DE1692491B2 - Tierfutterzusatzpräparat - Google Patents
TierfutterzusatzpräparatInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Tierfutterzusatzpräparat, das einen Trägerstoff mit einer Beladung an lebenden
Mikroorganismen aus der erwünschten Darmflora enthält und dazu bestimmt ist, als Zugabe zum Tränkwas-
*er oder zu Futtermitteln zur Förderung der normalen !Entwicklung der Tiere verfüttert zu werden.
Die Nützlichkeit der Zugabe von gewissen lebenden Mikroorganismen zum Tierfutter ist dem Fachmann
wohlbekannt. So ist z. B. die Verfütterung von Trockenpräparaten aus Kulturen von Bacillus subtilis in Chem.
ZbU 1962, S. 13616, 5. Referat, und von Mischpräpara-
<en aus KuUuren von Aspergillus oryzae und Kulturen
von Bacillus subtilis auf Weizenkleie in GB-PS 9 39 017
beschrieben; als Trägerstoff dient bei diesen Präparaten das mitgetrocknete Nährmedium. In der GB-PS
8 54 918 ist die Herstellung eines Präparates aus Azolobacter beschrieben, das zur Anreicherung sowohl von
ßöden, als auch von Tierfutter mit diesem Mikroorganismus dienen soll, und es ist für dieses Präparat angegeben,
daß als Trägerstoff Magnesiumcarbonat und ein Absorptionsmittel, insbesondere Aktivkohle, aber auch
Knochenmehl, Kaolin, Fullererde, Silicagel nützlich sei.
Es hat sich gezeigt, daß die Verfütterung solcher Präparate nicht regelmäßig zu dem erwünschten Erfolg
führt, wenn man nicht durch Gabe sehr erheblicher Mengen an den Präparaten dafür sorgt, daß ein gewisser
Schwellenwert überschritten wird; es muß offenbar die Zurückdrängung durch andere bereits im Übermaß
vorhandene, oft unerwünschte, Mikroorganismen, die sich durch Selektion an oft ungünstige, durch Antibiotika
u. dgl. aus dem Gleichgewicht gebrachte Darmflora angepaßt haben, zunächst überwunden werden, damit
ein Dauererfolg erreicht wird.
Der Erfindung liegt demzufolge die Aufgabe zugrunde, ein Tierfutterzusatzpräparat zu schaffen, dessen
TrägerstoH eine besonders hohe Beladung mit den lebenden Mikroorganismen ermöglicht und eine zeitweilige
SchutHwirkung gegen schädliche Umwelteinflüsse während der Inkubationszeit für eine protrahierte
Impfwirkung ausübt.
Gelöst wird diese Aufgabe dadurch, daß man erfindungsgemäß als Trägerstoff das als Rückstand der
Holzverzuckerung gewonnene Lignin einsetzt.
Die Erfindung besteht somit im Gegenstand des Patentanspruchs.
Es ist bekannt, da-.ß bei den verschiedenen Verfahren
zur Holzverzuckerting, sei es das Hydrolyse-Verfahren mit konzentrierten Säuren (das sogenannte Bergius-
oder Rheinau-Verfahren), oder das Druckperkolations-Verfahren mit verdünnten Säuren (das sogenannte
Scholler-Verfahren) nach der Hydrolyse der Zellulose als Rückstand Lignin gewonnen wird. Lignin ist ein
hochmolekularer Stoff, der bei der Verholzung von Pflanzen erst gebildet wird, wenn der eigentliche Zellkörner
aus Zellulose schon aufgebaut ist. Bei diesem
Vorgang durchwächst das Lignin das Zellulosegerüst in einer Feinheit, die unter der Größenordnung der Lichtwellenlänge
liegt. Das Herauslösen der Zellulose und der übrigen Kohlenhydrate, wie es bei der Holzverzukkerung
geschieht, hinterläßt das äußerst feine, schwammartige Ligningerüst, das besonders bei der
Durchführung der Holzverzuckerung im Perkolationsverfahren noch alle Hohlräume, die vorher mit Zellulose
ausgefüllt waren, enthält. Es ist bekannt, daß dieses System infolge der großen inneren Oberfläche eine
starke Absorptionswirkung auszuüben vermog.
Von dieser Eigenschaft hat man bereits vielfach Gebrauch gemacht. So beschreibt z. B. das deutsche Patent
8 66 488 ein Verfahren zur Herstellung von Düngemitteln, bei dem Lignin als Träger für dem Düngemittel
beizumischende Spurenelemente dient. Eine weitere sehr wichtige Anwendung hat diese Eigenschaft
bei dem bereits seit mehreren Jahrzehnten in der medizinischen Praxis bewährten Antidiarrhoicum gefunden.
In dem Prospekt über dieses Arzneimittel ist über Versuche mit Hilfe der fluoreszenzmikroskopischen Bakterienzählungsmethode
berichtet, aus denen sich die Fähigkeit des aus Lignin bestehenden Präparates ergibt,
in einer Aufschwemmung befindliche Bakterien vom Typ Colicommune nahezu vollständig zu absorbieren.
1 Gramm des Präparats, in 5%iger Suspension angewendet, bindet etwa 5 Millionen lebende Coli-Keime.
Das in der deutschen Patentschrift 6 40 775 beschriebene grundlegende Schollersche Percolationsverfahren
für die Holzverzuckerung mit verdünnten Säuren konnte im Laufe der Jahre wesentlich verbessert werden.
Eine gute Übersicht über die Entwicklung dieses und auch der anderen Holzverzuckerungsverfahren erhält
man aus dem Aufsatz von H. S c h ο 11 e r »Die Holzverzuckerung«
im Band 3 des Sammelwerkes »Chemische Technologie«, 1951, Carl Hanser Verlag, München.
Bei der weiteren Entwicklung des Schollerschen Percolationsverfahrens
wurde vor allem durch eine schonende Durchführung der Hydrolyse in mehreren aufeinanderfolgenden
Schüben die bei dem ursprünglichen Verfahren nicht zu vermeidende Zersetzung der entstandenen
Zucker weitgehend ausgeschaltet. Hierzu werden in einer ersten, bei verhältnismäßig hohen
Temperaturen und Säurekonzentrationen durchgeführten Reaktionsstufe die dabei entstandenen wasserlöslichen
Kohlenhydrate verhältnismäßig schnell abgelassen und in mehreren nachfolgenden Waschschüben
ausgewaschen, wobei nur die ersten, zuckerreichen Laugen einer Weiterverarbeitung auf Zucker zugeführt
und die nachfolgenden, unter milderen Bedingungen gewonnenen und demzufolge zuckerärmeren Waschlaugen
aus den nachfolgenden Schüben jeweils aufgehoben und bei der nächsten Perkolation für die jeweils
vorangehenden Schübe verwendet werden. Es konnte festgestellt werden, daß nicht nur eine wesentliche Verbesserung
der Ausbeute und Reinheit der gewonnenen Zuckersubstanzen erreichbar ist, sondern daß aucii das
als Rückstand erhaltene Lignin in seiner Absorptionskraft um etwa 50% gesteigert ist. Die Ursache liegt
wahrscheinlich darin, daß das Ligningerüst weitgehend frei von inkrustierten Zuckerzersetzungsprodukten ist;
dies zeigt sich auch darin, daß der bittere Geschmack der nach dem früheren Verfahren gewonnenen Ligninsubstanzen
nicht mehr festzustellen ist.
Die Erhöhung des Adsorptionsvermögens betrifft nicht nur organische Substanzen, wie Methylenblau als
Testsubstanz oder Kationen, sondern es konnte auch eine entsprechende Erhöhung des Festhaltevermögens
für Mikroorganismen festgestellt werden.
In einer diese Verbesserungen betreffenden deutschen
Patentanmeldung aus dem Jahre 1964 ist auch bereits vorgeschlagen worden, dieses in seiner Reinheit
verbesserte Lignin als Tierfutterbestandteil zu verwerten. Grundlegend bei diesem Vorschlag war der Gedanke,
daß die gleichartige Wirkung, wie sie das bekannte Antidiarrhoicum ausübt, nämlich die Befreiung
des Darmtrakts von schädlichen Mikroorganismen, auch für die gesunde Entwicklung von Tieren nützlich
sein könne. Weiterhin war daran gedacht, das Lignin als unschädlichen Träger für Futterzusatzmittel, beispielsweise
aus der Holzverzuckerung anfallende sirupartige Nebenprodukte, aber auch andere Abfallprodukte,
wie Magermilch und Molko, für die Torfütterung auswertbar zu machen. Man hatte auch daran gedacht,
das Lignin als Trägerstoff für die gleichzeitige Zuführung von Wirkstoffen, wie Vitamine und Antibiotika
auszunutzen; grundsätzlich herrschte aber immer der Gedanke vor, daß diese hochadsorptiven Ligninsubstanzen
nur als Mittel zur Beseitigung von Mikroorganismen aus ihrer jeweiligen Umgebung dienen könne,
wozu auch die Beigabe von Antibiotika dient.
Es ist aber bekannt, daß gerade durch die immer stärker verbreitete Benutzung von Antibiotika und
durch die chemische Beeinflussung aller Lebensvorgänge durch den Menschen eine tiefgreifende und besorgniserregende
Störung des Gleichgewichtes auch im Auftreten der Mikroorganismen im Haushalt der Natur
eingetreten ist. Dies führt zu der Gefahr, daß einzelne Mikroorganismen, die sich an die schädlichen F.inflüsse
der Chemikalien besser gewöhnt haben, plötzlich derart Überhand nehmen, daß sie eine akute Gefahr darstellen.
Durch die Erfindung wurde nun ein Mittel geschaffen, mit dem das natürliche Auftreten der Mikroorganismen
in einer sich im Gleichgewicht haltenden erwünschten Zusammensetzung stabilisiert und, wenn nötig,
wiederhergestellt werden kann.
Es konnte nämlich gefunden werden, daß das Lignin überraschenderweise nicht nur zum Beseitigen, sondern
ganz hervorragend gut als Trägerstoff für die Einführung von lebenden Mikroorganismen in den Darmtrakt
geeignet ist. Dabei ist es nicht geklärt, ob diese unvermutete Wirkung darauf beruht, daß sich ein Gleichgewicht
zwischen der Festhaltung und der Ablösung der Mikroorganismen etwa durch Verdrängung durch andere
Mikroorganismen ausbildet, wie es bei der Absorption und Elution von chemischen Substanzen an
absorbierenden Oberflächen der Fall ist, oder ob die aufgebrachten Mikroben auf den inneren Oberflächen
des Ligningerüstes als Trägerflächen verbleiben und dort ihre erwünschte Funktion ausüben, sei es, daß ihnen
das Ligningerüst eine günstige Lebensumgebung und Schutzumhüllung bietet, in der die normalen Stoff-Wechselvorgänge
unter günstigen Lebensbedingungen weiterlaufen oder sei es, daß das Ligningerüst nur als
Reservoir für eine Aufbewahrung und Ruhigstellung dient, aus dem jeweils Keime für die Neubeimpfung der
Umgebung entstammen können.
Das zu verwendende Lignin kann aus den verschiedenen Holzverzuckerungsverfahren stammen; es ist
aber zweckmäßig, dieses Lignin vor der Beladung mit den Mikroorganismen nach Möglichkeit von löslichen
organischen Inhaltsstoffen und anorganischen Säureresten sowie von Natriumionen zu befreien. Dazu wird es
am besten unmittelbar auf die Holzverzuckerung folgend ohne vorherige Trocknung durch gründliche Wäsche
mit Wasser und mit wäßrigen Lösungen von Magnesiumchlorid oder Magnesiumphosphat bei basischer
Wasserstoffionenkonzentration vorbehandelt und in noch feuchtem Zustand zu einer Paste vermählen.
In günstiger Weise verwendet man ein Lignin, das durch Verzuckerung im Druckperkolationsverfahren
gemäß dem sogenannten Schollerverfahren mit verdünnten Säuren aus dem verholzten Pflanzenmaterial
gewonnen worden ist, und zwar insbesondere aus einem verbesserten Verfahren, bei dem die Hydrolyse
in mehreren aufeinanderfolgenden Schüben erfolgt, wobei nur die zuckerreichen Waschlaugen der ersten
Perkolationsschübe auf Zucker weiterverarbeitet, jedoch die weiteren zuckerärmeren Waschlaugen aus
den nachfolgenden unter milderen Konzentrations- und Temperaturbedingungen durchgeführten Schüben jeweils
aufgehoben und bei der Hydrolyse der nächsten Charge für die jeweils vorangehenden Schübe verwendet
werden. Bei diesem neuen Anwendungsgebiet des Lignins als Träger für lebende Mikroorganismen hat es
sich als sehr vorteilhaft erwiesen, daß die Ligninrückstande
aus diesem Verfahren besonders leicht von den letzten noch anhaftenden Kohlenhydraten zu befreien
sind und einen noch ungestörten Aufbau des ursprünglichen Ligningerüstes besitzen. Um diese Struktur nicht
zu zerstören, ist es auch bei Lignin dieser Herkunft zweckmäßig, die Ligninrückstände unmittelbar nach
der Hydrolyse mit der bereits erwähnten gründlichen Wäsche zwecks Verdrängung unerwünschter Begleitstoffe
vorzubehandeln und in noch feuchtem Zustand zu einer Paste zu vermählen. Derartige Präparate erweisen
sich als besonders bakterienfreundlich. Wesentlich ist die Beseitigung von Natriumionen und von Sulfationen.
Am günstigsten soll die herzustellende Paste aus einem Teil Lignin-Trockensubstanz und vier Teilen
Flüssigkeit bestehen.
Die so präparierten Lignin-Pasten können dann mit den gewünschten Mikroorganismen durch eine Einarbeitung
von Aufschwemmungen dieser Mikroorganismen angereichert werden. Anschließend kann, je nach
der gewünschten Form des erfindungsgemäßen Präparates noch eine Trocknung bzw. Granulierung erfolgen,
wobei darauf zu achten ist, daß der Trocknungsgrad für die Mikroorganismen unschädlich bleibt. Der Flüssigkeitsgehall
liegt am besten bei 20 bis 25%.
Besonders günstige Ergebnisse findet man bei der Anreicherung der erfindungsgemäßen Präparate mit
Bazillus subtilis.
Zusätzlich können auch weitere erwünschte Mikroorganismen, sei es einzeln oder im Gemisch zugesetzt
werden. Hierfür kommen in Frage: E.-Coli, Milchsäurebaktericn,
Chloslridien und andere erwünschte Pilze.
Claims (1)
16
Patentanspruch:
Tierfutterzusatzpräparat, enthaltend einen Trägersioff mit einer Beladung an lebenden Mikroorganismen
aus der erwünschten Darmflora, dadurch gekennzeichnet, daß es als Trägerstoff das als Rückstand der Holzverzuckerung
gewonnene Lignin enthält
IO
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DES0108771 | 1967-03-11 |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1692491A1 DE1692491A1 (de) | 1971-08-05 |
DE1692491B2 true DE1692491B2 (de) | 1975-11-06 |
Family
ID=7529030
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1692491A Granted DE1692491B2 (de) | 1967-03-11 | 1967-03-11 | Tierfutterzusatzpräparat |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE1692491B2 (de) |
-
1967
- 1967-03-11 DE DE1692491A patent/DE1692491B2/de active Granted
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE1692491A1 (de) | 1971-08-05 |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
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C3 | Grant after two publication steps (3rd publication) | ||
E77 | Valid patent as to the heymanns-index 1977 | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |