DE19547271A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von Schadstoffen, insbesondere Schwermetallen und dabei insbesondere Quecksilber in entsprechend belasteten Böden oder anderen bodenähnlichen Materialien - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von Schadstoffen, insbesondere Schwermetallen und dabei insbesondere Quecksilber in entsprechend belasteten Böden oder anderen bodenähnlichen MaterialienInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Immobilisierung von Schadstoffen, insbesondere
Schwermetallen und dabei insbesondere Quecksilber in entsprechend belasteten Böden
oder anderen bodenähnlichen Materialien, wobei dem Boden etc. eine derartige Immobilisie
rungslösung zugegeben wird, daß die Schadstoffe zu einer gesundheitlich unbedenklichen
chemischen Verbindung reagieren. - Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durch
führung des Verfahrens.
Das besondere Anwendungsgebiet des erfindungsgemäßen Immobilisierungsverfahrens ist
die Beseitigung von schadstoffhaltigen Altlasten. Derartige Schadstoffe können beispiels
weise Schwermetallbelastungen wie z. B. Quecksilberchlorid (Sublimat) im Boden oder an
deren bodenähnlichen Materialien wie z. B. Stäube, Schlacken, Schlämmen etc. sein. Derar
tige Schadstoffanteile fallen beispielsweise im Bereich ehemaliger Produktions-,
Behandlungs- sowie Lagerstätten von z. B. Quecksilberchlorid (Sublimat) verarbeitenden Be
trieben, wie z. B. Kyanisierbetriebe zur Holzimprägnierung an. Schwermetallverbindungen
wie beispielsweise Quecksilberchlorid (Sublimat) zeichnen sich durch ihr hohes Lösungsver
mögen in Wasser als besonders gefährliche Umweltbelastungen aus. Dabei sind insbeson
dere die Belastungen im Oberbodenbereich von ungefähr 0 bis 30 cm Tiefe speziell in
Wohngebieten, nicht zuletzt auch wegen der relativen Buddeltiefe von spielenden Kindern,
besonders gefährlich. Deshalb gilt es, diese gesundheitsgefährdenden Schadstoffbelastun
gen auf möglichst einfache, wirkungsvolle und kostengünstige Weise durch geeignete Ver
fahren zu beseitigen oder durch wirkungsvolle Maßnahmen soweit einzudämmen, daß eine
gesundheitliche Gefährdung weitestgehend ausgeschlossen werden kann. Ziel ist es, aus
dem Schadstoff ein wasserunlösliches sowie gesundheitlich unbedenkliches Reaktionspro
dukt zu machen.
Außer dem genannten Quecksilber als spezielles Anwendungsgebiet des erfindungsgemä
ßen Immobilisierungsverfahrens gibt es natürlich noch andere Schadstoffe in Form von
Schwermetallsalzen, von denen eine gesundheitliche Gefährdung ausgeht. Es kann dies
beispielsweise Cadmium, Zink, Blei etc. sein.
Betrachtet man die bisher bekannten Sanierungs- und Immobilisierungsverfahren von
schadstoffbelasteten Böden oder ähnlichen Materialien, so ist festzustellen, daß in der letz
ten Zeit zwar eine ganze Reihe von Verfahren hierzu entwickelt und auch teilweise ange
wendet wurden, allerdings handelt es sich dabei nahezu ausschließlich um aufwendige, um
fangreiche und somit entsprechend teure Ex-situ-Verfahren mit allen Nachteilen der
erforderlichen Boden-/Materialauskofferung, Boden-/Materialwäsche, Pelletierung, thermi
sche, biologische, chemische, chemisch-physikalische Behandlung etc., wobei bei nahezu
allen Verfahren der Boden aus seiner natürlichen Umgebung entnommen und einer mehr
oder weniger umfangreichen, aufwendigen und teuren Ex-situ-Behandlung zugeführt wer
den muß.
Das eingangs genannte Immobilisierungsverfahren zum Behandeln von mit Schwermetall
salzen kontaminierten Böden sieht vor, dem Boden eine derartige Immobilisierungslösung in
Form einer Sulfidlösung zuzugeben, daß die Schadstoffe zu einer gesundheitlich unbedenk
lichen Metallsulfidverbindung chemisch reagieren, wobei die meisten Metallsulfide praktisch
unlöslich sind. Dies trifft hinsichtlich des Quecksilbers auf das Zinnober HgS zu, gleicherma
ßen auf den Bleiglanz PbS, Zinkblende ZnS, Pyrit FeS₂, Kupferkies CuFeS₂, Kupferglanz
Cu₂S sowie Cadmiumsulfid CdS.
Nachteilig bei dem bekannten Immobilisierungsverfahren ist, daß bei kritischen, mit Schad
stoffen verunreinigten Böden, welche beispielsweise bindige Strukturen wie Lehm oder Ton
aufweisen, keine vollständige Umsetzung/Immobilisierung der Schadstoffe stattfindet, so
daß immer noch ein Rest an löslichen Schadstoffen im Boden übrig bleibt.
Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Immobilisierungsver
fahren zu schaffen, mit dem eine verbesserte Umsetzung/Immobilisierung der Schadstoffe
in gesundheitlich unbedenkliche Verbindungen möglich ist.
Als technische Lösung wird mit der Erfindung verfahrensmäßig vorgeschlagen, daß in
einer anschließenden zweiten Verfahrensstufe dem Boden etc. zusätzlich noch eine Säure
lösung zugegeben wird.
Das erfindungsgemäße Immobilisierungsverfahren hat den Vorteil, daß eine nahezu 100%ige
Umsetzung der im Boden enthaltenen Schadstoffe zu einer gesundheitlich unbedenkli
chen chemischen Verbindung möglich ist, und zwar gleichgültig, ob es sich bei dem Boden
um einen kritischen Boden mit bindigen Strukturen wie beispielsweise Lehm oder Ton han
delt. Bei der ersten Verfahrensstufe erfolgt eine Durchfeuchtung/Benetzung des schadstoff
belasteten Bodens mit einem zur chemischen Wechselwirkung mit dem Schadstoff befähig
ten Reaktionspartner in Form einer geeigneten Chemikalienlösung, beispielsweise einer
wäßrigen Sulfidlösung. Bei dieser ersten Stufe wird ein Teil eines z. B. quecksilberverseuch
ten Bodens zu Zinnober umgesetzt. Bei der zweiten Verfahrensstufe erfolgt dann eine
Durchfeuchtung/Benetzung des gemäß der ersten Verfahrensstufe behandelten Bodens mit
einer wäßrigen Säurelösung. Dadurch wird eine nahezu vollständige Immobilisierung der in
der ersten Behandlungsstufe noch nicht gänzlich umgeformten/immobilisierten Schadstoffe
durch Bildung eines wasserunlöslichen Reaktionsproduktes, beispielsweise Schwermetall
sulfid erreicht. Durch diese zweistufige Behandlung erfolgt eine wirkungsvolle und nahezu
vollständige Immobilisierung, wie dies bei einer einstufigen Behandlung nicht möglich wäre.
Damit können Schwermetallverbindungen, wie beispielsweise Quecksilberchlorid (Sublimat)
im Boden auch in hohen Konzentrationen nahezu vollständig immobilisiert werden. Dabei
entsteht durch die chemische Wechselwirkung aus dem Reaktionspartner am Beispiel des
hochgiftigen Quecksilberchlorids (Sublimat) und der Immobilisierungssubstanz in Form einer
wäßrigen Sulfidlösung das wasser- und auch weitgehend säureunlösliche Quecksilbersul
fid, welches in der Natur als natürlicher Zinnober vorkommt und als gesundheitlich völlig un
bedenklich einzustufen ist. Aufgrund umfangreicher Versuche mit unterschiedlichst belaste
ten Bodenproben, insbesondere mit Quecksilberchlorid (Sublimat), konnte eindeutig
festgestellt werden, daß erst durch die Verfahrensanwendung der zweiten Stufe mit der zu
sätzlichen Durchfeuchtung/Benetzung des gemäß der ersten Stufe behandelten Bodens mit
einer wäßrigen Säurelösung (vorzugsweise 0,1 n Salzsäure) die Immobilisierungsrate des
löslichen/mobilen Quecksilberanteils von ca. größer/gleich 75% nach der ersten Behand
lungsstufe auf größer 99% nach der zweiten Behandlungsstufe ansteigt. Dies bedeutet, daß
erst durch die Verfahrensanwendung der zweiten Stufe mit der wäßrigen Säurelösung im
Anschluß an die Behandlung in der ersten Stufe die in der ersten Stufe noch nicht restlich
umgeformten Schadstoffe nahezu vollständig immobilisiert werden. Dieser Effekt kann unter
anderem dadurch erklärt werden, daß erst durch die zusätzliche Säureanwendung in der
zweiten Stufe eine positive Veränderung der entsprechend vorhandenen (Karbonat-)Bodenmatrix
in der Weise erfolgt, daß der nach der ersten Behandlungsstufe noch nicht vollstän
dig umgeformte lösliche/mobile Schadstoffanteil nahezu vollständig immobilisiert wird. Somit
hat die Säurezugabe einen positiven Einfluß im Sinne einer Verbesserung der Immobilisie
rungsreaktion bei Anwesenheit entsprechender Anteile von bindigem Bodenmaterial im
schadstoffbelasteten Material. Wichtig scheint dabei zu sein, daß durch die Säurezugabe
der ph-Wert erniedrigt und durch die Säure der bindige Boden aufgeschlossen wird. Der be
sondere Vorteil liegt in einer einfachen Verfahrensdurchführung, wodurch eine optimale und
eine nahezu vollständige Immobilisierung der Schadstoffe auf besonders einfache und ko
stengünstige Art und Verfahrensweise erreicht werden kann. Die Durchfeuchtung/Benet
zung des Bodens mit den Lösungen sollte dabei möglichst gleichmäßig und in Abhängigkeit
von der vorhandenen Boden- und Materialfeuchtigkeit bedarfsorientiert, d. h. durchflußmen
gengesteuert und mit ausreichendem Überschuß durchgeführt werden. Der Einsatzbereich
erstreckt sich auf alle Böden oder ähnliche Materialien. Dies bedeutet, daß das erfindungs
gemäße Verfahren gleichermaßen zur Immobilisierung bzw. zur Sanierung von Spielplatz-,
Wohn- und Siedlungsflächen wie auch für Gewerbe- und Industrieflächen einschließlich
land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen geeignet ist. Es stellt im Vergleich mit den bisher
bekannten Verfahren ein besonders einfaches, kostengünstiges und vor allem auch kurzfri
stig durchführbares Immobilisierungsverfahren mit großer Anwendungsbreite dar.
Eine vorteilhafte Weiterbildung schlägt vor, daß als Immobilisierungslösung der ersten Stufe
eine wäßrige Sulfidlösung, insbesondere eine Natriumsulfidlösung verwendet wird. Bei ei
nem quecksilberverseuchten Boden besteht dabei durch die chemische Wechselwirkung mit
der Sulfidlösung aus dem hochgiftigen Quecksilberchlorid (Sublimat) das wasser- und auch
weitgehend säureunlösliche Quecksilbersulfid, welches in der Natur als natürlicher Zinnober
vorkommt und als gesundheitlich völlig unbedenklich einzustufen ist. Bei anderen Bodenbe
lastungen werden selbstverständlich entsprechende Schwermetallsulfide gebildet, welche
eingangs erwähnt worden sind.
Eine Weiterbildung hiervon schlägt vor, daß die Sulfidlösung Mono- oder Polysulfid enthält,
wobei das Monosulfid bevorzugt ist.
Statt der Sulfidlösung als Immobilisierungslösung kann auch ein Hydroxid, Phosphat
und/oder Carbonat verwendet werden. Die Anwendung der entsprechenden Immobilisie
rungslösung hängt von der Art der Schadstoffbelastung ab.
Eine weitere Weiterbildung schlägt vor, daß die Immobilisierungslösung, insbesondere die
Sulfidlösung, 1- bis 10%ig, insbesondere ungefähr 3%ig ist. Wenn somit gemäß dieser
Weiterbildung die Immobilisierungslösung einen Anteil von 1 bis 10% Sulfid, vorzugsweise
3% Natriumsulfid enthält, werden die besten Immobilisierungsergebnisse erzielt.
Eine weitere Weiterbildung des erfindungsgemäßen Immobilisierungsverfahrens schlägt vor,
daß als Säurelösung eine Salzsäurelösung verwendet wird. Selbstverständlich können auch
andere Säuren verwendet werden, mit denen der gleiche Effekt möglich ist.
Dabei ist die Säurelösung vorzugsweise eine 0,02 n bis 0,5 n Säurelösung, insbesondere
ungefähr eine 0,1 n Säurelösung.
Eine weitere Weiterbildung schlägt vor, daß zwischen der Zugabe der Immobilisierungslö
sung und der Zugabe der Säurelösung 1 bis 3 Tage, insbesondere ungefähr 2 Tage liegen.
Dieser Zeitraum stellt die optimale Reaktionszeit dar, mit der die Immobilisierungslösung mit
den Schadstoffen reagieren kann. Die Reaktionszeit zwischen dem Einbringen der Säurelö
sung und der Rekultivierung des Bodens soll dann mindestens 2 Wochen betragen.
Eine weitere bevorzugte Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens schlägt vor, daß
die Behandlung des Bodens etc. in situ erfolgt. Dies bedeutet, daß die Lösungen direkt dem
Boden zugeführt werden, ohne daß dieser ausgebaut oder verändert werden muß. Ein wei
terer Vorteil des erfindungsgemäßen Immobilisierungsverfahrens besteht darin, daß bei der
In-situ-Einbringung der in Abhängigkeit von der jeweiligen Schadstoffbelastung nicht ver
brauchte Überschuß an Immobilisierungslösung auch in tiefere Bodenschichten als die übli
chen 30 bis 50 cm Oberbodentiefe eindringen und dort bis zum völligen Verbrauch als Re
aktionspartner für die Immobilisierung der vorhandenen Schadstoffe wirksam werden kann.
Gerade dies ist jedoch bei den bisher bekannten Verfahren, mit beispielsweise Auskoffe
rung und Ex-situ-Bodenbehandlung, nicht möglich, da damit nur die Schadstoffe innerhalb
der verfahrensbedingten engen Grenzen, beispielsweise einer Auskofferung, erfaßt und ei
ner wirksamen Behandlung/Immobilisierung zugeführt werden können.
Eine Weiterbildung hiervon schlägt vor, daß die Lösungen direkt in den Boden etc. einge
bracht werden.
Alternativ (oder aber auch zusätzlich) ist es auch möglich, daß die Lösungen auf den Boden
etc. aufgebracht werden und von dort in den Boden etc. einsickern. Das Aufbringen der Lö
sungen kann beispielsweise durch Aufsprühen oder Auftropfen erfolgen.
Schließlich wird in einer verfahrenstechnischen Weiterbildung vorgeschlagen, daß der Bo
den etc. vor den Lösungszugaben zunächst aufgelockert wird. Dies dient der Absicherung
einer möglichst gleichmäßigen Durchfeuchtung/Benetzung, wozu der zu behandelnde Bo
den oder die bodenähnliche Fläche im Oberbodenbereich bis auf eine Tiefe von ungefähr
30 bis maximal 50 cm mechanisch aufgelockert werden sollte. Dies kann mit herkömmlichen
landwirtschaftlichen Bodenbearbeitungsgeräten, beispielsweise Pflug, Fräse, Egge etc. ge
schehen, bei kleineren Flächen auch mit Spaten, Rechen etc. Bei lockerem, leichtem Boden
kann die Durchfeuchtung/Benetzung eventuell auch ohne spezielles Auflockern direkt erfol
gen.
Als technische Lösung wird mit der Erfindung als Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens ein flächig angeordnetes System von Lösungsmittelleitungen mit Öffnungen zur
Abgabe der Flüssigkeiten an den Boden vorgeschlagen. Dies stellt eine technisch einfache
Möglichkeit dar, um vor allem gleichmäßig und unter wohldefinierten Verhältnissen die Lö
sungen dem Boden zuführen zu können. Das Leitungssystem kann dabei beispielsweise git
terartig vorgesehen und durch ein Kunststoffschlauchsystem mit Ringleitung und Pumpe
ausgebildet sein. Die Öffnungen des Leitungssystems sollten dabei in einer matrixartigen
Anordnung einen gleichmäßigen Abstand voneinander aufweisen, damit ein gleichmäßiger
Auftrag der Flüssigkeiten möglich ist.
Eine bevorzugte Weiterbildung des Systems von Lösungsmittelleitungen schlägt vor, daß
dieses eine in sich starre Baueinheit ist. Dies bedeutet, daß diese Baueinheit lediglich an
den gewünschten Ort gebracht werden muß, um dann sofort großflächig die Flüssigkeiten
aufbringen zu können.
Eine bevorzugte Weiterbildung hiervon schlägt vor, daß die Baueinheit des Systems von Lö
sungsmittelleitungen mittels einer Betätigungseinrichtung positionierbar ist. Diese Betäti
gungseinrichtung kann beispielsweise eine hydraulische Hubeinrichtung an einem landwirt
schaftlichen Schlepper sein, wobei die Baueinheit über einen Auslegerarm mit der
Hubeinrichtung verbunden ist.
Eine weitere Weiterbildung der erfindungsgemäßen Immobilisierungsvorrichtung schlägt vor,
daß die Öffnungen Sprühdüsen sind, die zum Aufbringen der Flüssigkeit mit etwas Abstand
über dem Boden angeordnet sind. Die Sprühdüsen ermöglichen ein Berieseln des Bodens
von oben, wobei sie schräg nach unten gerichtet sind. Für den Flüssigkeitstransport reicht
dabei eine Niederdruckpumpe.
Eine Alternative hierzu schlägt vor, daß die Öffnungen Bohrungen sind, aus denen die Flüs
sigkeit heruntertropft. Dadurch ist ein Tropfsystem geschaffen.
Dabei kann zwischen dem System von Lösungsmittelleitungen und dem Boden eine saugfä
hige Mattenabdeckung vorgesehen sein. Diese saugfähige Mattenabdeckung liegt auf dem
zu behandelnden Boden auf und nimmt zunächst die abgesprühte Flüssigkeit auf. Durch
das saugfähige Material der Mattenabdeckung wird eine gleichmäßige Verteilung und Wei
terleitung der Sprühlösung in den Boden ermöglicht. Durch die saug- oder flüssigkeitsleitfä
hige Mattenabdeckung kann eine mengenproportionale gleichmäßige Durchfeuchtung/Be
netzung erreicht werden.
Eine Alternative zum Aufsprühen oder Auftropfen schlägt vor, daß das System von Lösungs
mittelleitungen in den Boden einbringbare rohrförmige Lanzen aufweist, welche Düsen
und/oder Bohrungen zum Einbringen der Flüssigkeit in den Boden etc. aufweisen. Die rohr
förmigen Lanzen sind dabei matrixartig beispielsweise mit einem Raster von 10 cm an ei
nem Gestell nach unten ragend angeordnet, wobei die Lanzenrohre über die Länge verteilt
Sprühdüsen und/oder Bohrungen aufweisen, so daß nach Einbringen der Lanzen in den Bo
den die Flüssigkeitsbeaufschlagung beginnen kann. Alternativ ist es auch denkbar, daß die
Lanzen nur am vorderen Ende Sprühdüsen aufweisen, so daß dann vorzugsweise während
des Einbringens der Lanzen in den Boden bereits die Flüssigkeitsabgabe stattfindet. Die
Lanzen bestehen vorzugsweise aus Metall, und die Flüssigkeitsbeaufschlagung erfolgt mit
tels einer Hochdruckpumpe. Das Rohrleitungssystem führt somit die zu versprühende Flüs
sigkeit durch das Innere der Lanzen hindurch, wobei die Düsen schräg nach unten gerichtet
sind. Sie können dabei bis zu einer Oberbodentiefe von ca. 30 cm in den Boden eingeführt
werden, um durchflußmengengesteuert die Lösungen gleichmäßig von oben nach unten
verteilt zur Durchfeuchtung/Benetzung des Bodens diesem abzugeben.
Dabei können die Lanzen senkrecht zur Ebene des Systems von Lösungsmittelleitungen
angeordnet sowie gerade ausgebildet sein. Die Einbringung der Lanzen erfolgt dabei verti
kal und gleichmäßig von oben nach unten, vorzugsweise durch eine hydraulische
Hubeinrichtung.
Eine Alternative hierzu schlägt vor, daß die Lanzen gebogen sind. Die rohrförmigen Lanzen
sind somit nach Art einer Egge ausgebildet und besitzen im gleichmäßigen Abstand ange
ordnete Bohrungen. Die Eindringtiefe der Lanzen beträgt ebenfalls ungefähr 30 cm. Sie wer
den über eine Hochdruckpumpe mit der Immobilisierungs- bzw. Säurelösung über eine
Ringleitungsanordnung versorgt. Die gesamte Anordnung wird mit einem landwirtschaftli
chen Schlepper durch die Oberbodenschicht gezogen, wobei mengengesteuert eine gleich
mäßige Durchfeuchtung/Benetzung des Bodens bis zu einer Tiefe von ca. 30 cm erreicht
wird.
Verschiedene Ausführungsbeispiele einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Immobilisie
rung von schadstoffbelasteten Böden werden nachfolgend anhand der Zeichnungen be
schrieben. In diesen zeigt:
Fig. 1 eine Schnittansicht durch einen Boden mit einer ersten Ausfüh
rungsform einer Immobilisierungsvorrichtung;
Fig. 2 eine Draufsicht auf die Vorrichtung in Fig. 1;
Fig. 3 ebenfalls eine Schnittdarstellung wie in Fig. 1, jedoch mit einer
etwas modifizierten Immobilisierungsvorrichtung, bei der der
Boden von oben besprüht wird;
Fig. 4 eine Draufsicht auf die Immobilisierungsvorrichtung in Fig. 3;
Fig. 5 eine zu Fig. 3 etwas modifizierte Gesamtvorrichtung;
Fig. 6 eine weitere Ausführungsvariante einer Immobilisierungsvor
richtung mit senkrecht nach unten ragenden, geraden Lanzen;
Fig. 7 eine Draufsicht auf die Vorrichtung in Fig. 6;
Fig. 8 eine zu Fig. 6 etwas modifizierte Immobilisierungsvorrichtung
mit gekrümmten Lanzen;
Fig. 9 eine Draufsicht auf die Immobilisierungsvorrichtung in Fig. 8.
Fig. 1 und 2 zeigt eine erste Variante einer Immobilisierungsvorrichtung. Dabei läßt Fig. 2 in
der Draufsicht erkennen, daß die Vorrichtung durch ein System von Lösungsmittelleitungen
1 mit einer Ringleitung 1′ sowie Querleitungen 1′′ gebildet ist und dabei eine in sich starre
Baueinheit 2 definieren. Die Ringleitung 1′ ist an eine Zuführungsleitung 3 mit Pumpe 4 und
Durchflußmesser 5 angeschlossen. Die Querleitungen 1′′ weisen Bohrungen 6 auf. Die so
ausgebildete Baueinheit 2 liegt auf dem Boden 7 auf.
Die Funktionsweise ist folgende:
Über die Zuführungsleitung 3 wird dem Leitungssystem 1 eine Immobilisierungslösung, bei spielsweise eine Natriumsulfidlösung, zugeführt. Diese Lösung tritt durch die Bohrungen 6 des Leitungssystems 1 aus und tropft nach unten auf den Boden 7. Von dort aus dringt die Flüssigkeit in den Boden ein und reagiert beispielsweise mit dem darin befindlichen Queck silber zu Quecksilbersulfid, welches besser unter dem Namen Zinnober bekannt ist. Dieser Zinnober ist in Wasser unlöslich und gesundheitlich unbedenklich. Nachdem so ca. größer/gleich 75% des Quecksilbers umgesetzt worden ist, wird nach ungefähr 2 Tagen noch eine 0,1 n Salzsäurelösung zugeführt, so daß dann mehr als 99% des Quecksilbers zu Zinnober umgesetzt wird.
Über die Zuführungsleitung 3 wird dem Leitungssystem 1 eine Immobilisierungslösung, bei spielsweise eine Natriumsulfidlösung, zugeführt. Diese Lösung tritt durch die Bohrungen 6 des Leitungssystems 1 aus und tropft nach unten auf den Boden 7. Von dort aus dringt die Flüssigkeit in den Boden ein und reagiert beispielsweise mit dem darin befindlichen Queck silber zu Quecksilbersulfid, welches besser unter dem Namen Zinnober bekannt ist. Dieser Zinnober ist in Wasser unlöslich und gesundheitlich unbedenklich. Nachdem so ca. größer/gleich 75% des Quecksilbers umgesetzt worden ist, wird nach ungefähr 2 Tagen noch eine 0,1 n Salzsäurelösung zugeführt, so daß dann mehr als 99% des Quecksilbers zu Zinnober umgesetzt wird.
Die Ausführungsvariante in Fig. 3 und 4 unterscheidet sich von der ersten Ausführungsvari
ante vor allem dadurch, daß statt der Bohrungen 6 Sprühdüsen 8 vorgesehen sind. Die Bau
einheit befindet sich dabei mittels einer entsprechenden Betätigungseinrichtung 9 mit etwas
Abstand über dem Boden. Die Betätigungseinrichtung 9 kann beispielsweise durch eine Hy
draulik sowie durch den in der Zeichnung dargestellten Betätigungsarm gebildet sein. Bei
dieser Ausführungsvariante tritt die Flüssigkeit aus den Sprühdüsen aus und benetzt dabei
die Oberfläche des Bodens 7, von wo aus die Flüssigkeit in den Boden einsickert.
Eine weiterentwickelte Variante ist in Fig. 5 dargestellt. Und zwar ist zusätzlich noch zwi
schen der Baueinheit 2 mit dem Leitungssystem 1 und dem Boden 7 eine Mattenabdeckung
10 vorgesehen. Diese besteht aus einem saugfähigen Material. Diese bedeutet, daß die aus
den Sprühdüsen 8 austretende Flüssigkeit zunächst auf die Mattenabdeckung 10 gelangt,
sich dort gleichmäßig verteilt und anschließend in den Boden 7 eindringt.
Während bisher die zugegebene Flüssigkeit von oben in den Boden 7 einsickert, sind in den
Fig. 6 bis 9 Vorrichtungen dargestellt, welche die Flüssigkeit direkt in den Boden einbringen.
Zu diesem Zweck weist bei der Ausführungsform der Fig. 6 und 7 die Baueinheit 2 mit dem
Leitungssystem 1 unterseitig senkrecht nach unten ragende rohrförmige Lanzen 11 auf, wel
che matrixartig mit einem Raster von ungefähr 10 cm angeordnet sind. Diese rohrförmigen
Lanzen 11 weisen an ihrem unteren Ende nach unten gerichtete Düsenbohrungen 12 auf.
Mittels einer entsprechenden Betätigungseinrichtung 9 wird die Baueinheit 2 mit ihren Lan
zen 11 in den Boden 7 eingebracht und somit die durch die Düsenbohrungen 12 austreten
de Flüssigkeit direkt dem zu behandelnden Boden 7 zugeführt.
Bei der letzten Ausführungsform in den Fig. 8 und 9 weist die Baueinheit 2 ebenfalls rohrför
mige Lanzen 11 auf, doch sind diese in der Art einer Egge gebogen. Außerdem weisen die
Lanzen 11 über die Länge verteilt Düsenbohrungen 12 auf. Bei dieser Ausführungsvariante
wird die Baueinheit 2 mit ihren Lanzen 11 in der Art einer Egge durch den Boden gezogen,
wobei gleichzeitig durch die Düsenbohrungen 12 hindurch die Flüssigkeit an den Boden 7
abgegeben wird.
Bezugszeichenliste
1 Lösungsmittelleitungen
1′ Ringleitung
1′′ Querleitung
2 Baueinheit
3 Zuführungsleitung
4 Pumpe
5 Durchflußmesser
6 Bohrung
7 Boden
8 Sprühdüsen
9 Betätigungseinrichtung
10 Mattenabdeckung
11 Lanze
12 Düsenbohrung.
1′ Ringleitung
1′′ Querleitung
2 Baueinheit
3 Zuführungsleitung
4 Pumpe
5 Durchflußmesser
6 Bohrung
7 Boden
8 Sprühdüsen
9 Betätigungseinrichtung
10 Mattenabdeckung
11 Lanze
12 Düsenbohrung.
Claims (21)
1. Verfahren zur Immobilisierung von Schadstoffen, insbesondere Schwermetallen und da
bei insbesondere Quecksilber in entsprechend belasteten Böden oder anderen boden
ähnlichen Materialien,
wobei dem Boden etc. eine derartige Immobilisierungslösung zugegeben wird, daß die
Schadstoffe zu einer gesundheitlich unbedenklichen Verbindung chemisch reagieren,
dadurch gekennzeichnet,
daß in einer anschließenden zweiten Verfahrensstufe dem Boden etc. zusätzlich noch
eine Säurelösung zugegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Immobilisierungslösung der ersten Stufe eine wäßrige Sulfidlösung, insbeson
dere eine Natriumsulfidlösung verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sulfidlösung Mono- oder Polysulfid enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Immobilisierungslösung ein Hydroxid, Phosphat und/oder Carbonat verwendet
wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Immobilisierungslösung, insbesondere die Sulfidlösung, 1- bis 10%ig, insbeson
dere ungefähr 3%ig ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Säurelösung eine Salzsäurelösung verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Säurelösung eine 0,02 n bis 0,5 n Säurelösung, insbesondere ungefähr eine
0,1 n Säurelösung ist.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der Zugabe der Immobilisierungslösung und der Zugabe der Säurelösung
1 bis 3 Tage, insbesondere ungefähr 2 Tage liegen.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Behandlung des Bodens etc. in situ durchgeführt wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lösungen direkt in den Boden etc. eingebracht werden.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lösungen auf den Boden etc. aufgebracht werden und von dort in den Boden
etc. einsickern.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Boden etc. vor der Lösungszugabe zunächst aufgelockert wird.
13. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
gekennzeichnet durch
ein flächig angeordnetes System von Lösungsmittelleitungen (1) mit Öffnungen zur Ab
gabe der Flüssigkeiten an den Boden (7).
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß das System von Lösungsmittelleitungen (1) eine in sich starre Baueinheit (2) ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Baueinheit (2) des Systems von Lösungsmittelleitungen (1) mittels einer Betäti
gungseinrichtung (9) positionierbar ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Öffnungen Sprühdüsen (8) sind, die zum Aufbringen der Flüssigkeit mit etwas
Abstand über dem Boden (7) angeordnet sind.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Öffnungen Bohrungen (6) sind, aus denen die Flüssigkeit heruntertropft.
18. Vorrichtung nach Anspruch 16 oder 17,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen dem System von Lösungsmittelleitungen (1) und dem Boden (7) eine
saugfähige Mattenabdeckung (10) vorgesehen ist.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß das System von Lösungsmittelleitungen (1) in den Boden (7) einbringbare rohrför
mige Lanzen (11) aufweist, welche Düsen und/oder Bohrungen (12) zur Einbringung
der Flüssigkeit in den Boden (7) aufweisen.
20. Vorrichtung nach Anspruch 19,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lanzen (11) senkrecht zur Ebene des Systems von Lösungsmittelleitungen (1)
angeordnet sowie gerade ausgebildet sind.
21. Vorrichtung nach Anspruch 19,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lanzen (11) gebogen sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995147271 DE19547271A1 (de) | 1995-12-19 | 1995-12-19 | Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von Schadstoffen, insbesondere Schwermetallen und dabei insbesondere Quecksilber in entsprechend belasteten Böden oder anderen bodenähnlichen Materialien |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995147271 DE19547271A1 (de) | 1995-12-19 | 1995-12-19 | Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von Schadstoffen, insbesondere Schwermetallen und dabei insbesondere Quecksilber in entsprechend belasteten Böden oder anderen bodenähnlichen Materialien |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19547271A1 true DE19547271A1 (de) | 1997-06-26 |
Family
ID=7780472
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1995147271 Withdrawn DE19547271A1 (de) | 1995-12-19 | 1995-12-19 | Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von Schadstoffen, insbesondere Schwermetallen und dabei insbesondere Quecksilber in entsprechend belasteten Böden oder anderen bodenähnlichen Materialien |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19547271A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP1170067A2 (de) * | 2000-07-04 | 2002-01-09 | VOMM CHEMIPHARMA S.r.l. | Verfahren zur Sanierung von Schwermetalle enthaltendem Bodenmaterial |
Citations (7)
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