DE1598838B2 - Vorrichtung zur thermoanalytischen Prüfung von Stoffen - Google Patents
Vorrichtung zur thermoanalytischen Prüfung von StoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur thermoanalytischen
Prüfung von Stoffen, bestehend aus einem für die thermogravimetrische und differentialthermische
Analyse auf dem einen Arm einer Thermowaage mittels eines elektrisch isolierten Traggliedes
befestigten Tiegel zur Aufnahme einer Probe des zu untersuchenden Stoffes, einem weiteren, ortsfesten
Tiegel zur Aufnahme eines während der Prüfung inerten
Vergleichsstoffes, wobei beide Tiegel in einem Heizofen untergebracht sind, je einem Thermoelement
in Wärmekontakt mit der Probe bzw. dem Inertstoff und einem für die derivativ-thermogravimetrische
Analyse mit dem Arm der Thermowaage in Verbindung stehenden Meßgerät.
Eine derartige Vorrichtung ist durch die deutsche Auslegeschrift 1178 235 bekannt und wird in der Praxis
kurz als Derivatograph bezeichnet. Mit diesem Gerät können die Temperatur (T), die Gewichtsänderung
(TG), die Enthalpieänderungs- (DTA) und die Gewichtsänderungsgeschwindigkeit (DTG) ein
und derselben Stoffprobe gleichzeitig gemessen werden.
Bei bestimmten Untersuchungen, z.B. von Manganammoniumphosphat-Monohydrat,
wo während der Wärmespaltung Wasser und Ammoniak frei werden, erhält man selbst mittels dieser komplexen thermoanalytischen
Vorrichtung von hohem Auflösungsvermögen kein eindeutiges Bild vom Verlauf der
thermischen Zersetzungsreaktion.
Aus der deutschen Auslegeschrift 1180 969 ist ferner
ein Verfahren zur genauen Bestimmung von Kohlenstoff in Metallen bekannt.
Hierbei wird das gesamte entweichende Gas in einem Auffanggefäß gesammelt. Die Mengenänderung
(GA) kann infolge dieses Sammelvorganges nicht gemessen werden. Die Bestimmung erfolgt nach dem
Sammeln durch eine coulometrische Titration. Gemessen wird dabei die gesamte verbrauchte Elektrizitätsmenge.
Somit ist auch die Bestimmung der derivativen Tirationskurve hiermit nicht möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die bekannte Vorrichtung so zu verbessern, daß gleichzeitig
mit den üblichen thermoanaly tischen Methoden (T, TG, DTG, DTA) auch die Titrationskurve (GA) und
deren erste Differentialquotientenkurve, die sogenannte derivative Titrationskurve (DGA) aufgezeichnet
werden kann.
Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch, daß mit einem zum mengenmäßigen Auffangen
der aus dem erhitzten Prüfgut entweichenden Gase dienenden Gefäß ein zur mengenmäßigen Absorption
dieser Gase in Flüssigkeit geeignetes Absorbergefäß verbunden ist und daß das Äbsorbergefäß mit einer
die Menge der in der Flüssigkeit absorbierten Gase messenden, automatischen Tariervorrichtung in Verbindung
steht, die ihrerseits mit einer Derivationsvorrichtung verbunden ist.
Nach einer Ausgestaltung der Erfindung ist ein in den unteren Bereich des Auffanggefäßes einmündendes
Trägergasrohr und ein weiteres Rohr zum Abführen der Gase aus dem oberen Bereich des Auffanggefäßes
nahe dem Probentiegel vorgesehen.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung erfüllt somit die folgenden Aufgaben: die mit der thermoanalytischen
Vorrichtung verbundene Anordnung nimmt quantitativ die von einer einzigen Prüfprobe abgegebenen
Gaszersetzungsprodukte auf, absorbiert dieselben in einem Lösungsmittel und titriert sie kontinuierlich
vermittels einer geeigneten Meßflüssigkeit in einer Titrationsvorrichtung, die durch eine automatische,
elektrometrische oder photometrische Endpunktanzeigeanordnung gesteuert wird und zeichnet
automatisch die Titrationskurve (GA) auf, die das Prüf ergebnis wiedergibt, und weiterhin die abgeleitete
Kurve (DGA) als Funktion der Zeit oder der Temperatur zusammen mit den anderen thermoanalytischen
Kurven.
5„ Die Aufzeichnung der derivativen Titrationskurve
(DGA) bietet den großen Vorteil, daß sie infolge ihres hohen Auflösevermögens die Genauigkeit der qualitativen
und quantitativen Wertung der Grundkurve erhöht und den Vergleich zwischen dem Ergebnis der
s5 Titrierung und den Ergebnissen der anderen, den
Verlauf der Gesamtreaktion darstellenden, derivativ-thermoanalytischen
Kurven (DTA, DTG) ermöglicht.
Für den eingangs beispielsweise geschilderten Fall der Untersuchung von Manganammoniumphosphat-Monohydrat
wird das im Laufe der Wärmespaltung frei gewordene Ammoniakgas im Absorbergefäß absorbiert
und die Absorptionslösung fortlaufend mittels einer Salzsäuremeßlösung automatisch titriert. So
können auf Grund der gewonnenen Titrationskurve (GA) die Temperatur, bei welcher die Ammoniakentwicklung
begann und endete, die Art und Weise wie die Wärmespaltung im allgemeinen verlief und
die Zusammensetzung der Zwischenprodukte des erhitzten Stoffes genau festgestellt werden.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden näher
erläutert. Die Fig. 1 und 2 sind zusammengehörig. F i g. 2 ist die Fortsetzung der rechten Seite der Fig. 1.
Die Probe des Prüfgutes befindet sich in einem Tiegel
1, der im Innern eines elektrischen Ofens 2 untergebracht ist. Die Ofentemperatur steigt mit gleichmäßiger
Geschwindigkeit an. Wenn sich das Gewicht der Probe ändert, schlägt ein Waagenarm 3 infolge der
Wärmespaltungsreaktion aus und das Bild einer mit Lampe 4 beleuchteten und auf den Waagenarm befestigten
optischen Blende 5 zeichnet die thermogravimetrische Kurve (TG) auf Photopapier 6 auf. Auf
dem Waagenarm ist eine Wicklung 7 im Kraftfeld eines Dauermagneten 8 aufgehängt. Ein mit den Polen
der Wicklung verbundenes Galvanometer 9 schlägt entsprechend der Spannungsänderung des induzierten
Stromes aus. Da die Änderung proportional zur Ge- ao schwindigkeit der Gewichtsänderung ist, zeichnet das
Galvanometer auf dem Photopapier auch die derivativ-thermogravimetrische Kurve (DGT) auf. In das
Innere des Prüfgutes ragt ein Thermoelement 10 hinein. Das zwischen die Pole des Thermoelements geschaltete
Galvanometer 11 registriert also auch die Temperaturänderung des Prüfgutes anzeigende Kurve
(T). In einem Tiegel 12 ist ein Inertstoff untergebracht, dessen Temperaturänderung durch ein Thermoelement
13 gemessen wird. Die Thermoelemente 10 und 13 sind so geschaltet, daß das in den Stromkreis
geschaltete Galvanometer 14 die Differenz zwischen den Temperaturen des Prüfgutes und des Inertstoffes
mißt, die proportional zur Geschwindigkeit der Enthalpieänderung des Prüfgutes ist. Das Galvanometer
14 zeichnet also auf dem Photopapier auch die differential-thermoanalytische Kurve (DTA) auf. Der
bisher beschriebene Teil des erfindungsgemäßen Apparates ist an sich bekannt und mit dem Derivatographen
gemäß der deutschen Patentschrift 1178 235 identisch.
Die das Prüfgut und den Inertstoff enthaltenden Tiegel 1 und 12 sind in aus Quarz gefertigten, am ei'
nen Ende geschlossenen Rohren 15 und 16 untergebracht. "
Ein Trägergas strömt in das Rohr 15 nahe seinehi offenen unteren Ende über ein Rohr 17 ein. Das Trägergas,
zusammen mit den Gaszersetzungsprodukten, tritt nahe dem Prüfgut über ein Rohr 18 aus. Das offene
Ende des Rohres 15 ist mit Abschlußdeckel 19 abgeschlossen. Es ist wichtig, daß über die Öffnung
des Abschlußdeckels keine Luft in Rohr 15 eindringen
kann. Dies kann dadurch vermieden werden, daß die Menge des eingeführten Trägergases das Zwei- bis
Dreifache derjenigen der abgesaugten Trägergasmenge beträgt. Somit kommt bei der Öffnung des Abschlußdeckels
19 eine Gassperre zustande. Die im Laufe der Wärmespaltung entbundenen Gase gelan- ■
gen unter der Saugwirkung einer Vakuumpumpe 23 durch das im Absorber 20 untergebrachte Lösemittel.
Die intensive Absorption der Gase wird durch ein feinporiges Glasfilter 21 gesichert. Der Absorber 20
ist mit dem eine Reagens enthaltenden Kolbeneinspritzer 22 verbunden. Der Kolben des Einspritzers
wird durch einen Servomotor 24 betätigt, der durch eine Steuervorrichtung 25 gesteuert wird. Die Betätigung
der Steuereinrichtung wird durch einen in die Absorptionslösung eintauchenden Indikator, bzw.
durch Vergleichselektroden 26 geregelt. Der Servomotor 24 steht mit dem Potentiometer 27 in Verbindung.
Am Schlitten des Potentiometers ändert sich die Spannung proportional zum Volumen der aus dem
Kolbeneinspritzer 22 verdrängten Reagens. Die Spannungsänderung des Potentiometers wird durch
ein Galvanometer 28 gemessen bzw. registriert. Die auf das lichtempfindliche Papier aufgezeichnete
Kurve (GA) zeigt also die Mengenänderung der geprüften Gaszersetzungsprodukte an. Das Potentiometer
ist mit dem Galvanometer 28 parallel mit der Primärwicklung eines entsprechend bemessenen
Transformators 29 verbunden. Der Strom in der Sekundärspule des Transformators hängt von der Veränderungsgeschwindigkeit
des in der Primärspule fließenden Stroms ab und indirekt von der Veränderungsgeschwindigkeit
der Menge der Gaszersetzungsprodukte, die in das Lösungsmittel absorbiert wird. Somit zeigt ein Galvanometer 30 auf dem lichtempfindlichen
Papier die abgeleitete Kurve (DGA) der Titrationskurve auf. Die Spannungsänderung des Potentiometers
kann mittels eines an sich bekannten Kondensator-Widerstandssystems oder auch einer
elektronischen Derivationsvorrichtung abgeleitet werden.
Die Titrationskurve kann, der Kurve TG ähnlich, auch mittels eines induktiven Derivationsgerätes abgeleitet
werden. Wenn der Kolben des die Reagens einspeisenden Einspritzers mit einer Wicklung 31 mit
hoher Windungszahl in Verbindung steht und die Wicklung im homogenen Kraftfeld des Dauermagnetpaars
32 untergebracht ist, so wird in der Wicklung 31 ebenfalls eine zur Volumenänderungsgeschwindigkeit
der Reagenslösung proportionale, elektrische Spannung induziert. Das an die Anschlüsse der Wicklung
31 geschaltete Galvanometer 33 zeichnet somit ebenfalls die derivative Titrationskurve {DGA) auf
das lichtempfindliche Papier auf.
Die oben beschriebene Vorrichtung kann in jedem Fall eingesetzt werden, wo das Gaszersetzungsprodukt
(z. B. H2O, NH3, HCl, SO2, SO3, CO2, Cl2 usw.)
oder die aus der Verdampfung oder Sublimation des Stoffes entstammende, flüchtige Komponente in einem
Lösemittel lösbar ist und infolgedessen sich das Konzentrations-, bzw. Redox-Potential der Lösung
verändert. Diese Änderung wird durch den Indikator, bzw. durch Vergleichselektroden 26 wahrgenommen.
Die Steuervorrichtung 25 ist so aufgebaut, daß dann, wenn die Spannung des durch die Anzeigevorrichtung
und/oder Bezugselektroden 26 gegebenen elektrischen Signals über einen vorherbestimmten Wert entsprechend
dem Äquivalenzpunkt ansteigt, sodann die Steuervorrichtung 25 den Servor-Motor 24 in Funktion
setzt und denselben mit einer derartigen Geschwindigkeit in Umdrehungen versetzt, daß dieselbe
proportional zu der Differenz zwischen der durch die Elektroden 26 signalisierten Spannung und der vorgewählten
Spannung steht.
Zusammen mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann als eine wahlweise Maßnahme an Stelle der
potentiometrischen Anzeigevorrichtung, bestehend aus der oben beschriebenen Anzeigevorrichtung
und/oder Bezugselektroden Bezugselektroden 26, auch eine andere elektrometrische oder photometrisehe
Anzeigevorrichtung angewandt werden, um so die Menge der Reagenzflüssigkeit zu steuern, die
durch die Vorrichtung in die Lösung bis zu dem Äquivalenzpunkt eingeführt wird.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Vorrichtung zur thermoanalytischen Prüfung
von Stoffen, bestehend aus einem für die thermogravimetrische und differential-thermische Analyse
auf dem einen Arm einer Thermowaage mittels eines elektrisch isolierten Traggliedes befestigten
Tiegel zur Aufnahme einer Probe des zu untersuchenden Stoffes, einem weiteren, ortsfesten
Tiegel zur Aufnahme eines während der Prüfung inerten Vergleichsstoffes, wobei beide Tiegel
in einem Heizofen untergebracht sind, je einem Thermoelement in Wärmekontakt mit der Probe
bzw. dem Inertstoff und einem für die derivativthermogravimetrische
Analyse mit dem Arm der Thermowaage in Verbindung stehenden Meßgerät, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem
zum mengenmäßigen Auffangen der aus dem erhitzten Prüfgut entweichenden Gase dienenden
Gefäß (15) ein zur mengenmäßigen Absorption dieser Gase in Flüssigkeit geeignetes Absorbergefäß
(20) verbunden ist und daß das Absorbergefäß (20) mit einer die Menge der in der Flüssigkeit
absorbierten Gase messenden, automatischen Titriervorrichtung (22 bis 28) in Verbindung steht,
die ihrerseits mit einer Derivationsvorrichtung (29; 31, 32) verbunden ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein in den unteren Bereich des Auffanggefäßes
(15) einmündendes Trägergasrohr (17) und ein weiteres Rohr (18) zum Abführen der
Gase aus dem oberen Bereich des Auffanggefäßes (15) nahe dem Probentiegel (1).
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