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Die
Erfindung betrifft einen Gegenstromtischzentrifugenrotor mit den
Merkmalen des Anspruchs 1.
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Gegenstromzentrifugen
werden bereits seit über
50 Jahren benutzt um Partikel nach Größen und spezifischen Gewichten
zu fraktionieren [Lindahl, 1948]. Im Gegenstromzentrifugationsverfahren
werden zur Trennung von Partikeln zwei entgegengesetzt wirkenden
Kräfte
genutzt, die beide gleichzeitig aber mit variierbaren Stärken auf
in einer Trennkammer suspendierte Partikel einwirken. In Trennkammern
rotierender Gegenstromzentrifugenrotoren bewirken Zentrifugalkräfte (Z)
Sedimentation von Partikeln in Richtung Peripherie, während gleichzeitig eine
von außen
nach innen strömende
Flüssigkeit durch
ihre Reibungskraft (R) die Partikel in Richtung Rotorwelle treibt.
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Wenn
an einem beliebigen Punkt einer Trennkammer für ein bestimmtes Partikel die
Bedingung gilt R=Z, bleibt dieses Partikel dort in der Schwebe,
wenn
R>Z, wird das Partikel
Richtung Rotormitte getrieben,
wenn R<Z, wird das Partikel zur Peripherie
geschleudert und wird auf den peripheren Boden der Kammer pelletiert,
wenn der aufgrund der verengten Geometrie von Gegenstromtrennkammern
in der Nähe
des peripheren Kammerbodens beschleunigte Flüssigkeitsstrom nicht ausreicht,
die Bedingung R=Z oder R>Z
wieder herzustellen.
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Nun
ist die zentrifugale Kraft, die ein Partikel im rotierenden Rotor
entwickelt, von Partikelvolumen und -dichte abhängig, die Reibungskraft (R)
aber, mit der die von außen
nach innen durch eine Trennkammer strömende Flüssigkeit die Partikel in Richtung Rotormitte
treibt, vom Partikeldurchmesser. Daher verlassen kleinere Zellen
bei konstanter Rotorgeschwindigkeit bei geringerer Gegenstromgeschwindigkeit
bzw. bei konstanter Gegenstromgeschwindigkeit bei höherer Rotorgeschwindigkeit
eine Trennkammer in Richtung Rotormitte vor größeren Zellen, ähnliche
Dichten der Zellen vorausgesetzt. Dieser Umstand wird genutzt, um
im Laufe einer zentrifugalen Elutriation kleine und große Zellen
in verschiedenen Fraktionen zu sammeln.
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Vor
allem Partikel mit Durchmessern von 4 μm bis 20 μm und spezifischen Dichten von
1.05 bis 1.12 kg/l sind mit Hilfe dieser Methode unter Einwirkung
moderater physikalischer Kräfte
gut trennbar. Dies machte die Gegenstromzentrifuge besonders geeignet,
um verschiedene Populationen lebender Zellen schonend zu isolieren
[Bauer, 1999]. Die Trennschärfe
ist beachtlich, aber leider oft nicht ausreichend. Besondere Probleme
bereitet es immer noch, coelutionsbedingte Zellverluste zu vermeiden oder
Zellen mit sehr großen
Volumenunterschieden zu fraktionieren. Zellen mit sehr unterschiedlichen Volumina
divergieren nämlich
in ihren Sedimentationsverhalten oft so weit, dass es nicht möglich ist Rotor-
und Fluidgegenstromgeschwindigkeiten so einzustellen, dass große Zellen
nicht bereits pelletieren, während
kleine noch ausgespült
werden.
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Zur
Lösung
dieser Probleme wurden bereits einige Anstrengungen unternommen:
- i. Zellsuspensionen wurden in zwei Schritten
getrennt. Zuerst wurden kleine und große Zellen grob voneinander
getrennt und dann wurden die erhaltenen Fraktionen nochmals jeweils
einer Feintrennung unterworfen [Lord & Keng, 1984]. Das Verfahren ist zeitaufwendig
und belastet die Vitalität
der Zellen.
- ii. Zwei Rotoren wurden seriell verbunden und mit unterschiedlichen
Rotationsgeschwindigkeiten so betrieben, dass während eines Trennvorganges Zellfraktionen,
die den ersten Rotor verlassen hatten, im zweiten aufkonzentriert
wurden, bevor dort eine Feintrennung stattfand [Figdor et al., 1984]. Dazu
war eine komplizierte und teure Ausrüstung nötig.
- iii Ein Rotor wurde benutzt, der es erlaubte, zwei sich spiegelbildlich
gegenüberliegende
Trennkammern mit unterschiedlichen Geometrien einzubauen und seriell
zu verbinden. In diesem Rotor wurden bei konstanter Rotorgeschwindigkeit
und konstanter Einstellung der Pumpe, welche die Gegenstromflüssigkeit
pumpte, Zellen zunächst
in eine erste Trennkammer geschickt, in der das Suspensionsmedium
wegen verengter Geometrie mit erhöhter Geschwindigkeit in Richtung
Rotormitte strömte,
so dass nur größere Zellen
in Schwebe blieben und kleinere in die zweite Trennkammer gespült wurden,
wo wegen erweiterter Geometrie ein langsamerer zur Rotormitte hin strömender Fluidfluss
den Verbleib der kleineren Zellen zuließ [Janssen et al., 1984]. Hinterher wurde
fraktioniert, indem Rotorgeschwindigkeit oder Pumpeneinstellungen
verändert
wurden. In diesen Experimenten gelang es, Zellen ganzer Milzen zu
trennen, ohne dass Zellklumpungen beobachtet wurden. Allerdings überschritten
dabei ganz offensichtlich die Volumenunterschiede zwischen den größten und
den kleinsten Zellen den Wert von 1000 Femtoliter (fl) nicht.
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Im
Stand der Technik sind zwar schon Elutriationszentrifugen mit 2
seriell geschalteten Trennkammern bekannt, so wie dies in der
US 4350283 beschrieben wird.
Bei diesen bekannten Zentrifugen sind aber die Trennkammern spiegelbildlich
in gleichen Abständen
von der Rotormitte angeordnet.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Einsatzmöglichkeiten
und die Leistungsfähigkeit der
bekannten Gegenstromtischzentrifugen zu verbessern, wobei sehr kurze
Trennzeiten möglich
sein sollen und die physikalische Belastung der Zellen minimiert
wird.
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Diese
Aufgabe wird durch den Gegenstromtischzentrifugenrotor mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst.
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Mit
der vorliegenden Erfindung wird ein neuer Gegenstromtischzentrifugenrotor
eingeführt,
der zwei Trennkammern enthält,
welche seriell miteinander verbunden sind. Er ist in den Abbildungen
(Abb.) graphisch dargestellt, wobei
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1 einen Querschnitt durch
den Rotor und die montierten Einsätze,
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2 Frontansichten der Einsätze 8 (oben) und 9 (unten),
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3 einen Querschnitt durch
ein Trennkammerunterteil (14a = 14b),
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4 Querschnitte durch ein
kurzes (15, oben) und ein langes (16, unten) Verbindungsstück, welche
die Abstände
zwischen Rotorwelle (3) und Trennkammerunterteilen (14a oder 14b)
festlegen, und
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5 Querschnitte durch lange
(17, oben) und kurze (18, unten) Ergänzungsstücke, welche
die Rotorkörperteile
(2a oder 2b) zwischen Trennkammerunterteilen (14a oder 14b)
und Kappen (1) ausfüllen,
zeigt.
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Der
besagte neue Rotor unterscheidet sich von allen bisher bekannten
Gegenstromzentrifugenrotoren mit zwei seriell verbundenen Trennkammern, z.B.
nach der
US 4,350,283 ,
US 4,798,579 ,
DE 38 79 686 T2 ,
EP 0346422 B1 und
WO 89/04215 A1, insbesondere dadurch, dass die Einsätze (
8,
9)
näher als 0,5
cm an die Rotormitte heranreichen, direkt an die Rotorwelle angekuppelt
werden und aus 3 Modultypen aufgebaut sind. Das nahe Heranführen der
Einsätze
an die Rotormitte und der Aufbau aus 3 Modulen ermöglichen
es, die in die Einsätze
(
8,
9) eingearbeiteten Trennkammern (
10,
11)
unabhängig
voneinander in ihren Abständen
von der Rotormitte um mindestens eine Trennkammerlänge so zu
variieren (
1), dass
in einem Gegenstromzentrifugenrotor bei gegebener Rotationsgeschwindigkeit
in zwei seriell geschalteten Trennkammern unterschiedliche Zentrifugalkräfte auf
Partikel einwirken. Die Abstände der
Trennkammern von der Rotormitte und somit die in jeder Trennkammer
bei gegebener Rotationsgeschwindigkeit auftretenden Zentrifugalkräfte sind
flexibel einstellbar und können
im Unterschied zu bereits bekannten Zentrifugationsverfahren mit
zwei von der Rotormitte verschieden weit entfernten Trennkammern
nach der
DT 26 24 154
A1 dem jeweils vorliegenden Trennproblem unter Beibehaltung des
Prinzips der Gegenstromelutriation angepasst werden.
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Bei
der vorliegenden Erfindung wird der in der
DE 88 04 339 U1 beschriebene
rohrförmige
Gegenstromtischzentrifugenrotor weiterentwickelt, in welchem nur
ein Einsatz mit einer 0.5 ml fassenden Trennkammer direkt an die
zentrale Rotorwelle angekuppelt wird. Wie der ursprüngliche
passt auch der verbesserte Gegenstromtischzentrifugenrotor in die vorgenannte
Gegenstromtischzentrifuge. Diese hat eine Antriebsvorrichtung, auf
die der Rotor über
den Kupplungsteil (
4) gesetzt wird und ein Gehäuse, welches
eine Rotorkammer bildet, die durch einen Deckel verschließbar ist,
welcher einen mit dem Fluidleitungsanschluß (
5) des Rotors koppelbaren
stationären
Fluidkupplungsteil zum Verbinden der Fluidleitungen der Rotorwelle
(
3) mit einem externen Fluidsystem hat.
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Die
Verbesserungen gegenüber
dem Vorläufermodell
und den bisher bekannten Elutriatormodellen bestehen wie im folgenden
näher erläutert und
in den Ansprüchen
gekennzeichnet darin:
Der neue Rotor (1) hat drei voneinander unabhängige Fluidleitungskanäle (20a/b,22, 25a/b),
welche, weil sie wie folgt, in die stählerne Rotorwelle (3) eingearbeitet
sind, eine direkte Ankupplung der Einsätze an die Rotorwelle erlauben:
- i. Von einer an der Stirnseite der Rotorwelle
(3) mündenden
mittigen Öffnung
(6) führt
eine erste Fluidleitung (20a/b) zuerst axial (20a)
durch die Rotorwelle (3) bis zu einer Stelle, die ein Drittel des
Innendurchmessers des rohrförmigen
Rotorkörpers
(2a,2b) unter dessen oberen Innenseite liegt,
dann radial (20b) zum ersten Rotorkörperteil (2a);
- ii. an einer Stelle, die ein Drittel des Innendurchmessers des
rohrförmigen
Rotorkörpers
(2a,2b) über
dessen unteren Innenseite liegt, verbindet eine zweite, die Rotorwelle
(3) radial durchquerende Fluidleitung (22) die
beiden rohrförmigen Rotorkörperteile 2a und 2b;
- iii. von einer Öffnung
(7) am Boden der Ringnut (27), welche an der Stirnseite
der Rotorwelle (3) koaxial die mittige Öffnung (6) umgibt,
führt eine dritte
Fluidleitung (25a/b) zuerst axial (25a) durch die
Rotorwelle (3) bis zu einer Stelle, die ein Drittel des
Innendurchmessers des rohrförmigen
Rotorkörpers
(2a,2b) unter dessen oberen Innenseite liegt,
dann radial (25b) zum zweiten Rotorkörperteil (2b).
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Da
die in die Rotorwelle (
3) gebohrten Fluidleitungen (
20a/b,
22,
25a/b)
in den beiden rohrförmigen
Rotorkörpern
(
2a,
2b) exakt ein Drittel ihrer Innendurchmesser
unter ihren oberen Innenseiten bzw. über ihren unteren Innenseiten
enden, ist es möglich
jedes Modul in jedem der zwei gegenüberliegenden rohrförmigen Rotorkörperteile
(
2a,
2b) zu montieren und die Stirnseiten der Einsätze bis
auf 0.5 cm an die Rotormitte heranzuführen, so dass die Lage einer
Trennkammer über
nahezu der ganze Länge
eines rohrförmigen
Rotorkörperteils
verändert werden
kann. Wenn in beiden gegenüberliegenden Rotorkörperteilen
(
2a,
2b) die Einsätze (
8,
9)
montiert sind, komplettieren sie ein geschlossenes Zentrifugengegenstromsystem
mit seriell verbundenen Trennkammern, durch welches Flüssigkeit
wie in
1 durch Pfeile
dargestellt gepumpt werden kann. Jeder Einsatz (
8,
9)
enthält
eine Trennkammer (
10,
11) sowie je eine Flüssigkeitsleitung
zur Trennkammerbeschickung (
21,
24) und je eine
zur Trennkammerentladung (
23,
26), welche beide
im Unterschied zu bereits beschriebenen verstellbaren Flüssigkeitszufuhr-
und -ableitungsvorrichtungen für
Zentrifugen , z.B. nach der
DE
1 657 657 B , so aufeinander abgestimmt sind, dass zwischen
Zufuhr- und Abfuhrleitungen eine geschlossene Trennkammer liegt, welche
von außen
nach innen mit Flüssigkeit
durchströmt
zentrifugale Elutriation ermöglicht.
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Die
beiden Flüssigkeitsleitungen
jedes Einsatzes (8,9) beginnen an den Stirnseiten
(2), welche bei der
Montage im Rotorkörper
(2a,2b) an den abgeflachten Stellen (12,13)
der Rotorwelle 3 in nur 0,5 cm Entfernung von der Rotormitte
so angepasst werden dass:
- i. die Öffnung der
Flüssigkeitsleitung
(21), die von der Stirnseite des ersten Einsatzes (8)
an die Peripherie der ersten Trennkammer (10) führt, dem Ende
der ersten Fluidleitung (20b) genau gegenüber liegt;
- ii. die Öffnung
der Flüssigkeitsleitung
(23), welche von dem der Rotormitte zugewandten Ende der ersten
Trennkammer (10) an die Stirnseite des ersten Einsatzes
(8) führt,
genau gegenüber
der im ersten Rotorkörperteil
(2a) beginnenden Öffnung
der zweiten Fluidleitung (22) liegt;
- iii. die Öffnung
der Flüssigkeitsleitung
(24), die von der Stirnseite des zweiten Einsatzes (9)
an die Peripherie der zweiten Trennkammer (11) führt, genau
gegenüber
der im Rotorkörperteil 2b endenden Öffnung der
zweiten Fluidleitung (22) liegt;
- iv. die Öffnung
der Flüssigkeitsleitung
(26), welche von dem der Rotormitte zugewandten Ende der zweiten
Trennkammer (11) an die Stirnseite des zweiten Einsatzes
(9) führt,
genau gegenüber dem
Anfang der dritten Fluidleitung (25b) liegt.
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Die
Einsätze
(8,9), welche die oben beschriebene Flüssigkeitsleitungen
(21,24 bzw. 23,26) sowie je
eine Trennkammer (10,11) enthalten, werden aus
folgenden Kunststoffmodulen aufgebaut:
- i. Trennkammerunterteilen
(14a oder 14b) mit neuer oder bewährter Trennkammergeometrie [Bauer & Hannig, 1988;
Bauer und Stünkel,
1991; Bauer et al., 1992], (3)
- ii. unterschiedlich langen Verbindungsstücken (15,16),
welche die für
eine optimale Lösung
eines gegebenen Partikeltrennproblems benötigten Abstände der jeweiligen Trennkammerunterteile (14a oder 14b)
zur Rotorwelle (3) festlegen. Sie enthalten Flüssigkeitsleitungskanäle (21,24 bzw. 23,26),
welche (21,24) Flüssigkeit von der Rotorwelle
(3) wegleiten und welche (23,26) mit
ihren erweiterten Enden, mit denen sie die Trennkammerunterteile
(14a bzw. 14b) zu ganzen Trennkammern (10,11)
komplettieren, Flüssigkeit
an den jeweiligen, der Rotormitte zugewandten Enden der Trennkammern
(10,11) aufnehmen und zur Rotorwelle zurückleiten
(4).
- iii. unterschiedlich langen Ergänzungsstücken (17,18),
welche in den Rotorkörperteilen, 2a oder 2b,
die Restabstände
zwischen den jeweiligen Trennkammerunterteilen (14a bzw. 14b)
und den Kappen (1) ausfüllen
und sowohl zur exakten Fixierung der Einsätze als auch zur Herstellung
des Rotationsgleichgewichtes dienen (5).
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Alle
Module haben auf ihrer Oberfläche
Rinnen (28a, 28b), in welche die Führungsschienen (29a, 29b)
genau passen, die im ersten Rotorkörperteil (2a) unten
und im zweiten Rotorkörperteil
(2b) oben befestigt sind. Die Rinnen verlaufen längsseitig und
liegen in den Verbindungsstücken
(15, 16) nahest den Flüssigkeitsleitungen (23,26),
welche mit ihren erweiterten Enden die Trennkammern (10,11)
an ihren der Rotorwelle zugewandten Seiten komplettieren (4), während sie auf den Trennkammerunterteilen
(14a,14b) gegenüber den Flüssigkeitsleitungen (21,24)
liegen, die zur Peripherie der Trennkammern (10,11)
führen
(3). Die verschiedenen
Module werden durch Schrauben lösbar
so miteinander verbunden, daß durchgehende
Rinnen (28a,28b) entstehen.
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Durch
entsprechende Kombination der oben beschriebenen Module entstehen
Paare von Einsätzen
(8,9), die in den Rotorkörperteilen (2a und 2b) gegenüberliegend
montiert zusammen mit der Rotorwelle eine durchgehende Flüssigkeitsleitung
bilden (1). Eingebettet
in diese Leitung sind die beiden Trennkammern (10,11),
deren Geometrien identisch oder unterschiedlich sein mögen, deren
Abstände von
der Rotormitte sich aber um mindestens eine Trennkammerlänge unterscheiden
können
(1). Zusammengebaute
Einsätze
werden im jeweiligen Rotorkörperteil
(2a oder 2b) mit Hilfe der jeweiligen Führungsschiene
(29a oder 29b) und aufschraubbaren Kappen (1)
fixiert.
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Die
Erfindung erweitert die Einsatzmöglichkeiten
der Gegenstromzentrifugation im allgemeinen und verbessert die Leistungsfähigkeit
der früher
beschriebenen Gegenstromtischzentrifuge [Bauer & Hannig, 1988; Bauer und Stünkel, 1991;
Bauer et al., 1992], welche als kleine Tischzentrifuge auch unter Sterilhauben
betrieben wird, bei kleinen Zellmengen optimal arbeitet, wegen der
benötigten
geringen Mengen von Gegenstromflüssigkeit
(ca. 100 ml) auch mit teurem, aber zellfreundlichem Kulturmedium
gegengeströmt
werden kann, sehr kurze Trennzeiten erlaubt und dadurch die physikalische
Belastung der Zellen minimiert. Die vorliegende Erfindung wird die
Trennschärfe
verbessern, da sie Coelutionen, die in Einkammersystemen häufig beim
Beladen oder im semikontinuierlichen Betrieb beobachtet wurden,
durch erneutes Trennen in einer zweiten Kammer vermindert [Figdor,
1984] und sie wird Möglichkeiten
eröffnen,
auch Partikel, die sich in ihren Volumina um mehr als 1500 fl unterscheiden
während
des Trennvorganges gleichzeitig in Schwebe zu halten, solange noch
eine weitere Art von Partikeln durch das System gespült wird.
Partikel, die sich in ihren Volumina um mehr als 1500 fl unterscheiden
fallen sehr häufig
an, wenn menschliche Organ- oder Tumorgewebe in Einzelzellen zerlegt
werden.
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Der
Effekt der Erfindung ist wie folgt zu berechnen:
Aus der Literatur
[Sandersonet al., 1976] ist bekannt:
In einer Gegenstromzentrifuge
bleibt ein Partikel in Schwebe,
wenn (ρP – ρM)·ω2·a·V = k1ηvd
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Dabei
ist (ρP – ρM)
der Unterschied zwischen der Dichte eines Partikels (ρP)
und der Dichte des umgebenden Fluids (ρM),
(V) das Volumen eines Partikels, (ω) die Rotationsgeschwindigkeit,
(a) der aktuelle Abstand zwischen der Mitte des Rotors und der Stelle,
an der ein Partikel gerade rotiert, (d) der Durchmesser des Partikels,
(v) die Geschwindigkeit, mit der Flüssigkeit in Richtung Rotormitte
am Partikel vorbeiströmt,
(η) die
Viskosität
der Gegenstromflüssigkeit
und k eine Konstante, die die Form eines Partikels berücksichtigt.
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Da
für das
Volumen V = k2d3 gilt,
kann man die obige Gleichung umformen in: (ρP – ρM)·ω2·a·k2·d3 = k1ηvd
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Dies
gibt: (ρP – ρM)·ω2·a·k2·d2 = k1ηv
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Bei
gegebener Gegenströmungsgeschwindigkeit
(v), gegebener Rotorgeschwindigkeit (ω), gegebener Flüssigkeitsviskosität (η) und gegebener Dichtedifferenz
(ρP – ρM)
bleiben in einer Gegenstromzentrifuge zwei gleichgeformte Partikel
also dann in Schwebe, wenn das Produkt aus ihrem aktuellen Abständen (a)
von der Mitte des Rotors und dem Quadrat ihrer Durchmesser (d2) gleich bleiben, d.h. wenn a·d2 = konstant bleibt.
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Wenn
nun a um den Faktor f geändert
wird, muss der Durchmesser d eines Partikels um den Faktor 1/f ½ geändert sein,
damit das Produkt aus a·d2 konstant bleibt.
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Werden
also ähnlich
geformte Partikel wie Zellen in einer Gegenstromzentrifuge mit zwei
seriell geschalteten Trennkammern rotiert, bleiben zwei unterschiedlich
große
Partikel in den gegenüberliegenden
Trennkammern an Stellen gleicher Gegenstromgeschwindigkeit gleichzeitig
in Schwebe, wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind:
- i.
die Durchmesser des kleinen und des großen Partikels unterscheiden
sich um den Faktor 1/f½,
- ii. die Stelle in der einen Trennkammmern, an der das kleinere
Partikel einer gegebenen Gegenstromgeschwindigkeit ausgesetzt ist,
ist f-mal so weit von der Rotormitte entfernt als die entsprechende
Stelle in der anderen Trennkammer, an der das größere Partikel der gleichen
Gegenstromgeschwindigkeit ausgesetzt ist.
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Zellen
deren Durchmesser sich um den Faktor 1/f½ unterscheiden,
unterscheiden sich im Volumen um den Faktor 1/f½.
Dies bedeutet: Zwei ähnlich geformte
Partikel, die gleiche spezifische Dichten haben, aber sich im Volumen
um den Faktor 3 unterscheiden, kann man während einer zentrifugalen Elutriation
bei gegebener Rotorgeschwindigkeit in zwei identischen Trennkammmern
an Positionen identischer Gegenstromgeschwindigkeit in Schwebe halten,
wenn man, wie im neuen Gegenstromtischzentrifugenrotor möglich, die
Trennkammern so lokalisiert, dass sich die Abstände der gewünschten Positionen von der
Rotormitte um den Faktor 2,08 unterscheiden.
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Werden
nun Trennkammern benutzt, deren Geometrie im Einkammersystem es
ermöglicht,
Zellen zwischen 200 und 1300 fl zu trennen [Bauer & Stünkel, 1991],
ohne dass die großen
Zellen pelletieren, während
die kleinen fraktioniert werden, ist das Zweikammersystem, mit einer
der Rotormitte sehr nahe liegenden ersten Trennkammer und einer
dem Einkammersystem gleichen zweiten Trennkammer [Bauer & Hannig, 1988]
geeignet, Gemische von Zellen mit Volumenunterschieden von 200 bis
ca. 3600 fl zu trennen, wie sie z.B. bei der Fraktionierung von Zellen
aus Tumorgeweben auftreten [Lord & Keng; 1984;
Bauer et al., 1992]. Gleichzeitig können auch noch Partikel (z.B.
zerstörte
Zellen mit dem Suspensionsmedium sehr ähnlichen spezifischen Dichten) vorweg
ausgewaschen werden.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung hatte der rohrförmige
Rotorkörper
eine Länge
von 18.5 cm und einen Außendurchmesser von
3 cm. Die Rotorkörpereinsätze hatten
eine Länge von
7.3 cm und einen Durchmesser von 2.5 cm. Die Trennkammern hatten
ein Trennkammervolumen von 0.5 ml und eine Länge von 2.5 cm. Ihre Abstände von
der Mitte des Rotors mögen,
gemessen an den peripheren Enden zwischen 3.7 cm und 7.5 cm variieren.
Der Durchmesser der Kanäle
beträgt
1 mm. Rotordrehzahlen bis 3500 l/min sind möglich. Es werden Trennkammern
mit einer Geometrie benutzt, die sich bei der Fraktionierung von
Gemischen kleiner Zellen (z. B. Blutzellen) und Gemischen großer Zellen
(z. B.: Prostatatumorzellen) bereits bewährt hat [Bauer & Hannig, 1988;
Bauer und Stünkel,
1991; Bauer et al., 1992]. Für
optimalen Betrieb sind kleine Zellmengen ausreichend, die z.B. aus
einer 150 ml Kulturflasche oder 25 ml Blut gewonnen werden können. Für ein Trennexperiment
werden ca. 80 ml Gegenstrommedium benötigt.
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Die
Erfindung zielt vor allem darauf ab, Einzelzellgemische zu trennen,
die aus normalen oder entarteten menschlichen oder tierischen Geweben gewonnen
werden. Sowohl normale tierische oder menschliche Organe als auch
Tumore enthalten unterschiedliche Zellen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal
der Zellen sind ihre Volumina (Bauer, 1999). Von Geweben erhaltene
Einzelzellgemische enthalten häufig
Zellen mit sehr unterschiedlichen Volumina, z.B. Leukozyten mit
200 fl bis 500 fl, Makrophagen und Endothelzellen mit 800 fl bis
2000 fl, epitheliale Gewebszellen mit oft über 3000 fl und geschädigte Zellen.
Die spezifischen Dichten der vitalen Zellen schwanken zwischen 1.06
kg/l und 1.11 kg/l. Wenn Zellen beim Isolieren beschädigt werden oder
absterben, wird ihre Zellmembran durchlässig und die Unterschiede der
spezifischen Dichten des Zellinneren und der Zellumgebung werden
weitgehend ausgeglichen, so daß sie
in Rotoren mit Durchmessern unter 20 cm bei maximalen 3500 l/min
kaum noch sedimentieren, weil die Differenz ρP – ρM sehr klein
wird.
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Um
Funktionen verschiedenen Körperzellen zu
erkennen und sie, wenn sie krankheitsverursachend ausfallen, gezielt
wieder herstellen zu können, ist
es wichtig die verschiedenen Zellen zu studieren, solange sie noch
in ihrem ursprünglichen
in vivo Status sind. Per zentrifugaler Elutriation innerhalb von Minuten
getrennte Zellpopulationen bieten eine optimale Voraussetzung, um
Information über
aktuelle in vivo Zustände
von Körperzellen
zu gewinnen.
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Neben
der hier bevorzugten Anwendung wird die erfindungsgemäße Gegenstromtischzentrifuge
für viele
Zelltrennungsprobleme in der Forschung und Biotechnologie geeignet
sein [Bauer, 1999]. Auch volumen- und dichteabhängige Trennungen anorganischer
Partikel mit Durchmessern zwischen 5 und 30 μm sind denkbar. Das neue Zweikammersystem
mit der Möglichkeit
die Trennkammerabstände
von der Rotorwelle flexibel einzustellen, wird in vielen Fällen geeignete
Einstellungen von Trennkammerabständen und von Rotor- und Fluidgegenstromgeschwindigkeiten
erlauben, unter denen gleichzeitig große Partikel in der ersten,
der Rotormitte näher
gelegenen Trennkammer und kleine in der zweiten, der Rotormitte
weiter entfernten Trennkammer in Schwebe gehalten werden können.