DE1276283B - Verfahren zur Entfernung saurer Gase aus einem Gasgemisch - Google Patents

Verfahren zur Entfernung saurer Gase aus einem Gasgemisch

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    • C07ORGANIC CHEMISTRY
    • C07CACYCLIC OR CARBOCYCLIC COMPOUNDS
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    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C10PETROLEUM, GAS OR COKE INDUSTRIES; TECHNICAL GASES CONTAINING CARBON MONOXIDE; FUELS; LUBRICANTS; PEAT
    • C10KPURIFYING OR MODIFYING THE CHEMICAL COMPOSITION OF COMBUSTIBLE GASES CONTAINING CARBON MONOXIDE
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Description

  • Verfahren zur Entfernung saurer Gase aus einem Gasgemisch Es ist bekannt, schwache gasförmige Säuren aus Gasen dadurch zu entfernen, daß man sie mit organischen Basen wäscht, die dann durch Erhitzen wieder regeneriert werden, wobei die schwachen Säuren abgetrieben werden. Als Basen wurden bisher bestimmte organische Amine, Alkanolamine und Alkylendiaminoalkohole der verschiedensten Art verwendet (vgl. deutsche Patente 549556 und 620 932).
  • In vielen Fällen werden wässerige Lösungen von Alkanolaminen verwendet. Derartige Lösungen haben jedoch nur eine verhältnismäßig begrenzte Aufnahmefähigkeit für saure Gase, selbst wenn diese unter hohem Partialdruck stehen. Das führt aber zu der Notwendigkeit, übermäßig große Mengen solcher Lösungen wieder in den Verfahrensgang einzuführen und zu behandeln, es sei denn, man gebe sich mit einer nur teilweisen Entfernung des sauren Gases aus dem Gemisch mit Kohlenwasserstoffen und anderen Gasen zufrieden.
  • Ein weiterer Nachteil der Verwendung solcher Lösungen ist, daß die Apparatur recht oft stark korrodiert bzw. angegriffen wird.
  • Zum Unterschied von diesen sogenannten »chemischen Lösungsmitteln« werden gewisse Klassen von Verbindungen als »physikalische Lösungsmittel« angesehen. Dazu gehören solche Verbindungen wie z. B. die Glykole, welche in rein physikalischer Weise zu wirken scheinen, indem sie die sauren Gase absorbieren, ohne dabei offensichtlich ein Reaktionsprodukt zu bilden. Es sind Gemische von Glykolen mit Aminen bekannt, insbesondere zur Behandlung flüssiger Kohlenwasserstoffe zur Entfernung der Mercaptane, von Schwefelwasserstoff und anderen sauren Verbindungen. Man hat jedoch feststellen müssen, daß Glykole wegen der beschränkten Löslichkeit saurer Gase in denselben nicht sehr geeignet sind.
  • Wäßrige Dispersionen der Glykole sind in dieser Hinsicht nicht besser und wirken überdies äußerst korrosiv gegenüber der Apparatur.
  • Ein weiterer Nachteil der Verwendung wässeriger Lösungen ist die Notwendigkeit einer besonderen Entwässerungsstufe, da derartige Absorptionsmittel Wasser nicht selektiv zu der gleichen Zeit beseitigen, in welcher sie saure Gase, wie z. B. Schwefelwasserstoff, absorbieren. Da in fast allen Fällen eine Beimengung von Wasser in dem Strom der gereinigten Gase vermieden werden muß, bedeutet dessen Entfernung einen zusätzlichen Kostenfaktor bei der Verarbeitung der Gase.
  • Eines der zu lösenden Probleme, insbesondere bei der Behandlung von Gasen mit hohen Partialdrücken der sauren Komponenten, ist die wirksame und völlige Entfernung der sauren Verunreinigungen. In die ser Hinsicht befriedigt keines der bekannten Absorptionsmittel.
  • Außer den obenerwähnten Problemen gibt es noch eine ganze Reihe anderer. Ein solches ist insbesondere die Hitzebeständigkeit der organischen Lösung mittel während des Abstreifens, wobei das beladene Lösungsmittel auf eine Temperatur erhitzt werden muß, die genügend hoch ist, um die sauren Gase von dem Lösungsmittel zu trennen. Man muß oft genug feststellen, daß die Lösungsmittel unter diesen Verhältnissen nicht sehr hitzebeständig sind. Die dabei eintretende Zersetzung des Lösungsmittels bedingt einen größeren Kostenfaktor in dem Verfahrensgang.
  • Ein weiteres größeres Problem ist der Temperaturunterschied zwischen dem Absorptionsturm und dem Abstreiftunm. Wenn auch durch einen Wärmeaustausch der verschiedenen an dem Verfahren teilnehmenden Stoffströme die Wärmeverluste sehr stark eingeschränkt werden können, ist es doch oft notwendig, den Strom reinen regenerierten Lösungsmittels zur Wiedereinführung in den Absorptionsturm von außen her zu kühlen, und ebenso muß man eine Heizvorrichtung verwenden, um den vom Boden des Absorptionsturms zum Abstreifturm fließenden Strom des beladenen Lösungsmittels zu erhitzen. Ein noch weiterer größerer Kostenfaktor ist der Bedarf an Wasserdampf für den Abstreifturm, der bei vielen Lösungsmitteln sehr hoch ist.
  • Ziel der vorliegenden Erfindung ist die Überwindung dieser Nachteile, die mit der Verwendung der bisher bekannten Absorptionsmittel verbunden sind.
  • Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Entfernung saurer Gase aus einem Gasgemisch mittels der Lösung eines Amins oder Aminoalkohols, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß das zu reinigende Gasgemisch mit einem flüssigen Lösungsmittelgemisch behandelt wird, welches aus a) einem oder mehreren Aminen mit einer Dissoziationskonstante pKb von 3 bis 14 bei 250 C und b) einem oder mehreren Amiden aliphatischer Säuren und/oder Cyclotetramethylensulfon und dessen Derivaten und/oder Perhalogenkohlenwasserstoffen besteht, worauf das von den sauren Bestandteilen befreite Gas in an sich bekannter Weise von dem flüssigen Lösungsmittelgemisch abgetrennt und letzteres regeneriert wird.
  • In einigen Fällen ist es vorteilhaft, wenn das Lösungsmittelgemisch außerdem 1 bis 15 Gewichtsprozent Wasser enthält. Vorzugsweise enthält das Lösungsmittelgemisch 7,5 bis 70 Gewichtsprozent, insbesondere 15 bis 35 Gewichtsprozent der Komponenten a).
  • Beispiele der für das erfindungsgemäße Verfahren geeigneten Amine mit einem pKb-Wert von 3 bis 14 sind Alkanolamine, insbesondere diejenigen mit 1 bis 4 und vorzugsweise mit 2 bis 3 Kohlenstoffatomen im Alkanolrest. Besonders Dialkanolamine können mit Vorteil verwendet werden. Typische Vertreter dieser Gruppe sind unter anderem Monoäthanolamin, Diäthanolamin, Diisopropanolamin sowie Gemische derselben. Andere brauchbare Amine sind Alkylamine, Phenylalkylamine, Alkoxyalkylamine und Alkoxyarylamine. Typische Vertreter dieser Untergruppen sind Dimethylamin, Methyläthylamin, Phenyläthylamin, 2,4-Phenylendiamin und Methoxyäthyldiamin.
  • Die Derivate des Cyclotetramethylensulfons soll vorzugsweise in dem Tetramethylensulfon-Ring nicht mehr als vier, besser noch nicht mehr als zwei Alkylsubstituenten enthalten.
  • Cyclotetramethylensulfon ist die bevorzugte Art dieser Klasse von -Verbindungen.
  • Die besonders geeigneten Amide sind die N-Dialkylamide aliphatischer Säuren, insbesondere das Dimethylformamid. Vorzugsweise haben die direkt an das Stickstoffatom gebundenen Alkylgruppen je 1 bis 4 Kohlenstoffatome; auch hier kann eine Säure mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen im Molekül gut verwendet werden.
  • Abgesehen von Dimethylformamid gehören zu dieser bevorzugten Untergruppe das Methyläthylformamid, Diäthylformamid, Propylmethylformamid, Dibutylformamid, Dimethylacetamid, Methyläthylacetamid sowie Formamid und Acetamid.
  • Zu den Perhalogenkohlenwasserstoffen gehören die Perfinoralkane, z B. Perfluoräthan und Perfluorbutan, sowie die Perchloralkane, z. B. Perchlorpropan.
  • Zu den Gasgemischen, welche mit Vorteil nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt werden können, gehören Erdgas, Raffineriegas und Rauch-bzw. Abgase. Ganz besonders geeignet ist das Ver- fahren für die Behandlung von Gasen bzw. Gasgemischen mit einem sehr hohen Anteil an sauren Gasen, wie z.B. Schwefelwasserstoff und Kohlendioxyd. Das Verfahren kann der Behandlung solcher Ausgangsprodukte angepaßt werden, die noch Kohlenwasserstoffe mit höherem Molekulargewicht enthalten, welche als Bestandteile eines Benzins geeignet sind, in welchem Fall ein derartiges Produkt in saure Gase, in trockene gereinigte Gase sowie in Kohlenwasserstoffe des Benzintyps aufgetrennt werden kann.
  • F i g. 1 zeigt schematisch eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens; F i g. II zeigt eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem ein Lösungsmittelgemisch verwendet wird, das 1 bis 15 0/o Wasser enthält; F i g. III zeigt eine Vorrichtung für eine bevorzugte Durchführungsform unter maximaler Ausnutzung der Absorptionsströme sowie mit Trennung der aromatischen von den nichtaromatischen Kohlenwasserstoffen höheren Molekulargewichts als im normalen Gasbereich; F i g. IV zeigt das relative Lösungsvermögen eines erfindungsgemäß verwendeten flüssigen Lösungsmittelgemisches für H2S im Vergleich zu den bisher verwendeten Absorptionsmitteln; F i g. V ist ein ähnliches Schaubild; es zeigt die relative Löslichkeit von Kohlendioxyd in einem erfindungsgemäß verwendeten Lösungsmittelgemisch sowie in den bisher verwendeten Absorptionsmittel.
  • In der F i g. IV ist das je Volumeneinheit des Lösungsmittels absorbierte H2S-Volumen (vertikale Achse) eingetragen als eine Funktion des H2S-Partialdrucks in kg/cm2 (horizontale Achse), während in der F i g. V die gleichen Koordinaten die Absorption von CO2 anzeigen. Diese Beziehung ist in beiden Schaubildern angegeben für 1000/oiges Dimethylformamid (Linie A), für 200/oiges wässeriges Diäthanolamin (Linie B) sowie für ein Lösungsgemisch aus 20°/o Diäthanolamin und 80°/o Dimethylformamid (Linie C), während in der F i g. V die Linie D diese Beziehung für ein Lösungsmittelgemisch darstellt, das aus iOolo Diäthanolamin und aus 90 01o Dimethylformamid besteht.
  • Der Hauptvorteil, der durch das erfindungsgemäße Verfahren erreicht wird, besteht in dem hohen Ausmaß der Entfernung von sauren Gaskomponenten aus den Gasgemischen, die zunehmend ärmer an sauren Gasen werden, bei sehr geringen im Umlauf befindlichen Mengen des Lösungsmittels. Wenn beispielsweise ein Gasgemisch in den unteren Teil einer Absorptionskolonne im Gegenstrom zu einem herabfließenden Strom des flüssigen Absorptionsmittels eintritt, dann erhält man den besten Wirkungsgrad bei Verwendung des Absorptionsmittels in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, denn man erhält einen hohen Grad der Absorption unter dem verhältnismäßig hohen anfänglichen Partialdruck der sauren Gase. Dieses hohe Maß der Absorption bleibt gleichmäßig auch bei der allmählichen Abnahme des Partialdruckes des sauren Gases, wenn das Gasgemisch in der Kolonne aufwärts steigt.
  • Der Vorteil der Verwendung eines erfindungsgemäßen Lösungsmittelgemisches im Vergleich zu der Verwendung eines Amids als des alleinigen Lösungsmittels für die Extraktion oder wässeriger Lösungen eines Alkanolamins ergibt sich weiterhin aus den nachfolgenden vergleichenden Daten (s. die Tabellen sowie die F i g. IV und V). Man ersieht daraus, daß bei hohen Partialdrücken von Schwefelwasserstoff die Löslichkeit von H2S äußerst hoch ist in Dimethylformamid als alleiniges Lösungsmittel und daß diese Löslichkeit im wesentlichen die gleiche ist in einem Lösungsgemisch aus 20°/o Diäthanolamin und 80 ovo Dimethylformamid, während im Vergleich dazu die Absorption von H2S in einer 200/oigen wässerigen Diäthanolamin-Lösung äußerst niedrig ist. Jedoch ist nun bei dem niedrigsten untersuchten Partialdruck von H2S (0,007 kg/cm2 absolut) die Löslichkeit von H2S in reinem Dimethylformamid äußerst gering.
  • Daraus ergibt sich, daß bei der Abtrennung eines sauren Gases im Abstreifturm durch Berührung mit einem Absorptionslösungsmittel im Gegenstrom das abströmende Gas wahrscheinlich noch merkliche Mengen an restlichem Schwefelwasserstoff enthalten wird. Die Daten zeigen ferner, daß die Verwendung eines wasserhaltigen Diäthanolamins bei diesen niedrigen Partialdrücken von H2S eine hohe Löslichkeit des letzteren ergeben würde, jedoch sind diese wässerigen Lösungen, wie bereits oben angegeben wurde, bei den höheren Drücken, wie sie anfänglich beim Abstreifen eines sehr sauren Gasstroms anzutreffen sind, völlig ungeeignet. Infolgedessen wird durch die durchschnittliche Löslichkeit von H2S in dem erfindungsgemäß verwendeten Gemisch aus Diäthanolamin und Dimethylformamid das Problem gelöst, nämlich hohe anfängliche Löslichkeit bei hohen Partialdrücken von H2S und zufriedenstellende Löslichkeiten desselben bei niedrigen Partialdrücken.
  • Tabelle I
    Löslichkeit von H2S (Normzustand) in ml/ml
    Partialdruck des Lösungsmittels
    von H2S im Diäthanolamin Diäthanolamin
    Einsatz in
    kg/cm2 formamid Dimethyl- (20 O/o) (200/o)
    absolut formamid 0 Dimethyl- Wasser (800/,)
    formamid (800/0)
    21,1 3860 3900 84
    7,0 238 250 58
    0,7 25,5 50,6 42
    0,07 2,2 11,2 20
    0,007 0,2 2,8 7,6
    Mengenangaben, die den Vorteil gemischter Lösungsmittel unter Einschluß von Cyclotetramethylensulfon als »physikalische Lösungsmittel« erkennen lassen, sind in der nachstehenden Tabelle II angeführt.
  • Tabellell Die Löslichkeit des H2S (Normzustand) in ml/mi des Lösungsmittels bei 400
    Diäthanolamin
    Partialdruck Diäthanolamin +wässeriges Diäthanolamin Cyclotetra-
    von H2S in kg/cm2 Cyclotetra- + Was
    methylensulfon
    absolut methylensulfon
    (a) (b) (c)
    7,1 150 150 45 88
    0,7 50 56 36 8
    0,07 10 13 17 0,7
    0,007 2 2,9 5,5 0,07
    0,0007 0,4 0,7 1,7 0,007
    (a) 30 Gewichtsprozent Diäthanolamin, 70 Gewichtsprozent Cyclotetramethylensulfon, (b) 30 Gewichtsprozent Diäthanolamin, 6 Gewichtsprozent Wasser, 64Gewichtsprozent Cyclotetramethylensulfon, (c) 22 Gewichtsprozent Diäthanolamin, 78 Gewichtsprozent Wasser.
  • Bei einer Schätzung der Kosten jedes der oben angegebenen Systeme zeigt an sich, daß die Anlagekosten bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mit dem Lösungsmittelgemisch sich auf nur etwa die Hälfte der Kosten für die anderen beiden Systeme belaufen.
  • Die Vorteile der Ausführungsform des Verfahrens, bei dem ein Lösungsmittelgemisch mit geringem Wassergehalt verwendet wird, treten besonders im Abstreifabschnitt zutage. Man hat festgestellt, daß beim Abstreifen eines beladenen Lösungsmittels zur Entfernung von H2S bei dem oben beschriebenen wässerigen Lösungsmittelgemisch der Bedarf an Wasserdampf je Volumeinheit des Lösungsmittelgemisches sehr viel niedriger ist als bei den anderen Lösungsmittelsystemen. So z. B. ist der Bedarf an Wasserdampf für das Abstreifen bei einem typischen Amin-Lösungsmittel, wie wasserhaltigem Diäthanolamin, dreimal höher als bei dem erfindungsgemäß verwendeten Lösungsmittelgemisch. Ferner sind in den meisten Verwendungsfällen die volumetrischen Erfordernisse für die Absorption von H2S viel nied- riger im Fall eines wasserhaltigen Lösungsmittelgemisches, als bei Verwendung der üblichen wasserhaltigen Alkanolamine. Daher beläuft sich die Betriebswärmebelastung, eine Position, die mehr als die Hälfte der Betriebskosten in Anspruch nimmt, auf etwa ein Viertel oder noch weniger derjenigen der Verfahren, bei welchen wasserhaltige Alkanolamine verwendet werden.
  • Falls die sauren Gase Kohlenwasserstoffe mit höheren Molekulargewichten enthalten, die als Benzinbestandteile verwendbar sind, wie es bei Erdgas oft der Fall ist, kann man die sauren Gase durch ein öl hindurchleiten, das aus Kohlenwasserstoffen des Gasöls (mit 12 bis 18 Kohlenstoffatomen im Molekül) besteht. Hierbei werden die Benzinkomponenten für die anschließende Gewinnung absorbiert, während die von diesen Komponenten befreiten sauren Gase in größerer Reinheit erhalten werden.
  • In der nachstehenden Tabelle III sind zwei Analysen von Gasgemischen angegeben, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt werden können.
  • Tabelle III
    1 2
    Komponente
    Volum- Volum-
    prozent prozent
    Schwefelwasserstoff .................. 31,48 7,5
    Kohlendioxyd.......................... 7,10 1,3
    Stickstoff............................ 4,52 23,0
    Methan................................ 50,35 43,0
    Äthan................................. 2,16 3,3
    Propan................................ 0,74 0,8
    Isobutan.............................. 0,23 0,3
    n-Butan............................... 0,41 0,2
    Isopentan............................. 0,31 -
    n-Pentan.............................. 0,39 -
    Hezane................................ 0,53 -
    Heptane und höhere Homologen 1,78 -
    Wasserstoff........................... - 20,1
    Pentane und höhereHomologen - 0,5
    Das erfindungsgemäße Verfahren kann also zur Reinigung stark saurer Gase verwendet werden, ähnlich der in Spalte 1 angegebenen; es kann aber auch zur Behandlung von Gasen verwendet werden, bei denen der Anteil an saurem Gas verhältnismäßig niedrig ist, wie z. B. Raffineriegas der in Spalte 2 angegebenen Zusammensetzung.
  • Der grundlegende Verfahrensgang der Erfindung umfaßt die innige Berührung zwischen dem Gasgemisch und dem flüssigen Lösungsmittelgemisch bei Drücken in der Größenordnung von 7 bis 70 kg/cm2.
  • Gegenstrom in der Absorptionskolonne wird bevorzugt (obwohl diese Einzelheit je nach der besonderen Konstruktion der Anlage auch geändert werden kann). Sehr bevorzugt wird der Betrieb der Absorp tionskolonne unter Rektifizierverhältnissen bei Temperaturen im Bereich von etwa 25 bis etwa 1350 C (vorzugsweise 30 bis 800 C), wobei die Temperatur am Boden des Absorptionsturms etwa 10 bis 850 C höher ist als im oberen Teil des Absorptionsturmes.
  • Normalerweise erfolgt diese innige Berührung in einem senkrecht stehenden Turm, wobei das gereinigte trockene Gas den Turm ganz oben oder nahe dabei verläßt, während das beladene Lösungsmittelgemisch, welches die extrahierten sauren Gase enthält, am Boden des Turms oder dicht dabei abgezogen wird. Wärme kann, falls es notwendig ist, zugeführt werden, und zwar mittels einer Dampfschlange oder eines Aufkochers nahe dem Boden des Turms.
  • Der letztere wird vorzugsweise mit Fraktionierplatten, Prallblechen oder sonstigen Mitteln zur Berührung ausgestattet.
  • Das beladene Lösungsmittelgemisch enthält die sauren Gase, wie z. B. Schwefelwasserstoff und Kohlendioxyd, zusammen mit eventuellen Verunreinigungen in der Form von Kohlenwasserstoffen, die ursprünglich in dem Gasgemisch enthalten waren. Unter den bevorzugten Verhältnissen einer rektifizierenden Absorption wird der Anteil der den Schwefelwasserstoff verunreinigenden Kohlenwasserstoffe auf einem Mindestmaß gehalten. Das maximale Verhältnis von Kohlenwasserstoff zu Schwefelwasserstoff oder einem sonstigen sauren Gas beläuft sich auf etwa 2 bis 100 Gewichtsteile. Bei Fehlen einer Rektifikation kann der Anteil der Kohlenwasserstoffverunreinigungen in der Lösung des beladenen Absorptionsmittels sehr viel größer sein und in einigen Fällen sogar die Menge des vorhandenen Schwefelwasserstoffs überschreiten. Das ist ein besonderer Nachteil dann, wenn der Schwefelwasserstoff anschließend zur Herstellung elementaren Schwefels oder für andere bekannte Zwecke verwendet werden soll.
  • Das beladene Absorptionsmittel wird von dem Bodenteil des Absorptionsturms unter hohem Druck vorzugsweise in eine Zone plötzlicher Verdampfung geführt, wo der Druck auf 1,5 bis 8 kg/cm2 absolut herabgesetzt wird, um einen größeren Anteil des sauren Gases und praktisch die gesamte mitabsorbierten Kohlenwasserstoffe zu entfernen. In dem gleichen oder in einem nachfolgenden Turm, der als Gasabstreifturm bezeichnet wird, setzt man den Druck der verbleibenden Lösung etwas herab und erhitzt dieselbe auf eine Temperatur, die ausreicht, um die verbleibenden sauren Gase und das Wasser zu verflüchtigen bzw. zu verdampfen. Beide Bestandteile verlassen den Gas abstreifer an verschiedenen Stellen am obersten Teil des Turms. Auch das beladene Lösungsmittel kann direkt von der Absorptionskolonne zu dem Gasabstreifturm geleitet werden.
  • Einer der Hauptvorzüge der Verwendung des wasserhaltigen Lösungsmittelgemisches bei einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens macht sich während des Abstreifens bemerkbar. Man hat festgestellt, daß die Gegenwart einer geringen Menge Wasser (1 bis 15 0/o) die Anwendung erheblich niedrigerer Temperaturen beim Abstreifen ermöglicht, als sie bei Verwendung eines wasserfreien Lösungsmittels erforderlich sind. Man kann nämlich dann beim Abstreifen Temperaturen von etwa 112 bis 1900 C bei Drücken von etwa 1 bis 3 kg/cm2 absolut verwenden, während für das vollständige Ab streifen der entsprechenden wasserfreien Lösungsmittel Temperaturen erforderlich sind, welche um 1000 C höher liegen können. Man sieht ohne weiteres, daß die Anwendung dieser niedrigeren Temperaturen mehrere deutliche Vorteile mit sich bringt. In erster Linie wird die thermische Zersetzung der organischen Fraktionen des Lösungsmittelgemisches stark herabgesetzt. Zweitens wird auch der Temperaturunterschied zwischen der Absorptionskolonne und dem Abstreifer auf einem Mindestmaß gehalten, so daß ein Erhitzen bzw. ein Kühlen weit weniger notwendig werden als bei einem System mit wasserfreiem Lösungsmittel.
  • Der Anteil von Wasser wird in dem begrenzten Bereich von 1 bis 15 0/o gehalten, denn bei größeren Anteilen ist das zu reinigende Gas, aus welchem die sauren Gase extrahiert werden, nicht genügend entwässert, um den Vorschriften zu entsprechen, die normalerweise für ein Gas gelten, das durch eine Rohrleitung den Verbrauchern zugeführt werden muß. Ein Weg zur Verminderung des Wassergehalts des gereinigten Gases wird weiter unten noch besprochen werden.
  • Falls die sauren Gase noch Kohlenwasserstoffe des Benzintyps, nachstehend als »schwere Kohlenwasserstoffe« bezeichnet, enthalten, können diese abgetrennt werden, indem man diese Gase mit einem Öl wäscht, das aus den Kohlenwasserstoffen des Gasöls besteht, welche normalerweise 12 bis 18 Kohlenstoffatome im Molekül haben. Auf diese Weise werden die Benzinkohlenwasserstoffe aus den sauren Gasen extrahiert. Die Gase können dann gelagert oder weiter verwendet werden, beispielsweise zur Erzeugung von Schwefel, unter anderem in einer Claus-Anlage.
  • Die Entfernung der schweren Kohlenwasserstoffe aus den sauren Gasen mit einem öl kann in einem oberen Abschnitt des Entspannungsverdampfers oder des Abstreifturmes oder auch in besonderen Waschtürmen erfolgen, wobei sich an die letzeren entweder der Entspannungsverdampfer oder der Abstreifer anschließt, vorzugsweise bei einer Temperatur von 27 bis 850 C.
  • Zur Regenerierung wird das die extrahierten Benzinkohlenwasserstoffe enthaltende öl erwärmt, beispielsweise durch indirekten Wärmeaustausch mit frischem öl, und wieder in den ölwaschturm eingeführt. In dem Ölabstreifturm kann das beladene Ö noch weiter erhitzt werden, beispielsweise mittels einer Dampfschlange am Boden des Abstreifturmes, auf eine Temperatur in der Größenordnung von 150 bis 2050 C zwecks Verdampfen der Benzinkohlenwasserstoffe. Der Druck ist dabei so, daß bei die ser Bodentemperatur im Turm die Benzinkohlenwasserstoffe sich leicht verflüchtigen; Drücke von etwa 2 kg/cm2 absolut oder darunter werden bevorzugt. Die verflüchtigten Benzinkohlenwasserstoffe können als solche verwendet werden, oder man kann dieselben, falls es notwendig sein sollte, in einem Turmreiniger noch weiter reinigen, in welchem sie durch Rektifizieren von allen sauren Restgasen befreit werden.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren soll nun in den folgenden drei Beispielen ausführlicher erläutert werden.
  • Das Beispiel 1 mit der entsprechenden F i g. I bezieht sich auf eine einfache, aber zweckmäßige Ausführungsform des Verfahrens; es wird hier ein trokkenes Lösungsmittelgemisch aus Diäthanolamin und Dimethylformamid verwendet.
  • Das Beispiel 2 mit dem entsprechenden Fließschema nach F i g. II bezieht sich auf eine Ausführungsform des Verfahrens unter Verwendung eines wasserhaltigen Lösungsmittelgemisches, das ebenfalls aus Diäthanolamin und Dimethylformamid besteht.
  • Das Beispiel 3 mit der entsprechenden F i g. III zeigt ein ausführlicheres Fließbild einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens; das hierbei verwendete Lösungsmittel besteht aus Diäthanolamin, Cyclotetramethylensulfon und Wasser.
  • Beispiel 1 (s. Fig. 1) Ein Raffineriegas, welches 8 0/o H2S, 20/0 CO2, Rest leichte Kohlenwasserstoffe und inerte Gase enthält, wurde nach dem erfindungsgemäßen Verfah ren behandelt. Das aus einer Quelle 1 kommende Gas wird in den unteren Abschnitt eines Rektifikationsabsorbers 2, der mit einem hier nicht dargestellten Aufkocher und ebenfalls nicht dargestellten Fraktionierböden ausgestattet ist, eingeblasen, und zwar unter einem Druck von etwa 17,5 kg/cm2 absolut und bei einer Temperatur von etwa 320 C. Der Boden des Absorptionsturms wird mittels eines hier nicht dargestellten Aufkochers auf einer Temperatur von etwa 650 C gehalten, während der oberste Abschnitt des Absorbers eine Temperatur von etwa 380 C hat. Das frische Lösungsmittelgemisch aus 20 Gewichtsprozent Diäthanolamin und 80 Gewichtsprozent Dimethylformamid tritt in den Absorbtionsturm 2 durch die Leitung 3 bei einer Temperatur von etwa 320 C ein. Schwefelwasserstoff, alles Wasser und eine geringe Menge Kohlenwasserstoffe werden aus dem Gas durch die Absorptionslösung absorbiert.
  • Die trockenen gereinigten gasförmigen Kohlenwasserstoffe verlassen den Absorptionsabschnitt des Absorptionsturmes über die Leitung 11.
  • Das die absorbierten sauren Gase enthaltende beladende Absorptionsmittel verläßt den Boden der Absorptionskolonne 2 durch die Leitung 12 und strömt unter erheblich vermindertem Druck zu der Abstreifkolonnel3, welche mittels des Aufkochers 14 erhitzt wird. Falls notwendig, können die durch Erwärmen abgetriebenen sauren Gase durch einen Ölwäscher 15 geleitet werden, welchem frisches Öl aus einer Quelle 6 durch eine Leitung 5 zugeführt wird. Dieses öl extrahiert aus dem sauren Gas alle verunreinigenden Kohlenwasserstoffe des Benzintyps.
  • Das so behandelte saure Gas strömt dann durch eine Leitung 16 zu einem Behälter. Das beladene öl verläßt den ()wäscher iiber die Leitung 17 und kann nun regeneriert werden.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren erregt besonderes Interesse wegen der geringeren Menge an flüssigem Absorptionsmittel, das für die Absorption einer gegebenen Menge saurer Gase erforderlich ist im Vergleich zu der Absorption einer gleichen Menge saurer Gase mittels einer wasserhaltigen Alkanolaminlösung. Einer der weiteren wichtigen Vorteile der Verwendung der erfindungsgemäßen Lösungsmittelgemische im Vergleich zu den wasserhaltigen Amin-Absorptionsmitteln ist die geringe Wärmekapazität des Lösungsmittelgemisches aus Amid und Alkanolamin gegenüber dem wasserhaltigen Amin.
  • Beispielsweise ist die Wärmekapazität eines Gemisches aus 200/0 Diäthanolamin und 800/0 Dimethylformamid nur etwa die Hälfte derjenigen einer wasserhaltigen Diäthanolamin-Lösung. Überdies ist die Desorptionswärme von H2S in dem Lösungsmittelgemisch etwas niedriger, und daß Abstreifen von H2S ist bei den Temperaturen, wie sie bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mit dem Lösungsmittelgemisch verwendet werden, leichter. Infolgedessen ist für einen gegebenen Lösungsmittelfluß die Betriebswärmebelastung niedriger, und der Kühlwasserbedarf ist sehr viel niedriger.
  • Der aus einem Gasgemisch nach dem erfindungsgemäßen Verfahren extrahierte Schwefelwasserstoff kann zur Herstellung elementaren Schwefels verwendet werden. Das erfolgt nach dem Claus-Verfahren.
  • Eine interessante Alternative ist das Einblasen von Schwefeldioxyd in den Absorptionsturm. Bei diesem modifizierten Verfahren gelangt das saure Gas in den Absorptionsturm und kommt mit dem Lösungsmittelgemisch in Berührung. Gleichzeitig wird Schwefeldioxyd in den Absorptionsturm eingeblasen. Dieses Schwefeldioxyd reagiert mit dem aus dem sauren Einsatzgas durch das Lösungsmittelgemisch absorbierten Schwefelwasserstoff und bildet dabei elementaren Schwefel in Form eines schweren, sich rasch absetzenden Niederschlages. Das steht im Gegensatz zu dem sehr feinverteilten, milchigen Schwefelniederschlag, den man in wasserhaltigen Alkanolaminlösungen erhält. Die nicht absorbierten, von H2S befreiten Gase verlassen den Absorptionsturm und können dann vorzugsweise mit einer frischen Lösung eines Amids und Alkanolamins gewaschen werden, um überschüssiges Schwefeldioxyd, das in dem nicht absorbierten Gasstrom verblieben sein könnte, zu entfernen. Das gewaschene, trockene und gereinigte Gas kann dann vorzugsweise durch einen Ölwäscher geleitet werden, um alle irgendwie noch vorhandenen Benzin-Kohlenwasserstoffe zu entfernen.
  • Die Absorptionsflüssigkeit, welche suspendierten elementaren Schwefel enthält, wird zu einem Schwefelabscheider geleitet, in welchem sich der Schwefel am Boden absetzt und wobei das Lösungsmittelgemisch, welches noch Reaktionswasser enthält, genügend erhitzt wird, um das Wasser zu verdampfen, worauf das regenerierte Lösungsmittelgemisch wieder in die Absorptionskolonne zwecks Behandlung weiterer Mengen sauren Gases eingeführt wird. Das verflüchtigte Wasser wird aus dem Abscheider entfernt. Das bei dieser Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens der Absorptionskolonne zugesetzte Schwefeldioxyd kann von außen her kommen; man kann es aber auch erhalten, indem man einen Teil des Schwefels mit Sauerstoff oxydiert, wobei SO2 gebildet wird.
  • Beispiel 2 (s. Fig. II) Ein Erdgas, welches etwa 14 0/o H2S enthält und im übrigen aus leichten Kohlenwasserstoffen und inerten Gasen besteht, wurde nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt. Das aus 101 kommende Gas wird unter einem Druck von etwa 70 kg/cm2 und bei einer Temperatur von etwa 350 C in den unteren Abschnitt des Rektifikationsabsorptionsturmes 102, der mit einem hier nicht dargestellten Aufkocher und ebenfalls nicht dargestellten Fraktionierböden ausgestattet ist, eingeblasen. Der Boden des Absorptionsturms wird durch einen hier nicht dargestellten Aufkocher auf einer Temperatur von etwa 750 C gehalten, während der oberste Abschnitt des Absorptionsturms eine Temperatur von etwa 35 bis 380 C hat. Das frische Lösungsmittelgemisch, welches 6 Gewichtsprozent Wasser, 30 Gewichtsprozent Diäthanolamin und 64 Gewichtsprozent Cyclotetramethylensulfon enthält, tritt in den Absorptionsturm 102 durch eine Leitung 103 bei einer Temperatur von etwa 350 C ein. Der Schwefelwasserstoff und eine geringe Menge Kohlenwasserstoffe (wesentlich kleinere Anteile an Kohlenwasserstoffen, als bei einem wasserfreien Lösungsmittel) werden von dem Lösungsmittelgemisch aus dem Gas absorbiert. Die reinen gasförmigen Kohlenwasserstoffe verlassen den Absorptionsabschnitt des Absorptionsturmes durch die Leitung 104.
  • Das beladene Lösungsmittelgemisch, welches die absorbierten sauren Gase enthält, verläßt den Boden des Absorptionsturmes 102 durch die Leitung 105 und strömt unter erheblich vermindertem Druck durch den Wärmenustauscher 107 hindurch zu dem Abstreifer 108, welcher mittels eines Aufkochers 109 erhitzt wird. Das beladene Lösungsmittelgemisch tritt in den Abstreifer für das saure Gas vorzugsweise unter einem Druck von etwa 1,7 kg/cm2 absolut ein.
  • Der Boden des Abstreifers hat eine Temperatur von etwa 1500 C. Unter diesen Verhältnissen werden die sauren Gase abgetrennt und strömen von dem Abstreifer durch die Leitung 109A ab, vorzugsweise nachdem sie einen Ölwäscher 110 am oberen Ende des Abstreifers passiert haben. Das beladene öl, welches die absorbierten schweren KohIenwasserstoffe enthält, strömt vorzugsweise durch eine Leitung 111 zu einer Entspannungsdestillationszone 112 eines Kohlenwasserstoff-Abstreifers, um die absorbierten Kohlenwasserstoffe abzutrennen, welche von dem oberen Ende der Kolonne durch die Leitung 113 zu einem Behälter strömen. Das frische öl kehrt zu dem Ölwäscher 110 des Abstreifers für die sauren Gase durch die Leitung 114 zurück.
  • Das regenerierte Lösungsmittelgemisch verläßt den Boden des letztgenanten Abstreifers durch die Leitung 115 und strömt zu dem Oberteil des Absorptionsturmes für die sauren Gase durch die Leitungen 115 und 103 hindurch, vorzugsweise über die Wärmeaustauscher 106 und 107.
  • Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung gelangt ein Zweigstrom des regenerierten Lösungsmittelgemisches durch die Leitung 117 zu einer Kolonne 116 für trockenes Lösungsmittel. In diesem trockenen Lösungsmittel werden Verunreinigungen, die sich natürlich während der vorhergehenden Behandlungsverfahren bilden, entfernt, während gleichzeitig im Verlauf dieser Reinigung Wasser aus dem Lösungsmittelgemisch durch die Leitung 119 hindurch entfernt werden kann, um ein im wesentlichen trockenes Gemisch aus Dialkanolamin und Cyclotetramethylensulfon zu erzeugen. Dieses trokkene Lösungsmittelgemisch wird dann vom Boden der Kolonne 116 für das trockene Lösungsmittel über die Leitung 118 in den oberen Teil des Absorptionsturmes 102 für saure Gase geleitet. In dem obersten Abschnitt dieses Turmes wird dann das trockene Lösungsmittel zur Entfernung alles verbleibenden Wassers aus dem reinen Gas, wenn sich dasselbe dem obersten Teil des Absorptionsturmes annähert, verwendet. Damit wird der Wassergehalt des abströmenden reinen Gases in die zulässigen Grenzen zurückgeführt, etwa in der Größenordnung von 0,1 kg je 1000 cbm reinen Gases. Das trockene Lösungsmittelgemisch rieselt dabei durch die Kolonne herab, wobei es sich mit dem wasserhaltigen Lösungsmittelgemisch vermischt und seine ursprüngliche Aufgabe der Absorption von Schwefelwasserstoff erfüllt.
  • Der zu diesem Zweck verwendete Zweigstrom bzw. Zapfstrom beläuft sich auf etwa 1 bis 40/0, auf die Gesamtmenge des nassen Lösungsmittelgemisches im System bezogen. Dieser Anteil wird möglichst niedrig gehalten, damit an den gewünschten Stellen, insbesondere in dem Absorptionsturm und dem Abstreifer für die sauren Gase die erforderliche genaue Menge an Wasser aufrechterhalten wird.
  • Das wasserhaltige Lösungsmittelgemisch wird vorzugsweise in Mengen von 0,4 bis 0,8 Mol je Mol zu reinigendes Gas verwendet. Die Abgase des Absorptionsturmes enthalten dann nur noch Spuren von Schwefelwasserstoff, normalerweise etwa 1 bis 5 Teile pro Million.
  • Beispiel 3 Die Fig. m zeigt eingehender eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens, wobei ein wasserhaltiges Lösungsmittelgemisch verwendet wird, das auch Cyclotetramethylensulfon enthält. Die säurehaltigen gasförmigen Kohlenwasserstoffe strömen aus einer Quelle 201 in den unteren Teil der Hochdruckabsorptionskolonne 202 und steigen aufwärts im Gegenstrom zu dem herabrieselnden wasserhaltigen Lösungsmittelgemisch, welches durch die Umlaufleitung 203 in den oberen Teil der Kolonne 202 eintritt. Das beladene Lösungsmittelgemisch verläßt den Boden der Hochdruckabsorp- -tionskolonne durch die Leitung 205 und strömt dann zu dem Partialentspannungsturm 219, in welchem der Druck scharf herabgesetzt und die Temperatur so eingestellt wird, daß ein rasches Entspannungsverdampfen eines größeren Teiles der sauren Gase erfolgt, zusammen mit nichtaromatischen Kohlenwasserstoffen, und zwar leichte und/oder schwere, gesättigte und/oder ungesättigte. Das Gemisch der sauren Gase und der Kohlenwasserstoffe gelangt dann in den ölwäscher 221, in welchem das durch die Leitung 250 eintretende frische öl die Kohlenwasserstoffe herauswäscht, während die von den Kohlenwasserstoffen befreiten sauren Gase den ölwäscher oben durch die Leitung 222 verlassen. Das durch die Leitung 251 aus dem Ölwäscher abfließende beladene öl wird in üblicher Weise regeneriert.
  • Wenigstens ein Teil des im Partialentspannungsturm teilweise verdampften Lösungsmittels mit einem erheblich verminderten Gehalt an sauren Gasen wird wieder in Umlauf gebracht, und zwar mittels der Leitung 223 aus dem Boden des Partialentspannungsturmes 219 und durch die Pumpe 224 zu dem mittleren Abschnitt der Hochdruckabsorptionskolonne 202. Zweck dieses Umlaufs ist die Ausnutzung des noch vorhandenen Lösungsvermögens des teilweise verdampften Lösungsmittels zur Entfernung weiterer Mengen saurer Gase aus dem zu reinigendem Gas in der Absorptionskolonne. Der verbleibende Teil des teilweise verdampften beladenen Lösungsmittels gelangt durch die Leitungen 223 und 225 zu dem Abstreifer 208 für das beladene Lösungsmittel unterhalb des kühlen oberen Abschnitts 226, der beispielsweise mittels einer Rohrschlange 253, durch welche kaltes Wasser hindurchströmt, gekühlt wird.
  • Aus diesem Abschnitt 226 strömen die praktisch reinen sauren Gase durch die Leitungen 209A und 252 zur weiteren Verwendung ab, beispielsweise in eine Claus-Schwefelgewinnungsanlage.
  • Das abgetrennte Lösungsmittel verläßt den Abstreifer208 am Boden durch die Leitung 215. Ein Teil dieses Stroms gelangt wieder in den Umlauf durch die Leitung 203 zu dem oberen Teil der Hochdruckabsorptionskolonne 202, um dort weiterhin saure Gase zu absorbieren. Ein kleiner Teil (1 bis 40/0 des abgetrennten Lösungsmittels) tritt als ein Zweigstrom 217 in die Kolonne 216 für trockenes Lösungsmittel ein. Hier wird am oberen Ende der Kolonne das Wasser unter vermindertem Druck entfernt, zusammen mit irgendwelchen aromatischen Kohlenwasserstoffen, und gelangt dann nach Kondensation und Kühlen in dem Kühler 254 in den Abscheider 226. Die sich aus dem Wasser abscheidende Schicht aromatischer Kohlenwasserstoffe wird durch die Leitung 227 in einen Behälter abgezogen, während das die Bodenschicht bildende Wasser durch die Leitung 228 ausgetragen wird.
  • Wenn das den Ölwäscher 221 verlassende saure Gas noch irgendwelche restlichen, normalerweise gasförmigen Kohlenwasserstoffe enthält, kann es wenigstens teilweise wieder in den Verfahrensgang eingeführt werden, wobei es durch die Leitung 222, den Kompressor 229 und die Leitung 230 zu der Quelle 201 für das Einsatzgas gefördert wird.
  • Auf diese Weise wird die Gewinnung der leichten Kohlenwasserstoffe aus dem sauren Gas durch einen zweiten Durchgang durch die Absorptionskolonne verbessert.
  • Der Vorteil der Anordnung des Ölwäschers für gesättigte Kohlenwasserstoffe hinter dem Partialentspannungsverdampfer ist darin zu erblicken, daß die flüssigen Kohlenwasserstoffe dort besser entfernt werden als bei Anordnung des Ölwäschers hinter dem Abstreifer für das beladene Lösungsmittel, weil nämlich der Druck höher und der Gesamtstrom des sauren Gases kleiner ist.
  • Aus dem Abscheider 226 bekommt man fast reine und von sauren Gasen freie aromatische Kohlenwasserstoffe. Das wird bei dem vorliegenden Verfahren ermöglicht durch die sehr hohe Selektivität des Cyclotetramethylensulfon-Anteils des Lösungsmittelgemisches zwischen aromatischen und nichtaromatischen Kohlenwasserstoffen in dem Sinn, daß die Flüchtigkeit der Aromaten in höherem Maß herabgesetzt wird als diejenige der entsprechenden Nichtaromaten etwa der gleichen Siedepunkte.
  • Der teilweise Wiederumlauf der teilweise verdampften Lösungsmittel aus dem Partialentspannungsverdampfer 219 zu dem Mittelabschnitt der Hochdruckabsorptionskolonne 202 hat zunächst den Zweck, die relativen Mengen an Lösungsmitteln zu vermindern, welche den Hochtemperaturbereichen des Verfahrens ausgesetzt sind. Dadurch wird nicht nur die Wärmebelastung des Verfahrens herabgesetzt, sondern es werden auch die thermische Zersetzung der organischen Komponenten des Lösungsmittels und der Kühlwasserbedarf vermindert. Ferner wird dabei die noch vorhandene Reserve an Absorptionsfähigkeit der Komponente b) des Lösungsmittelgemisches für die sauren Gase ausgenutzt, und zwar in einem Bereich der Hochdruckabsorptionskolonne, wo hauptsächlich die Masse der sauren Gase entfernt, nicht aber der Gehalt an sauren Gasen auf einen sehr niedrigen Wert herabgesetzt werden soll.
  • Durch die wahlweisen Methoden ist es daher möglich, die normalerweise flüssigen Aromaten von den nichtaromatischen Kohlenwasserstoffen zu trennen, um getrennte Produkte zu erhalten. Das ist aber nicht möglich, wenn man ein wässeriges Alkanolamin als das Absorbens für saure Gase verwendet.
  • Das erfindungsgemäß verwendete Lösungsmittelgemisch ermöglicht auch die Verarbeitung von Gasgemischen, welche große Mengen normalerweise flüssiger Kohlenwasserstoffe enthalten, was bei einem gewöhnlichen wässerigen Alkanolamin als Absorptionsmittel nicht möglich ist. Würde man nämlich derartige Gasgemische so behandeln, dann scheiden sich nämlich infolge der sehr begrenzten Löslichkeit von Kohlenwasserstoffen in wässerigen Alkanolaminen alle flüssigen Kohlenwasserstoffe am Boden der Hochdruckabsorptionskolonne ab. Das System ist sehr elastisch, insofern, als man jeden gewünschten Grad der Abscheidung und/oder der Trennung dieser normalerweise flüssigen Kohlenwasserstoffe erreichen kann.

Claims (4)

  1. Patentansprüche: 1. Verfahren zur Entfernung saurer Gase aus einem Gasgemisch mittels der Lösung eines Amins oder Aminoalkohols, d a du r c h g e -kennzeichnet, daß das zu reinigende Gasgemisch mit einem flüssigen Lösungsmittelgemisch behandelt wird, welches a) einem oder mehreren Aminen mit einer Dissoziationskonstarte pK0 von 3 bis 14 bei 250 C und b) einem oder mehreren Amiden aliphatischer Säuren und/ oder Cyclotetramethylensulfon und dessen Derivaten und/oder Perhalogenkohlenwasserstoff besteht, worauf das von den sauren Bestandteilen befreite Gas in an sich bekannter Weise von dem flüssigen Lösungsmittelgemisch abgetrennt und letzteres regeneriert wird.
  2. 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung des zu reinigenden Gasgemisches bei einem Druck von 7 bis 70 kg/cm2 durchgeführt wird.
  3. 3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung des zu reinigenden Gasgemisches bei einer Temperatur zwi- schen 25 und 1350 C, vorzugsweise zwischen 30 und 800 C, durchgeführt wird.
  4. 4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung mit dem Lösungsmittelgemisch im Gegenstrom und unter den Verhältnissen einer rektifizierenden Absorption in einer mit Fraktionierböden, Prallblechen oder ähnlich wirkenden Einbauten bzw. Füllkörpern ausgerüsteten Absorberkolonne durch geführt wird. ~~~~~~~~ In Betracht gezogene Druckschriften: Deutsche Patentschriften Nr. 549 556, 620 932.
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