DE19531480C2 - Verfahren zum Überziehen von Porzellan- oder Keramikgegenständen - Google Patents

Verfahren zum Überziehen von Porzellan- oder Keramikgegenständen

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Überziehen von gebrauchsfertigen, han­ delsüblichen Porzellan- oder Keramikgegenständen, deren Außenfläche mit einer Glasur versehen ist.
Bei bekannten Gebrauchsgegenständen aus Porzellan oder Keramik dient die Glasur oder der glasige Überzug auf Keramik, der die natürliche Rauhigkeit des Scherbens beseitigt (vgl. Gustav Weiss: "Keramik-Lexikon" Frankfurt/Main, 1991), als gestalterisches Element zur Farbgebung und Oberflächenstrukturierung. Diese sind von wesentlicher Bedeutung für die Wertschätzung und den Kaufentschluß des potentiellen Kunden. Bekannt sind insbesondere von Rissen durchzogene Glasuren, sogenannte "Craquelée-Glasuren", die auf Spannungsunterschiede zwischen Glasur und Scherben zurückzuführen sind (vgl. Weiss aaO).
Darüber hinaus ist aus der deutschen Offenlegungsschrift 35 07 175 ein Dachzie­ gel bekannt, bei dem auf einem Substrat aus Ziegelton eine wasserdichte Be­ schichtung aufgebracht ist, die aus einer glasartigen Zwischenschicht und einer darauf aufgetragenen Engobeschicht besteht. Hierbei ist darauf zu achten, daß die Engobeschicht etwa denselben Wärmeausdehnungskoeffizient aufweist wie der als Ziegelmaterial verwendete Ton, so daß sich während des Brennvorgangs keinerlei Risse od. dgl. bilden können, was sich einerseits günstig auf die Wasse­ rundurchlässigkeit der Dachziegel auswirkt. Andererseits läßt sich demzufolge auch die Oberfläche der Engobeschicht nicht anders gestalten als die des Dach­ ziegels selbst, so daß ein künstlerischer Effekt sich mit diesem Verfahren nicht erzielen läßt.
Nach alledem besteht ein beachtliches Bedürfnis nach weiteren Gestaltungsmög­ lichkeiten für die Oberflächenstrukturen von Keramik- und Porzellangegenstän­ den, wobei ein großer Variationsreichtum mit möglichst für jeden Kunden individu­ eller Formgebung ermöglicht sein soll.
Zur Lösung dieser Problematik wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß auf die Glasur Schlicker oder Tonbrei aufgebracht und das so beschichtete Erzeugnis gebrannt wird. Im Zuge des Brennens wird die aufgebrachte Masse in einen Scherben überführt. Mit der Erfin­ dung wird also der bisher bekannte Weg, Spannungsunterschiede zwischen Gla­ sur und Scherben auszunützen, verlassen. Statt dessen werden die Spannungs­ unterschiede zwischen der Glasur und der darauf aufgebrachten Schlicker-Masse ausgenutzt.
Mit der Erfindung lassen sich vorteilhaft dreidimensionale Oberflächenstrukturen - und topographien erzeugen, deren Risse für den Betrachter reizvolle Formkon­ traste und Konturen in mannigfaltigen Variationsmöglichkeiten ergeben. Vor allem läßt es sich erreichen, für jeden mit Schlicker beschichteten und danach gebrann­ ten Gegenstand ein individuelles Oberflächenmuster zu erzeugen.
Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale auf der Basis der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung mit bevorzugten Ausführungsbeispielen der Erfindung sowie anhand der Zeichnungen. Diese zeigen in:
Fig. 1 in schematischer Seitenansicht ein glasiertes Erzeugnis mit einem Werkzeug zur Durchführung der Erfindung,
Fig. 2-Fig. 4 eine Vase bzw. Teller mit erfindungsgemäß hergestellten Oberflä­ chenstrukturen.
Als Trägermaterial für den aufzubringenden Schlicker oder sonstigen Tonbrei die­ nen gebrauchsfertige, handelsübliche Porzellan- oder Keramikteile in ver­ schiedenartigsten Formen, die glasiert oder mit einem glasurähnlichen Überzug versehen sind. Dieser beseitigt insbesondere auf Keramik die natürliche Rauhig­ keit des Scherbens.
Gemäß Fig. 1 ist ein glasiertes Keramikgefäß 1 auf einer Drehscheibe 2 aufge­ setzt, die um die senkrechte Achse 3 im Uhrzeigersinn 4 rotiert. Auf die Außenflä­ che des Keramikgefässes 1 ist eine Druckluft-Sprühpistole 5 gerichtet, in deren Sprühmaterial-Voratsbehälter 6 sich Schlicker, d. h. mit Wasser angemachter Ton­ brei (Masse) ausreichender Viskosität befindet. Diese Masse ist eine gut verar­ beitbare Tonmischung, die im Brand einen Scherben mit bestimmten Eigenschaf­ ten ergibt. Die Masse im Vorratsbehälter 6 kann nur aus einem einzigen Ton be­ stehen, sie kann aber auch aus mehreren Tonen und Magerungsmitteln zusam­ mengesetzt sein. Die Druckluftpistole 5 stellt ein sogenanntes "Air-Brush-System" dar, das es ermöglicht, flüssigen oder zähflüssigen Porzellan- oder Keramikschlic­ ker mittels Druckluft oder eines anderen Transportfluids auf das Keramikgefäß 1 aufzubringen. Dem im Vorratsbehälter 6 befindlichen Schlicker 7 kann zusätzlich eine gebrauchsfertige Glasur zugemischt sein, um dem Keramikgefäß 1 nach dem Besprühen und Brennen eine glattere Oberfläche zu verleihen. Der Luftdruck, mit dem die Sprühpistole 5 arbeitet, muß so groß sein, daß der flüssige oder zumin­ dest zähflüssige Schlicker 7 vom Strahl aus der Sprühpistole 5 auf der Außenflä­ che des Keramikgefässes 1 haftet.
Anschließend wird das Keramikgefäß 1 getrocknet und zum Brennen, d. h. Über­ führen der Schlickermasse auf der Außenfläche des Keramikgefässes 1 in einen Scherben, gegeben. Nach einer besonderen Ausbildung der Erfindung wird das Keramikgefäß 1 nach dem Brand erneut glasiert und nochmals gebrannt.
Die wesentliche Wirkung dieses erfindungsgemäßen Verfahrens besteht im Er­ zielen eines analogen "Craquelée-Effekts": Bei der Vase gemäß Fig. 2 oder dem Teller gemäß Fig. 3 ist nach dem Brennen eine von Rissen 8 durchzogene, drei­ dimensionale Oberflächenstruktur entstanden, die jedem erfindungsgemäß be­ handelten Erzeugnis ein eigenes bzw. individuelles Erscheinungsbild gibt. Gemäß Fig. 4 ist lediglich der Randbereich 9 eines Tellers 10 mit Schlicker beschichtet worden, so daß sich nach dem Brennen nur in diesem Randbereich 9 die Craquelée-Risse 8 bilden.

Claims (8)

1. Verfahren zum Überziehen von gebrauchsfertigen, handelsüblichen Por­ zellan- oder Keramikgegenständen (1), deren Außenfläche mit einer Glasur versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Glasur Schlicker (7) oder Tonbrei aufgebracht und das so beschichtete Erzeugnis gebrannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Porzellan- oder Keramik-Schlicker (7) verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zum Auf­ bringen des Schlickers (7) eine mit Druckluft arbeitende Sprühpistole (5) verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekenn­ zeichnet, daß als Schlicker (7) ein aus mehreren Tonen und/oder Mager­ mitteln zusammengesetzter Tonbrei verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekenn­ zeichnet, daß ein Schlicker (7) mit Glasurzusatz verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekenn­ zeichnet, dass nach dem Schlicker-Aufbringen und vor dem Brennen der Auftrag getrocknet wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Erzeugnis (1) nach dem Brennen erneut glasiert und nochmals gebrannt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekenn­ zeichnet, daß vor dem Aufbringen des Schlickers (7) das Erzeugnis (1) far­ blich behandelt wird.
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* Cited by examiner, † Cited by third party
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DE3507375A1 (de) * 1985-03-02 1986-09-04 Bayer Ag, 5090 Leverkusen Verbessertes ton-ziegelmaterial

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* Cited by examiner, † Cited by third party
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DE3507375A1 (de) * 1985-03-02 1986-09-04 Bayer Ag, 5090 Leverkusen Verbessertes ton-ziegelmaterial

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