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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Abzweigeinrichtung zum
Abzweigen kleiner Kanalgruppen aus Breitband-Trägerfrequenzsystemen.
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Bisher wurde darauf verzichtet, zwölf Fernsprechkanäle aus Breitband-Übertragungssystemen
auf Kabeln oder Richtfunkstrecken mit einer Kapazität von z. B. 300 oder mehr Fernsprechkanälen
abzuzweigen; denn die Abzweigeinrichtungen werden dabei sehr aufwendig und teuer.
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Es ist bekannt, aus Breitband-Trägerfrequenzsystemen Teile des Übertragungsbandes
dadurch abzuzweigen bzw. wiederzubelegen, daß zwischen den abgezweigten und den
nicht abgezweigten Teilbändern Frequenzlücken gelassen werden und die Trennung über
Abzweig-Filter bzw. -Weichen mit mehr oder weniger steilen Flanken erfolgt.
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Weiter ist es bekannt, daß aus einer größeren Anzahl von Fernsprechkanälen
eines Trägerfrequenzsystems jeder beliebige Kanal oder jede beliebige Gruppe von
Kanälen abgezweigt und wiederbelegt werden kann, indem bei entsprechend großem Aufwand
das übertragungsband durch stufenweise Umsetzung in die tieferen Ebenen des Aufbaus
des Trägerfrequenzsystems gebracht wird und anschließend das übertragungsband stufenweise
wieder aufgebaut wird, nachdem die jeweils durchgehenden Teilbänder auf den jeweiligen
Ebenen mittels sogenannter Durchschaltefilter direkt durchgeschaltet sind.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Einrichtung zum
Abzweigen in Trägerfrequenzsystemen anzugeben, die es ermöglichen, in einfacher
Weise kleine Kanalgruppen aus breiten übertragungsbändern abzuzweigen und/oder wiederzubelegen.
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Die Lösung dieser Aufgabe besteht gemäß der Erfindung darin, daß eine
am unteren Ende des Übertragungsbandes gelegene Primärgruppe der ersten übertragenen
Sekundärgruppe abgezweigt und/ oder wiederbelegt wird, deren der abgezweigten Primärgruppe
benachbart gelegene Primärgruppe unbelegt ist.
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Zur Durchführung des Verfahrens ist die Abzweigeinrichtung derart
aufgebaut, daß im übertragungsweg einer Richtung des Trägerfrequenzsystems ein als
Hochpaß ausgebildeter Zweig einer ersten Weiche und/oder ein als Hochpaß ausgebildeter
Zweig einer zweiten Weiche und im Abzweigweg bzw. Wiederbelegungsweg je ein als
Tiefpaß ausgebildeter Zweig der ersten bzw. zweiten Weiche liegt.
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Zur Durchschaltung eines Pilotes im Hauptübertragungsweg in der Frequenzlage
der abgezweigten Primärgruppe ist die Abzweigeinrichtung derart ausgestaltet, daß
ein die Dämpfung einer Pilotumgehung nachbildendes Dämpfungsglied im Übertragungsweg
zwischen der ersten und zweiten Weiche liegt und daß die Pilotumgehung aus einem
im Abzweigweg befindlichen ersten Entkoppelnetzwerk, einem im Wiederbelegungsweg
befindlichen zweiten Entkoppelnetzwerk und einem das erste und das zweite Entkoppelnetzwerk
verbindenden Pilotumgehungsfilters besteht.
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In weiterer Ausgestaltung des Verfahrens werden in zwei sich kreuzenden
Trägerfrequenzsystemen jeweils die am unteren Ende des Übertragungsbandes gelegenen
Primärgruppen ausgetauscht.
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Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin,
daß bei bestehenden Trägerfrequenzsystemen das Abzweigen und Wiederbelegen mit einem
Minimum an Aufwand erzielt wird, da die Abzweigfilter sehr einfach gehalten werden
können und keinerlei Umsetzung des Übertragungsbandes sowie keine Durchschaltefilter
erforderlich sind.
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Das Abzweigen von wenigen, wie z. B. zwölf Fernsprechkanälen, aus
einem Breitband-übertragungssystem mit wesentlich höherer übertragungskapazität
hat folgende vorteilhafte Anwendungsmöglichkeiten: Abzweigen von zwölf Fernsprechkanälen
des Nah-oder Bezirksverkehrs aus einem Breitband-Übertragungssystem für Weitverkehr.
Man spart besondere Aderpaare im Kabel oder ein besonderes Kleinkanal-Richtfunksystem
für die gesonderte übertragung von zwölf Fernsprechkanälen.
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Abzweigen einer Primärgruppe, die mit einem oder mehreren Trägerfrequenz-Rundfunkkanälen,
eventuell mit Stereokanälen, belegt ist. Auf Zwischenstellen, beispielsweise in
kleineren Städten, auf denen das Weitverkehrskabel durchlaufen würde, können auch
für Reportagezwecke oder zur Speisung kleinerer Rundfunk-Sendestationen leicht anschließbare
und umschaltbare Rundfunkverbindungen geschaffen werden. Eine besondere Rundfunkleitung
ist dann im Kabel nicht vorzusehen. Außer einer Rundfunkverbindung können z. B.
noch neun Fernsprechverbindungen in derselben Primärgruppe leicht abgezweigt werden.
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Abzweigen einer Primärgruppe, die mit einem System zur übertragung
schneller Daten, Faksimilesignalen od. ä. belegt ist. Auf Zwischenstellen können
z. B. Einrichtungen zur übertragung von Wetterkarten oder Zeitungen leicht an ein
Breitbandsystem angeschlossen werden.
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Systemeigene Dienstleitungen sowie Fernsteuer-und Überwachungskanäle
zur Verbindung von Zwischen- und Endstellen. Man spart besondere Adernpaare im Kabel
oder ein besonderes Kleinkanal-Richtfunksystem für die übertragung von Dienstkanälen.
In gewissen Fällen z. B. bei Seekabeln kann man keine Beipackadern für Dienstleitungen
usw. vorsehen; in diesen Fällen kann man die erforderlichen Hilfsverbindungen durch
das Verfahren nach der Erfindung leicht im Übertragungssystem unterbringen.
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Die Erfindung wird nachstehend an Hand des in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert. Die Zeichnung zeigt in F i g. 1 a den unteren
Teil eines Frequenzschemas eines Breitband-Trägerfrequenzsystems, F i g. 1 b einen
Ausschnitt des Frequenzschemas nach F i g. l a, F i g. 1 c einen Ausschnitt des
Frequenzschemas nach F i g. l b,
F i g. 2 ein Blockschaltbild einer Abzweigeinrichtung
nach der Erfindung.
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In F i g. 1 a ist der untere Teil des Frequenzschemas der Breitband-Trägerfrequenzsysteme
V 300, V 960 dargestellt, deren erste Sekundärgruppe SG 1 in Kehrlage zwischen 60
und 300 kHz, deren zweite Sekundärgruppe SG 2 in Regellage zwischen 300 und 552
kHz und deren folgende Sekundärgruppen SG 3, SG 4 ... jeweils in Kehrlage
aneinandergereiht sind.
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In F i g. 1 b sind die fünf in Kehrlage befindlichen Primärgruppen
PG 1 bis PG 5 der ersten Sekundärgruppe SG 1 herausgezeichnet,
deren fünfte Primärgruppe PG 5 sich von 60 bis 108 kHz erstreckt, deren vierte Primärgruppe
PG 4 bis 156 kHz, deren
dritte Primärgruppe PG 3 bis 204 kHz, deren
zweite Primärgruppe PG 2 bis 252 kHz und deren erste Primärgruppe PG 1 bis
300 kHz anschließt.
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Nach dem Verfahren gemäß der Erfindung wird beispielsweise die am
unteren Ende des übertragungsbandes gelegene Primärgruppe PG 5 60 bis 108 kHz abgezweigt
und wiederbelegt, wobei die benachbarte Primärgruppe PG 4 108 bis 156 kHz unbelegt
bleibt.
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F i g. 1 c stellt die Lücke im Frequenzschema dar, die entsteht, wenn
die Primärgruppe PG 4 108 bis 156 kHz unbelegt bleibt. Bei den Nullfrequenzen
108 kHz und 156 kHz werden keine Nachrichten übertragen, da der Nachrichteninhalt
der Kanäle jeweils auf 300 Hz über 0 Hz und 600 Hz unter 4 Hz beschnitten ist, lediglich
bei 3,85 kHz liegt im Kanal eine Signalfrequenz. So hört der Inhalt PG 5' der Primärgruppe
PG 5 60 bis 108 kHz bereits bei 107,7 kHz auf, und der Inhalt PG 3' der Primärgruppe
PG 3 156 bis 204 kHz fängt erst bei 156,6 kHz an. In Anbetracht der Signalfrequenz
156,15 kHz des letzten Kanals der Primärgruppe PG 3 steht den Abzweigfiltern zum
Abzweigen und Wiederbelegen der Primärgruppe PG 5 eine 48,45 kHz, d. h. 45 °!o breite
Frequenzlücke von 107,7 bis 156,15 kHz zur Verfügung.
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In F i g. 2 ist eine Abzweigeinrichtung zum Abzweigen und Wiederbelegen
der Primärgruppe PG 5 60 bis 108 kHz dargestellt, wobei vorausgesetzt ist, daß die
Primärgruppe PG 4 108 bis 156 kHz unbelegt ist. Die durchgeschalteten Frequenzbänder
einer Richtung der Hauptstrecke durchlaufen nacheinander, ausgehend von der ankommenden
Leitung 1, den Empfangsverstärker 2, den Hochpaßweg der ersten Weiche 3,
ein die Dämpfung der im folgenden beschriebenen Pilotumgehung nachbildendes Dämpfungsglied
4, den Hochpaßweg der zweiten Weiche 5 und den Sendeverstärker 6 und gehen auf die
abgehende Leitung 7. Der nicht dargestellte Abzweig der Gegenrichtung erfolgt in
analoger Weise. Die abgezweigte Primärgruppe wird über den Tiefpaßweg der ersten
Weiche 3, über ein erstes Entkoppelnetzwerk 8 und ein zweites Dämpfungsglied
9 auf die Leitung 10 ausgekoppelt, während die auf der Leitung
11 neu ankommende Primärgruppe über ein drittes Dämpfungsglied
12, ein zweites Entkoppelnetzwerk 13 und den Tiefpaßzweig der zweiten Weiche
5 in die Hauptstrecke in Richtung der abgehenden Leitung 7 eingekoppelt wird. Zur
Durchschaltung von mit der abgezweigten Primärgruppe gespeisten Streckenpiloten
ist ein Pilotumgehungsfilter 14 zwischen besondere Anschlüsse des ersten
Entkoppelnetzwerk 8 und des zweiten Entkoppelnetzwerkes 13 geschaltet.
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Die ankommende Leitung 1 und die abgehende Leitung 7 sind mit
der Breitbandübertragungseinrichtung, beispielsweise ein V-300- oder ein V-960-System
verbunden. Die an den Klemmen 10 und 11
anliegende abgezweigte Grundprimärgruppe
60 bis 108 kHz kann in einfacher Weise auf einen Kanalumsetzer angeschaltet werden,
wenn die Sprechkreise am Abzweigort enden; sie können aber auch über ein 12-Kanal-System
weitergeführt werden.
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Ergänzend ist zu vermerken, daß vom Prinzip der Weichen her die Möglichkeit
gegeben ist, durch Umschalten deren Hoch- und Tiefpaßzweige, die die Leitungen
1 und 7 bzw. 10 und 11 durchlaufenden Frequenzbänder
zu vertauschen. Dies ist insbesondere bei größeren Kanalzahlen des abgezweigten
Bandes von Vorteil.
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Der an diesem Beispiel gezeigte Einsatz von Abzweigweichen am unteren
Ende des Übertragungsbandes läßt sich bei günstigen Frequenzplänen auch vorteilhaft
am oberen Ende des Übertragungsplanes ausnutzen.