DE19609261A1 - Arzneimittel zur Vorbeugung gegen und Behandlung der durch Chemotherapie von Tumorerkrankungen bedingten Myelosuppression - Google Patents
Arzneimittel zur Vorbeugung gegen und Behandlung der durch Chemotherapie von Tumorerkrankungen bedingten MyelosuppressionInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Arzneimittel zur Vorbeugung gegen die
durch Chemotherapie von Tumorerkrankungen bedingte Myelosuppres
sion. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Arzneimittel, für die
Verkürzung der Zwangspausen zwischen den einzelnen Zyklen einer
Hochdosis-Chemotherapie von Tumorerkrankungen, die aufgrund von
Myelosuppression erforderlich sind. Schließlich betrifft die Er
findung auch ein Arzneimittel für die Kombinationstherapie von
Tumorerkrankungen mit mindestens einem Zytostatikum, wobei das
Zytostatikum in einer höheren Dosis verabreicht wird, als dies
aufgrund von Myelosuppression bei der alleinigen Verabreichung
des Zytostatikums möglich wäre.
Tumorwachstum wird medikamentös mit zytostatischen Substanzen
bekämpft. Hierfür existiert eine breite Palette von Arzneimit
teln, deren Wirkstoffe vor allem während des aktiven Teilungs
prozesses der Zellen angreifen und über unterschiedliche Mecha
nismen den Zelltod bewirken. Keines dieser Mittel wirkt voll
ständig spezifisch auf Tumorzellen. Während jeder Zytostatika-The
rapie werden neben den Krebszellen auch gesunde Zellen zer
stört, und zwar solche, die sich im Zeitpunkt der Behandlung in
einer ihrer aktiven Teilungs- oder Wachstumsphasen befinden. Vor
allem gesunde Stammzellen des Knochenmarks sind von den Zyto
statika-Wirkungen betroffen, da diese Zellen generell eine hohe
Teilungsintensität besitzen.
Dies ist die Ursache für das wichtigste Nebenwirkungs-Syndrom
der Chemotherapie: die Myelosuppression. Sie ist durch eine
unterschiedlich lang andauernde Panzytopenie, verbunden mit
granulozytopenischen Infektionen bzw. thrombopenischen Blutungen
gekennzeichnet. Für die Hochdosis-Chemotherapie ist die Myelo
suppression der entscheidende limitierende Faktor, der häufig zu
einem Abbruch oder zu einer Verzögerung der Chemotherapie führt.
Zur Vermeidung der durch Chemotherapie verursachten Myelosup
pression existieren mehrere Strategien. Hierzu zählen unter
anderem:
- - die Kombination verschiedener Zytostatika mit nicht über lappenden Nebenwirkungen;
- - Variationen in der Dosierung einzelner Zytostatika; und
- - zusätzliche Substitution mit Substanzen, die spezifisch die
Proliferation der Stammzellen des Knochenmarks oder be
stimmter Vorläuferzellen anregen.
(Hierzu zählen neue, gentechnologisch gewonnene Arz neimittel, wie Neupogen® (Hoffmann-La Roche), Granocy te® (Rhone-Poulenc Rorer), Leukomax® (Essex Pharma), Erypo® (Cilag GmbH) und Recormon® (Boehringer Mann heim). Sie enthalten die Zytokine Granulocyte-Colony Stimulating Factor (G-CSF), Granulocyte-Macrophage Colony Stimulating Factor (GM-CSF) bzw. Erythropoie tin) - - Applikation von autologen hämatopoetischen Vorläufer- bzw. Stammzellen bis hin zur autologen Knochenmarkstransplanta tion; und
- - Applikation von ex vivo expandierten Blutvorläuferzellen.
Durch die oben genannten Therapie-Strategien gelingt es teilwei
se, die Intensität der Myelosuppression abzuschwächen. Dennoch
ist die Myelosuppression das größte Nebenwirkungs-Problem der
modernen Chemotherapie.
Arzneimittel, die aus Thymus-Gewebe von Säugetieren gewonnen
werden, dienen in erster Linie zur Stabilisierung von desolaten
Immunfunktionen und den daraus resultierenden Krankheiten. Das
Spektrum dieser Krankheiten ist naturgemäß sehr breit und reicht
von bestimmten Infektionen bis zu Autoimmunerkrankungen, wie zum
Beispiel der Rheumatoiden Arthritis. Als Beispiel für ein sol
ches Arzneimittel sei das Präparate Thym-Uvocal® genannt, das in
Form einer Injektionslösung oder von Dragees erhältlich ist.
Thym-Uvocal® ist von der Fa. Pharma Stroschein GmbH erhältlich
und in der Roten Liste 1996 unter Nr. 51 066 und Nr. 51 067 be
schrieben. Für die Thym-Uvocal®-Injektionslösung sind die fol
genden Indikationen registriert:
Spezifische Immunstimulierung zum Beispiel bei primärer Immundefizienz, bei entzündlichen rheumatischen Erkrankun gen, Zusatztherapie bei Tumoren und Präkanzerosen, Folge schäden nach Bestrahlung, und Behandlung mit Medikamenten mit immunsuppressiver Wirkung, Geriatrie.
Spezifische Immunstimulierung zum Beispiel bei primärer Immundefizienz, bei entzündlichen rheumatischen Erkrankun gen, Zusatztherapie bei Tumoren und Präkanzerosen, Folge schäden nach Bestrahlung, und Behandlung mit Medikamenten mit immunsuppressiver Wirkung, Geriatrie.
Die Herstellung, Verwendung und Wirkungsweise von Thymusextrak
ten ist in zahlreichen Veröffentlichungen beschrieben [vgl. z. B.
D. Osoba und J.F.A.P. Miller, Nature 199 (1963) 653; A.L. Gold
stein und A. White, Contemp. Topics in Immunobiology 1973, 339;
C. Birr und U. Stollenwerk, Angew. Chemie 91 (1979), 422; Angew.
Chemie, Int. Ed. Englisch, 18 (1979) 394]. Es wurde zum Beispiel
gefunden, daß zellfreie Proteinextrakte der Thymusdrüse von
Kälbern, wie das Standardpräparat mit der Bezeichnung Thymosin-Frak
tion Nr. 5, in unterschiedlichem Ausmaß Immunmangelerschei
nungen unterdrücken, wie eine verminderte Abstoßung von Trans
plantaten, eine zunehmende Infektionsempfindlichkeit, beschleu
nigtes Altern und erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens von
Tumoren. Es ist auch bekannt, daß die klinische Anwendung der
Thymosin-Fraktion Nr. 5 an Patienten, die an Leukämie oder ande
ren Krebsarten litten, zu Heilungseffekten geführt hat, beson
ders bei Lungenkrebs [P.B. Chretien et al., J.D. Cancertreat.
Report 62 (1978) 1787 und 1790].
1977 gelang es A.L. Goldstein et al. [J. Proc. Nat. 1. Acad. Sci.
USA 74 (1977) 725], aus der Thymosin-Polypeptidmischung einen
sauren Bestandteil in reiner Form abzutrennen, den sie als Thy
mosin-α 1 bezeichneten und für den sie auch die Peptidsequenz
angaben. Thymosin-α 1 besitzt mit 28 Aminosäuren ein Molekular
gewicht von 3107. Es ist auch eine Methode zur chemischen Total
synthese von Thymosin-α 1 vorgeschlagen worden [Journal of Ame
rican Chemical Society 101, 1 (1979) 253-254; DE-OS 29 19 592].
Thymosin-α 1 ist mit einem Molekulargewicht von 3107 und 28 Ami
nosäuren ein relativ großes Polypeptid. Anstelle von Thymosin-α 1
sind auch Fragmente dieses Polypeptids verwendet worden.
Auch die Fragmente wiesen eine therapeutische Wirksamkeit auf.
In der EP 0 220 537 B1 ist eine pharmazeutische Zusammensetzung
beschrieben, die eine durch Fraktionierung von Thymusextrakt
erhältliche Fraktion aus Oligopeptiden und eine gelbe Fraktion
umfaßt, die Riboflavin, das mit organspezifischen Oligopeptiden
assoziiert ist, enthält.
Aufgabe der Erfindung ist es, das nach wie vor bestehende größte
Nebenwirkungs-Problem der modernen Chemotherapie von Tumorer
krankungen zu überwinden und ein neues Arzneimittel für die
Behandlung der Myelosuppression vorzuschlagen. Dadurch soll
einerseits eine vorbeugende Therapie ermöglicht werden. Die
Hauptaufgabe der Erfindung besteht jedoch darin, einen Weg auf
zuzeigen, um die durch Myelosuppression bedingten Zwangspausen
zwischen den einzelnen Zyklen einer Hochdosis-Chemotherapie von
Tumorerkrankungen zu verkürzen. Schließlich gehört zur Aufgabe
auch die Aufzeigung eines Weges, der es erlaubt, Zytostatika in
erhöhter Dosierung zu verabreichen, ohne hierdurch deren Ver
träglichkeit zu beeinflussen, wodurch im Ergebnis die Effektivi
tät der Chemotherapie erhöht wird.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Verwendungen gemäß
den Patentansprüchen 1 bis 3 gelöst. Bevorzugte Ausführungsfor
men der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Durch die Verabreichung des erfindungsgemäßen Arzneimittels wird
überraschenderweise die Bildung von Macrophage Inflamrnatory
Protein-1 alpha (MIP-1 alpha) im Körper von Säugetieren und
insbesondere von Menschen stimuliert. MIP-1 alpha ist ein Zyto
kin, das natürlicherweise im Körper gebildet wird. Es besitzt
unter anderem die Eigenschaft, Stammzellen des Knochenmarks vor
den toxischen Effekten verschiedener Zytostatika zu schützen.
Diese Eigenschaft ist in folgenden Literaturstellen beschrieben:
D.J. Dunlop, E.G. Wright, S. Lorimore et al.: "Demonstration of
stem cell inhibition and myeloprotective effects of SCJ/rh
MIP-1 α in vivo" In: Blood 1992, 79, 2221-2225; B.J. Lord, T.M. Dex
ter, J.M. Cements et al.: "Macrophage inflammatory protein pro
tects multipotent hemopoietic cells from the cytotoxic effects
of hydroxyurea in vivo" In: Blood 1992, 79, 2605-2609;
B.J. Lord, C.M. Heyworth, L.B. Wollford: "Macrophage inflammato
ry protein: it′s characteristics, biological properties and role
in the regulation of haemopoiesis" In: Intern. Journal of Hema
tology, 1993, 57, 197-206. MIP-1 alpha ist nicht als Arzneimit
tel zugelassen.
Durch die erfindungsgemäß verwendeten Thymus-Wirkstoffe oder
-Wirkstoffgemische werden insbesondere menschliche Blutzellen so
stimuliert, daß diese vermehrt das Zytokin MIP-1 alpha bilden.
Dadurch wird es möglich, die Stammzellen des Knochenmarks ge
hielt gegenüber bestimmten Zytostatika zu schützen.
Der Effekt der erfindungsgemäßen Arzneimittel auf die Produktion
von MIP-1 alpha durch periphere Blutzellen ist dosisabhängig und
spezifisch. Die Produktion von anderen Zytokinen wird durch die
Verabreichung von Thymus-Wirkstoffen oder -Wirkstoffgemischen in
den meisten Fällen nicht beeinflußt.
Zwar war es bislang bekannt, daß man Thymus-Wirkstoffe oder
-Wirkstoffgemische zur Zusatztherapie bei Tumoren und Präkanze
rosen sowie zur Behandlung von Folgeschäden nach Bestrahlung
verwenden kann. Der gezielte Einsatz für die Behandlung der
Myelosuppression ist aber bislang nicht erfolgt, da es dafür
keinen rationalen Ansatz gab. Insbesondere war es nicht vorher
sehbar, daß durch die Verabreichung von Thymus-Wirkstoffen die
Möglichkeit geschaffen wird, die Zwangspausen zwischen den ein
zelnen Zyklen einer Hochdosis-Chemotherapie von Tumorerkrankun
gen zu verkürzen. Die Verkürzung dieser Zwangspausen ist das
wichtigste Ergebnis der vorliegenden Erfindung.
Die Begriffe "Thymus-Wirkstoffe" und "Thymus-Wirkstoffgemische"
sind dem Fachmann bekannt. Es handelt sich dabei um diejenigen
pharmazeutischen Wirkstoffe, die nach unterschiedlichen Verfah
ren aus dem Thymus-Gewebe von Säugetieren gewonnen werden kön
nen. Beispielsweise kann man durch Extraktion aus Thymus-Gewebe
ein Thymus-Wirkstoffgemisch erhalten. Durch anschließende Iso
lierungs- und Reinigungsschritte können aus diesem Wirkstoff
gemisch Fraktionen und gegebenenfalls reine Substanzen isoliert
werden. Die Erfindung bezieht sich sowohl auf das Wirkstoffge
misch als auch auf die erfindungsgemäß wirksamen reinen Substan
zen.
Die Erfindung ist nicht auf die Verwendung solcher Wirkstoffe
und Wirkstoffgemische beschränkt, die aus Thymus-Gewebe isoliert
worden sind. Sie erstreckt sich auch auf Thymus-Wirkstoffe und
-Wirkstoffgemische, die nach gentechnologischen Verfahren oder
durch chemische Synthese hergestellt werden. Die nach den letzt
genannten Verfahren hergestellten Wirkstoffe entsprechen voll
ständig oder im wesentlichen in ihrer Struktur den aus natürli
chen Quellen isolierten Wirkstoffen. Bei der erfindungsgemäßen
Verwendung zeigen sie dieselbe oder jedenfalls im wesentlichen
dieselbe Wirkung wie die aus dem Gewebe von Säugetieren gewonne
nen Substanzen.
Als Beispiele für erfindungsgemäß geeignete Thymus-Wirkstoffe
und -Wirkstoffgemische seien genannt:
- - Das Standardpräparat mit der Bezeichnung Thymosin-Fraktion Nr. 5;
- - Thymosin-α 1, und zwar sowohl das aus Thymus isolierte Material als auch das Produkt der Totalsynthese;
- - das in der EP 0 220 537 B1 beschriebene Gemisch aus zwei bestimmten Fraktionen eines Thymusgewebe-Extrakts, nämlich aus einer Fraktion aus niedermolekularen Proteinen und/oder Oligopeptiden und einer gelben Fraktion, die Riboflavin, das mit organspezifischen Oligopeptiden assoziiert ist, enthält; und
- - die jeweils einzelnen Fraktionen des vorstehend genannten Gemisches.
Die vorstehend genannte Aufzählung ist beispielhaft zu verste
hen. Die Erfindung ist nicht auf die genannten Thymus-Wirkstoffe
oder -Wirkstoffgemische beschränkt.
Wie bereits angesprochen, lassen sich aus Thymus-Gewebe Peptide
und Peptidfragmente gewinnen. Thymus-Peptide weisen unterschied
liche Molekulargewichte auf. Erfindungsgemäß bevorzugt ist die
Verwendung von Thymus-Peptiden und Thymus-Peptid-Fragmenten mit
Molekulargewichten unterhalb von 6000 Dalton. Wenn Gemische von
Thymus-Peptiden und/oder Thymus-Peptid-Fragmenten verwendet
werden, dann bezieht sich der Wert von 6000 Dalton auf das höch
ste in dem Gemisch vorkommende Molekulargewicht, die sogenannte
Kappungsgrenze. Das mittlere Molekulargewicht (Zahlenmittel)
eines solchen Thymus-Wirkstoffgemisches liegt dann niedriger,
beispielsweise bei etwa 2000 Dalton.
Bei den erfindungsgemäß hergestellten Arzneimitteln kann es sich
um unterschiedliche Darreichungsformen handeln. Die Arzneimittel
können zur oralen Verabreichung bestimmt sein und beispielsweise
in Form von Dragees oder Kapseln vorliegen. Besonders bevorzugt
sind Arzneimittel für die parenterale Verabreichung und insbe
sondere Injektionslösungen.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Beispiels näher
erläutert. In dem Beispiel wurde ein Thymus-Wirkstoffgemisch
gemäß EP 0 220 537 B1 verwendet. Zu diesem Wirkstoffgemisch
werden vorab nähere Angaben gemacht.
Das Wirkstoffgemisch umfaßt eine durch Fraktionierung von Thy
musextrakt erhältliche Fraktion aus Oligopeptiden und eine gelbe
Fraktion, die Riboflavin, das mit organspezifischen Oligopepti
den assoziiert ist, enthält. Die beiden Fraktionen sind durch
Wasserextraktion von zerkleinerten Thymus in Gegenwart externer
Proteasen, Gewinnung der wäßrigen Phase und Extraktion derselben
mit Phenol, Gewinnung der Fraktion aus Oligopeptiden durch Fäl
lung aus der Phenolphase mit Ethanol und der gelben Fraktion
durch Chromatographie über Aluminiumoxid und Elution mit Wasser
erhältlich.
Vorzugsweise liegt das mittlere Molekulargewicht (Zahlenmittel)
der Oligopeptide bei dieser Ausführungsform unterhalb 2000 Dal
ton. In der das mit einem organspezifischen Oligopeptid assozi
ierte Riboflavin enthaltenden Extraktfraktion kann unter "Asso
ziation" eine Bindung verstanden werden, wie sie im Beispiel für
System Coenzym/prosthetische Gruppe vorliegt.
Ausgangsorgan zur Gewinnung der im folgenden Beispiel verwende
ten Extrakte ist Thymus, wobei als Organspender insbesondere
Schlachttiere, vorzugsweise Kälber, in Frage kommen.
Jede einzelne der beiden Extraktfraktionen, also die Fraktion
des Oligopeptids oder die gelbe Fraktion, die Riboflavin, das
mit organspezifischen Oligopeptiden assoziiert ist, enthält,
weist für sich eine therapeutische Wirksamkeit auf. In dem nach
folgenden Beispiel wird aber das Gemisch aus beiden Fraktionen
verwendet.
Der für das Beispiel als Ausgangsprodukt eingesetzte Thymusex
trakt kann durch Extraktion von Thymus auf an sich bekannte
Weise erhalten werden [vgl. z. B. D. Osoba und J.F.A.P. Miller,
Nature 199 (1963); K.H. Jaeger et al., Pharm. Res. Communication
16 (1984) Nr. 6, 559].
Das in dem nachfolgenden Beispiel verwendete Thymus-Wirkstoff
gemisch kann auf folgende Weise hergestellt werden: Das aus dem
mechanisch zerkleinerten Organ in Gegenwart externer Proteasen
(proteolytische Enzyme) wie z. B. von Pankreatinpräparaten oder
auch Papain durch Extraktion mit Wasser erhaltene, für eine
Zwischenlagerung gegebenenfalls als wäßrige Lösung, Paste oder
sprühgetrocknet vorliegende Extrakt wird unter Rühren in Wasser
gelöst, die wäßrige Lösung, gegebenenfalls nach Abfiltrieren von
Trübstoffen, mit Phenol extrahiert; nach Phasentrennung (die
wäßrige Phase wird verworfen) wird die Phenolphase mit Ethanol
versetzt, wobei die Fraktion aus Oligopeptiden (nachfolgend
immer als Peptidfraktion bezeichnet) ausfällt und abfiltriert
wird; aus dem Fällungsfiltrat kann die gelbe Fraktion durch
Säulenchromatographie isoliert werden. Von den dabei erhaltenen
Fraktionen werden die gelb gefärbten Fraktionen, die Riboflavin,
das mit organspezifischen Oligopeptiden assoziiert ist, enthal
ten (nachfolgend als gelbe Fraktion oder gelbe Substanz bezeich
net), abgetrennt und vereinigt; die übrigen Fraktionen werden
verworfen. Die so erhaltene gelbe Fraktion kann einer weiteren
Auftrennung durch Molekularsiebfraktionierung (Ausschlußchroma
tographie) unterworfen werden, zum Beispiel an einer präparati
ven Sephadex® LH-20-Säule mit Wasser (1% Trifluorethanol) als
Elutionsmittel; in diesem Fall werden dann vorzugsweise die bei
der zweiten Trennung erhaltenen Hauptfraktionen, die die gelbe
Komponente (Riboflavin/Oligopeptide) enthalten, als gelbe Frak
tion (gelbe Substanz) gemäß Beispiel verwendet.
Die einzelnen Verfahrensschritte können auf an sich bekannte
Weise durchgeführt werden. Die chromatographische Trennung kann
unter den für die Ausschlußchromatographie (Molekularsieb-Ef
fekt) üblichen Bedingungen und mit geeigneten üblichen Füllmit
tel (wie z. B. Kieselgel, Sephadex®) und Elutionsmitteln (z. B.
Wasser/1% Trifluorethanol) durchgeführt werden. Die erste Säu
lenchromatographie des Phenol-Fällungsfiltrates wird vorzugs
weise an einer Aluminiumoxidsäule mit Wasser als Elutionsmittel
durchgeführt.
Als Wasser zur Lösung des Extraktes und der Elution wird vor
zugsweise ein keimarm filtriertes, keimfreies oder destilliertes
Wasser verwendet. Die einzelnen Verfahrensschritten werden
zweckmäßigerweise unter Inertgasatmosphäre, wie zum Beispiel
unter Stickstoff, durchgeführt; die Filtration vorzugsweise
unter den Bedingungen der Sterilfiltration.
Durch Trocknung der Peptidfraktion im Vakuum und schonendes
Eindampfen der gelben Fraktion am Rotationsverdampfer im Vakuum
oder durch Lyophilisation können die kristallisierten, trockenen
Fraktionen erhalten werden; die Trocknung soll aber in beiden
Fällen bei einer Temperatur unterhalb 60°C durchgeführt werden.
In diesem Beispiel wurde das vorstehend im einzelnen beschriebe
ne Thymus-Wirkstoffgemisch verwendet. Das Mengenverhältnis der
Fraktion aus niedermolekularen Proteinen und/oder Oligopeptiden
(Peptidfraktion) zu der gelben Fraktion entsprach dem Verhält
nis, in dem diese beiden Komponenten bei der Organextraktion und
nachfolgenden Auftrennung aus dem Extrakt erhalten wurden.
Das trockene Wirkstoffgemisch wurde in einem Zellkulturmedium
[Roswell Park Memorial Institute 1640 (RPMI 1640), Fa. Biochrom
KG, Berlin] in folgenden Konzentrationen gelöst: 5 mg/ml;
1 mg/ml. Anschließend wurde heparinisiertes Vollblut von 8 freiwil
ligen, gesunden Probanden in einem Volumenverhältnis von 1 : 10
zu dem jeweiligen Medium gegeben (1 Teil Blut : 10 Teile Zell
kulturmedium) und bei 37°C und 5% CO₂ kultiviert. Zur Kontrolle
wurden mit dem heparinisierten Vollblut jedes Probanden Zell
kulturen angelegt, die mit RPMI-Medium kultiviert wurden, das
nicht mit dem Thymus-Wirkstoffgemisch behandelt war. Nach
24 Stunden wurde die Kultivierung abgebrochen. Die Überstände
der Zellkulturen wurden durch Zentrifugation (10 000 UpM, 3 Mi
nuten) gewonnen und bei -84°C eingefroren.
Innerhalb von 14 Tagen wurden die Überstände getaut und mit
Hilfe eines kommerziell erhältlichen ELISA (Fa. R & D Systems)
auf den Gehalt an MIP-1 alpha und MIP-1 beta getestet.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 1 gezeigt.
Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, wurde in den Zellkulturen, die
einmalig mit Thymus-Wirkstoffen behandelt waren, eine signifi
kant erhöhte Bildung des Zytokins MIP-1 alpha beobachtet. Dieser
Effekt ist dosisabhängig. Bei einer Konzentration von 5 mg/ml
des trockenen Thymus-Wirkstoffgemisches im Kulturmedium ist er
besonders ausgeprägt.
Die in dem Beispiel verwendete Zusammensetzung aus Peptidfrak
tion und gelber Fraktion kann erfindungsgemäß auch als wäßrige
Lösung oder Konzentrat, gegebenenfalls nach Zusatz weiterer
pharmazeutischer Hilfs- und/oder Trägerstoffe und/oder Wirkstof
fe, direkt therapeutisch verwendet werden. Bedingt durch die
Herstellung kann die Lösung noch geringe Phenolmengen enthalten,
die bei der therapeutischen Verwendung aber nicht störend sind.
Insbesondere bei der Herstellung von Konzentraten, aber auch bei
Lösungen, kann es zweckmäßig sein, Stabilisatoren zuzusetzen,
zum Beispiel weiteres Phenol bis zu einer Konzentration von ca.
0,3 bis 1,0 Gew.-%, insbesondere 0,5 Gew.-%, bezogen auf das
wäßrige Konzentration oder die Lösung. Aus der Lösung kann aber,
zum Beispiel nach einer Zwischenlagerung, auch die Trockensub
stanz, zum Beispiel durch Lyophilisation, isoliert werden, die
dann als solche oder zusammen mit weiteren Wirkstoffen und/oder
pharmazeutischen Hilfs- und Trägerstoffen appliziert werden
kann. Als pharmazeutische Hilfs- und Trägerstoffe können dabei
alle für den jeweiligen Anwendungszweck geeigneten Hilfs- und
Trägerstoffe verwendet werden, wobei sich die Auswahl insbeson
dere nach der vorgesehenen festen oder flüssigen Verwendungsform
(Tabletten, Dragees, Kapseln, Sirupe, Lösungen, Injektionslösung
usw.) richtet.
Claims (10)
1. Verwendung eines Thymus-Wirkstoffes oder -Wirkstoffgemisches
zur Herstellung eines Arzneimittels zur Vorbeugung gegen die
durch Chemotherapie von Tumorerkrankungen bedingte Myelosup
pression.
2. Verwendung eines Thymus-Wirkstoffes oder -Wirkstoffgemisches
zur Herstellung eines Arzneimittels zur Verkürzung der
Zwangspausen, die zwischen den einzelnen Zyklen einer Hoch
dosis-Chemotherapie von Tumorerkrankungen aufgrund von Mye
losuppression erforderlich sind.
3. Verwendung eines Thymus-Wirkstoffes oder -Wirkstoffgemisches
zur Herstellung eines Arzneimittels für die Kombinations
therapie von Tumorerkrankungen mittels Zytostatika, wobei in
der Kombinationstherapie die Zytostatika in einer höheren
Dosierung verabreicht werden, als dies aufgrund von Myelo
suppression ohne die gleichzeitige Verabreichung des
Thymus-Wirkstoffes oder -Wirkstoffgemisches möglich wäre.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Thymus-Wirkstoff oder das Thymus-Wirk
stoffgemisch durch Extraktion aus Thymus-Gewebe von Säuge
tieren, gegebenenfalls gefolgt von Isolierungs- und Reini
gungsschritten, erhältlich ist.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Thymus-Wirkstoff oder das Thymus-Wirk
stoffgemisch gentechnologisch hergestellt worden ist.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Thymus-Wirkstoff oder das Thymus-Wirk
stoffgemisch durch chemische Synthese hergestellt worden
ist.
7. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Thymus-Wirkstoffgemisch mindestens
ein Thymus-Peptid und/oder Fragment desselben umfaßt.
8. Verwendung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der
Thymus-Wirkstoff oder das Thymus-Wirkstoffgemisch ein oder
mehrere Thymus-Peptide und/oder Fragmente davon mit einem
Molekulargewicht von weniger als 6000 Dalton umfaßt.
9. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Arzneimittel eine Injektionslösung ist.
10. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Arzneimittel zur oralen Verabreichung
bestimmt ist.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19609261A DE19609261C2 (de) | 1996-02-28 | 1996-02-28 | Arzneimittel zur Vorbeugung gegen und Behandlung der durch Chemotherapie von Tumorerkrankungen bedingten Myelosuppression |
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---|---|---|---|
DE19609261A DE19609261C2 (de) | 1996-02-28 | 1996-02-28 | Arzneimittel zur Vorbeugung gegen und Behandlung der durch Chemotherapie von Tumorerkrankungen bedingten Myelosuppression |
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---|---|
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Citations (1)
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---|---|---|---|---|
EP0163543A2 (de) * | 1984-06-01 | 1985-12-04 | VXR, Inc. | Markzellenanreger |
-
1996
- 1996-02-28 DE DE19609261A patent/DE19609261C2/de not_active Expired - Fee Related
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EP0163543A2 (de) * | 1984-06-01 | 1985-12-04 | VXR, Inc. | Markzellenanreger |
Non-Patent Citations (3)
Title |
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Datenbank EMBASE bei STN, AN 94136671, Jaffaioli R.V. et al., Drug Invest. 7 (1994) 209-214 * |
Datenbank SCISEARCH bei STN, AN 94:334612, Dechant K.L., Bryson H.M., Clinical Immuno- therapeutics 1 (1994) 378-398 * |
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