DE104411A - - Google Patents

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DE104411A
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PATENTAMT.
KLASSE 86: Weberei.
Den Gegenstand vorliegender Erfindung bildet eine Einrichtung, welche auf den bekannten englischen Spitzengardinenmaschinen die Herstellung einer Gardine ermöglicht, welche als Grund ein ganz gleichmäfsiges Maschengebilde mit runden Maschen ähnlich dem sogen. Tüll hat. Dabei ist zu bemerken, dafs sich dieser Tüllgrund bezw. diese Verkreuzungen von Schufsfäden nicht , über die ganze Breite der Gardine erstrecken, sondern nur den Zwischenraum zwischen den stärker deckenden Musterflächen ausfüllen und unter den letzteren nicht vorhanden sind. Die so gefertigten Gardinen unterscheiden sich insofern vortheilhaft von den nach alter Methode hergestellten, dafs die Musterflächen, gegen das Licht gehalten, viel reiner und glatter erscheinen, während bei den alten Gardinen der Mustereffekt durch die darunter liegenden und sich scharf abzeichnenden Verkreuzungen gestört ist.
Ein weiterer Vortheil des neuen Herstellungsverfahrens sind die sogen. Combinationseffekte, welche darin bestehen, dafs da, wo sich eine gröfsere Oeffnung im Gewebe bilden soll, einige Schufsfäden nicht mehr kreuzen, sondern an ihre entsprechenden Kettenfäden durch die Bindefäden fest angebunden werden, und dafs aufserdem entgegen allen übrigen bisher bekannten Verfahren ein Zusammenziehen je zweier so vereinigter Fadenpaare, also namentlich der Kettenfäden, durch zwei bei jeder halben Maschinentour kreuzende Schufsfäden erfolgt. Die so entstehenden grofsen Oeffnungen tragen sehr zur Bereicherung des Musters bei.
Die Wirkungsweise des neuen Verfahrens besteht darin, dafs sowohl beim Vorgang, als auch beim Rückgang der Maschine bezw. der Schiffchen die Führungsschienen für die Fäden und ebenso die Selektoren neu eingestellt werden, so dafs man eine Verkreuzung der beiden Schufsfadeh'systeme bei jeder beliebigen halben Tour der Maschine vornehmen kann. Die Verkreuzungen liegen also nicht mehr wie bei allen früher hergestellten Gardinen entweder nur auf den geraden oder nur auf den ungeraden halben Touren der Maschine, sondern zum Theil auf den geraden, zum Theil auf den ungeraden Touren. Dadurch wird erreicht, dafs die Verkreuzungen einer Längsreihe genau in die Mitte der Verkreuzungen einer Nachbarreihe kommen, und durch diese ganz gleichmäfsig vertheilten Verkreuzungen ergeben sich ganz symmetrische Maschengebilde, die sich auch beim Abnehmen der Gardinen aus der Maschine nicht mehr verziehen.
Fig. ι zeigt die Seitenansicht der Maschine im Schnitt.
Fig. 2 zeigt ein Maschenbild mit ungleicher Vertheilung der Verkreuzungen.
Fig. 3 stellt schematisch die ungleiche Vertheilung der Verkreuzungen nach alter Herstellungsweise dar,
Fig. 4 schematische Darstellung der gleichmäfsig vertheilten Verkreuzungen nach der neuen Erfindung,
,Fig. 5 bis 9 Excenter für die Bewegung der Führungsbarren mit ihren Fäden,
Fig. 10 Musterbild der neuen Gardine mit Tüllgrund, deckenden Musterungen und Combinationseffekten,
Fig. 11 Musterbild der nach alter Methode hergestellten Gardine mit der in Fig. 3 gegebenen ungleichen Vertheilung der Kreuzungen,
Fig. 12 Musterbild einer nach alter Herstellungsweise fabricirten Gardine mit gleich-
mä'fsiger Maschenbildung, aber mit Verkreuzungen unter der deckenden Musterung.
Fig. ι 3 bis 24 zeigen in zwölf Darstellungen die Entwickelung der Kreuzmasche bei zwölf halben Touren der Maschine unter entsprechender Einstellung der Fadenführungsschienen, Selektoren, Schiffchen und Nadelbarren.
Bei den meisten der in den Zeichnungen dargestellten Gardinen kommen gewöhnlich drei Sorten von Fäden in Benutzung, nämlich:
1. Starke Ketten- oder Effektfäden x, von Spulen/(Fig. 1) kommend, durch Zuführung k geleitet und durch Nadelbarre el gezogen und bewegt. Dieselben liegen da, wo Musterbildung verlangt wird, z. B. bei E (Fig. 10) und bei F. (Fig. 12) in dichten Lagen quer über i, 2, 3 oder mehr Theilungen der Waare hinweg und dienen im glatten Netzgrund als Kettenfäden. In Fig. 1 3 bis 24 sind die Kettenfäden χ der Deutlichkeit halber weggelassen.
2. Schufsfädeny, welche von einem Kettenfaden χ zum anderen hinübergeführt und dort angebunden werden, wodurch die Verkreuzungen entstehen. Bei gleicher Einarbeitung kommen diese Fäden vom Baum h, bei ungleicher hingegen jeder von seiner Rolle g; dieselben sind in Nadelbarren e2 und e8 eingezogen und werden mit diesen hin- und herbewegt.
3. Schützen- oder Bindefäden n>, welche von den Schützen α (Fig. 1) kommen, Ketten- und Schufsfäden umschlingen und sie zusammenheften.
Zur Verstärkung der Waare kann man noch ein viertes System von Fäden ^ (Fig. 1) einziehen, welche dann nur als Kettenfäden dienen und den Gardinen namentlich unter den Musterungen gröfseren Halt geben. Die bekannten Fäden χ werden dann im Netzgrund entweder gleichzeitig mit den Fäden ^ eingearbeitet oder sie liegen von einem Muster zum anderen lose über der Waare und werden nach Fertigstellung der Gardine weggeschnitten.
b und b1 (Fig. 1) sind Führungen für die Schützen a, welche durch Schienen c und c1 vor oder zurück bewegt werden, d und dl (Fig. ι und 13' bis 24) sind Nadelstäbe, welche abwechselnd die fertig gewordenen Maschen nach oben schieben und an die Waare anlegen.
Ein Verkreuzen der Schufsfäden y erfolgt dadurch, dafs sie mit ihren Führungsbarren e2 und e3 (Fig. 13 bis 24) nach links oder rechts verschoben werden, und an dieser Bewegung nehmen alle Fäden y gleichmäfsig Theil, wenn sie nicht durch die eingestellten Selektoren η (Fig. ι und 13 bis 24) aufgehalten werden.
Nach der alten Herstellungsweise erfolgte nun die Verkreuzung immer nur beim Voroder Rückgang der Maschine, also bei jeder zweiten halben Tour, und zwar in Fig. 3 und 11 bei den ungeraden halben Touren 1, 3, 5, 7, 9, 11. Sollte die Masche nach sechs halben Touren fertig sein, so konnte die Vertheilung der Verkreuzungen nur so erfolgen, dafs in Reihe I und III bei der dritten und neunten, in Reihe II bei der fünften und elften, in Reihe IV bei der ersten und siebenten halben Tour ein Verkreuzen der Schufsfäden stattfand. Die Verkreuzungen einer Reihe lagen daher nicht genau in der Mitte derjenigen einer benachbarten Reihe und die entstehenden Maschen verzogen' sich ungleich, sobald die Waare schlaff wurde, und es entstand kein regelmäfsiger Tüllgrund.
Fig. 12 zeigt ein Gardinenmuster, welches ebenfalls nach der alten Herstellungsweise fabricirt ist. Hier liegen die Verkreuzungen im Netzgrund nur auf den geraden halben Touren und es ist nach jeder vierten halben Tour eine Masche fertig. Die Verkreuzungen der senkrechten Reihen I und III liegen auf der vierten, achten und zwölften, diejenigen der Reihen II und IV auf der zweiten, sechsten und zehnten halben Tour der Maschine und sind also ganz gleichmäfsig vertheilt. Dagegen zeigt sich hier der Nachtheil, dafs unter dem Deckmuster F fortlaufende Verkreuzungen vorhanden sind, die bei der alten Herstellungsweise nicht verhindert werden können. Es dürfen nämlich dort die Selektoren nicht in Thätigkeit kommen, weil sie bei der zweiten halben Tour nicht neu eingestellt werden können, sondern stehen bleiben müfsten, wodurch die Kettenfäden χ in ihrer Seitenbewegung verhindert würden. Es ist schon aus der Zeichnung ersichtlich, dafs die Verkreuzungen unter dem Muster den klaren Effekt des letzteren stören müfsten.
Fig. 10 zeigt eine nach der vorliegenden Erfindung hergestellte Gardine. Die Verkreuzungen erfolgen beliebig bei jeder geraden oder ungeraden halben Tour der Maschine, also sowohl beim Vor- wie beim Rückgang derselben. Zur Bildung jeder Masche sind sechs halbe Touren erforderlich, eine Wiederholung des Rapports tritt nach zwölf halben Touren ein und die Verkreuzungen der Reihen I und III erfolgen bei der ersten und siebenten, diejenigen der Reihen II und IV bei der vierten und zehnten halben Tour. Die Vertheilung der Verkreuzungen zweier benachbarten Reihen ist vollständig symmetrisch, und in schlaffem Zustand ziehen sich die Maschen zu ganz regelmäfsigen achteckigen bezw. runden Zellen zusammen. Unter dem deckenden Muster E liegen die Schufsfäden y ganz gerade ohne jede Verkreuzung, denn sie werden durch, die für jede halbe Tour neu eingestellten Selektoren an der Seitenbewegung verhindert, nachdem die Bewegung der Kettenfäden χ bereits erfolgt ist. Der Unterschied zwischen Muster E (Fig. 10) und F (Fig 12) ist leicht ersichtlich, und es ist klar, dafs eine am Fenster aufgehängte Gardine nach der neuen Herstellungsart
reinere Mustereffekte ergiebt. Den Combinationseffekt zeigt Fig. io, A, B, C, D. In den Reihen B und D ist die Verkreuzung der Schufsfäden y aufgehoben und sie sind an ihre Kettenfäden χ glatt angelegt und mit denselben durch Bindefäden y fest verbunden. Durch dieses übrigens schon bekannte Verfahren entstehen die Oeffnungen BD, die jedoch in der vorliegenden Erfindung noch dadurch vergröfsert werden, dafs man bei A und C durch beständiges Verkreuzen der Schufsfäden y bei jeder halben Maschinentour je zwei gegenüberliegende Fadenpaare xy, also sowohl Schufs- als Kettenfäden ganz fest zusammenzieht. Bei A und C bildet sich dann eine dichte, undurchsichtige, scharf ausgeprägte Rippe, die vortheilhaft zur Bereicherung des Musters benutzt wird. Zur Bewegung der Fadenführerschiene e1 dient ein Excenter (Fig. 5), wenn die Effektfäden aufser zur Musterbildung auch als Kettenfäden im Tüllgrund verwendet werden. Dienen die Effektfäden nur zur Musterbildung, so benutzt man zu ihrer Bewegung ein Excenter (Fig. 6). Die Fadenführerschienen e2 und e3 zur Bewegung der Schufsfäden y werden durch Excenter (Fig. 7 und 8) bethätigt, die Barre e4 für die Verstärkungsfäden durch ein Excenter (Fig-.9)·
Die Selektoren n, welche auf der Schiene m
(Fig. 1) befestigt sind, werden durch eine Jacquardmaschine für jede halbe Maschinentour neu eingestellt, d. h. ein Theil wird zurückgezogen, ein anderer freigegeben. Aufserdem werden die freigegebenen Selektoren durch Excenter mit ihrer Schiene m mehr oder weniger tief zwischen die Fäden geschoben, was bei der vorliegenden Erfindung gleichfalls bei jeder halben Maschinentour stattfindet.
Die Entstehung der neuen Kreuznetzmasche und das Spiel der einzelnen Mechanismen ist in den Fig. 13 bis 24 veranschaulicht. Die Schufsfädeny sind in die Fadenführerschienen e2 und e3 eingezogen und werden den Zeichnungen entsprechend für jede halbe Tour eingestellt. Die Stellung der Selektoren zu den Fäden y ist ebenfalls leicht ersichtlich. In Fig.' 13, 14 und 15 gehen dieselben sämmtlich ganz vor bis zur Stellung κ2 (Fig. 1); sie wirken also alle auf die Stellung der Fäden y ein. In Fig. 16, 17 und 18 treten nur die ungeraden Selektoren 1, 3, 5 ganz vor, während die geraden in der Stellung n1 (Fig. 1) verharren und auf die Fäden y nicht einwirken. In Fig. 19, 20 und 21 sind alle Selektoren zurückgezogen und gestatten den Fädeny freie Bewegung. In Fig. 22, 23 und 24 treten die geraden Selektoren 2, 4, 6 in die Stellung n2 und bethätigen die Fäden y, während die ungeraden Selektoren in Stellung ηl zurückbleiben.
In allen zwölf Stellungen nehmen die Schiffchen α einmal rechts, dann links von ihren zugehörigen Fäden ihren Platz ein; sie gehen bei jeder ganzen Tour einmal um die Faden- herum und schlingen sie unter sich oder, wenn besondere Kettenfäden χ vorhanden sind, mit letzteren zusammen.
In Fig. 13, 14, 15, 19, 20 und 21 befindet sich in jeder Längsreihe ein Faden aus der Führungsschiene e2 und einer aus e3. In Fig. 16, 17, 18, 22, 23 und 24 enthält jede Längsreihe abwechselnd zwei Fäden aus Fadenführerschiene e2 oder e3. <
Eine Verkreuzung der Fäden von einer Längsreihe zur anderen hat demnach stattgefunden in einer Zwischenbewegung, welche den Bewegungen in Fig. 13, 16, 19 und 22 vorausging, und die Stellung der Fäden bei dieser Zwischenbewegung ist in den vier Figuren in punktirten Linien dargestellt.
Die Verkreuzungen werden jedesmal in der folgenden halben Tour an die Waare angelegt, wie aus Fig. 14, 17, 20 und 23 'ersichtlich.
Nach zwölf halben Touren ist der Rapport beendet und die Fäden y nehmen wieder die Anfangsstellung zu ihren Schiffchenfäden w ein. Zu bemerken ist noch, dafs die vordere Nadelbarre dl nur Fäden von der hinteren Führungsschiene e2 erhält, während die hintere Barre d die Fäden von beiden Führungsschienen e2 und es aufnimmt und hochschiebt.

Claims (2)

Patent-Ansprüche:
1. Verfahren zur Herstellung von Gardinen auf englischen Spitzengardinenmaschinen, dadurch gekennzeichnet, dafs zur Erzielung eines gleichmäfsigen, zwischen den Musterungen befindlichen Tüllgrundes, dessen Verkreuzungen sich nicht unter den deckenden Musterungen fortsetzen, die Fadenführerbarren und Selektoren sowohl beim Vor- wie beim Rückwärtsgang der Maschine, also sowohl bei geraden wie ungeraden halben Maschinentouren von Neuem eingestellt werden.
2. Verfahren der unter 1. bezeichneten Art, dadurch gekennzeichnet, dafs die an gewissen Stellen nicht mehr kreuzenden Schufsfäden mit ihren Kettenfäden durch Bindefäden fest verbunden und je zwei so erhaltene Fadenpaare durch bei jeder halben Maschinentour erfolgende Schufsfadenverkreuzung so mit einander verschnürt werden, dafs dicke Rippen und an den Seiten davon grofse Oeffnungen zur Bereicherung des Musters entstehen.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.

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