DE10318897B4 - Stabilisierte universell einsetzbare Testformulierung und Testkit zur Eiweißbestimmung in biologischen Flüssigkeiten - Google Patents

Stabilisierte universell einsetzbare Testformulierung und Testkit zur Eiweißbestimmung in biologischen Flüssigkeiten Download PDF

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Abstract

Stabilisierte Testformulierung zur Eiweißbestimmung dadurch gekennzeichnet, dass sie die folgenden Reagentien aufweist: Fällungsreagentien: 75–90 Gew.% Polysaccharid: 5–12 Gew.% Di- oder- Tricarbonsäure: 1–3 Gew.% Disaccharid: 1–3 Gew.% wasserlösliches synthetisches Polymer 3–7 Gew.% wobei die Fällungsreagentien sind: Sulfosalicylsäure: 97,5–99,5 Gew.% NaCl: 0,4–2 Gew.% Kupfersulfat: 0,1–0,5 Gew.%

Description

  • Die Erfindung betrifft stabilisierte universell einsetzbare Testformulierungen mit erhöhter Festigkeit und verbesserter Analysengenauigkeit zur schnellen Eiweißbestimmung, insbesondere zur gleichzeitigen Bestimmung von Gesamteiweiß, Globulinen und Hämoglobin bzw. zur Bestimmung von Gesamteiweiß und erhöhten Harnsäurewerten in biologischen Flüssigkeiten. An sich bekannte Testformulierungen umfassen zusätzlich mindestens ein Disaccharid und ein wasserlösliches synthetisches Polymer als weitere Reagentien. Die Formulierungen liegen bevorzugt im Zustand einer festen Formulierung (z.B. als Granulate oder Tabletten oder Bonbonform), einer halbfesten oder elastischen Formulierung (z.B. als Gel-Form) oder in weiteren Formen vor. Bei einem Kontakt mit biologischen Flüssigkeiten, vorzugsweise mit Urin, werden sie schnell fast durchsichtig und die Reaktionsprodukte können auf (oder neben) der Oberfläche der jeweiligen Formulierung (anhand der Färbung oder Trübung) eindeutig beobachtet und mittels üblicher Techniken bewertet werden.
  • Weiterhin betrifft die Erfindung einen Testkit zur schnellen Eiweißbestimmung, der neben den Testformulierungen eine Eintauchvorrichtung aufweist, die bevorzugt ein kleines durchsichtiges Reagenzgefäß ggf. mit Henkel oder Stiel, darstellt. An bzw. auf deren innerer Oberfläche gegebenenfalls am Boden befestigt, befindet sich die jeweilige Testformulierung.
  • Methoden zur Bestimmung von Proteinen (Gesamteiweiß) im Urin, im Serum und in anderen biologischen Flüssigkeiten sind zahlreich bekannt und diagnostisch relevant. Die Proteine können durch Fällungs- und Farbreaktionen nachgewiesen werden. Solche Methoden dienen dem Nachweis zahlreicher Krankheiten. Der Nachweis einer Proteinurie (Eiweißausscheidung im Urin) dient vor allem zur Diagnose verschiedener Nierenerkrankungen.
  • Der Eiweißnachweis kann qualitativ und halbquantitativ z.B. mit Teststreifen erfolgen, die in der Regel ein Reagenz enthalten, das mit dem Eiweiß eine Farbreaktion bildet. Diese Teststreifen haben den Nachteil, daß sie durch Licht, Feuchtigkeit und hohe Temperaturen empfindlich und überständig sind. Außerdem sind sie ungenügend analytisch empfindlich. Weitere qualitative oder quantitative Methoden verwenden z.B. die Zugabe von Sulfosalicylsäure zum Urin bzw. verlaufen nach der Biuretreaktion (Fällung mit Trichloressigsäure oder Perchlorsäure, ggf. unter Farbstoffzusätzen). Bekannte Fällungsreagentien sind neben Säuren u. a. auch Schwermetallsalze, Aceton, Alkohol, Ammoniumsalze und dergleichen.
  • Ein Testsystem zur Eiweißbestimmung im Urin ist in dem russischen Patent RU 2,077,060C1 beschrieben. Dieses Testsystem, das zur Fällung des Eiweißes mit einem Reagenz, das ggf. mit einem in Wasser unlöslichen Bestandteil verbunden ist, eingesetzt wird, enthält das Reagenz zur Eiweißfällung als ein dichtes, festes Granulat mit einem spezifischen Gewicht größer 1.
  • Es sind weiterhin Testformulierungen bekannt, die in einem Verfahren zum gleichzeitigen Nachweis von Gesamteiweiß (halbquantitativ und quantitativ) und erhöhtem Harnsäuregehalt (qualitativ) in einer Urinprobe ( DE 101 44 436 A1 ) angewandt werden bzw. in einem Verfahren zum Nachweis von Gesamteiweiß, Globulinen und Hämoglobin in einer biologischen Flüssigkeitsprobe ( DE 100 30 193 A1 ).
  • Die bekannten Testformulierungen haben jedoch sämtlich den Nachteil, dass diese Testreagentien nur begrenzt beständig sind, das heißt, sie sind zerbrechlich und empfindlich für Nässe. Sie können deshalb beim Lagern oder Transportieren (besonders bei feuchtem Wetter) beschädigt werden. Daraus folgert, dass sich die analytische Genauigkeit des Testgranulates (z.B. bei der quantitativen nephelometrischen Eiweißbewertung) im Laufe der Zeit verschlechtert.
  • Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass es z.B. bei der Durchführung des Verfahrens nach DE 100 30 193 A1 zu unerwünschten Trübungen kommen kann, die nach Zugabe der zu untersuchenden Flüssigkeit wegen mangelnder Löslichkeit des Testgranulates entsteht.
  • Die Testzeit verlängert sich, auch weil nach dem Kontakt mit der zu prüfenden Flüssigkeit erst nach Zeitverzug die Bildung weißer Eiweißringe auf weißem Hintergrund beobachtet werden kann. Das heißt die Analysendauer für eine Schnelldiagnose ist zu lang, denn das Ergebnis (Bestimmung der Eiweißkonzentration) steht erst nach etwa 8–10 Minuten zur Verfügung.
  • Aufgabe der Erfindung war es deshalb, Mittel zu finden und bereitzustellen, die einerseits eine Stabilisierung von Testformulierungen zur schnellen Eiweißbestimmung bewirken und so einen langen Gebrauch gewährleisten, andererseits die Genauigkeit der Analysen nach Lagerung nicht beeinträchtigen und die Analysenzeit verkürzen. Es sollen entsprechende Testformulierungen bereitgestellt werden, die universell und für eine Massendiagnostik geeignet sind, ohne dass ein größerer technischer Aufwand erforderlich ist. Weiterhin war es Aufgabe der Erfindung, eine Testvorrichtung zu finden, die es ermöglicht, die Eiweißbestimmung sofort durchzuführen, ohne dass weitere technische Hilfsmittel notwendig werden.
  • Die Aufgabe konnte durch Bereitstellung einer Testformulierung gelöst werden, die neben an sich üblichen Fällungsreagentien, die das Eiweiß fallen und neben bekannten Komponenten, die eine visuelle Beurteilung des Resultates von verschiedenen Fällungsreaktionen sicherstellen, zusätzlich mindestens ein Disaccharid und ein wasserlösliches synthetisches Polymer als weitere Reagentien aufweisen.
  • Die universell verwendbare Testformulierung (Reagenzmischung) enthält neben an sich üblichen Reagentien zur Gesamteiweißfällung weitere Reagentien mit den folgenden Gew.%:
    Fällungsreagentien: 75–90 Gew.%
    Polysaccharid: 5–12 Gew.%
    Di- oder- Tricarbonsäure: 1–3 Gew.%
    Disaccharid: 1–3 Gew.%
    wasserlösliches synthetisches Polymer 3–7 Gew.%
  • Als bevorzugtes Fällungsreagenz dient eine Mischung aus einer festen organischen Säure und einem anorganischen Salz. Das Fällungsreagenz liegt bevorzugt in einer Mischung aus den folgenden Bestandteilen vor:
    Sulfosalicylsäure: 97,5–99,5 Gew.%
    NaCl: 0,4–2 Gew.%
    Kupfersulfat: 0,1–0,5 Gew.%
  • Das Polysaccharid ist bevorzugt ein lösliches Dextran. Als Carbonsäure wird bevorzugt Zitronensäure eingesetzt. Saccharose dient bevorzugt als Disaccharid und als synthetisches Polymer wird bevorzugt ein Polyvinylpyrrolidon verwendet.
  • Die Herstellung der Testformulierung erfolgt nach an sich üblichen Techniken und ist dem Fachmann bekannt. So werden z.B. nach an sich bekannten Verfahren für das Granulieren oder Tablettieren, chemische Mischungen hergestellt, wobei eine gesättigte Lösung mit allen Bestandteilen aufgetropft und anschließend ausgetrocknet wird.
  • Diese definierte erfindungsgemäße Zusammensetzung gibt der universell einsetzbaren Formulierung mechanische Festigkeit, Stabilität gegenüber Feuchtigkeit sowie langfristige Haltbarkeit. Neben diesen genannten Verbesserungen zeigt die Zusammensetzung eine gute Löslichkeit und eine fast völlige Durchsichtigkeit nach Kontakt mit den biologischen Flüssigkeiten. Diese Testformulierung löst sich beim Kontakt mit den zu untersuchenden Flüssigkeiten allmählich auf und bildet überraschend einen linearen Gradienten mit den Fällungsreagentien. Dadurch kann unerwünschten Trübungen vorgebeugt werden.
  • Die vorliegende Testformulierung ist bei verbesserter analytischer Empfindlichkeit (Genauigkeit) universell einsetzbar und
    • a) zur schnellen Eiweißbestimmung geeignet,
    • b) für das Verfahren zur gleichzeitigen Bestimmung von Gesamteiweiß (halbquantitativ und quantitativ-nephelometrisch) und erhöhtem Harnsäuregehalt (qualitativ) gemäß DE 101 44 436 A1 in biologischen Flüssigkeiten, insbesondere im Urin, einsetzbar und
    • c) auch für das Verfahren zum Nachweis von Gesamteiweiß, Globulinen und Hämoglobin in einer biologischen Flüssigkeitsprobe gemäß DE 100 30 193 A1 anwendbar.
  • Bei Kontakt mit den zu untersuchenden biologischen Flüssigkeiten, wie z.B. mit Urin, wird die Testformulierung schnell fast durchsichtig und die Reaktionsprodukte können wie bekannt auf (oder neben) der Oberfläche der Formulierung (anhand der Farbe oder Trübung) sehr deutlich beobachtet und mit den bekannten Methoden bewertet werden.
  • Die Formulierungen der Reagenzmischung können verschiedene geometrische Formen haben. Sie können als feste Formulierungen (z. B. als Granulat oder Tablette bzw. als „Bonbon-Form"), als halbfeste oder elastische Formulierung (z.B. als Gel) oder in einer anderen an sich bekannten Formulierung vorliegen.
  • Die erfindungsgemäße Testformulierung weist eine erhöhte Festigkeit auf und ist unabhängig von Nässe, wodurch sie langfristig gut analytisch einsetzbar bleibt. Darüber hinaus besitzt sie überraschend neben der Möglichkeit einer langfristigen Lagerung die Fähigkeit, die analytische Genauigkeit und Sicherheit der jeweiligen analytischen Bestimmung zu verbessern.
  • In einer Ausführungsvariante wird die Testformulierung auf die innere Oberfläche eines durchsichtigen Reagenzgefäßes (nach Möglichkeit aus Plastik) bevorzugt am Boden befestigt und kann so eingesetzt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Testformulierungen in Wells von Titerplatten oder ähnlichen Laborutensilien einzubringen und so ggf. auch die Eiweißbestimmung zu automatisieren.
  • In einer Vorzugsvariante der Erfindung wird ein Testkit bereitgestellt, der neben der Testformulierung das Reagenzgefäß als Eintauchvorrichtung umfasst. Der Testkit ermöglicht die Durchführung der Verfahren ohne dass weitere Hilfsmittel wie z.B. eine Transferpipette benötigt werden. Diese Eintauchvorrichtung stellt ein kleines, durchsichtiges Reagenzgefäß ggf. mit Henkel oder Stiel dar. Die erfindungsgemäße Testformulierung ist in der Regel innen immobilisiert. Zur Testdurchführung wird diese Vorrichtung einfach in ein Gefäß mit der zu prüfenden Flüssigkeit kurzzeitig (maximal 3 Minuten) eingetaucht und anschließend zur Bewertung des Ergebnisses herausgezogen.
  • Die Analysenzeiten können überraschend verkürzt werden. Z.B. bei der Durchführung des Verfahrens zum Nachweis von Gesamteiweiß und erhöhtem Harnsäuregehalt kann das Schütteln der Probe auf die Hälfte (5 Sekunden) reduziert werden. Die Bestimmung des erhöhten Harnsäuregehaltes kann nach 3 Minuten (1 Minute weniger) und somit ebenfalls schneller durchgeführt werden.
  • Die Durchführung der Analysen ist an sich bekannt und erfolgt unter Verwendung der vorliegenden Testformulierung analog DE 101 44 436 A1 (Verfahren 1) zur gleichzeitigen Bestimmung von Gesamteiweiß (halbquantitativ und quantitativ-nephelometrisch) und erhöhtem Harnsäuregehalt (qualitativ) in einer biologischen Probe, vorzugsweise Urin, oder gemäß DE 100 30 193 A1 (Verfahren 2) zur gleichzeitigen Bestimmung von Gesamteiweiß und erhöhtem Globulingehalt sowie ggf. von Hämoglobin („Eiweißringvariante"). Letztere Variante erlaubt die Untersuchung einer Urinprobe mit leichter Trübung ohne vorherige Zentrifugation und Vergleichskontrolle.
  • Das Verfahren 1 analog DE 101 44 436 A1 wird hier kurz erläutert und wie folgt durchgeführt:
    1 ml einer zu prüfenden Probe wird in ein Testreagenzglas (mit Testformulierung) gegossen und sofort ca. 5 Sekunden stark geschüttelt (um die Reagenzmischung zu lösen). Nach ca. 40 Sekunden wird das erste Ergebnis bestimmt:
    • 1) Ist die Lösung im Vergleich zur Urinprobe im Reagenzglas ohne Reagenzmischung durchsichtig geblieben ist das Analyseergebnis negativ, d.h. es liegt keine Mikroproteinurie vor (der Eiweißgehalt liegt unter 30 mg/l). Es liegt auch kein erhöhter Harnsäuregehalt (> 1000 mg/l) in dieser Probe vor.
    • 2) Wenn in der zu prüfenden Probe eine Trübung entsteht, läßt man diese Probe noch weitere 3 Minuten in Ruhe stehen und wertet dann weiter aus: 2.1) Bleibt eine ebene Trübung ohne Bodensatz in der Probe, liegt der Gesamteiweißgehalt über 30 mg/l (ist also erhöht), jedoch gibt es keinen Hinweis auf einen erhöhten Harnsäurewert in dieser Probe. Der Eiweißgehalt kann halbquantitativ mit Trübungsstandards oder quantitativ mit einem Nephelometer bewertet werden. 2.2) Entsteht in der Probe nach 3 Minuten ein Bodensatz und a) die Flüssigkeit über dem Bodensatz ist durchsichtig – enthält diese Urinprobe eine erhöhte Menge Harnsäure, ohne dass der Gesamteiweißgehalt erhöht ist, b) bleibt eine Trübung über dem Bodensatz- enthält diese Urinprobe sowohl erhöhte Mengen Harnsäure als auch Gesamteiweiß. Der Eiweißgehalt kann wiederum halbquantitativ mit Trübungsstandards (sofort) oder quantitativ mit einem Nephelometer (nach ca. 20 Minuten) anhand einer Grafik oder Eiweißlösungsstandards mit 200mg/l bewertet werden.
  • Eiweiß bildet eine homogene Trübung, die (bei Eiweißkonzentrationen von 30 bis 300 mg/l) zwei Stunden ohne wesentliche Änderung bestehen bleibt. In diesen Konzentrationsbereichen kann man eine Linearität zwischen der optischen Dicht (OD) und der Eiweißkonzentration beobachten. Besonders bequem kann der Eiwießgehalt mit einem einfachen Nephelometer anhand der Trübung unmittelbar im Reagenzglas gemessen werden. Bei einem Eiweißgehalt über 300 mg/l muss man die Proben verdünnen.
  • Das Verfahren 2 analog DE 100 30 193 A1 wird hier kurz erläutert und wie folgt durchgeführt:
    0,5–1 ml Probenflüssigkeit werden in ein Testreagenzröhrchen mit der Testformulierung gegosssen. Nach einer Standzeit von 3 Minuten (nicht schütteln), wird der Gesamteiweißgehalt bestimmt. Entsteht ein weißer Ring über dem Granulat, ist Eiweiß (> 20 mg/l) in dieser Probe enthalten. Zur halbquantitativen Eiweißbestimmung wird dann nach einer weiteren Minute dieser Eiweißring mit einer Fotoskala verglichen. Bei Bestimmung des Gesamteiweißgehaltes im Bereich einer Mikroproteinurie (bis 200 mg/l Eiweiß) kann auch nach kurzem Schütteln das Ergebnis (Trübung durch das Eiweiß) zusätzlich mit Trübungsstandards oder nephelometrisch, wie bekannt, bewertet werden.
  • Zur Bestimmung eines erhöhten Globulingehaltes und des Hämoglobingehaltes lasst man die Reagenzröhrchen, die einen Eiweißring zeigen (> 200 mg/l Eiweiß) noch ca. 1 weitere Stunde in Ruhe stehen und beobachtet dann die Form des Eiweißringes. Bei dem sogenannten „Gebirgsring" – d. h. dass das Globulinpräzipitat aus dem gesamten Eiweißniederschlag teilweise auftaucht – ist. der Globulingehalt in der Urinprobe erhöht. Bei einem Immunoglobulin-G-Gehalt ab 100 mg/l ist das Ergebnis in 90 % Fällen positiv. Die Anwesenheit von Hämoglobin ergibt ein verändertes Präzipitationsmuster, denn eine rot gefärbte Hämoglobinzone kann unter dem Albuminring beobachtet werden. Mengen ab ca. 300 Mikroliter Hb/l Urin können so nachgewiesen werden.
  • Die einfachste Verwirklichung der Testverfahren kann durch eine Vorrichtung realisiert werden, die ein kleines Reagenzgefäß ggf. mit Henkel oder Stiel darstellt. Die Testformulierung befindet sich immobilisiert im Innern des Reagenzgefäßes. Man taucht dieses kleine Gefäß einfach in die zu prüfende Flüssigkeit (z. B. in ein Becherglas mit einer Urinprobe) ein, nach ca. drei Minuten zieht man es heraus und bewertet das Ergebnis (z.B. die Eiweißringe), wie oben geschrieben gemäß Verfahren 2 oder auch eine Mikroproteinurie gemäß Verfahren 1. Hierfür werden nur 3 Sekunden für die Handarbeit benötigt. Das Verfahren ist so einfach wie das Messen der Körpertemperatur mit einem Thermometer. Für eine solche Eintauchvorrichtung existiert gegenwärtig keine analoge Lösung.
  • Der Test ist insbesondere zur in vitro Diagnostik in medizinischen (z. B. im Notarztdienst), tierärztlichen Einrichtungen und Laboratorien einsetzbar und zur Krankendiagnostik geeignet. Er ist einfach handhabbar, da lediglich eine biologische Probe (z.B. Urin) zugegeben werden muss. Dabei erlaubt der Test bei Massenuntersuchungen die Durchführung von ca. 200 Analysen pro Stunde (einschließlich quantitativer Bestimmungen).
  • Die erfindungsgemäße Testformulierung ist für erste, differenzielle diagnostische Zwecke, insbesondere bei Nierenerkrankungen, einsetzbar, z.B. zum ersten Schritt der Erkennung einer Nierenselektivität.
  • Anschließend wird die Erfindung an Ausführungsbeispielen näher erläutert.
  • Die bevorzugte stabilisierte Testformulierung (Reagenz I) hat folgende Zusammensetzung: Reagenz I
    Sulfosalicylsäure: 83 Gew.%
    NaCl: 0,9 Gew.%
    Kupfersulfat: 0,1 Gew.%
    Zitronensäure: 1 Gew.%
    Dextran: 8 Gew.%
    Saccharose: 2 Gew.%
    Polyvinylpyrrolidon 5 Gew.%
  • Beispiel 1
  • Untersuchung von Urinproben mit Reagenz I gemäß Verfahren 1
  • Es wurden zwei Urinproben von Diabetikern mit einem definierten Eiweißgehalt (mit Konzentrationen von 50 mg/l – Probe 1 und 190 mg/l – Probe 2) und zwei Proben mit zusätzlichen Harnsäuremengen mit Konzentrationen von 1500 mg/l (Proben 1H und 2H) untergesucht. Das Ergebnis wurde visuell beobachtet und halbquantitativ mit den Trübungsstandards bewertet.
  • Ergebnisse:
  • In beiden Urinproben (1 und 2 – ohne Harnsäure) wurde nach 40 Sekunden eine Trübung ohne Bodensatz beobachtet. Mit Trübungsstandards konnte die erste Probe als „zwischen 30 und 70 mg/l" und die zweite Probe als „ca. 200 mg/l" bewertet werden. In beiden Proben mit Harnsäure (1H und 2H) wurde ein Bodensatz unten und eine homogene Trübung über dem Bodensatz beobachtet, d. h. sowohl erhöhte Mengen von Harnsäure als auch von Eiweiß (in entsprechender Menge) wurden nachgewiesen.
  • Beispiel 2
  • Vergleichende Untersuchungen zwischen der erfindungsgemäß verwendeten Testformulierung Reagenz I und einem Testgranulat gemäß DE 101 44 436 A1 (beide 13 Monate gelagert).
  • a) Visuelle Betrachtung und Bewertung des Zustandes der Formulierungen
  • Es wurden je 100 Stück von jeder Formulierung beobachtet.
  • Ergebnis:
  • Tabelle 1
    Figure 00090001
  • b) analytische Eigenschaften
  • Es wurden 9 Tests mit einer Eiweißlösung (menschliches Serumalbumin mit einer Konzentration von 100 mg/l) nach Verfahren 1 durchgeführt und quantitativ, mit nephelometrischer Messung mit einem Nephelometer der Fa. „bioMerieus" ausgewertet.
  • Die Ergebnisse sind in Form statistischer Daten in Tabelle 2 dargestellt. Dazu wurden die folgenden Größen unter Anwendung der Fehlerrechnung, die sich der Methoden der Statistik bedient, ermittelt bzw. berechnet. Sie beruht hauptsächlich auf der Ausschaltung der Streuwerte gemäß der Häufigkeitsverteilung (Gauß-Verteilung).
    • n = Testanzahl
    • x = Mittelwert
    • m(Δx)= Fehler vom Mittelwert
    • s(σ)= Standardabweichung
    • Vk= Variationskoeffizient
  • Tabelle 2
    Figure 00090002
  • Die "wahre" Standardabweichung (σ), d.h. der Wert für die Grundgesamtheit kann in der Praxis niemals ermittelt werden, da die hierfür erforderlichen unendlich vielen Messwerte nicht vorliegen. Statt dessen wird die Standardabweichung (s) einer Stichprobe ermittelt mit xi = Messwert, x = Mittelwert der Messwerte und n = Zahl der Tests. Aus der Standardabweichung s lassen sich die relative Standardabweichung (srel) und der Variationskoeffizient (Vk) bekanntermaßen berechnen.
    Figure 00100001
  • Beide Größen sind ebenfalls ein Maß für die Genauigkeit. Je kleiner die relative Standardabweichung (srel), desto größer die Genauigkeit des Verfahrens.
  • Mit der erfindungsgemäßen Testformulierung Reagenz I wurden eindeutig genauere Analysenwerte erhalten.
  • c) Vergleich der Festigkeit
  • 10 Stück von Reagenz I und Granulat gemäß DE 101 44 436 A1 (jeweils frisch hergestellt) wurden unter mechanischen Druck gestellt bis ein Bruch eintrat:
  • Ergebnis:
  • Reagenz I zerbrach erst oberhalb einer Belastung von 4000 g. Das Testgranulat bereits bei 300–350 g.
  • Beispiel 3
  • Untersuchung von Urinproben mit Reagenz I gemäß Verfahren 2
  • Vergleich von Reagenz I mit Testgranulat gemäß DE 100 30 193 A1 bezüglich ihrer Analysen-Startzeiten (deutlich sichtbare Eiweißringe). Es wurden Urinproben (von Diabetikern) mit Eiweißkonzentrationen von 20–40 mg/l (4 Proben) und 150–200 mg/l (5 Proben) parallel untersucht.
  • Ergebnis:
  • Tabelle 3
    Figure 00110001
  • Vorteil: Die erfindungsgemäße Testformulierung Reagenz I wird im Vergleich zum bekannten Testgranulat bei Kontakt mit Urin fast klar.
  • Beispiel 4
  • Bedingungen und Ergebnisse unter Anwendung der Testformulierung in einer Eintauchvorrichtung zur einfachen Eiweißbestimmung im Urin
  • Es wurden 20 Urinproben mit Eiweißkonzentrationen von 20–200 mg/l (von Diabetikern) und 10 Urinproben von Gesunden (weniger als 20 mg/l) untersucht.
  • Ergebnisse:
  • In allen Reagenzgefäßen, die in ein Gefäß mit Urin mit den definierten Eiweißgehalten für 2–3 Minuten eingetaucht wurden, konnten deutliche Eiweißringe beobachtet werden, die man ebenfalls mit einer Fotoskala halbquantitativ bewerten kann. Das Eintauchen in Urinproben von Gesunden zeigte keine Eiweißringe. Es besteht die Möglichkeit, das Analysenergebnis anschließend mit Trübungsstandards und nephlometrisch zu bewerten.

Claims (9)

  1. Stabilisierte Testformulierung zur Eiweißbestimmung dadurch gekennzeichnet, dass sie die folgenden Reagentien aufweist: Fällungsreagentien: 75–90 Gew.% Polysaccharid: 5–12 Gew.% Di- oder- Tricarbonsäure: 1–3 Gew.% Disaccharid: 1–3 Gew.% wasserlösliches synthetisches Polymer 3–7 Gew.% wobei die Fällungsreagentien sind: Sulfosalicylsäure: 97,5–99,5 Gew.% NaCl: 0,4–2 Gew.% Kupfersulfat: 0,1–0,5 Gew.%
  2. Testformulierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Polysaccharid Dextran ist.
  3. Testformulierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Carbonsäure Zitronensäure ist.
  4. Testformulierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Disaccharid eine Saccharose ist.
  5. Testformulierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das wasserlösliche Polymer ein Polyvinylpyrrolidon ist.
  6. Testkit zur Eiweißbestimmung sowie zur gleichzeitigen Bestimmung von Gesamteiweiß, Globulinen und Hämoglobin bzw. von Gesamteiweiß und Harnsäure in biologischen Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, dass er eine Testformulierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 und mindestens ein durchsichtiges Reagenzgefäß umfasst, wobei die Testformulierung an der inneren Oberfläche des Reagenzgefäßes immobilisiert vorliegt.
  7. Testkit zur schnellen Eiweißbestimmung in biologischen Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, dass er eine Testformulierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 umfasst, welche sich im Innern eines durchsichtigen Reagenzgefäßes befindet, das als Eintauchvorrichtung konstruiert ist.
  8. Verwendung einer Testformulierung oder eines Testkits nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass sie zur gleichzeitigen Bestimmung von Gesamteiweiß, Globulinen und Hämoglobin in biologischen Flüssigkeiten verwendet werden.
  9. Verwendung einer Testformulierung oder eines Testkits nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass sie zur Bestimmung von Gesamteiweiß und Harnsäure in biologischen Flüssigkeiten verwendet werden.
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