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Gärtnerisches Kultursubstrat Die Erfindung betrifft ein gärtnerisches
Kultursubstrat, insbesondere zur Verwendung als Stecklings-, Aussaat-, Pikier-und
Topferde.
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Wertbestimmende Eigenschaften einer gärtnerischen Kulturerde sind:
1. Wasserkapazität 2. tuftkapazität 3. Gehalt an verfügbaren Pflanzennährstoffen
4. Salzkonzentration 5. Pufferungsvermögen (Sorptionskapazität) 6. Strukturstabilität
7. Besatz mit Unkraut, tierischen und pflanzlichen Schädlingen (Keimfreiheit).
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Beschaffenheit und Menge der zur Herstellung gärtnerischer Erden benutzten
Materialien bestimmen die mehr oder weniger günstige Ausbildung der genannten Merkmale.
Anzustreben ist bei langanhaltender Strukturstabilität eine hohe Luft- und Wasserkapazität,
hoher Gehalt an Pflanzennährstoffen, niedrige Salzkonzentration und ein ausgeprägtes
Pufferungsvermögen. Der Besatz mit Unkraut, tierischen und pflanzlichen Schädlingen
soll gleich null sein.
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Die seit altersher im Gartenbau verwendeten Stoffe wie Landerde Laub-,
Mist- und Nadelerde erfüllen diese Bedingungen insbesondere bezüglich Besatz mit
Unkraut und'tierischen und pflanzlichen Schädlingen nicht oder nur teilweise. Zudem
ist die Gewinnung und Verarbeitung dieser Stoffe im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung
immer schwieriger und teurer geworden. Der Erwerbsgartenbau geht daher mehr und
mehr zur Verwendung industriell hergestellter, gebrauchsfertiger Erden über, die
in der Regel aus Weißtorf durch Zugabe entsprechender Düngermengen hergestellt werden.
Hierzu gehören vor allem Torfkultursubstrate auf der Basis von überwiegend Weißtorf.
Etwas älter ist die nach dem Verfahren Fnihstorfer hergestellte Einheitserde. Ausgangsmaterial
ist in diesem Falle keimfreier schwerer Untergrundton, dessen ungünstige physikalische
Eigenschaften durch Zugabe von Weißtorf verbessert werden.
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Andere Verfahren, bei denen außer Weißtorf noch die konventionellen
Stoffe wia Lauberde, Misterde u.a. zur Anwendungkommen, haben wirtschafflich keine
große Bedeutung. Es ist auch schon die Anwendung von Kunststoffen, insbesondere
Styromull und Hygromull zur Verbesserung gärtnerischer Eultursubstrate bekanntgeworden.
Mit diesen Beimenguagen soll das Porenvolumen der so behandelten überwiegend Weii3torfprodukte
verbessert werden. Biologisch und chemisch sind diese Stoffe Jedoch inaktiv und
verteuern das Endprodukt.
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Wirtschaftliche Bedeutung haben heute nur die JPorfkultursubstrate
und
die-Einheitserde nach Fruhstorfer. Tor£-kultursubstrate zeichnen sich durch maximale
Wasser- und Luftkapazität aus, die aber-auf Kosten der Sorptionskapazität erkauft
ist. In der Einheitserde ist das nicht so auagesprochen der Fall, weil letztere
durch die Verwendung saptionskräftigen Tons wesentlich verbessert ist. Hinzu koiPPmt,
daß Weißtorf sich relativ rasch zersetzt, wenn er mit Nälirsalzen, vor allem Stickstoff,
versetzt wird. Seine anfänglich gute Struktur wird damit zerstört und er büßt seine
anfänglich gute Luft- und Wasserführung mit der Zeit ein.
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Wenn beide Substratarten sich in der Praxis auch als brauchbarer
erwiesen haben und in großem Umfang zur Anwendung kommen, so muß man sich doch darüber
im Klaren sein, daß Verbesserungen nötig sind, wenn die immer noch auf das Substrat
zurückführenden Risiken der Kulturführung im Gartenbau herabgesetzt und die damit
verbundenen Kosten vermindert werden sollen.
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Nur ein wohlausgebildeter Sorptionskompiex ermöglicht es, einem Kultursubstrat
hohe Mengen an Pflanzennährstoffen zuzuführen, ohne daß der Salzgehalt über das
den Pflanzen zuträgliche Maß hinaus erhöht wird. Da nun der Sorptionskomplex einer
Erde eine Funktion iher Festsubstanz ist, Wasser- und Luftkapazität aber Funktionen
des sich aus ihrer texturellen und strukturellen Lagerung ergebenden Forenvoflumens,
so ist festzustellen, daß maximale Sorptionskapazität
einerseits
und maximale Wasser- und Luftkapazltät andererseits sich gegenseitig ausschließen.
Enthält ein bestimmtes Erdvolumen viel Festsubstanz, ist die Sorptionskapazität
hoch, Wasser- und Luftkapazität sind jedoch niedrig.
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Bei wenig Festsubstanz je'Volumeneinheit liegen die Verhältnisse umgekehrt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, in Fortfürhung dieser Uberlegungen
ein Kultursubstrat und ein Verfahren zur Herstellung des Kultursubstrates zu schaffen,
das der ~bisher bekannten Einheitserde und den bekannten Kultursubstraten hinsichtlich
der wesentlichen wertbestimmenden Eigenschaften überlegen ist, und welches aus Torfen
unterschiedlichen Zersetzungsgrades und Beigaben besteht.
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Das in Lösung dieser Aufgabenstellung gefundene Substrat zeichnet
sich dadurch aus, daß es als überwiege-nden Bestandteil Schwarztorf höheren Zersetzungsgrades
aufweist, der zu Körnern und Krümeln bis zu ca. zehn Millimeter Durchmesser zerkleinert
ist, und daß dem zerkleinerten Schwarztorf Zusätze von Kalk, Nährsalzen und Spurenelementen
in flüssiger oder fester Form beigemischt sind.
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Dieses neue Substrat besitzt eine ausgewogene Relation zwischen Sorptionskapazität
einerseits und Wasser- -und Luft--' kapazität andererseits, die allen drei Faktmren
in optimalem Maße auf das Pflanzenwachstum einzuwirken gestattet. Im wesentlichen
wird diese Wirkung dadurch erreicht, daß anstelle von Weißtorf besonders präparierter
Schwarztorf, also Torf höheren
Zersetzungsgrades verwendet wird.
Bisher wird Schwarztorf als sogenannter Humintorf in den Handel gebracht und nur
als Zuschlag zu Erden und Substraten benutzt, wobei die sehr geringe Luftkapazität
und seine Strukturlosigkeit von großem Nachteil ist. Erfindungsgemäß werden diese
Nachteile dadurch behoben, daß man den Schwarztorf in So den formt und trocknet
und dann durch Mahlen und Sieben in Körner und Krümel bis zu ca. zehn Millimeter
Durchmesser zerkleinert.
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Diese Körner und Krümel sind gegen zersetzende Einflüsse biologischer,
chemischer und physikalischer Art außerordentlich resistent und geben dem Substrat
somit ein dauerhaftes strukturerhaltendes Skelett. Ihre große innere Kapillarporosität
gewährleistet eine hohe Wasserkapazitäts wahrend die sich aus der Lagerung der Krümel
und Körner ergebenden Makroporen eine ebenso ausgezeichnete Luftkapazität sicherstellen.
Die hohe Sorptionskapazität des Schwarztorfes gestattet die Zuführung großer Pflanzennährsalzmengen,
ohne daß die Salzkonzentration einen pflanzenschädigenden Umfang annimmt.
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Hinzu kommt daß Schwarztorf begierig Ammoniak-Stickstoff aufnimmt
und organisch bindet, um ihn im Laufe der Zeit allmählich wieder an die Pflanzen
abzugeben. Das ist ein weiterer Vorteil der Erfindung, der mit dazu beträgt, die
Salzkonzentration niedrig zu halten und der weder beim Torfkultursubstrat aus ungen
Torfen (Weißtorf) noch bei der sogenannten Einheitserde vorhanden ist.
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Nach einem Ausführungsbeispiel der Erfindung setzt sich
das
Kultursubstrat folgendermaßen zusammen: 65 % Schwarztorf (ältere Torfsobten, zermahlen
und gesiebt).
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Rest jüngere Torfsorten und Zusatz von Kalk, Nährsalzen und Spurenelementen.
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Bei anderen Ausführungsbeispielen schwankt der Schwarztorfgehalt zwischen
50 - 80 *.
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Nach der Erfindung ist es aleo möglich, auf diesem Wege aus Schwarztorf
ein Kultursubstrat herzustellen, dessen überragende Eigenschaften durch folgende
Punkte gekznnzeichnet sind: 1. Sohle Strukturstabilität 2. Optimale Wasser- und
Luftkapazität 3. Optimale Sorptionskapazität 4. Im Vergleich zum Nährstoffgehalt
niedrige Salzkonzentration und 5. Durch Sorption und Stickstoffbindung nachhaltige
Depotwirkung der Pflanzennährstoffe, wodurch sich die Notwendigkeit der Nachdüngung
und die Anwendung teuerer und in ihrer Wirkung unsicherer Dauerdünger weitgehend
erübrigt.