-
Verfahren zur Herstellung eines Bindemittels aus synthetischem Calciumsulfat
Das in der chemischen Industrie anfallende wasserfreie Calciumsulfat trägt die Bezeichnung
»synthetischer Anhydrit«. Es entsteht beispielsweise bei der Herstellung von Flußsäure.
Der synthetische Anhydrit unterscheidet sich in seinem Werdegang und in seinen Eigenschaften
grundsätzlich von anderen Formen des wasserfreien Calciumsulfates, wie diese im
Estrichgips oder natürlichen Anhydrit seit langem vorliegen. So erhärtet beispielsweise
ein Mörtel aus natürlichem Anhydrit, dem kein anregender Stoff (Anreger) zugesetzt
wird, aus eigenen Kräften nur sehr schwer, während synthetischer Anhydrit mit Wasser
angemacht, mach 7 Tagen eine Biegezugfestigkeit von etwa 30 kg/cm2 erzielt, also
schon für gewisse praktische Zwecke verwendet werden könnte. Die Ursache für das
grundsätzlich unterschiedliche Verhalten der beiden Anhydritarten ist darin zu suchen,
daß, wie durch Untersuchungen unter dem Polarisationsmikroskop festgestellt, der
natürliche Anhydrit im rhombischen System, der synthetische Anhydrit dagegen im
monoklinen System kristallisiert.
-
Der synthetische Anhydrit wird im Gegensatz zum natürlichen Anhydrit
erst seit einigen Jahren für verschiedene Zwecke wirtschaftlich ausgenutzt. Die
früheren Erfahrungen beruhen daher--hur auf dem Naturanhydrit und haben für den
synthetischen Anhydrit keine grundsätzliche Gültigkeit. Ebenso umfaßt die DIN 4208
vom Mai 1950 (Anhydritbinder) lediglich den Anhydritbinder aus natürlichem Anhydrit.
-
Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
eines Bindemittels aus synthetischem Anhydrit mit Hilfe eines neu entwickelten Anregerstoffes,
der dem synthetischen Anhydrit in kleinen Mengen zugesetzt wird. Dieses in Verbindung
mit dem Anregerstoff entstehende Bindemittel wird vorwiegend bautechnisch genutzt
und ist den bisher verwendeten Bindemitteln aus synthetischem Anhydrit weit überlegen.
-
Das Anregerproblem bei synthetischem Anhydrit wurde zwar schon in
der deutschen Patentschrift 864 677 berührt, wobei in Anlehnung an die vom natürlichen
Anhydrit her bekannten Verhältnisse vorgeschlagen wird, dein Anhydrit »in üblicher
Weise 1 bis 311/o wasserlösliche Sulfate, wie Aluminiumsulfat, Kaliumsulfat, Alaun
oder Zinksulfat, als Abbindebeschleuniger« zuzugeben.
-
Daneben wurde das Anregerproblem in der Dissertation »Synthetischer
Anhydrit als Baustoff« von Horst Brandt (TH Stuttgart, 1955) behandelt.
-
Die Dissertation vergleicht die mörteltechnischen Eigenschaften des
synthetischen und natürlichen Anhydrits (S. 31) und verwendet in Anlehnung an
be-
kannte Naturanhydritversuche folgende Anreger-Stoffe: Kalkhydrat Portlandzement
Natronlauge Natriumbisulfat sowie Salzgemische aus Zinksulfat+Kaliumsulfat und Zinksulfat+Ammoniumsulfat.
-
Die Wirkung von Anregerstoffen auf die mörteltechnischen Eigenschaften
des synthetischen Anhydrits ist sehr unterschiedlich. @ Allgemein kann gesagt wer=
den, daß hinsichtlich der Festigkeitsentwicklung (schnelle Anfangserhärtung, hohe
Endfestigkeit) die Anregung mit Hilfe löslicher Sulfate meist vorteilhafter ist
als die Anregung mit Hilfe von Baukalken oder Zementen. Doch auch in=nerhalb der
Sulfatanregung bestehen erhebliche Unterschiede in der Wirkung, wie dies aus der
Zusammenstellung der Tafell hinsichtlich der Festigkeitsentwicklung für verschiedene
Sulfate hervorgeht: Darüber hinaus ist die An= regerwirkung abhängig vom Anhydrit
selbst, dessen Eigenschaften maßgeblich durch die Herstellungsbedingungen (Temperatur,
Verweildauer, Schwefelsäureüberschuß nach der Reaktion, Reinheit des Flußspates,
Neutralisation) becinfiußt werden können.
Tafel 1 |
Einfluß verschiedener löslicher Sulfate auf die Druckfestigkeit
des ungemagerten Mörtels. |
Mörtelkonsistenz: Ausbreitmaß 15 ± 0,5 cm (Prüfprismen 4 -
4 - 16 cm) |
Anregerzusatz Druckfestigkeit in kg/cm2 nach Bemerkungen |
1 Tag I 3 Tagen I 7 Tagen I 28 Tagen |
3,5 % Kalialaun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,6 28,5
60,3 183 - |
),5 % Aluminiumsulfat . . . . . . . . . . . . 7,2 134 217 381
- |
3,5% Zinksulfat . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10,0 98,0
300 463 - |
),S % Magnesiumsulfat . . . . . . . . . . . . 29,6 163 346
434 Ausblühen |
),5% Eisen (II)-sulfat ............. 16,8 194 323 461 - |
),5% Eisen(III)-sulfat . . . . . . . . . . . . 14,0 203 297
422 - |
),5 % Natriumsulfat . . . . . . . . . . . . . . . 82,0 234
336 485 Ausblühen |
),5% Kaliumsulfat . . . . . . . . . . . . . .. . 70,0 206 349
476 - |
).5 % Natriumbisulfat . . . . . . . . . . . . . 99,0 198 312
479 Ausblühen |
),5% Kaliumbisulfat , . . . . . . . . . .. . . 112 217 324
483 - |
Abgesehen von der günstigeren Festigkeitsentwickfung,weist jedoch die sulfatische
Anregung gegenüber ler Anregung mit Baukalk oder Portlandzement eine Reihe bedeutsamer
Nachteile auf. Hier ist vor allem lie gesteigerte Quellneigung sulfatisch angeregter
Mörtel hervorzuheben, die sich besonders bei großflächigen Bauteilen nachteilig
auswirken kann. So haben Versuche beim Otto-Graf-Institut der TH Stuttgart (Prüfbericht
vom 24. September 1956) an ungemagerten Mörteln aus synthetischem Anhydrit bei Lagerung
in feuchter Luft folgende Quellwerte ergeben (Tafel 2)
Tafel 2 |
Längenänderungen infolge Quellens des ungemagerten Mörtels |
Anregerzusatz Längenänderungen in mm/m nach |
7 Tagen I 28 Tagen I 56 Tagen I 90 Tagen |
1% Weißkalkhydrat . . . . . . . . . . . . . . . . . -f-0,12
4=0,20 -f-0,20 -+-0,26 |
2% Weißkalkhydrat ........... . . .. ... +0,12 -I--0;19 r0;17
-I-0,21 |
0,75%Anreger I .................... -f-0,19 -f-0,50 +fl,85
-f--1,32 |
1,5% Anreger I . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . -I-0,13
-f-0,35 -f-0,46 -f-0,79 |
2,0% Anreger I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -f-0,19
-f-0,43 -I-0,55 -I-0,82 |
1,5% Anreger II . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . -f--0,14
=f-0,36 -f-0,77 -1-1,61 |
Anmerkung: Anreger I und II waren zwei sulfatische Anreger. |
Ein weiterer Nachteil der sulfatischen Anregung iegt in der größeren Korrosionsneigung
des damit angeregten synthetischen Anhydrits, so daß Metalleile gegebenenfalls gegen
Korrosion geschützt werden nässen.
-
Auf Grund der früheren Versuchsergebnisse sowie ier gesammelten praktischen
Erfahrungen wurde der synthetische Anhydrit bisher mit Weißkalkhydrat an-;eregt.
-
Entgegen dieser üblichen Arbeitsweise, die nur bei )estimmten Anhydritgewinnungsverfahren
eine noch annehmbare Festigkeitsentwicklung bewirkt, wurde iun gefunden, daß die
Verarbeitungsmöglichkeiten les synthetischen Anhydrits und die Qualität der herrestellten
Erzeugnisse wesentlich verbessert werden sönnen, wenn als Anreger an Stelle von
Weißkalkiydrat ein Gemisch aus Weißkalkhydrat und Kalium-;ulfat oder Kaliumbisulfat
benützt wird. Dieses An--egergemisch wird dem synthetischen Anhydrit, wie >chon
erwähnt, in kleinen Mengen entweder gleich 'abrikätorisch oder an der Verarbeitungsstelle
(z. B. Saustelle) zugesetzt. Die anzuwendende Menge dieses @lnregergemisches und
das Mengenverhältnis Kalium-;ulfat zu Weißkalkhvdrat richtet sich natürlich nach
ler Reinheit der Ausgangsstoffe und dem jeweiligen Jerwendungszweck des Anhydrits.
Bewährt hat sich im besonderen ein Verhältnis von etwa 0,5 Gewichtsprozent Kaliumsulfat
und etwa 1,5 Gewichtsprozent Weißkalkhydrat, bezogen auf das Anhydritgewicht.
-
Die mit dem erfindungsgemäßen Anregergemisch erzielte Verbesserung
des Anhydrits scheint auf der Wechselwirlcung zwischen dem Weißkalk und denn Kaliumsulfat
zu beruhen, wodurch Calciumsulfat und Kalilauge gebildet werden und in der Anregerlösung
ein Gleichgewicht aus Calciumhydroxyd, Calciumsulfat, Kaliumsulfat und Kalilauge
erhalten wird, das sich besonders günstig auf die mörteltechnischen Eigenschaften
des synthetischen Anhydrits auswirkt. Jeder dieser gebildeten Stoffe beteiligt sich
an dem Anregevorgang, wobei sich Kaliumsulfat, Kalilauge und - in geringerem Maße
- auch Calciumhydroxyd festigkeitssteigernd auswirken, während Calcium- und Kaliumsulfat
sowie die entstehende Kalilauge zu einer Beschleunigung des Abbindevorganges führen.
Darüber hinaus verleihen die Hydroxyde dem synthetischen Anhydrit bessere Verarbeitungseigenschaften
(Geschmeidigkeit). Daß die gesteigerte Anregerwirkung nicht auf der Wirkung der
Einzelstoffe (Kalkhydrat und Kaliumsulfat), sondern auf deren Kombination beruht,
geht aus den Ergebnissen der folgenden Tafel 3 hervor
Tafel 3 . . . |
Festigkeitssteigernde Wirkung der erfindungsgemäßen Anregerkonibination |
Anregerzusatz Druckfestigkeit in kg/cm2 nach |
Y Tag I 3 Tagen I. 7 Tagen -. I- 28 Tagen |
2% Ca (0H)2 ....... . . . . .. . . . ...... 10,1 74,0- 167
283 |
2"/o K2 s04 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. 48,5 - 195 393 488 |
0,5 0/0 K2 S 04 + 1,5 % Ca (O H) 2 ..... 256 387 455
_ 571 |
Das erfindungsgemäß erhaltene Bindemittel aus synthetischem Anhydrit weist gegenüber
dem unter alleinigen Zusatz von Kalk entstandenen Bindemittel in zusammengefaßter
Form folgende Vorzüge auf A. Bei Verarbeitung zu Mörteln a) Steigerung der: Anfangserhärtung
Wird das erfindungsgemäß zusammengesetzte Anhydritbindemittel unter Zusatz von 20
Gewichtsprozent Wasser (erdfeucht plastische Mörtelkonsistenz) zu einem Purmörtel
verarbeitet, so werden nach etwa 20 bis 24 Stunden folgende Festigkeitswerte erzielt
(in Klammer bisherige Werte) Purmörtel, 20% Wasser, Alter 20 bis 24 Stunden Druckfestigkeit
etwa 250 bis 300 kg/cm2 (20 bis 30) Biegezugfestigkeit etwa 50 bis 70 kg/cm2 (5
bis 10) gemagert mit Sand 1 :3 Gewichtsteile, 35% Wasser, Alter 20 bis 24 Stunden
Druckfestigkeit . etwa 100 bis 150 kg/cm2 (10 bis 20) Biegezugfestigkeit etwa 20
bis 30 kg/cm2 (unter
5)
b) Steigerung der Endfestigkeit Die Endfestigkeit,
wie sie sich schon nach 7 Tagen im wesentlichen einstellt, beträgt (in Klammer bisherige
Werte) Purmörtel, 20% Wasser, Alter 7 Tage Druckfestigkeit etwa 500 bis 600 kg/cm2
(200 bis 300) Biegezugfestigkeit etwa 80 bis 120 kg/cm2 (40 bis 70) gemagert mit
Sand 1 : 3 Gewichtsteile, 35 % Wasser, Alter 7 Tage Druckfestigkeit etwa 300 bis
400 kg/cm2 (120 bis 200) Biegezugfestigkeit etwa 50 bis 70 kg/cm2 (30 bis 50) c)
Schnelleres Abbinden und Austrocknen -Der Erstarrungsbeginn (Verfestigung) solcher
Mörtel, der beim Purmörtel bisher nicht von 11/2 StUnden einsetzte (beim gemagerten
Mörtel nicht vor 2 bis 3 Stunden), liegt jetzt bei etwa 30 Minuten (Pürmörtel) und
-bei etwa 45 Minuten (mit Sand gemagert). Die Trocknungszeiten werden bei Verwen=
dang der erfindungsgemäßen Anregerkombination um etwa 30 bis 50% verkürzt. Dieses
schnellere Abbinden und die schnellere Austrocknung sind für viele Anwendungszwecke
von großer Bedeutung.
-
d) Herabsetzung des Wasserbedarfes Die zur Verarbeitung des Anhydritmörtels
notwendige Wassermenge wird bei Verwendung des erfindungsgemäßen Anhydritbindemittels
herabgesetzt. Die Einsparung beträgt bei der Verarbeitung von reinem Anhydritbinder
(ohne Sandzusatz) etwa 2 bis 3 Gewichtsprozent gegenüber dem früheren Anhydritbinder.
Bei Magerung mit Sand beträgt die Wassereinsparung etwa 5 Gewichtsprozent. Diese
Tatsache ist besonders bei der heutigen Schnellbauweise von Wohnhäusern u. dgl.
von großer Bedeutung, da auch hierdurch die Austrocknungszeiten wesentlich verkürzt
werden, e) Verbesserung der Verarbeitbarkeit Der erfindungsgemäße Mörtel besitzt
eine höhere Geschmeidigkeit und Ergiebigkeit als der bisher übliche Mörtel. Hierdurch
wird die Mörtelverarbeitung wesentlich erleichert.. Weiterhin kann aus diesem Grunde
die Bindemittelmenge herabgesetzt werden,, die sonst zur Verbesserung der Geschmeidigkeit
notwendig ist.
-
f) Quellmaß Gegenüber dem sulfatisch angeregten Mörtel aus synthetischem
Anhydrit, dessen Quellwerte in Tafel 2 angeführt worden sind, wurden am ungemagerten
Mörtel, der unter Verwendung des neuen Anregers (0,5 % K2 S 04 -1-1,5"/o Kalkhydrat)
hergestellt wurde, die in Tafel 4 angegebenen Duellwerte festgestellt:
Tafel 4 |
Längenänderungen infolge Quellens des ungemagerten Mörtels |
Anregerzusatz Längenänderungen in mm/m nach |
[ 7 Tagen I 29 Tagen 56 Tagen I 90 Tagen |
0,5% Kaliumsulfat -I- 1,5% Kalkhydrat ( +0,01 -I-0,0'1 I --0,01
-r0,06 |
Zum Vergleich Werte der Tafel. 2 |
2% Weißkalkhydrat ....... . ... , ... -I--0,12
-0,19 - -I-(1,17 -I-0,21 |
2%, sulfatfscher Anreger I ... . . . . ... -I-0,19 -I-0,43-
-1--.0r55 -I-0,82 |
(-) ° Verkürzungen (Schwinden). -_ |
(-I-) = Verlängerungen (Quellen). |
Die Quellneigung des Anhydritmörtels wird also ,owohl gegenüber
der sulfatischen als auch gegenüber 3er Kalkanregung verringert.
-
B. Bei Verarbeitung zu sonstigen Zwecken Verbesserung der Klebfähigkeit
Werden dem Anhydritbinder etwa 30 bis 351/o Wasser zugesetzt, so entsteht eine pastenförmige,
ialbflüssige Masse, die für Klebzwecke (beispielsweise Für die -Verklebung oder
Herstellung von Fußbodenbelägen) geeignet ist. Das erfindungsgemäß hergestellte
Bindemittel besitzt höhere Streichfähigkeit und Klebtraft als ähnliche Binder. Die
Plastizität und Klebwirkung kann durch Zusatz weiterer Stoffe (bei-3pielsweise durch
Bitumen- oder PVC-Emulsionen) weiter gesteigert werden.
-
Die hier zusammengestellten Eigenschaften lassen sich auch dann erreichen,
wenn die erfindungsgemäße Anregerkombination an Stelle von Kaliumsulfat mit Kaliumbisulfat
hergestellt wird (Tafel 5).
Tafel 5 |
Anreger: Kalk; K2 S O4+Kalk; K H S O4+ Kalk |
Ungemagerter Mörtel |
Prüfalter: 7 Tage |
Festigkeit, kg/cm2 |
Anregerzusatz |
Biegezug- ( rruck- |
2% Kalk ...................... 57 248 |
0,5 % K2 S 04 -f- 1,5 % Kalk ..... 103 578 |
0,5 % K H S 04 -I- 1,5 % Kalk ... 101 568 |
Die beschriebenen Eigenschaften, die sich mit der erfindungsgemäßen Anregerkombination
erzielen las= sen, wurden an synthetischem Anhydrit der verschiedensten Fertigungsverfahren
festgestellt (Tafel 6). Es hat sich immer wieder herausgestellt, daß die erfindungsgemäße
Anregerkombination dem synthetischen Anhydrit Bindemitteleigenschaften verleiht,
die von keinem- änderen Anreger erreicht werden.
Tafel 6 |
Einfluß der erfindungsgemäßenAnregerkombination auf verschiedene
Anhydrittypen |
Ungemagerter Mörtel |
Prüfalter: 7 Tage |
Anhydrittype Anreger Festigkeit, kg/cm2 Feuchtigkeit, Bemerkung |
Biegezug- I Druck- Gewichtsprozent |
K 63 292 |
. .. .-. . . . .. . . .. . ' -_ |
vV 1 . |
AR 110 577 |
JV 2 .......:........ K 81,6 486 - |
AR 105 605 |
ff 3 . . . . ... . . .. . . . . . K 58,6 288 3,25 |
AR 88,6 446 1,84 |
/V 4 . . . . . . . . . , . . . . . . K 44,2 247 0,13 Prüfälter
28 Tage |
AR 63,4 336 0,14 Prüfalter 28 Tage |
3 1 ................. @ K 31'6 139 |
AR 55 254 |
K 30,4 165 7,62 |
3 2 .................@ AR 51,4 -- 311 3,50 |
3 1 ................. K 12,6 56 6,45 |
AR 41,1 214 1,82 |
3 2 ................. K 30,8 142 7,57 |
AR 68,9 276 1,12 |
3 2 . . . . . . . . . . . , . _ . . . K 46,2 265 0,43 Prüfalter
28 Tage |
AR 94,0 433 0,27 Prüfalter 29 Tage |
1 . . . . . . . . . . . . . . . . . K 40,4 134 7,40 |
AR 51,4 217 4,80 |
K 31,6 123 |
2 ................. AR 60,7 341 |
2°/o K2 S 04 55,1 259 |
?W 1 ............... K 35,0 157 |
t AR 49,9 236 |
K 46,1 207 0,20 Prüfalter 28 Tage |
?W 2 ............... { AR 81,5 309 0,23 Prüfalter 28
Tage |
?S . . . . . . . . . . . . . . . . . K 27,7 102 3,11 Prüfalter
8 Tage |
AR 39,5 182 1,48 |
inmerkung: K = 2 % Kalk; AR = 0,5 °/o K2 S 04 -I- 1,5 °/° Kalk. -Darüber hinaus
berücksichtigt Jedoch das erfinlungsgemäße Anregergemisch auch die Herstellungs-)edingungen
des synthetischen Anhydrits in Zweckroller und günstiger Weise. Synthetischer Anhydrit
unterliegt bei seiner technischer Herstellung der Einwirkung von Säuren. Im Falle
von Anhydrit, wie er bei der Gewinnung von Flußsäure anfällt, enthält dieser .gewisse
Mengen für
die Verarbeitung des Anhydrits schädlicher Schwefelsäure,
die zwar im allgemeinen werksmäßig neutralisiert wird. Im Interesse der Sicherheit
ist es jedoch wünschenswert, wenn der Anregerstoff alkalisch ist. Die erfindungsgemäße
Kombination Kaliumsulfat-Weißkalkhydrat, die stark alkalisch ist, entspricht dieser
Forderung. Darüber hinaus hat jedoch die neue Anregerkombination den Vorteil, daß
selbst im Falle einer Nachneutralisation die Wirksamkeit des Anregers kaum beeinträchtigt
wird.
-
Wie schon oben erwähnt, lassen sich in der Anregerlösung Calciumhydroxyd,
Calciumsulfat, Kaliumsulfat und Kalilauge feststellen. Alle diese Verbindungen,
die sich aus der Reaktion des Kaliumsulfates mit Weißkalkhydrat bilden und im Gleichgewicht
miteinander stehen, sind an der Anregung beteiligt, wobei die freiwerdende Kalilänge
häufig von besonderer Wirksamkeit ist.
-
Tritt nun der Fall der Nachneutralisation etwa überschüssiger Schwefelsäure
im synthetischen Anhydrit ein, so wird in Verbindung mit Calciumhydroxyd Calciumsulfat
und mit Kalilauge Kaliumsulfat gebildet. Die anregende Wirkung bleibt also grundsätzlich
erhalten, solange Weißkalkhydrat im Überschuß vorliegt, so daß mit Kaliumsulfat
gemeinsam wieder Kalilauge gebildet werden kann.
-
Selbst dann, wenn der gesamte Gehalt an Calciumhydroxyd verbraucht
ist, bleibt eine gegenüber Weißkalkhydrat gesteigerte Anregerwirkung erhalten, die
in diesem Falle im wesentlichen auf dem Kaliumsulfat beruht.
-
Mit Kaliumsulfat ergeben sich dann nach 7 Tagen (im Vergleich zu den
obengenannten Werten) Festigkeiten von etwa Purmörtel 350 bis 450 kg/cm2 Druckfestigkeit
70 bis 80 kg/cm2 Biegezugfestigkeit gemagertem Mörtel: 250 bis 300 kg/cm2 Druckfestigkeit
40 bis 60 kg/cm2 Biegezugfestigkeit Die Anregerkombination entspricht demnach den
besonderen fertigungstechnischen Voraussetzungen des synthetischen Anhydrits. Sie
bietet ein hohes Maß an Sicherheit für die Qualität des erfindungsgemäß hergestellten
Anhydritbindemittels.
-
Bei der früheren Anregung mit Kalk beruhte die Wirkung nur auf dem
Calciumhydroxyd, die, wie ersichtlich, in keinem Vergleich zu den jetzigen Ergebnissen
steht. Im Falle der Nachneutralisation klang mit fortschreitendem Verbrauch an Calciumhydroxyd
die Anregerwirkung rasch ab, da das dann gebildete Calciumsulfat nur eine untergeordnete
Wirkung besitzt, die sich im wesentlichen in einer Abbindebeschleunigung ausdrückt.
-
Ähnliche Wirkungen lassen sich zwar auch durch die Kombination von
Natriumsulfat und Weißkalkhydrat sowie Kalium- bzw. Natriumbisulfat und Weißkalkhydrat
erzielen, und es kann an Stelle von Weißkalkhydrat (Ca(OH)2) auch gebrannter Kalk
(Ca0) benutzt werden. Die Verwendung des Kaliumsulfates hat jedoch gewisse Vorzüge
gegenüber den anderen Salzen. Die Natriumsalze neigen nämlich zu Ausblühungen (Salzablagerungen
bei Verdunstung des Wassers). Weiterhin werden die Schwind-und Quelleigenschaften
des Mörtels hierdurch verschlechtert. Die Bisulfate setzen die Alkalität herab.
Der Sicherheitsfaktor im Hinblick auf die etwaige Nachneutralisation wird damit
geringer.
-
Der Anhydritbinder aus synthetischem Anhydrid ist ein nichthydraulisches
Bindemittel. Er kann also nur dort verwendet werden, wo er keiner dauernden Durchfeuchtung
ausgesetzt ist. Die bisher üblichen Anwendungsgebiete erstrecken sich auf die Herstellung
von Mauermörtel, Putzmörtel, Wandplatten, Wandbausteinen, Deckenhohlkörpern und
Estrichen.
-
Auf diesen Gebieten werden wesentliche Verbesserungen durch Verwendung
des erfindungsgemäß hergestellten Anhydritbindemittels erzielt. - Diese Verbesserungen
beruhen auf den gesteigerten Eigenschaften, wie schnelle und große Anfangserhärtung,
hohe Endfestigkeiten, beschleunigtes Abbinden (Erstarren)-schnellere Austrocknung,
verbesserte Verarbeitbarkeit, erhöhte Ergiebigkeit und gesteigerte Klebfähigkeit.
-
So ist es beispielsweise jetzt möglich, die Mischungsverhältnisse
infolge höherer Festigkeiten sowie verbesserter Verarbeitbarkeit und Ergiebigkeit
herabzusetzen. Hierdurch treten Kostenersparnisse ein.
-
Bei der Herstellung schwimmender Estriche mit dem erfindungsgemäß
hergestellten Anhydritbindemittel ergeben sich weiterhin folgende Erleichterungen
und Verbesserungen: Infolge der schnellen und großen Anfangserhärtung ist es möglich,
den Glättvorgang, der bisher oft erst -mehrere Stunden nach der Herstellung des
Estrichs stattfinden konnte, jetzt unmittelbar nach Herstellung der Estrichschicht
vorzunehmen. Dies bedeutet eine wesentliche Vereinfachung des Arbeitsverfahrens
und hat eine erhebliche Beschleunigung des Arbeitsfortschrittes und damit Kosteneinsparungen
zur Folge.
-
Weiterhin ist es aus demselben Grunde nunmehr möglich, die Estrichverlegung
bei Einwirkung der Außenluft vorzunehmen. Bisher mußte gegenüber den Bauleitungen
stets darauf bestanden werden, daß die Fenster und Türen in den Bauten eingesetzt
sind, da infolge der durch Zugluft bedingten vorzeitigen und intensiven Austrocknung
die Estriche Schwindrisse erhielten. Mit dem erfindungsgemäß hergestellten Anhydritbindemittel
braucht auf dieser Bedingung nicht mehr bestanden zu werden, was sowohl für die
Estrichhersteller als auch für die Bauleitungen eine wesentliche Erleichterung darstellt.
-
Hierdurch wird das Interesse des Kunden an dieser Estrichart erheblich
gesteigert.
-
Infolge der raschen Anfangserhärtung und der beschleunigten Austrocknung
können die mit dem erfindungsgemäßen Bindemittel hergestellten Estriche schon nach
etwa 20 Stunden begangen und unter entsprechenden Trocknungsbedingungen schon nach
5 bis 6 Tagen mit Belagstoffen versehen werden, während die bisher unter Zusatz
von 211/9 Weißkalk hergestellten Estriche aus synthetischem Anhydrit erst nach 2
bis 3 Tagen begangen werden konnten. Wurden sie früher beansprucht, so liefen sie
sich »wund«, was Ausbesserungen und Nacharbeiten zur Folge hatte. Die schnelle Begehfähigkeit
ist von großer Bedeutung, weil der gesamte Baufortschritt durch die bisher notwendigen
Schutzzeiten beträchtlich gehemmt wurde.
-
Ferner wird auch die Erschließung des Putzgebietes durch die größere
Magerungsfähigkeit, die größere Geschmeidigkeit und bessere Verarbeitung des Mörtels
sowie durch die Erhöhung der Klebfähigkeit vorangetrieben. Es ist jetzt beispielsweise
möglich - ohne den üblichen Spritzvorwurf -, auf die zu verputzenden Flächen die
untere Putzschicht direkt aufzutragen.
Beim Putzen von Deckenflächen
kann auf den bisher üblichen Gipszusatz, der zur Abbindebeschleunigung zugegeben
werden mußte, verzichtet werden.
-
Grundsätzlich tritt bei allen Verwendungsarten eine erhebliche Qualitätsverbesserung
ein.
-
Auf Grund der verbesserten Eigenschaften des erfindungsgemäßen Anhydritbindemittels
kann dieses nun auch auf neuen Anwendungsgebieten benutzt werden, wie beispielsweise
zur Herstellung von verarbeitungsfertig gelieferten Fertigputzmischungen, insbesondere
für Spezialputzausführungen, wie für Wärmeisolierungen, oder zur Herstellung von
Klebstoffen für die Verklebung von Bodenbelagstoffen oder zur Ausführung von Rohrummantelungen
oder zur Ausführung von feuerbeständigen Stahlummantelungen oder zur Herstellung
von Sulfathüttenzementen u. dgl.