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Verfahren zum Dragieren von Tabletten Gegenstand der Erfindung ist
ein vereinfachtes Dragierverfahren, mit dem in kurzer Zeit Dragees erhalten werden,
die dem klassischen Zuckerdrager gleichwertig sind.
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Zweck des Dragierens ist es, den oft bitteren Geschmack arzneilicher
Wirkstoffe zu überdecken und sie gegen äußere Einflüsse haltbar zu machen, wobei
gleichzeitig ein gefälliges Äußeres und durch Färben des Überzugs eine leichte Unterscheidungsmöglichkeit
erreicht wird. In der Regel wird durch das Dragieren das Gewicht des die arzneilichen
Wirkstoffe enthaltenden Preßlings oder Kerns verdoppelt. Das nach dem klassischen
Verfahren hergestellte Dragee, dessen Oberfläche glatt und glänzend sein soll, hat
zuweilen kugelförmige, meist jedoch die Gestalt eines Rotationsellipsoids.
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Nach dem immer noch am häufigsten angewendeten klassischen Dragierverfahren,
das nur beim Überziehen großer Mengen von Preßlingen wirtschaftlich ist, werden
diese je nach ihren Bestandteilen ohne oder mit vorheriger Auflage eines dünnen
Lackes oder Kollodiumüberzuges mit einer Andeckschicht (Grundüberzug) versehen.
Dies geschieht in der Weise, daß die- im Dragierkessel umlaufenden Kerne mit einem
Gelatine- oder einem Pflanzengummi enthaltenden Zuckersirup übergossen werden. Wenn
sie gleichmäßig befeuchtet sind, läßt man sie einige Minuten rollen, worauf sie
aneinander zu kleben beginnen. Darauf streut man Pulvermischung ein und läßt die
Kerne frei rollen. Nach gründlichem Trocknen der aufgetragenen Deckschicht wird
der Vorgang ein- bis zweimal wiederholt. Der auf diese Weise erhaltene erste Überzug
muß sorgfältig getrocknet werden. Er soll bei den folgenden Arbeitsgängen den Kern
vor dem zerstörenden Eindringen von Feuchtigkeit aus den später aufgebrachten Lösungen
schützen.
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Das eigentliche Dragieren besteht im Aufbringen hochkonzentrierten
Zuckersirups auf die Kerne.
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Davon darf für jede Schicht nur so viel verwendet werden, daß die
Kerne gerade benetzt werden. Zum Abtrocknen kann Pulvermischung eingestreut werden.
Bei den letzten Überzügen muß das Einstreuen von Pulver jedoch unterbleiben, da
andernfalls keine ausreichend glatten Flächen entstehen (vgl. »Galenisches Praktikum«
von Münzel, Büchi und Schultz, Stuttgart, 1959, S.783, Zeilen 12 bis 9 v. u.). Bei
hoher Laufgeschwindigkeit des Kessels läßt man das Lösungswasser verdunsten und
sorgt durch Rühren dafür, daß die klebrig werdenden Kerne ständig getrennt werden
und schließlich frei laufen. Sowie sich die erste Staubentwicklung auf der
Oberfläche
bemerkbar macht, wird abermals Sirup aufgegossen, bis nach 40 bis 80 angetrockneten
Schichten das Gewicht des Kerns etwa verdoppelt ist.
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Die Laufzeit des Kessels beträgt für jede dieser Einzelschichten etwa
20 bis 30 Minuten, so daß das Dragieren mehrere Tage in Anspruch nimmt. Zwischendurch
werden Trocknungspausen eingelegt, während derer die Dragees ausgebreitet liegen
sollen und - wenn möglich - von einem warmen oder kalten Luftstrom bestrichen werden.
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Sollen die Dragees gefärbt sein, so wird nur die Hälfte der Schichten
mit farblosem, die andere Hälfte mit gefärbtem Sirup, der steigende Mengen Farbstoffe
enthält, hergestellt. Pulvereinstreuungen sind dabei zu vermeiden, weil sie eine
ungleichmäßige Färbung bewirken (vgl. a. a. O. S. 784, Zeilen 9/10). Anschließend
wird durch wiederholtes Aufbringen von farbloser oder gefärbter Zuckerlösung ohne
Verwendung von Pulvermischung geglättet (s. a. a. O. S. 784, Abs. 2, und S. 785,
Abs. 5, sowie S. 786, und dann poliert.
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Seit vielen Jahren ist man bemüht, das umständliche und zeitraubende
Dragieren durch einfachere und insbesondere kürzere Verfahren zu ersetzen, die dennoch
zu Dragees führen, die den klassischen ebenbürtig sind. So hat man, um einen schnelleren
Aufbau der Schichten und einen rascheren Zerfall der Dragees in Wasser bzw. Magensaft
zu erreichen, dem Zuckersirup neben Stärke Natrium-Zellulose-Glykolat zugesetzt
und die so hergestellten Suspensionen unter Infrarotbestrahlung mit einer Temperatur
von 500 C auf die zu dragierenden Kerne aufgebracht. Dennoch sind auch bei diesem
Verfahren im Durchschnitt noch vierzig Schichten erforderlich, wobei zu berücksichtigen
ist, daß eine Temperatur von 500 C und die zusätzliche Infrarotbestrahlung empfindliche
Arzneistoffe beeinträchtigen können.
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Sollen die Dragees gefärbt sein, so muß der Stärkezusatz unterbleiben
und im Zuckersirup Farbe gelöst werden. Damit geht der Aufbau der Schichten langsamer
vor sich, so daß die Zahl der Schichten erhöht werden muß und das Verfahren langwieriger
wird. Zudem ist beim Arbeiten mit wäßrigen Zuckerlösungen
der Drageur
immer an den Kessel gebunden, da andernfalls Klumpenbildungen eintreten und die
Kerne nicht mehr getrennt werden können. Bei längerem Trockenlaufen entsteht hingegen
Zuckerstaub, der beim nachfolgenden Aufgießen von Lösung ungleichmäßig von den Kernen
aufgenommen wird, so daß kaum zu behebende Unebenheiten entstehen oder die Dragees
wolkig werden.
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Es wurde nun gefunden, daß man in wesentlich einfacherer und rascherer
Weise zu einem Dragee gelangt, das hinsichtlich seines Äußeren von einem in klassischer
Weise hergestellten Zuckerdragée nicht zu unterscheiden ist, wenn man die Drageekerne
durch wechselweises Aufbringen einer als tSberzugsmittel für Tabletten bekannten
Lösung von Zein in Isopropanol und Einstreuen eines zuckerhaltigen Auftragpulvers
mit etwa acht bis zehn Schichten überzieht und die so erhaltenen Dragees durch Aufsprühen
von Wasser glättet.
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Die erfindungsgemäß verwendete Dragierlösung, die vorzugsweise 15
°/o Zein und 110/o Wasser in Isopropanol enthält, wird auf die im Kessel laufenden
Kerne gegossen, unter raschem Rühren gleichmäßig auf deren Oberfläche verteilt und,
sobald man das erste Verkleben der Kerne bemerkt, wird sofort zuckerhaltige Pulvermischung
gleichmäßig auf die Oberfläche der Preßlinge verteilt. Das wechselweise Aufgießen
der Lösung und das Einstreuen des Pulvers wird 8 bis 10mal wiederholt. Hierdurch
wird ein von Schicht zu Schicht vollkommen gleichmäßiger Überzug aufgebaut, und
der Preßling nimmt die Gestalt eines Ellipsoids an.
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Das hohe Benetzungsvermögen des Isopropanols für das eingestreute
Pulver bewirkt, daß letzteres schnell von der befeuchteten Oberfläche der Kerne
aufgenommen und durchtränkt wird, so daß die Pulverteilchen in die sich bildende,
im feuchten Zustand noch klebrige Zeinhaut eingebettet werden.
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Je weiter das Verdunsten des Alkohols fortschreitet - was schon bei
Raumtemperatur schnell geschieht - desto geschlossener und fester wird die Zeinhaut,
so daß eine feste und dichte »pulvergesättigte« Schicht entsteht.
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Da das Isopropanol auf Grund seines hohen Dampfdrucks schnell verdunstet
und der Wassergehalt der verwendeten Dragierlösung sehr gering ist, vergehen vom
Zeitpunkt des Eingießens der Lösung in den Kessel bis zum Eingießen der nächsten
Lösung nur etwa 2 bis 21/2 Minuten, so daß die erforderlichen acht bis zehn Schichten
bei Raumtemperatur, also ohne Wärmezufuhr und damit schonendster Behandlung der
Wirkstoffe, in 20 bis höchstens 25 Minuten aufgetragen sein können.
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Während des Dragierens kann der Kessel nach dem Aufstreuen des Pulvers
und dem Freilaufen der Kerne unbesorgt in Bewegung bleiben, da - im
Gegensatz zum
klassischen Zuckerdrage'e-prakfisch kein Abrieb auftritt und ein geringer Überschuß
von Pulver keine nachteiligen Wirkungen hervorruft. Der Drageur ist somit in dieser
Zeit nicht fest an den Kessel gebunden.
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Das Glätten wird durch Aufsprühen von Wasser durchgeführt. Das Polieren
erfolgt in üblicher Weise.
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Es ist bekannt, Schokoladedragees, die als therapeutische Verabreichungsform
nicht erwünscht sind, mit Wasser zu glätten. Wasser eignet sich jedoch nicht als
Glättemittel für medizinische Zuckerdragees.
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Die so erhaltenen Dragees sind sehr widerstandsfähig gegen äußere
Einflüsse, haben höchstens um ein Drittel ihres Gewichtes zugenommen und sind nur
wenig größer geworden. Sie lassen sich daher auch bei verhältnismäßig großem Gehalt
an wirksamen Bestandteile leicht einnehmen. Dabei sind sie vom Äußeren her dem in
klassischer Weise hergestellten Zuckerdragée absolut gleichwertig und besitzen,
da die Überzugsschicht auch Zucker enthält, im Gegensatz zur gelackten Tablette
auch den süßen Geschmack des Zuckerdragees. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht darin, daß auch kleine Mengen von Preßlingen von nur 150 g überzogen
werden können, während bei der Herstellung von Zuckerdragees eine Mindestmenge von
1 kg erforderlich ist.