Wässerige
Lösungen
von Chlordioxid finden wegen der bis zu 2,5-fachen Oxidationskraft
des Chlordioxids gegenüber
z.B. Chlor, Chlorbleichlauge, Peressigsäure oder Wasserstoffperoxid
häufige
Verwendung in der Wasseraufbereitungstechnik. Das Anwendungsgebiet
erstreckt sich dabei von der Desinfektion von Trink- und Badewässern bis
zur Aufbereitung von Brauch- und Abwässern. Wässerige Lösungen von Chlordioxid sind
wegen ihrer bakteriziden, sporiziden, viroziden und algiziden Eigenschaften
als vielseitig wirkende Desinfektionsmittel einsetzbar. Gegenüber den
klassischen oxidierenden Desinfektionsmitteln wie Chlor und Hypochlorit
zeichnet sich Chlordioxid in der Anwendung durch eine gute Ökobilanz
aus. So werden beim Einsatz von Chlordioxid nur geringe Mengen von
Adsorbierbaren Organischen Halogenverbindungen (AOX; Summenparameter
für alle
an Aktivkohle adsorbierbaren Chlor-, Brom-, Jod-Verbindungen unterschiedlichsten
Gefährdungspotentials)
und nahezu keine Trihalomethane (THM, Haloforme) gebildet.
Technisch
findet die Darstellung von Chlordioxid üblicherweise aus einer 9 gewichtsprozentigen wässerigen
Salzsäure-Lösung und
einer 7,5 gewichtsprozentigen wässerigen
Chlorit- Lösung statt. Ein
solches Verfahren ergibt zwar vergleichsweise gute Ausbeuten (größer als
20 g/l), ist aber in seiner Anwendbarkeit wegen eines hohen apparativen
Aufwands für
die Separierung des Chlordioxids als auch wegen der hohen Explosionsgefahr
des gasförmigen Chlordioxids
auf die großtechnische
Verwendung beschränkt.
Wünschenswert
ist allerdings insbesondere für
Wasseraufbereitungs- und so genannte CIP-Anlagen (Cleaning-In-Place-Anlagen)
beispielsweise im Hygiene-, Gesundheits-, Lebensmittel- oder Getränkesektor
sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich eine nahezu
ungefährliche
und vergleichsweise einfach handhabbare mobile Herstellung einer gebrauchsfertigen
Chlordioxid-Lösung "vor Ort", egal ob im Haushalt,
beim Camping, auf einem Schiff oder im Flugzeug. Die Chlordioxid-Lösung sollte
daher von jedermann ohne besondere Schutzmaßnahmen hergestellt werden
können,
und sie sollte unmittelbar nach ihrer Herstellung von jedermann
direkt zur Desinfektion eingesetzt werden können.
Ein
derartiges Konzept wird beispielsweise dadurch verwirklicht, wenn
einem Anwender ein aus zwei Komponenten bestehendes Reaktionsgebinde zur
Verfügung
gestellt werden kann und der Anwender diese Komponenten nur noch
in einem vorgegebenen Verhältnis
zu vermischen braucht, um sich selbst bei Bedarf eine frische Chlordioxid-Lösung herzustellen.
Eine
derartige wässerige
Chlordioxid-Lösung
kann beispielsweise nach
EP
822 920 B1 hergestellt werden, indem eine wässerige
Reaktionslösung
aus Chlorit und halogenfreiem Oxidationsmittel hergestellt wird,
die mit Hilfe eines Protonendonators auf einen pH-Wert zwischen
5,5 und 9,5 eingestellt wird und dann bei Raumtemperatur solange
umgesetzt wird, bis das Chlorit nahezu vollständig umgesetzt ist. Bis zum
nahezu vollständigen
Umsatz bedarf es dabei etwa 12 Stunden.
Insbesondere
in Notfallsituationen, aber auch beim Einsatz im alltäglichen
Bereich kann jedoch eine relativ schnelle Verfügbarkeit einer frischen wässerigen
Chlordioxid-Lösung
als Desinfektions- oder Wasseraufbereitungsmittel erforderlich oder
zumindest wünschenswert
sein.
Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
einer wässerigen
Chlordioxid-Lösung
anzugeben, das für
den Anwender an quasi jedem Ort besonders gefahrlos und unaufwendig
durchführbar
ist und dessen Umsetzungszeit vergleichsweise kurz ist, um einen
schnellen Einsatz als Desinfektions- oder Wasseraufbereitungsmittel
zu ermöglichen.
Dabei sollen auch vergleichsweise leicht verfügbare und kostengünstige Kom ponenten
eingesetzt werden. Des Weiteren soll ein für das Herstellungsverfahren
besonders geeignetes Desinfektionskit als Reaktionsgebinde bereitgestellt
werden.
Bezüglich des
Verfahrens wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst, indem zur Herstellung einer
wässerigen
Chlordioxid-Lösung
aus Salzsäure und
Chlorit eine weniger als 1 gewichtsprozentige wässerige Salzsäure-Lösung und
eine weniger als 5 gewichtsprozentige wässerige Chlorit-Lösung verwendet
wird.
Die
Erfindung geht dabei von der Überlegung aus,
dass das Verfahren auch von einem nicht im Umgang mit möglicherweise
die Gesundheit gefährdenden
Chemikalien erfahrenen Anwender ohne ein großes Verletzungsrisiko durchgeführt werden
können
sollte. Dazu sollten im Verfahren Ausgangsstoffe eingesetzt werden,
die bezüglich
ihres Gefährdungspotentials
hinsichtlich ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften mit üblichen
Haushalts- oder Reinigungsmittel vergleichbar sind. Dabei kann auch insbesondere
die eingesetzte Konzentration oder Verdünnung der Ausgangsstoffe maßgeblich
sein.
Zudem
ist für
eine gefahrlose Verwendung der Ausgangsstoffe außerhalb eines mit Schutzvorrichtungen
ausgerüsteten
Labors für
einen ohne entsprechende Schutzkleidung und -brille ausgestatteten
Hersteller eine kontrolliert verlaufende Reaktion nach Zusammenführung der
Edukte besonders wichtig. Andererseits sollte die Reaktionszeit
bis zum vollständigen
Umsatz der Edukte zu einer wässerigen Chlordioxid-Lösung in
für einen
anschließenden
vielseitigen Gebrauch geeigneter Konzentration und frei von unerwünschten
Nebenprodukten ohne zusätzlichen
Aufwand oder zusätzliches
Gefährdungspotential,
wie beispielsweise durch Erhitzen oder die Zugabe weiterer Chemikalien,
vergleichsweise kurz sein.
Wie
sich überraschend
herausgestellt hat, ist eine zuverlässige Reaktionsführung auch
mit wesentlich geringeren Eingangskonzentrationen als bislang allgemein
für notwendig
erachtet erreichbar. So sind als Ausgangsstoffe für die Chlordioxid-Herstellung
eine weniger als 1 gewichtsprozentige wässerige Salzsäure-Lösung und
eine weniger als 5 gewichtsprozentige wässerige Chlorit-Lösung vorgesehen.
Damit können
wider Erwarten die teilweise widersprechenden Anforderungen in Einklang
miteinander gebracht werden. Es können handelsübliche und
vergleichsweise kostengünstige
Stoffe verwendet werden, die aufgrund der gewählten Verdünnung keine außergewöhnliche
Verätzungs-
oder anderweitige Verletzungsgefahr mehr für den Anwender darstellen,
aber dennoch innerhalb einer relativ kurzen Reaktionszeit von 3
Stunden bei Raumtemperatur vollständig zu einer stabilen wässerigen
Chlordioxid-Lösung
umgesetzt werden.
Chlordioxid
ist entsprechend der "Liste
der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 Trinkwasserverordnung" (Bundesgesundheitsblatt
S. 827, 2002) zur Aufbereitung von Trinkwasser zugelassen. Nach
Abschluss der Aufbereitung ist ein maximaler Gehalt von 0,2 mg/l
Chlorit im Trinkwasser zulässig.
Für einen
vielseitigen Gebrauch der wässerigen
Chlordioxid-Lösung
ist ihre Herstellung in einer geeigneten Konzentration zweckmäßig. Die
Konzentration der wässerigen Chlordioxid-Lösung beträgt daher
durch die entsprechende Wahl der Konzentrationen der Ausgangsstoffe
nach dreistündiger
Reaktionszeit vorteilhafter Weise weniger als oder etwa gleich 2
g/l. Um die Trinkwasserqualität
des aufbereiteten Wassers zu gewährleisten,
ist diese Lösung
um den Faktor 10.000 zu verdünnen.
Die
hergestellte Chlordioxid-Lösung
weist dabei zweckmäßigerweise
einen nahezu vollständigen
Umsatz des eingesetzten Chlorits auf und enthält als Zwischen- oder Nebenprodukte
zweckmäßigerweise
nahezu kein Chlorat (ClO3 –)
oder freies Chlor (Cl2) mehr. Bei der Herstellung
von Chlordioxid nach obigem Verfahren beträgt die Konzentration an Chlorit
(ClO2 –) vorzugsweise weniger
als 0,01 g/l, die an Chlorat (ClO3 –)
vorzugsweise weniger als 0,05 g/l und die an freiem Chlor (Cl2) vorzugsweise ebenfalls weniger als 0,05
g/l.
Vor
Ort wird die hergestellte wässerige Chlordioxid-Lösung wegen
ihrer bakteriziden, sporiziden, viroziden und algiziden Eigenschaften
vorteilhafterweise zur einfachen, schnellen und wirksamen Desinfektion
vorzugsweise von Trinkwasser und dessen Rohrnetzen, von Brunnen-,
Rohr- und Abwasser, in Kühl-
oder Warmwasserkreisläufen,
Wasseraufbereitungs- und so genannten CIP-Anlagen verwendet. Des
Weiteren wird sie dafür
vorteilhafter Weise im Dental-, Hygiene-, Krankenhaus- und Lebensmittelbereich,
in der Industrie, z.B. in Getränkeabfüllbetrieben,
Flaschenwaschanlagen, und in Wasserwerken, beispielsweise zur Notfalldesinfektion,
eingesetzt.
Für eine einfache
und anwenderfreundliche Handhabung sind zweckmäßigerweise alle für die Herstellung
benötigten
Reaktionsmittel oder -utensilien mitgeliefert. Daher wird für die Herstellung
der wässerigen
Chlordioxid-Lösung
vorteilhafter Weise ein Desinfektionskit als Reaktionsgebinde bereitgestellt.
Um Fehler bei der Verwendung zu vermeiden, ist die Anzahl der zur
Verfügung
gestellten Reaktionsmittel zweckmäßigerweise besonders gering
gehalten. Aus diesem Grund umfasst der Desinfektionskit vorzugsweise
einen mit einer weniger als 1 gewichtsprozentigen wässerigen
Salzsäure-Lösung befüllten Vorratsbehälter und
einen weiteren mit einer weniger als 5 gewichtsprozentigen wässerigen
Chlorit-Lösung
befüllten Vorratsbehälter. Damit
ist eine bedarfsgerechte Herstellung der gewünschten Chlordioxid-Lösung mit lediglich zwei Komponenten
ermöglicht.
Damit
ein sachgemäßer Einsatz
der Reaktionsmittel gewährleistet
ist und damit die Herstellung ohne weitere Hilfsmittel, wie beispielsweise
ein Dosier- oder Rührmittel
u. a., besonders einfach handhabbar und ungefährlich erfolgt, ist in besonders
vorteilhafter Ausgestaltung des Desinfektionskits als weiterer Vorratsbehälter eine
Spritze vorgesehen. Damit wird erreicht, dass jedermann auch ohne
Lesen einer Gebrauchsanweisung deutlich wird, dass der Inhalt der
Spritze zu dem Inhalt des anderen Vorratsbehälters zudosiert werden soll.
Die
mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin,
dass durch einfaches Zusammenfügen
zweier Komponenten mit genau gewählter
Konzentration, einer weniger als 1 gewichtsprozentigen wässerigen
Salzsäure-Lösung und
einer weniger als 5 gewichtsprozentigen wässerigen Chlorit-Lösung, und
Abwarten einer lediglich etwa dreistündigen Umsetzungszeit von jedermann
an quasi jedem Ort ohne ein überdurchschnittliches
Gesundheits- oder Verletzungsrisiko eine gebrauchsfertige wässerige
Chlordioxid-Lösung
für den
privaten oder beruflichen Einsatz als Desinfektionsmittel hergestellt
werden kann. Gerade die Wahl der vergleichsweise geringen Konzentration
der Ausgangsstoffe erlaubt einerseits ein nahezu gefahrloses Hantieren
mit den Stoffen auch für
einen mit dem Umgang mit Chemikalien unerfahrenen Anwender ohne
Schutzvorkehrungen oder -maßnahmen
(wie z.B. den Einsatz von Schutzhandschuhen, Schutzbrille, Schutzkleidung
u. a.). Andererseits ermöglicht
die spezifische Konzentrationswahl der beiden Ausgangsstoffe die Umsetzung
zu einer wässerigen
Chlordioxid-Lösung (mit
2 g/l) nahezu ohne unerwünschte
Nebenprodukte an Chlorat (weniger als 0,05 g/l) und Chlor (weniger
als 0,05 g/l). Diese Ergebnisse lieferten die Untersuchungen des
Hygiene-Instituts des Ruhrgebiets vom Oktober/November 2002. Ferner
ist unter Beachtung der Reaktionszeit und der Höchstdosierung die nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte wässerige
Chlordioxid-Lösung
konform mit den Anforderungen an Desinfektionsverfahren gemäß § 11 Trinkwasserverordnung
2001.