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Rundfunkempfänger für zweikanalige Ubertragung mindestens bei Schallplattenwiedergabe
Es sind Rundfunkempfänger bekannt, die für eine einkanalige Wiedergabe der Rundfunksendungen
und eine zweikanalige Wiedergabe von Stereoschallplatten bestimmt sind. Bei Stereowiedergabe
wird der auf der einen Seitenwand des Empfängers angeordnete Lautsprecher für die
mittleren und hohen Töne an den Niederfrequenzverstärker des einen Kanals und der
auf der anderen Seitenwand befindliche gleichartige Lautsprecher an den Niederfrequenzverstärker
des anderen Kanals angeschaltet, während dem auf der Vorderwand des Empfängers befindlichen
Lautsprecher oder den betreffenden Lautsprechern nur die tiefen Töne bis etwa 300
Hz aus beiden Kanälen über Frequenzweichen zugeführt werden. Außerdem ist noch die
Möglichkeit vorgesehen, mittels Stecker je einen zusätzlichen Lautsprecher für die
mittleren und hohen Töne anzuschließen, die in größeren Abständen zu beiden Seiten
des in der Mitte angeordneten Empfängers aufzustellen sind. Eine solche Anordnung
ist zwar für eine hochwertige Wiedergabe gut geeignet, jedoch entsprechend kostspielig.
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Durch die Literatur ist auch eine einfachere, weniger aufwendige Ausführungsform
bekanntgeworden (Radio Mentor, 1957, S.617 bis 620, insbesondere S. 618, dritter
Absatz). Hiernach wird ein vorhandener Rundfunkempfänger für den einen Kanal verwendet
und der andere Kanal auf die mittleren und hohen Töne beschränkt. Mit dieser Anordnung
kann aus dem unten genannten Grunde keine genügend gute stereophonische Wiedergabe
erzielt werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen trotz geringen Aufwandes
guten Rundfunkempfänger für zweikanalige Übertragung, mindestens bei Schallplattenwiedergabe,
zu schaffen. Wie bei der zuletzt beschriebenen bekannten Anordnung wird außer dem
Rundfunkempfänger mindestens ein zusätzlicher, getrennt aufzustellender Lautsprecher
für die mittleren und hohen Frequenzen des zweiten Kanals benutzt. Erfindungsgemäß
wird jedoch der Lautsprecher des Rundfunkempfängers bzw. sein Tieftonlautsp:recher
mit den tiefen Frequenzen bis etwa 300 Hz aus beiden Kanälen über elektrische Weichen
gespeist, während diesem Lautsprecher und gegebenenfalls dem oder den Mittel-Hochton-Lautsprechern
des Empfängers die mittleren und hohen Frequenzen nur aus dem ersten Kanal zugeführt
werden.
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Bei dieser erfindungsgemäßen Anordnung (Fig. 1) steht also auf der
einen Seite, z. B. auf der rechten Seite, das Rundfunkgerät, welches die mittleren
und hohen Töne des einen Kanals und die tiefen Töne beider Kanäle abstrahlt, und
auf der anderen (linken) Seite der Zusatzlautsprecher für die mittleren und hohen
Töne des anderen Kanals. Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß trotz dieser
unsymmetrischen Anordnung praktisch die gleiche Wirkung wie mit der anfangs beschriebenen
symmetrischen Anordnung erzielt wird, weil die tiefen Töne bis zu etwa 300 Hz mangels
Richtwirkung nichts zum stereophonischen Effekt beitragen. Trotzdem werden vom Zuhörer
die Musikinstrumente für die tiefen Töne richtig geortet, weil er die Ortung unbewußt
auf Grund der immer vorhandenen Oberschwingungen der tiefen Töne vornimmt. Man kann
die richtige Ortung dadurch unterstützen, daß man den Rundfunkempfänger rechts aufstellt,
weil bei der klassischen Orchesteraufstellung die tiefer klingenden Instrumente
im allgemeinen rechts und die heller klingenden Instrumente links angeordnet- sind.
Es ist jedoch auch ohne weiteres möglich, z. B. durch Vertauschen (Umschalten) der
Tonabnehmeranschlüsse, den Empfänger auf der linken Seite aufzustellen. In beiden
Fällen kann ein echter stereophonischer Eindruck nur dadurch erzielt werden, daß
die tiefen Frequenzen beider Kanäle dem Tieftonlautsprecher des Rundfunkempfängers
zugeführt werden. Würden dagegen wie bei der oben beschriebenen vereinfachten bekannten
Anordnung nur die tiefen Frequenzen des einen Kanals zum Tieftonlautsprecher des
Rundfunkempfängers geführt, so würde sich ein falscher Eindruck ergeben, weil der
Schallanteil der tiefen Frequenzen, der nur oder hauptsächlich die Mikrofone des
anderen Kanals erreicht, nicht oder zu schwach wiedergegeben wird.
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Eine wesentliche Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß der
zusätzliche, insbesondere in den Rundfunkempfänger eingebaute Verstärker für den
zweiten Kanal (2 in Fig. 2) eine nur für die Leistung der mittleren und hohen Frequenzen
dieses Kanals bemessene, kleinere Endstufe als der eigentliche Rundfunkempfänger
für den ersten Kanal hat und daß die tiefen Frequenzen aus dem zweiten Kanal vor
dessen
Endstufe über eine nur aus Widerständen und Kondensatoren
bestehende Frequenzweiche abgezweigt und zur Endstufe des Rundfunkempfängers geführt
werden. Durch die Abzweigung vor der Endstufe wird gegenüber der heute üblichen
Schaltung die Verwendung einer Endstufe kleinerer Leistung für den zweiten Kanal
ermöglicht, und es werden die sonst hinter den Endröhren erforderlichen Drosseln
in den Frequenzweichen erspart. Eine solche Vereinfachung ist auch bei symmetrischer
Anordnung der Lautsprecher möglich, z. B. nach Fig. 4 oben.
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Eine Verbesserung der Erfindung bezieht sich darauf, die Endröhre
des zusätzlichen Kanals auch beim einkanaligen Betrieb mitauszunutzen (Fig. 3).
Gemäß einer anderen Verbesserung ist der Empfänger so eingerichtet, daß mit ihm
wahlweise auch die anfangs be schriebene symmetrische Anordnung aufgebaut werden
kann (Fig. 4).
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In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt.
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Fig. 1 zeigt den Grundgedanken der Erfindung und Fig. 2 die zugehörige
Schaltung; Fig. 3 bezieht sich auf die erwähnte Verbesserung betreffend die Ausnutzung
der Endröhre des zusätzlichen Kanals; in Fig.4 ist die erwähnte wahlweise symmetrische
und unsymmetrische Anordnung dargestellt.
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Bei der folgenden Beschreibung der Zeichnung werden der Einfachheit
halber die mittleren und hohen Töne zusammen als hohe Töne bezeichnet. Es wird also
nur zwischen den tiefen Tönen bis etwa 300 Hz und den hohen Tönen oberhalb von etwa
300 Hz unterschieden. Die Tieftonlautsprecher sind mit T bezeichnet. T12 soll bedeuten,
daß der Tieftonlautsprecher von beiden Kanälen 1 und 2 gespeist wird. Die Hochtonlautsprecher
sind mit H bezeichnet. Hl bedeutet einen Hochtonlautsprecher für den Kanal
1, und H2 bedeutet einen Hochtonlautsprecher für den Kanal 2. Sinngemäß ist
ein mit T12Hi bezeichneter Lautsprecher ein solcher, der die tiefen Frequenzen beider
Kanäle 1 und 2 und die hohen Frequenzen des Kanals 1 erhält.
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In Fig. 1 ist rechts der Empfänger E aufgestellt, der in diesem Beispiel
nur einen einzigen Lautsprecher T"Hi enthält. Der links aufzustellende Hochtonlautsprecher
H2 wird über eine Leitung und eine Steckverbindung mit dem Empfänger verbunden,
Wie oben bereits beschrieben, hat eine solche unsymmetrische Anordnung praktisch
die gleiche Wirkung wie eine symmetrische Anordnung, weil die tiefen Töne keine
Richtwirkung haben. Der Vorteil dieser Anordnung liegt nicht nur in dem geringen
Aufwand, sondern auch darin, daß ihre Verwendung auch in kleineren Räumen ermöglicht
wird.
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Fig.2 zeigt die zur Fig.1 gehörige Schaltung. Links oben sind die
Antenne A und der Empfangsteil D dargestellt, der eine Mischstufe, den ZF-Teil und
den Demodulator enthält. Links unten ist der Stereotonabnehmer ST an einen Vorverstärker
V, enthaltend eine Doppeltriode, angeschlossen. Nun folgt ein Schalter S, der in
der dargestellten Stellung auf stereophonische Schallplattenwiedergabe geschaltet
ist. In der anderen Stellung ist mindestens der Kanal 1 an den Empfangsteil D geschaltet.
Beide Kanäle 1
und 2 werden in bekannter Weise mit einem doppelten Lautstärkeregler
L geregelt. In beiden Kanälen folgt eine NF-Vorstufe Ni bzw. N2 und dann eine Endstufe
El bzw. E2. Wie der Pfeil andeutet, werden die tiefen Frequenzen des Kanals 2 über
ein vor die Endstufe E2 geschaltetes Filter mit einem Tiefpaß FT zum Kanal
1 mit der Endstufe Ei hinübergeführt, damit sie vom Lautsprecher T12H1 des Empfängers
abgestrahlt werden. Das Filter FH läßt dagegen nur die hohen Frequenzen über
die Endstufe E2 zum Lautsprecher H2 durch. In der Endstufe E2 sitzt eine Röhre kleinerer
Leistung, weil sie nur die hohen Frequenzen oberhalb von 300 Hz zu verarbeiten braucht.
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Fig. 3 unterscheidet sich von Fig.2 nur dadurch, daß im Empfänger
selbst noch ein Hochtonlaut Sprecher H vorhanden ist, z. B. auf der Vorderwand des
Empfängers. Dies hat den folgenden Zweck: Der Empfänger kann auch ohne den Zusatzlautsprecher
H2 betrieben werden, wenn nur Einkanalübertragung verlangt wird, jedoch die Möglichkeit
eines späteren Zweikanalbetriebes offengelassen werden soll. Dann würde aber die
Endröhre E2 des Kanals 2 leer laufen. Um diese Röhre bei Einkanalwiedergabe auszunutzen,
wird in Fig. 3 der Zusatzlautsprecher H eingebaut, dessen Zuleitungen aus dem Gerät
herausgeführt sind und wahlweise in die oberen Steckbuchsen bei Zweikanalwiedergabe
oder in die unteren Steckbuchsen bei Einkanalwiedergabe eingesteckt werden können.
Ist also der Zusatzlautsprecher H2 noch nicht vorhanden, so wird die Sprechleistung
der Endröhre E2 im Lautsprecher H ausgenutzt. Wird später der Zusatzlautsprecher
H2 angeschaltet, so werden die Zuleitungen des Lautsprechers H für Zweikanalwiedergabe
umgesteckt.
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In Fig.4 oben ist die anfangs beschriebene bekannte symmetrische Anordnung
dargestellt. Der Lautsprecher T12 wird mit den tiefen Frequenzen aus beiden Kanälen
gespeist. Für die hohen Töne ist je ein abgesetzter Lautsprecher Hl bzw. H2 und
ein eingebauter Lautsprecher hl bzw. lag vorgesehen. Der Empfänger erhält einen
Schalter oder eine Umsteckeinrichtung (gegebenenfalls genügt auch eine Lötösenleiste),
die eine wahlweise Verwendung des Empfängers in der erfindungsgemäßen unsymmetrischen
Anordnung erlaubt, wenn z. B. der zur Verfügung stehende Raum nicht ausreicht oder
nur ein einziger Zusatzlautsprecher H2 gewünscht wird. Der Schalter kann so ausgebildet
sein, daß er die folgenden drei Arten der Lautsprecheranschlüsse zuläßt: a) »Klassische«
Aufstellung, d. h., der Rundfunkempfänger befindet sich nach Fig. 4 oben in der
soeben beschriebenen Weise in der Mitte.
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b) Der Empfänger E wird auf die rechte Seite gestellt und auf der
linken Seite ein Stereo-Zusatzlautsprecher H2 aufgebaut. In diesem Fall muß der
nach links strahlende, in den Empfänger fest eingebaute Hochtonlautsprecher entweder
abgeschaltet (Fig. 4 Mitte) oder auf den Kanal l umgeschaltet werden (Fig. 4 unten).
Außerdem müssen in Fig. 4 Mitte bzw. unten die hohen Frequenzen des Kanals 1 auch
nach vorn über den Tieftonlautsprecher abgestrahlt werden, was in Fig. 4 Mitte und
unten durch die Bezeichnung des Tieftonlautsprechers und die Verbindungsleitungen
angedeutet ist. Zu diesem Zweck wird der zum Kanal 1 gehörige Tiefpaß ausgeschaltet
oder überbrückt.
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c) Vertauschen der Seiten des Falles b).
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Der Empfänger E in Fig. 4 oben kann in üblicher Weise mit zwei Endröhren
gleicher Leistung und mit Frequenzweichen hinter den Endröhren versehen sein. Es
ist aber auch möglich, ihn nach dem Prinzip der Fig.2 auszubilden, also mit einer
leistungsstarken und einer schwachen Endröhre. Dann mußte an den Ausgang der Endröhre
Ei zusätzlich über ein Hochpaßfilter ein eingebauter Hochtonlautsprecher hl und
Steckbuchsen für den äußeren Lautsprecher Hl angeschaltet
werden.
Ferner müßte an die Endstufe E2 noch ein eingebauter Lautsprecher h2 angeschlossen
werden.
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Die erfindungsgemäße Anordnung läßt sich auch nach der deutschen Patentschrift
9-15 825 für pseudostereophonischen Rundfunkempfang, insbesondere von Orchesterdarbietungen,
und pseudostereophonische Wiedergabe von einkanaligen Schallplatten verwenden, wobei
die obenerwähnte Tatsache ausgenutzt wird, daß in einem Orchester die Instrumente
für die tiefen Töne im allgemeinen auf der rechten Seite stehen. Der Empfänger in
Fig. 1 müßte dann so ausgebildet sein, daß er wahlweise in an sich bekannter Weise
nur die tiefen Töne abstrahlt, während die hohen Töne von dem linken Lautsprecher
abgestrahlt werden. Zu diesem Zweck könnte man in den Kanal 1 in Fig. 2, z. B. vor
die Endstufe El, ein abschaltbares RC-Filter einbauen, z. B. ein abschaltbarer,
quergeschalteter Kondensator, welches die hohen Frequenzen nicht durchläßt. In diesem
Fall würde der Lautsprecher TUH1 nur als Lautsprecher T wirken und der Lautsprecher
H2 als Lautsprecher H.