-
Variable und transportable Mehrkammer-Vorrichtung zur Neutralisation
und Entgiftung von Abwässern Die vorliegende Erfindung betrifft eine variable und
transportable Mehrkammer-Vorrichtung zur Neutralisation und Entgiftung von Abwässern
von metallverarbeitenden und anderen Betrieben, insbesondere von galvanischen Betrieben.
Bekannt ist die Verwendung von Mehrkammergeräten zur Entgiftung und Neutralisation
von Abwässern in einer oder mehreren aufeinander folgenden Verfahrensstufen. Die
vorliegende Vorrichtung betrifft Ausführungsformen von derartigen Mehrkammergeräten,
die gegenüber den bisher bekannten Ausführungsformen solcher Mehrkammergeräte erhebliche
technische und wirtschaftliche Vorteile bieten.
-
Das neue Mehrkammersystem besteht aus einer Anzahl von Reaktionskammern
z. B. drei oder vier Einzelkammern, die zu einer Entgiftungseinheit zusammengefaßt
sind und eine leicht transportierbare Baugruppe darstellen. Eine derartige transportable
Entgiftungseinheit hat den Vorteil, daß sie bei baulichen Veränderungen oder zum
Zwecke von Reparaturen leicht demontiert werden und an anderer Stelle ebenso leicht
wieder aufgestellt werden kann. Eine Ausführungsform der neuen Vorrichtung ist in
Skizze 1 dargestellt. Die Vorrichtung gemäß Skizze 1 enthält drei Kammern, deren
Größenverhältnisse je nach den Mengen der einzeln anfallenden Abwässer und den wirtschaftlichsten
Entgiftungsbedingungen ausgewählt werden. Beispielsweise können die zyanidischen
Abwässer in Kammer 1 der in Skizze 1 gezeigten Vorrichtung eintreten, wo sie entgiftet
werden. Die chromhaltige Abwässer dagegen würden in Kammer 2 eintreten. Aus den
Kammern 1 und 2 treten dann die Abwässer in die Kammer 3 über, wo sie neutralisiert
und den Absetzbecken zugeführt werden. Gemäß einer vorteilhaften
Ausführungsform
werden die einzelnen Kammern mit Hilfseinrichtungen versehen z. B. sogenannten Unterläufen,
die für eine verbesserte Durchmischung der Reaktionspartner während der Entgiftung
sorgen. Der Übertritt der behandelten Flüssigkeiten kann in an sich bekannter Weise
mit Hilfe von Überlaufrinnen und Fallrohren erfolgen.
-
Als technisch vorteilhaft hat sich die Verwendung von gezackten Überläufen
erwiesen. Skizze 2 zeigt einen derartigen Überlauf, dessen besonderer Vorteil in
einer regelmäßigen Dosierung des Abwasserflusses besteht.
-
Die einzelnen Kammern werden zweckmäßig in Bodennähe mit Lochplatten
oder Sieben ausgerüstet, die einerseits als Lochplatten bzw. Lochsiebe für eine
in die Kammer eingebrachte Füllung-bestehend aus einer besonderen Neutralsations-oder
Entgiftungsmasse-dienen können und andererseits als Verteiler für Preßluft, die
in an sich bekannter Weise zur besseren Durchmischung der Reaktionspartner der Kammer
zugeführt wird. Die Verwendung von porösen Platten oder Kerzen aus Kunststoff, Keramik
oder Sintermetallen anstelle der oben erwähnten Lochplatten bzw.
-
Siebe ist möglich. In Skizze 1 hat die Kammer 3 zweckmäßig eine Füllung
mit einer Neutralisationsmasse, wofür das an sich für diese Zwecke bekannte Magnesiumoxyd
verwendet werden kann.
-
Ein besonderes Merkmal der vorliegenden Vorrichtung besteht in der
Anpassung der Abmessungen der einzelnen Kammern an die jeweiligen Verfahrensbedingungen,
wobei sich der Rauminhalt der Kammern im wesentlichen nach der Verweilzeit der Abwässer
in den einzelnen Verfahrensstufen richtet.
-
Bei Anlagen, die häufig wechselnde Mengen von Abwässern aufzunehmen
haben, hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, die Zwischenwände zwischen
den einzelnen Kammern innerhalb der gesamten Baugruppe verstellbar einzurichten.
-
Dies kann z. B. neuerungsgemäß dadurch geschehen, daß jede der Zwischenwände
in Nuten, die in die Außenwände oder eine
zentrale Trennwand eingelassen
sind, ruht. Durch die Anordnung von mehreren Nutenpaaren in verschiedenen Abständen
vom Zufluß können beliebige Größenverhältnisse der einzelnen Kammern eingestellt
werden. Dies kann in einfacher Weise dadurch geschehen, daß die Trennwände aus einem
Nutenpaar herausgezogen und in ein anderes, parallel dazu liegendes Nutenpaar eingeschoben
werden.
-
Skizze 3 zeigt die Ausführung eines derartigen Nutenpaares mit einer
eingesetzten Trennwand. Es können auch andere mechanische Haltevorrichtungen, die
ein Verschieben bzw.
-
Umstellen der Trennwände zwischen den einzelnen Kammern gestatten,
verwendet werden.
-
Für Betriebe, bei denen nur wenig Platz für den Aufbau einer Entgiftungsanlage
zur Verfügung steht, hat es sich als besonders günstig erwiesen, das Mehrkammersystem
der Entgiftungs-und Neutralisationsanlage in 2 oder mehreren Stockwerken übereinander
anzuordnen. Skizze 4 zeigt eine Ausführungsform des neuerungsgemäßen Mehrkammersystems
mit 2 Stockwerken. Eine Pumpe A fördert die zu entgiftenden Abwässer in die im ersten
Stockwerk befindliche Entgiftungskammer 1, von wo sie durch einen geeigneten Überlauf,
z. B. in der Ausführung gemäß Skizze 2 mit gezacktem Überlaufrand, in die Entgiftungskammer
2 übertreten. In den beiden Kammern 1 und 2 können nun Entgiftungs-bzw.
-
Neutralisationsvorgänge stattfinden. Durch einen Überlauf B mit einem
Fallrohr C werden die aus der Kammer 2 abfließenden, weitgehend entgifteten bzw.
neutralisierten Abwässer in die im unteren Stockwerk des Entgiftungsgerätes befindliche
Kammer 3 übergeführt, wo eine weitere Verfahrensstufe des Entgiftungs-bzw. Neutralisationsvorganges
durchgeführt werden kann. Über einen Überlauf und ein Fallrohr oder eine ähnliche
Einrichtung können dann die entgifteten Abwässer in die Kammer 4 eintreten, die
in vielen Fällen als Sicherheitskammer mit einer zusätzlichen Füllung aus einer
geeigneten Neutralisationsmasse
beschickt sein kann. In den Bereich
der neuerungsgemäßen Einrichtung gehört auch ein Mehrkammersystem mit 2 oder mehr
Stockwerken, bei denen die Zahl der Einzelkammern in den Stockwerken verschieden
ist und dabei jeweils Kammern von gleicher oder unterschiedlicher Größe vorgesehen
sind.
-
Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, das neuerungsgemäße
Mehrkammersystem mit einer Absaugung zur Entfernung giftiger oder lästiger Dämpfe
und Gase auszurüsten. An derartigen Gasen und Dämpfen können z. B. insbesondere
bei unsachgemäßer Wartung einer solchen Anlage Chlorcyan, Chlorgas, Schwefeldioxyd
und gegebenenfalls auch nitrose Gase auftreten. Eine vorteilhafte konstruktive Lösung
der Anbringung einer Absaugeeinrichtung besteht im Einbau einer Absaugung entlang
den Rändern der einzelnen Reaktionsbecken. Eine weitere vorteilhafte Vorrichtung
zur Absaugung lästiger Gase und Dämpfe besteht aus einer Haube über dem gesamten
Kammersystem oder über einzelnen Kammern des Entgiftungsgerätes. Eine solche Haube
kann zweckmäßig mit einem Tragegestell auf den Rändern der Kammern aufgestützt werden.
Man kann einer derartigen Haube verschiedene Ausführungsformen geben. Eine Möglichkeit
besteht z. B. darin, bei viereckigen Kammern der Haube eine Dachform zu verleihen,
wie sie Skizze 5 zeigt. Es ist ferner möglich, den schmalseitigen Querschnitt der
Haube in Trapezform auszuführen, wie sie Skizze 6 zeigt. Die Haube kann ebenso die
Form einer umgekehrten Rinne haben, wie aus Skizze 7 zu ersehen ist. Es ist schließlich
ferner möglich, die Haube aus mehreren aneinander gereihten, kegelförmigen Trichtern
zusammenzusetzen. Skizze 8 zeigt eine Ausführungsform dieser Haube. Als Werkstoff
für solche Hauben wird zweckmäßig ein festes Material gewählt. Soist es z. B. unter
bestimmten Entgiftungsbedingungen möglich, Plexiglas oder
Hostalen
als Werkstoff zu verwenden. Aber auch andere Werkstoffe wie Polyvinylchlorid, mit
einer korrosionsschützenden Schicht versehene Metalle und gegebenenfalls Holz können
als Werkstoff der neuerungsgemäßen Haube verwendet werden.
-
Eine besonders vorteilhafte Ausbildung eines Entgiftungsgerätes sieht
eine Haube mit einer Stützkonstruktion vor, bei der die eben erwähnte Haube gleichzeitig
als Träger und Aufnahmegerät für die Armaturen der zugehörigen Entgiftungskammer
dient. So ist es z. B. günstig, das Lager für ein eventuelles Rührwerk, die Anschlußflansche
der Eintauchgeber oder eine Pumpenleitung direkt an der Haube zu befestigen. Man
erreicht hierdurch einen erhöhten Korrosionsschutz der eben erwähnten, relativ empfindlichen
Teile.
-
Die Frage des Korrosionsschutzes der im allgemeinen relativ empfindlichen
Armaturen kann durch eine andere neuerungsgemäße Einrichtung gelöst werden, die
die Unterbringung der Armaturenanschlüsse, der Köpfe der Eintauchgeber und des Rührwerkmotors
in einem luftdicht verschlossenen Behälter, der innen mit einer Trockenpatrone ausgerüstet
sein kann, vorsieht. In den Umfang der vorliegenden Neuerung ist die Verwendung
von Schaumgummipolstern zur erschütterungsfreien Lagerung der eben erwähnten relativ
empfindlichen Armaturen und Einrichtungsteile eingeschlossen. Unter besonderen Umständen
erweist es sich als zweckmäßig, die Armaturen und eben erwähnten Einrichtungen in
einen doppelten Behälter einzuschließen.. Auch diese Möglichkeit soll im Umfang
der vorliegenden Neuerung enthalten sein.
-
Es hat sich weiter als vorteilhaft erwiesen, daß die neuerungsgemäßen
Kammersysteme so ausgebildet sind, daß im Bedarfsfall der direkte Anbau von weiteren
Einzelkammern nach dem Baukastenprinzip ohne besondere Vorkehrungen
möglich
ist. Dies kann z. B. in der Weise geschehen, daß die Außenkanten des Kammersystems
mit Flanschleisten versehen werden, an welche die neu hinzuzufügenden Kammern in
einfacher Weise angeflanscht werden können.