurve identisch ist, liegt also eine "reine"
Druckspannungsrelaxation vor. Für die Feststellung der reinen
Druckspannungsrelaxation bzw. für die Feststellung des
"reinen" Elastizitätsmoduls ist also der Zeitpunkt t₂
relevant.
Fig. 3 zeigt ein Diagramm, in dem die normierte gemessene
Elastizitätmodulkurve über der Zeit t aufgetragen ist. Die
Elastizitätsmodulkurve ist bezüglich des Elastizitätsmoduls
E(t₂), das im Zeitpunkt t₂ angenommen wird (s. Fig. 2),
normiert. Dementsprechend nimmt die normierte Elastizitäts
modulkurve zum Zeitpunkt t₂ den Wert 1 an. Die Normierung
der Elastizitätsmodulkurve E (t) bringt es mit sich, daß man
aus einem absoluten Elastizitätsmodul ein relatives
Elastizitätsmodul erhält und somit verschiedene Elastizitäts
modulkurven, die beispielsweise bei der Messung unter
unterschiedlichen Bedingungen erhalten werden, unmittelbar
miteinander vergleichbar sind. In der Fig. 3 ist ferner
strichliniert eine mathematische Funktion E (t) = α tβ + E
eingezeichnet, wobei die Werte α und β derartig gewählt
werden, daß sich die mathematische Funktion möglichst gut an
die gemessene Kurve angleicht. Die ermittelte mathematische
Funktion E (t) wird z. B. einer Laplace-Transformation
(oder einer Fourrier-Transformation oder einer anderen
geeigneten Transformation von dem Zeit - in den Frequenzraum)
zugeführt und mit Hilfe dieser Laplace-Transformation wird aus
dem zeitabhängigen Elastizitätsmodul E (t) das
frequenzabhängige dynamische Elastizitätsmodul bestimmt. Aus
diesem dynamischen Elastizitätsmodul werden wiederum das
dynamische Speichermodul und das dynamische Verlustmodul und
der tanδ, bzw. der Verlustfaktor, der deren Verhältnis
zueinander angibt, abgeleitet.
Für die mathematischen Definitionen der Größen "dynamisches
Verlustmodul, dynamisches Speichermodul, tanδ" und für die
Verwendung der Laplace-Transformation sei abschließend noch
einmal auf die einschlägige Literatur, z. B. Fery, John D.
(1980); Viscoelastic properties of polymers (3. Auflage); John
Wisley & Sons; New York, hingewiesen.
Bezugszeichenliste
2 Vorrichtung
4 Druckstempel
6 Druckplatte
8a, 8b Teller
10a, 10b Dornen
12 Kraftaufnehmer
14a, 14b Distanzstücke
16 Prüfkörper
4 Druckstempel
6 Druckplatte
8a, 8b Teller
10a, 10b Dornen
12 Kraftaufnehmer
14a, 14b Distanzstücke
16 Prüfkörper
Claims (9)
1. Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoffkenn
werte eines Werkstoffs, insbesondere Verfahren zur
Bestimmung des dynamischen Speichermoduls und des
dynamischen Verlustmoduls eine polymeren Werkstoffes, bei
dem
- - der Werkstoff einer mechanischen Belastung derart aus gesetzt wird, daß die durch die mechanische Belastung hervorgerufene Verformung (Dehnung bzw. Stauchung, bzw. Torsion, bzw. Scherung) zeitlich konstant ist und
- - der durch die mechanische Belastung in dem Werkstoff hervorgerufene zeitabhängige Elastizitätsmodul kontinuierlich in zeitlichen Abständen gemessen wird dadurch gekennzeichnet,
- - daß mit oder unmittelbar nach Aufbringen der mechanischen Belastung mit der Messung des zeitabhängigen Elastizitätsmoduls begonnen und die Messung über eine bestimmte Zeitdauer fortgesetzt wird und man somit eine zeitabhängige Elastizitätsmodulkurve mit einem Wendepunkt erhält
- - von der erhaltenen Elastizitätsmodulkurve der Wende punkt bestimmt und der Zeitpunkt, in dem der Wendepunkt liegt, als Bezugszeitpunkt t₂ für das Einsetzen einer reinen Druckspannungsrelaxation verwendet wird
- - die Elastizitätsmodulkurve unter Verwendung des zeitabhängigen Elastizitätsmoduls in dem Wendepunkt normiert wird
- - die normierte Elastizitätskurve einer mathematischen Transformation zugeführt wird, mit Hilfe der das zeitabhängige Elastizitätsmodul in das dynamische Elastizitätsmodul überführt wird
- - und aus dem dynamischen Elastizitätsmodul das dynamische Speichermodul und das dynamische Verlustmodul berechnet wird.
2. Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer
Werkstoffkennwerte eines Werkstoffes nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die normierte Elastizitätskurve
durch eine mathematische Funktion beschrieben wird, die die
normierte Elastizitätskurve ab dem Zeitpunkt t₂ möglichst
exakt wiedergibt und die gewonnene mathematische Funktion
anstatt der normierten Elastizitätskurve der mathematischen
Transformation zugeführt wird.
3. Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer
Werkstoffkennwerte eines Werkstoffs nach einem der
Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß als
mathematische Transformation die Laplace-Transformation
verwendet wird.
4. Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoffkenn
werte eines Werkstoffs nach einem der Ansprüche 2 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Elastizitätskurve mit Hilfe
eines Potenzansatzes E(t) = α tβ + E beschrieben wird,
wobei die Werte α und β so gewählt werden, daß E(t) die
normierte Elastizitätskurve möglichst exakt wiedergibt und
wobei E eine Konstante ist.
5. Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoffkenn
werte eines Werkstoffs nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zeitdauer der Messung durch
die Angabe eines Zeitintervalls erfolgt, das vorzugsweise
eine Dauer von 30 Sekunden aufweist.
6. Verfahren zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoffkenn
werte eines Werkstoffs nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Meßfrequenz der in zeit
lichen Abständen aufgenommenen Meßwerte frei wählbar ist
und vorzugsweise ca. 100 Hz beträgt.
7. Vorrichtung zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoff
kennwerte eines Werkstoffs, insbesondere Vorrichtung zur
Bestimmung des dynamischen Speichermoduls und des
dynamischen Verlustmoduls eines polymeren Werkstoffes, die
u. a. zwei Teller (8a), (8b) aufweist, zwischen denen der
Werkstoff einbringbar und mit einer mechanischen Belastung
derart beaufschlagbar ist, daß die durch die mechanische
Belastung hervorgerufene Verformung zeitlich konstant ist,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung derartig
ausgebildet ist, daß der zwischen den beiden Tellern (8a,
8b) befindliche Werkstoff innerhalb eines Zeitraumes, der
zwischen 0 und max. ca. 10 ms liegt, mit der mechanischen
Belastung beaufschlagbar ist, die zu der vorgegebenen
Verformung des Werkstoffes führt.
8. Vorrichtung zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoff
kennwerte eines Werkstoffs nach Anspruch 7, dadurch
gekennzeichnet, daß mindestens einer der Teller (8a, 8b)
mit Mitteln (10a, 10b) versehen ist, mit Hilfe derer der
polymere Werkstoff zwischen den Tellern (8a, 8b) sicher
positionierbar und fixierbar ist.
9. Vorrichtung zur Bestimmung viskoelastischer Werkstoff
kennwerte eines Werkstoffs nach Anspruch 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Mittel (10a, 10b) als Dorne (10a,
10b) ausgebildet sind.
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CN113758958A (zh) * | 2021-08-10 | 2021-12-07 | 上海航天精密机械研究所 | 用于柔性防热结构的扭转烧蚀试验装置及其使用方法 |
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- 1996-07-11 DE DE1996127867 patent/DE19627867C2/de not_active Expired - Fee Related
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CN113758958B (zh) * | 2021-08-10 | 2023-10-27 | 上海航天精密机械研究所 | 用于柔性防热结构的扭转烧蚀试验装置及其使用方法 |
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