DE19606551C2 - rt-PA zur Prävention des Nachstars nach Kataraktoperation - Google Patents
rt-PA zur Prävention des Nachstars nach KataraktoperationInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von rt-PA zur Prävention der postoperati
ven Fibrose der posterioren Kapselwand bei extrakapsulärer Kataraktextraktion.
Die Fibrose der posterioren Kapselwand, eine auch als Nachstar bezeichnete Bindegewebswu
cherung, stellt die häufigste Spätkomplikation der extrakapsulären Kataraktextraktion dar
(Z. prakt. Augenheilkd. 15, 488 (1994)). In 35-51% der Fälle wird deshalb innerhalb von 5
Jahren eine Nachbehandlung notwendig.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist keine wirksame Prävention der Fibrose bekannt. Es wurden oh
ne überzeugenden Erfolg und bei negativem Nutzen-Risiko-Verhältnis bereits antiproliferativ
wirksame Substanzen wie 5-Fluorouracil oder Kortikoide eingesetzt (A. Knapp et al., Am. J.
Ophthalmol. 103, 183-187 (1987); M. C. Gillies et al., Australian and New Zealand Journal of
Ophthalmology 19(4), 299-304). Bei hochgradiger Fibrose wird häufiger die YAG Laser-
Kapsulotomie angewandt. Dieses Verfahren hat den Nachteil, daß es zu Störungen im Glas
körper kommen kann, da die Linsen-Glaskörperschranke beeinträchtigt wird. Der dadurch
auftretende Hyaluronsäureverlust hat ein erhöhtes Ablatiorisiko zur Folge. Ebenso kann die
Diffusion von Prostaglandinen und neovaskulären Wachstumsfaktoren in den Glaskörper das
zystoide Makulaödem sowie die Rubeosis iridis zur Folge haben (M. C. Boschi et al., New
Trends Ophthalmol., 9(1), 55-57 (1994); D. Altamirano et al., Klin. Monatsbl. Augenheilkd.,
204(5), 286-287 (1994)).
Eine ebenfalls sehr häufige Komplikation nach extrakapsulärer Kataraktextraktion ist die Bil
dung von Fibrinmembranen in der Pupillen-Ebene oder der Vorderkammer. A. Wedrich et al.
beschreiben in International Ophthalmology 18(5), 277-280 (1995), daß durch intracamerale Injektion
von 25 µg rekombinantem tissue plasminogen activator (rt-PA) eine vollständige Fibrinolyse
erreicht werden konnte. Derselbe Sachverhalt wird von K. Schmitz et al. in German Journal of
Ophtalmology, 4(2), 75-79 (1995) beschrieben.
Des weiteren wird von G. H. Strauss in Journal of Ocular Pharmacology 7 (1), 9-19 (1991) be
schrieben, daß t-PA die episclerale Fibrose (Vernarbung) des Filterkissens nach Trabekulek
tomie (Glaukom-Operation), eine Hauptursache für das Scheitern dieser Therapie, signifikant
vermindert. Bei dieser Operationstechnik wird eine Drainage-Fistel (Filterkissen) durch die
Bindehaut gesetzt, die sich infolge Fibroblasten-Proliferation jedoch leicht wieder zusetzt. Als
vermutliche Ursache für die erfolgreiche Verhinderung dieser Komplikation durch t-PA geben
die Autoren die Inhibition der Bildung einer primären Fibrin/Fibronectin-Matrix an, welche
möglicherweise als Gerüst für die anschließende Fibrosierung fungiert.
In der EP-A-0 318 801 wird beschrieben, daß rt-PA die Bildung von Adhäsionen von Organen
oder Organteilen nach invasiven Eingriffen in der Brust- oder Bauchhöhle verhindert.
Es wurde nun gefunden, daß durch die intraokulare oder subkonjunktivale Applikation von
rt-PA die als Nachstar bekannte Fibrose der posterioren Kapselwand signifikant reduziert wird.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit die Verwendung von rt-PA zur Prävention
der als Nachstar bekannten Fibrose der posterioren Kapselwand nach extrakapsulärer Ka
taraktextraktion. Mit der Verminderung der Fibrose ist eine Verbesserung des Sehvermögens
verbunden. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von rt-PA zur Her
stellung eines Arzneimittels zur Prävention des Nachstars.
Anstelle von rt-PA nativer Struktur können auch davon abgeleitete Isoformen oder Mutanten
eingesetzt werden, sofern sie eine vergleichbare fibrinolytische Aktivität besitzen. Unter Iso
formen oder Mutanten sind solche Formen zu verstehen, die gegenüber der nativen Struktur
eine oder mehrere Aminosäuren zusätzlich enthalten, sich in der Aminosäuresequenz bezüglich
einer oder mehrerer Aminosäuren vom in der Natur vorkommenden t-PA unterscheiden (also
eine heterologe Aminosäuresequenz aufweisen), oder worin eine oder mehrere Aminosäuren,
die im natürlichen t-PA vorkommen, nicht enthalten sind, sowie deren glykosilierte und nicht
glykosilierte Derivate.
Die Applikation von rt-PA erfolgt postoperativ, wobei eine Menge von 1-20 µg vorzugsweise
durch die Parazentese in die Vorderkammer instilliert oder subkonjunktival appliziert wird.
Nach 5 Tagen wird geprüft, ob die Vorderkammer noch Fibrin aufweist und blutkoagelfrei ist
und sich auf der Intraokularlinse Fibrinreste befinden. Falls noch Fibrinreste erkennbar sind,
kann eine zweite Injektion vorgenommen werden. Besonders bevorzugt wird eine Dosiseinheit
von 10 µg rt-PA gelöst in 100 µl 0.2 mol/l wäßrigen Arginin/Polysorbat-Puffer appliziert.
In einer geeigneten Dosiseinheit liegt rt-PA als Lyophilisat zur Lösung vor, wobei als Lö
sungsmittel ein wäßriger Arginin/Polysorbat-Puffer verwendet wird. Die Konzentration der
wirksamen Dosis beträgt nach Rekonstitution der Lösung 1-20 µg rt-PA in 0.01-0.1 ml pro
Injektion.
Ein geeignetes Arzneimittel zur Prävention der als Nachstar bekannten Fibrose der posterioren
Kapselwand nach extrakapsulärer Kataraktextraktion enthält beispielsweise in einer Einheit das
Fibrinolytikum rt-PA als Lyophilisat in einer Menge von 0.10-0.50 mg, vorzugsweise zusam
men mit Stabilisatoren oder Puffern wie Arginin, Phosphorsäure und Polysorbat 80, sowie in
einer zweiten Einheit als Verdünnungsmittel 2 bis 6 ml eines wäßrigen 0.1-0.3 mol/l Argi
nin/Polysorbat-Puffers, zweckmäßigerweise in eine Spritze vorgeftüllt, sodaß nach Rekonstitu
tion der rt-PA-Lösung das Fibrinolytikum in einer Konzentration von 0.05 bis 0.2 mg/ml vor
liegt. Von dieser Lösung wird eine Dosis von 1-20 µg rt-PA durch Injektion eines entspre
chenden Volumens der rekonstituierten Lösung appliziert.
Das Lyophilisat enthält bevorzugt 0.3 mg rt-PA und als Verdünnungsmittel werden bevorzugt
3 ml 0.2 mol/l Arginin/Phosphat Puffer mit einem pH-Wert von 7.3 verwendet. Die bevorzugte
Applikationsmenge beträgt 10 µg rt-PA in 100 µl des genannten Puffer.
Zum Nachweis der Wirksamkeit von rt-PA zur Prävention der als Nachstar bekannten Fibrose
der posterioren Kapselwand nach extrakapsulärer Kataraktextraktion wurden folgende Unter
suchungen vorgenommen:
Im Rahmen einer klinischen Studie wurde der Effekt einer Einzeldosis von rt-PA auf die Inzi
denz der Fibrose der posterioren Kapselwand nach extrakapsulärer Kataraktextraktion über
prüft. Die Untersuchungen wurden in einer randomisierten, doppelblinden Parallelgruppen-
Studie durchgeführt. Es wurde der Effekt einer Einzeldosis von 10 µg rt-PA, instilliert in die
Vorderkammer des Auges unmittelbar nach Beendigung einer komplikationsfreien Katarakt
operation, untersucht. Die Dosiseinheit von 10 µg rt-PA lag als Lösung in 100 µl 0.2 mol/l Ar
ginin-Puffer vor, als Placebo wurden 100 µl 0.2 mol/l Arginin-Puffer allein verwendet. An der
Studie waren insgesamt 112 Patienten beteiligt, davon in der Verum-Gruppe 56 Patienten im
Alter von 41 bis 90 Jahren, in der Placebo-Gruppe ebenfalls 56 Patienten im Alter von 37 bis
89 Jahren.
Die Patienten wurden präoperativ sowie jeweils zwei Tage (alle Patienten), zwei Wochen (alle
Patienten) und drei Monate (111 von 112 Patienten) nach der Operation einer vollständigen
ophthalmologischen Untersuchung unterzogen.
Postoperatives Fibrin wurde am zweiten Tag nach der Operation bei 2 von 56 Patienten in der
Placebogruppe und bei keinem der 56 Patienten in der Verumgruppe festgestellt. Posteriore
Synechien nach Dilation der Pupille wurde nur in der Placebogruppe bei 3 der 56 Patienten
nach 3 Monaten gefunden. Nach 3 Monaten wurde eine zentrale Fibrose der posterioren Kap
sel bei 25 der 56 Patienten in der Placebogruppe und bei 11 der 56 Patienten in der Verum
gruppe gefunden (statistische Signifikanz: p = 0.0056, ermittelt nach dem Chi2-Test).
Der Visus, der eine gewisse Abhängigkeit von der Fibrinbildung oder der zentralen kapsulären
Fibrose aufweist, zeigt signifikante Unterschiede nach 3 Monaten zum Vorteil der Verum
gruppe (statistische Signifikanz: p = 0.016, Mann-Whitney U-Test).
Die vorstehenden Daten belegen, daß durch die Instillation einer Einzeldosis von 10 µg rt-PA
unmittelbar nach Beendigung einer extrakapsulärer Kataraktextraktion das Risiko des Auftre
tens einer zentralen Fibrose der posterioren Kapselwand um mehr als die Hälfte vermindert
wird.
0.3 ml einer Lösung der folgenden Zusammensetzung
Komponente | Menge in 1 ml |
rt-PA | 1.0 m |
L-Arginin | 34.84 m |
Phosphorsäure | 10.72 m |
Polysorbat 80 | ≦0.10 mg |
Wasser zur Injektion | ad 1.0 ml |
werden in ein Glasfläschchen gefüllt und lyophilisiert. Das Lyophilisat hat dann die folgende
Zusammensetzung:
Komponente | Nominale Menge pro Fläschchen |
rt-PA | 0.3 m |
L-Arginin | 10.45 m |
Phosphorsäure | 3.22 m |
Polysorbat 80 | ≦0.03 m |
Als Verdünnungsmittel werden 3 ml steriler 0.2 mol/l Arginin/Phosphat-Puffer in eine 3 ml Spritze
gefüllt. Das Verdünnungsmittel hat die folgende Zusammensetzung:
Komponente | Menge in 1 ml |
L-Arginin | 34.84 m |
Phosphorsäure | 10.72 m |
Polysorbat 80 | ≦0.10 m |
Wasser zur Injektion | ad 1.0 ml |
Nach Rekonstitution des Lyophilisats mit 3 ml des Verdünnungsmittels hat das Produkt die
folgende Zusammensetzung:
Komponente | Menge in 1 ml nach Rekonstitution |
rt-PA | 0.1 m |
L-Arginin | 38.32 m |
Phosphorsäure | 11.79 m |
Polysorbat 80 | ≦0.10 mg |
Wasser zur Injektion | ad 1.0 ml |
Von dieser Lösung werden 100 µl, welche 0.01 mg rt-PA enthalten, intraokular appliziert.
Claims (5)
1. Verwendung von rt-PA zur Prävention der als Nachstar bekannten
postoperativen Fibrose der posterioren Kapselwand nach extrakapsulärer
Kataraktextraktion.
2. Ein aus 2 Einheiten bestehendes Arzneimittel zur Prävention der als Nachstar
bekannten Fibrose der posterioren Kapselwand nach extrakapsulärer
Kataraktextraktion, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Einheit das
Fibrinolytikum rt-PA als Lyophilisat in einer Menge von 0.10-0.50 mg und die zweite
Einheit als Verdünnungsmittel 2 bis 6 ml eines wäßrigen 0.1-0.3 mol/l
Arginin/Polysorbat-Puffers enthält, sodaß nach Rekonstitution der rt-PA-Lösung das
Fibrinolytikum in einer Konzentration von 0.05 bis 0.2 mg/ml vorliegt.
3. Arzneimittel gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Einheit
einen oder mehrere Stabilisatoren oder Puffer enthält.
4. Arzneimittel gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Stabilisator
oder Puffer Arginin, Phosphorsäure und Polysorbat 80 verwendet werden.
5. Arzneimittel gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Verdünnungsmittel der zweiten Einheit in eine Spritze vorgefüllt ist.
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