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Beifuttennittel, insbesondere für Einmagentiere, und Verfahren zu
ihrer Herstellung Die vorliegende Erfindung hat Beifuttermittel, enthaltend ein
getrocknetes Konzentrat lebender Mikroorganismen aus dem Vormagen von Wiederkäuern,
insbesondere für Einmagentiere, und ein Verfahren zur Herstellung dieser Beifuttermittel
zum Gegenstand.
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In den letzten Jahren wurden große Fortschritte bezüglich Futtermitteln,
besonders bei Futterstoffen für Einmagentiere, wie Schweine oderHühner, gemacht.
Man kennt heute die Mengen an Protein, die diese Tiere neben allen anderen Nahrungsmitteln
für schnelles Wachstum und zur Erzeugung von gutem Fleisch benötigen.
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Man unterscheidet vegetabilische und tierische Proteine. Zur leichteren
Verdauung und Assimilierung des Futters der Einmagentiere muß im Futter stets eine
gewisse Menge tierischer Proteine vorhanden sein, was im letzten Jahrzehnt zu einer
ständig wachsenden Produktion von Futtermitteln aus Fleischabfällen oder frischen
Fischen geführt hat.
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In den letzten Jahren hat Fischmehl ganz besondere Bedeutung gewonnen,
das bei einwandfreier Herstellung bis zu 65 0/, tierisches Protein enthält.
Fischmehl wird von den Einmagentieren leicht und vollkommen verdaut, wenn es in
Mengen von 10 bis 15 Gewichtsprozent des gesamten Futtermittels vorliegt.
Fischmehle haben jedoch, abgesehen von ihrem hohen Preis, zwei Nachteile: erstens,
das Fleisch der Tiere nimmt einen unangenehmen Geschmack an, und zweitens, während
der Herstellung und Trocknung bei zu hohen Temperaturen wird ein großer Prozentsatz
der Proteine im Fischmehl zerstört.
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Als Proteinquelle werden zur Zeit jährlich mindestens 300000
t Fleisch- oder Blutmehl, und etwa 1,5 Millionen Tonnen Fischmehl verfüttert.
Als weitere Proteinquellen wurden bereits vergorene, kohlenhydrathaltige Industrieabwässer
und Abläufe oder Schlempen der Melasse verarbeitenden Industrien verwendet. Diese
Proteinquellen sind ebenfalls noch teuer und konnten das Problem der Tierernährung
nicht lösen.
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Neuere Forschungen haben ergeben, daß eine gewisse Menge von Proteinen
als Stickstoffträger im tierischen Organismus zwar unbedingt nötig ist, jedoch die
Wahl der richtigen Aminosäuren noch wichtiger ist. Einige Aminosäuren sind essentiell,
d. h. unentbehrlich und entscheidend für das Wachstum, die Entwicklung und
die Erhaltung der Tiere. Der tierische Organismus kann diese Aminosäuren in seinen
Organen jedoch nicht bilden, und wenn eine solche Bildung von Aminosäuren auch möglich
ist, reicht sie niemals für die normalen Funktionen der Tiere aus. Andere Aminosäuren
sind nicht essentiell. Die Bedürfnisse an Proteinen müssen demnach genau unterschieden
werden: ein nicht spezifisches Minimum an Stickstoff (Gesamtstickstoff) und ein
spezifisches Minimum an Stickstoff (Aminosäuren). Dieses letztere entscheidet über
den wirklichen biologischen Wert eines Proteins.
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Die gesamte Ernährung der Einmagentiere war stets darauf abgestellt,
den Futtermitteln Stickstoff in seiner proteinischen Form beizugeben.
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Die vorliegende Erfindung ermöglicht nun, den Futtermitteln für Einmagentiere
Stickstoff in nichtproteinischer Form beizumischen.
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Das Pr ' oblem, nichtproteinischen Stickstoff bei der Fütterung
zu verwenden, ist schon oft diskutiert worden. Man kann nichtproteinischen Stickstoff
in zwei Gruppen einteilen: a) die sogenannten Amide und b) Harnstoff und
Ammoniumsalze. Natürlicherweise sind alle bisherigen Versuche davon ausgegangen,
den Futtermitteln bestimmte Mengen nichtproteinischen Stickstoffs, und zwar insbesondere
Harnstoff zuzusetzen. Harnstoff wirkt jedoch bei einigermaßen praktisch brauchbaren
Mengen degenerierend, und es treten sogar Vergiftungserscheinungen auf. Der Vorschlag,
diese Wirkungen durch Schwefelgaben zu vermindern, war nicht sehr erfolgreich, so
daß in verschiedenen Ländern die
Verwendung von Hamstoff als Futtermittel
auch in ganz geringen Mengen verboten wurde.
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Es ist bekannt, daß die Wiederkäuer mit ihrem normalen Futter weniger
Aminosäuren, als sie zum normalen Aufbau ihres Körpers benötigen, erhalten. Die
im Vormagen der Wiederkäuer vorhandenen zahlreichen Infusorien (besonders Ciliata)
bewirken jedoch eine reichliche Synthese von Protein. So Überführt die im Pansen
und auch im Netzmagen von Wiederkäuern vorhandene Mikroflora, wie Bakterien, Protozoen
und Hefen, vegetabilische Proteine in Aminosäuren und nichtproteinischen Stickstoff
in Proteine. Diese Mikroflora kann auch Cellulose verdauen.
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Einmagentiere verfügen in ihrem Magen nicht über eine solche Mikroflora,
die auf Grund des sauren Milieus im Magen von Einmagentieren dort auch nicht lebenfähig
wäre.
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Alle bisherigen Versuche, die obengenannte Fähigkeit der Mikroflora
des Vormagens von Wiederkäuern zu Futterzwecken auszunutzen, haben zu keiner wirklich
zufriedenstellenden Lösung geführt.
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So wurde ein Verfahren zur Herstellung eines Trockenprodukts beschrieben,
das Mikroorganismen des Pansens von Wiederkäuern enthält und Wiederkäuern zur Behebung
von Verdauungsstörungen gegeben werden kann. Derartige Präparate sind für Einmagentiere
unbrauchbar, da diese Mikroorganismen bei den im Magen der Einmagentiere herrschenden
sauren Bedingungen abgetötet werden. Es wurde daher vorgeschlagen, das obengenannte
Präparat außerhalb des Magens zur Vorverdauung von Futterstoffen zu verwenden und
erst dann die Futterstoffe, in denen die Cellulose dann bereits vorverdaut ist,
zu verfüttern. Ein solches Verfahren ist ersichtlicherweise außerordentlich umständlich
und für die Praxis daher völlig ungeeignet.
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Es wurden auch bereits Pansenkulturen als Futterzusatz für Wiederkäuer
verwendet. Die von Schlachttieren oder aus gezüchteten Kulturen gewonnenen Pansenorganismen
werden jedoch ausschließlich bei Wiederkauern zur Behebung von Störungen der Pansentätigkeit
verwendet. Derartige Präparate sind bei Verwendung als Beifuttermittel für Einmagentiere
ohne Wirkung.
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Weiter ist die Aufarbeitung vom Panseninhalt zu einem Trockenprodukt
bekannt. Neben Aufzuchtsversuchen bei Kälbern wurden auch Aufzuchtsversuche bei
Leghornhähnchen, also bei Einmagentieren, mitgeteilt, wobei das beschriebene Trockenprodukt
mit der Zugabe von Terramycin verglichen wird. Diese Ergebnisse dürfen durch die
in den getrockneten Extrakten enthaltenen B-Vitamine bedingt sein. Eine Verwertung
von Cellulose und/oder Stickstoff in nichtproteinischer Form im Magen der Einmagentiere
ist auf diese Weise nicht möglich. (Bei den beschriebenen Versuchen wurden die Leghornhähnchen
mit einem hochwertigen Kükenaufzuchtsfutter gefüttert.) Bis jetzt ist also noch
kein Mikroflorapräparat bekannt, das an Einmagentiere verfüttert werden kann und
in deren Magea die Proteinsynthese aus nichtproteinischem Stickstoff bewirkt, wie
sie im Pansen der Wiederkäuer vor sich geht.
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Es wurde nun gefunden, daß es möglich ist, auch im Magen der
Einmagentiere ähnliche Bedingungen zu schaffen, so daß die Mikroorggnismen, Protozoen
und proteinbildenden Bakterien im Magen der Einmagentiere eine ähnliche Synthese
hervorrufen, und zwar mit Hilfe von außerhalb des tierischen Körpers gezüchteten
Kulturen, die dann in stabilisierter Form den Futtermitteln beigemischt werden.
Diese lebenden Kulturen, deren Aktivität nur unterbrochen ist und lange Zeit wirksam
bleibt, werden nach Aufnahme der Futtermittel im Magen der Einmagentiere wieder
aktiv.
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Die erfindungsgemäßen Beifuttermittel enthalten außer einem getrockneten
Konzentrat lebender Mikroorganismen aus dem Vormagen von Wiederkäuern mit höchstens
8 bis 12 01, Feuchtigkeit zerkleinerten, getrockneten und gemahlenen
Mutterkuchen mit maximal etwa 10 % Feuchtigkeit und getrocknete Gärungsprodukte
der Milch.
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Unter getrockneten Gärungsprodukten der Milch sind Präparate von acidophilen
Bakterien, wie Milchsäurebakterien der Arten Lactobacillus bulgaricus und Lactobacillus
acidophilus, zu verstehen.
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Unter Mutterkuchen (Placenta) ist das dem Nahrungsaustausch vom Muttertier
zur Frucht dienende Gebilde zu verstehen, das nach der Geburt als Nachgeburt ausgestoßen
wird.
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Die neuen erfindungsgemäßen Beifuttermittel, die im nachstehenden
zur Abkürzung auch »Pronit« genannt werden (Protein und Nitrogene) enthalten alle
im Vormagen der Wiederkäuer vorkommenden Mikroorganismen, und zwar in lebendem Zustand.
Aus diesem Grund muß bei der im folgenden noch beschriebenen Herstellung der Mittel
der Mageninhalt in den Schlachthöfen sofort im Anschluß an die Tötung des Wiederkäuers
entnommen werden.
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Der Mutterkuchen, der ein weiterer Bestandteil des erfindungsgemäßen
Beifuttermittels ist, fördert, wie gefunden wurde, neben Blütenstaub und Ei die
Entwicklung dieser Mikroorganismen am besten.
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Es ist von aller größter Wichtigkeit, daß im Magen der Einmagentiere
der pH-Wert auf einem Niveau gehalten wird, das die Aktivität der Mikroflora nicht
verringert oder gar ganz zerstört. Erfindungsgemäß wird dies durch Zugabe von besonderen
Stabilisatoren in Form von Gärungsprodukten der Milch erzielt. Wie bereits erwähnt,
sind hierunter Präparate von acidopholen Bakterien, wie Lactobacillus bulgaricus
und inbesondere Lactobacillus acidophilus, zu verstehen. Durch diesen Bestandteil
wird ermöglicht, daß die Mikroorganismen des Vormagens der Wiederkäuer im Magen
der Einmagentiere die für sie spezifische Synthese von Proteinen ausführen.
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Es wurde weiterhin gefunden, daß sich gewisse Verbesserungen durch
Zugabe von Spurenelementen, insbesondere Jod, Schwefel und Kobaltverbindungen, erzielen
lassen, Außerdem enthält »Pronit« vorzugsweise als Bestandteil lebende Mikroorganismen
aus dem Hauptmagen von Wiederkäuern, in welchem bereits einige der im Vormagen vorkommenden
Mikroorganismen abgetötet sind, wie z. B. die Ciliata. Weiterhin wurde gefunden,
daß »Pronit« durch Zugabe von Gärstoffen, worunter die bei der Verhefung gebildeten
Produkte zu verstehen sind, insbesondere durch Zugabe von beim Klärungsprozeß des
Biers abgeschleuderten Gärstoffen mit 8 bis 12 0/0 Feuchtigkeit, und/oder
durch Zugabe getrockneter Hefe noch verbessert wird. Diese Gärstoffe,
d. h. die löslichen Hefen der Industrie, enthalten einen großen Teil der
»unbekannten Faktoren« und einige bekannte Faktoren, z. B. Vitamin B12. Solche Stoffe
vermögen, wie gefunden wurde, das
Wachstum der Mikroflora anzuregen.
Vorzugsweise werden diese Gärungsprodukte in voller Aktivität zugesetzt, im Gegensatz
zu der bisherigen Verwendung als Futtermittel, bei welcher es nötig ist, die Aktivität
vorher zu zerstören, um das Auftreten von Verdauungsbeschwerden oder sogar Vergiftungserscheinungen
zu vermeiden. Unter diesen Materialien ist das allerwichtigste das von den Gärungsprozessen
der Bierfabrikation stammende, und zwar nicht nur die sogenannte Bierhefe, sondern
derjenige Teil, der vom Bier während der Ausschleuderung desselben zur Klärung abgetrennt
wird. Diese ausgeschleuderte Masse besitzt noch einen großen Teil lebender Bakterien.
Auf diese Weise dient die bereits abgetötete Hefe den noch lebenden Bakterien als
Nahrung, da sich die noch lebende Hefe ständig vermehrt, weswegen sie als normaler
Futterstoff wegen möglicherweise auftretender Vergiftungserscheinungen nicht zu
verwenden ist, obgleich dieses Ausschleuderungsprodukt etwa 50 "/, an Proteinen
enthält, und zwar mit allen unbedingt nötigen Aminosäuren. Diese Produkte sind ein
erstes Nährmittel für die Ciliata und werden von der enzymatischen Mikroflora sofort
aufgenommen und umgewandelt. Zur Verstärkung des Vermehrungsprozesses dieser besonderen
bei der Verhefung gebildeten Produkte werden dem »Pronit« zweckmäßigerweise ausgewählte
Hefen (Ultrahefe, Saccharomyces) zugesetzt, die ihre größte Aktivität bei einer
Temperatur zwischen 37 und 40'C entwickeln, d. h. also bei der Temperatur
der Warmblüter.
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Die Mengenanteile der Bestandteile der erfindungsgemäßen Beifuttermittel
können schwanken. Vorzugsweise enthält »Pronit« eine größere Menge an Bakterien
aus dem Vormagen der Wiederkäuer, als theoretisch nötig wäre, insbesondere da angenommen
wird, daß die Mikroorganismen des Vormagens auch zur Synthese von Vitamin Bl, befähigt
sind.
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Als besonders zweckmäßig haben sich Beifuttermittel erwiesen, die
folgende Mengenbereiche an Bestandteilen enthalten: 4 bis 10 kg lebende Mikroorganismen
aus dem Vormagen von Wiederkäuern mit 8 bis 12 0/0 Feuchtigkeit, 2
bis 8 kg lebende Mikroorganismen aus dem Hauptmagen von Wiederkäuern mit
8 bis 120/, Feuchtigkeit, 2 bis 8 kg zerkleinerten, gemahlenen und
getrockneten Mutterkuchen mit maximal 10 11/0 Feuchtigkeit, 10 bis
40 kg getrocknete Hefe, 50 bis 80 kg beim Klärungsprozeß des
Biers abgeschleuderte Gärstoffe mit 8 bis 12 0/() Feuchtigkeit,
300 bis 2000 g getrocknete Gärungsprodukte der Milch, 5 bis
30 g Jodkalium in 50 11/,iger wäßriger Lösung, 5 bis 20
g Schwefel in wasserlöslicher Form und 1 bis 6 g Kobalt in
Form einer wasserlöslichen Kobaltverbindung.
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»Pronit« wird Stickstoff in nichtproteinischer Form, wie Harnstoff,
in größeren Mengen beigegeben, wie im folgenden noch näher gezeigt wird.
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Erfindungsgemäß wird »Pronit«wie folgt hergestellt: Die Mikroorganismen
aus dem ersten Magen der Wiederkäuer werden außerhalb des Tierkörpers durch Züchtung
vermehrt, wobei sie bis heute nicht bekannte Aktivitäten entwickeln. Hierbei kann
eine Zugabe anderer Bakterien (Hefe) vorgenommen werden. Die Einhaltung bestimmter
Temperaturen und die Zugabe von den pH-Wert stabilisierenden Substanzen, Spurenelementen
und hochwertigen Nährstoffen wirkt sich auf das Ergebnis günstig aus.
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Die erhaltene Kultur wird dann bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von
höchstens 10 bis 120/, konzentriert. Mutterkuchen wird fein zerkleinert -und
bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von etwa 100/, getrocknet und anschließend mit
dem wie oben beschrieben erhaltenen Kulturprodukt vermischt. Dann werden die getrockneten
Gärungsprodukte der Milch zugesetzt.
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Gegebenenfalls fügt man noch einen oder mehrere der folgenden Bestandteile
zu-. Spurenelemente, lebende Mikroorganismen aus dem Hauptmagen. von Wiederkäuern,
die erhalten werden, indem man den Inhalt des Hauptmagens frisch geschlachteter
Wiederkäuer in der gleichen Weise wie den des Vormagens zu einem Produkt mit einem
Feuchtigkeitsgehalt von nicht über 100/0 aufarbeitet, Gärstoffe, insbesondtre Gärstoffe
aus dem Klärungsprozeß des Bieres, Trokkenhefe, Stickstoff in nichtproteinischer
Form, insbesondere Harnstoff.
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Ein erfindungsgemäß technisches Herstellungsverfahren verläuft vorzugsweise
wie folgt, wobei die optimalen Bedingungen angegeben sind: 1 . Entnahme des
Inhalts des Vormagens der Wiederkäuer in den Schlachthäusern als Basis für eine
Kultur seiner Mikroorganismen außerhalb des Magens und Zusatz entsprechender Nährstoffe;
die Arbeitstemperatur beträgt annähernd 35'C.
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2. Ausschleuderung dieser Kulturen, die einen Gehalt von
15 bis 20 % an durch Vermehrung gezüchteten Mikroorganismen aufweisen
können, bis auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 30 bis 40 0/,. Diese Ausschleuderung
wird ebenfalls bei der normalen Temperatur des Magens der Wiederkäuer vorgenommen.
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3. Trocknung im Vakuum, ebenfalls bei einer Temperatur bis
zu 35 bis 40'C, um den gesamten Feuchtigkeitsgehalt auf etwa 10 bis
120/, herabzusetzen.
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4. In der gleichen Weise wie gemäß Punkt 1 bis 3
wird
auch mit dem Inhalt des Hauptmagens der Wiederkäuer verfahren und das Produkt ebenfalls
auf einen Feuchtigkeitsgrad von nicht mehr als 10 bis 120/, getrocknet.
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5. In der gleichen Weise wird mit dem Mutterkuchen verfahren.
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6. Kultur von Gärstoffen auf geeignetem Nährboden, daran anschließende
Ausschleuderung und Trocknung, genau wie vorher.
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7. Vermischen aller vorhergehend seperat hergestellten Produkte
in Mischmaschinen oder Mühlen-, während dieses Vorgangs werden Milchgärungsprodukte
zugefügt und schließlich Spurenelemente zur Wiederanregung der Tätigkeit aller dieser
Mikroorganismen im Magen der Einmagentiere, wie z. B. Jod, Schwefel und Kobalt in
Form wasserlöslicher Salze. Die erfindungsgemäßen Mittel werden dann mit einem Mehl
oder anderen Produkten als Grundlage vermischt, mit Harnstoff versetzt und als voller
Ersatz für tierische Proteine und teilweise auch als Ersatz für vegetabflische Proteine
Futterstoffen beigemischt, wobei stets der gleiche überraschend gute Erfolg erzielt
wird, Im folgenden wird dies an Hand von Beispielen gezeigt, und die Ergebnisse,
die bei Fütterungen an Einmagentieren erzielt wurden, werden beschrieben.
Die
folgende Zusammensetzung ist ein bevorzugtes erfindungsgemäßes Beifuttermittel,
das zur Abkürzung »reines Pronitt genannt wird:
Ausgeschleuderte Gärstoffe bei Klä- |
rung des Bieres mit maximal |
12 0/0 Feuchtigkeit ............. 350 kg |
Trockene Hefe ................. 100 kg |
Mikroorganismen des Vormagens |
mit 10 0/0 Feuchtigkeit ......... 30 kg |
Mikroorganismen des Hauptmagens 20 kg |
Gärungsprodukte der Milch ...... 1 kg |
Jodkalium in bis zu 500/jger |
Lösung ...................... 20 g |
Schwefel in Salzform ............ lOg |
Kobalt in Form löslicher Salze mit |
einem Metallgehalt von ........ 2,5 g |
Diese Zusammensetzung ist nur ein Beispiel und kann gewissen Änderungen unterworfen
werden.
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Fischmehl kann durch die nachstehende Zubereitung
1 ersetzt
werden.
Sojabohnen oder andere Vegeta- |
bilien mit Proteingehalt ........ 66,250/,) |
Harnstoff ...................... 12,500/0 |
»Reines Pronit« ................. 2,500/0 |
Dicaleiumphosphat .............. 11,250/, |
Caleiumcarbonat ................ 5,000/0 |
Tierische Fette .................. 2,500/0 |
100,000/0 |
Wie ersichtlich ist, enthält die Zubereitung keinerlei tierische Proteine.
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#Pronitt erhöht die Auswertung der vegetabilischen Proteine und ei
öglicht bis zu einem gewissen Grade die Assimilierung von Harnstoff, indem es im
Magen der Einmagentiere den nichtproteinischen Stickstoff in vom Körper aufgenommene
Proteine umwandelt.
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Es wurden ferner Versuche durchgeführt, bei denen folgende Zubereitung
2 Verwendung fand:
Sojabohnen ..................... 57,50/0 |
»Pronitt ........................ 12,50/, |
Harnstoff ...................... . 12,50/0 |
Mineralsalze .................... 17,50/0 |
100,0o/0 |
Es wurden drei Gruppen von
je fünfundzwanzig Küken gebildet und die erste
Gruppe wurde mit der Zubereitung 2 gefüttert. In der zweiten Gruppe wurde d,er Hamstoff
durch Sand ersetzt, und die dritte Gruppe wurde mit einem normalen Futtermittel
für Küken gefüttert, das
10 0/, Fischmehl enthielt. Nach genau
8 Wochen war das Durchschnittsgewicht jeder Gruppe wie folgt:
Normales Futtermittel mit Fisch- |
mehl ....................... 1042,91 g |
Futter mit >Pronitt und Harnstoff 1029,22 g |
Futter mit »Pronit« und Sand .... 1019,94
g |
Wie beobachtet werden kann, ist die Gewichtszunahme der Küken in acht Wochen praktisch
gleich, -doch ist die Zubereitung mit *Pronit« und Harnstoff sehr viel billiger
als diejenige mit Fischmehl; das interessanteste ist jedoch der Anteil an Albumin
pro Kilo Gewichtszunahme, denn dieser war wie folgt:
Futter mit Fischmehl.... 0,536 kg Albumin |
Futter mit »Pronit« und |
Hamstoff ............ 0,432 kg Albumin |
Futter mit »Pronit« und |
Sand ................ 0,448 kg Albumin |
Hierdurch wird bewiesen, daß »Pronit« ein Erzeuger von Protein im Körper der Tiere
ist, und diese Tatsache kann zwei Gründe haben:
1. Eine erhöhte Tätigkeit
der Enzyme, hervorgerufen durch »Pronit«.
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2. Erhöhung des biologischen Wertes der vegetabilischen Proteine im
Futter durch die Tätigkeit der Mikroflora des »Pronit«.
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Dieses Resultat der Tätigkeit des »Pronit« war nicht vorauszusehen
und hat, abgesehen von seiner absoluten Neuheit, eine große ökonomische Bedeutung.
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Versuche mit Schweinen von je fünf Tieren pro Gruppe haben
ergeben, daß die Schweine, welche mit einem Futtermittel mit einem gewissen Prozentsatz
Fischmehl ernährt wurden, und die Tiere der zweiten Gruppe, in welcher das Fischmehl
durch »Pronit« und Harnstoff ersetzt wurde, praktisch denselben Gewichtszuwachs
aufwiesen, doch hat sich beim Schlachten ergeben, daß die Schweine, die ohne Fischmehl
und statt dessen mit »Pronit« und Harnstoff gefüttert wurden, ein feineres Fleisch
mit weniger harten Fasern besaßen und daß die inneren Organe keinerlei Deformierungen
oder Veränderungen aufwiesen, wodurch bewiesen wird, daß die Futterstoffe mit #Pronit«
und Harnstoff, im Gegensatz zu den bisherigen Befunden bei Harnstoff, in jeder Weise
Futtermehle auf der Basis von tierischen Proteinen, wie Fischmehl, Fleischmehl und
Blutmehl, ohne jede Gefahr ersetzen können.
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Andere Versuche, welche vollkommen unabhängig durchgeführt wurden,
haben folgende, noch viel günstigere Resultate ergeben. Es wurden wieder zwei Gruppen
von Schweinen beobachtet, von denen die erste Gruppe mit Futterstoffen unter Zusatz
von »Pronit« und Harnstoff gefüttert wurde und die zweite Gruppe, nach üblicher
Art, mit Fischmehl ernährt wurde: In 81 Tagen hatten die Schweine der ersten
Gruppe 19,5 kg mehr zugenommen als die Schweine der Gruppe, welche in ihrem
Futter 100/, Fischmehl erhielten. Die Gesamtfuttermenge pro Kilogramm produzierten
Fleisches betrug bei der ersten Gruppe nur 3,6 kg gegenüber 4,1
kg bei der zweiten Gruppe. Außerdem ergab sich beim Schlachten der mit #Pronit«
gefütterten Tiere, daß das Fleisch besser qualifiziert wurde. Die Schinken waren
größer und das Fleisch feiner mit weniger Fasern, und die Tiere hatten weniger Fett
angesetzt; die üblichen Abfälle pro Tier betrugen 600 g weniger bei der »Pronit«-Gruppe.
Das Resultat der tierärztlichen Beschau bezüglich des Zustands der mit »Pronit«
ernährten Tiere war das beste, und die inneren Organe waren absolut gesund, insbesondere
auch die Nieren.
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Es wurde noch folgende Zubereitung
3 hergestellt, welche als
Ersatz für Fischmehl in einer Menge von
100/, des gesamten Futters verwendet
wurde.
Sojabohnen .................... 68,250/, |
Harnstoff ...................... 10,000/0 |
#Reines Pronit« ................. 2,50"/, |
Diealciumphosphat .............. 11,250/0 |
Calciumcarbonat ................ 5,00010 |
Tierische Fette .................. 2,500/' |
100,000/, |
Auch mit dieser Zubereitung werden sehr gute Resultate erzielt.
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Sojabohnenmehl ist bevorzugt, doch können auch andere vegetabilische
Mehle mit hohem Proteingehalt verfüttert werden.
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Zusammenfassend kann gesagt werden, daß bisher Tieren Futterstoffe
gefüttert wurden, die von den Tieren direkt assimiliert werden, weshalb es erforder'
lich war, die Nährstoffe in dem Futter genau zu dosieren und essentielle Aminosäure
zuzusetzen, um bestmögliche Ernährung zu erzielen. Erfindungsgemäß werden im Gegensatz
hierzu die Nährstoffe des Futters nicht direkt vom Tier assimiliert, sondern dienen
insgesamt oder zum größten Teil als Nahrung für die Mikroorganisinen,
d. h. für die Mikroflora, die dann im Darin vom Tier absorbiert und verwertet
wird, so daß das eigentliche Futtermittel der Tiere dann diese Mikroflora ist. Diese
neue Art der durch die erfindungsgemäßen Beifuttermittel ermöglichen Futterverwertung
bietet die folgenden Vorteile: 1 . Die tierischen Proteine können voll und
ganz weggelassen werden.
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2. Es ist nicht mehr nötig, Futter mit genau dosierten Bestandteilen
zu verfüttern, bei denen die Menge und Qualität der Aminosäuren die Hauptrolle spielt.
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3. Es ergibt sich eine ganz außerordentliche Verbilligung der
Proteinquellen bei Verwendung industriellen Stickstoffes.
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4. Es wird eine Verbesserung des tierischen Metabolismus erzielt;
nachdem das Tier selbst in die Lage versetzt wird, die nötigen Aminosäuren auf biologischem
Wege im Magen zu synthetisieren, wird nämlich das Anpassungsvermögen des Lebewesens
besonders angereizt.
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So war man z. B. in Hühnerfarmen bisher gezwungen, verschiedenes Futter
zu verabreichen, je
nachdem ob ein schnelles Wachstum, eine Gewichtszunahme
oder hohe Legeleistung erwünscht war; mit dem neuen Produkt ist das nicht mehr nötig,
denn das Geflügel synthetisiert in jeder Phase seines Lebens die Aminosäuren, die
es gerade nötig hat.
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5. Mit »Pronit« können industrielle Nebenprodukte verfüttert
werden, die bisher wegen ihres zu hohen Gehalts an Cellulose unbrauchbar waren;
mit »Pronit« kann die Gesamtfuttermenge 25 bis 30 %
Cellulose enthalten,
die abgebaut und vollkommen verdaulich wird.
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Versuche ergaben folgende Feststellungen-. Rein außerlich betrachtet,
ergibt sich bei Tieren, die Futter mit »Pronit« erhalten, daß sie mit größerem Appetit
fressen und nach Verabreichnung der genau abgemessenen Futtermenge im Gegensatz
zu den Tieren einer Testgruppe sichtlich keine Ermüdung zeigen. Ferner läßt auch
der Leib keine vorübergehenden Anschwellungen erkennen. Der ganze Eindruck von diesen
Tieren ist, daß es besonders schöne Exemplare der Rasse sind im Vergleich mit den
Tieren der Testgruppe.