DE1255863B - Mittel zur dauernden Formaenderung von lebenden Haaren und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents

Description

BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

DEUTSCHES

PATENTAMT

AUSLEGESCHRIFT

255 863 Int. CI.:

A 61k

Deutsche Kl.: 30 h-13/07

Nummer: 1 255 863

Aktenzeichen: S 69455 IV a/30 h

Anmeldetag: 18. Juli 1960

Auslegetag: 7. Dezember 1967

Die Erfindung betrifft ein Mittel zur dauernden Formänderung von lebenden Haaren, bestehend aus einer wäßrigen Lösung, mindestens eines Salzes einer Mercaptocarbonsäure, z. B. der Thioglykolsäure oder Thiomilchsäure, das dadurch gekennzeichnet ist, daß es als Base Guanidin, Monoäthylamin, Monoisopropanolamin oder Morpholin und mindestens ein Carbonat einer dieser organischen Basen enthält und der pH-Wert der Lösung einen Wert zwischen 7 und 9, vorzugsweise zwischen 7,5 und 8,5, aufweist, sowie ein Verfahren zur Herstellung einer Lösung zur dauernden Formänderung von lebenden Haaren.

Für die Reduktion der Cystinbrücken des Keratins und die dauernde Formveränderung der Haare sind bereits Reduktionslösungen bekannt, die Ammoniumthioglykolat mit einem Zusatz von Ammoniumcarbonat enthalten. Der pH-Wert dieser Lösungen hängt von ihrem Gehalt an nichtgebundenem Ammoniak und vom CO₂-Gehalt ab; er kann etwa zwischen pH 7,7 und 9 liegen. '

Diese Reduktionslösungen gestatten das Arbeiten bei einem pH-Wert in der Gegend von pH 8 und bringen gegenüber den üblicherweise verwendeten Ammoniumthioglykolatlösungen mit einem pH-Wert von etwa 9,2 bis 9,5 ohne Ammoncarbonatzusatz gewisse Vorteile mit sich: Die Gefahr einer Beschädigung des Haares ist geringer, weil die Hydrolyse des Keratins bei einem pH-Wert nahe von 8 schwächer ist als bei pH-Werten über 9; mögliche Reizwirkungen auf der Kopfhaut empfindlicher Personen und auf den Händen des Friseurs werden zum Großteil vermieden; der Geruch der Lösungen mit dem niedrigeren pH-Wert ist wesentlich schwächer als derjenige der Lösungen mit einem pH-Wert von etwa 9,2 bis 9,5.

Dennoch besitzen auch diese Reduktionslösungen mit verhältnismäßig niedrigerem pH-Wert gewisse Nachteile, die sie für die Praxis wenig geeignet erscheinen lassen. Bei einem pH-Wert von etwa 8 ist die Dauerwellwirkung verhältnismäßig schwach, wodurch entweder eine verlängerte Einwirkungszeit oder die Verwendung einer Heizhaube oder aber eine Erhöhung der Konzentration des Reduktionsmittels notwendig wird; in allen diesen Fällen wird jedoch das Dauerwellverfahren umständlicher.

Es war daher überraschend und entgegen den Er-Wartungen, daß die vorgenannten Nachteile vermieden werden, wenn man das Ammoniak sowohl in seiner Funktion als Neutralisationsmittel für die Thioglykolsäure als auch in seiner Kombination in Form von Ammoniumcarbonat durch eine organische Base wie Guanidin, Monoäthylamin, Monoäthanolamin, Monoisopropanolamin, Diäthanolamin oder Morpholin ersetzt.

Mittel zur dauernden Formänderung von lebenden Haaren und Verfahren zu seiner Herstellung

Anmelder:

Fa. L'Oreal, Paris

Vertreter:

Dr. Dr. J. Reitstötter, Patentanwalt,

München 15, Haydnstr. 5

Beanspruchte Priorität:

Frankreich vom 23. Juli 1959 (800 987)

Die erfindungsgemäße Dauerwellösung kann auf verschiedene Weise hergestellt werden. Beispielsweise kann man die Lösung der Mercaptocarbonsäure mit Hilfe der Base genau neutralisieren und danach eine genügende Menge des Carbonats der organischen Base zufügen; man kann auch der Lösung der reduzierenden Säure die Base im Überschuß über die eben zur Neutralisation erforderliche Menge zusetzen; dieser Basenüberschuß kann dann durch Einleiten der erforderlichen Menge Kohlensäuregas in die Lösung in Carbonat umgewandelt werden. Bei beiden Verfahrensweisen kann man durch Einleiten von Kohlensäure in die Lösung den pH-Wert auf 7 bis höchstens 9 einstellen.

Der Gehalt an Mercaptocarbonsäure, insbesondere Thioglykolsäure oder Thiomilchsäure, beträgt etwa 0,3 bis 1,5 Grammol pro Liter.

Die Konzentration des Carbonats der organischen Base kann innerhalb weiter Grenzen schwanken und etwa zwischen 0,1 bis 1,5 Grammol pro Liter betragen.

Die vorstehend beschriebenen Dauerwellösungen gelangen bei Umgebungstemperatur und unter den für Dauerwellverfahren auf Basis von Ammoniumthioglykolat üblichen Bedingungen zur Anwendung, wobei man in einer ersten Stufe die Haare Strähne für Strähne mit der erfindungsgemäßen Lösung imprägniert, die Strähne auf Wickler aufrollt und anschließend jeden Wickler mit der Reduktionsflüssigkeit sättigt; man läßt die Flüssigkeit je nach der Natur der Haare 5 bis 20 Minuten einwirken, spült und behandelt hierauf in üblicher Weise mit einer oxydierenden Lösung. Auf diese Art wird eine ausgezeichnete, gegen Feuchtigkeit und Shamponieren sehr beständige Dauerwelle erhalten.

Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung, ohne die Möglichkeit anderer Ausführungsformen auszuschließen.

709 707/511

Beispiel 1 In eine Lösung von

Thioglykolsäure 8 g

Monoäthanolamin 10 g

Wasser auf 100 cm³

wird über einen Verteiler ein langsamer CO₂-Strom eingeleitet, bis ein pH-Wert von 8,2 erreicht ist.

Man erhält in dieser Weise eine gebrauchsfertige Lösung für die Herstellung von Kaltwellen nach dem oben beschriebenen, üblichen Verfahren.

Beispiel 2

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

Thioglykolsäure 8 g

Morpholin 16 g

Wasser auf 100 cm³

Einleiten von CO₂ bis pH-Wert 8,2.

Beispiel 3

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

Thioglykolsäure 8 g

Monoäthanolamin 7,8 g

Wasser auf 100 cm⁸

Einleiten von CO₂ bis pH-Wert 7,6.

35

40

Beispiel 4

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

Thioglykolsäure 8 g

Diäthanolamin 21 g

Wasser auf 100 cm³

Einleiten von CO₂ bis pH-Wert 8,2.

Beispiel 5

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

Thiomilchsäure 9,2 g

Monoisopropanolamin 14 g

Wasser auf 100 cm³

Einleiten von CO₂ bis ein pH-Wert von 8,5.

Beispiele

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

8g

8,5 g

Thioglykolsäure

Guanidincarbonat

Wasser auf 100 cm³

Einleiten von CO₂ bis ein pH-Wert von 7,3.

Beispiel 7

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

B e i s ρ i e ] 8

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

Thioglykolsäure 8 g

Monoäthanolamin 6,8 g

Morpholin 6 g

Wasser auf 100 cm³

Einleiten von CO₂ bis pH-Wert 8,2.

Beispiel 9

Auf die gleiche Weise und für den gleichen Verwendungszweck wird folgende Lösung bereitet:

Thioglykolsäure 8 g

Äthylamin 5,6 g

Diäthanolamin 7,35 g

Wasser auf 100 cm³

Einleiten von CO₂ bis pH-Wert 8,2.

Der besondere Effekt der erfindungsgemäßen Kombination in dem neuen Mittel, nämlich der Verwendung einer wäßrigen Lösung eines Salzes einer Mercaptocarbonsäure in Gegenwart eines Carbonats einer organischen Base der gleichen Gruppe, wobei der pH-Wert der Lösung zwischen 7 und 9, vorzugsweise zwischen 7,5 und 8,5, aufzuweisen hat, zu verwenden, zeigt sich darin, daß durch die Verwendung von organischen Basen mit ihrem zugehörigen Carbonat eine wesentliche Verbesserung der Wirkung der Dauerwellösung und der damit erhaltenen Dauerwellen zeigt. Diese Effekte waren aus der bekannten Verwendung von Ammoniak als Neutralisationsmittel und Ammoniumcarbonat als Zusatzmittel für die Herstellung von Kaltdauerwellösungen sowie die Verwendung verschiedener organischer Amine für sich allein, ohne Zusatz von Carbonat für den gleichen Zweck nicht abzuleiten.

Claims (2)

Patentansprüche:

1. Mittel zur dauernden Formänderung von lebenden Haaren, bestehend aus einer wäßrigen Lösung mindestens eines Salzes einer Mercaptocarbonsäure, z. B. der Thioglykolsäure oder Thiomilchsäure mit einer organischen Base, dadurch gekennzeichnet, daß es als Base Guanidin, Monoäthylamin, Monoisopropanolamin oder Morpholin und mindestens ein Carbonat einer dieser organischen Basen enthält und der pH-Wert der Lösung einen Wert zwischen 7 und 9, vorzugsweise zwischen 7,5 und 8,5, aufweist.

2. Verfahren zur Herstellung einer Lösung zur dauernden Formänderung von lebenden Haaren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in eine wäßrige Lösung, welche Thioglykolsäure oder Thiomilchsäure und mindestens eine organische Base, nämlich Guanidin, Monoäthylamin, Monoisopropanolamin oder Morpholin enthält, Kohlensäuregas langsam einleitet, bis ein pH-Wert zwischen 7 und 9, vorzugsweise zwischen 7,5 und 8,5, erreicht ist.

Thioglykolsäure 8 g

Äthylamin 5,6 g

Morpholin , 6 g

Wasser auf 100 cm³

Einleiten von CO₂ bis pH-Wert 8,2

In Betracht gezogene Druckschriften:
österreichische Patentschrift Nr. 192 542;
USA.-Patentschrift Nr. 2 708 940;

Parf ümerie und Kosmetik, 1957, S. 204, 206 bis 207, 565.

709 707/511 11.67 © Bundesdruckerei Berlin