DE1571592C - Verfahren zur Sinterung von Bornitrid unter Preßformung - Google Patents
Verfahren zur Sinterung von Bornitrid unter PreßformungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf Verfahren zur Preßformung von Bornitrid (im folgenden BN genannt)
und insbesondere auf ein neuartiges Verfahren zur Sinterung von BN unter Preßformung.
BN wird innerhalb eines weiten Anwendungsfeldes benutzt, da es in einzigartiger Weise sehr vorteilhafte
Eigenschaften, wie hohe elektrische Isolationsfähigkeit, gute Schmiereigenschaft, Wärmebeständigkeit,
hohe Wärmeleitfähigkeit und chemische Beständigkeit, vereinigt. Da jedoch BN nach allen bislang
benutzten Herstellungsverfahren in Form eines feinen Pulvers mit einer Teilchengröße im Mikronbereich
oder weniger anfällt, wird dieses feine BN-Pulver in herkömmlicher Weise in manchen Fällen
durch Sinterung unter Preßformung benutzt.
Allgemein werden geformte BN-Teile durch Preßformung
und Wärmesinterung hergestellt, wobei die Formungsverfahren in die folgenden beiden Hauptgruppen
eingeteilt werden können:
1. Heißpreß verfahren: wonach die Wärmesinterung (bei 1700 bis 2200° C) gleichzeitig1 mit dem
Preßformgang durchgeführt wird.
2. Kaltpreßverfahren, wonach zunächst die Preßformung erfolgt und danach die Wärmesinterung
durchgeführt wird.
Eine Ausführungsform eines Heißpreßverfahrens
ist in der deutschen Auslegeschrift 1018 348 beschrieben.
Sinterstoffe wie Al2Oj, SiO2, WC, SiC zeigen
bei der Sinterung eine Schwindung, weil an d,en Korngrenzen des Stoffes eine Aufschmelzung erfolgt.
Man wendet daher während der Aufheizung und der" Sinterung einen Preßdruck auf den Sinterstoff an.
Hierzu ist eine umfangreiche und aufwendige Einrichtung erforderlich, weil die Preßeinrichtung bei
hoher Temperatur arbeiten muß. Für eine Massenfertigung
ergeben sich zahlreiche Nachteile, insbesondere eine geringe Ausbeute. .
Da in dem zuletzt genannten Verfahren die Wärmebehandlungsstufe nach der Preßformung
durchgeführt wird, ist es infolge der Wärmeausdehnung schwierig, Teile hoher Dichte zu erzeugen, und
insbesondere werden die thermischen und mechanischen Eigenschaften der Fertigteile nachteilig beeinflußt.
Dies ist darauf zurückzuführen, daß bei der Preßformung ein inneres Spannungsfeld entsteht, da
das BN-Pulver aus anisotropen schichtförmigen Kristallen
mit dünner Schichtgestalt besteht. Dieses Spannungsfeld gleicht sich durch die Erhitzung bei
der nachfolgenden Sinterung aus, und diese Ausdehnung infolge des Spannungsausgleichs bleibt auch
nach Abkühlung des Teiles auf Zimmertemperatur bestehen. Der auf diese Ausdehnung zurückzuführende
Verformungskoeffizient beträgt etwa 2°/o bei einer Aufheiztemperatur von 1000° C und steigt auf
4,5% bis 5% bei einer Aufheiztemperatur von 1500 bis 21000C an.
Die Aufgabe der Erfindung liegt in der Bereitstellung eines wirtschaftlich durchführbaren Verfahrens
zur Sinterung von Bornitrid, das die Herstellung von Sinterteilen hoher Dichte erlaubt.
Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, daß das Formstück in einer Sinterform wärmegesintert
wird, wobei die freie Ausdehnung des Formstück?;
durch die Sinterform unterbunden isl.
Die Anwendung von Formen ist'bercits für Hlühverfahren
bekannt. Die deutsche Patentschrift 814 Hf)5 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung
von Blähton. Die deutsche Auslegeschrift 1127 270 beschreibt die Herstellung von Formkörpern aus
Alkalisilikat, wo eine Wärmebehandlung zum Zwecke der Blähung in einer Form erfolgt. Diese Wärmebehandlung
erfolgt jedoch in einer nicht gasdicht verschließbaren Form, so daß die Form lediglich zur
Abstützung und Festlegung der Gestalt des Formkörpers
dient, jedoch keinen Druck aufnehmen kann. Das bekannte Heißpreßverfahren nach der deutsehen
Auslegeschrift 1018348 könnte es allenfalls
nahelegen, die beim Sintern von Bornitrid auftretende Dehnung durch eine Presse aufzufangen oder zu
verringern. Damit würde man ebenfalls eine sehr aufwendige Einrichtung erhalten. Die Anwendung
einer festen Druckform läßt sich aus dem Stand der
Technik nicht entnehmen. Es ist überraschend, daß die beim Sintern auftretenden Drücke in einer festen
Druckform ohne sonstige Hilfsmittel aufgenommen werden können. Die Druckform hält das Volumen
des Sinterkörpers gleich. Dagegen müßte man bei der Anwendung einer Presse eine Volumenänderung in
Kauf nehmen: Die Erfindung weist somit einen Weg zur Herstellung von Bornitrid-Sinterkörpern nach
einem Verfahren der Massenfertigung, indem lediglieh
eine druckfeste Form benutzt wird.
Da der von der Ausdehnung des BN herrührende Verformungskoeffizient bei 21000C etwa 5% beträgt,
wird bei Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens das Spiel zwischen der Graphitform, die
als Sinterform benutzt wird, und dem Teil beispielsweise zu 5% oder wehiger als eine Abmessung des
Formteils gewählt, vorzugsweise wählt man ein verschwindendes Spiel.
Für die Kaltpreßformung des Teils vor der Sinterung kann man zu verschiedenen Verfahren greifen.
Beispielsweise kann man von einem normalen KaIt-
. preßverfahren unter Verwendung einer Metallform oder von einem Strangpreßverfahren Gebrauch
machen. Um jedoch die Kaltpreßformung unter hohem Druck auszuführen und um einen Formteil
ν gleichmäßiger Dicke zu erzeugen, greift man vorzugsweise zu einer Formung mittels einer hydrostatischen
Presse. ' v
Um Wesen unid Brauchbarkeit der vorliegenden
Erfindung deutlicher aufzuzeigen, werden die folgenden Ausführungsbeispiele zum Vergleich zwischen
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Formteilen und nach bekannten Verfahren hergestellten
Formteilen beschrieben.
' ·
Ausführungsbeispiel 1
23 g BN-Pulver werden vorbereitet und mittels
einer hydrostatischen Presse unter einem Druck von 2000 bis 3000 kg/cin2 jeweils in zwei Formteile für
jeden Druckwert verformt. Jeder Formteil wurde zu einem 25 mm dicken und 40 mm langen Zylinder
verarbeitet. Je zwei bei Druckwerten von 2000 bzw. 3000 kg/cm2 geformte, weiterverarbeitete Formteile
wurden ausgewählt und jeweils in Graphitformen eingesetzt. Jede Graphitform bestand aus einer zylindrischen
Kappe mit einer 6 mm dicken Zylinderwandung und einer 20 mm dicken Bodenwandung. Jede
Form wurde mittels einer Verschlußschraube mit einem 15 mm dicken Endflansch und einem 10 mm
langen Gewindefuß abgeschlossen, die in ein entsprechendes, in das offene Stirnende der Form eingelassenes
Gewinde eingeschraubt wurde.
Die beiden, die zurecht geschnittenen Teile ent-
ι ο/i oyz
haltenden Formen wurden sodann in einem Tanmannofen auf 1500° C erhitzt. In jedem Fall
wurde das Spiel zwischen dem geformten BN-Teil und der Graphitform vor der Erhitzung auf 2 mm
oder weniger eingestellt.
Andererseits wurden die restlichen BN-Preßteile bei 15000C nach dem herkömmlichen Verfahren
ohne Verwendung einer Form gesintert.
Die Meßwerte für spezifisches Gewicht und Biegefestigkeit der gesinterten BN-Formteile gemäß den
beiden genannten Verfahrensweisen sind in Tabelle 1 angegeben, wo die Formteile Nr. 1 und 2 nach dem
5 oben beschriebenen beispielsweisen Verfahren nach der Erfindung und die Formteile Nr. 3 und 4 nach
dem beschriebenen herkömmlichen Verfahren hergestellt sind.
Formdruck (1000 kg/cm2) |
Tabelle 1 | Spezifisches Gewicht des Gesamtsinterteils |
Biegefestigkeit - des Sinterteils (kg/cm5) |
|
Formteil Nr. |
2 3 . 2 3 |
Spezifisches Gewicht des Gesamtpreßteils |
. 1,417 1,491 1,346 1,370 |
181,8 231,8 141,2 180,0 |
1 2 l< |
1,546 1,618 1,543 1,596 |
|||
Ausführungsbeispiel 2
Dieses Ausführungsbeispiel erläutert den bereits genannten Fall, wo vor dem Kaltpressen dem BN-Pulver
ein Bindemittel beigemischt wird.
23 g BN-Pulver wird ein Bindemittel aus 0,58 g in
Azeton gelöstem Polythylenglykol beigemischt und in einer Kugelmühle gleichmäßig gemischt. Nach
Trocknung mittels Infrarotstrahlung zwecks Verdampfung des Azetons wurde die entstehende Pulvermischung
unter einem Druck von 2000 bzw. 3000 kg/cm2, verpreßt und zu 24 mm im Durchmesser
und 40 mm in der Länge messenden Teilen verarbeitet, genau wie bei Ausführungsbeispiel 1. Die
Sinterung dieser Teile sowie die Vergleichsmessungen wurden ebenso wie im Ausführungsbeispiel 1
durchgeführt.
as . Die Vergleichsergebnisse sind in der folgenden
Tabelle 2 eingetragen, wo die nach dem erfindungsgemäßen . Verfahren hergestellten Proben mit den
Nr. 5 und 6 und die nach dem herkömmlichen Verfahren hergestellten Proben mit den Nr. 7 und 8
bezeichnet sind.
Formdruck ■ (1000 kg/cm1) |
Tabelle 2 | Spezifisches Gewicht des Gesamtsinterteils |
Biegefestigkeit des Sinterteils (kg/cm1) |
|
Formteil Nr. |
2 3 . .. 2 3 |
Spezifisches Gewicht des Gesamtpreßteils |
1,495 1,521 1,410 1,431 |
223,5 I 281,3 181,3 226,0 |
5 6 7 8 |
1,662 1,705 1,668 1,710 |
|||
Wie man an Hand der vorstehenden Ausführungsbeispiele und Meßergebnisse erkennt, haben die
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Sinterteile überraschende Eigenschaften und zeigen
einen Anstieg von 6 bjs 9% des spezifischen Gesamtgewichts sowie einen Anstieg der Biegefestigkeit
von 15 bis 23% gegenüber entsprechenden, nach einem herkömmlichen Verfahren hergestellten Teilen.
Wie oben beschrieben, kann man nach dem erfindungsgemäßen Verfahren die Minderung des spezifischen
Gewichts des Sinterteils ausschließen, was sich bislang nicht vermeiden ließ. Ferner kann man
die Biegefestigkeit des Fertigteils wesentlich steigern.
Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt darin, daß sie die Herstellung großer BN-Sinterformteile
in vergleichsweise einfacher Weise ermöglicht, ohne daß teuere Einrichtungen wie bei
dem Heißpreß verfahren benutzt werden müssen. Damit ist das erfindungsgemäße Verfahren mit Vorteil
für eine Massenproduktion geeignet, wodurch die Herstellungskosten ebenfalls gesenkt werden können.
Dadurch erleichtert die vorliegende Erfindung in großem Maße die Herstellung von Teilen in einem
weiten Prpduktionsbereich, einschließlich hochtemperaturfesten
Stoffen, Schmelztiegeln und Schiflclienformen zur Reinigung von Stoffen höchster Reinheit,
Probenhaltern für das Schwimmzonenschmelzen, Hochfrequenzisolatoreii und Hochtemperaturlagern.
,,-.'■
Wenn auch die Erfindung in Zusammenhang mit bevorzugten Verfahrensbeispielen beschrieben wurde,
so soll sie doch nicht beschränkt sein, da im Rahmen des Erfindungsgedankens Abänderungen und Abwandlungen
möglich sind.,
Claims (3)
1. Verfahren zur Sinterung von Bornitrid unter Preßformung von Bornitridpulver in ein Formstück,
dadurch gekennzeichnet, daß dieses Formstück in einer Sinterform wärmegesintert
wird, wobei die freie Ausdehnung des Formstücks durch die Sinterform unterbunden
ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Bornitrid zur Bildung des
Formstücks ein Bindemittel gleichmäßig, beigemischt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Abmessungen des Formstücks
vor Einsetzen in die Sinterform auf einen Unterschied von weniger als 5%, vorzugsweise
so gering als möglich, gegenüber entsprechenden Abmessungen der Sinterform eingestellt werden.
Family
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