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Die Massenproduktion von Proteinen
durch technisch veränderte
Organismen (rekombinant, mutagenisiert, ...) stellt eine Alternative
zur Extraktion der Proteine aus natürlichen Quellen dar. Natürliche Quellen
von Proteinen sind oft begrenzt und die Konzentration der gewünschten
Produkte ist üblicherweise
niedrig, so dass eine Extraktion oft kostenintensiv oder sogar unmöglich ist.
Im übrigen
birgt die Extraktion die Gefahr von giftigen oder infektiösen Verunreinigungen,
abhängig
von der natürlichen
Quelle des Proteins.
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Mit dem Auskommen des molekularen
Klonierens Mitte der 70-iger Jahre wurde es möglich, fremde Proteine in neuen
Wirtsorganismen herzustellen. Rekombinante DNA-Technologien (rDNA)
(Genetic-, Protein- und Metabolic-Engineering) erlaubt die Herstellung
einer großen
Auswahl an Peptiden und Proteinen mittels natürlicherweise nicht produzierenden
Zellen.
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Tatsächlich waren die ersten Biotech-Produkte
auf dem Weltmarkt, die mittels rDNA-Technik hergestellt wurden,
pharmazeutische Produkte (z. B. Insulin, Interferone, Erythropoietin,
Vakzin gegen Hepatitis B) und industrielle Enzyme (z. B. für die Behandlung
von Nahrungsmitteln, Futtermitteln, Waschmitteln, Papier oder Zellstoff
sowie für
die Medizin).
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Der weltweite Absatz der Top-20 rekombinanten,
pharmazeutischen Produkte betrug im Jahre 2000 etwa 13 Milliarden
Euro, während
der weltweite Markt für
industrielle Enzyme ungefähr
2 Milliarden Euro betrug und voraussichtlich ungefähr 8 Milliarden
Euro im Jahre 2008 erreichen wird.
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Im Wesentlichen stellen Mikroorganismen
sowie kultivierte Zellen höherer
Organismen (wie Säugetiere,
Insekten oder Pflanzen) die denkbaren Wirte für die Herstellung heterologer
sowie homologer Proteine dar.
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Mehrere Verfahren für die Herstellung
von Proteinen unter Verwendung von Säugerzellkulturen wurden entwickelt
und viele auf derartige Weise hergestellte Proteine sind auf dem
Markt, darunter verschiedene Vakzine, monoklonale Antikörper, Interferone,
Blutfaktoren, Urokinase, tPA, Hormone sowie Wachstumsfaktoren.
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Der Hauptvorteil von Säugerzellkultur
basierten Expressionssystemen ist die Fähigkeit der Säugerzellen,
die Proteine auf die richtige Art und Weise zu prozessieren (korrekte
Faltung, adäquate
post-translationale Modifizierungen, korrekte Glycosylierung, spezifische
proteolytische Aktivitäten
etc.) Ein von ursprünglich
von einem Säugetier
(Mensch) abstammender rekombinanter DNA exprimiertes, kloniertes
Protein wird üblicherweise
korrekt prozessiert und gefaltet und häufig ins Medium sekretiert,
was eine schnelle Gewinnung und Reinigung ermöglicht.
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Andererseits sind die Produktionskosten
häufig
sehr hoch auf Grund eines niedrigen Expressionslevels, der Kosten
der Mediumskomponenten, sehr geringer Wachstumsraten und anspruchsvoller
Kulturbedingungen. Im Weiteren birgt die Produktion in Säugetierzellen
die Gefahr giftiger oder infektiöser
Verunreinigungen des Produktes.
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Mikroorganismen (prokaryotisch, als
auch eukaryotisch) sind vorteilhafte Wirte für die Herstellung von Proteinen
auf Grund hoher Wachstumsraten und im Allgemeinen einfacher genetischer
Manipulierbarkeit. Allerdings fehlt insbesondere bakteriellen Wirtsorganismen
die Fähigkeit
zur korrekten Protein-Prozessierung und
in vielen Fällen
werden heterolog produzierte Proteine in sog. „inclusion bodies" innerhalb der bakteriellen Zellen
akkumuliert, woraufhin die Proteine verloren sind, weil ihre enzymatische
Aktivität
in den meisten Fällen nicht
rekonstituiert werden kann. Aufgrund ihrer fehlerhaften Struktur
ist eine Verwendung derartiger Proteine für die Behandlung von Menschen
von vornherein ausgeschlossen.
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Hefezellen als Wirtsorganismen vereinen
die Vorteile von einzelligen Organismen (leichte genetische Manipulierbarkeit
und Wachstum) mit der Fähigkeit
zur Protein-Prozessierung wie sie für eukaryotische Organismen
typisch ist (Proteinfaltung, Zusammenfügung und post-translationale
Modifikationen), zusätzlich
zum Fehlen von Endotoxinen sowie oncogener oder viraler DNA.
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Seit Beginn der frühen 80-iger
Jahre ist der größte Teil
mittels Hefe hergestellter rekombinanter Proteine in Saccharomyces
cerevisiae exprimiert worden (Hitzemann, R. A. et al., 1981, Nature
293, 717 – 22). Diese
Auswahl wurde bedingt durch die Vertrautheit der Molekularbiologen
mit dieser Hefe und dem akkumulierten Wissen über ihre Genetik und Physiologie.
Im Weiteren besitzt S. cerevisiae GRAS-Status („generally regarded as safe"). Allerdings ist
diese Hefe kein optimaler Wirt für
die Herstellung fremder Proteine in großem Umfang, insbesondere aufgrund
ihrer Ansprüche
an die Fermentation. Im Speziellen zeigt das Wachstum von S. cerevisiae
einen sehr ausgeprägten „Crabtree-Effekt", d. h. Fed-batch-Kultur
ist notwendig, um hohe Zelldichten zu erreichen (siehe beispielsweise
Porro, D., et al., 1991, Res. Microbiol. 142, 535–9). Im
Weiteren ist diese Hefe vergleichsweise empfindlich betreffend ihre
Kulturbedingungen, wie z. B. pH-Wert und Temperatur. Daher ist ihre
Kultur kompliziert und erfordert eine hoch entwickelte Ausrüstung. Zusätzlich sind
Proteine, die mittels S. cerevisiae hergestellt wurden, oft hyper-glycosyliert
und häufig
wird eine Retention der Produkte im periplasmatischen Raum beobachtet
(Reiser, J. et al., 1990, Adv. Biochem. Eng./Biophys. 43, 75–102 und
Romanos, M. A. et al., 1992, Yeast 8, 423–88). Im Weiteren wird auf
Grund der teilweisen Retention der Proteine in S. cerevisiae häufig ein
Anteil der Proteine abgebaut. Diese Abbauprodukte sind im Allgemeinen
sehr schwer vom gewünschten
Produkt zu entfernen.
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Nachteile wie diese haben zr Suche
nach alternativen Wirten geführt,
so wurde die Entwicklung von Expressionssystemen in den sog. nicht-konventionellen
Hefen begonnen, unter Ausnutzung der ausgeprägten Biodiversität unter
den Hefen. Bekannte Beispiele sind Hansenula polymorpha (Buckholz,
R. G. et al., 1991, Bio/Technology 9, 1067–72); Pichia pastoris (Fleer,
R., 1992, Curr. Opin. Biotechnol. 3, 486–96); Kluyveromyces lactis
(Gellissen, G. et al., 1997, Gene 190, 87–97); Yarrowia lipolytica (Muller,
S. et al., 1998, Yeast 14, 1267–83)
unter anderen.
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Eine weitere in dieser Hinsicht erforschte
Hefe-Gattung ist Zygosaccharomyces. Elf Arten, die evolutionär verwandt
zu S. cerevisiae und nicht weit von K. lactis zu sein scheinen,
wurden bisher klassifiziert (James S. A. et al., 1994, Yeast 10,
871–81,
Steels, H., et al., 1999, Int. J. Syst. Bacteriol. 49, 319–27 und
Kurtzmann, C. P., et al., 2001, FEMS Yeast Research 1, 133–8). Für industrielle
Anwendungen sind einige der Zygosaccharomyces Arten auf Grund einer
außergewöhnlichen
Resistenz gegenüber
verschiedenen Stressfaktoren potentiell interessant. So ist beispielsweise
Z. rouxii als Salz-tolerant (osmophil) bekannt und Z. bailii kann
hohe Zuckerkonzentrationen und saure Umgebungen, sowie relativ hohe
Wachstumstemperaturen tolerieren (Makdesi, A. K. et al., 1996, Int.
J. Food Microbiol. 33, 169–81
und Sousa, M. J. et al., 1996, Appl. Environm. Microbiol. 62, 3152–7).
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Allerdings sind die zugänglichen
Daten in Bezug auf die Molekularbiologie dieser Hefen sehr dürftig. Während Expression
und Sekretion eines heterologen Proteins in Z. rouxii erreicht werden
konnte (Ogawa, Y. et al., 1990, Agric. Biol. Chem. 54, 2521–9), wurden
für Z.
bailii nur die ersten molekularen Werkzeuge zur Transformation dieser
Hefe und zur intrazellulären
Expression heterologer Proteine entwickelt (WO 00/41477). Nachdem
die Aufreinigung intrazellulärer
Proteine sehr aufwendig ist, verbleibt die Verwendbarkeit dieses Wirtsorganismus
für industrielle
Produktionsprozesse sehr beschränkt.
Im Übrigen
werden häufig
viele der spezifischen Vorteile dieser nicht-konventionellen Hefen
in Bezug auf ihre Ansprüche
an die Kultur, durch unerwartete negative Eigenschaften oder unlösbare Probleme
in ihrer Handhabbarkeit zu Nichte gemacht. In vielen Fällen sind
keine brauchbaren Verfahren zur Transformation der Organismen oder
zur Expression heterologer Gene bekannt oder deren Entwicklung scheitert
aufgrund ungünstiger
natürlicher
Eigenschaften der fraglichen Organismen. Die sekretorischen Fähigkeiten
bürden
der Herstellung von Proteinen im industriellen Maßstab weitere
Probleme auf. So verkompliziert sich die Isolation des Produktes
maßgeblich,
wenn der Organismus keine effiziente Sekretion des gewünschten
Proteins erlaubt. Zusätzlich
sind einige sehr interessante Produkte wie Interleukin 1-β äußerst giftig
für die
Zellen, solange sie intrazellulär
lokalisiert sind (Fleer, R. et al., 1991, Gene 107, 285–95). Die
Herstellung derartiger Proteine ist daher nur möglich, wenn der Wirtsorganismus über ein
sehr wirksames sekretorisches System verfügt, das ausgenutzt werden kann.
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Weitere Probleme rühren von
der potentiell anderen Codon-usage oder einer anderen Codon-Häufigkeit
her, die die Expression heterologer Gene in solchen Organismen massiv
beeinträchtigen
können.
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In Anbetracht des Standes der Technik
war es nun Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein neues, einfaches
und wirtschaftliches Verfahren für
die Herstellung von Proteinen zur Verfügung zu stellen. Abgesehen von
der Kosteneffizienz sollte das Verfahren einfach durchzuführen sein
und die Herstellung hoch reiner Proteine in hoher Ausbeute ermöglichen.
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Gelöst werden diese sowie weitere,
nicht explizit genannten Aufgaben, die jedoch aus den hierin einleitend
diskutierten Zusammenhängen
ohne weiteres ableitbar oder erschließbar sind, durch den Gegenstand, der
in den Ansprüchen
der vorliegenden Erfindung definiert ist.
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Ein vorteilhaftes Verfahren für die Herstellung
von Proteinen wird durch das in Anspruch 1 definierte Verfahren
zur Verfügung
gestellt. Dieses Verfahren umfaßt
das Kultivieren eines Zygosaccharomyces bailii Stammes, Expression
des Proteins, Sekretion und anschließende Isolation des Proteins.
Dieses Verfahren ist besonders vorteilhaft dadurch, dass Z. bailii
mit hoher Ausbeute in chemisch definiertem Medium ohne die Zugabe
komplexer Bestandteile, die mühsam
vom produzierten Protein wieder abgetrennt werden müssen, kultiviert
werden kann. Überraschenderweise
ist die sekretorische Kapazität
dieser Hefe in chemisch definiertem Medium maßgeblich höher als die sekretorische Kapazität von S.
cerevisiae unter identischen Bedingungen.
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Ein weiterer wichtiger Vorteil ist
die überraschende
Tatsache, dass das von Z. bailii produzierte Protein, nicht nur
bereitwillig, sondern auch praktisch zur Gänze sekretiert wird, was für S. cerevisiae
unter identischen Bedingungen nicht der Fall ist. Aufgrund der effizienten
Sekretion des gewünschten
Proteins durch Z. bailii, kommt es auch nicht zu einem Abbau des
Proteins. Daher wird die Reinigung des Produktes maßgeblich
vereinfacht.
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Weitere bedeutende Vorteile von Z.
bailii als Wirtsorganismus für
die Proteinherstellung und insbesondere für die Herstellung von heterologen
Proteinen sind eine natürlicherweise
günstige
Codon-usage, wie aus den hierin dargestellten Beispielen abgeleitet
werden kann, und die vergleichsweise niedrigen Ansprüche an die
Kulturbedingungen. Dies beruht im Speziellen auf die hohe Säure- und
Temperaturtoleranz, sowie dem schwach ausgeprägten Crabtree-Effekt, der eine
Kultur mit bereits anfänglich
hohen Zuckerkonzentrationen (d. h. Batch- anstatt Fed-batch-Kultur)
und das Weglassen hoch komplizierter Regulierungsmechanismen der Kulturbedingungen
wie Temperatur oder pH ermöglicht.
Dementsprechend erlaubt dieses Verfahren eine kosteneffiziente Herstellung
von Proteinen in einfacher An und Weise, wobei selbst in industriellem
Maßstab
Proteine hoher Reinheit erhalten werden können.
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Der Ausdruck „Expression" eines Proteins durch
eine Wirtszelle ist dem Fachmann gut bekannt. Üblicherweise umfasst die Expression
eines Proteins die Transkription einer DNA-Sequenz in eine mRNA-Sequenz,
gefolgt von der Translation der mRNA-Sequenz in ein Protein. Eine
detailliertere Beschreibung dieses Prozesses kann beispielsweise
in Knippers, R. et al., 1990, Molekulare Genetik, Kapitel 3, Georg
Thieme Verlag, Stuttgart, gefunden werden.
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Der Ausdruck „Sekretion" eines Proteins, wie in der Fachwelt
bekannt, bedeutet Translokation des produzierten Proteins vom Inneren
der Zelle nach außerhalb
der Zelle, wobei das Protein im Kulturmedium akkumuliert wird. Eine
detailliertere Beschreibung dieses Prozesses kann beispielsweise
in Stryer, L., 1991, Biochemie, Kapitel 31, Spektrum Akademischer
Verlag, Heidelberg, Berlin, New York, gefunden werden.
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Das Protein kann jedes in der Fachwelt
bekannte Protein sein, für
das eine industrielle Herstellungsweise wünschenswert wäre. Beispielsweise
kann das Protein im pharmazeutischen Gebiet brauchbar sein, wie u.
a. in der Medizin oder als Impfstoff, oder in prä-klinischen oder klinischen
Studien (Beispiele sind Wachstumshormone, Tissue-Plasminogen-Activator
(tPA), Hepatitis B Impfstoff, Interferone, Erythropoietin). Das
hergestellte Protein kann auch in der Industrie verwendbar sein,
z. B. in der Nahrungsmittelproduktion (beispielweise β-Galactosidase, Chymosin,
Amylasen, Glucoamylasen, Amyloglucosidasen, Invertase) oder in der
Textil- oder Papierproduktion (Proteasen, Amylasen, Zellulasen,
Lipasen, Katalsen, etc.). Enzyme sind u. a. in Waschmitteln verwendbar
(Proteasen, Lipasen und oberflächenaktive
Substanzen („surfactants")) und im Übrigen sind
ihre Eigenschaften der Stereospezifität in einer großen Anzahl
von Biokonversionen nutzbar, wobei eine gewünschte chirale Verbindung erhalten
werden kann. Eine weitere vielversprechende Anwendung rekombinanter
Enzyme, die mit dem Verfahren der vorliegenden Erfindung hergestellt
werden können,
ist die Entwicklung von Biosensoren.
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Die sekretierten Proteine können in
ihrer Größe (Molekulargewicht)
sehr variabel sein. Das hierin beschriebene Verfahren funktioniert
sehr gut für
sehr kleine Proteine (z. B. IL-1β,
17 kDa, siehe 5), aber auch
für relativ
große
Proteine (z. B. GAA, 67.5 kDA, siehe 8a).
Die sekretierten Proteine können
Konsensussequenzen für
Glycosylierungen enthalten oder auch nicht. Diese Konsensusstellen
können
natürlicherweise
vorkommen, oder durch genetische Manipulation eingeführt worden
sein. Abhängig
von der angestrebten Verwendung der produzierten Proteine kann es
vorteilhaft sein, natürlicherweise
vorkommende Konsensusstellen für
Glycosylierungen mittels genetischer Manipulation zu entfernen und
dabei beispielsweise eine Hyperglycosylierung des Proteins zu verhindern.
Es ist auffallend, dass das hierin beschriebene Verfahren zu Proteinen
führt,
die ihre gewünschten
katalytischen Eigenschaften nach der Sekretion erhalten (z. B. GAA,
siehe 8a).
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In einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden
Erfindung ist der Z. bailii Stamm mit einem Vektor transformiert,
der eine DNA-Sequenz, die für
ein Protein codiert, umfasst, funktionell gebunden an eine Signalsequenz,
die zur Sekretion des Proteins führt
und weiter funktionell gebunden an einen Promotor, der zur Expression
des Proteins führt.
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Der Ausdruck „Vektor" bezieht sich auf jedes Agens wie ein
Plasmid, Cosmid, Virus, Phage, lineares oder zirkuläres, einzelsträngiges oder
doppelsträngiges
DNA oder RNA-Molekül,
jedweden Ursprungs, das Nukleinsäuresequenzen
in eine Wirtszelle einbringen kann. Vorzugsweise kann der Vektor
ins Genom integriert oder autonom repliziert werden. Eine derartiger
Vektor kann 5'regulatorische
Sequenzen oder Promotorregionen und eine DNA-Sequenz für ein ausgewähltes Genprodukt
derart in eine Zelle einschleusen, dass die DNA-Sequenz in eine funktionelle inRNA transkribiert
wird, die translatiert werden kann und dabei exprimiert wird oder
nicht. Vorzugsweise ist der Vektor ein extrachromosomales Plasmid.
Ein derartiges Plasmid umfasst vorzugsweise autonom replizierende
Sequenzen (ARS) und vorzugsweise zusätzlich eine centromerische
Sequenz (CEN). Besonders bevorzugt ist das Plasmid, ein 2μ-ähnliches episomales, Multicopy-Plasmid.
Ganz besonders bevorzugt ist das Plasmid von einem endogenen episomalen
Plasmid aus Z. bailii abgeleitet, wie beispielsweise pSB2 (Utatsu,
I. et al., 1987, J. Bacteriol. 169, 5537–45) und ganz besonders bevorzugt
von pZB1 oder pZB5 (siehe 9).
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Das Plasmid pZB5 wurde
aus NCYC 1427 extrahiert und teilweise sequenziert. Dementsprechend
umfasst das Plasmid vorzugsweise mindestens 35, besonders bevorzugt
mindestens 55, und ganz besonders bevorzugt mindestens 75, und am
meisten bevorzugt mindestens 100 Basen von mindestens einer der
Sequenzen ausgewählt
aus der Gruppe SEQ ID Nr.: 63, SEQ ID Nr.: 64, SEQ ID Nr.: 65, SEQ
ID Nr.: 66, SEQ ID Nr.: 67, SEQ ID Nr.: 68, SEQ ID Nr.: 69, SEQ
ID Nr.: 70 oder SEQ ID Nr.: 71.
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Hefe Multicopy-Plasmide (auch 2μ oder 2μm ähnliche
Plasmide genannt), die aus verschiedenen Hefegattungen oder Arten
isoliert wurden, weisen i. A. eine hochkonservierte strukturelle
Homologie auf, aber nur eine geringe Sequenzhomologie. Einige regulatorische
Elemente wurden als notwendig und ausreichend identifiziert, um
ein funktionales Multicopy-Plasmid zu bilden. Diese sind:
die
Rekombinase, die die Amplifikation der Plasmide fördert, kodiert
durch das FLP Gen. (Blanc H., et al., 1979, Mol. Gen. Genet. 176,
335–42
und Broach J. R. et al., 1980, Cell 21, 501–8);
zwei inverted repeats
(IR-Sequenzen);
ein einzelner origin of replication (ARS) an
der Verküpfungsstelle
von einem internal repeat und einer einmaligen Region des Plasmids
(Broach J. R. et al., 1980, Cell 21, 501–8; Brewer B. J. et al., 1987,
Cell 51, 463–71; McNeil
J. B. et al., 1980, K. Genet. 2, 17–25) und
die regulatorischen
Proteine REP1/REP2 (in Z. bailii TFB/TFC genannt), die den Amplifikationsprozess
kontrollieren, indem sie die Rekombinaseaktivität in der Zelle durch vermittelte
Repression der FLP Genexpression kontrollieren (Broach J. R. et
al., 1980, Cell 21, 501–8;
Jayaram M. et al., 1983, Cell 34, 95–104).
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
stammen diese Schlüsselelemente
des 2μ Plasmids
vorzugsweise von Z. bailii ab, besonders bevorzugt von Z. bailii
NCYC 1427 oder ATCC36947. Besonders bevorzugt korrespondieren diese
Sequenzen zu SEQ ID Nr.: 71 (IR-ARS), SEQ ID Nr.: 72 (FLP), SEQ
ID Nr.: 74 (TFB) und SEQ ID Nr.: 76 (TFC). Die exprimierte Rekombinase
und die exprimierten regulatorischen Proteine weisen vorzugsweise
die Aminosäuresequenzen
SEQ ID Nr.: 73 (FLP), SEQ ID Nr. 75.: (TFB), bzw. SEQ ID Nr.: 77 (TFC)
auf. Vorzugsweise umfasst das Plasmid zusätzlich die homologen upstream
Regionen der FLP und TFB/TFC Gene, um eine optimale Kontrolle des
Transkriptionslevels zu erhalten.
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Besonders bevorzugt ist das Plasmid
pEZ1 (siehe 9).
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Vorteilhafterweise umfasst der Vektor
einen selektierbaren Marker. Der Ausdruck selektierbarer Marker
bezieht sich auf eine Nukleinsäuresequenz,
deren Expression einen Phänotypen
verleiht, der es ermöglicht,
die Zellen, die diese Nukleinsäuresequenz
enthalten, zu identifizieren. Selektierbare Marker umfassen solche,
welche eine Resistenz gegenüber
giftigen Chemikalien verleihen (= dominante Marker, beispielsweise G418,
Hygromycin, Formaldehyd, Phleomecin oder Fluoroacetat, wie reviewed
in Van den Berg, M. et al., 1997, Yeast 13, 551–9) oder welche eine Auxotrophie
komplementieren (= auxotropher Marker, beispielsweise Uracil, Histidin,
Leucin, Tryptophan). Auxotrophe Selektionsmarker können für natürlicherweise
auxotrophe Z. bailii Stämme
oder auch für
Stämme,
die durch genetische Manipulation auxotroph gemacht wurden, insbesondere
durch (teilweise) Deletion oder Mutagenisierung von essentiellen
Genen, z. B. HIS3 (Branduardi, P., 2002, Yeast 19, 1165–70) genutzt
werden. Als komplementierende Markersequenzen können homologe Gene von Z. bailii
oder heterologe Gene eingesetzt werden. Auxotrophe Marker sind bevorzugt,
da dem Medium keine Komponenten zugegeben werden müssen, um
den Selektionsdruck während
der Kultur aufrecht zu erhalten.
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Der Ausdruck „Promotor" oder „Promotorregion" (= „Promotorabschnitt") bezieht sich auf
eine DNA-Sequenz, üblicherweise
upstream (5') zu
einer kodierenden Sequenz, die die Expression der kodierenden Sequenz
kontrolliert, durch Regulation der Herstellung von Boten-RNA (messenger
RNA, mRNA), durch die Bereitstellung von Erkennungsstellen („recognition
sites") für die RNA-Polymerase und oder
andere Faktoren, die notwendig sind für den Beginn der Transkription
(Transkriptionsstart) an der korrekten Stelle. Der Promotor kann
aus jedem Organismus stammen. Bevorzugterweise stammt der Promotor
aus einer Hefe, besonders bevorzugt aus Saccharomyces, Kluyveromyces
oder Zygosaccharomyces und ganz besonders bevorzugt aus Zygosaccharomyces
bailii. Der Promotor kann konstitutiv, induzierbar, oder reprimierbar
sein. Induzierbare Promotoren können – wie jeweils
durch den Promotor definiert – durch
die Zugabe eines entsprechenden induzierenden Moleküls zum Medium
oder einer entsprechenden Änderung
der chemischen oder physikalischen Wachstumsumgebung (wie Temperatur
oder pH-Wert) induziert werden. Reprimierbare Promotoren können – wie jeweils
durch den Promotor definiert – durch
die Zugabe eines entsprechenden reprimierenden Moleküls zum Medium
oder einer entsprechenden Änderung
der chemischen oder physikalischen Wachstumsumgebung (wie Temperatur
oder pH-Wert) reprimiert werden. Konstitutive Promotoren sind bevorzugt,
weil die Verwendung entsprechender reprimierender bzw. induzierender
Moleküle
oder entsprechende Wechsel der chemischen oder physikalischen Wachstumsumgebung
nicht benötigt
werden. Vorzugsweise ist der Promotor ausgewählt aus der Gruppe von: Triosephosphat-Isomerase (TPI),
Alkoholdehydrogenase 1 (ADH1), Phosphoglyceratkinase (PGK), Glyceraldehyd-3-Phosphat-Dehydrogenase
(GAP), GAL1, GAL10, saure Phosphatase (PHO5), Cytochrome-C-1 (CYC1),
kupferbindendes Metallothionein (CUP1) oder α-faktor Mating Pheromone Precursor
(mfa1) Promotor oder den hybriden Promotoren GAL/CYC1, wie auch GAL1-10/CYC1,
GAP/GAL, PGK/GAL, GAP/ADH2, GAP/PHO5 oder CYC1/GRE, entweder von
S. cerevisiae oder Z. bailii, aber vorzugsweise von Z. bailii abstammend.
Ganz besonders bevorzugte Promotoren sind die TPI-Promotoren von
S. cerevisiae, korrespondierend zu SEQ ID Nr.: 78 und Z. bailii,
korrespondierend zu SEQ ID Nr.: 79, aber ganz besonders bevorzugt
ist der TPI-Promotor von Z. bailii (SEQ ID Nr.: 79).
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Außerdem umfasst der Vektor vorzugsweise
eine transkriptionelle Terminatorsequenz, nachfolgend der für das Protein
kodierenden Sequenz, um eine effiziente mRNA 3'-Endausbildung zu gewährleisten.
Eine derartige Terminatorsequenz stammt vorzugsweise von einer Hefe
ab, besonders bevorzugt von Saccharomyces oder Zygosaccharomyces,
ganz besonders bevorzugt von S. cerevisiae oder Z. bailii, und ganz
besonders bevorzugt von Z. bailii. Ein bevorzugtes Beispiel für eine Terminatorsequenz
umfasst die folgende Tripartite-Consensussequenz: TAG..(T-reich)..TA(T)GT..(AT-reich)..TTT.
Ein anderes bevorzugtes Beispiel umfasst das Sequenzmotiv TTTTTATA.
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Weiters umfasst der Vektor eine Signalsequenz
(= Leader-Sequenz; die im Zuge der Expression zu einem Signalpeptid
oder Leader-Peptid translatiert wird). Solche Sequenzen leiten die
exprimierten Proteine vom Cytosol ins Kulturmedium. In anderen Worten
verursachen Signalsequenzen die Sekretion der Proteine und ihre
Akkumulation im Medium. Signalsequenzen kodieren üblicherweise
für einen
zusammenhängenden Abschnitt
von Aminosäuren,
typischerweise 15 bis 60 Reste lang (bis zu 150), welcher charakteristischerweise eine
oder mehrere positiv geladene Aminosäuren umfasst, gefolgt von einem
Abschnitt von etwa 5 bis 10 hydrophoben Aminosäuren, welche durch nicht-hydrophobe Reste
unterbrochen sein können
oder nicht. Vorzugsweise umfasst das Signalpeptid 15 bis 45 Aminosäuren, besonders
bevorzugt 15 bis 30 Aminosäuren. Auch
wenn die Aminosäuresequenz
sehr variabel ist, sind die Signalpeptide aller Proteine, die dasselbe
Ziel in einem Organismus haben, funktionell austauschbar: physikalische
Eigenschaften, wie Hydrophobizität
oder das Muster geladener Aminosäuren
scheint oft für
den Signalerkennungsprozess wichtiger zu sein als die exakte Aminosäuresequenz.
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Vorzugsweise ist die für das Signalpeptid
kodierende DNA-Sequenz ausgewählt
aus der Gruppe von: SEQ ID Nr.: 1, SEQ ID Nr.: 3, SEQ ID Nr.: 5,
SEQ ID Nr.: 7, SEQ ID Nr.: 9, SEQ ID Nr.: 11, SEQ ID Nr.: 13, SEQ
ID Nr.: 15, SEQ ID Nr.: 17, SEQ ID Nr.: 19, SEQ ID Nr.: 21, SEQ
ID Nr.: 23, SEQ ID Nr.: 25, SEQ ID Nr.: 27, SEQ ID Nr.: 29, SEQ
ID Nr.: 31, SEQ ID Nr.: 33, SEQ ID Nr.: 35, SEQ ID Nr.: 37, SEQ
ID Nr.: 39, SEQ ID Nr.: 41, SEQ ID Nr.: 43, SEQ ID Nr.: 45, SEQ
ID Nr.: 47, SEQ ID Nr.: 49, SEQ ID Nr.: 51, SEQ ID Nr.: 53, SEQ ID
Nr.: 55, SEQ ID Nr.: 57, SEQ ID Nr.: 59, SEQ ID Nr.: 61, ganz besonders
bevorzugt ist die Aminosäuresequenz
des Signalpeptids ausgewählt
aus der Gruppe von SEQ ID Nr.: 2, SEQ ID Nr.: 4, SEQ ID Nr.: 6,
SEQ ID Nr.: 8, SEQ ID Nr.: 10, SEQ ID Nr.: 12, SEQ ID Nr.: 14, SEQ
ID Nr.: 16, SEQ ID Nr.: 18, SEQ ID Nr.: 20, SEQ ID Nr.: 22, SEQ
ID Nr.: 24, SEQ ID Nr.: 26, SEQ ID Nr.: 28, SEQ ID Nr.: 30, SEQ
ID Nr.: 32, SEQ ID Nr.: 34, SEQ ID Nr.: 36, SEQ ID Nr.: 38, SEQ
ID Nr.: 40, SEQ ID Nr.: 42, SEQ ID Nr.: 44, SEQ ID Nr.: 46, SEQ
ID Nr.: 48, SEQ ID Nr.: 50, SEQ ID Nr.: 52, SEQ ID Nr.: 54, SEQ
ID Nr.: 56, SEQ ID Nr.: 58, SEQ ID Nr.: 60, SEQ ID Nr.: 62.
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Ganz besonders bevorzugt sind die
DNA-Sequenzen, die für
das Signalpeptid kodieren, ausgewählt aus der Gruppe von SEQ
ID Nr.: 1, SEQ ID Nr.: 3, SEQ ID Nr.: 21 oder SEQ ID Nr.: 35, dementsprechend
sind die Aminosäuresequenzen
des Signalpeptids bevorzugterweise ausgewählt aus der Gruppe SEQ ID Nr.:
2, SEQ ID Nr.: 4, SEQ ID Nr.: 22 oder SEQ ID Nr.: 36.
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Das Signalpeptid wird bevorzugterweise
vom synthetisierten Protein entfernt. Dies kann durch die Aktivität einer
spezialisierten Signalpeptidase hergerufen werden. Die Signalpeptidase
kann homologen oder heterologen Ursprungs sein. D. h., das Signalpeptid
umfasst bevorzugterweise eine „processing
site" oder „cleavage
site", die die Erkennung
durch eine spezifische Endopeptidase ermöglicht.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der Z. bailii Stamm mit einem Vektor
transformiert, der eine für
ein Protein kodierende DNA-Sequenz funktionell verknüpft mit
der prä-Signalsequenz
(16 aa) der α-Untereinheit
des K1-Killertoxins von K. lactis (Stark M. J. et al., 1986, EMBO
J. 5, 1995-2002, SEQ ID Nr. 35 (DNA) und SEQ ID Nr. 36 (Peptid))
und weiterhin funktionell verknüpft
mit dem TPI-Promotor aus S. cerevisiae umfasst. Besonders bevorzugt
ist der Vektor pZ3k1(1b).
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Ganz besonders bevorzugt ist der
Z. bailii Stamm mit einem Vektor, umfassend die für das Protein
kodierende DNA-Sequenz, funktionell verknüpft mit der Signalsequenz des
K1 Killertoxins von K. lactis und weiterhin funktionell verknüpft mit
dem TPI Promotor von Z. bailii, transformiert. Ganz besonders bevorzugt
ist besagter Vektor von pZ3bT abgeleitet
(4a).
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In einem anderen bevorzugten Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung ist der Z. bailii Stamm mit einem Vektor
transformiert, der die für
das Protein kodierende DNA-Sequenz funktionell verknüpft mit
der Signalsequenz des präpro-α-Faktors
von S. cerevisiae und weiter funktionell verknüpft mit dem TPI Promotor von
S. cerevisiae umfasst. Vorzugsweise ist der Vektor pZ3ppα (1c). Besonders bevorzugt
ist der Z. bailii Stamm transformiert mit einem Vektor, der eine
DNA-Sequenz kodierend für
das Protein, funktionell verknüpft mit
einer Signalsequenz des prä-pro-α-Faktors
von S. cerevisiae und weiter funktionell verknüpft mit dem TPI Promotor von
Z. bailii umfasst. Ganz besonders bevorzugt ist besagter Vektor
von pZ3bT (4a)
abgeleitet.
-
Die für das Protein kodierende DNA-Sequenz
kann aus tierischen, bakteriellen, pilzlichen, pflanzlichen oder
viralen Quellen stammen. Ganz besonders bevorzugt von Metazoen,
Säugern
oder Pilzen. Das exprimierte Protein kann daher homolog oder heterolog
zu Z. bailii sein.
-
Jede Hefe, die zur An Z. bailii gehört, kann
für die
Herstellung von Proteinen im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendet
werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist
der Z. bailii Stamm transformiert. „Transformation" bezieht sich auf
ein Verfahren, eine exogene Nukleinsäuresequenz (homologen und/oder
heterologen Ursprungs, rekombinant oder nicht) in eine Zelle einzubringen,
in welcher diese exogene Nukleinsäure in ein Chromosom integriert
wird, oder zur autonomen Replikation fähig ist. Eine Zelle, die eine
Transformation durchgemacht hat oder ein Abkömmling einer solchen Zelle
ist „transformiert" oder „rekombinant". Wenn die exogene
Nukleinsäure
eine für
ein Protein kodierende Region umfasst, und das Protein in der transformierten
Hefe produziert wird, ist eine solche Hefe funktionell transformiert.
Bevorzugte Verfahren, um Z. bailii zu transformieren, umfassen die
Elektroporation, wie beschrieben in der WO 00/41477, oder ein chemisches
Verfahren wie die LiAc/PEG/ssDNA Methode nach Agatep, R. et al.,
1998, Technical Tipps Online (http://tto.trends.com).
-
Bevorzugterweise ist der Z. bailii
Stamm, der transformiert wird, ausgewählt aus der Gruppe von ATCC 36947,
ATCC 60483, ATCC 8766, FRR 1292, ISA 1307, NCYC 128, NCYC 563, NCYC
1416, NCYC 1427, NCYC 1766, NRRL Y-2227, NRRL Y-2228, NRRL Y-7239,
NRRL Y-7254, NRRL Y-7255, NRRL Y-7256, NRRT, Y-7257, NRRL Y-7258,
NRRL Y-7259, NRRL Y-7260, NRRL Y-7261, NRRL Y-27164; besonders bevorzugt sind
ATCC 36947, ATCC 60483, ATCC 8766 und NCYC 1427.
-
(ATCC: American Type Culture Collection,
Manassas VA, USA; FRR: FRR Culture Collection, North Ryde NWS, Australien;
ISA: Culture Collection of the Instituto Superior de Agronomia,
Lissabon; NCYC: National Collection of Yeast Cultures, Norwich,
UK; NRRL: Agricultural Research Service Culture Collection, Peoria
IL, USA).
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
kann der Z. bailii Stamm einem Selektionsprozess für bessere Sekretion
unterworfen werden. Screening und Isolierung eines derartigen Super-Secreting-Phäntotyps
kann vor oder nach der Transformation des entsprechenden Z. bailii
Stamms erfolgen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden die zu GAS1 aus S. cerevisiae
homologen Z. bailii Gene identifiziert und deletiert. GAS1 ist ein
Beispiel für
eines der wenigen Schlüsselmoleküle des verblüffend komplizierten
sekretorischen Weges, das identifiziert wurde. Aufgrund einer daraus
resultierenden Veränderung
des Ausbaus der Zellwandstruktur ist es möglich, durch die Modifikation
des GASI-Expressionslevels den gesamten sekretorischen Vorgang in
S. cerevisiae zu beeinflussen (Vai, M., et al., 2000, Appl. Environm.
Microbiol. 66, 5477-9), tatsächlich
konnte gezeigt werden, dass GAS1-Mutanten einen Super-Secreting-Phänotyp aufweisen
(Popolo L., et al., 1997, J. Bacteriol. 180, 163-6; Ram A. F. J.,
et al., 1998, J. Bacteriol. 180, 1418-24).
-
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wurde der Z. bailii Stamm einem oder
mehreren chemische oder physikalische Mutagenese umfassenden Mutagenese-/Selektionszyklen
unterworfen, um supersekretierende Mutanten zu erhalten. Vorzugsweise
wird die Mutagenese durch Orthovanadat hervorgerufen. Orthovanadat
beeinflusst bekannterweise den Glycosylierungsprozess und den Zellwandaufbau
in S. cerevisiae (Kanik-Ennulat, C. et al., 1990, Mol. Cell. Biol.
10, 898-909). Verfahren, die eine Orthovanadat-Mutagenese umfassen, um für im Rahmen
der vorliegenden Erfindung brauchbare Zellen mit einem veränderten
Zellwandausbau bzw. veränderten
sekretorischen Eigenschaften bereitzustellen, sind beispielsweise
für S.
cerevisiae (Willsky. G. R., et al., 1985, J. Bacteriol. 164, 611-7)
und K. lactis (Uccelletti, D., et al., 1999, Res. Microbiol. 150,
5-12; Uccelletti D., et al., 2000, Yeast 16, 1161-71) detailliert
offenbart.
-
Für
Hefe geeignete Kulturtechniken und Medien sind dem Fachmann gut
bekannt. Typischerweise aber nicht ausschließlich wird die Kultur mittels
wässriger
Fermentation in einem entsprechenden Behältnis durchgeführt. Beispiele
für ein
typisches Behältnis
für eine
Hefe-Fermentation umfassen Schüttelkolben
oder Bioreaktoren.
-
Die Kultur wird typischerweise bei
einer Temperatur zwischen 20°C
und 40°C
durchgeführt,
bevorzugt zwischen 25°C
und 35°C,
und ganz besonders bevorzugt zwischen 28°C und 32°C.
-
Das Medium, in dem der Z. bailii
Stamm kultiviert wird, kann jedes Medium sein, das in der Fachwelt als
zu diesem Zweck geeignet bekannt ist. Das Medium kann komplexe Bestandteile
enthalten oder chemisch definiert sein. Chemisch definierte Medien
werden bevorzugt. Das Medium umfasst alle Bestandteile, die für das Wachstum
der Hefe notwendig sind. Insbesondere umfasst das Medium eine Kohlenstoffquelle,
wie Fructose, Glucose oder andere Kohlenhydrate (wie Saccharose,
Lactose, D-Galactose oder pflanzliche Hydrolysate, etc.). Typischerweise
umfasst das Medium weiterhin eine organische oder anorganische Stickstoffquelle, und
ggf. kann das Medium Makro- oder Mikronährstoffe umfassen, wie Aminosäuren, Purine,
Pyrimidine, Corn Steep Liquor, Hefeextrakt, Proteinhydrolysate,
wie Pepton, Vitamine (wasserlöslich
und/oder wasserunlöslich), wie
Vitamine des B-Komplexes; oder anorganische Salze, wie Chloride,
Hydrochloride, Phosphate oder Sulfate von Ca, Mg, Na, K, Fe, Ni,
Co, Cu, Mn, Mo oder Zn, etc. Antischaummittel können zugegeben werden, falls
notwendig. Weitere Bestandteile, die dem Fachmann als nützlich bei
der Kultur oder Fermentation von Hefe bekannt sind, können auch
zugefügt
werden. Das Medium kann gepuffert sein oder auch nicht. Ein bevorzugtes
Medium umfasst Hefeextrakt, Pepton und Glucose (= YPD). Ein besonders
bevorzugtes Medium umfasst Hefeextrakt, Pepton und Fructose (= YPF).
Ein ganz besonders bevorzugtes Medium umfasst Glucose und Yeast
Nitrogen Base (YNB, Difco Laboratories, Detroit, MI #919-15). Ein
ganz besonders bevorzugtes Medium umfasst Fructose und YNB.
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Ganz besonders bevorzugt ist ein
Medium, das High Fructose Corn Syrup als Kohlenstoffquelle enthält (zum
Beispiel Isosweet® 100 42 % High Fructose
(80 % solids) oder Isosweet® 5500 55 % Fructose von
Tate % Lyle PLC oder IsoClear® 42 % High Fructose Corn
Syrup oder IsoClear® 55 % High Fructose Corn
Syrup von Cargill, Inc.).
-
Die Zusammensetzung bevorzugter Medien
für die
Batch/Fed-batch Kultur von Z. bailii gemäß der vorliegenden Erfindung
lautet wie folgt: Das Medium während
der Batch-Phase umfasst 4 % w/V Glucose, 0,5 % w/V (NH4)2SO4, 0,05 % w/V
MgSO4, 0,3 % w/V KHP2O4, Vitamine gemäß Verduyn, C., et al., 1992,
Yeast 8, 501-17, wobei die schlussendliche Konzentration der Vitamine
dreimal so hoch gewählt
wurde wie angegeben und Spurenelemente gemäß Verduyn, C., et al., 1992,
Yeast 8, 501-17, wobei auch diese Konzentration dreimal so hoch
gewählt
wurde wie angegeben. Der pH-Wert (pH 5) wurde durch Zugabe von 2
M KOH kontrolliert. Das Fed-Batch-Medium umfasst 50 % w/V Glucose,
15,708 g/l KHP2O4,
5 g/l KCl, 5,831 g/l MgSO4, 1,2 g/l CaCl2, 1 g/l Hefeextrakt, 0,4447 g/l NaCl, 1
g/l Glutamat, 0,05 g/l ZnSO4, 0,04 g/l CuSO4, 0,05 g/l MnCl2,
0,001 g/l CoCl2, 0,5 g/l Myoinositol, 0,1
g/l Thiamin-hydrochlorid, 0,02 g/l Pyridoxalhydrochlorid, 0,04 g/l
Ca-D(+)Panthotenat, 0,004 g/l d-Biotin, 0,09 g/l Nikotinsäure. Der
pH-Wert (pH 5) wurde durch Zugabe von 2M NH4OH kontrolliert.
-
Im Falle der Selektion für den dominanten
G 418 Marker wurden 200 mg/l G 418 zum entsprechenden Medium zugegeben.
-
Die Verwendung eines Mediums, dessen
Bestandteile an die Bedürfnisse
der Organismen angepasst ist, ist bevorzugt. Die Aufreinigung des
Proteins wird dergestalt maßgeblich
vereinfacht.
-
Vorzugsweise beträgt der pH-Wert des Mediums
zwischen 2 und 9, besonders bevorzugt zwischen 3 und 8 und ganz
besonders bevorzugt zwischen 4 und 7. Der pH-Wert kann während des
Verlaufs der Fermentation reguliert werden, teilweise reguliert
werden oder nicht reguliert werden; dementsprechend kann der pH-Wert
während
der Fermentation konstant gehalten werden oder variieren. Ein maßgeblicher
Vorteil von Z. bailii ist dessen erstaunliche Fähigkeit bei tiefen pH-Werten zu wachsen
und Proteine zu exprimieren sowie zu sekretieren. Daher ist der
Bedarf für
eine strikte pH-Kontrolle bei der Kultur dieser Organismen nicht
sehr ausgeprägt.
-
Die Kultivierung kann Batch-, Fed-Batch-
oder in kontinuierlicher Weise erfolgen, wie es dem Fachmann allgemein
bekannt ist.
-
Während
des Verlaufs der Fermentation wird das gewünschte Protein exprimiert,
richtig prozessiert (d.h. gefaltet, modifiziert, geschnitten, etc.)
und sekretiert (= im Medium akkumuliert). Das produzierte Protein kann
teilweise in der Hefezelle zurückgehalten
werden, bevorzugt ist die Sekretion eines wesentlichen Anteils der
Proteinimenge. Ganz besonders bevorzugt ist, dass das Protein zur
Gänze sekretiert
wird.
-
Nachdem die Kultur für einen
ausreichenden Zeitraum fortgeschritten ist, um die gewünschte Konzentration
des Proteins in der Hefe und/oder im Kulturmedium zu herzustellen,
wird das Protein isoliert. „Isoliert", wie hierin im Zusammenhang
mit dem Protein benutzt, bedeutet, „zu einem Grad höherer Reinheit
gebracht, durch Abtrennung des Proteins von zumindest einem anderen
Bestandteil der Hefe oder des Mediums". Vorzugsweise ist das Protein mindestens
80% rein, basierend auf dem Gewicht, besonders bevorzugt mindestens 90%
rein, basierend auf dem Gewicht, und ganz besonders bevorzugt mindestens
95% rein, basierend auf dem Gewicht. Ein Nachweis der Reinheit kann
erhalten werden durch SDS-PAGE,
2D-Elektrophorese, IF, HPLC, Massenspektrometrie, Kapillarelektrophorese
oder andere in der Fachwelt bekannte Verfahren.
-
„Reinheit" bezieht sich auf die Abwesenheit von
Verunreinigungen im schlussendlich gereinigten Protein. Typische
Verunreinigungen, die vom gewünschten
Produkt entfernt werden müssen,
sind unter anderem Proteine, Pyrogene, Nukleinsäuren.
-
Das Protein wird aus dem Kulturmedium
isoliert, vorzugsweise ohne die Zellen zu lysieren. Eine derartige
Isolierung umfasst die Reinigung des Proteins aus dem Medium. Die
Reinigung kann durch in der Fachwelt gut bekannte Techniken erfolgen,
wie beispielsweise Filtration (zum Beispiel Mikrofiltration, Ultrafiltration, Nanofiltration),
Kristallisation oder Präzipitation,
Zentrifugation, Extraktion, Chromatografie (zum Beispiel Ionenaustausch-,
Affinitäts-,
durch hydrophoben Austausch), etc.
-
Nach Entfernung der Zellen kann das
Kulturmedium direkt als Produkt dienen (zum Beispiel als Enzymlösung) ohne
weitergehende Reinigung. Die Mediumskomponenten können vor
der Kultivierung entsprechend angepasst werden.
-
Wird das Protein nicht vollständig sekretiert,
kann es sowohl aus den Hefezellen als auch aus dem Medium isoliert
werden. Verfahren, um Hefezellen zu lysieren, sind in der Fachwelt
gut bekannt und umfassen chemische oder enzymatische Behandlung,
Behandlung mit Glaskügelchen
(„Glass
Beads"), Sonikation,
Gefrier-/Auftauzyklen oder andere Techniken. Das Protein kann von
verschiedensten Fraktionen des Hefe-Lysats mittels der entsprechenden
Techniken wie unter anderem Filtration (beispielsweise Mikrofiltration,
Ultrafiltration, Nanofiltration), Kristallisation oder Präzipitation,
Zentrifugation, Extraktion, Chromatografie (zum Beispiel Ionenaustausch-,
Affinitäts-,
hydrophober Austausch) gereinigt werden.
-
Eine andere Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung bezieht sich auf einen Z. bailii-Stamm, der ein heterologes
Protein exprimiert und sekretiert.
-
Dieser Z. bailii-Stamm kann mit einem
Vektor, der eine für
ein heterologes Protein codierende DNA-Sequenz funktionell verknüpft mit
einer Signalsequenz, die zur Sekretion des Proteins führt und
weiterhin funktionell verknüpft
mit einem Promotor, transformiert sein.
-
Beschreibung der Abbildungen:
-
1:
Expressionsvektoren (Grundausbau)
-
Schematische Karten der für die Expression
von Proteinen in Z. bailii konstruierten Plasmide:
a: pZ3, (intrazelluläre Expression), b: pZ3kl (Expression und Sekretion) und
c:
pZ3ppα (Expression
und Sekretion).
- a) pZ3:
Das Rückgrat
des Plasmids ist pYX022, ein S. cerevisiae Expressionsplasmid (R & D Systems, Inc., Wiesbaden,
D; die Expressionskassette basiert auf dem konstitutiven S. cerevisiae
TPI-Promotor und dem korrespondierenden Poly-A-Signal, wie in der
Figur gezeigt). Das ARS/CEN-Fragment von Ycplac33 (Gietz, R. D.,
et al., 1988, Gene 74, 527-34) gewährleistet die Replikation und
Stabilität
des Plasmids, während
die KanR-Kassette aus dem Plasmid pFA6-KanMX4
(Wach, et al., 1994, Yeast 10, 1793-808) die G418-basierte Selektion
der Transformanten erlaubt.
- b) pZ3kl: ein pZ3-Expressionsvektor,
der die Signalsequenz des K. lactis K1 Killertoxins (kl) für die Sekretion des
interessierenden Proteins umfasst.
- c) pZ3ppα : ein pZ3-Expressionsvektor,
der die prä-pro-Leader-Sequenz
des S. cerevisiae Pheromon-α-Faktor
(prä-pro-αF), um die
Sekretion des interessierenden Proteins zu veranlassen, umfasst.
-
(Amp = Ampicillinresistenz-Kassette;
MCS = multiple cloning site; colE1 ori: E. coli Replikationsorigin)
-
2:
Expressions- und Sekretionsvektoren
-
Schematische Karten der Plasmide,
die für
die Expression und Sekretion von humanem IL-1β (Auron, E., et al., 1984, PNAS
81, 7907-11) und GFP (Heim, R., et al., 1996, Curr. Biol. 6, 178-82)
in Z. bailii konstruiert wurden.
- a) pZ3klIL-1β:
ein pZ3kl-Vektor, wobei die für humanes
IL-1β kodierende
Sequenz in die MCS subkloniert wurde.
- b) pZ3ppαIL-1β: ein pZ3ppα-Vektor,
wobei die für
humanes IL-1β kodierende
Sequenz in die MCS subkloniert wurde.
- c) pZ3ppαGFP: ein pZ3ppα-Vaktor,
wobei die für
GFP kodierende Sequenz in die MCS subkloniert wurde.
-
3:
Expressionsvektoren
-
Schematische Karten der Plasmide,
die für
die Expression der Arxula adeninivorans Glucoamylase (GAA, Genebank
accession no: Z46901, Bui Minh, D., et al., 1996, Appl. Microbiol.
Biotechnol. 44, 610-9) und der bakteriellen ß-Galaktosidase (vom Plasmid pSV-β-Galaktosidase
von Promega, Inc.; Genebank accession no.: X65335) in Z. bailii
konstruiert wurden.
- a) pZ3GAA:
ein pZ3-Vektor, wobei die für die Glucoamylase
(GAA) kodierende Sequenz in die MCS subkloniert wurde.
- b) pZ3LacZ: ein pZ3-Vektor,
wobei die für
die β-Galaktosidase
kodierende Sequenz in die MCS subkloniert wurde.
-
4:
Expressionsvektoren
-
Schematische Karten der Plasmide,
konstruiert für
die Expression von Proteinen in Z. bailii, basierend auf dem Z.
bailii TPI-Promotor.
- a) pZ3bT:
ein pZ3-Vektor, wobei der S. cerevisiae
TPI-Promotor durch den Z. bailii TPI-Promotor substituiert wurde.
- b) pZ3bTLacZ: ein pZ3bT-Expressionsvektor,
wobei die für
die β-Galactosidase
kodierende Sequenz in die MCS subkloniert wurde.
-
5:
IL-1β-Sekretion
- a) Wachstumskinetik in minimalem (YNB) bzw.
reichem Medium (YPD) mit 5% (w/V)-Glucose als Kohlenstoffquelle:
Das Zellwachstum wurde mittels optischer Dichte (OD 660 nm, Kreise)
verfolgt und die verbleibende Glucose (g/l, Quadrate) wurde gemessen.
Vergleich zwischen S. cerevisiae (offene Symbole) und Z. bailii
(ausgefüllte
Symbole).
- b) Western Blot-Analyse von Zellextrakten von S. cerevisiae
und Z. bailii, die mit dem Plasmid pZ3klIL-1β transformiert
wurden (IL-1β mit
der vorangehenden Leader-Sequenz des K.lactis Killertoxins exprimierend) bzw.
mit dem entsprechenden leeren Plasmid (pZ3)
als Negativkontrolle. Die erste Spur zeigt eine Positivkontrolle
(IL-1β,
human, rekombinant (E. coli), Roche Katalog Nr. 1 457 756). Die
Proben wurden zu den angegebenen Zeiten den in (a) gezeigten Wachstumskurven
entsprechend den angegebenen Kulturen entnommen. Die Proben wurden
auf einen OD-Wert von 0,08 abgeglichen. Die geblotteten Membranen
wurden mit einem α-IL-1β polyklonalen
Antikörper
hybridisiert.
- c) wie oben, wobei die geladenen Proben die entsprechenden Zellüberstände repräsentieren.
- d) wie oben, wobei als Proben gleiche Volumina an Medium geladen
wurden (30μl).
-
6:
Die prä-pro-α-Faktor-Signalsequenz
führt zur
Sekretion von Il-1β und
GFP in Z. bailii.
- a.) Western Blot Analyse
von Zellextrakten (i) und Zellüberständen (ii)
von Z. bailii und S. cerevisiae Zellen, die mit dem Plasmid pZ3ppαIL-1β (bzw. dem
entsprechenden leeren Plasmid pZ3) transformiert
sind und auf YPD Medium (2% w/V Glucose) wachsen. Die Proben wurden
zu den angegebenen Zeitpunkten gezogen. Erste Spur: Positivkontrolle
(IL-1β,
human, rekombinant (E. coli), Roche Katalog Nr. 1 457 756). Die geblotteten
Membranen wurden mit einem α-IL-1β polyklonalen
Antikörper
hybridisiert. Western Blot Analyse von Zellextrakten (iii) und Überständen (iv)
von Z. bailii und S. cerevisiae Zellen, die mit dem Plasmid pZ3ppαIL-1β (bzw. dem
entsprechenden leeren Plasmid pZ3) transformiert
wurden und auf YNB Medium (5% w/V Glucose) wachsen. Die Proben wurden
zu den angegebenen Zeitpunkten gezogen. Erste Spur: Positivkontrolle
(IL-1β,
human, rekombinant (E. coli), Roche Katalog Nr. 1 457 756). Die
geblotteten Membranen wurden mit einem α-IL-1β polyklonalen Antikörper hybridisiert.
- b.) Western Blot Analyse von Zellextrakten (cells) und Überständen (sup)
von Z. bailii Zellen, die mit dem Kontrollplasmid pZ3 (erste
und zweite Spur) bzw. dem Plasmid pZ3ppαGFP (dritte
und vierte Spur) transformiert wurden und auf YNB-Medium (2% w/V
Glucose) wachsen. Die geblottete Membran wurde mit einem α-GFP polyklonalen
Antikörper
hybridisiert. Ein Pfeil markiert das erwartete positive Signal.
-
7:
Batch-Kultur von Z. bailii Zellen, die das Expressionsplasmid pZ3klIL-1β umfassen,
auf chemisch definiertem Medium bei hoher Zuckerkonzentration.
- a.) OD der Kultur (ausgefüllte Kreise), Trockenmasse
(offene Kreise), Glucoseaufnahme (ausgefüllte Quadrate) und Ethanolproduktion
(offene Dreiecke).
- b.) Western Blot-Analyse vom Kulturmedium (Spuren 2 bis 5) und
Zellextrakten (Spuren 6 bis 9) von Z. bailii Zellen. Die Proben
wurden zu den angegebenen Zeitpunkten der Wachstumskinetik gezogen
und jeweils gleiche Volumina (30μl
für den Überstand
und 15μl
für die
Zellextrakte) wurden geladen. Die geblotteten Membranen wurden mit
einem α-IL-1β polyklonalen
Antikörper
hybridisiert. Erste Spur: Positivkontrolle (IL-1β, human, rekombinant (E. coli),
Roche Katalog Nr. 1 457 756).
-
8:
Enzymatische Aktivität
von in Z. bailii Zellen heterolog exprimierten Enzymen
- a.) Bestimmung der A. adeninivorans Glucoamylaseaktivität (mU/OD)
im Kulturmedium (YNB, 2% w/V Glucose) von Z. bailii Zellen, die
mit dem Plasmid pZ3GAA (bzw. dem entsprechenden
leeren Plasmid pZ3 als Kontrolle) transformiert
wurden. Drei unabhängige
Klone wurden analysiert (Cl. 1, Cl. 3 und Cl. 5).
- b.) Bestimmung der β-Galaktosidase-Aktivität (Miller
U/OD) in Zellextrakten von Z. bailii Zellen, die mit dem Plasmid
pZ3LacZ (zwei unabhängige Klone) bzw. mit dem Plasmid
pZ3bTLacZ (drei unabhängige Klone) bzw. dem entsprechenden
leeren Plasmid pZ3 als Kontrolle transformiert
wurden. Die Zellen wuchsen auf YPD-Medium (2% w/V Glucose), zu den
angegebenen Zeitpunkten wurden Proben gezogen. Das linke Feld zeigt
Z. bailii-Stamm ATCC 36947, das rechte Feld zeigt Z. bailii-Stamm
ATCC 60483.
-
9:
Konstruktion eines Z. bailii Multicopy-Plasmids.
-
Schematische Karte der endogenen
Plasmide isoliert von Z. bailii ATCC 36947 (als pZB1 bezeichnet, a)
und Z. bailii NCYC 1427 (pZB5 genannt, b).
-
Z. bailii Multicopy-Expressionsvektor,
der die für
eine stabile autonome Replikation in hoher Kopienzahl ausreichenden
und notwendigen Gene bzw. Sequenzen enthält. Die Expressionskassette
basiert auf dem konstitutiven Z. bailii TPI Promotor und dem Poly-A-Signal,
wie in der Abbildung gezeigt.
-
Als Selektionsmarker dient die KanR Kassette.
-
Beispiele:
-
sDie folgenden Beispiele werden angeführt, um
bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung darzulegen. Der Fachmann sollte verstehen, dass die
in den folgenden Beispielen offenbarten Verfahren von den Erfindern
als in der Durchführung
der vorliegenden Erfindung gut funktionierend charakterisiert wurden.
Sie können
daher als bevorzugte Ausführungsformen
betrachtet werden. Allerdings sollte der Fachmann im Licht der vorliegenden
Offenbarung verstehen, dass viele Änderungen der spezifischen
offenbarten Ausführungsformen
möglich
sind, wobei immer noch das selbe oder zumindest ein ähnliches
Resultat erzielt wird, ohne sich vom Rahmen der Erfindung zu entfernen.
-
Beispiel 1: Konstruktion
der Z. bailii Expressiosplasmide
-
Das grundlegende S. cerevisiae Expressionsplasmid
YX022 (R&D Systems,
Inc., Wiesbaden, D) bildet das Rückgrat
des neuen Vektors pZ3 (1a).
-
Das ARS1-CEN4 Fragment wurde von
Ycplac33 (ATCC 87623, Genbank accession no.: X75456 L26353) entnommen.
Ycplac33 wurde ClaI-blunt/SpeI geschnitten und das Fragment in pYX022,
geöffnet DraIII-blunt/SpeI,
kloniert (auf diese Weise wurde das HIS-Gen vollständig aus
pYX022 entfernt.
-
Das derart erhaltene Plasmid wurde
KpnI-blunt geöffnet
und an dieser Stelle wurde die KanR-Kassette aus
pFA6-KanMX4 (Wach et al., 1994 Yeast 10, 1793-1808) eingefügt. Das entsprechende Fragment
wurde durch Schneiden mit SphI/SacI-blunt erhalten. Dieses kanMx-Modul
umfaßt
den bekannten kanr open reading-frame des
E. coli transposons Tn903 fusioniert mit den transkriptionellen
und tranlationellen Kontrollsequenzen des TEF-Gens des filamentösen Pilzes
Ashbya gossypii (z. B. NRRL Y-1056). Das beschriebene Hybridmodul
erlaubt eine effiziente Selektion auf Geneticin (G418) resistente
Transformanten.
-
Die Expressionskassette stammt ursprünglich vom
Plasmid pYX022 (siehe Informationen des Anbieters) ab. Sie basiert
auf dem konstitutiven S. cerevisiae TPI Promotor und der entsprechenden
Poly-A-Sequenz, unterbrochen von der multi cloning site (MCS, wie
in der Abbildung gezeigt). Alle anderen in den 1 bis 4 gezeigten
Plasmide stammen von pZ3 ab. Für die Konstruktion
des Plasmids pZ3k1 (1b) wurde die prä-Signalsequenz (16aa) der α-Untereinheit
des K1 killer toxins von K. lactis (Stark M.J. et al., 1986, EMBO J.
5, 1995-2002) funktionell mit dem TPI Promotor des pZ3 Plasmids
verknüpft,
um die Sekretion des interessierenden Proteins zu ermöglichen.
-
Für
die Konstruktion des Plasmids pZ3ppα (1c) wurde die prä-pro-α-Faktor-Signalsequenz
in ähnlicher
Weise verwendet und funktionell eingefügt. Die Sequenz wurde dem Plasmid
pPICZα (Invitrogen
BV, Niederlande) entnommen.
-
Für
die Konstruktion des Plasmids pZ3k1IL-1β (2a) wurde die kodierende
Sequenz für
das Protein bereits mit der K. lactis Killer Toxin Signalsequenz
fusioniert entnommen (aus dem Plasmid pCXJ-kan1 (Fleer R, et al.,
1991, Gene 107, 285-95), geschnitten: XbaI/EcoRI-blunt) und in das
Plasmid pZ3 (EcoRI-blunt und dephosphoryliert)
subkloniert.
-
Für
die Konstruktion des Plasmids pZ3ppαGFP (2c) wurde das Fragment,
umfassend die α-Faktor
prä-pro-Leader-Sequenz
in Frame mit der GFP kodierenden Sequenz dem Plasmid pPICAGFP1 (HindIII-blunt/BamHI
geschnitten) entnommen und in das Plasmid pZ3 (geöffnet EcoRI-blunt/BamHI
und dephosphoryliert) subkloniert. Das Plasmid pPICAGFP1 wurde gemäß Passolunghi,
S., et al. durch Einfügung
einer PCR amplifizierten GFP Sequenz in-Frame in das Plasmid pPICZαA (Invitrogen
BV, Niederlande) konstruiert. Die PCR Methode ist dem Fachmann gut
bekannt. Beispielhaft seien Gelfand, D.H., et al.; PCR Protocols:
A Guide to Methods and Applications, 1990, Academic Press und Dieffenbach,
C.W. et al., PCR Primer: A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor
Laboratory Press, 1995 zitiert.
-
Für
die Konstruktion des Plasmids pZ3ppαIL-1β (2b) wurde IL-1β PCR amplifiziert
mit Plasmid pZ3k1IL-1β als Template.
-
Die Oligos für die Amplifikation waren wie
folgt:
Primer: DrdI-IL (SEQ ID NO.: 80)
5' AAGAGACTCCAACGTCGCGCACCTGTA
3' Tm: 63°C
Primer:
IL C-term (SEQ ID NO.: 81)
5' AGAGGATTAGGAAGACACAAATTGCATGGTGA 3' Tm: 61 °C
-
Das folgende Programm wurde für die Amplifikation
benutzt:
-
Auf diese Art und Weise wurde eine
DrdI Restriktionsschnittstelle für
die Subklonierung der kodierenden Sequenz des IL-1β Proteins
in-Frame mit der α-Faktor prä-pro-Leader-Sequenz
eingefügt.
Das Plasmid pZ3ppαGFP wurde EcoRI blunt/BamHI
geöffnet.
Das PCR Fragment wurde DrdI blunt/BamHI geschnitten. Kombination
führt zum
Plasmid pZ3ppαIL-1β.
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Für
die Konstruktion des Plasmids pZ3GAA (3a) wurde die kodierende
Sequenz der A. adeninivorans β-Glucoamylase
aus dem Plasmid pTS32x-GAA (Bui D.M., et al., 1996, Appl. Microbiol.
Biotechnol. 45, 106-6) mittels BamHI blunt ausgeschnitten und in
das Plasmid pZ3 (EcoRI-blunt geöffnet und
dephosphoryliert) eingefügt.
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Für
die Konstruktion des Plasmids pZ3LacZ (3b) wurde die kodierende
Sequenz für
die bakterielle β-Galaktosidase
vom Plasmid pSV-β-Galactosidase
(Promega, Inc.) mittels HindIII blunt/BamHI ausgeschnitten und in
das Plasmid pZ3 (EcoRI blunt/BamHI geöffnet und
dephosphoryliert) eingefügt.
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Im Plasmid pZ3bT
(4a) wurde der S. cerevisiae
TPI Promotor durch den endogenen Z. bailii TPI Promotor ersetzt.
Die Sequenz wurde von genomischer DNA des Z. bailii Stamms ISA 1307
PCR-amplifiziert Die Primer wurden entsprechend der Literatur synthetisiert
(Merico A., et al., 2001, Yeast 18, 775-80). Der Extraktion der
genomischen DNA wurde entsprechend dem von Hoffmann, C.S., et al.
(1987, Gene 57, 267-72) publizierten Protokoll durchgeführt.
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Die Oligos für die Amplifikation waren wie
folgt:
TPIprob5 (SEQ ID NO.: 82)
5' ATCGTATTGCTTCCATTCTTCTTTTGTTA 3' Tm: 59,6°C
TPIprob3
(SEQ ID NO.: 83)
5' TTTGTTATTTGTTATACCGATGTAGTCTC
3' Tm: 59,6°C
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Das folgende Programm wurde für die Amplifikation
verwendet:
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Das PCR Fragment wurde in den Vektor
pST-Blue-1 (Novagen, Perfect Blunt Cloning Kit, Katalog Nr. 70191-4)
entsprechend dem beigefügten
Protokoll subkloniert. Daraus wurde der Promotor mit SnaBI/SacI ausgeschnitten
und in pZ3 (geöffnet AatII blunt/SacI) subkloniert
(um den S. cerevisiae TPI Promotor zu entfernen), derart wurde das
gewünschte
Plasmid erhalten.
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Für
die Konstruktion des Plasmids pZ3bTLacZ
(4b) wurde die codierende
Sequenz für
die bakterielle β-Galaktosidase
vom Plasmid pSV-β-Galactosidase (Promega,
Inc.; Genebank accession no.: X65335) HindIII/BamHI ausgeschnitten
und in das Plasmid pZ3bT (NheI blunt geöffnet und
dephosphoryliert) eingefügt.
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DNA Manipulation, Transformation
und Kultivation von E. coli (DH5α)
wurden entsprechend Standardprotokollen durchgeführt (Sambrook J., et al.; Molecular
Cloning: A Laboratory Manual, 2nd edn.,
Cold Spring Harbor Laboratory, New York, 1989). Auch alle anderen
molekularbiologischen Protokolle wurden entsprechend diesem Handbuch
durchgeführt,
wenn nichts anderes angegeben wurde. Alle Restriktions- bzw. modifizierenden
Enzyme, die verwendet wurden, waren von NEB (New England Biolabs,
UK) oder Roche Diagnostics.
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Beispiel 2: Transformation
von Z. bailii
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Transformation aller Z. bailii und
S. cerevisiae (NRRL Y-30320) Stämme
wurden im wesentlichen entsprechend dem LiAc/PEG/ss-DNA Protokoll
(Agatep, R., et al., 1998, Transformation of Saccharomyces cerevisiae
by the lithium acetate/single-stranded carrier DNA/polyethylene
glycol (LiAc/ss-DNA/PEG) Protokoll. Technical Tips Online (http:/tto.trends.com))
durchgeführt.
Nach der Transformation ließ man
sich die Z. bailii Zellen durch Inkubation von 16 Stunden bei 30°C in YP Medium,
umfassend 2% w/V Fructose als Kohlenstoffquelle (YPF) und 1 M Sorbitol,
erholen. Die Zellsuspension wurde dann auf selektive YPF Platten
mit 200 mg/l G418 (Gibco, BRL, cat. 11811-031) ausplattiert. Einzelne
Klone erschienen nach 2 – 3
Tagen bei 30°C.
Von diesem Zeitpunkt an wurden die Transformanten entweder in reichem
oder in Minimalmedium mit Glucose als Kohlenstoffquelle und 200
mg/l G418 für
die Aufrechterhaltung der Selektion kultiviert. Für S. cerevisiae
Zellen kam die selbe Prozedur zur Anwendung außer, dass Glucose die Kohlenstoffquelle
während
aller Stufen war und die G418 Konzentration auf für unseren
Stamm optimale 500 mg/l eingestellt wurde.
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Beispiel 3: Expression
und Sekretion von Interleukin 1β in
Z. bailii
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Um die sekretorischen Fähigkeiten
der Hefe Z. bailii mit dem gut bekannten Wirt S. cerevisiae zu vergleichen
wurden beide Hefen mit dem Plasmid pZ3k1IL-1β (2a) transformiert (entsprechend
Beispiel 2). Unabhängige
Transformanten wurden in Minimalmedium (YNB, 1,34% w/V YNB von Difco
Laboratories, Detroit, MI #919-15, 5% w/V Glucose, komplementiert
mit Histidin, Uracil und Leucin, 5a,
linkes Feld) oder in reichem Medium (YPD, 5% w/V Glucose, 2% w/V
Peptone, 1% w/V Hefeextrakt, 5a,
rechtes Feld) in Schüttelflaschen
kultiviert. 5a zeigt
die Zelldichte (OD 660nm) und die Glucoseaufnahme während der Wachstumskinetik.
Die Glucoseaufnahme wurde unter Verwendung eines kommerziell erhältlichen
Kits von Boehringer Mannheim GmbH, Deutschland (Katalog-Nr.: 716251)
entsprechend den Herstellerangaben ermittelt. Während der Kinetik wurden die
Proben zu den angegebenen Zeiten gezogen (siehe „Stunden" von 5b, c, d). Die Zellen wurden durch Zentrifugation
(10 min., 10.000 rpm; Kulturvolumen entsprechend 108 Zellen)
geerntet. Den Überständen der
Proben wurde 1 Volumen 2X Laemmli-Puffer (Laemmli, U.K., 1970, Nature
227, 680-5) zugefügt,
sie wurden 3–5
Minuten gekocht und bis zum Auftragen bei –20°C aufbewahrt oder direkt auf
ein Polyacrylamidgel geladen.
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Die Zellpellets der Proben wurden
in 5 ml 20% TCA resuspendiert, zentrifugiert (10 Minuten bei 3000 rpm)
und die resultierenden Pellets wurden in 150 μl 5% TCA resuspendiert. Die
Proben wurden anschließend während 10
Minuten bei 3000 rpm zentrifugiert und die Pellets in Laemmli Buffer
(100 μl)
resuspendiert.
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Um die Proben zu neutralisieren wurden
50 μl 1M
Tris Base zugegeben. Nach 3–5
Minuten bei 99°C waren
die Proben zur Ladung auf ein Polyacrylamid-Gel bereit (alternativ
Aufbewahrung bei –20°C).
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Die Proben wurden auf Standard Polyacrylamid-Gele
geladen (SDS-Page, schlußendliche
Konzentration des Trenngels: 15 %); nach Auftrennung der Proteine
wurden die Gele auf Nitrocellulose Membranen geblottet (1 Stunde,
250 mA, Protan BA 85, Schleicher & Schuell).
Immun-Dekoration: nach 1 Stunde (RT) Sättigung in 1x TBS (1,2 g/l
Tris Base; 9 g/l NaCL) + 5 % NFM (non fat milk), 0,2% Tween-20,
wurden die Membranen über
Nacht bei 4°C
mit dem primären
Antikörper
gegen Interleukin (rabbit polyclonal antibody IL-1β(H-153) von
Santa Cruz Biotechnology, Inc. cat. n° sc-7884) 1:200 in TBS 1x (1,2
g/l Tris Base; 9 g/l NaCL) + 5% NFM verdünnt, inkubiert.
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Nach wiederholtem intensivem Waschen
in TBS + 0,2% Tween-20 wurde der sekundäre Antikörper (Antirabbit IG Horseradish
Peroxidase-conjugated, Amersham Biosciences, UK cat n° NA934) zugefügt (1:10.000
in 1x TBS + 5% NFM) und für
1 Stunde inkubiert (RT). Die Proteine wurden unter Verwendung von ECL
Western Blotting System (Amersham Biosciences, UK) entsprechend
dem Protokoll des Herstellers sichtbar gemacht.
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Die mittels Western-Blot der Überstände erhaltenen
Daten beleuchten die überraschend
guten sekretorischen Fähigkeiten
von Z. bailii Zellen (siehe 5c)
in minimalem sowie in reichem Medium. Bemerkenswerter Weise ist
das dem sekretierten Protein entsprechende Signal maßgeblich
intensiver verglichen mit dem von S. cerevisiae Zellen erhaltenen
Signal, in Übereinstimmung
mit dem schwächeren
Signal von Z. bailii Zellextrakten (5b).
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Außerdem war der Mengenunterschied
der sekretierten Proteine in minimalem Medium ausgeprägter als
in komplexem Medium (zum Vergleich: 5c,
linkes und rechtes Feld). Diese Schlüsse können anhand der Proben, deren
OD angeglichen war (5c)
oder von denen gleiche Volumina geladen wurden (5d), gezogen werden.
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In ähnlicher Weise wurden Z. bailii
und S. cerevisiae Zellen mit dem Plasmid pZ3ppαIL-1β transformiert.
In diesem Fall war dasselbe Protein (Interleukin) funktionell mit
der Leader-Sequenz des S. cerevisiae α-Faktor-Pheromons verknüpft. Wie
vorher beschrieben wurden die Zellen im komplexem (reichem) YPD
oder minimalem YNB Medium in Schüttelkolben
kultiviert und Proben wurden gezogen und für SDS-PAGE Proteinauftrennung
aufbereitet.
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Der Western-Blot (6a) legt einmal mehr die überraschende
im Vergleich mit S. cerevisiae bessere Sekretion von Z. bailii offen:
Die Signale von den Rohextrakten (i für YPD, iii für YNP Medium)
sind intensiver im letzteren Stamm, was eine kürzere Retention des Produktes
und daher eine effizientere Sekretion durch Z. bailii Zellen nahelegt.
Diese Beobachtung ist mit der Tatsache konsistent, dass die Signale,
die den in das Medium sekretierten Produkten entsprechen in Z. bailii
intensiver sind, als in S. cerevisiae (ii für YPD, iv für YNB Medium; in diesem Falle
ist ein positives Signal nur in Z. bailii Proben vorhanden).
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Es ist nun von großer Bedeutung,
dass die Expression und Sekretion und damit die Akkumulierung der heterologen
Proteine im Kulturmedium nicht nur bei Austausch der Leader-Sequenz
beibehalten werden kann, sondern auch durch Verwendung derselben
Leader-Sequenz für
ein anderes heterolog exprimiertes Protein. Z. bailii Zellen wurden
mit dem Plasmid pZ3ppαGFP transformiert und in minimalem
YNB Medium in Schüttelkolben
kultiviert; Proben wurden gezogen und für SDS-PAGE Protein-Auftrennung
vorbereitet.
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Die Western-Blot Analyse, die – abgesehen
vom primären
Antikörper
(anti-GFP, Clontech, Inc.) und dessen Konzentration (1:500) – wie vorher
beschrieben durchgeführt
wurde, zeigt eine Bande der erwarteten Dimension ausschließlich im Überstand
der GFP heterolog exprimierenden Z. bailii Zellen, nicht aber des
Kontrollstammes, der mit dem leeren Plasmid transformiert wurde
( 6b).
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Die gezeigten Ergebnisse unterstreichen
die Möglichkeit,
Z. bailii als Wirt für
ein Verfahren zur Expression und Sekretion verschiedener heterologer
Proteine zu verwenden, wobei die Sekretion mit heterologen Leader-Sequenzen
erzielt werden kann. Bemerkenswerterweise ist die sekretierte Proteinmenge
im Vergleich zu S. cerevisiae größer und
dieser Unterschied ist besonders ausgeprägt in chemisch definiertem
Kulturmedium.
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Beispiel 4: Expression
und Sekretion von Interleukin 1-β in
einer Z. bailii Bioreaktor Batch-Kultur mit hoher Zuckerkonzentration.
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Z. bailii Zellen, die mit dem Plasmid
pZ3k1IL-1β (2a) transformiert wurden
(entsprechend Beispiel 2) und vorhergehend auf Interleukin 1-β Expression
in Schüttelkolben-Kulturen
untersucht wurden (siehe Beispiel 3) wurden in einem 2 Liter Labor
Bioreaktor (Fermentor, Biolafitte & Moritz, Mod. Prelude – Frankreich) in
chemisch definiertem Medium mit hohem Glucosegehalt (27% w/V Glucose,
4% w/V (NH4)2SO4, 0,4% w/V MgSO4,
2,4% w/V KHP2O4,
Vitamine entsprechend Verduyn, C., et al., 1992, Yeast 8, 501-17,
wobei die schlußendliche
Konzentration der Vitamine 24x so hoch war wie die dort angegebenen
Konzentrationen und Spurenelemente entsprechend Verduyn, C., et
al., 1992, Yeast 8, 501 – 17,
wobei die schlußendlichen
Konzentrationen der Spurenelemente 24x so hoch waren als an der
entsprechenden Stelle angegeben im Batch-Verfahren kultiviert.
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(Abhängig von der Salztoleranz des
Produktionsstammes könnte
es in diesem Zusammenhang sinnvoll sein, dem anfänglichen Medium nur eine Teilmenge
der Salze mit der Glucose zuzugeben und den Rest der Salze erst
nachdem die Bioreaktion (Fermentation) genügend lange fortgeschritten
ist, zuzugeben.) Die pH-Kontrolle (Wert: pH 5) wurde durch die Zugabe
von 2M KOH durchgeführt.
G418 wurde in einer Konzentration von 200 mg/l zugegeben, Antischaummittel
wurde zugegeben soweit notwendig. Das Inoculum wurde durch vorherige
Kultur der Hefe in Schüttelkolben
(mit einem Kopfraum zu Kulturvolumen-Verhältnis von 4) in reichem YPD
Medium (siehe oben) + 200 mg/l G418 bereitgestellt. Die Zellen wurden
geerntet mit deionisiertem Wasser gewaschen und in das Medium zu
einer OD von 1,68 in den Bioreaktor inoculiert.
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Die Zellkultur wurde mit 90 1/h Luft
durchflutet, die gelöste
Sauerstoffkonzentration wurde durch Variation der Rührergeschwindigkeit
auf 40 % Luftsättigung
eingestellt. 7a zeigt
die Wachstumskinetik (Zelldichte, OD 660 nm) zusammen mit der Glucoseaufnahme,
der Ethanolproduktion und der produzierten Biomasse (Trockenmasse
g/l). Die Glucoseaufnahme und die Ethanolproduktion wurden unter
Verwendung kommerziell erhältlicher
enzymatischer Kits bestimmt (Boehringer Mannheim GmbH, Deutschland
Katalog Nrn. 716251 und 0176290) entsprechend der Anleitung des
Herstellers.
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Das zelluläre Trockengewicht (Biomasse)
wurde wie vorher beschrieben bestimmt (Rodrigues, F. et al., 2001,
Appl. Environ. Microbiol. 67, 2123-8). Zu den angegebenen Zeiten
wurden Proben gezogen und für die
SDS-PAGE Protein Auftrennung vorbereitet. Die Western Blot Analyse
(durchgeführt
wie in Beispiel 3 beschrieben) zeigt ein sauberes, sehr starkes,
während
der Zeit akkumulierendes Signal, das dem sekretierten Produkt entspricht
(Spuren 2 bis 5) und bestätigt
die minimale Retention der produzierten heterologen Proteine innerhalb
der Zellen (Spuren 6 – 9, 7b).
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Dieses Beispiel zeigt die überraschende
und vorteilhafte Fähigkeit
von Z. bailii Zellen, auch bei sehr hohen Zuckerkonzentrationen
zu wachsen und heterologe Proteine zu exprimieren und zu sekretieren.
Es wurde bereits berichtet, dass S. cerevisiae bei derart hohen
Zuckerkonzentrationen nicht mehr oder nur noch sehr schlecht wächst (siehe
beispielsweise Porro, D., et al., 1991, Res. Microbiol. 142, 535-9).
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Beispiel 5: Expression
und Sekretion von Glucoamylase in Z. bailii.
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Z. bailii Zellen wurden mit dem Plasmid
pZ3GAA (3)
bzw. mit dem leeren Plasmid pZ3 transformiert
(entsprechend Beispiel 2). Unabhängige
Transformanten wurden in Schüttelkolben
in minimalem YNB Medium mit 2% (w/V) Glucose als Kohlenstoffquelle
(+ 0,67% (w/V) YNB und Aminosäuren
entsprechend den Angaben des Herstellers) bis zu der Mitte der exponentiellen
Phase (auch als „Mid-log" bezeichnet) kultiviert. Die β-Glucoamylase
Aktivität
wurde wie folgt bestimmt: Nach der Ermittlung der Zelldichte wurden
die Zellen geerntet, um den Kulturüberstand zu erhalten. 15 μl/ml 3M NaAc,
pH 5,2 und 20 μl/ml
1 % w/V Stärke
(Fluka 85642 – high
solubility –)
wurden zugegeben. Daraufhin wurden die Proben gut gemischt und bei
der gewünschten
Temperatur inkubiert (bei diesem Experiment 50°C). Zum Zeitpunkt 0 und im Folgenden
alle 20 Minuten wurde 1 ml des inkubierten Mediums entnommen, für 2 Minuten
auf Eis gekühlt,
dann wurden 50 μl Lugollösung (Fluka
62650) zugesetzt, schnell geschüttelt
und am Spektrophotometer bei λ580
nm gelesen. Die Steigung der resultierenden Werte entspricht der
Glucoamylase Aktivität. 8 zeigt die Glucoamylase Aktivität von 3
unabhängigen
Klonen, die GAA exprimieren und einer Negativkontrolle. Die enzymatische
Aktivität
ist im mU/OD ausgedrückt
und ist unter Voraussetzung berechnet, dass 1U einer Veränderung
von einer OD-Einheit
pro Minute entspricht. Von den in der Abbildung gezeigten Werten,
wurde die in der Kontrollprobe gemessene basale Aktivität von Z.
bailii abgezogen.
-
Beispiel 6: Expression
von β-Galactosidase
(β-gal)
in Z. bailii
-
Z. bailii Zellen wurden mit dem Plasmid
pZ3LacZ (3b)
oder mit dem Plasmid pZ3bTLacZ (4b) oder mit dem leeren
Plasmid pZ3 als Kontrolle transformiert
(entsprechend Beispiel 2). Unabhängige Transformanten
wurden in Schüttelkolben
in YPD Medium (siehe obige Beschreibung) mit 2% w/V Glucose als Kohlenstoffquelle
bis zur mid-exp Phase kultiviert.
-
β-Galactosidase
Aktivitätsmessung:
Nach der Bestimmung der Zelldichte wurde 1 ml der Kultur in einem
Eppendorftube geerntet, für
5 Minuten zentrifugiert (um ein hartes Pellet zu erhalten), der Überstand
mit einer Pipette abgenommen (kein Vakuum zu verwenden!) in 1 ml
Z Puffer gewaschen [ohne BME (β-Mercaptoethanol);
Z Puffer: 16, 1 g/l NaHP2O4 x
7H2O, 5,5 g/l Na2HPO4 x H2O, 0,75 g/l
KCL, 0,246 g/l MgSO4 x 7H2O], wiederum
pelletiert, suspendiert in 150 μl
Z Puffer (mit BME, 27 μl/10
ml), 50 μl
Chloroform wurden zugegeben, 20 μl
0,1 % SDS und für
15 Minuten kräftig
gevortext. 700 μl
vorgewärmtes
ONPG (o-Nitrophenyl β-D-Galactopyranosid,
Sigma N-1127, 1 mg/ml in Z + BME) wurden zugegeben und die Reaktion
wurde bei 30°C
(20 min bis 3 h) gestartet, wobei die Zeit gemessen wurde. Wenn
die Suspension gelb wird, wird die Reaktion durch Zugabe von 0,5
ml 1 M NaCO3 gestoppt; nach Zentrifugation
für 10
min bei maximaler Geschwindigkeit wird die Probe am Spektrophotometer
bei λ420
gemessen.
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8b zeigt
die β-Gal
Aktivität
von 3 unabhängigen
Klonen, die die β-Gal
unter der Kontrolle des Z. bailii TPI Promotors exprimieren, 2 unabhängigen Klonen,
die die β-Gal
unter der Kontrolle des S. cerevisiae TPI Promotors exprimieren
und einer Negativkontrolle (siehe Legende der Abbildung für die Markierung
der entsprechende Klone).
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Die enzymatische Aktivität ist als
Miller Unit/OD angegeben und berechnet sich nach der folgenden Formel:
-
Es ist gut erkennbar, dass die Expression
vom endogenen TPI Promotor wesentlich stärker (4 – 5 mal) als vom entsprechenden
S. cerevisiae Promotor ist.
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Beispiel 7: Isolation
eines endogenen Z. bailii Plasmids
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Die Z. bailii Stämme ATCC 36947 und NCYC 1427
wurden kultiviert und ihre endogenen Plasmide wurden extrahiert,
was die Plasmide pZB1 und pZB5 (siehe 9a + b) ergab. Verwendet wurde ein modifiziertes
Protokoll nach Lorincz, A., 1985, BRL Focus 6, 11, wobei zum Aufschluß der Zellen
Glass-Beads verwendet
wurden. Nach der DNA Extraktion wurden die Proben auf ein Agarosegel
geladen und die dem Plasmid entsprechende Bande wurde eluiert (Qiagen,
QIAquick Gel Extraction Kit Katalog Nr. 28704).
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Das von NCYC 1427 extrahierte Plasmid
wurde mit EcoRI geschnitten und einige der Fragmente wurden sequenziert.
Diese Sequenzen entsprechen SEQ ID Nr.: 63, SEQ ID Nr.: 64, SEQ
ID Nr.: 65, SEQ ID Nr.: 66, SEQ ID Nr.: 67, SEQ ID Nr.: 68, SEQ
ID Nr.: 69 und SEQ ID Nr.: 70.
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Beispiel 8: Sequenzamplifikation
der offenen Leseraster und der strukturellen Sequenzen der endogenen
Z. bailii Plasmide
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Aus den Z. bailii Stämmen ATCC
36947 und NCYC 1427 extrahierte genomische DNA wurde als Template
für die
Amplifikation der offenen Leseraster und der strukturellen Sequenzen
der endogenen Z. bailii Plasmide verwendet.
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Die Oligos für die Amplifikation waren die
folgenden:
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Das folgende Programm wurde für die Amplifikation
benutzt:
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Die amplifizierten Fragmente wurden
sequenziert und entsprechen SEQ ID Nr.: 71 (IR-ARS), SEQ ID Nr.:
72 (FLP), SEQ ID Nr.: 74 (TFB) und SEQ m Nr.: 76 (TFC).
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Die kodierenden Sequenzen werden
für die
Konstruktion eines Expressionsplasmides pEZ1,
entsprechend 9b verwendet.
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