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Sitz mit Untergestell und Sitzkeil Zusatz zum Patent: 1084 588 In
dem Hauptpatent 1084 588 ist ein Sitz mit Untergestell und einer Rückenlehne beschrieben,
der gemäß der dort offenbarten Erfindung darüber hinaus einen auf dem Untergestell
zur Rückenlehne hin ansteigenden, als Stütze für das Becken ausgebildeten und mit
der Rückenlehne verbundenen Sitzkeil aufweist. Die Verwendung eines Sitzkeiles ermöglicht,
daß die Haltung eines Sitzenden der Haltung eines Stehenden praktisch angeglichen
ist. Dies hat zur Folge, daß beim Sitzenden die körpereigenen Sicherungseinrichtungen
an der Wirbelsäule in Funktion bleiben und daß unter anderem die Haltung des Kreuzbeines
in bezug auf die Wirbelsäule sowie die gesamte Wirbelsäule wie beim Stehenden aufrecht
in der Normallage gehalten wird. Dadurch werden Fehlbelastungen innerhalb der Wirbelsäule
für Einzelelemente, wie z. B. Bandscheiben, Sehnen, Bänder, Gelenke, Muskeln usw.,
verhindert. Auch Ermüdungserscheinungen kommen sehr viel später auf. Darüber hinaus
wird durch die damit erreichte Geradehaltung (Vermeidung eines Sitzrückens) eine
situsgerechte Erhaltung der Organlagen sowohl im Brustkorb als auch im Bauchraum
garantiert.
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Diese wird gemäß den der Erfindung zugrunde liegenden Erkenntnissen
dadurch erreicht, daß das Becken, das nämlich von Natur aus beim Sitzen labil auf
den Sitzbeinhöckern gelagert ist und deshalb um diese Sitzbeinhöcker herumkippen
kann, auf der Sitzfläche mit Hilfe des Sitzkeiles stabil abgestützt wird.
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Zur Realisierung dieser Erkenntnisse sind eine Reihe von Ausführungsmöglichkeiten
gegeben, die die Verwendung eines in der Höhe einstellbaren, d. h. um die Vorderkante
schwenkbaren Sitzkeiles zeigen, der den Sitz nach der Erfindung mannigfach und auch
für die verschiedensten Personen verwendbar macht. Hierbei sei, ohne einen genauen
Anstiegswinkel im Einzelfall angeben zu können, darauf hingewiesen, daß der Anstieg
des Formteiles (Keiles), also der Keilwinkel, erfindungsgemäß durch die Stützungsfunktion
bestimmt wird und durch Probieren ermittelt werden kann. Dabei ist die Geradestellung
der Wirbelsäule ein brauchbares Maß. Der Winkel ist dann wesentlich von der Sitzhaltung
abhängig, d. h., der Keilwinkel wird um so größer sein müssen, je mehr sich der
Sitzende, z. B. in einer Arbeitsstellung nach vorn neigt (vordere Sitzhaltung) bzw.,
er wird um so kleiner sein müssen, je mehr der Mensch eine mittlere oder gar hintere
Sitzhaltung einnimmt. Die Größenordnung des im allgemeinen einzustellenden Winkels
liegt dann zwischen 15 und 30°. Unabhängig von diesen Überlegungen ist eine Versteilbarkeit
des Anstiegswinkels deshalb vorteilhaft, weil sowohl die Stellung des Beckens als
auch das in das Becken eingefügte Kreuz-Steißbein individuellen Schwankungen in
den Ausgangswinkeln unterworfen ist. Dabei ergeben sich Krümmungsunterschiede, beispielsweise
der Lendenlordose bei Vergleichspersonen im Stehen, die zweckmäßigerweise auch beim
Sitzen zu berücksichtigen sind.
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Weiterhin ist das Gesäßprofil je nach Ausbildung der Muskulatur und
des Haut- und Unterhautpolsters individuell verschieden. Das Gesäß soll aber eine
breitflächig tragende Funktion ausüben, wobei der Auflagedruck breitflächig verteilt
sein sollte. Außerdem soll die Sitzfläche, im besonderen aber die Keilfläche, dazu
beitragen, das Gesäß auch vor seitlichen Kippbewegungen zu bewahren.
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All diese individuellen Unterschiede können mit einem in seinem Anstiegswinkel
einstellbaren Sitzkeil ausgeglichen werden, so daß jeweils im Sitzen, beispielsweise
in mittlerer Sitzlage, die gleiche Bekkenstellung wie beim Stehen gegeben ist. Daraus
ergibt sich ein natürliches Krümmungsverhalten der sich auf dem Becken (Kreuzbein)
aufbauenden Wirbelsäule.
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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine weitere Ausgestaltung
eines derartigen Sitzes. Hierbei wird im besonderen davon ausgegangen, daß es auf
die Existenz einer Lehne an .einem Sitz bzw. deren Richtung und Ausgestaltung an
sich nicht ankommt. Diese Feststellung trifft dann vorbehaltlos zu, wenn eine mittlere
oder eine vordere Sitzhaltung eingenommen wird. Da aber bei einer hinteren Sitzlage
unabhängig
von dem Grad des Neigungswinkels auf eine Lehne nicht verzichtet werden kann und
auch nicht verzichtet werden soll, besteht das besondere Problem, daß der Sitzkeil
der Richtung der Lehne, die ja der Richtung der Wirbelsäule bzw. des Rükkens entspricht,
angepaßt werden muß. Hierbei soll aber, sofern der Sitzkeil in der richtigen Funktion
gebraucht wird, eine feste Beziehung zwischen diesem und der Lehnenrichtung hergestellt
werden. Dies auch bei einem in seinem Anstiegswinkel einstellbaren Sitzkeil deshalb,
weil bei den Benutzern im allgemeinen die medizinischen Kenntnisse, die für eine
richtige Einstellung des Sitzkeiles unter Berücksichtigung der Sitzlage notwendig
sind, nicht vorausgesetzt werden können.
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Um diese an sich nur in der Anwendung gegebenen Nachteile zu vermeiden,
wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen, den Sitzkeil gemeinsam mit der Rückenlehne,
mit der er einen fest einstellbaren Winkel bildet, um eine im vorderen Auslaufbereich
des Sitzkeiles liegende Achse zu schwenken, während die vordere Sitzfläche in ihrer
Lage unverändert bleibt. Der zwischen der Anstiegsfläche des Stützkeiles und der
Lehnenrichtung liegende Winkel soll in jedem Fall in der Größenordnung von 120±10°
liegen. Dieses Winkelmaß entspricht bei einer waagerechten Sitzfläche und senkrechter
Lehnenstellung einem Anstiegswinkel der Stützfläche gegenüber der horizontalen Sitzfläche
der Größenordnung von ,30°; bei einer Lehnenrichtung von 10° nach 'hinten n ist
analog der Anstiegswinkel der Keilfläche 20°.
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Besonders vorteilhaft ist es, Rückenlehne und Sitzkeil als eine bauliche
Einheit auszubilden, was allerdings nicht auszuschließen hat, daß, um einen Sitz
aus den oben angegebenen Gründen individuell einer Person anpassen zu können, die
Neigung des Keiles in einem gewissen Bereich zur Lehnenebene verstellt, insbesondere
dauerhaft verstellt werden kann. Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung des Erfmdungsgedankens
wird hierbei dann bei .Sitzen, bei denen die Lehne in an sich bekannter Weise verstellt
wird, der Drehpunkt für .die Lehnenverstellung vor die Vorderkante .des Stützelementes
gelegt. Als günstigste Werte für den Drehpunkt .dürfte der Bereich von der Vorderkante
bis etwa 4 cm vor diese angesehen werden.
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Wird nämlich, wie oben angegeben, der Drehpunlkt für das Ab- und Aufschwenken
des Sitzkeiles zusammen mit der Lehne innerhalb der Sitzfläche vor den Stützkeil
verlegt, dann wird ein gewisser Bereich der Sitzfläche beim Einstellender Lehne
mit verstellt. Auf diesem Bereich unmittelbar vor dem Auslaufende des Stützkeiles
ruhen aber bei einem Sitzenden die Sitzbeinhöcker, wobei immer eine zumindest angenähert
rechtwinklige ,Auflage dieser .Sitzb.einhöeker auf diese Sitzfläche gewährleistet
wird. Hierdurch wird auch bei verhältnismäßig schräg nach hinten abgekippter Lehne
ein Abrutschen des Sitzenden von der Sitzfläche und damit auch vom Sitzkeil vermieden.
Die Funktion des Sitzkeiles bleibt somit auch in der hinteren Sitzlage voll .erhalten.
Es wird ,somit auch bei schräg stehender Lehne, also in der hinteren Sitzlage, das
Ziel der Erfindung erreicht, die Rumpfhaltung eines Sitzenden hinsichtlich der funktionellen
Einheit Becken= Wirbelsäule eines Stehenden nachzubilden.
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Es ist ,an sich bekannt ,(USA.-Patentschrift 2 970 637), außer
.einfachen Lehnenverstelleinrichtungen (USA.-Patentschriften 1279 943 und 1212 808)
ein mit Lehne versehenes Sitzmöbel um eine im vorderen Bereich der Sitzfläche liegende
Achse zu kippen, wobei aber im Gegensatz zum Sitz nach der Erfindung die Sitzfläche
in ihrer Gesamtheit nicht verändert wird. und keilerlei Stabilisierung des Beckens
vorgesehen ist. Die bekannte Ausbildung eines Stuhles hat .auch den Nachteil, daß
in der rückwärtigen Lage die Oberschenkel des Sitzenden zu stark angehoben werden.
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Der Sitz nach der Erfindung kann auf verschiedene Weise konstruktiv
realisiert werden. Insbesondere kann der Gedanke, den Sitzkeil baulich mit der Rückenlehne
zu kombinieren, bei den verschiedensten Sitzgelegenheiten, wie z. B. Arbeitssitze,
also an Werkbänken, Arbeitstischen, Bürotischen, Schaltwarten, Kontrollstationen
usw., Autositzen, Theater- und Kinosesseln, Schulsitzen usw., angewendet werden.
Das im folgenden an Hand der Zeichnung erläuterte Ausführungsbeispiel ist deshalb
bewußt als Prototyp einer möglichen Ausführungsform nur schemati5cli wiedergegeben,
um hieran die Voraussetzungen des Erfindungsgedankens noch mal zusammenfassenll
zu erläutern.
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Die Zeichnung zeigt in einer Seitenansicht einen Stuhl, bei denn auf
dem Beingestell 1 eine im wesentliclheh eben gehaltene Oberschenkelauflage 2 und
drehbeweglich der Sitzkeil 3 und die Lehne 4 aufgesetzt sind. Die Beine können ,getrennt
durch Ausziehen der durch die Schrauben 1' arretierbaren Verlängerungsstücke 1 a
in ihrer Länge verstellt werden, wodurch die Lage der Sitzfläche eingestellt werden
kann, Bei .anderen Konstruktionen kann auch die Sitzfläche auf dem Beingestell um
eine beispielsweise in der Mitte der Sitzfläche angeordnete Achse oder punktförmige
Auflage gedreht, gekippt oder geschweitkt werdep, um eine derartige Einstellung
zu erreichen, Der Sitzkeil 3 ist hierbei so ausgebildet, daß seine Stützfläche 3'
zur Grundrichtung a der Lehne, also der Rückenlehnenfläche 4', einen Winkel a einschließt,
der in dem dargestellten Ausführungsbeispiel angenähert 120° ist. Der Sitzkeil 3
selbst kann in einem gewissen Bereich mit der Rändelschraube 6 über eine Langloehführung
7 verstellt werden, damit der Sitz in die für den Benutzer anatomisch günstigste
Lage eingestellt werden kann. Diese Drehbewegnug um die Achse wird dann arretiert,
und ein Verstellen der Leine 4 kann in au sich bekannter Weise um die Achse 8 erfolgen,
wobei diese Achse um wenige Zentimeter vor der Vorderkante des keilförmigen Stützelementes
3 liegt, so daß bei einem Verstellen der Rückenlehne der mit dieser fest verbundene
Keil ebenfalls nach oben angehoben oder nach hinten abgesenkt wird. Hinsichtlich
der Bemessung des Stützkeiles, der Lehne und der Auflage für die Oberschenkel sind
alle Angaben des Hauptpatentes analog zu verwenden. Auch das Material, aus dem diese
einzelnen Teile des Sitzes mit Lehne nach der Erfindung hergestellt bzw. überzogen
oder verkleidet sind, ist für die Verwendung der Erfindung ohne Bedeutung. Lediglich
der Stützkeil 3 muß, wenn er seine Funktion richtig ausüben soll, eine gewisse Formbeständigkeit
aufweisen, wobei allerdings, wie gerade in Verbindung mit solchen Stützelementen
schon vorgeschlagen, eine gewisse einstellbare Profilierung im Bereich des Kreuzbeines
und zu beiden Seiten des Stützkeiles zusätzlich mit vorgesehen werden kann.
Die
Ausbildung der Oberschenkelauflage kann auch in Form einer Auflagefläche, etwa wie
bei Liegestühlen und wie bereits bekannt, in der Länge einstellbar ausgebildet sein.
Schließlich und nicht zuletzt ist es möglich, die Anlehnfläche der Lehne 4 beliebig
auszubilden, dergestalt, daß Stütz- und Formteile vorgesehen sein können, die die
Wirkung des Sitzkeiles auf die Wirbelsäule noch unterstützen und die Lehne den anatomischen
Gegebenheiten des menschlichen Rückens in vorteilhafter Weise angepaßt werden kann.