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Die Erfindung befaßt sich
mit einem Verfahren zur Bestimmung der Axiallast in einer Gewindeverbindung,
wenn sie bis zu ihrem und über
ihren Punkt der Streckgrenze (gemäß Anspruch 1) angezogen wird,
d. h. in den Bereich plastischer Deformation der Verbindung, durch
Erfassen der Veränderung
der Laufzeit von in die Verbindung eingeleiteten Ultraschallwellen,
sowie ein Verfahren zum Anziehen einer Gewindeverbindung auf eine
vorbestimmte Axiallast (entsprechend 3).
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Beispielsweise in der Kraftfahrzeugindustrie ist
es wünschenswert,
das Gewicht wenigstens einiger Arten von Gewindeverbindungen gering
zu halten, die in verschiedenen Fahrzeugteilen enthalten sind. Dies
wird durch Anwendung der maximal verfügbaren Klemmkraft für eine bestimmte
Größe von Verbindung
erreicht, das bedeutet, daß die
Verbindung bis zu ihrer Streckgrenze angezogen wird, d. h. gerade über ihren
Bereich elastischer Deformation hinaus. Dieses bekannte Verfahren
ist beispielsweise in dem US-Patent Nr. 2,600,549 beschrieben.
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Beim Anziehen einer Verbindung auf
ein Niveau oberhalb ihrer Streckgrenze besteht jedoch ein Problem
darin, die erhaltene Axiallast exakt zu bestimmen, weil in diesem
Bereich die Axiallast nicht linear im Verhältnis zu dem Drehwinkel ansteigt.
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Im Stand der Technik stand kein einfaches und
zuverlässiges
Verfahren zum Erhalten einer genauen Information über die
erzielte Axiallast zur Verfügung,
wenn man eine Verbindung in den Bereich plastischer Deformation
anzog.
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Gemäß einem bekannten Verfahren
zum Anziehen einer Verbindung in den plastischen Deformationsbereich
wird die Streckgrenze durch Erfassen der wesentlichen Änderung
im Drehmomentanstieg, die man in diesem Punkt erhält, bestimmt,
und die Verbindung über
einen weiteren vorbestimmten Winkel von diesem Punkt an angezogen.
Durch dieses Verfahren wird eine hohe Klemmleistung der Verbindung
genutzt, da sie über
die Streckgrenze hinaus angezogen wird, aber es besteht keine Möglichkeit, die
tatsächlich
erhaltene Axiallast auf die Verbindung zu bestimmen. Auftretende
Abweichungen beim Reibwiderstand in der Verbindung verursachen eine beträchtliche
Streuung der erzielten Axiallast nicht nur im Punkt der Streckgrenze,
sondern auch in dem abschließenden
Abschaltpunkt.
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Ein sehr bekanntes Verfahren zum
Bestimmen der Axiallast auf eine Verbindung, das beispielsweise
in dem US-Patent Nr. 3,969,810 oder dem Patent GB 2 037 430 beschrieben
worden ist, umfaßt das
Messen der Veränderung
in der Laufzeit der axial in die Verbindung eingeleiteten Ultraschallwellen. Dieses
Verfahren ist nur beim Anziehen einer Verbindung innerhalb des Bereiches
elastischer Deformation anwendbar, weil der direkte Zusammenhang
zwischen der Laufzeit der Ultraschallwellen und der Axiallast nur
vorhanden ist, wenn ein linearer Zusammenhang zwischen der Längung der
Verbindung und der Axiallast gegeben ist. Dies ist jedoch nicht
der Fall im Bereich plastischer Deformation, in welchem die Verbindung
bei einem nur geringen Anstieg der Axiallast gelenkt wird. Dies
bedeutet, daß dieses
Verfahren, wie zuvor beschrieben, nicht nützlich ist, um die Axiallast
auf die Verbindung beim Anziehen auf die Streckgrenze zu bestimmen.
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Zuvor ist auch ein Verfahren zum
Bestimmen der erhaltenen Axiallast in einer Verbindung durch Messen
der Veränderung
der Laufzeit für
in eine Verbindung eingeleitete Ultraschallwellen vorgeschlagen
worden, auch wenn die Verbindung in den Bereich plastischer Deformation
angezogen wird. Dieses Verfahren basiert auf einer Feststellung
des Zusammenhangs der Veränderung
in der Laufzeit der Ultraschallwellen und der Axiallast bei der
jeweiligen Art von Verbindung vor dem Anziehen. Basierend auf dieser
Information wird die erhaltene Axiallast dadurch bestimmt, daß man die
Veränderung
in der Laufzeit der Ultraschallwellen mißt und mit dem zuvor festgestellten
Zusammenhang zwischen der Laufzeit und der Axiallast vergleicht.
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Dieses bekannte Verfahren zieht jedoch nicht
die Veränderungen
in dem Reibwiderstand in Betracht und somit auch nicht die Veränderungen
im Axiallastniveau, das man an dem Punkt der Streckgrenze der Verbindung
und auch im Bereich plastischer Deformation erhält.
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Wie zuvor erwähnt, steht die Axiallast im Punkt
und oberhalb des Punktes der Streckgrenze nicht in unmittelbarem
Zusammenhang mit der Längung
der Verbindung, sondern hängt
auch von den tatsächlichen
Reibbedingungen in der Verbindung ab. Dies geschieht infolge der
Tatsache, daß ein
hoher Reibwiderstand in der Verbindung erhöhte Scherbeanspruchungen auf
die Verbindung verursacht und eine plastische Deformation der Verbindung
bei einer niedrigeren Axiallast stattfindet. Entsprechend variiert
die Axiallast im Punkt der Streckgrenze für einen bestimmten Typ von
Verbindung stark, da sie in hohem Maße von den tatsächlichen
Reibbedingungen in der Verbindung abhängt.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht
darin, ein Verfahren zum genauen Bestimmen der Axiallast in einer
Gewindeverbindung zu schaffen, wenn letztere auf ein Vorspannungsniveau
oberhalb des Punktes der Streckgrenze angezogen wird, unter Verwendung
der Veränderung
der Laufzeit der Ultraschallwellen, die in die Verbindung zum Bestimmen
der Axiallast im Punkt der Streckgrenze und auch auf dem Niveau
der abschließenden
Vorspannung der Verbindung zu bestimmen.
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Weitere Merkmale und Vorzüge der Erfindung
werden aus der folgenden Beschreibung und den Ansprüchen deutlich.
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Das erfindungsgemäße neue Verfahren umfaßt vor dem
Anziehen einen Untersuchungsvorgang, bei welchem der jeweilige Typ
von Verbindung Anzugsvorgängen
einschließlich
eines Vorspannens in den Bereich der plastischen Deformation unterzogen
wird. Dieser Untersuchungsvorgang vor dem Anziehen umfaßt das Anziehen
einer Anzahl von Verbindern auf ein Niveau oberhalb des Punktes
der Streckgrenze während
des Messens des eingebrachten Drehmoments, des Drehwinkels, der
Axiallast und der Laufzeit für
in die Verbindung eingeleitete Ultraschallwellen mit Hilfe einer
geeigneten Ausrüstung.
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Dadurch ist es möglich, das Verhältnis zwischen
der Axiallast, dem Drehwinkel und der Laufzeit der Ultraschallwellen
zu bestimmen. Es ist auch möglich,
die Größe und das
Streuen des Drehmomentniveaus festzustellen, bei welchem die Verbindung
beginnt, sich plastisch zu deformieren. Es ist wichtig, den Zusammenhang
zwischen der Axiallast und der Laufzeit für die Ultraschallwellen in
dem Bereich plastischer Deformation der Verbindung zu bestimmen, weil
in diesem Bereich das Verhältnis
nicht länger
linear ist.
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Es ist von besonderer Wichtigkeit,
zu untersuchen, wie die Axiallast oberhalb des Punktes der Streckgrenze
mit dem Axiallastniveau im Punkt der Streckgrenze variiert. Je höher der
Reibwiderstand ist, desto niedriger ist die Axiallast im Punkt der Streckgrenze.
Wie zuvor erwähnt,
besteht die Erklärung
hierfür
darin, daß sowohl
die Axiallast als auch die Torsionslast einen Beitrag zu der Spannung
in der Verbindung leisten und zusammen bewirken, daß das Material
der Verbindung bei einem bestimmten Niveau fließt. Dies bedeutet, daß ein hoher
Reibwiderstand dazu führt,
daß das
Verbindungsmaterial bei einer niedrigeren Axiallast fließt und entsprechend
ist es wichtig, in den Untersuchungsvorgang Verbindungen mit dem
niedrigsten und höchsten
bei einer normalen Verbindungsherstellung zu erwartenden Reibwiderstand
einzuschließen,
weil dies nicht nur einen Hinweis auf den Streubereich des Reibwiderstandes,
sondern auch auf die zu erwartende niedrigste Axiallast am Punkt
der Streckgrenze der Verbindung gibt. Diese Information ist von
entscheidender Wichtigkeit, wenn man die geeignete Größe der zu
verwendenden Verbindung bestimmt.
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Da die Laufzeit der Ultraschallwellen
die Axiallast im Bereich elastischer Deformation reflektiert, ist
es nicht möglich,
diese Laufzeit zum Anzeigen des Punktes der Streckgrenze zu verwenden.
Statt dessen wird der Punkt der Streckgrenze in geeigneter Weise
als eine wesentliche Änderung
in dem Verhältnis
Drehmoment zu Drehwinkel erfaßt.
Er kann jedoch auch auf jegliche andere geeignete Weise erfaßt werden.
Im Punkt der Streckgrenze wird die Laufzeit für die Ultraschallwellen bestimmt,
um es so zu ermöglichen,
die Axiallast im folgenden Bereich plastischer Deformation mit einem
entsprechenden Verhältnis
zwischen Axiallast und Laufzeit in Bezug zu setzen, das während des
Untersuchungsvorgangs vor dem Anziehen bestimmt worden ist.
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In der Praxis dient eine Verbindung
des jeweiligen Typs dazu, bis zu einer bestimmten Axiallast angezogen
zu werden, die innerhalb des für
diese Art von Verbindung zur Verfügung stehenden Bereich ausgewählt worden
ist, wie er während
der vorherigen Testläufe
der Verbindung bestimmt worden ist. Ein Drehmoment wird auf die
Verbindung aufgebracht und die momentanen Werte des Drehmoments,
des Drehwinkels und der Laufzeit der Ultraschallwellen werden angezeigt.
Die Laufzeit der Ultraschallwellen wird vom allerersten Anfang des
Vorganges angezeigt, um einen Wert für die Laufzeit durch die Verbindung
in unbelastetem Zustand zu erhalten.
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Da der Punkt der Streckgrenze durch
die Veränderung
im Verhältnis
zwischen Drehmoment und Drehwinkel erfaßt wird, wird das Anziehen
bis zu einem Laufzeitwert der Wellen fortgesetzt, der entsprechend
den Nachforschungen vor dem Anziehen der gewünschten Axiallast entspricht.
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Durch Anzeigen des Laufzeitwertes
für die Ultraschallwellen
durch die Verbindung im Punkt der Streckgrenze und Inbezugsetzen
der folgenden Laufzeitwerte, die oberhalb des Punktes der Streckgrenze
angezeigt werden, ist es möglich,
Abweichungen im Reibwiderstand von einer Verbindung zu einer anderen
zu kompensieren und ein wesentlich verbessertes Ergebnis im Hinblick
auf die in der Verbindung erhaltene Axiallast zu erreichen.
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Das neue Verfahren ist in den in
den beigefügten
Zeichnungen gezeigten Diagrammen dargestellt, wobei
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1 ein
Diagramm zeigt, das das Anziehen von zwei Verbindungen der gleichen
Art in den plastischen Deformationsbereich zeigt und
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2 die
gleichen Vorgänge
zeigt und die maximal erwartete Ziellast für zwei oder mehr Verbindungen
derselben Art im Verhältnis
zu dem maximal zulässigen
Sicherheitsdrehwinkel der Verbindung darstellt.
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Entsprechend zeigen die Diagramme
in den beigefügten
Zeichnungen Kurven, die den Zusammenhang zwischen der Axiallast
N und dem Drehwinkel Φ der
beiden Verbindungen I und II darstellen, wenn sie in den Bereich
plastischer Deformation angezogen werden. In Abhängigkeit von dem Unterschied
im Reibwiderstand zwischen den beiden Verbindungen wird der Punkt
der Streckgrenze auf zwei unterschiedlichen Niveaus der Axiallast
erreicht, nämlich
bei dem niedrigeren Niveau NY1 der einen Verbindung
mit dem höheren
Reibwiderstand und bei dem höheren
Niveau NY2 bei derjenigen mit dem niedrigeren
Reibwiderstand.
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In dem Diagramm in 1 ist in gestrichelten Linien auch gezeigt,
wie sich die Laufzeit der Ultraschallwellen Δt im Bereich der plastischen
Deformation im Verhältnis
zu dem Drehwinkel Φ ändert. Während der
elastischen Deformation der Verbindung verändert sich die Laufzeit linear
zusammen mit der Axiallast, aber infolge der plastischen Deformation
des Verbindungsmaterials oberhalb des Punktes der Streckgrenze verändert sich
die Laufzeit etwas langsamer im Hinblick auf die Längung der
Verbindung.
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Entsprechend fährt die Laufzeit Δt für die eingeleiteten
Ultraschallwellen oberhalb des Punktes der Streckgrenze fort, im
wesentlichen als eine lineare Funktion anzusteigen, wohingegen die
Axiallast N eine viel kleinere, nicht-lineare Steigerungsrate erfährt. Die
vertikalen Pfeile in dem Diagramm zeigen die Projektionen einer
vorbestimmten abschließenden
Laufzeit ΔtF bei den beiden unterschiedlichen Axiallast/Drehwinkelkurven.
Dadurch wird deutlich gezeigt, daß man einen erheblichen Unterschied
in der abschließenden
Axiallast NF in den beiden Verbindungen
für ein
bestimmtes Niveau von Δt
erhält. Dies
geschieht infolge des wesentlichen Unterschieds der Axiallast NY1 zu NY2, wie sie
in den jeweiligen Punkten der Streckgrenze tatsächlich erreicht werden.
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Wenn man sich dafür entscheidet, den Anzugsvorgang
bei dem Laufzeitniveau ΔtF zu unterbrechen, würde die Verbindung I mit hoher
Reibung eine abschließende
Axiallast NF1 leisten, die viel kleiner als
die abschließende
Axiallast NF2 ist, die durch die Verbindung
II mit niedriger Reibung geleistet wird. Dies steht im Zusammenhang
mit der Tatsache, daß die
Verbindung I mit hoher Reibung eine relativ geringe Axiallast NY1 in ihrem Punkt der Streckgrenze leistet,
der bei einer Längung
der Verbindung erreicht wird, die durch die Wellenlaufzeit ΔtY1 reflektiert wird. Die Verbindung II mit
niedriger Reibung leistet auf der anderen Seite eine relativ hohe
Axiallast NY2 in ihrem Punkt der Streckgrenze,
wo die Längung der
Verbindung durch die Wellenlaufzeit ΔtY2 reflektiert
wird (siehe Diagramm) .
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Durch Beziehen des abschließenden Wertes ΔtF der abschließenden Wellenlaufzeit auf die
tatsächliche
Laufzeit ΔtY im Punkt der Streckgrenze und Vergleich
mit den Untersuchungsergebnissen vor dem Anziehen ist es möglich, die
abschließend
erhaltene Axiallast NF zu bestimmen.
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Eine geeignete Anwendung für dieses
neue Verfahren besteht darin, es für einen Anzugsvorgang zu verwenden,
der in der folgenden Weise gesteuert wird:
- I)
Aufstellen – in
einer Vorstudie – einer
Sicherheitsgrenze für
eine bestimmte Art von Verbindung, d. h. des Winkels oberhalb des
Punktes der Streckgrenze, der nicht überschritten werden darf. Dieser
ist in 2 durch αmax dargestellt
.
- II) Anschließendes
Erstellen des Niveaus der Ziellast NTL,
welches man von der Verbindung erhält, die den höchsten Reibwiderstand
besitzt, wenn sie um den Winkel αmax oberhalb ihres Punktes der Streckgrenze
angezogen wird (siehe Kurve 1 in 2).
- III) Anschließendes
Anziehen jeder Verbindung der bestimmten Art auf das Ziellastniveau
NTL, unabhängig von ihrem Lastniveau im
Punkt der Streckgrenze. In einem extremem Fall bedeutet dies, daß eine Verbindung
mit einem Reibwiderstand wie die Verbindung II in 2 noch nicht einmal ihren Punkt der Streckgrenze
erreicht, wenn sie die Ziellast NTL erreicht.
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Der Vorteil dieses Verfahrens besteht
darin, daß das
Streuen der erhaltenen Axiallasten auf einem Minimum gehalten wird,
während
gleichzeitig die volle Stärke
der Verbindung im ungünstigsten
Fall genützt
wird, d. h. in dem Fall mit dem höchsten Reibwiderstand und der
im Punkt der Streckgrenze erreichten niedrigsten Last. In anderen
Worten wird für die
bestimmte Art von Verbindung der maximal erreichbaren Axiallast
bei dem Winkel αmax der Sicherheitsspanne der Verbindung
mit dem niedrigsten Lastniveau im Punkt der Streckgrenze der Ziellastwert
NTL zugeordnet. Dies bedeutet, daß kein Risiko besteht,
die Sicherheitsspanne für
jegliche andere der Verbindungen zu überschreiten.