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Hydraulischer Verstärker, insbesondere hydraulisch kraftverstärkter
Stellantrieb Die Erfindung betrifft einen hydraulischen Verstärker, insbesondere
als Rudermaschine für Flugkörper, bestehend aus einem doppeltwirkenden Arbeitskolben
und einem diesen koaxial durchdringenden Steuerkolben, wobei durch Bewegen des Steuerkolbens
eine Volumenänderung der Arbeitsräume erzielt wird und dabei gleichzeitig die Arbeitsräume
jeweils wechselweise mit einer Druckquelle bzw. Drucksenke verbunden werden.
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Der als Steuerschieber ausgebildete Steuerkolben bei einem bekannten
derartigen Verstärker weist gerade Steuerkanten auf und ist axial beweglich im Arbeitskolben
angeordnet. Das Druckmittel fließt über am Umfang des Arbeitskolbens vorgesehene
Ausfräsungen zu, während der Abfluß durch den axial beweglichen Steuerschieber,
durch den vom Steuerschieber nicht eingenommenen Raum im Arbeitskolben, eine Öffnung
im Schaft des Arbeitskolbens und durch ein am den Arbeitskolben aufnehmenden Zylinder
angeformtes Gehäuse erfolgt.
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Für den Einsatz als Ruderantrieb für Flugkörper sind derartige Verstärker
jedoch nur wenig geeignet. Die Konstruktion des Verstärkers bedingt eine große Baulänge,
weil der Steuerschieber längsbeweglich im Arbeitskolbenschaft gelagert sein muß
und für den Abfluß des Druckmittels das in Längsrichtung sich erstreckende, einen
Teil des verhältnismäßig großen Arbeitskolbenschaftes aufnehmende Gehäuse notwendig
ist. Wegen der Längsbeweglichkeit des Steuerschiebers sind ferner Arbeitskolben
und Steuerschieber nicht rückwirkungsfrei, d. h., die zwischen ihnen auftretenden
Reibungskräfte suchen den Steuerschieber mitzunehmen, wenn er nicht von ausreichend
großen statischen Kräften gehalten wird. Insbesondere können bei der Anwendung in
Flugkörpern die auftretenden hohen Beschleunigungskräfte derartige Steuerschieber
bewegen, ohne daß ein Steuerbefehl vorliegt. Einer Lageänderung des Steuerschiebers
durch Axialbewegung entspricht nur eine,gleich große Axialbewegung des Arbeitskolbens,
so daß der Verstärker lediglich kraftverstärkend und nicht gleichzeitig wegverstärkend
wirksam ist. Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß durch die Unterteilung des
Arbeitskolbens an seinem Umfang infolge des dort vorgesehenen Druckmittelzuflusses
der Arbeitskolben ständig gegen zwei Seiten hin abzudichten ist, was bei den in
der Flughydraulik vorhandenen sehr hohen Drücken schwierig ist.
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen hydraulischen Verstärker, insbesondere
einen hydraulisch kraftverstärkten Ruderantrieb für Flugkörper zu schaffen, der
gegen große Beschleunigungen unempfindlich ist und bei großer Leistung und hoher
Betriebssicherheit sowie kleinem Gewicht und geringem Bauvolumen eine äußerst kurze
Ansprechzeit aufweist.
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Bei einem hydraulischen Verstärker der eingangs erwähnten Art ist
diese Aufgabe nach der Erfindung dadurch gelöst, daß paarweise Öffnungen der durch
den Arbeitskolben zu den Arbeitsräumen führenden Zuflußkanäle einer an sich bekannten
am Umfang des in an sich bekannter Weise drehbeweglichen Steuerkolbens angeordneten
schrägen Nut, die mit Zuflußbohrungen im Steuerkolben sowie über einen gehäusefesten
Zuflußkanal mit einer Druckquelle verbunden ist, und paarweise Öffnungen der von
den Arbeitsräumen durch den Arbeitskolben führenden Rücklaufkanäle einer analog
zur Nut am Umfang des Steuerkolbens angeordneten schrägen Nut, die mit Rücklaufbohrungen
im Steuerkolben sowie über einen gehäusefesten Rücklaufkanal mit einer Drucksenke
verbunden ist, derart zugeordnet sind, daß jeder Drehlage des Steuerkolbens eine
bestimmte Hubstellung des Arbeitskolbens entspricht, in welcher die Nuten jeweils
zwischen den Öffnungen liegen und keine dieser Öffnungen überdecken.
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Bei dieser Anordnung führt der Steuerkolben im Gegensatz zum Bekannten
nur Drehbewegungen aus, so daß sich sein Schwerpunkt bei seinen Steuerbewegungen
gegenüber seiner Lagerung nicht verändert. Somit können sich den Stellkräften des
Steuerkolbens keine Beschleunigungskräfte in Richtung der Längsachse des Steuerkolbens
überlagern. Die koaxiale Anordnung von Arbeitskolben und des nur Drehbewegungen
ausführenden Steuerkolbens erlaubt - weil für die Bewegung des Steuerkolbens kein
zusätzlicher Raum vorgesehen werden muß - Einsparungen sowohl an Raum als auch an
Gewicht und bietet vor allem vielfache Möglichkeiten, die Ausführungsform
jeweils
dem Verwendungszweck anzupassen. Dadurch werden die Einsatzmöglichkeiten derartiger
hydraulischer Verstärker in der Luft- und Raumfahrt vielseitiger.
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Zwar ist es bei hydraulischen Verstärkern bekannt, in einem doppeltwirkenden
Arbeitskolben, der koaxial von einer drehbaren Steuerhülse umfaßt wird, schräge
Nuten vorzusehen, die in Abhängigkeit von der Relativbewegung zwischen dem Arbeitskolben
und der rotierenden Steuerhülse mit öffnungen korrespondieren, so lange die Steuerhülse
rotiert, so daß die beiden Arbeitsräume untereinander und mit der Drucksenke verbunden
sind, während ein Arbeitsraum ohnehin ständig mit der Druckquelle in Verbindung
steht.
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Bei einer solchen Ausbildung muß der Arbeitskolben jedoch als Differentialkolben
ausgebildet sein, um gegenüber dem zweiten nur zeitweilig mit der Drucksenke verbundenen
Arbeitsraum eine größere Kolbenfläche aufzuweisen als gegenüber dem ersten Arbeitsraum.
Als Stehkraft kann daher jeweils nur die der Flächendifferenz des Differentialkolbens
proportionale Kraft ausgenutzt werden. Bei derartigen hydraulischen Verstärkern
können - da die hierfür erforderliche Druckdifferenz fehlt - relativ kurze Ansprechzeiten
nicht erzielt werden. Dies ist aber Voraussetzung für die Verwendung eines hydraulischen
Verstärkers als Rudermaschine für Flugkörper.
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Nach einer weiteren zweckmäßigen Ausbildung der Erfindung weist der
Verstärker ein mit einem elektromechanischen oder elektrodynamischen Antriebssystem
und mit dem drehbaren Steuerkolben koaxial und sowohl Weg wie Kraft verstärkend
gekoppeltes Vorsteuersystem auf. Die Anwendung eines derartigen Vorsteuersystems
mit relativ kleinen Wegen und Kräften setzt voraus, daß zwischen Steuerkolben und
Arbeitskolben keine wesentlichen Reibungskräfte auftreten und keine Beschleunigungskräfte
ungewollte Bewegungen des Steuerkolbens verursachen können.
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Das Vorsteuersystem ist vorteilhaft so ausgebildet, daß ein Vorsteuerkolben
drehbar im Steuerkolben angeordnet ist und mindestens eine Längsnut aufweist, deren
Steuerkanten jeweils mit Steuerkanten von gehäusefesten Nasen korrespondieren und
Spalte bilden, welche einerseits über die Längsnuten sowie über Bohrungen mit den
Zuflußkanälen im Steuerkolben und über den gehäusefesten Zuflußkanal ständig mit
der Druckquelle verbunden sind und andererseits in mit dem Steuerkolben und dem
Rücklaufkanal in hydraulischer Wirkverbindung stehende Steuerräume münden.
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Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung wird der Vorsteuerkolben
von mindestens einem mit dem Steuerkolben verbundenen Ringsegment umfaßt, dessen
radial verlaufende Segmentflächen die Begrenzung für die Steuerräume bilden und
dessen Mantelflächen mit Teilen der Gehäusewandung und/oder Teilen der Mantelfläche
des Vorsteuerkolbens mit dem zur Drucksenke führenden Rücklaufkanal verbundene Kapillaren
veränderlicher Länge bilden, derart, daß jeder Lageänderung des Vorsteuerkolbens
eine bestimmte, sowohl dem Weg als auch der Kraft nach verstärkte Lageänderung des
Steuerkolbens entspricht.
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Bei der erfindungsgemäßen Anordnung des Vorsteuerkolbens können Beschleunigungen
in Richtung der Längsachse sich auch auf das VorsteuersystenT nicht auswirken; ferner
entfallen infolge der direkten hydraulischen Koppelung von Vorsteuerkolben und Steuerkolben
über die Steuerräume die bei bekannten Verstärkersystemen notwendigen Verbindungskanäle.
Hierdurch lassen sich Schwingungserscheinungen besser beherrschen und günstigere
Ansprechzeiten erzielen. Da ferner das erfindungsgemäße Vorsteuersystem auf Grund
seines einfachen Aufbaues sehr wandelbar ist und auf kleinste Drehlageänderungen
des Vorsteuerkolbens anspricht, genügen sehr kleine Steuerleistungen für große hydraulische
Leistungen. Infolge dieses Vorsteuersystems eignet sich der hydraulische Verstärker
gleich gut für geschwindigkeits- oder lagegesteuerte Flugkörper.
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Um die Einleitung des überdeckungsvorganges und vor allem die Überleitung
zum Gleichgewichtszustand sicher zu beherrschen, ist es in manchen Fällen angebracht,
die Öffnungen im Arbeitskolben und/oder Nuten im Steuerkolben so auszubilden, daß
sie vorzugsweise in Richtung der fortschreitenden gegenseitigen Überdeckung veränderliche
Querschnitte aufweisen. Auch hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Öffnungen
im Arbeitskolben und/oder die die Öffnungen mit den Arbeitsräumen verbindenden Kanäle
mit unterschiedlichen Querschnitten ausgebildet sind.
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Alles weitere über die Erfindung ergibt sich aus der nachfolgenden
Beschreibung in Verbindung mit der Zeichnung, in der ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel
eines hydraulischen Verstärkers mehr oder minder schematisch dargestellt ist. Es
zeigt F i g. 1 einen Schnitt durch eine hydraulisch kraftverstärkte Rudermaschine
nach der Erfindung, F i g. 2 einen Schnitt II-II nach F i g. 1, bei dem die Verdrehlagen
von Steuerkolben und Vorsteuerkolben, bei letzterem in übertriebener Darstellung,
eingezeichnet sind, F i g. 3 die Zuordnung der Nuten im Steuerkolben und der Öffnungen
im Arbeitskolben in der Normallage des Steuerkolbens und der dieser Lage entsprechenden
mittleren Hubstellung des Arbeitskolbens in einer Abwicklung nach F i g. 1 und F
i g. 4 die Zuordnung der Nuten und Öffnungen nach F i g. 3, jeweils in den Endsteuerlagen
des Steuerkolbens und den diesen Lagen entsprechenden Endhubstellungen des Arbeitskolbens.
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In einem teilbaren, im wesentlichen rotationssymmetrisch ausgebildeten
Gehäuse 1 (F i g. 1.) ist in einem Arbeitszylinder 2 ein ringförmiger, doppeltwirkender
Arbeitskolben 3 angeordnet und über einen rohrförmigen Kolbenschaft 4, über ein
Gestänge 5 und über eine Verschraubung 6 mit einem in F i g. 1 nicht dargestellten
Stellglied verbunden. Der Kolbenschaft 4 ist in einem angeflanschten Gehäuseteil
9 längsverschieblich gelagert und, wie (Jurch einen Stift 7 und eine Längsnut 8
angedeutet, gegen Verdrehung gesichert.
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Eine Arbeitskolben und Kolbenschaft durchdringende Bohrung 10 nimmt
einen Steuerkolben 11 auf. An dem einen Ende des Steuerkolbens sind gabelartig ausgebildete
Ringsegmente 38 und 39 (vgl, auch F i g. 2) mittels derer er in dem dem Gehäuseteil
9 gegenüberliegenden Gehäuseteil in einer zylindrischen Ausnehmung 31 drehbar und
axial unverschiebbar gelagert ist.
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In den Umfang des Steuerkolbens sind innerhalb des vom Arbeitskolben
3 und dessen Kolbenschaft 4
ständig überdeckten Bereiches zwei gleiche
Nuten 15 bzw. 25 eingearbeitet, die symmetrisch angeordnet sind und eine gewisse
Steigung aufweisen (vgl. Fi g. 3). Die Nuten stehen über im Steuerkolben 11 angeordnete
Bohrungen 13, 13 a, 12 bzw. 23, 23 a und 22 über gehäusefeste Kammern
32 bzw. 33 mit einem Zuflußkanal 14 bzw. mit einem Rücklaufkanal 24 des Arbeitsmediums
ständig in Verbindung. Die Nuten 15 bzw. 25 des Steuerkolbens arbeiten ferner mit
im Arbeitskolben 3 angeordneten Öffnungen 16 und 19 bzw. 26 und 29 zusammen, die
den Nuten jeweils paarweise zugeordnet sind (vgl. F i g. 3).
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Die Öffnung 16 führt über einen Kanal 17 zu einem Arbeitsraum 18 im
Gehäuse 1, und die öffnung 19 führt über einen Kanal 20 zu einem anderen Arbeitsraum
21 im Gehäuse 1 als Zufluß; bzw. führt die Öffnung 26 über einen Kanal 27 zu dem
Arbeitsraum 21, und führt die <Öffnung 29 über einen Kanal 30 zu dem Arbeitsraum
18 als Rücklauf (vgl. auch F i g. 3).
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Der Steuerkolben 11 ist über einen Vorsteuerkolben 40 mit einem elektromechanischen
Antriebssystem 80 gekoppelt. Zu diesem Zweck umfassen die Ringsegmente 38 und 39
des Steuerkolbens symmetrisch den Vorsteuerkolben 40. Dieser ist drehbar angeordnet
und weist, wie aus F i g. 2 ersichtlich ist, zwei um 180° gegeneinander versetzte
Längsnuten 41 und 61 auf, welche über Bohrungen 35 und 36 mit der Bohrung 13 im
Steuerkolben 11 und somit mit dem Zuflußkana114 ständig in Verbindung stehen.
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Die Ringsegmente 38 und 39 begrenzen ferner mit ihren radial verlaufenden
Segmentflächen 49, 59 bzw. 69, 79 freie Räume der zylindrischen Ausnehmung 31 im
Gehäuse 1, welche in der in F i g. 2 gezeigten Normallage von Steuerkolben 11 und
Vorsteuerkolben 40 durch gehäusefeste Nasen 51 bzw. 71 in vier gleich große Steuerräume
50, 55 bzw. 60, 65 aufgeteilt werden. Dabei bilden Steuerkanten 42, 43 bzw. 62,
63 der Längsnuten 41 bzw. 61 mit Steuerkanten 52, 53 bzw. 72, 73 der gehäusefesten
Nasen 51 bzw. 71 Spalte 44, 54 bzw. 64, 74 mit gleichwirkenden Querschnitten, und
ferner bilden Mantelflächen 81 bzw. 82 der Ringsegmente 38 bzw. 39 mit Teilen der
Gehäusewandung 83, 84 Kapillaren 48, 78 bzw. 58, 68, welche gleichwirkende Querschnitte
und Längen aufweisen, über welche die Steuerräume 50, 55 bzw. 60, 65 über weitere
Kanäle 45 bzw. 75 mit dem Rücklaufkanal24 des Arbeitsmediums in Verbindung stehen.
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An Hand des dargestellten Ausführungsbeispiels einer Rudermaschine
soll nunmehr die Wirkungsweise des hydraulischen Verstärkers erläutert werden. Zwecks
Vereinfachung wird vorausgesetzt, daß der Steuerkolben 11 vorerst mechanisch betätigt
wird.
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Aus einer durch einen Pfeil 90 angedeuteten Hydraulikquelle
strömt dem Verstärker im Betrieb ständig Öl zu, so daß über den Zuflußkana114, die
Kammer 32, die Bohrungen 12, 13 und 13 a die Nut 15 ständig dem vollen Betriebsdruck
des Arbeitsmediums ausgesetzt ist. Analog diesem Zufluß steht in sämtlichen Steuerlagen
die Nut 25 über die Bohrungen 23 a, 23 und 22, die Kammer 33 und den Rücklaufkanal
24 mit einer durch einen Pfeil 91 angedeuteten Hydrauliksenke in Verbindung.
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Aus der in F i g. 1 gezeigten Abwicklung des Steuerkolbens 11 und
des Arbeitskolbens 3, welche der Normallage des Steuersystems entspricht, ist die
Zuordnung der öffnungen im Arbeitskolben zu den Nuten im Steuerkolben zu erkennen.
Die Öffnungen 16 und 19 bzw. 26 und 29 tangieren paarweise mit den Nuten 15 bzw.
25. Bei einer Verdrehung des Steuerkolbens 11 - beispielsweise im Uhrzeigersinn
in Richtung des Pfeiles 92 -- gelangen die COffnung 16 mit der Nut 15 und gleichzeitig
die Öffnung 26 mit der Nut 25 zur Überdeckung. Demzufolge strömt über den Kanal
17 in den Arbeitsraum 18 Arbeitsmedium ein, bzw. gleichzeitig über den Kanal 27
aus dem Arbeitsraum 21 Arbeitsmedium aus. Der Arbeitskolben 3 ändert nun infolge
des zwischen den Arbeitsräumen 18 und 21 sich einstellenden Differenzdruckes seine
Hubstellung in Richtung des Pfeiles 93.
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Da die (Öffnungen 16 und 19 bzw. 26 und 29 den Nuten 15 bzw. 25 paarweise
zugeordnet sind und mit den Arbeitsräumen 18 bzw. 21 seitenverkehrt in Verbindung
stehen - vgl. in F i g. 3 die Pfeile 94 bis 97, welche die Richtung des Durchflusses
in den Kanälen 17 und 20 bzw. 27 und 30 angeben -, wirkt jede Hubänderung des Arbeitskolbens
der Überdeckung der Nuten und (Öffnungen entgegen, d. h., die COffnungen 16 und
26 bzw. 19 und 29 im Arbeitskolben haben das Bestreben, infolge des in dem einen
Arbeitsraum 18 bzw. 21 gegenüber dem anderen Arbeitsraum 21 bzw. 18 wirksamen Überdruckes
der Steuerbewegung des Steuerkolbens 11 vorauszueilen. Dieses Bestreben kann sich
durch die bei Hubänderung wirksam werdenden Massenkräfte des Arbeitskolbens 3 dann
verstärken, wenn der Steuerkolben 11 seine Steuerbewegung verlangsamt oder einstellt.
Der Arbeitskolben wird dabei von den den aus der Überdeckung strebenden Öffnungen
folgenden öffnungen gebremst, da diese die Arbeitsräume entgegengesetzt mit der
Hydraulikquelle und der Hydrauliksenke verbinden und so den Arbeitskolben zur Richtungsumkehr
zwingen. Unter Wirkung dieser Kräfte bewegt sich der Arbeitskolben 3 in der der
Drehrichtung des Steuerkolbens 11 entsprechenden Hubrichtung so lange weiter, bis
keine seiner Öffnungen 16 und 26 oder 19 und 29 von den Nuten 15 und 25 mehr überdeckt
ist und sich zwischen beiden Arbeitsräumen 18 und 21 Druckgleichgewicht einstellt.
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Auf diese Weise läßt sich ohne besondere Rückführungsmaßnahmen jede
beliebige Lagezuordnung zwischen Steuerkolben und Arbeitskolben erzielen, wobei
jedem Verdrehwinkel des Steuerkolbens 11 eine bestimmte, der Steigung der Nuten
proportionale Hubstellung des Arbeitskolbens 3 entspricht. Dies ist auch schematisch
aus F i g. 4 zu erkennen, wo Arbeitskolben und Steuerkolben in der rechten Steuerendlage
-- einfach strichpunktiert - und in der linken Steuerendlage - zweifach strichpunktiert
--- als Abwicklung dargestellt sind. Zur Erleichterung der Übersicht sind in F i
g. 4 dieselben Bezugsziffern verwendet wie in den F i g. 1 bis 3 mit dei Maßgabe,
daß lediglich Lagezuordnung betreffende Bezugszeichen r und l angefügt
sind.
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Die Wirkungsweise der Vorsteuerung ist an Hand der F i g. 2 erläutert.
Wie bereits angedeutet, ist von der Voraussetzung auszugehen, daß in beiden Längsnuten
41 und 61 im Vorsteuerkolben 40 stets annähernd der gleiche Druck des Arbeitsmediums
herrscht. Dieser Druck, der dem Druck der Hydraulikquelle 90 entspricht, wird beim
Durchströmen der erwähnten Spalte, der erwähnten Steuerräume und
der
erwähnten Kapillaren sowie der Kanäle-45 und 75 im Gehäuse 1 auf den Druck der Hydrauliksenke
91 abgebaut. Dabei wirken in der in F i g. 2 gezeigten Mittellage von Vorsteuerkolben
40 und Steuerkolben 11, welche der Normallage des Vorsteuersystems entspricht, in
den Spalten 44, 54, 64 und 74 gleichwirkende Querschnitte und in den Kapillaren
48; 58, 68 und 78 gleichwirkende Querschnitte und Längen. Demzufolge sind in dieser
Steuerstellung die Drosselwirkungen der Spalte 44, 54, 64 und 74 annähernd einander
gleich. Ebenso sind die Drosselwirkungen der Kapillaren 48, 58, 68 und 78 annähernd
einander gleich. Folglich weisen die Spalte jeweils annähernd gleiche Durchsätze
auf, und in den Steuerräumen herrschen jeweils annähernd gleiche Drücke.
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Wird der Vorsteuerkolben 40 von dem elektromechanischen Antriebssystem
80 proportional einem Steuerimpuls um einen bestimmten kleinen Winkel aus der Mittellage
M (vgl. F i g. 2) - beispielsweise im Uhrzeigersinn in Richtung R - verdreht, so
werden die wirksamen Querschnitte der Spalte 44 und 64 größer und die der Spalte
54 und 74 kleiner. Proportional zu dieser Spaltänderung verändert sich die Drosselwirkung
der Spalte. Die Drosselwirkung verkleinert sich in den Spalten 44 und 64 und vergrößert
sich in den Spalten 54 und 74. Demzufolge ändern sich die Durchflüsse durch die
Spalte und die Drücke in den Steuerräumen, wobei sich gleichzeitig die Wirkung der
Kapillaren ändert.
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Für die weitere Betrachtung sei vorerst vorausgesetzt, daß die Steuerräume
ihr Volumen nicht ändern. Der Durchfluß wird in den Spalten 44 und 64 größer und
in den Spalten 54 und 74 kleiner. Die Größe des Durchflusses wird dabei jeweils
von dem Drosselglied mit der größten Drosselwirkung bestimmt. Dies kann ein Spalt
und/oder eine nachgeschaltete Kapillare sein. Da die Kapillaren gegen den annähernd
konstanten Druckpegel der Hydrauliksenke arbeiten, nunmehr aber in den Kapillaren
48 und 68 bzw. 58 und 78 unterschiedliche Differenz- , drücke wirksam werden, ändern
sich auch die Durchflüsse durch den Kapillaren. Durch die dem größeren Druckgefälle
ausgesetzten Kapillaren 48 und 68 fließt mehr, durch die dem kleineren Druckgefälle
ausgesetzten Kapillaren 58 und 78 fließt weniger Arbeitsmedium. Der Druck in den
Steuerräumen 50 und 60 steigt somit an und sinkt in den Steuerräumen 55 und 65 ab.
Ist der Druckunterschied zwischen den Steuerräumen so angewachsen, daß die am Steuerkolben
11 angreifenden Druckkräfte die Reibungskräfte des Steuerkolbens überwinden, so
ändert sich das Volumen der Steuerräume. Der Druckunterschied zwischen den Steuerräumen
50 und 55 bzw. 60 und 65 bewirkt, daß die dem größeren Druck ausgesetzten Segmentflächen
49 und 69 den Steuerkolben 11 über seine Ringsegmente 38 und 39 - gleichsinnig zur
Verdrehung des Vorsteuerkolbens 40 - so lange verdrehen, bis sich zwischen den Steuerräumen
50, 55, 60 und 65 Druckgleichgewicht einstellt. Gleichzeitig mit der
Verdrehung des Steuerkolbens 11 ändern sich die wirksamen Längen der Kapillaren.
Die Steuerräume 50 und 60 werden dabei größer, die Steuerräume 55, 65 dagegen
kleiner, während die Kapillaren 48 und 68 kürzer und -die Kapillaren 58 und 78 länger
werden. Demzufolge nimmt der Steuerkolben 11 proportional der Drehlage des Vorsteuerkolbens
40 bzw. der Drosselwirkung der Spalte und Kapillaren eine Drehlage ein, in welcher
zwischen den Steuerräumen bei unterschiedlichen Durchsätzen und Drosselwirkungen
gleiche Drücke herrschen.