DE19517210A1 - Formteil und Verfahren zu dessen Herstellung - Google Patents
Formteil und Verfahren zu dessen HerstellungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Formteil, wie es z. B. im
Bau-, Maschinenbau- und Kraftfahrzeugsektor verwendet wird zur
Bildung von Gehäusewänden, als Isolationselement oder als Dämm
element zur Dämmung von akustischen und/oder mechanischen
Schwingungen. Derartige Isolationselemente werden auch als
plane oder profilierte Isolationsplatten zur Motorkapselung und
zum Kapseln des Fahrzeuginnenbereichs gegen Fahrtgeräusche im
Kraftfahrzeugsektor eingesetzt.
Bislang bestehen derartige Dämmelemente aus faserigem oder ge
schreddertem Kleinmaterial, welches durch eine Wärme- und Preß
behandlung in eine gewünschte Form gepreßt wird. Derartige
Formteile sind entweder relativ teuer oder die Materialien las
sen sich nicht für qualitativ hochwertigere Teile, wie z. B. Ge
häuseformteile verwenden und weisen keine guten mechanischen
Eigenschaften, insbesondere an ihrer Oberfläche auf.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Formteil und ein Ver
fahren zu dessen Herstellung zu schaffen, die qualitativ hoch
wertig sind und sich mit einem geringen Materialaufwand her
stellen lassen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Formteil mit den
Merkmalen des Anspruchs 1 und durch ein Verfahren zur Herstel
lung eines Formteils gemäß Anspruch 7 gelöst. Vorteilhafte Wei
terbildungen der Erfindung sind Gegenstand der entsprechenden
Unteransprüche.
Die Erfindung macht sich die Tatsache zunutze, daß durch die
getrennte Müllaufbereitung große Mengen an Kunststoffmischmülls
anfallen, die bislang schwer zur Herstellung hochwertigerer
Elemente verwendet werden können.
Erfindungsgemäß wird daher der Kunststoffmischmülls zerklei
nert, z. B. geschreddert, und der zerkleinerte Müll wird plasma
behandelt. Es gibt hier zwei unterschiedliche Möglichkeiten der
Plasmabehandlung. Zum einen kann die Plasmabehandlung abrasiv
verwendet werden, z. B. durch Zünden eines Sauerstoffplasmas,
wobei an der Oberfläche des Kunststoff-Mischmülls anhaftende
organische oder fettige Verunreinigungen ohne umweltbedenkliche
Chemikalien abgetragen werden.
Ascheartig verbleibende Reste können eventuell durch einen der
Plasmabehandlung nachgeschalteten Waschgang in einem Gas oder
einer Flüssigkeit entfernt werden.
Bereits diese abrasive Plasmabehandlung stellt sicher, daß un
ter Anwendung von Wärme die nun gereinigten Kunststoff
mischmüllpartikel miteinander verbacken werden können.
Es kann jedoch zusätzlich oder alternativ zur abrasiven Plasma
behandlung auch eine beschichtende Plasmabehandlung durchge
führt werden, bei der eine organische Verbindung auf die Ober
fläche der Mischmüllpartikel aufgebracht bzw. polymerisiert
wird, die eine gute Verbindung der Kunststoffpartikel an ihren
Oberflächen sicherstellt.
Zusammengefaßt kann festgestellt werden, daß das Problem der
Verschmutzung der Kunststoffpartikel und das Problem der Ver
bindung der unterschiedlichen Kunststoffarten mittels der oben
genannten gezielten Plasmabehandlung gelöst werden können.
Das aus dem verpreßten Kunststoffmischmüll erhaltene Formteil
kann entsprechend der Einstellung des Preßdrucks und der Preß
temperatur für qualitativ höherwertige oder geringwertige An
wendungen eingesetzt werden.
Vorzugsweise wird ein Preßwerkzeug verwendet, dessen dem Kunst
stoffmischmüll zugewandten Seiten mit einer Antihaftbeschich
tung versehen sind. Auf diese Weise läßt sich das verpreßte
Formteil leicht aus dem Preßwerkzeug ablösen. Es können auch
Folien in das Preßwerkzeug eingelegt werden, zwischen denen der
Kunststoffmischmüll zu dem gewünschten Formteil verpreßt wird.
Diese Folien können dann entweder an dem Formteil belassen oder
in einem späteren Verfahrensgang wieder entfernt werden. Die
Plastikfolien können unter anderem zur Qualitätssteigerung des
Formteils, d. h. zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften
des Formteils, verwendet werden.
Generell führt die Anwendung höherer Preßdrücke und Temperatu
ren zu dichteren und damit qualitativ hochwertigen Formteilen,
während die Verwendung niedrigerer Preßdrücke und Temperaturen
zur Herstellung von niederwertigeren Gütern wie z. B. Dämm- und
Isolationsmatten bzw. Formkörpern verwendet werden kann.
Vorzugsweise wird das Formteil als Verbundteil hergestellt, in
dem der Kunststoffmischmüll zwischen zwei Wandstrukturen einge
schüttet wird, die dann durch ein Preßwerkzeug verpreßt werden.
Durch die Verwendung entsprechender Wandstrukturen, wie z. B.
Kartons, Plastikfolien oder Platten, Textilgestricke oder Ge
webe, lassen sich gewünschte Oberflächeneigenschaften einstel
len, die auch Auswirkungen auf die generellen physikalischen
Eigenschaften des Formteils haben.
Vorzugsweise sind die Wandstrukturen durch Stege miteinander
verbunden, was für den Verpreßvorgang vorteilhaft ist, wenn die
Wandstrukturen beim Einfüllen des Kunststoffmischmaterials
nicht an den Preßwerkzeugen anliegen.
Nachfolgend soll auf das Plasmaverfahren zur Beschichtung des
Kunststoff-Mischmülls eingegangen werden. Vorversuche zur Modi
fizierung der chemischen oder physikalischen Eigenschaften von
Material mit hoher Oberfläche wurden bereits nach einem PVD-
Verfahren im Niedertemperatur-Plasma durchgeführt. Es wurde
durch elektromagnetische Anregung ein Plasma erzeugt, wobei
durch den Einfluß des Plasmas auf die Teile Änderung in der Be
netzbarkeit, der Oberflächenstruktur und auch in den mechani
schen Eigenschaften beobachtet wurden. Es wurden auch abrasive
Eigenschaften bei der Anwendung des Plasmas festgestellt. Die
hohe Mobilität der erzeugten reaktiven Gasteilchen im Plasma
führt dazu, daß bei einer Plasmabehandlung jedes in der Unter
druckkammer befindliche Mischmüllteilchen in seiner gesamten
Oberfläche von dem Plasma erfaßt wird. Das Plasma kann daher
sowohl zur Abrasion als auch zur Aufbringung eines Stoffes und
zur entsprechenden Veränderung der physikalischen Eigenschaften
des Mischmülls verwendet werden. Vorteilhaft wird mit dem glei
chen Plasmaverfahren zuerst durch entsprechende Auswahl der
Verfahrensparameter und des Behandlungsmittels, z. B. Sauer
stoff, eine intensive Reinigung bzw. Konditionierung der Ober
fläche durchgeführt, wodurch Verunreinigungen wie Fette, Feuch
tigkeit etc. ohne Anwendung von Lösungsmitteln entfernt werden
können. Hierdurch kann der Energieverbrauch und die Umweltver
träglichkeit des Verfahrens wesentlich erhöht werden. Weiterhin
wird durch die Plasmabehandlung die Oberfläche der Kunststoff
partikel stark aktiviert, wobei ein gasförmiges organisches Mo
nomer auf der aktivierten Oberfläche des Mischmülls polymeri
siert. Hierdurch wird auf alle Mischmüllpartikel eine einheit
liche Kunststoffschicht polymerisiert, die neben der Aktivie
rung der Oberflächen das gegenseitige Verbacken der Müllparti
kel unter Anwendung von Druck und/oder Temperatur unterstützt.
Als Gas für den Plasmavorgang können Edelgase, beispielsweise
Argon, aber auch Stickstoff und Sauerstoff verwendet werden.
Die Auswahl richtet sich nach dem gewünschten Zweck der jewei
ligen Plasmabehandlung. Das Plasma kann durch Anlegen eines
elektromagnetischen Wechselfeldes in einer Plasmakammer erzeugt
werden. Anstatt oder in Ergänzung des Wechselfeldes können auch
eine Gleichstromentladung, Mikrowellen oder andere an sich be
kannte Anwendungstechniken zur Erzeugung des Plasmas benutzt
werden. Die Plasmateilchen treffen auf das Behandlungsmittel,
d. h. das Mittel, das auf die Oberfläche des Mischmülls aufge
bracht werden soll, und führen zu seiner Verdampfung. Das gas
förmige Behandlungsmittel wie z. B. ein Monomergas kann entweder
direkt durch die Wirkung der Anregungsenergie oder indirekt
durch das Plasma der Trägergase aktiviert werden, z. B. durch
Bildung von Radikalen. Denkbar sind auch andere, an sich aus
der CVD- und PVD-Technologie bekannte Techniken zur Darstellung
des gasförmigen Behandlungsmittels, wie z. B. Lichtbogenverdamp
fung, Erhitzen usw.
Eine ionische Wechselwirkung zwischen den sich abscheidenden
Teilchen und der Oberfläche, d. h. dem Substrat, führt zu beson
ders fest haftenden und sehr stabilen Schichten auf dem
Mischmüll. Eine besonders feste Verbindung zwischen der Schicht
und dem Substrat, d. h. dem Mischmüll, tritt auf, wenn im Ver
lauf der Abscheidung chemische Bindungen zwischen Substrat und
Schicht ausgebildet werden, z. B. durch Pfropfen. Sehr stabile
Schichten werden erhalten, wenn die Polymerisation an der Ober
fläche des Substrats zu vernetzten, insbesondere dreidimensio
nal vernetzten Strukturen führt. Diese Polymerisation wird
durch den vorher durchgeführten abrasiven Reinigungsprozeß ge
fördert, der eine tiefgreifende Reinigung der zu behandelnden
Oberflächen des Kunststoff-Mischmülls und damit eine hohe Qua
lität der Beschichtung erzielt.
Ein Vorteil an dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung
des Formteils liegt darin, daß bei der oberflächlichen Polyme
risation die aktivierten Monomerteilchen des Behandlungsmittels
trotz ihrer Anregung nur wenig erhöhte Temperatur aufweisen und
damit eine Polymerisation auch auftemperaturempfindlichen Ma
terialien wie z. B. Thermoplasten erfolgen kann. Es ist auch
möglich, auf übliche chemische Art nicht polymerisierbare
Stoffe einzusetzen, wie z. B. Alkane, da unter der Einwirkung
einer Glimmentladung derartige Moleküle unter Bruch von Bindun
gen oder Abspaltung von Fragmenten in reaktive Formen überge
hen.
Durch die Plasmabehandlung können neben der Aktivierung der
Oberfläche des Mischmülls zur besseren Verbindung mit anderen
Mischmüllteilchen auch andere physikalische Effekte wie z. B.
Hydrophobie oder Hydrophylie, antistatische Eigenschaft, Be
druckbarkeit, Lackierbarkeit, Schichtverbundfestigkeit, Adsorp
tionsverhalten, Festigkeit, Flammfestigkeit, Wasseraufnahme,
Schmutzempfindlichkeit, Verschleißverhalten, Reibungskoeffizi
ent, Porosität und Permeabilität eingestellt werden. Es kann
vor der Aufbringung eines Mittels zur Schichtverbundfestigkeit
auch ein anderes Mittel zur Erzielung der obigen Eigenschaften
oder zur Beeinflussung der Haftfähigkeit und Wärmereflexion
aufgebracht werden.
Das Plasma kann sowohl im PVD-Verfahren als auch im CVD-Verfah
ren angewandt werden. Beim Physical Vapour Deposition-Verfahren
(PVD) wird Materie vom Target auf das Substrat übertragen. Dies
wird auch als Sputtern bezeichnet. Beim CVD (Chemical Vapour
Deposition)-Verfahren wird aus monomeren Gasen (z. B. Ethylen
oder Propylen) eine sich auf dem Substrat, d. h. eine sich auf
dem Mischmüll niederschlagende Duromer-Dünnschicht erzeugt. Die
Moleküle des Monomers werden durch Zusammenstoß mit den ener
giereichen Partikeln, den in der Gasentladung vorhandenen Elek
tronen, angeregt und zu einem erheblichen Teil auch fragmen
tiert, d. h. zu Molekülstücken zerschlagen. Dadurch können die
Monomere und Fragmente im Gasraum an allen Oberflächen des
Kunststoff-Mischmülls miteinander reagieren. Diese Reaktion ist
die eigentliche Basis der Plasmapolymerisation.
Das Plasma, das diese Vorgänge anregt, ist ein ionisiertes Gas,
das aus Ionen, Elektronen, Lichtquanten, Atomen und Molekülen
besteht. Durch die Möglichkeit der Niedertemperaturbeschichtung
ist es möglich, im Vakuum bei Zimmertemperatur zu beschichten.
Hierdurch können Thermoplaste, wie z. B. Polyethylen oder Poly
propylen beschichtet werden. Die entstehenden Schichten sind
dreidimensional hochvernetzt und haben eine hervorragende Haf
tung auf dem Substrat, wodurch sich eine hervorragende Haftung
der Mischmüllteilchen untereinander bewirken läßt. Auch die ab
rasive Plasmabehandlung kann durch die entsprechende Steuerung
der Parameter in einem Arbeitsgang mit der Oberflächenpolymeri
sation ablaufen. Hierdurch kann gewährleistet werden, daß die
Oberflächenpolymerisation nur auf einem absolut sauberen
Substrat aufgebracht wird.
Ein weiterer Aspekt der auf- und abtragenden Plasmatechnologie
ist die hundertprozentig sterilisierende Wirkung des Plasmas
(zerstörende Wirkung auf Organismen).
Das Beschichtungsverfahren der Plasmatechnologie ist eine sehr
sparsame und damit auch umweltfreundliche Technologie. Der
elektrische Energieverbrauch ist sehr gering. Dies alles sind
Vorteile gegenüber den bekannten Naßverfahren, die bezüglich
der oben genannten Verfahrensschritte sowohl zeit- als auch
energie- und kostenaufwendig sind, da Mischmüll herkömmlicher
weise in Lösungsmitteln gereinigt werden muß, die eventuell zur
besseren Reinigungswirkung noch aufgeheizt werden müssen. Es
fällt somit die Entsorgung der bisher üblichen Chemikalienreste
beim Naßverfahren als auch der Energieverbrauch zum Aufheizen
der Chemikalien weg.
Die Schichten, die plasmagestützt aufgetragen werden können,
haben wegen der hohen Vernetzung ganz neue Eigenschaften, die
sich grundsätzlich von denen eines konventionell aus Monomeren
hergestellten Polymers unterscheiden. Das Polymerisat ist stets
ein Duromer, ist sehr temperaturbeständig, schon in geringer
Schichtdicke frei von "pinholes" (kleinste unbedeckte Bereiche)
und von fast keinem Lösungsmittel angreifbar.
Erfindungsgemäß wird in dem angewendeten Plasma jede Oberfläche
jedes Kunststoffpartikels des Kunststoff-Mischmülls ummantelt.
Das Plasmagas erreicht somit auch sehr kompliziert geformte
Teile, Hinterschneidungen und erfaßt selbst die nicht freilie
genden Kontaktbereiche der Mischmüllpartikel. Die Volumeneigen
schaften des Mischmülls werden hierbei nicht spür- oder sicht
bar beeinflußt.
Während der Behandlung befindet sich der Mischmüll in einem Un
terdruckkessel. Die eventuell entstehenden Überschuß- oder Ab
fallgase werden von einer Vakuumpumpe abgesaugt und können pro
blemlos aufgefangen oder als Kreislauf wieder zur Reaktion zu
rückgeführt werden. Prinzipiell ist beim Plasmaverfahren eine
unkontrollierte Verteilung von bedenklichen Stoffen nicht zu
erwarten.
Wegen der sehr dünnen aufgebrachten Schichten sind auch die Ma
terialkosten des Behandlungsmittels sehr gering.
Das Plasma kann entweder als Gleichspannungsplasma oder als
Wechselspannungsplasma aufgebracht werden. Beim Gleichspan
nungsplasma ist die resistive Einkopplung der Energie mit in
dem Reaktor liegenden Plattenelektroden die einzige Möglichkeit
der Energieübertragung. Hier sind Entladungen im kHz- oder MHz-
Bereich möglich.
Wechselspannungsplasmas werden mit Frequenzen zwischen 50 Hz
und einigen 10 MHz angeregt. Neben der resistiven Einkopplung
der Energie wird bei hohen Frequenzen die kapazitive Einkopp
lung bevorzugt. Hierbei befinden sich die Elektroden nicht mehr
im Plasma, sondern außerhalb des Reaktors. Somit ist eine Be
schichtung der Elektrode während der Plasmapolymerisation aus
geschlossen.
Neben der Einkopplung über ein elektrisches Wechselfeld kann
auch eine induktive Ankopplung z. B. in einem Rohrreaktor erfol
gen. Auch hier liegt die Spule außerhalb des Plasmaraums. Das
Wechselspannungsplasma eignet sich daher besonders für die Be
handlung des Kunststoff-Mischmülls. Die induktive Ankoppelung
kann nur bei sehr hohen Frequenzen im MHz-Bereich eingesetzt
werden. Bei der induktiven Ankopplung, vorzugsweise in Verbin
dung mit einem Rohrreaktor, sind bei einer parallelen Strömung
des Beschichtungsmonomers hohe Energiedichten erreichbar, die
zu einer starken Fragmentierung der Plasmagase führen.
Unter dem Wechselspannungsplasma ist die Technik des Mikrowel
lenplasmas im GHz-Bereich noch erwähnbar.
Die Plasmapolymerisation kann in fünf Schritte gegliedert wer
den, die teilweise parallel ablaufen.
Im ersten Schritt, der Initiierung, werden Monomere in der Gas
phase durch Elektronenstoß aktiviert bzw. radikalisiert. Außer
dem werden auf der Substratoberfläche adsorbierte Monomere
durch Elektronen-, Ionen- oder Photonenbeschuß zur Reaktion mit
anderen Monomeren angeregt.
Ein zweiter Schritt, die Adsorption, beschreibt die Adsorption
von Monomeren- und Radikalen-Spezies auf der Substratoberflä
che. Das Kettenwachstum wird in einem dritten Schritt beschrie
ben. Hier können Reaktionen zwischen Radikalen und Monomeren in
der Gasphase, adsorbierten Radikalen und gasförmigen Monomeren,
sowie adsorbierten Radikalen und adsorbierten Monomeren auftre
ten.
Der vierte Schritt, die Termination, führt zur Bildung von po
lymeren Gebilden an der Oberfläche des Mischmülls. Durch Reak
tion längerkettiger Radikaler in der Gasphase können Polymere
in der Gasphase entstehen. Durch die Reaktion von Radikalen aus
der Gasphase mit adsorbierten Radikalen bzw. von adsorbierten
Radikalen untereinander entstehen Polymere, die auf dem
Substrat adsorbiert sind.
Ein fünfter Schritt, die Reinitiierung, beschreibt zum einen
die nochmalige Fragmentierung des bereits gebildeten Polymers
in der Gasphase durch Einwirkung des Plasmas und zum anderen
den Prozeß der dreidimensionalen Vernetzung des Polymers auf
der Substratoberfläche durch Einwirkung von Ionen, Elektronen
und Photonen.
Die Plasmapolymerisation wird in einem Druckbereich zwischen
0,01 mbar und 10 mbar durchgeführt. Bei niedrigeren Drücken
werden die erzielbaren Abscheiderraten zu gering, während sich
bei höheren Drücken keine transparenten durchgehenden Schichten
mit gewünschten Eigenschaften herstellen lassen.
Selbstverständlich kann neben der Plasmabehandlung des Kunst
stoff-Mischmülls auch zumindest die den Müllpartikeln zuge
wandte Seite der Wandstruktur, die das Formteil in Verbundtech
nik umgibt, mit einem Plasma behandelt werden, wodurch deren
Verbindung mit den Müllpartikeln verbessert werden kann. Hier
durch wird ein sehr stabiler und qualitativ hochwertiger Ver
bund erzielt. Zusätzlich können auch die Außenseiten der Wand
strukturen zur Erzielung bestimmter Effekte, z. B. Metalleffekt,
plasmabehandelt sein.
Die Wandstruktur ist vorzugsweise als Kunststoff- oder Metall
schicht, Folie, Karton oder als Gewebe bzw. Gewirk oder Ge
strick ausgebildet, welche Strukturen sich in einem Plasmareak
tor behandeln lassen. Die Wahl der Wandstruktur erfolgt im Hin
blick auf die qualitativen physikalischen und optischen Eigen
schaften des Verbundformteils.
Vorzugsweise erfolgt die Beschichtung des Kunststoffabfalls in
einem Reaktor, bei dem eine als Elektrode geschaltete Kammer
wand mit einem keramischen Fasermaterial oder mit Silikatphasen
beschichtet ist. Vorzugsweise wird dann die Gasentladung im Be
reich fallender Strom/Spannungscharakteristik durchgeführt. Die
auf der Kammerwand angeordneten keramischen Fasermaterialien
oder Silikatfasern wirken zum einen wärmeisolierend, so daß
aufgrund der Gasentladungen vergleichsweise hohe Temperaturen
erreichbar sind, die die Ionisierung des Gases begünstigen. An
dererseits bilden sich an den Enden der spitzen Nadeln des ke
ramischen Materials Feldstärkeüberhöhungen aus, die wiederum zu
einer erhöhten Ionisierung des Gases und damit zu Elektronen
emissionen führen. Es wird der überraschende Effekt erreicht,
daß bei einer negativen Strom/Spannungscharakteristik
(steigende Stromstärken bei fallender Spannung) gearbeitet wer
den kann ohne die Gefahr einer Lichtbogenbildung. Dies beruht
wahrscheinlich auf der Tatsache, daß jede der von den Fasern
gebildeten Nadeln Ausgangs- bzw. Endpunkt eines Strompfades
ist, d. h. der gesamte zwischen den Elektroden fließende elek
trische Strom auf eine außerordentlich große Anzahl von Wegen
aufgeteilt wird. Es wurde als überraschender Effekt beobachtet,
daß die Oberflächenbehandlung durch einen derartigen Reaktor
auch bei Atmosphärendruck erfolgen kann. Deshalb ist dieses
Verfahren vor allem für die Behandlung des Kunststoff-
Mischmülls als Schüttgut besonders geeignet. Zur Erhöhung des
Ionisationsgrades kann ein Ionisations-Plasma-Brenner an der
Kammer angeordnet werden. Vorzugsweise werden die Kunststoff-
Müllpartikel vor der Oberflächenbehandlung mit einem elektrisch
gut leitenden Material überdeckt. Das Gas wird bei der Gasent
ladung auf eine Temperatur von ungefähr 500° gebracht. Um die
Wirkung der Gasentladung für die Oberflächenbehandlung zu ver
bessern, können die Kunststoffpartikel vor der Behandlung in
einem aktiven Reinigungsbad gereinigt werden.
Das erfindungsgemäße Formteil läßt sich hervorragend als Ab
schirmung für elektromagnetische Strahlungen verwenden, wenn
die Kunststoff-Mischmüllteilchen in der Plasmabehandlung mit
einem abschirmenden Material, z. B. einer metall- oder kohlen
stoffenthaltenden Substanz beschichtet wird. Durch die Vielzahl
der in dem Formteil enthaltenen Oberflächen des Kunststoff-
Mischmülls wird bei einer reflektierenden Beschichtung die
Strahlung so lange reflektiert, bis die Intensität auf Null ab
gesunken ist oder im Falle einer absorbierenden Abschirmung an
so vielen Grenzflächen absorbiert, daß die hindurchtretende
Strahlung eine Intensität von nahezu Null hat.
Das Formteil ist daher prädestiniert sowohl zur Schalldämmung
als auch zur Dämmung elektromagnetischer Strahlung.
Die Oberflächen der Kunststoff-Mischmüllteile können ebenfalls
mit Titandioxid oder Kohlenstoff als aktivem Medium versehen
werden, wodurch das Formteil anschließend für katalytische
Zwecke verwendet werden kann, z. B. im Fall des Titandioxids, um
Brauchwasser aufzubereiten.
Claims (21)
1. Formteil bestehend aus verpreßtem zerkleinertem und plasma
behandeltem Kunststoffmischmüll.
2. Formteil nach Anspruch 1 in Verbundtechnik,
bestehend aus zumindest zwei im wesentlichen zueinander paral
lelen Wandstrukturen und einer zwischen den Wandstrukturen an
geordneten Füllschicht oder einer von einer Wandstruktur z. B.
rohrförmig umgebenen Füllschicht, die mit bzw. in den
Wandstrukturen verpreßt ist, wobei die Füllschicht aus
plasmabehandeltem Kunststoffmischmüll besteht.
3. Formteil nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandstrukturen aus einer Metall- oder Kunststoff
schicht, Karton, Folie oder Gewebelage besteht.
4. Formteil nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandstrukturen über Verbindungsstege miteinander ver
bunden sind.
5. Formteil nach Anspruch 3 und 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandstrukturen aus einem Doppel- oder Mehrwandtextilma
terial bestehen, dessen Wände über Polfäden miteinander verbun
den sind.
6. Formteil nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandstrukturen zumindest an ihrer dem Mischmüll zuge
wandten Seite ebenfalls plasmabehandelt sind.
7. Verfahren zur Herstellung eines Formteils nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, umfassend folgende Schritte:
- - Kunststoffmischmüll wird zerkleinert,
- - die Oberfläche der zerkleinerten Müllpartikel wird in einem Plasma zur Verbesserung der gegenseitigen Anhaftung der Müllpartikel aktiviert,
- - der Müll wird in einem Preßwerkzeug zu einem Formteil ver preßt.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischmüll vor dem Verpressen zwischen zwei Wandstruktu
ren gefüllt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß für die Wandstrukturen ein Doppelwand- oder Mehrwandtextil,
z. B. -gewebe, verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wände bei ihrer Herstellung über Stege oder Polfäden
miteinander verbunden werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Müll thermisch verpreßt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandstrukturen mit dem Müll zu ebenen oder profilierten
Wandteilen verpreßt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß das verpreßte Formteil thermisch zu einem Profilformteil
verpreßt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischmüll vor der Plasmabehandlung in einem
Reinigungsbad gereinigt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischmüll vor der Plasmabehandlung mit einem elektrisch
leitenden Mittel benetzt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Plasmabehandlung in einem Reaktor durchgeführt wird,
bei dem mindestens eine Elektrode in Form einer Reaktorwand mit
einem keramischen Fasermaterial oder Silikatfasern beschichtet
ist.
17. Verfahren nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß daß die Gasentladung bei der Plasmabehandlung im Bereich
negativer Strom/Spannungs-Charakteristik durchgeführt wird.
18. Verwendung eines Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis 6
als Wärmeschutzplatte, insb. im Bausektor.
19. Verwendung eines Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis 6
als akustische Dämmplatte oder Schwingungsdämmplatte.
20. Verwendung eines Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis 6
als Isolationsplatte zur Motorkapselung.
21. Verwendung eines Formteils nach einem der Ansprüche 1 bis
6, bei welchem Formteil der Kunststoffmischmüll mit einem
katalytischen Behandlungsmittel im Plasma beschichtet ist, als
katalytisches Element für chemische Reaktionen.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995117210 DE19517210B4 (de) | 1995-05-10 | 1995-05-10 | Formteil und Verfahren zu dessen Herstellung |
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