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Beleuchtungseinrichtung für eine gegen Reflexblendung geschützte Schaltwarte
Bei der Errichtung von Schaltwarten für Kraftwerke, größere Schaltstationen usw.
ist der Verhinderung der Reflexblendung, worunter man die Spiegelung des Tageslichtes
und des künstlichen Lichtes in den Abdeckscheiben der Meßinstrumente versteht, besonderes
Augenmerk zu schenken. Da das Maß für die Reflexblendung von der Leuchtdichte der
die Blendung auslösenden Lichtquelle und von dem Kontrast zu ihrer Umgebung abhängt,
ergibt sich, daß die Reflexblendung durch Kunstlicht bei sachgemäßer Ausführung
wesentlich geringer ist, als die durch Tageslicht verursachte.
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Es ist verhältnismäßig einfach, bei Kunstlichtbeleuchtung eine Reflexblendung,
die bekanntlich das Ablesen des Zeigerstandes auf den Meßinstrumenten sehr erschwert
oder gar unmöglich macht, zu vermeiden, indem man eine möglichst großflächige diffuse
Lichtquelle mit geringer Leuchtdichte vorsieht oder aber die Anordnung eines schmalen
Lichtbandes wählt, das in geringem Abstand von der Bedienungstafel und parallel
zu ihr verläuft, so daß die auf die Abschlußscheiben der Instrumente auffallenden
Lichtstrahlen gemäß dem Reflexionsgesetz in gegenüber der Bedienungstafel flachen
Winkel nach dem Fußboden hin reflektiert werden und somit auf das Bedienungspersonal
niemals blendend wirken können.
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Wesentlich schwieriger ist es, die durch das einfallende Tageslicht
mit weit größerer Leuchtdichte hervorgerufene Reflexblendung zu verhindern. Es sind
daher auch zahlreiche Maßnahmen bekanntgeworden, die die Reflexblendgefahr jedoch
nur mehr oder weniger erfolgreich abwenden konnten. Vielfach hat man nur eine Abschwächung
der Reflexblendung erzielt, so z. B. durch Tieftonätzung, d. h. leichte Mattierung
der Außenseite der Instrumenten-Abschlußscheiben; eine ähnliche Wirkung brachten
blau beschichtete Glasscheiben in den Meßinstrumenten. Ferner wurde vorgeschlagen,
die Skalen mit in den Instrumenten befindlichen Lampen zu beleuchten, wobei allerdings
die Leuchtdichte der Skalen die der Spiegelung annähernd erreichen müßte, was bei
den hohen Tageslichtwerten aber nicht möglich ist. Im besten Falle lassen sich also
ungenügende Milderangen der Reflexblendung erzielen.
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Das Austauschen der senkrecht eingesetzten Abschlußscheiben der Instrumente
gegen Glas- bzw. Plexiglashauben mit schräg gestellter Vorderfläche, bringt zwar
günstige Ergebnisse, erfordert jedoch einen entsprechenden Kostenmehraufwand. Ähnliche
Verhältnisse ergeben sich, wenn man die gesamte Bedienungstafel geneigt anordnet
oder gar polarisierte Abschlußscheiben in die Meßinstrumente einbaut, wozu der Beschauer
dann aber mit einer polarisierten Brille ausgerüstet sein muß.
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In begrenztem Maße können Tageslicht-Reflexblendungen auch durch seitliche
Anordnung der Fenster hinter dem Bedienungspersonal vermieden werden. Eine solche
Grundrißaufteilung ist jedoch selten möglich, und man wird sie im allgemeinen ablehnen,
da sie eine unwirtschaftliche Raumausnutzung mit sich bringt. Eine durchaus vollwertige
Lösung würde erzielt, wenn man die Schaltwarte ohne Fenster aufbauen und nur mit
künstlichem Licht beleuchten wollte; diese Anordnung würde jedoch der neuzeitlichen
Auffassung über die psychologische Ausgestaltung von Arbeitsräumen widersprechen.
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Mit der Erfindung wird ein neuer Weg beschritten. Sie betrifft eine
Beleuchtungseinrichtung für eine gegen Reflexblendung geschützte Schaltwarte, deren
Bedienungstafel gegenüber der Fensterreihe oder seitlich davon angeordnet ist und
die durch ein an der Raumdecke angebrachtes, in geringem, gleichem Abstand von der
Bedienungstafel verlaufendes Lichtband künstlich beleuchtet wird. Die Erfindung
besteht darin, daß das durch die Fenster einfallende Tageslicht durch an sich bekannte
lichtdämpfende Mittel abgeschwächt und die durch das zusätzliche künstliche Licht
erzeugte Beleuchtungsstärke der durch das veränderliche einfallende Tageslicht hervorgerufenen
Beleuchtungsstärke mittels einer an sich bekannten Einrichtung angepaßt werden.
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Lichtdämpfende Mittel, die durch Fenster einfallendes Tageslicht abschwächen,
sind bereits bekannt. So z. B. hat man bei Beleuchtungseinrichtungen für Wohn- und
Arbeitsräume, die gleichzeitig
mit künstlichem und mit Tageslicht
aufgehellt wurden, Farbfilter in den Fensteröffnungen angeordnet, die das in den
Raum dringende Tageslicht in seiner spektralen Zusammensetzung derjenigen des künstlichen
Lichtes anpassen sollten. Weiterhin hat man bereits lichtdämpfende Einrichtungen
an den Fenstern angebracht, die etwa wie aufrollbare Vorhänge beschaffen waren und
verstellbare Leisten aufwiesen, die nach außen hin eine polierte, reflektierende
Oberfläche trugen, während sie auf der Rückseite diffus wirkten. Zwecks Abschwächung
des durch Oberlichtfenster einfallenden Tageslichtes hat man in Bildgalerien, Museen,
Laboratorien u. dgl. ebenfalls schon über entsprechend gelagerte Walzen einstellbare
Vorhänge angeordnet. Für die Beeinflussung der Tageslichtbeleuchtung in Schulräumen
hat man bereits verschiedenartige Lösungen geschaffen. In bekannter Weise hat man
z. B. hinter einer von der Decke bis zur Fensterbank sich erstreckenden Verglasung
Innenabschirmungen nach Art von hochziehbaren Rollos angeordnet oder aber man hat
außen, also vor dem Klarglasfenster, sich auf Streben abstützende, nach vorn geneigte
Schirme vorgesehen.
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Nach einer anderen bekannten Ausgestaltung besteht die Fensterverglasung
aus einer strahlenbrechenden Glasblockwand, die zwischen ihrer Unterkante und der
Fensterbank einen Sichtstreifen für den Blick nach außen enthält. Den Sichtstreifen
als Oberlicht auszubilden, ist ebenfalls bekannt. Für die Aufhellung von Innenräumen
durch Tageslicht hat man auch Kunststoffhauben in die Decke eingebaut. Weiterhin
hat man gegen Sonnenlichteinfall unter 45° besondere Überhänge angebracht und bei
niedrigerem Sonnenstand und zur Verdunklung von Räumen Vorhänge verwendet. Schließlich
hat man auch schon bei mit künstlichem und mit Tageslicht ausgeleuchteten Räumen
an der Decke gleichmäßige, horizontal verlaufende Flächen angeordnet und zwecks
guter
Sichtangleichung nach außen Fenster vorgesehen.
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Vom Tageslicht beeinflußte Regeleinrichtungen, die im Bedarfsfalle
künstliches Licht an gewünschter Stelle oder in einem Raum zu- oder abschalten,
sind ebenfalls bekannt. So hat man beispielsweise die Beleuchtung eines Straßentunnels
zur Vermeidung von schädlichen Lichtkontrasten an den Einfahrstellen an die jeweilige
Tageshelligkeit automatisch angeglichen. Die Durchführung dieser Maßnahme erfolgt
durch Fotozellen, deren Impulse die Beleuchtung über Verstärker steuern. Für das
Ein- bzw. Abschalten von Beleuchtungseinrichtungen auf Straßen, an Brücken, Bahnschranken,
auf Flugplätzen, Fabrikhöfen u. dgl. verwendet man auch bereits sogenannte Dämmerungsschalter,
deren Fotozelle über Kaltkathodenröhren bei Einbruch der Dunkelheit oder in der
Morgendämmerung den gewollten Schaltvorgang ausführen. Mit entsprechenden Zusatzeinrichtungen
kann hierbei auch die automatische Beleuchtungssteuerung den effektiv herrschenden
Witterungsverhältnissen angepaßt werden.
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Wie dem vorstehend genannten Stand der Technik zu entnehmen ist, sind
daher Beleuchtungseinrichtungen bekannt, die entweder lichtdämpfende, die Schwächung
des Tageslichtes bewirkende Mittel oder vom Tageslicht beeinflußte Regeleinrichtungen
aufweisen. Die Verwendung derartiger Beleuchtungseinrichtungen erfolgt jedoch nur
in Gemäldegalerien, Fabrikanlagen u. dgl., aber nicht in gegen Reflexblendung geschützten
Schaltwarten, in denen die Beleuchtungseinrichtung= gemäß der Erfindung derart ausgebildet
ist, daß eine zweckmäßige Ausnutzung und individuelle Anpassung an die geforderten
Verhältnisse, sowie niedrige Gestehungskosten und eine einfache leichte Bedienung
erzielt werden.
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Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die Möglichkeit der Angleichung
der vom künstlichen Licht erzeugten Beleuchtungswerte an die des Tageslichtes. Besonders
vorteilhaft erfolgt diese in bekannter Weise vollautomatisch, und zwar derart, daß
die Beleuchtungsstärke des Tageslichtes dauernd oder in Abständen auf eine oder
mehrere Selenzellen einwirkt, die ihrerseits ein Steuergerät beeinflussen, das die
Beleuchtungsstärke des künstlichen Lichtes stufenlos zu- oder abnehmend verändert.
Die Regelung wird zweckmäßigerweise von abends bis morgens bei einem einstellbaren
Mindestwert der Beleuchtungsstärke, beispielsweise von etwa 200 Lux, ebenfalls automatisch
außer Funktion gesetzt. Der Maximalwert der vom künstlichen Licht erzeugten Beleuchtungsstärke
hängt von dem gewünschten Grad der Unterdrückung des Tageslichtes ab; es empfiehlt
sich, ihn für die -hellste Jahreszeit ausreichend zu be messen.
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In vorteilhafter Weise ist weiter vorgesehen, daß die Regelung der
durch das künstliche Licht an den Meßinstrumenten erzeugten Beleuchtungsstärke wahlweise
automatisch oder von Hand erfolgt. Damit ist die Möglichkeit geschaffen, im Bedarfsfalle
die Vollautomatik zu unterbrechen und die Angleichung der Beleuchtungsstärke von
Hand vorzunehmen. Dies wird mitunter notwendig sein, da die Störung durch Tageslichtblendung
rein subjektiv, d. h. von den einzelnen Betroffenen unterschiedlich, empfunden wird.
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Für die Abdämpfung des einfallenden Tageslichtes ist es günstig, verschiedenartige
an sich bekannte Mittel anzuwenden. So z. B. eignen sich besonders durchsichtige,
in geeignetem Maße dunkel eingefärbte Glasscheiben, die an hellen Tagen eine ausreichende
Dämpfung des Tageslichtes bewirken, an trüben Wintertagen dagegen die Sicht nach
außen nicht allzu sehr beeinflussen. Zusätzlich können diese Glasscheiben außen
so verspiegelt sein, daß sie die Sicht nach außen nicht behindern und daß die architektonische
Wirkung des Gebäudes an der Außenseite nicht durch große dunkle Flächen beeinträchtigt
wird. Die dunkel eingefärbten Glasscheiben werden sich an heißen Tagen stärker erwärmen
als normale Scheiben. Bei plötzlicher Abkühlung kann es dann infolge innerer Spannungen
dazu kommen, daß eine Scheibe zerspringt. Deshalb entscheidet man sich zweckmäßigerweise
für weniger empfindliche Verbund-Sicherheitsglasscheiben mit farbiger Zwischenschicht;
diese bieten auch Schutz gegen herunterfallende, Passanten gefährdende Splitter.
Als lichtdämpfende Mittel können auch in Einfallrichtung vor oder hinter den Glasscheiben
angeordnete, verstellbare Jalousien, in Verbindung mit dunkel eingefärbten Scheiben,
angewendet werden. An Stelle einer Jalousie oder zusätzlich zu dieser läßt sich
ebenfalls mit gutem Erfolg eine aufrollbare, dunkel eingefärbte, durchsichtige Kunststoffolie
anbringen.
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Bei der beschriebenen Anordnung handelt es sich um eine zweckmäßige
Einrichtung, die außer in Schaltwarten auch in beliebigen anderen Räumen Verwendung
finden kann, in denen bei sinngemäß gleicher Anordnung der natürlichen und künstlichen
Lichtquellen und der zu beobachtenden Gegenstände
oder Flächen eine
unerwünschte Reflexblendung durch einfallendes Tageslicht auftritt. Es können also
auf Grund der Erfindung auch in bereits vorhandenen Räumen, in denen sich beleuchtungstechnische
Mängel der beschriebenen Art zeigen, noch nachträglich geeignete Beleuchtungsverhältnisse
geschaffen werden.
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Die Erfindung ist auf der Zeichnung veranschaulicht, und zwar gibt
Fig. 1 einen Querschnitt durch eine beispielsweise Ausführung einer erfindungsgemäßen
Schaltwarten-Beleuchtungseinrichtung wieder, während Fig. 2 den Grundriß derselben
darsteLt.
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Der Mittelteil 1 der Bedienungstafel ist als Bogenstück gegenüber
der Fensterreihe 2 errichtet; er enthält die Überwachungsorgane für den übergeordneten
und daher wichtigsten Teil der Anlage. Die untergeordneten Anlageteile sowie die
allgemeinen Überwachungsfelder sind in dem linken Seitenteil 3 bzw. in dem rechten
Seitenteil 4 untergebracht. Mit 5 sind die Türen bezeichnet. Im Innenraum 6 der
Schaltwarte ist der Schreibtisch 7 für das Bedienungspersonal aufgestellt. Das strichpunktiert
umrandete Feld 8 gibt die in der Raumdecke eingelassene Anlage für die künstliche
Beleuchtung wieder, die in Form eines Bandes parallel zu den einzelnen Teilen 1,
3 und 4 der Bedienungstafel deshalb in geringem Abstand verläuft, weil ihre die
Abschlußgläser der Meßinstrumente 9 treffenden Lichtstrahlen entsprechend dem Einfallswinkel
steil nach unten geworfen werden, wie aus dem schraffiert dargestellten Reflexionsbereich
11 ersichtlich ist. Der Bedienende kann also praktisch von jeder Stelle des
Schaltwarteninnenraumes aus die Meßinstrumente 9 ablesen und dabei sogar dicht vor
die Bedienungstafel 1 treten, ohne daß sein Auge 10 in den Reflexblendungsbereich
des künstlichen Lichtes gelangt.
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Der durch das einfallende Tageslicht hervorgerufene Blendungsbereich
erstreckt sich nahezu auf den gesamten Raum, er ist daher in der Zeichnung nicht
besonders dargestellt. Zwecks Änderung, d. h. Abschwächung, des in den Schaltwarteninnenraum
6 einfallenden Tageslichtes sind in der äußeren Abschlußebene der Fensteröffnung
in der Gebäudewand beispielsweise dunkel eingefärbte Verbund-Sicherheitsglasscheiben
12 eingesetzt, und vor oder hinter diesen ist zur weiteren Abschwächung des Tageslichtes
eine verstellbare Jalousie 14 angebracht, die beliebig weit herabgelassen werden
kann. Außerdem ist die Anordnung einer eingefärbten aufrollbaren Kunststoffolie
13 veranschaulicht. Den jeweiligen Erfordernissen entsprechend kann der gezeigte
Aufbau der Dämpfungsmittel für das Tageslicht in gleicher Weise oder in Teilanordnungen
gewählt werden.