DE1956291C3 - Verfahren zur Behandlung poröser Diaphragmen von Elektrolysezellen - Google Patents
Verfahren zur Behandlung poröser Diaphragmen von ElektrolysezellenInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist das in den Patentansprüchen beschriebene Verfahren zur Behandlung
poröser Diaphragmen von Elektrolysezellen, die beim Gebrauch ihre Porosität verloren haben.
Bei der industriellen Herstellung von Chlor und Alkalimetallhydroxyd, insbesondere von Ätznatron,
wird eine wäßrige Chloridlösung in einer elektrolytischen Zelle der Elektrolyse unterzogen. Eine der
üblicherweise verwendeten Chloralkalielektrolyse-Zellen
ist die sogenannte Diaphragmazelle. Derartige Zellen besitzen eine Eisengeflecht-Kathode, die auf der
einen, d. h. der Seite der Anodenflüssigkeit, mit einem porösen Diaphragma aus z. B. Asbest bedeckt ist.
Um einen bestimmten Lösungsspiegel in den Anolytenkammem solcher Diaphragmazellen zu erhalten,
werden diese während der Erzeugung von Chlor und Natriumhydroxid kontinuierlich mit Lösung beschickt.
An der aus Graphit bestehenden Anode freigesetztes Chlor wird entfernt, Anodenflüssigkeit
dringt durch das poröse Diaphragma, wodurch ein Gefälle zwischen der Anolyten- und der Katholytenkammer
entsteht. In der Katholytenkammer entstehen innerhalb der Eisengeflecht-Kathode, die durch das
Diaphragma von der Anolytenkammer getrennt ist, Wasserstoff und Natriumhydroxid, die beide aus der
Zelle abgezogen werden. Natriumhydroxid verläßt als Katholyt die Zelle durch ein schwenkbares Abflußrohr.
Da der Zellenbetrieb kontinuierlich ist, erhöht sich
der Anolytenspiegel u. a. durch abnehmende Diaphragma-Porosiät, und das Sickerrohr wird auf fortgesetzten
Natronlaugeabfluß eingestellt. Gegebenenfalls aber erhöht sich der Anolytenspiegel so stark, daß die
Inganghaltung des Zellenverfahrens unzweckmäßig, z. B. unwirtschaftlich wird. Diesen Schwierigkeiten kann
insoweit bis zu einem gesissen Grade dadurch begegnet werden, daß man die Zelle auseinandernimmt und das
Diaphragma austauscht. Die Lebensdauer des Diaphragmas, d. h. die Zeitspanne zwischen dem Austausch
von Diaphragmen, macht normalerweise einen Bruchteil (etwa 1At bis '/2) der normalen Lebensdauer der
Kohlenstoffanode in diesen Zellen aus. Damit wird die Gebrauchszeit des Diaphragmas zum entscheidenden
Faktor für die Häufigkeit von Stillegung und Auseinandernehmen der Zellen.
Beim Diaphragmenaustausch wird die Zelle vom Stromnetz getrennt und dadurch auseinandergenommen,
daß man das Oberteil abnimmt und den Kathodenteil löst
Das verbrauchte Diaphragma wird durch ein neues ersetzt, das auf die Kathode gesetzt wird, wonach die
Zelle wieder zusammengebaut und in Betrieb genommen wird. In der Praxis verwendet man Ersatzkathoden-Abschnitte;
dadurch gelingt es, die Stillstandszeit der Zelle weitestgehend zu verringern. Dennoch bleibt
die für den Diaphragma-Austausch erforderliche Arbeits- und Stillstandszeit ein erheblicher Kostenfaktor
bei der Herstellung von Chlor und Alkalimetallhydroxid in Diaphragmazellen.
Eine Verstopfung von Asbest-Diaphragmen führt zu Porositätseinbußen Sie wird offensichtlich durch
Ablagerungen in den Diaphragmaporen verursacht, die in erster Linie von Verunreinigungen der Salzlösung
herrühren, möglicherweise auch den Baustoffen entstammen. Es wird angenommen, daß vorwiegend
Magnesium-, Calcium- und Eisenverbindungen, wahrscheinlich in Form ihrer Hydroxide, beteiligt sind. Aus
der US-PS 13 09 214 ist bekannt, zur Entfernung von gelatinösen Ablagerungen, die aus Magnesium- und/
oder Calciumhydroxiden oder basischen Chloriden bestehen, auf Diaphragmen von Elektrolysezellen mit
einer Milchsäurelösung zu behandeln und in lösliche Lactate überzuführen. Wie jedoch nachgewiesen wurde
(vgl. Beispiel 4), ist Milchsäure für Niederschläge aus Eisenverbindungen und ferner auch, bei pH-Werten im
alkalischen Bereich, für Niederschläge aus Magnesiumverbindungen kein wirksames Solubilisierungsmittel.
In der US-PS 32 50 691 wird vorgeschlagen, zur Vermeidung eines Ansteigens der Spannung bei
Dauerbetrieb und eines Verstopfens von Diaphragmen von Chloralkali-Elektrolysezellen mit einer platinbeschichteten
Anode eine kurzzeitige Umpolung, d. h.
Stromumkehrung, vorzunehmen.
Aus der US-PS 34 54 501 sind ein Fermentationsverfahren zur Herstellung von Gluconsäure und Gluconaten
in hoher Konzentration und stabile, wäßrige, konzentrierte Zusammensetzungen aus Gluconsäure
und Gluconaten sowie deren Verwendung als chelatbüdende Mittel und Reinigungslösungen, insbesondere
alkalische Waschlösungen für Flaschen, bekannt.
In der US-PS 3 46 586 wird vorgeschlagen, Asbest-Diaphragmen in Chloralkali-Elektrolysezellen, die für
den Elektrolyten weniger durchlässig geworden sind, durch Hindurchleiten wässeriger Salzsäure zu erneuern.
Hierzu ist ein Unterbrechen der Elektrolyse erforderlich, wonach der Anolyt mit Salzsäure versetzt wird; aus
der Katholytenkammer wird Lösung abgezogen, bis die abgezogene Flüssigkeit sauer ist. Die Verwendung
ausreichend starker Säuren (z. B. von Mineralsäuren wie Salzsäure) zur Entfernung der Ablagerungen auf den
Diaphragmen durch Säure-Basen-Umsetzung ist insofern nachteilig, als derartige starke Säuren häufig
korrodierend wirken, insbesondere auf die Baustoffe der Katholytenkammer, die im Zellenbetrieb einer basischen
Umgebung ausgesetzt sind.
Das Verfahren gemäß der Erfindung ermöglicht unter Vermeidung derartiger Nachteile eine beträchtliche
<·-' Verlängerung der tatsächlichen Lebensdauer des
Diaphragmas in einer elektrolytischen Zelle, wodurch ein verlängerter Zellenbetrieb ohne die Notwendigkeit
eines Auseinanderbauens der Zelle erreicht wird. Beim
erfindungsgemäßen Verfahren wird nämlich die Durchlässigkeit
von Diaphragmen elektrolytischer Zellen ohne die Notwendigkeit einer Zerlegung letzterer
wesentlich verbessert, so daß die Zelle weiterhin in Betrieb gehalten werden kann.
Eine weitere Nutzung der fertig montierten elektrolytischen Zelle wird so wirtschaftlich tragbar. Weiterhin
führt eine derartige Behandlung zu einem Abfall der Zellenspannung, was sich vorteilhaft auswirkt, und zu
einer erheblichen Senkung des Zellflüssigkeitsspiegels, d. h. des Gefälles zwischen Apolyten- und Katholytenstand.
Bei fortgesetztem Gebrauch des Diaphragmas setzt sich dieses zu oder verliert zumindest an Porosität Wird
nun Salzlösung mit der gleichen Geschwindigkeit weiterhin zugeführt, so erhöht sich der Lösungsstand in
der Anolytenkammer. Das Abflußrohr muß niederiger gesetzt werden, wodurch der Katholytenspiegel herabgesetzt
wird. Das Gefälle dieser beiden P°gel wird im vorliegenden als Zellflüssigkeitsspiegel bezeichnet Bei
einer typischen elektrolytischen Chloralkalizelle ist dieser Flüssigkeitsspiegel die (vertikale) Differenz
zwischen dem obersten Teil des Abflußrohres und dem Lösungsspiegel, wie er im Schauglas ersichtlich ist. Es
gibt nicht nur einen oberen Grenzwert für diesen Flüssigkeitsspiegel, sondern es wird auch die Kraftleistung
mit abnehmender Zellenporosität nachteilig beeinflußt
Als wirksam erwiesen sich unter den wasserlöslichen Polyhydroxymonocarbonsäure- und Hydroxypolycarbonsäure-Verbindungen
insbesondere die Säuren seibst und die Salze, vor allem Gluconsäure. Diese Säuren
können aliphatisch oder aromatisch sein und eine oder mehrere Hydroxylgruppen aufweisen. Die Hydroxypolycarbonsäuren
besitzen in der Regel bis zu 5 (normalerweise nicht mehr als 10, oft nur bis zu 6)
Carboxylgruppen. Beispiele für Polyhydroxymonocarbonsäuren sind Glyoxylsäure, Erythritsäure, Aralitsäure
(aralitic acid), Mannitsäure und Glycerinsäure, und für Hydroxypolycarbonsäuren Tartronsäure, Apfelsäure,
Weinsäure. Trihydroxyglutarsäure, Zuckersäure, Zitronensäure und Isozitronensäure. Die meisten dieser
Säuren, wenn nicht gar alle, bilden Stereoisomere. Es kann entweder das jeweilige sterische Isomer (z. B. die
D- oder L-Form) oder ein Gemisch der sterischen Isomeren (DL-Form) verwendet werden.
Außer den freien Hydroxypolycarbonsäuren und Polyhydroxymonocarbonsäuren u. ihren Salzen können
auch Verbindungen derselben wie z. B. Ester, Äther und Lactone eingesetzt werden, wie z. B. Ascorbinsäure (das
der Gluconsäure entsprechende Lacton). Ester der Polyhydroxymonocarbonsäuren und der Hydroxypolycarbonsäuren
sind z. B. solche, bei denen die Carboxylgruppe bzw. mindestens eine der Carboxylgruppen mit
Alkoholen, wie z. B. Methanol, Äthanol, n-Propanol, Isopropanol, l-Chlor-propanol-2, 2-Chlor-propanol-l,
alle vier Butanole, die Amylalkohole, n-Hexylalkohol,
n-Octylalkohol, n-Decylalkohol, Äthylenglycol, Diäthylenglycol
und Glycerin verestert ist. Beispiele für Äther sind solche, bei denen eine oder mehrere Hydroxylgrup- e>o
pen der Polyhydroxymonocarbonsäuren bzw. Hydroxypolycarbonsäuren mit den genannten Alkoholen veräthert
sind. Die durch Veresterung einer oder mehrerer Hydroxygruppen der Säure mit z. B. Essigsäure, Mono-,
Di- und Trichloressigsäure, Ameisensäure, Propionsäure oder Buttersäure entstehenden Ester können
ebenfalls verwendet werden
Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird eine Zelle, deren Diaphragmen eich verstopft
haben, d.h. deren Diaphragmaporosität wesentlich
vermindert ist, vom Stromkreis getrennt, und die Salzlösungszufuhr wird unterbrochen. Anschließend
wird der Zelle die Hydroxypolycarbonsäure, Polyhydroxymunocarbonsäure
oder eine Verbindung derselben, vorteilhafterweise Gluconsäure, in Form einer wässerigen
Lösung zugeführt Die Zuführung erfolgt zweckmäßig über die für die Salzlösung vorgesehene Einlaßleitung
zur Anolytenkammer in der Weise, daß das zugeführte Material mit dem ehedem auszubauenden
Diaphragma in Kontakt gebracht wird und dieses durchdringt Dann wird die Zelle wieder an das
Stromnetz angeschlossen, die Lösungszufuhr wiederaufgenommen und die Chlor-Alkalihydroxid-Erzeugung
fortgesetzt
Die Hydroxycarbonsäuren, wie z. B. Gluconsäure, werden üblicherweise der Zelle in Form einer
wässerigen Lösung mit einem Gluconsäuregehalt von 25 bis 75 Gew.-% zugeleitet Sie kann als Säure oder als
Salz hierfür wirksam eingesetzt werden. So wurden z. B. wässerige Lösungen von Natriumgluconat mit guten
Ergebnissen verwendet Auch andere wasserlösliche Salze der Gluconsäure, insbesondere Alkalimetall-, wie
z. B. die Kalium- und Lithiumsalze, sind brauchbar. Für die Behandlung von Chlor-Natriumhydroxid-Zellen
werden Natriumsalze bevorzugt, da sie keine Fremdionen in das System einführen. Für die Elektrolyse von
Kaliumchlorid zur Chlor-Kaliumhydroxyd-Erzeugung sind daher die Kaliumsalze besonders geeignet.
Zur Diaphragma-Behandlung verwendet man eine wäßrige Lösung der Carbonsäure oder deren Verbindung.
Diese wirkt praktisch in jeder Konzentration; übermäßig verdünnte Lösungen sind jedoch aus
praktischen Überlegungen abzulehnen. Lösungen mit einem Gehalt an Carbonsäure von über 5 oder 10
Gew.-°/o bis zu 90% werden daher bevorzugt verwendet.
Anhand der Zeichnung, welche eine schematische Darstellung (mit im Querschnitt gezeichnetem Ausschnitt)
der betreffenden Zellenelemente ist, wird die reibungslose Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
im Zusammenhang mit Chloralkali-Diaphragmazellen näher erläutert.
Die Zellen umfassen als typischen Bestandteil einen Betondeckel 1 mit einer Chlorableitung 2 und einer
Salzlösungszuleitung 3 und enthalten eine Reihe dünner senkrechter Kohlenstoffanoden (4 (drei davon sind in
der Ausschnittzeichnung dargestellt), die sich über den Zentralbereich der Zelle erstrecken und in die
Zellenbasis 16 eingelassen sind. Eine Vielzahl von Eisengeflecht-Kathoden 5, die einzeln mit einem
Asbest-Diaphragma 6 bedeckt sind, befinden sich zwischen Anodenpaaren in einem herausnehmbaren
Zellenabschnitt 17. Weitere Zellenteile sind das Abflußrohr (perc pipe) 7, das an der Zellenwand
angebracht und, wie durch punktierte Linien angedeutet, in einer senkrechten Ebene parallel zu der
Zellenwand beweglich ist, der Sammeltrichter 8 und die Sammelleitung 9 zur Aufnahme der erzeugten Natronlauge
oder dergl. Das Sichtglas 10 ist an der Oberfläche des Deckels 1 angebracht und kann parallel zur
Zellenfläche bewegt werden.
!ti Zellenbetrieb wird Salzlösung als Anodenflüssigkeit
12 durch die Zuführung 3 eingegeben. Chlor entwickelt sich und wird über Ableitung 2 im
Zellendeckel aus der Anolytenkammer abgezogen. Der Katholyt 13 innerhalb der asbestbedeckten Eisenge-
flecht-Kathode 5 besteht aus Natronlauge. Jede einzelne
Katholytenkammer ist an eine gemeinsame Abzugsleitung für Wasserstoffgas (nicht dargestellt) und an die
gemeinsame Leitung für den Ablauf der Natronlauge, d. h. das Abflußrohr 7, angeschlossen. Bei erster
Inbetriebnahme und Beschickung mit Lösung steigen Anolyt und Katholyt bis zu bestimmten Höhen 15 bzw.
14. Dem Bedienungspersonal werden diese Höhen einmal durch den Flüssigkeitsspiegel im Sichtglas 10, das
am unteren Ende mit der Anolytenkammer in Verbindung steht, und zum anderen durch den höchsten
Stand des Abflußrohres 7, bei dem noch die erzeugte Natronlauge austritt, angezeigt.
Das Abflußrohr 7 wird so eingestellt, daß Natronlauge vom Katholyten in den Sammeltrichter 8 und von da
in die Leitung 9 fließen kann, in der sie mit dem in gleicher Weise gesammelten Produkt anderer Zellen
vereinigt wird. Im Laufe des Zellenbetriebs läßt die Porosität der Diaphragmen 6 nach, und der Anolytenstand
erhöht sich. Damit aus praktischen Erwägungen einzuhaltende Grenzwerte nicht überschritten werden,
wird das Abflußrohr 7, wie durch punktierte Linien angedeutet, im Uhrzeigersinn um eine tiefer angeordnete
horizontale Achse so weit wie erforderlich gedreht, bis es nicht weiter herunter bewegt werden kann. Zu
diesem Zeitpunkt hatte man bisher die Zelle vom Stromnetz zu trennen und Zellendeckel sowie -zwischenteil,
in dem die Kathoden angebracht sind, zum Austausch der alten Diaphragmen gegen neue auszubauen.
Durch vorliegende Erfindung wird jedoch der Diaphragmenaustausch dadurch umgangen, daß die
Elektrolyse in der Zelle nur vorübergehend unterbrochen wird; z. B. wird die Zelle vom Stromnetz getrennt,
die Lösungszufuhr eingestellt, das Abflußrohr hochgestellt und das Sichtglas heruntergedreht, so daß die
Lösung in der Zelle ausfließt Sobald keine Lösung mehr austritt, wird das Sichtglas in seine aufrechte Stellung
zurückgedreht, und das Behandlungsmittel (vorteilhafterweise z. B. eine wäßrige Lösung mit 50 Gew.-%
Gluconsäure) wird durch die Salzlösungszuleitung eingegeben. Auf dem gleichen Wege wird so viel
Wasser zugesetzt, daß das Sichtglas halb gefüllt ist Man drückt das Abflußrohr herunter und läßt den Zelleninhalt
abfließen. Wenn nichts mehr aus dem Abflußrohr austritt stellt man es wieder hoch, nimmt die
Beschickung mit Salzlösung wieder auf und setzt die Elektrolyse durch Anschluß der Zelle an das Stromnetz
fort Infolge der Behandlung hat sich der Unterschied im Flüssigkeitsstand merklich verringert (ein Anzeichen
dafür, daß die Porosität des Asbest-Diaphragmas verbessert wurde) und die Zellenspannung ist niedriger
als zuvor.
Das handelsüblichste Diaphragmamaterial ist Asbest Elektrolysezelldiaphragmen aus anderen Stoffen können
zur Verbesserung ihrer Porosität und Verlängerung ihrer Lebensdauer ähnlichen Behandlungen unterzogen
werden. Auch permionische Membran-Zellenelemente können bei Verlust ihrer Durchlässigkeit behandelt
werden.
Die besten Gesamtergebnisse erzielt man, wenn das Behandlungsmittel (normalerweise in Form einer
wäßrigen Lösung) auf seinem Weg durch die Zelle von der Anolyten- zur Katholytenkammer geführt wird. Bei
umgekehrter Fließrichtung wird auch die Diaphragmaporosität verbessert, aber es besteht die Möglichkeit
daß sich das Diaphragma loslöst Zwar wird vor Behandlungsbeginn die Zelle vorzugsweise vom Stromnetz
getrennt, doch erzielt man eine Verbesserung durch die Behandlung auch dann, wenn die Elektrolyse
in der Zelle weiterläuft. Die Behandlungstemperaturen können schwanken.
Ein Vorteil des vorliegenden Verfahrens liegt darin, daß dieses durchführbar ist, während die Zelle sich auf
oder nahe bei ihrer normalen Betriebstemperatur, z. B. 66° bis 93° C, befindet. Die Anwendbarkeit des
Verfahrens ist aber nicht auf eine bestimmte Temperatür beschränkt.
Durch wiederholte Behandlung des gleichen Diaphragmas, das sich immer wieder ersetzt, wird das
Diaphragma oder ein ähnliches poröses Teil einer elektrolytischen Zelle erneuert. Bei Zellen mit Kohlenstoffanoden
wird die Lebensdauer dieser Kohlenstoffanoden zum begrenzenden Faktor für die Anzahl an
Behandtungen. Die Lebensdauer von Kohlenstoffanoden beträgt normalerweise das Zwei- bis Vierfache
derjenigen Zeitdauer, bis zu der eine Behandlung des Diaphragmas erforderlich wird. Zu wirtschaftlichem
Betrieb gehört, daß das Diaphragma ersetzt wird, wenn die Zelle zwecks Austausch der Kohlenstoffanoden
auseinandergebaut wird.
Die Erfindung ist besonders gut anwendbar auf Elektrolysezellen, deren Anoden nicht aus Kohlenstoff,
sondern aus anderen Materialien bestehen, die eine längere Lebensdauer aufweisen. Infolgedessen werden
bevorzugt Diaphragmen oder andere poröse Membranteile von Elektrolysezellen behandelt, deren Anoden aus
Titan, Tantal, Zirkon und/oder Wolfram als solche bestehen oder deren Anoden die genannten Stoffe als
Substrat- oder Basismaterial aufweisen und die dann mit einem elektrisch leitenden Überzug aus elementarem
Ruthenium, Rhodium, Irridium, Palladium, Platin, Zirkon
J5 oder einer Verbindung dieser, z. B. dem Oxid und/oder
Sulfid, versehen sind. Solche Überzüge können auch Oxide von Indium, Silicium, Tantal und Zinn enthalten.
Als Beispiele werden folgende spezielle Anoden angeführt: Anoden aus Titanmetall, mit Platin oder
einem anderen Edelmetall überzogenes Titan, mit Rutheniumoxid allein oder in Verbindung mit Platin
beschichtetes Titan sowie Anoden mit Titan als Basismaterial, das mit einem Gemisch aus Rutheniumoxyd/Titandioxyd
überzogen ist Wird die Erfindung auf 5 Zellen mit langlebigen Anoden dieser Art angewendet
so kann die Zeit zwischen Zellenzerlegung auf Jahre ausgedehnt werden.
Viele dieser Anoden, z. B. diejenigen aus mit Platin
beschichtetem Titan und solche aus mit Rutheniumoxyd überzogenem Titan, sind formbeständig. Elektrolysezellen
mit diesen formbeständigen Anoden können so hergestellt werden, daß der Abstand zwischen Anode
und Kathode konstant und minimal ist Solche Zellen
ermöglichen vorteilhafte Krafteinsparungen. Unter Anwendung der vorliegenden Erfindung wird es
möglich, Diaphragmazellen mit formbeständigen Anoden während ausgedehnten Zeitspannen in Betrieb zu
halten, ohne daß ein Auseinanderbauen der Zeller notwendig wird.
Nachfolgende Beispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung:
Gemäß dem zuvor beschriebenen Verfahren wurder handelsübliche Chloralkalielektrolysezellen der be
schriebenen Art mit einer Kathodenfläche von etwE 19,0 m2 mit 373 Liter D-Gluconsäure-Lösung (5C
Gew.-% Gluconsäure) behandelt In nachfolgendei
Tabelle I sind die Ergebnisse aufgeführt, die bei der Behandlung bestimmter Zellen ermittelt wurden und die
für eine große Anzahl von Zellen typisch sind.
Tabelle | 1 | Flüssigkeitsstand | nachher") | Zellenspannung | nachher |
Zelle | Unterschiede (in cm)*) | 42,4 | (Volt) | 3,80 | |
vorher | 40,6 | vorher | 3,65 | ||
73,7 | 35,5 | 3,85 | 3,85 | ||
A | 78,7 | 43,1 | 3,80 | 3,75 | |
B | 83,8 | 38,1 | 3,90 | 3,60 | |
C | 83,8 | 38,1 | 3,85 | 3,60 | |
D | 81,3 | 33,0 | 3,90 | 3,80 | |
E | 76,2 | 45,7 | 3,80 | 3,65 | |
F | 80,0 | 3,90 | |||
G | 76,2 | 3,75 | |||
H |
15
*) Unterschied zwischen dem am Sichtglas angezeigten Lösungsstand und der Abflußrohr-Höhe für die Natronlauge.
Ergebnisse gemessen, nachdem die behandelte Zelle min-
Ergebnisse gemessen, nachdem die behandelte Zelle min-
destens 7 Tage wieder in Betrieb war.
Die Qualität der Produkte war nach der Behandlung weiterhin gut. Anstelle der Gluconsäure können deren
Salze mit gutem Ergebnis verwendet werden, wie durch
Beispiel 2 erläutert wird.
In Wiederholung des bei Zellen der beschriebenen Art angewandten Verfahren behandelte man Zellen mit
(A) 37,9 Liter einer aus 1 Teil 50gew.-%iger NaOH und 9 Teilen 50gew.-%iger Gluconsäure gemischten wäßrigen
Lösung und (B) mit der gleichen Lösung wie unter (A), nur daß hier 2 Teile der 50gew.-%igen NaOH pro 9
Teile Säure verwendet wurden; damit ergab sich ein Natriumhydroxid-Überschuß von etwa 3% über die zur
vollständigen Neutralisierung der Gluconsäure stöchiometrisch erforderlichen Menge. Wesentliche und
charakteristische Werte sowie Angaben über den Abfluß während der Behandlung sind in Tabelle Il
aufgeführt.
Zellenbehandlung
AAB
AAB
Flüssigkeitsstandsänderung (in cm)
35,5
33,0
40,6
Abflußanalyse:
Minuten
pH
CaO
g/l*)
Fe
g/l
pH
CaO
g/l*) Fe
g/l
PH
CaO
g/l*)
Fe
g/l
g/l
0
10
20
30
40
50
60
70
10
20
30
40
50
60
70
*) Calcium und Magnesium sind als CaO in Gramm je Lite: (g/l) aufgeführt.
12,8 | 0,073 | — | 12,8 | 0,140 | — | 12,1 | 0,347 | — |
12,1 | 1,742 | 0,035 | 11,1 | 0,414 | 0,045 | 11,9 | 0,272 | 0,082 |
7.9 | 2.184 | 0,059 | 8,5 | 1,389 | 0,037 | 11,0 | 0,207 | — |
6,0 | 1,960 | _ | 7,8 | 1,366 | — | 11,9 | 0,204 | 0,072 |
6,2 | 1,848 | — | 7.3 | 1,344 | — | 11,9 | 0,210 | — |
6,5 | 1,848 | — | 7,1 | 1,291 | — | 11,9 | 0,252 | — |
7,0 | 1,837 | _ | 8,7 | 1,204 | _ | — | — | — |
7,4 | 1,826 | — | 8,5 | 1,218 | — | — | — | — |
Die Wirksamkeit der Behandlung mit NaOH Tabelle Ul (Behandlungslösung B) im Überschuß verdeutlicht, daß
die erfindungsgemäße Behandlung Hydroxycarbonsäure-Verbindungen nicht von einer bloßen Säure-Base-Beziehung
abhängig ist
Aus nachfolgendem Beispiel 3 geht hervor, daß anstelle von Gluconsäure und deren Salzen auch andere
Hydroxypolycarbonsäure-Verbindungen wirkungsvoll verwendet werden können.
Behandlungszeit nach
Beginn des Abflusses
Beginn des Abflusses
(in Minuten)
CaO
(g/l)*)
(g/l)*)
PH
15 25 35
45 3,84
7,22
6,69
6.90
7,22
6,69
6.90
8,7
8.3
8.1
8.1
8.3
8.1
8.1
55
Zellen der beschriebenen Art wurden nach dem Verfahren des Beispiels 1 und 2 mit einer Zitronensäurelösung
behandelt, von der durch Lösung von 113 kg
Zitronensäure in der erforderlichen Menge Wasser 18,9 Liter hergestellt wurdea In einer derartigen Zelle t>o
wurde der Stand von 76,2 cm auf 40,6 cm herabgedrückt und die Zellenspannung von 330 auf 3,80 V gesenkt Bei
einer anderen in dieser Weise behandelten Zelle sank der Stand von 80,0 cm auf 44,4 cm und die Spannung von
3,75 auf 3,65 V.
Die Analyse der während der Behandlung aus der Zelle austretenden Behandlungslösung zeigte folgende
Ergebnisse:
*) Calcium und Magnesium sind als CaO in Gramm je Liter aufgeführt
Beispiel 4
(Vergleich)
(Vergleich)
Da die Verstopfung und damit die Erniedrigung der Lebensdauer von Zellendiaphragmen maßgeblich durch
Niederschläge aus Eisen- und Magnesiumverbindungen mit verursacht wird, wurde zum einen die durch
Gluconsäure und zum anderen die durch Milchsäure (vgl. US-PS 13 09 214) bewirkte Löslichmachung hinsichtlich
derartiger Niederschläge bei verschiedenen pH-Werten ermittelt Die Ergebnisse sind in nachfolgenden
Tabellen IV und V enthalten.
Die Löslichmachungseigenschaften bezüglich Eisen wurden hierbei jeweils nach dem Verfahren bestimmt,
das in »Technical Service Bulletin Nr. 33« der Firma Charles Pfizer Co. (einem Hauptlieferanten des Handels
von Gluconsäure) beschrieben ist.
Tabelle IV
Tabelle IV
pH-Wert
Gluconsäure
Milchsäure
Niederschlag Niederschlag Niederschlag Niederschlag Niederschlag Niederschlag
Niederschlag Niederschlag Niederschlag Niederschlag Niederschlag
MoI Kationen, erforderlich pro Mol Gluconation.
3,5 | M |
4 | M |
5 | 2M |
6 | 2M |
7 | 2M |
8 | 2M |
9 | 2M |
10 | 4M |
11 | 4M |
12 | 6M |
1% NaOH | 6M |
10
Wie aus Tabelle IV ersichtlich, bildeten sich bei allen getesteten pH-Werten mit Milchsäure Niederschläge;
deshalb solubilisiert Milchsäure Verunreinigungen aus Eisenverbindungen in Zellendiaphragmen nicht, im
Gegensatz zu Gluconsäure, die eine starke Löslichmachung dieser Verunreinigung bewirkt.
pH-Wert
Gluconsäure Milchsäure
10 | M/2 | Niederschlag |
15 11 | — | Niederschlag |
12 | M | Niederschlag |
Aus Tabelle V ergibt sich Analoges hinsichtlich Verunreinigungen durch Magnesiumverbindungen.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Verfahren zur Behandlung poröser Diaphragmen von Elektrolysezellen, die beim Gebrauch ihre
Porosität verloren haben, dadurch gekennzeichnet, daß diese mit einer wäßrigen Lösung
einer Hydroxypolycarbonsäure, einer Polyhydroxymonocarbonsäure oder einer Verbindung derselben
in Berührung gebracht werden, wobei die Lösung gegebenenfalls während der Elektrolyse dem Elektrolyten
zugegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Hydroxypolycarbonsäure
Zitronensäure verwendet
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Polyhydroxymonocarbonsäure
Gluconsäure verwendet.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Lösung in die Anodenkammer der Zelle eingeführt und durch das Diaphragma geleitet wird.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US77542668A | 1968-11-13 | 1968-11-13 |
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Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1956291A1 DE1956291A1 (de) | 1970-06-11 |
DE1956291B2 DE1956291B2 (de) | 1980-07-31 |
DE1956291C3 true DE1956291C3 (de) | 1981-05-07 |
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