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Die Erfindung betrifft einen Abgasfilter
für Verbrennungsmotoren,
insbesondere für
Dieselmotoren und besonders bevorzugt für Pkw-Dieselmotoren, wobei
der Abgasfilter ein Tiefenfilterelement aufweist.
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Der weiter unten näher gekennzeichnete
erfindungsgemäße Abgasfilter
ist allgemein für
Verbrennungsmotoren, auch für
Ottomotoren und auch für
Dieselmotoren von Lastkraftwagen und auch für sonstige Verbrennungsmotoren
geeignet. Seine besonderen Vorteile zeigt er jedoch insbesondere
bei einem Einsatz für
Pkw-Dieselmotoren.
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Die Zusammensetzung der Abgase von Pkw-Dieselmotoren
ist abhängig
von der Motorenbauart, dem Fahrzyklus und der Kraftstoffqualität. Die Abgase
weisen folgende Komponenten auf .
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Wasserdampf (H2O),
Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO),
Stickoxide (NOx), Sauerstoff (O2),
Rußpartikel
(C), Kohlenwasserstoffe (HC), Schwefeldioxid (SO2),
Motorabrieb und Asche.
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Eine Minderung der umweltbelastenden Schadstoffe
CO, NOX, HC und des Rußes sind gesetzlich vorgegeben.
Ein wirkungsvolles Hilfsmittel zur Senkung der Partikelemissionen
stellen Filtersysteme dar.
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Die Wirksamkeit eines Filters ist
definiert durch seinen Abscheidungsgrad, seine Speicherfähigkeit,
seine Durchströmbarkeit
und seine Standzeit.
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Von der Arbeitsweise unterscheidet
man unter anderem zwischen Oberflächen- und Tiefenfilter.
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Beim Oberflächenfilter bleiben die abzuscheidenden
Stoffe an der Oberfläche
des porösen Filtermaterials
haften, wobei die abgeschiedenen Stoffe eine zusätzliche Abscheidewirkung haben
und die Druckdifferenz im Filtersystem sich vergrößert.
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Beim Tiefenfilter tritt neben der
mechanischen Durchgangssperre (Siebeffekt) für die abzuscheidenden Produkte
noch die Adsorptionseigenschaft des tief gestaffelten Filtermediums
hinzu. Wirksame Tiefenfilter erfordern deshalb sehr große Oberflächen, wie
sie zum Beispiel Wirrfasergelege, beispielsweise aus Stahlwolle,
und offenporige Keramikschäume
aufweisen.
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Die dem Stand der Technik entsprechenden Abgasfilter
für Pkw-Dieselmotoren
bestehen meistens aus porösen
keramischen Grundkörpern,
die von parallelen, wabenförmigen
Kanälen
durchzogen sind. Die Wandstärken
der keramischen Monolithe liegen bei 0,3 bis 0,15 mm. Als Material
wird bevorzugt Cordierit, ein Magnesium-Aluminium-Silikat (2MgO⋅ 2Al2O3⋅5SiO2), und neuerdings extrudiertes Siliciumcarbid
verwendet.
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Daneben gibt es Filter aus keramischem Schaum,
wabenförmig
gefalzte Edelstahlbleche oder Stahlwolle. Sie sind teilweise mit
katalytischen Beschichtungen versehen.
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Nachteile bei den Keramikfiltern
sind die schlechte Wärmeleitfähigkeit,
bei keramischen Schäumen
die geringe Standfestigkeit, beim Siliciumkarbid der hohe Preis
und beim Stahlwollefilter die kurze Standzeit, da die Stahlwolle
bei den auftretenden hohen Temperaturen korrodiert und oxidiert
(verbrennt).
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
einen Abgasfilter für
Verbrennungsmotoren, insbesondere einen Rußfilter für Pkw-Dieselmotoren, zu entwickeln,
welcher im Fahrbetrieb schnell aufzuheizen, kostengünstig herzustellen
ist und eine hohe Standfestigkeit, also eine lange Lebensdauer aufweist. weitere
Forderungen an den Abgasfilter beziehungsweise weitere Vorteile
des erfindungsgemäßen Abgasfilters
finden sich weiter unten bei der Erläuterung der Einzelheiten des
Filters.
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Diese Aufgabe wird bei dem eingangs
genannten Abgasfilter erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass
das Tiefenfilterelement einen Schaumkörper umfasst, der zumindest
teilweise aus einem oder mehreren Metallen besteht.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen dieses
Abgasfilters werden in den Unteransprüchen genannt.
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Der Stahlschaum, der vorzugsweise
nach dem weiter unten im einzelnen erläuterten Schlicker-Reaktions-Schaum-Sinter-Verfahren, abgekürzt "SRFS" von "Slip Reaction Foam
Sintering", hergestellt
wird, lässt
sich in seiner Porosität
und Permeabilität
sowie in seinen Werkstoffeigenschaften gezielt mit den erforderlichen
Filtereigenschaften herstellen. Nähere Einzelheiten zu diesem
Verfahren finden sich zum einen in Mohr, U., Bleck, W., Iglesias,
E., Beiss, P., Scholz, P.-F.: A Novel Method for the Processing of
Metallic Foams, Tagungsbericht Materials Week 2000, CD, München und
zum anderen in Mohr, U., Scholz, P.-F., Bleck, W.: Production of
SlipReactionFoam (SRF) and Influence of Production Parameters on
the Mechanical Properties, MIT-Verlag 2001. Beide Schriften werden
zum Zwecke der Offenbarung ausdrücklich
ebenfalls zum Inhalt der Anmeldung zugehörig erklärt.
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Die aggressive Abgasatmosphäre, die
feucht und sauer durch H2SO3-
und H2SO4-Anteile
ist, sowie die hohen Abgastemperaturen bis über 500 °C erfordern einen korrosions-
und zun derbeständigen
Werkstoff. Kostengünstig
lässt sich
diese Anforderung mit pulvermetallurgischen Legierungen, zum Beispiel
der Zusammensetzung 3 bis 6 % Si, 1 bis 4 % Cr, 0, 5 % P, 0, 3 %
Mo, 0, 2 % V, Spuren < 0,
3 % Al, Mn, Cu und Rest Fe erfüllen.
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Die im Abgas unerwünschten
Kohlenwasserstoffe, Nitroaromate und sonstige Spuren-Fraktionen sind
an den fein verteilten Rußpartikeln
gebunden. Die Größe der Rußteilchen
mit den anhaftenden Schadstoffen liegt bei < 10 μm,
wobei 80 % der Partikel einen aerodynamischen Durchmesser < 0,3 μm haben (Fang,
C. P.; Kittelson, D. B.: The Influence of a Fibrous Diesel Particulate
Trap on the Size Distribution of Emitted Particles, SAE 840362,
1984). Solche Feinstpartikel kann der Metallschaum durch Makroporen
und Mikroporen ausfiltern. Bei einer Dichte von 1,87 g/cm3 des Metallschaums weisen die Primärporen einen
Durchmesser von 0,01 – 2,38
mm und die Sekundärporen
einen Durchmesser von 0, 01 – 0,
27 mm auf . Die Makroporen sorgen dafür, dass das zu reinigende Abgas
in die Tiefe des Filterwerkstoffes gelangt. Vor und in den Mikroporen
werden die Feinstpartikel abgeschieden bzw. adsorbiert und durch
die Kapillarwirkung der Mikroporen werden besonders die flüssigen Komponenten
gespeichert.
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Damit die abgeschiedenen Abgasanteile
den Filter nicht verstopfen, ist seine Regenerierung sicherzustellen.
Bei ausreichender Erwärmung
des Metallschaums durch das warme Abgas zündet der Ruß und verbrennt. Da die Wärmeleitfähigkeit
von Metallschaum gegenüber
Keramikfiltern deutlich besser ist, erreichen die Metallschaumfilter
schneller die erforderliche Zündtemperatur.
Dadurch brennt der Ruß ab,
noch bevor sich eine dicke Rußschicht aufgebaut
hat, die das Strömungsverhalten
des Abgases beeinträchtigen
und zu besonders hohen und damit nachteiligen Temperaturen beim
Abbrennen führen
würde.
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Durch Zugabe von Manganpulver bzw.
Manganoxiden, Chromoxiden bzw. unlegiertem Eisenpulver, und anderen,
weiter unten genannten Katalysatoren in die Suspensionsmischung,
den Schlicker, bei der Herstellung des Metallschaums lassen sich
statistisch verteilt Oxidationskatalysatoren in der Matrix des Filterwerkstoffs
integrieren, die die Zündtemperatur
des Rußes
von etwa 500 °C
deutlich herabsetzen auf etwa 300 °C bis 350 °C und gleichzeitig Kohlenmonoxidanteile
oxidieren.
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Auch ist es vorteilhaft, die bei
der Herstellung des Metallschaums als Suspensionsstabilisatoren verwendeten
Schichtsilikate mit in den Schlicker eingebrachten pulverförmigen Zeolithen
so zu kombinieren und anzureichern, dass beim Sintern des Metallschaums
feinporige Katalysatorzonen in der Stahlschaummatrix entstehen.
Zeolithe sind kristalline, hydratisierte Alumosilikate mit Gerüststruktur,
bei denen näherungsweise
zwei von sechs Siliciumatome im SiO2-Gerüst durch
Aluminium substituiert sind. In ihnen liegen Polyeder, Schichten
oder Ketten aus eckenverknüpften
[(Al,Si)O4]-Tetraedern vor, die zu einem
porenreichen Raumnetzwerk verbunden sind. Diese zeichnen sich dadurch
aus, dass sie bei Betriebstemperaturen gespeicherte Kohlenwasserstoffe teilweise
cracken und NOX teilweise zu N2 reduzieren.
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Der erfindungsgemäße offenporige Stahlschaumfilterwerkstoff
zeichnet sich dadurch aus, dass er
- – durch
den SRFS-Prozess hergestellt wurde und
- – hitze-
und korrosionsbeständig,
beispielsweise aufgrund der oben angegebenen Zusammensetzung, ist,
- – Porengröße und -verteilung
sich gemäß den Erfordernissen
der Abgaszusammensetzung beim Herstellprozess einstellen lassen,
- – das
Speichervolumen durch die Verteilung der Makro- und Mikroporen beim Schäumen gezielt angepasst
werden kann,
- – sehr
regenerationsaktiv durch sein schnelles Aufheizverhalten aufgrund
der guten Wärmeleitfähigkeit
beim Wärmetausch
des Abgases ist,
- – Oxidationskatalysatoren
(insbesondere Mn/Mn-Oxide und/oder Fe/Fe-Oxide und/oder Cr/Cr-Oxide)
an der Oberfläche
des offenporigen Metallschaums zur Nachverbrennung des Rußes enthält,
- – Zeolith-Katalysatoren
zum Cracken der Kohlenwasserstoffe und zum Reduzieren der Stickoxide als
Inseln innerhalb der Metallschaumstruktur aufweist,
- – sich
mechanisch leicht bearbeiten und fügen lässt und
- – in
der Zellenstruktur aufeinander abgestimmte Filterscheiben sich stufenweise
in Reihe, also hintereinander, schalten lassen.
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Das katalytisch wirksame Material
besteht vorteilhaft aus einem Metalloxid oder mehreren Metalloxiden
der Gruppen Ib, Vb, VIb, VIIb oder der Fe-Gruppe des periodischen
Systems, vorzugsweise aus einem der Kupfer-, Eisen-, Mangan-, Kobalt- oder
Chromoxide, insbesondere Vanadiumpentoxid, sowie gegebenenfalls
einer Alkali- oder Erdalkalimetallverbindung, vorzugsweise Kaliumcarbonat,
als Aktivator. Besonders vorteilhaft finden hierbei Mischoxide oder
Spinelle des Kupfers, Chroms und Mangans, insbesondere Kupferchromit
oder Kupfermanganit Verwendung, denen Eisenoxid und Kobaltoxid in
einer Menge von jeweils bis zu 10 Gew.-% und eine Alkali- oder Erdalkaliverbindung,
insbesondere Kaliumcarbonat oder Bariumcarbonat, in einer Menge
bis zu 10 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmenge des katalytisch
wirksamen Materials beigemischt ist. Zur Bildung der Spinelle enthält das katalytisch
wirksame Material hierbei vorteilhaft Kupferoxid und Chromoxid in
einer Menge bis zu je 40 Gew.-%, Kobaltoxid in einer Menge bis zu
20 Gew.-% sowie Eisen-(III)-oxid in einer Menge bis zu 10 Gew.-%,
bezogen jeweils auf die Gesamtmenge der katalytisch wirksamen Substanz.
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Die für den pulvermetallurgisch hergestellten Metallschaum
eingesetzte Legierung ist vorzugsweise ein leicht- bis mittellegierter
Stahl. Ein Beispiel für eine
vorteilhafte Zusammensetzung findet sich weiter oben. Bei einem
Gehalt von etwa 4 % Silicium gibt es bei der konventionellen Herstellung
eines solchen Stahles, welcher die Eigenschaften eines Federstahles
hat, Probleme durch Seigerung, nämlich
durch die Entmischung im Verlaufe des Gießens und Erstarrens. Bei der
pulvermetallurgischen Herstellung tritt dieses Problem nicht auf,
da das Pulver eine mittlere Korngröße von etwa 50 μm hat und
bei der Herstellung durch Verdüsen
der Metallschmelze in Wasser fast augenblicklich und vollständig abkühlt und
erstarrt, so dass eine ungleichmäßige Zusammensetzung
des Pulverkorns nicht möglich
ist.
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Die Erfindung ist jedoch nicht eingeschränkt auf
Metallschäume,
die aus wasserverdüstem
Pulver hergestellt worden sind. Das zur pulvermetallurgischen Herstellung
des Metallschaums eingesetzte Pulver kann auch auf andere Weise
hergestellt sein.
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Der erfindungsgemäße Abgasfilter eignet sich
für die
unterschiedlichsten Motorenbauarten, für unterschiedliches Fahrverhalten,
zum Beispiel in der Stadt mit häufigen
Leerlaufphasen, für
Kurzstreckenfahrten, für
Langstreckenfahrten, für
Autobahnfahrten, usw. sowie für
unterschiedliche Dieselqualitäten, die
bekanntlich von Land zu Land stark variieren. Die hohe Hitze- und
Korrosionsbeständigkeit
gegenüber aggressiven
Abgasen lässt
sich durch die praktisch frei wählbare
Legierungszusammensetzung erreichen, wobei die freie Wählbarkeit
insbesondere aufgrund der pulvermetallurgischen Herstellung möglich ist.
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Im Folgenden wird das Verfahren zum
pulvermetallurgischen Herstellen des Schaumkörpers näher erläutert, wobei man eine Aufschlämmung aus einem
Metallpulver oder Metallegierungspulver, einem Dispergiermittel
und einem Binde mittel in eine offenporige Form gibt, entwässert und
den erhaltenen Formkörper
sintert.
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Ein derartiges Verfahren ist aus
der
DE 195 35 444
A1 des Anmelders sowie aus der
DE 197 16 514 C1 des Anmelders
bekannt. Auf den Inhalt dieser Dokumente wird zum Zwecke der Ergänzung der
Offenbarung ausdrücklich
Bezug genommen. Das Metallpulver bzw. Metallegierungspulver hat
in der Regel eine Korngröße von weniger
als 200 μm.
Es kann durch Druckwasserverdüsung
hergestellt sein. Dabei trifft ein Strahl der Metallschmelze auf
einen mit Hochdruck aus einer Düse
austretenden Wasserstrahl und wird von diesem in feinste Teilchen
zerlegt.
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Das in der üblicherweise wässrigen
Aufschlämmung
enthaltene Dispergiermittel, das auch Peptisator oder Suspensionshilfsmittel
genannt wird, dient zur Aufrechterhaltung einer stabilen, gießfähigen Suspension
des Metallpulvers. Das Dispergiermittel verhindert die Sedimentation
und Koagulation.
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Von der Suspension wird außer der
Stabilität eine
ausreichende Fließfähigkeit
bzw. Pumpfähigkeit gefordert.
Suspensionen sind allerdings in der Regel nicht-Newtonsche Flüssigkeiten,
die keine Proportionalität
zwischen der Scherspannung und Scherrate zeigen. Die Scherrate steigt
mit zunehmender Scherspannung progressiv an, so dass bei zunehmender Scherspannung
das Medium verstärkt
fließt.
Dieser Effekt ist auch unter dem Begriff Thixotrophie und pseudoplastisches
oder quasiplastisches Fließen
bekannt.
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Die Forderungen nach einer ausreichenden Stabilität und Fließfähigkeit
der Metallpulversuspensionen, die für das pulvermetallurgische
Druckgießen eingesetzt
werden sollen, werden insbesondere durch Dispergiermittel mit ausgeprägten polaren
Eigenschaften und einer benetzenden Wirkung sowie gegebenenfalls
durch zusätzliche
Additive mit verflüssigender
Wirkung erfüllt.
Als Beispiele für
Disper giermittel bzw. zusätzliche
Additive seien Phosphorsäuren
und Phosphate, Borsäuren
und Borate, Silicate, Alginate, Oxalate, Acrylate, Amine, Sulfosuccinate,
Albamin, Gelatine, Kokosfettsäurederivate,
Alkylphenolpolyglykoletherphosphat genannt.
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Oft wird eine Mischung aus verschiedenen Peptisatoren
für die
Suspensionsherstellung eingesetzt. Neben der Verflüssigungswirkung
lassen sich mit einigen Peptisatoren weitere erwünschte Effekte erzielen:
Phosphorsäure dient
bei korrodierenden Eisenwerkstoffen zum Abbeizen der Oxidschicht.
Das dabei entstandene Eisenphosphat ist ein wirkungsvoller Binder,
der nach der Formgebung für
die schnelle Erhärtung
beim Trocknen und Sintern der Gießlinge sorgt.
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Borsäure reinigt bei korrosionsbeständigen Edelstählen die
Oberfläche
der Metallpulver und baut Sinterhemmungen durch Auflösen der
Passivierungschichten ab. Der Lösungsvorgang
wird in der analytischen Chemie mit der "Boraxperle" demonstriert. Durch die Bildung von
Boraten wird die sogenannte Schocktemperatur erhöht, die als die maximale Temperatur
definiert ist, der ein Gießling
unmittelbar beim Erwärmen
ausgesetzt werden kann, ohne dass er rissig wird oder zerplatzt.
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Erforderlich ist meistens ein Bindemittel,
das auch Binder genannt wird, um dem Formkörper nach dem Entwässern und
nach der Entnahme aus der Form Halt und Gestalt zu sichern. Möglich ist
die Zugabe eines separaten Bindemittels in die Aufschlämmung. In
vielen Fällen
hat jedoch das Dispergiermittel gleichzeitig auch die Eigenschaften
eines Bindemittels, beispielsweise im Falle von Phosphorsäure, Phosphat,
Borsäure,
Borat und vielen anderen Substanzen.
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Zur Formgebung wird beim pulvermetallurgischen
Druckgießen
die offenporige Form mit der wässrigen
Gießmasse
gefüllt
und das Lösungsmittel anschließend von
den Feststoffpartikeln stofflich getrennt, bis ein handhabbarer
Gießling
(Grünling)
vorliegt. Die Abtrennung des Lösungsmittels
erfolgt vorzugsweise durch den Druck, mit der die Suspension in
die Form gefüllt
wird, und durch ein anschließendes
Anlegen von beispielsweise Pressluft. Dieser Vorgang wird als Druckfiltern
bezeichnet.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
lassen sich geschäumte
Bauteile auch aus hochschmelzenden Metallen herstellen. Die geschäumten Werkstücke sind
besonders schall-, schwingungs- und wärmeisolierend. Zusätzlich können die
Oberflächen dieser
Bauteile und deren oberflächennahen
Bereiche schon bei der Herstellung mit besonderen Funktionseigenschaften,
zum Beispiel Korrosionsschutz und/oder Verschleißfähigkeit, usw., ausgestattet sein.
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Der Begriff "Tensid" ist hier sehr weit gefasst. Darunter
fallen sämtliche
Substanzen mit hydrophoben und hydrophilen Anteilen im Molekül.
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Das Aufschäumen der Aufschlämmung lässt sich
vorzugsweise durch Rühren,
aber auch auf andere Weise erreichen, zum Beispiel indem man Luft durch
enge Düsen
in die Aufschlämmung
einbläst oder
die Gasentwicklung beim Abbeizen der Oxidhaut auf den Metallpartikeln
nutzt. Nähere
Informationen zum Abbeizen der Oxidhaut finden sich in der bereits
genannten
DE 195 35
444 A1 .
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Bei der Elektrophorese zur Entwässerung kann
mit Gleichspannung oder mit einer Gleichspannung mit überlagertem
Wechselspannungsanteil, wie es beispielsweise in der
DE 32 34 054 C2 beschrieben
wird, gearbeitet werden.
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Vorteilhaft, aber nicht zwingend
notwendig ist die kombinierte Anwendung von Druck und Elektrophorese
auf die in die offenporige Form gefüllte Aufschlämmung von
Metallpulver bzw. Metallegierungspulver. Dabei ist die Anwendung
von Druck insbesondere zu Beginn des Entwässerungsvorgangs besonders
wirksam, wobei aus der noch sehr nassen Aufschlämmung der Hauptteil des Wassers
entfernt wird. Während
dieses Vorgangs verringert sich der mittlere Abstand zwischen den
einzelnen Metallpartikeln, so dass jetzt, bei abnehmender Wirksamkeit des
Druckes, die Elektrophorese besonders effektiv für die Entwässerung wird. Beim angelegten
elektrischen Gleichfeld werden die elektrisch leitenden Partikel
influenziert. Dabei schwächen
die an die Partikeloberfläche
verschobenen Elektronen den polaren, aus dem Dispergiermittel bestehenden
Schutzfilm und entladen ihn, so dass die Metallpartikel koagulieren.
Die auf den agglomerierten Teilchen weiterhin vorhandene Influenz
beschleunigt die Abscheidung der Partikel. Mit zunehmender Entwässerung
verringert sich durch das bereits abgeschiedene elektrisch leitende
Metallpulver der Abstand zwischen den angelegten Potentialen, so
dass sich das elektrische Feld mit fortschreitender Abscheidung
verstärkt.
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Die Anwendung der Kombination von
Druckgießen
und Elektrophorese auf die in die Gießform eingebrachte aufgeschäumte Aufschlämmung ist
besonders vorteilhaft.
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Gerade zur Herstellung von kompakten,
defektfreien und homogenen aufgeschäumten Gießlingen ist die Kombination
aus Druckgießen
und Elektrophorese vorteilhaft. Für diese Gießlinge ist das bekannte Zentrifugalschlicker-
und Spritzgießen
nämlich
nicht anwendbar, denn die bekannten Verfahren deformieren und zerstören die
schaumige Struktur.
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Zur Herstellung von Bauteilen aus
geschäumtem
Metall setzt man vorzugsweise schaumbildende Dispergiermittel ein,
die insbesondere gleichzeitig Tenside sind. Als Beispiele seien
Kokosfettsäurederivate
und Alkylphenolpolyglykoletherphoshat genannt.
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Zur gezielten Einstellung der Blasengröße und damit
der Porengröße im fertigen
Bauteil lässt sich
der Schäumungsgrad
mit Entschäumern
dosiert einstellen. Es wird daher vorgeschlagen, dass man in der
Aufschlämmung
Entschäumer
einsetzt. Derartige Substanzen sind an sich bekannt. Sie bestehen
aus hydrophoben Substanzen, zum Beispiel Paraffinen, Ölen oder
Wachsen.
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Ein besonderer Vorteil wird erreicht,
wenn das eingesetzte Metallpulver einen Schmelzpunkt über 1000 °C hat. Bei
der pulvermetallurgischen Herstellung solcher hochschmelzender,
insbesondere eisenhaltiger Werkstoffe hat die zur Entwässerung
benötigte
Zeitdauer einen besonders hohen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit
des gesamten Verfahrens. Mit den genannten Maßnahmen lässt sich die Entwässerungsdauer
so stark verkürzen,
so dass das pulvermetallurgische Herstellen von eisenhaltigen Gegenständen oder
Halbzeug wirtschaftlich in industriellem Maßstab durchführbar ist.
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Insbesondere wird vorgeschlagen,
dass man die Entwässerung
durch gleichzeitige Anwendung von Druck und Elektrophorese durchführt. Bei
der Entwässerung
unterstützen
sich beide Maßnahmen gegenseitig,
so dass neben einer erheblich verkürzten Zeitdauer die im Stand
der Technik bekannten Probleme mit einer inhomogenen Verteilung
von Feuchtigkeit und einer inhomogenen Partikeldichte nicht mehr
auftreten.
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Vorzugsweise enthält die Aufschlämmung Glasbildner,
insbesondere Silicate und/oder Borsäure und/oder Phosphorsäure und/oder
Alkalien und/oder Verbindungen dieser Säuren/Basen. Diese Bestandteile
haben neben ihrer Wirkung als Dispergiermittel und Bindemittel weitere
vorteilhafte Eigenschaften. Während
des Entwässerns
des Formlings in der Form und eines nachfolgenden Trocknungsvorgangs
des aus der Form entnommenen Grünlings wandern
diese Bestandteile zur Oberfläche
und in den oberflächennahen
Bereich des Formlings, so dass man eine Oberflächenbeschichtung mit einem keramischen
bzw. glasartigen Material erhält,
die wesentlich zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften, zum Beispiel
der Korrosionsfestigkeit, Härte,
Verschleißfestigkeit
usw., beiträgt.
Besonders bevorzugt als Glasbildner sind Schichtsilikate. Im Gegensatz
zu konventionellen, von außen
auf ein Werkstück
aufgebrachten Beschichtungen setzt sich die Konzentration dieser
glasbildenden bzw. keramischen Bestandteile im Inneren fort und
nimmt von außen
nach innen allmählich
ab. Man erhält
also eine Beschichtung, die sich sozusagen graduell in das Innere
des Werkstücks
fortsetzt. Diese im Nachfolgenden auch gradierte Oberflächenbeschichtung
genannte Eigenschaft ist gegenüber
herkömmlichen, von
außen
aufgebrachten Beschichtungen besonders vorteilhaft, da die Oberfläche nach
einem Abtrag der äußersten
Schicht immer noch den gewünschten hohen
Gehalt an keramischen bzw. glasbildenden Bestandteilen hat.
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Vorzugsweise setzt man als Dispergiermittel, die
auch Dispersionsmittel genannt werden, Substanzen ein, die gleichzeitig
als Bindemittel und/oder als Katalysatoren wirken. Dazu zählen zum
Beispiel SiO2, Al2O3, Cr2O3,
TiO2, ZrO2, ThO2 , Y2O3 .
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Besonders wirtschaftlich ist es,
wenn als Gießform
eine wiederholt verwendbare Dauerform benutzt wird.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren ist es außerdem bevorzugt,
dass man nicht zusätzliche
Elektroden an eine isolierende Gießform anbringt, sondern dass
man eine elektrisch leitende, aus porösem Kunststoff bestehende Druckgießform als
die eine Elektrode, insbesondere als Anode, einsetzt. Die andere
Elektrode, also die Kathode, ist von einem elektrisch isolierenden
Mantel umgeben, der vorzugsweise aus Kunststoff, zum Beispiel PVC
oder PE, besteht. Beim Entwässern
lagern sich dann die Feststoffpartikel an der Innenwand der Gießform an,
und das Wasser wandert durch die Wand der Gießform nach außen.
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Zum Beispiel können die in der Keramik für die Druckgießformen
verwendeten Kunststoffe wie Polymethylmethacrylat (PMMA) oder Styrol
mit mehr als 35 vol.-% Metallpulver gefüllt werden, so dass sie elektrisch
leiten.
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Alternativ und besonders bevorzugt
ist es, wenn man eine poröse
metallische Druckgießform als
die eine Elektrode, insbesondere als Anode, einsetzt. Diese Druckgießform lässt sich
mit dem als "Rapid
Prototyping" bekannten
Verfahren wirtschaftlich, schnell und in vielfältigen Variationen herstellen. Dazu
wird mit einem von einem Computer gesteuerten Laser durch selektives
Sintern von Metallpulver eine dünnwandige,
offenporige Metallform hergestellt. Die Vorteile liegen in der direkten
Umsetzung von der im Computer gespeicherten Konstruktionszeichnung
des Bauteils in eine dünnwandige
Druckgießform
mit hoher Festigkeit, Formtreue und guter Oberflächengüte. Über das Partikelgrößenspektrum der
mit dem Laser zu sinternden Metallpulver sind die Kapillaren der
Gießformen
steuerbar.
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Die aus Metall bestehende Druckgießform ermöglicht eine
zusätzliche
Beschleunigung der Formgebung und der Entwässerung, wenn man die in der
Gießform
befindliche Aufschlämmung
während der
Entwässerung
auf einer Temperatur oberhalb von 50 °C hält. Die üblichen, aus Kunststoff bestehenden Gießformen
sind für
solche erhöhten
Temperaturen nicht geeignet, da sie bei diesen Temperaturen nicht formstabil
bleiben.
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Zum Einstellen des pH-Wertes und
zur Erniedrigung der Viskosität
wird vorgeschlagen, dass die Aufschlämmung neben säureartigen
oder salzartigen Glasbildnern zusätzlich Alkali, insbesondere Natronlauge,
enthält.
Ein weiterer Vorteil dieses Bestandteils in der Aufschlämmung liegt
darin, dass er zu den Komponenten der Gläser für die Dispersionsverfestigung
gehört.
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Durch ein langsames Trocknen des
aus der Druckgießform
entnommenen Grünlings
kann der Aussalzungseffekt und damit die gradierte Oberflächenbeschichtung
verstärkt
werden. Vorteilhaft ist es daher, wenn man den Formkörper nach
der Entnahme aus der Gießform
und vor dem Sintern bei etwa Raumtemperatur trocknet.
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Ein Schnittbild eines Schaumkörpers für den erfindungsgemäßen Abgasfilter
ist in der einzigen 1 dargestellt.
Der Schaumkörper
hatte eine Dichte von 1,87 g/cm3. Der Anteil
der Poren in der Schnittfläche
betrug 62,85 %. Festgestellt wurden zwei deutlich differenzierbare
Porenfraktionen, nämlich
Makroporen mit Durchmessern von 0,01 – 2,38 mm (Primärporen)
und Mikroporen mit einem Durchmesser von 0,01 – 0,27 mm (Sekundärporen).