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Verfahren zum Färben von Polyesterfasern oder solche enthaltendem
Textilgut Das Färben von Polyesterfasern bereitet infolge ihres hydrophoben Charakters
sowie der sehr dichtgepackten Mizellar- bzw. Mikrostruktur erhebliche Schwierigkeiten.
In der Praxis werden Polyesterfasern oder solche enthaltende Textilien einerseits
bei Temperaturen über 100° C gefärbt. Diese HochtempFratur-Färbung erfordert teure
Druckapparaturen und ist mit Unannehmlichkeiten bei der Nuancierung verbunden. Die
Färbung kann andererseits auch mit unweit unter 100° C liegenden Temperaturen durchgeführt
werden, erfordert dann aber die Mitwirkung von verhältnismäßig teuren Hilfsmitteln,
die als Carrier bezeichnet werden. Die gebräuchlichen Carrier, wie o-Phenylphenol,
p-Phenylphenol, Pentachlorphenol, o-Dichlorbenzol, Benzoesäure, Salicylsäure, Salicylsäuremethylester,
ß-Naphthol oder Methylanilin, besitzen eine Reihe von unerwünschten Eigenschaften
und geben zu störenden Nebenerscheinungen Veranlassung. Erwähnt sei Giftigkeit,
unangenehmer Geruch, Veranlassung zu Hautreizungen, schweres Auswaschen aus den
gefärbten Textilien, Beeinflussung der Echtheitseigenschaften, insbesondere der
Lichtechtheit der Färbungen. Manche Carrier sublimieren bei den Färbetemperaturen
oder sind dabei mit Wasserdampf flüchtig, schlagen sich an den kälteren Teilen der
Färbeapparate nieder, tropfen dann auf die Ware und veranlassen störende Fleckenbildungen.
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Es wurde nun gefunden, daß man Polyesterfasern oder solches enthaltendes
Textilgut bei unterhalb 100° C liegenden Temperaturen ohne Mitverwendung der bisher
gebräuchlichen Carrier mit ausgezeichneten Erfolgen färben kann, wenn man die Färbung
in Gegenwart von Dimethylphthalat durchführt. Dieser Phthalsäureester zeigt keine
der vorstehend erwähnten störenden und unangenehmen Eigenschaften und Wirkungen
der bisher verwendeten Carrier. Er läßt sich im wäßrigen Färbebad einwandfrei zu
Emulsionen verrühren, die auch bei hohen Färbetemperaturen, z. B. 99° C, stabil
sind, und vermittelt die rasche und gleichmäßige Aufnahme von Dispersionsfarbstoffen,
Sie für das Färben von Polyesterfasern geeignet sind.
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Der Phthalsäuredimethylester kann den Färbebädern in bereits emulgierter
Form einverleibt werben oder auch in die Färbebäder einemulgiert werden. Dies hat
den Vorzug, daß bei den Färbetemperaturen, iie knapp unter 100° C liegen, keine
Ausscheidungen ius dem Emulsionsverband stattfinden. Das Färbebad )leibt homogen.
Das bei vielen gebräuchlichen Car-.-iern auftretende Ausflocken oder Entmischen
findet licht statt. Das vorliegende, mit Zusätzen von Dinethylphthalat arbeitende
Verfahren gestattet die Erzeugung von Färbungen mit beliebigen und insbesondere
auch tiefen Farbnuancen.
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Der Phthalsäuredimethylester kann auch zur Vorbehandlung der zu färbenden
Polyesterfasern oder solche enthaltender Gebilde benutzt werden. Man kann die Gebilde
z. B. mit wäßrigen Flüssigkeiten, die Phthalsäuredimethylester enthalten, etwa 2
Stunden vorbehandeln, dann vom äußerlich anhaftendem Phthalsäureester befreien,
trocknen und dann in einem wäßrigen Färbebad behandeln, das Dispersionsfarbstoffe,
aber keine Zusatzstoffe, wie gebräuchliche Carrier, enthält. Durch etwa zweistündiges
Färben bei Temperaturen, die knapp unter 100° C liegen, kann man auch auf diese
Weise einwandfreie Färbungen erhalten.
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Schließlich besteht auch noch die Möglichkeit, die zu färbenden Gebilde
zunächst einer Vorbehandlung mit Phthalsäuredimethylester, z. B. mit einer Emulsion
von Dimethylphthalat, zu unterwerfen und die Gebilde alsdann ohne zu spülen oder
zu extrahieren in demselben Bad mit Farbstoffen bei Temperaturen, die knapp unter
100° C liegen und keine gebräuchlichen Carrier enthalten, auszufärben.
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Die erfindungsgemäß erzeugten Färbungen besitzen gute Egalisierung
und sehr gute Echtheitseigenschaften.
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Auch Textilien, die Polyesterfasern, z. B. in Form von Mischgeweben
oder Mischgespinsten enthalten, können erfindungsgemäß gefärbt werden. Es hat sich
gezeigt, daß das Färben von Textilien, die neben Polyesterfasern Wolle, z. B. im
Verhältnis 55: 45 enthalten, unter Einsatz von Phthalsäuredimethylester
einwandfrei
durchgeführt werden kann. Die Färbung kann für beide Faserarten »Ton in Ton« homogen
bzw. egal durchgeführt werden; man kann aber auch die Polyesterfaseranteile vorfärben
und nach Zwischenspülen usw. die Wolle in einem zweiten Bad nach üblichen Methoden
mit hierfür gebräuchlichen Farbstoffen färben oder auch die letzteren in das erste
Färbebad einbringen und somit die beiden Komponenten des Gewebes einbadig »Ton in
Ton« oder gewünschtenfalls auch in verschiedenen Farbtönen färben.
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Im Chemischen Zentralblatt, 1958, S. 11374, ist ausgeführt, daß 28
Sorten von Überträgern untersucht worden seien. Als neue Überträger wurden dabei
Diäthylterephthalat und Dimethylterephthalat verwendet und Dimethylterephthalat
als am besten geeignet bezeichnet.
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Terephthalsäuredimethylester ist eine feste Substanz mit einem Schmelzpunkt
von 140,8° C, welche die Carboxyigruppen in 1,4-Stellung enthält.
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Dieser Ester ist mit Wasserdampf flüchtig und sublimiert bei Kochtemperatur
aus wäßrigen Lösungen. Diese Eigenschaften sind physiologisch nicht unbedenklich
und führen zu Änderungen :der Konzentration des Färbebades.
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Vergleichsversuche, bei denen Gewebeproben aus Polyesterfasern unter
gleichen Bedingungen gefärbt worden sind, haben gezeigt, daß die Farbstoffaufnahme
beim. Einsatz von Terephthalsäuredimethylester als Hilfsmittel nur etwa 60 bis 65
% der Menge beträgt, die beim Einsatz von Phthalsäuredimethylesster aufgenommen
wird. Aus dem Bekanntsein der Verwendbarkeit von Terephthalsäuredimethylester konnte
nicht geschlossen werden, daß Phthalsäuredimethylester, welcher die veresterten
Carboxylgruppen in 1,2-Stellung enthält, flüssig ist und einen Siedepunkt von 160
bis 1b4° C aufweist, besondere Vorteile bietet und nicht die unangenehmen Wirkungen
aufweist, die dem Dimethylterephthalat zukommen.
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Beispiel 1 Zur Färbung eines aus Polyesterfasern bestehenden Gewebes
wird ein Volumteil Phthalsäuredimethylester mit einem Volumteil einer 5 0fgen wäßrigen
Lösung eines nichtionogenen Emulgators, z. B. eines Polyglykoläthers eines aromatischen
Fettsäureamids unter Durchführen emulgiert. Das Färbebad wird so angesetzt, daß
es pro Liter Wasser 10 g dieser Emulsion enthält und 3 % eines Dispersionsfarbstoffes
aus der Azo-Reihe, z. B. Cellitonechtorange GR (Colour Index, 2. Auflage, 1956,
C.1. Nr. 11005), bezogen auf das Gewicht des aus Polyesterfasern bestehenden Gewebes
zugefügt werden. Mit diesem Färbebad wird bei einem Flottenverhältnis von 1 : 50
etwa 2 Stunden lang kochend gefärbt. Anschließend wird wie üblich gespült, geseift,
wieder gespült und getrocknet. Man erhält eine gleichmäßige Tiefenfärbung von homogener
Beschaffenheit.
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Beispiel 2 Ein Textilgewebe aus 55*0lo Polyesterfasern und 45% Wolle
wird im Flottenverhältnis von 1: 100 in einem Färbebad behandelt, das pro Liter
10g einer Emulsion enthält, die aus Phthalsäuredimethylester und einer 51D/eigen
wäßrigen Lösung eines Oxäthylierungsproduktes nichtionogener Beschaffenheit, im
Verhältnis 1:1 sowie 1 g pro Liter Ammoniumacetat besteht und 610% an Dispersionsfarbstoffen
und 3% eines 1:2 Metallkomplexfaxbstoffes enthält. In diesem Färbebad wird 2 Stunden
lang kochend gefärbt, anschließend gespült, geseift und getrocknet. Man erhält ein
Produkt, bei dem die beiden Faserkomponenten des Mischgewebes »Ton in Ton« homogen
gefärbt sind.