-
Verfahren zur Herstellung eines Futtermittels für Wiederkäuer Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Futtermittels für
Wiederkäuer, insbesondere für Rinder, das Zuckerrübensc£nitzel, Harnstoff und Phosphat
enthält.
-
Futtermittel dieser Art und Verfahren zu ihrer Herstellung sind bereits
mehrfach bekannt, wobei die anteilsmäßige Zusammensetzung der Futtermittel, vor
allem hinsichtlich des Harnstoffgehaltes, sowie die zu ihrer Herstellung angewendeten
Verfahren oft weit voneinander abweichen. Die bekannten Futtermittel werden meist
neben einem üblichen Hauptfutter als Beifutter verwendet, um den Nährwert der üblichen
Futtermittel zu verbessern. Eine besondere Rolle spielt dabei der Harnstoff, der
als Eiweißaustauschstoff dient und die Proteinbildung im Pansen der Wiederkäuer
fördert. Es muß aber auf die genaue Dosierung des Harnstoffes und des diesen enthaltenden
Beifutters geachtet werden, weil ein zu großer Anteil an Harnstoff in der Tagesfutterration
von den Tieren nicht verarbeitet wird und unter Umständen toxische Wirkung haben
kann. Ferner darf der Harnstoff dem Tier nicht stoßartig zugeführt werden, sondern
er muß vielmehr anteilig mit seinen Begleitstoffen allmählich im Pansen in Freiheit
gesetzt werden. Der Harnstoff kann daher nicht unmittelbar
verfüttert
sondern muß in einem besonderen Herstellungsverfahren einem Futtergrundstoff beigefügt
werden. Es sind Futtermittel bekannt, bei denen der Futtergrundstoff aus Getreideschrot,
Kartoffelflocken oder anderen kohlehydrathaltigen Futtermitteln besteht undg ist
auch schon bekann-t, den Harnstoff getrockneten Zuckerrübensclmitzeln, die ganz
oder teilweise ausgelaugt und allenfalls mit Melasse imprtgniert sein können, oder
anderen Nebenprodukten der Suckerfabrikation beizugeben.
-
Ein bekanntes Verfahren zur Herstellung eines solchen Futtermittels
besteht darin, daß man auf Grund- oder Beifuttermittel, insbesondere auf ganz oder
teilweise ausgelaugte Zuckerrübenschnitzel, Harnstoff und Scheide- oder Saturationsschlamm
aufbringt und einwirken läßt, wobei zusätzlich Melasse, Phosphorverbindungen sowie
weitere Nähr-, Aroma-oder Mineralstoffe zugesetzt werden können. Nach einem weiteren,
aus der deutschen Auslegeschrift 1 229 826 bekannten Herstellungsverfahren werden
noch feuchte und heiße gepreßte Diffusionsschnitzel von Zuckerrüben mit einer wässerigen,
aufgesprühten Harnstoff-Phosphat-Melasse-Lösung von 70-80° C imprägniert und nach
vollstandiger Durchdringung der Schnitzel mit der Lösung getrocknet. Diese bekannten
IIerstellungsverfahren sind verhältnismäßig umständlich, insbesondere aufgrund der
verwendeten wässerigen Lösungen und Emulsionen, wobei eine Behandlung bei bestimmten
Temperaturen und scliiießlich eine Trocknung erforderlich ist.
-
Aus der deutschen Patentschrift 694 195 ist ein weiteres Verfahren
zur Herstellung harnstoff- und kohlehydrathaltiger Futtermittel bekannt. Nach diesem
Verfahren wird eine Mischung von Kartoffelflocken mit fein gesiebtem Harnstoff bis
zum Eintritt einer Volumenssteigerung erwärmt und hierauf alsbald abgeLihlt. Der
Harnstoff wird als Schmelze mittels Düsen auf die Kartoffelflocken aufgebracht,
wobei während der Wärmebehandlung der Mischvorrichtung feuchte Luft oder Wasserdampf
zugeführt werden kann. Dabei ergeben sich im wesentlichen die gleichen Nachteile
wie bei den vorhergenannten Herstellungsverfahren.
-
Die ostdeutsche l-atelltscllrift 47 863 beschreibt ein Beifuttermittel
für Wiederkäuer, weiches als Hauptbestandteil Lxtraktionsschrote, Getreide und synthetische
Stickstoffverbindungen enth@lt, weiche mit 3-7 % Harnstoff vermischt und pelletiert
sind. Außerdem kann dieses Beifuttermittel als Spureneiemente Kalzium, Phosphor
sowie Kupfer, Zink und Kobalt, ferner auch Vitanine und Antibiotika enthalten. Die
Verwendung eines Hauptbestandteiles aus Getreideschrot ist dabei nachteilig, weil
Getreide verhältnismäßig teuer ist.
-
Außerdem ist die Fütterung kompliziert, da dieses Beifuttermittel
zusammen mit einem Grundfutter den Tieren verabfolgt werden muß, wobei die genaue
Dosierung des Beifutters zu beacllten st.
-
Schließlich ist aus der deutschen Patentschrift 1 034 963 eiii Futtermittel
in Trockenform bekannt, welches aus Suckerrübenköpfen, Zuckerrübenblättern, getrockneten
Zuckerrübenschnitzeln und Kleie, im äbrigen aus einem an sich bekannten Kraftfutter,
z.B. Ölkuchen, und geringen Mengen von Vitamintr gern und @ineralstoffen besteht.
Die Herstellung dieses Trockenfutters erfolgt durch innige Vermischung der Bestandteile
und @ressen der Mischung in beständige Formkörper von @asel- bis Walnußgröße. Dieses
bekannte Trockenfuttermittel ist zwar als Alleinfutter gedacht, wobei die Tiere
außer reiclllichen @assergaben lediglich eine Zugabe von einigen Kii oßramm @eu
je Tag brauchen, es enthält jedoch keinen Harnstoff und auch kein Phosphat, so daß
die damit erzielbaren Fütterungsergebnisse keine Verbesserung gegenüber den üblichen
Futtermitteln darstellen.
-
Der Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe zugrunde, unter Ausnützung
der in der Zuckerindustrie verhältnismäßig billig anfallenden Trockenschnitzel ein
wertvoller Futtermittel zu schaffen, welches den Wiederkäuern, insbesondere Rindern,
als Alleinfutter verabreicht werden kann, einfach herstellbaro preiswert und lange
lagerbar ist- wobei es vor allem auch eine vollautomatische Fütterung ermöglichen
soll.
-
Ein solches Futtermittel wird erfindungsgemäß dadurch hergestellt,
daß man bis zu 96 Gew.-% Trockenschnitzel, welche zumindest zum überwiegenden Teil
geschrotet sind, bis zu
G Gew.- festen harnstoff in kristallisierter
oder geprillter Form und bis zu 5 Gew.-% festes Phosphat, insbesondere primäres
ITatriumphosShat gegebenenfalls unter Zusatz von Natriumchlorid, Vitaminen, Spurenelementen,
organischen Stoffen und allenfalls weiteren Futterstoffen wie z.B. Mais-, Getreide-
oder Ölschrot, insbesondere Soåaschrot, in trockenem Zustand innig vermischt und
unter Beifügung einer Preßhilfe zu Pellets formt.
-
Die Herstellung dieses Futtermittels ist auf besonders einfache Weise
möglich, da weder wässerige Lösungen aufgesprüht werden müssen noch eine emperaturbehandlung
erforderlich ist und auch eine Trocknung der Futtermischung entfüllt. Aufgrund der
speziellen Auswahl- der Bestandteile des erfindungsgemaß hergestellten Futtermittels,
dessen Zusammensetzung in langwierigen Versuchen ermittelt wurde, kann dieses als
Alleinfutter, also ohne zusätzliche Verabfolgung von anderen Grund- oder Beifuttermitteln,
verwendet werden, wobei überraschende Fütterungsergebnisse erzielt wurden.
-
Durch das erfindungsgemäße Ilerstellungsverfahren, welches verhältnismäßig
harte Pellets ergibt, wird auch eine günstige Dosierung des Harnstoffes sichergestellt,
da die Bestandteile des Futtermittels auch noch während der Fütterung in der mischung
gleichmäßig verteilt sind, so daß eine ungleichmäßige Verabfolgung der enthaltenen
Nähr- und Wirkstoffe vermieden wird.
-
Ein weiterer besonderer Vorteil der Erfindung besteht in einer weitgehenden
Vereinfachung der Fütterung. Da das erfindungsgemäß hergestellte Futtermittel als
Alleinfutter verwendet werden kann und aus trockenen, lagerfähigen und verhältnismäßig
harten Pellets besteht, kann die Fütterung vollautomatisch durchgeführt werden.
Hiezu werden Trockenfutter-iLutomaten verwendet, die nur in längeren Zeitabständen
nachgefüllt werden müssen. Da bekanntlich auch Wasser in einfacher Weise mit Hilfe
von automatischen Tränken verabfolgt werden kann, entfällt somit die sonst mehrmals
täglich notwendige Fütterung der Tiere. Systematisch durchgeführte
Fütterungsversuche
mit dem erfindungsgemäß hergestellten Futtermittel als Alleinfutter haben bei der
Fütterung von Jungrindern im Vergleich zu Fütterungen mit bisher bekannten Futtermitteln
eine wesentliche Erhöhung der Gewichtszunahme der Tiere je kg des verabfolgten Futtermittels
und damit eine Verkürzung der Aufmastz@it ergeben. überdies wurde eine erhebliche
Verbesserung der Fleischqualität und der Schlachtausbeute, d.h. der Fleischmenge
im Verhältnis zum Lebendgewicht der Tiere festgestellt.
-
Vorzugsweise verwendet man beim erfindungsgemäßen Verfahren Trockenschnitzel
im Ausmaß von 70-90 Gew.-%, festen Harnstoff und festes Phosphat im Ausmaß von je
1-2 Gew.-<o und eine Preßhilfe im Ausmaß von etwa 2-3 Gew.-/o. Die Preßhilfe
kann beispielsweise aus Melasse od;er einem synthetischen Preßhilfsmittel bestehen.
Die angeführten höheren prozentuellen Anteile an außer dem Futtergrundstoff aus
Trockenschnitzeln zugegebenen Bestandteilen, insbesondere an Harnstoff, werden vor
allem dann gewählt, wenn zusätzlich auch noch andere übliche Futtermittel den Tieren
verabfolgt werden sollen. Dbwohl das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
Futtermittel in erster Linie als Alleinfutter bestimmt und auch hiefür geeignet
ist, kann es natürlich auch in Verbindung mit anderen herkömmlichen Futtermitteln
verwendet werden.
-
Nach einer bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
vermischt man zur Herstellung eines Alleinfutters mit den übrigen- Bestandteilen
des Futtermittels höchstens 3 Gew.-% festen Harnstoff, außerdem 0,3-1 Gew.-01 Natriumchlorid,
vorzugweise jodiert, Vitamine A, D3 und E sowie Spurenelemente, insbesondere Sulfate,
z.B. Eisen-, Kupfer-, I4angan-, Zink- und Kobaltsulfat, und Magnesium, z.B. in Oxydform.
Außerdem kann man vor dem innigen Vermischen Vitamin C beifügen, vorzugsweise etwa
25 mg je kg des Futtermitels.
-
Als Geschmackskomponente hat sich Fenchelöl als erfolgreich erwiesen,
welches dem Futtermitt-el einen den Tieren gut zusagenden Geschmack verleiht. Ferner
können synthetische Aminosäuren, z.B. Lysin und/oder Methionin beigegeben werden.
-
Durch diese Beigaben wird sichergestellt, daß die Tiere auch bei ausschließlicher
Verabfolgung des erfindungsgemäß hergestellten Futtermittels als Alleinfutter alle
erforderlichen Nähr-, Mineral- und Wirkstoffe erhalten. Insbesondere hat sich die
Beimischung von Vitamin C bewährt.
-
Als Stimulan3 für die Pansenflora kann bei der 11erstellung des Futtermittls
etwa 0,3 Gew.-% Natriumpropionat, =.B. in Form des unter der Bezeichnung "Hycoban"
(Fa. Pfizer) im Handel erhältlichen Futterzusatzes, beigemischt werden.
-
Das Natriumpropionat wirkt gleichzeitig hemmend auf das Wachstum der
schädlichen Pilze im Pansen. Ferner kann man organische Stoffe beigeben, wie z.B.
Antibiotika, Tiefen und Bakterien, wodurch die Ausnützung des Futtermittels, insbesondere
des Harnstoffes, noch weiter verbessert wird. Falls die als Futtergrundstoff verwendeten
Trockenschnitzel durch andere herkömmliche Futtermittel teilweise ergänzt oder ersetzt
werden, z.B. durch Ölschrot, insbesondere Sojaschrot, oder auch durch klais- oder
Getreideschrot, soll der Anteil an diesen Futtermltteln 30 Gew.-% möglichst nicht
überschreiten.
-
Zur näheren Erläuterung der Erfindung wird nachfolgend als Beispiel
ein Fütterungsversuch samt den erzielten Ergebnissen beschrieben: Bei einem Rindermastversuch
an der Bundesversuchswirtschaft Fohlenhof bei Wr. Neustadt wurden 11 Jungstiere
der Rasse Fleckvieh mit einem durchschnittlichen Einstellgewicht von 122,6 kg und
einem durchschnittlichen Alter von 84 Tagen bei Iaufstallhaltung und freier Futteraufnahme
in durchschnittlich 244,7 Masttagen auf ein durchschnittliches Mastendgewicht von
489,8 kg aufgemastet. Das verwendete Futtermittel hatte folgende Zusammensetzung:
88,3 Gew.-% Trockenschnitzel (unmelassiert) 4,8 Gew.- Sojaschrot 2,5 Gew.-% Preßhilfe
2,0 Gew.-% Primäres Natriumphosphat 1,2 Gew.- Harnstoff (H2N.cO.NH2) 0,5 Gew.-%
Viehsalz jodiert 0,7 Gew.- Vormischung
Zusammmensetzung der Vormischung
(in Gew.-% des gesamten Futtermittels): 0,2270 % "Mycoban" (Natriumpropionat) 0,4000
% Magnesia MgO 0,0100 % FeSO4#7 H2O 0,0025 % CuSO4#5 H2O 0,000@ % MnSO4#4 H2O 0,0014
% ZnSO4#7 H2O 0,0004 % CoSO4#7 H2O 0,002@ % Fenchelöl 0,0019 % Vitamin D3 (80.000
IE/g) 0,0025 % Vitammin A (3@5.000 IE/g) 0,0025 % Vitamin C 0,0028 % Vitamin E (250.000
mg/kg) 0,0462 % Weizenfuttermme@@ als Träger ur Gewöhnung der Tiere an das neue
Futtermittel wurde dieses in den ersten 7-1@ @asttagen mit einem @erkömmlichen Futtermittel
ohne harnstoff vermischt verabfolgt, wobei der Antei@ an herkömmlichem Futtermittel
schrittweise verringert wurde. Ansc@ließend wurde nur noch ein Futtermittel in der
angeführten Zusammensetzung als Alleinfutter ohne Rauh- und/ oder Saftfutterbeigabe
bei freier Futtermittelaufnahme gegeben. Das Futtermittel wurde ii: einem sogenannten
Drockenfutter-Automaten verabfolgt, wobei die Tiere zusätzlich nur noch Wasser als
Tränke@erhielten. Der Arbeitsaufwand setzte sich ledigiicii aus dem einmal täglich
erfolgten Einstreuen, dem Nachfüllen den Futterautomaten ungefähr alle 14 Tage sowie
dem einma@igen Ausmisten des @aufstalles nach Beendigung des Mastdurc@ganges zusammen.
-
Am Ende des @astversuchs wurden folgende durchschnittliche Ergebnisse
festgestellt: Mastleistung: Gesamte Gewichtszunahme je Tier ...... 367,2 kg Mastdauer
............................ 244,7 Tage tägliche Gewichtszunahme ............. 1501
g
Futterverbrauch: Gesamte Futteraufnahme je Tier ....... 1909,4
kg Futteraufnahme je kg Gewichtszunahme . 5,2 kg tägliche Futteraufnahme ..............
7,8 kg Schlachtausbeute: Schlachthälftengewicht ............... 283,4 kg Schlachtausbeute
v 57,9 % Der Fütterungsversuch hat somit ergeben, daß im Vergleich zur Fütterung
mit bisher üblichen Buttermitteln nicht nur eine geringere Futtermittelmenge Je
kg Gewichtszunahme der Tiere erforderlich war, sondern daß auch eine bessere Schlachtausbeute
erzielt wurde und aufgrund der bis zu 50 % höheren täglichen Gewichtszunahme der
Tiere eine wesentliche Verkürzung der Mastzeit möglich war. Außerdem konnte zufolge
der durch das erfindungsgemäße Alleinfutter ermöglichten Automatisierung der Fütterung
der gesamte Arbeitsaufwand auf einen-Bruchteil des bisher notwendigen Aufwandes
verringert werden.
-
Patentansprüche: