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Mittel zur dauerhaften Verformung von Keratinfasern in saurem Medium
Zur Verformung von Keratinfasern bei saurer Reaktion verwendet man bisher z. B.
Thioglykolsäureamide oder Thioglykolsäureester. Obwohl derartige Präparate gegenüber
den bei alkalischer Reaktion angewendeten Haarverformungsmitteln zweifellos Vorteile
besitzen, z. B. eine Verminderung der Quellung, sowie naturähnlichere Wellung der
Haare, konnten sie sich in der Praxis bisher nicht bewähren, da es sich durchweg
um relativ gut lipoidlösliche Verbindungen handelt, die von der menschlichen Haut
leicht resor--biert werden, so daß toxische Erscheinungen, insbesondere Leberschädigungen,
auftreten können. Darüber hinaus haften die genannten Verbindungen hartnäckig auf
der Haut, so daß ihr unangenehmer Geruch auch bei wiederholtem Waschen nur langsam
verschwindet. Lin weiterer Nachteil der bisher verwendeten Thioglykolsäureamide
liegt darin, daß diese Verbindungen äußerst schwierig geruchfrei und in reiner Form
dargestellt werden können. Insbesondere gelingt eine Abtrennung von Begleitstoffen,
deren Wirkung auf den Menschen man noch nicht kennt, nur durch langwierige und umständliche
Verfahren.
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Es wurde nun gefunden, daß das N-(ß-Aminoäthyl)-thioglykolsäureamid
zur Erzielung einer dauerhaften Haarverformung bei saurer Reaktion geeignet ist
und bei dauerndem Gebrauch anstandslos vertragen wird sowie die Mängel der bisher
verwendeten sauren Haarwellmittel nicht aufweist, wenn die freie Aminogruppe der
Verbindung durch Zugabe einer Säure salzartig gebunden ist.
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Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend ein Mittel zur dauerhaften
Verformung von Keratinfasern in schwach saurer wäßriger Lösung mit Hilfe eines Thioglykolsäurederivates,
dadurch gekennzeichnet, daß es als Wirkstoff N- (B-Aminoäthyl) -thioglykolsäureamid
enthält. In solchen schwach sauren Lösungen liegt das genannte Amid in Form leicht
dissoziierender Salze der Formel
(An=Säureanion) vor.
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Zur Einstellung auf einen schwach sauren p-Wert kann man sowohl anorganische
wie organische physiologisch unbedenkliche Säuren verwenden. Als organische Säure
eignet sich besonders Thioglykolsäure, deren Salze als physiologisch verträglich
bekannt sind.
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Das dabei entstehende ß-Mercaptoacetamido-äthylammonium-thioglykolat
der Formel
besitzt sowohl im Anion als auch im Kation eine auf das Haar voll wirksame Merkaptangruppe.
Diese Ver-
bindung ruft bereits bei Körpertemperatur und bei schwach saurem p3i-Wert
einen ausreichenden Welleffekt der Haare hervor. Von anorganischen Säuren ist die
schwefelige Säure als salzbildende Komponente vorzuziehen, da dieselbe bereits reduzierende
Eigenschaften besitzt und die Wirkung des N-(fl-Aminoäthyl) -thioglykolsäureamids
erheblich verstärkt.
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Die Salze des genannten neuen Thioglykolsäurederivats lösen sich
gut in Wasser, und man kann ihre Lösungen durch Anwendung einer beliebigen Säure
oder eines Überschusses der zur Salzbildung verwendeten Säure auf den gewünschten
schwach sauren pH-Wert einstellen, wenn nicht das gebildete Salz schon selbst genügend
sauer reagiert. Zweckmäßigerweise verwendet man eine Lösung, deren pH-Wert zwischen
4 und 7 liegt und die vorzugsweise auf einen pH-Wert von 5 bis 6,8 eingestellt ist.
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Selbstverständlich kann man den Lösungen nach der Erfindung die üblichen
Zusatzstoffe zusetzen, um das Eindringen des Mittels in das Haar und bzw. oder die
nachfolgende Fixierung zu fördern und bzw. oder eine zusätzliche Schutzwirkung auf
das Haar auszuüben, oder um den Lösungen einen angenehmen Geruch zu verleihen. Für
diese Zwecke können fixierende, emulgierende und bzw. oder konsistenzändernde Verbindungen
verwendet werden, wie z. B. Sterine, Fette, Wachse, Poiyacrylate oder Duftstoffe.
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N-(8-Amnoäth-l) -thioglykolsäureamid kann nach den üblichen Verfahren
zur Herstellung von Carbonsäureamiden synthetisiert werden. In guter Ausbeute erhält
man das Amid z. B. durch Umsatz eines Thioglykolsäure-alliylesters mit At'nylendiamin-hydrat
in alkoholischer Lösung. Zweckmäßigerweise arbeitet man dabei unter Eiskühlung.
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Die Vorteile der neuen Haarwellmittel nach der Erfindung gegenüber
den bekannten, im sauren Medium wirkenden Mitteln liegen insbesondere in der weitgehenden
Dissoziation der zur Anwendung kommenden Verblndungen, die aus Salzen substituierter
Amine bestehen. Dieser Umstand bedingt eine relativ geringe Resorbierbarkeit der
Mittel, wodurch wiederum ihre Toxizität entscheidend herabgesetzt wird. Die neuen
Mittel verursachen außerdem keine äußerlichen Hautreizungen. Darüber hinaus sind
sie nahezu geruchlos und auch in Pulverform gut haltbar. Gegenüber den alkalisch
arbeitenden Haarwellmitteln besitzen sie dieselben Vorteile wie die anderen bisher
bekannten in saurem Medium arbeitenden Haarwellmittel, d. h., die Haarwellung macht
einen natürlicheren Eindruck, und das Haar erhält einen seidigen Glanz.
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Schädigungen der Hände des Friseurs sind bei normaler Anwendung praktisch
nicht möglich, und eine Quellung des Haares und der damit verbundene Verlust von
Haaren durch Abreißen werden vermieden.
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Beispiele 1. 6,7 g N- (,B-Aminoäthyl)-thioglykolsäureamid werden
in etwa 60 g Wasser gelöst, 3 g Sorbit, 0,2 g Netzmittel, 01 g Parfüm zugegeben,
mit Thioglykolsäure (800/oig) auf einen p-Wert zwischen 6,0 und 6,5 eingestellt,
wozu etwa 5,7 g nötig sind, und mit Wasser auf 100g ergänzt.
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Anwendung Das gewaschene Haar wird mit obigem Haarwellmittel leicht
angefeuchtet und auf Lockenwickler gewünschter Stärke aufgewickelt. Das Haar wird
nun erneut mit der Well-Lösung gut durchtränkt, mit einer Plastikhaube abgedeckt
und unter der Wärmehaube bei 55 bis 600 C 15 Minuten entwickelt. Danach wird in
bekannter Weise fixiert und fertig behandelt.
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Diese Anwendungsvorschrift kann auch für die folgenden Beispiele
benutzt werden. Je nach Haarqualität, Haarzustand und Haarvorbehandlung kann die
Einwirkungszeit herabgesetzt oder gegebenenfalls verlängert werden.
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2. 10 g N- (fl-Aminoäthyl) -thioglykolsäureamid werden in etwa 60
g Wasser gelöst und mit Ascorbinsäure auf einem p-Wert von 6,0 bis 6,5 eingestellt.
Der Lösung werden Quellmittel, Netzmittel, Parfüm, Trü-
bungsmittel in der gewünschten
Menge zugesetzt. Danach wird das Gesamtgewicht mit Wasser auf 100 g gebracht.
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3. 15 g N-(ß-Aminoäthyl) -thioglykolsäureamid werden in 60g Wasser
gelöst, die üblichen Dauerwellhilfsmittel zugegeben und mit Essigsäure auf pli 6,5
eingestellt. Die Lösung wird mit Wasser zu 100 g ergänzt.
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4. 12 g N- (fl-Aminoäthyl) -thioglykolsäureamid werden in 80 g Wasser
gelöst, 0,5 g Netzmittel zugegeben und Schwefligsäureanhydrid eingeleitet, bis der
pE-Wert zwischen 6,0 und 6,5 liegt. Danach wird mit Wasser zu 100 g Gesamtgewicht
ergänzt.
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5. 16,0 g N -Aminoäthyl) -thioglykolsäureamid werden in 40 g Wasser
gelöst und nach Zufügen der gewünschten Menge Netzmittel und Parfüm mit 250/oiger
Salzsäure auf einen pE-Wert zwischen 6,0 und 6,5 eingestellt. Das zu 100 g fehlende
Gewicht wird mit Wasser ergänzt.
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PATENTANSPR OCHE: 1. Mittel zur dauerhaften Verformung von Keratinfasern
in schwach saurer wäßriger Lösung mit Hilfe eines Thioglykolsäurederivates, dadurch
gekennzeichnet, daß es als Wirkstoff N-(p-Aminoäthyl) -thioglykolsäureamid enthält.
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2. Mittel nach Anspruchs, dadurch gekennzeichnet, daß es in wäßriger
schwach saurer Lösung das Salz des N - (4-Aminoäthyl) -thioglykolsäureamids mit
Thioglykolsäure und bzw. oder schwefliger Säure enthält.