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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Bestimmung mechanischer Eigenschaften von Polymerprodukten mit
Hilfe der Raman-Spektroskopie.
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Zur Zeit werden allgemein weitreichende
Anstrengungen unternommen, neue Polymere mit Hilfe des sogenannten
High-Throughput-Screenings (HTS) zu entdecken bzw. die Eigenschaften
bekannter Polymere zu optimieren. Es handelt sich hierbei um einen
kombinatorischen Ansatz, bei dem eine Anordnung von Polymerprodukten
erzeugt wird, wobei die Edukte, die eingesetzten Katalysatoren oder
die Reaktionsbedingungen, unter denen die Polymerisation erfolgt,
in der Anordnung variiert wird. Die entstehenden Polymerprodukte
werden dann auf Ihre Eigenschaften untersucht. Auf diese Weise lassen
sich die Einflüsse
der Variation auf das Produkt in einem breiten Spektrum mit relativ
geringem Zeit- und Materialaufwand realisieren.
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Während
sich molekulare Eigenschaften der Polymere recht gut vorhersagen
lassen, ist dies bei den physikalischen, insbesondere bei den mechanischen
Eigenschaften kaum möglich,
so dass eine schnelle und einfache Charakterisierung der physikalischen
Eigenschaften im Rahmen des HTS besonders vorteilhaft wäre.
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Die klassischen Methoden der Bestimmung
mechanischer Eigenschaften von Polymeren beispielsweise durch Zug-
oder Biegeversuche haben den Nachteil, dass sie mit erheblichem
Substanz- und Zeitaufwand verbunden sind und sich daher nicht für das HTS
eignen. Zwar stehen für
geringe Probenmengen bis etwa 2 g Minispritzgussmaschinen zur Verfügung, um
Kleinstprüfstäbe herzustellen,
allerdings sind die mit Hilfe dieser Stäbe gewonnenen mechanischen
Daten nur bedingt mit den mit Hilfe der Normprüfstäbe erhaltenen Werte vergleichbar.
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Daher wurde versucht, die mechanischen
Eigenschaften mit Hilfe spektroskopischer Methoden zu ermitteln.
Aus dem European Polymer Journal 38 (2002) 745 ist die Bestimmung
mechanischer Eigenschaften wie Melt Flow Index (MFI), Schlagzähigkeit
oder Biegemodul von Propylen-Copolymeren mit Hilfe der IR-Spektroskopie
bekannt. Für
die Bestimmung werden die IR-Spektren von Polypropylen-Copolymer-Folien
gemessen und die Spektren mit Hilfe eines chemometrischen Algorithmus
gegen Polymere mit bekannten mechanischen Eigenschaften bei ausgewählten Wellenlängenbereich
von 1270 – 1240
cm1 kalibriert. Nachteilig an der IR-Spektroskopie
ist allerdings die nötige
Probenvorbereitung und der relativ große Aufwand bei der Einkopplung
des Strahlengangs mit Hilfe IR-durchlässiger optischer Elemente.
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Der Einsatz der Raman-Spektroskopie
ist für
die Bestimmung molekularer Eigenschaften wie Dichte und Kristallinität von Polymerprodukten
bekannt. In Applied Spectroscopy Vol. 53 (1999), 55 wird ein Kalibrationsmodell
für die
Vorhersage der Dichte von LLDPE aus Raman-Spektren vorgestellt,
bei dem eine Partial Least Square Regression für den Bereich von 1600 bis
600 cm1 des Raman-Spektrums durchgeführt wird.
In Journal of Polymer Science, Polymer Physics Edition Vol 16 (1999),
1181 wird der Anteil der kristallinen Phasen in verschiedenen Polyethylenen
bestimmt, indem die Intensität
einer scharfen Raman-Bande bei 1416 cm1 der
kristallinen Phase zugeordnet wird, die in der amorphen Phase nicht
vorhanden ist.
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Darüber hinaus werden in Journal
of Polymer Science Part B: Polymer Physics Vol 28, (1990) 167-185 Untersuchungen
beschrieben, die zeigen, dass bei vielen Polyethylen-Copolymeren eine
Abhängigkeit
zwischen molekularen Eigenschaften, in diesem Fall der Kristallinität, und makroskopischen
Eigenschaften wie dem Elastizitätsmodul
oder der Streckspannung besteht. Die Kristallinität wurde
hierbei nach der oben genannten Methode aus Raman-Spektren bestimmt.
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Der vorliegenden Erfindung lag die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, das eine schnelle,
einfache und nichtinvasive sowie trotzdem reproduzierbare und ohne
Probenvorbereitung auskommende Bestimmung mechanischer Eigenschaften
von Polymerprodukten erlaubt.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren
mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Die Ansprüche 2 bis
18 enthalten bevorzugte Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis
zugrunde, dass mit Hilfe der Raman-Spektroskopie die mechanischen
Eigenschaften von Polymeren ermittelt werden können. Hierzu wird von dem mindestens
einen Polymerprodukt ein Raman-Spektrum aufgenommen und aus diesem
die mindestens eine mechanische Eigenschaft des Polymerprodukts
berechnet.
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Unter Polymerprodukt wird hierbei
jedes natürliche
oder künstliche
Polymer oder Polymergemisch verstanden. Hierunter fallen insbesondere
alle Polymere, die C-C-Einheiten
enthalten, die aus Monomeren mit C=C-Doppelbindungen hervorgehen,
unabhängig
von der Art der Polymerisation. Bevorzugt ist die Anwendung des
Verfahrens auf C2 bis C20 1-Alken-
oder vinylaromatische Homo- oder Copolymere, besonders bevorzugt
auf ein Polyethylen- oder Polypropylen-Homo- oder Copolymer. Als
eingesetzte Comonomere kommen hier wiederum C2-C20 1-Alkene, insbesondere Ethen, Propen,
1-Buten oder 1-Hexen in Betracht, aber das Verfahren ist auch auf
andere Copolymere wie EPDM, EVA usw. anwendbar. Es kann sich hierbei
sowohl um Random- als
auch um Block- oder Pfropf-Copolymere handeln. Auch Blends und Compounds
verschiedener Polymere oder mit Farb- und Füllstoffen versehene Polymere
lassen sich mit der beschriebenen Methode schnell und einfach mechanisch
charakterisieren. Insbesondere eignet sich das Verfahren zur Anwendung
auf HDPE, LDPE, LLDPE, aber auch auf Polyamide und andere teilkristalline
Polymere, deren Copolymere und Blends. Für die Anwendbarkeit des Verfahrens
kommt es im wesentlichen nur darauf an, dass sich die mechanischen
Eigenschaften in dem Polymer in irgendeiner Art in den ramanaktiven
Molekülschwingungen
wiederfinden, so dass eine Korrelation zwischen der Änderung
im Spektrum und der mechanischen Eigenschaft resultiert.
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Für
die Aufnahme der Raman-Spektren können die Polymerprodukte grundsätzlich in
flüssiger
oder fester Form vorliegen. Die Probenform ist in weiten Grenzen
variierbar, so dass zumeist auf eine Aufarbeitung der Proben vor
der Aufnahme der Raman-Spektren verzichtet werden kann. Neben Folien,
Presslingen und anderen geformten Polymerprodukten können daher
bevorzugt auch Granulate, Brocken, Gries oder Pulver verwendet werden.
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Mechanische Eigenschaften des Polymerproduktes
können
alle Eigenschaften des Polymerproduktes sein, die dessen makroskopisch-mechanisches
Verhalten charakterisieren und die mit Hilfe mechanischer Messmethoden
ermittelbar sind. Hierunter fallen insbesondere die elastische und
inelastische Verformbarkeit sowie die rheologischen Eigenschaften
des Polymerproduktes. Bevorzugte mechanische Eigenschaften sind der
das Elastizitätsmodul,
die Zugfestigkeit, die Streckspannung, das Biegemodul, die Biegesteifigkeit
und die Schlagzähigkeit,
ohne dass das Verfahren auf die genannten Eigenschaften beschränkt wäre. Vielmehr
kann jede dem Fachmann bekannte und aus dem Raman-Spektrum ermittelbare
mechanische Eigenschaft des Polymerproduktes verwendet werden. Besonders
bevorzugte mechanische Eigenschaften sind das Elastizitätsmodul
und die Streckspannung.
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Aber auch eine Online-Bestimmung
der mechanischen Eigenschaften eines Polymerproduktes während des
laufenden Polymerisationsverfahrens, sei es im Labor-, Technikums-
oder großtechnischen
Maßstab, ist
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
relativ einfachrealisierbar. Hierbei wird in vorgegebenen Abständen kontinuierlich
ein Raman-Spektrum des Polymerproduktes in dem entsprechenden Reaktor
aufgenommen und aus diesem die gewünschte mechanische Eigenschaft
berechnet. Technisch ist dies realisierbar, indem der Anregungslaserstrahl über Glasfaserkabel
in den Reaktor eingekoppelt und das entsprechende Raman-Streulicht
mit Hilfe eines Detektors aufgefangen wird. Alternativ können kontinuierlich
Proben aus dem Reaktor gezogen werden und mit Hilfe der Raman-Spektroskopie
auf ihre mechanischen Eigenschaften hin untersucht werden. Veränderungen
in den mechanischen Eigenschaften des Polymerproduktes können somit
während des
Produktionsprozesses schnell erfasst und entsprechende Korrekturmaßnahmen
eingeleitet werden.
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Besonders effektiv gestaltet sich
das erfindungsgemäße Verfahren,
wenn die Bestimmung der mechanischen Eigenschaft für eine Anordnung
einer Vielzahl von Polymerprodukten erfolgt. Auf diese Weise können direkt
hintereinander viele Raman-Spektren
verschiedener Polymerprodukte aufgenommen werden, was die Kombination
mit einem High-Throughput-Reaktor System, das eine größere Anzahl
an Polymeren mit variierenden Eigenschaften liefert, erlaubt. Dies
gilt insbesondere, wenn die Vielzahl der Polymerprodukte sich in den
gewünschten
und bestimmten mechanischen Eigenschaften unterscheiden. Die Anordnung
der Polymerprodukte kann als Reihe oder bevorzugt als zweidimensionales
Feld ausgestaltet sein. Grundsätzlich
ist aber auch jede andere Anordnung denkbar, soweit nur die zu untersuchenden
Polymere der Anordnung physikalisch zuzuordnen sind. Im einfachsten
Fall kann eine Mikrotiterplatte verwendet werden. Es lassen sich
aus einem Spektrum zumeist mehrere verschiedene mechanische Eigenschaften
des Polymerprodukts bestimmen. Hier zeigt sich die besondere Stärke des
Verfahrens, da die Berechnung sehr schnell ausgeführt wird und
mit nur einer Messung sehr viele nützliche Informationen über das
Polymerprodukt gewonnen werden können.
So können
gleichzeitig alle relevanten mechanischen Dehnungs-, Biegungs- und
Verformbarkeits-Werte ermittelt werden, die eine nahezu vollständige mechanische
Charakterisierung der Polymerprodukte erlauben. Auch die Bestimmung
nicht mechanischer Eigenschaften des Polymers wie Kristallinität, Dichte
und andere molekulare Eigenschaften wie der Kurzkettenverzweigungsgrad
des Polymerprodukts ist zusätzlich
zu den mechanischen Eigenschaften möglich.
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Die Bestimmung der mindestens einen
mechanischen Eigenschaft erfolgt in bevorzugter Weise durch Vergleich
des Raman-Spektrums mit einem Kalibrationsspektrum. Das Kalibrationsspektrum
wird dabei durch Messung von Polymeren bekannter mechanischer Eigenschaften
ermittelt. Hierbei kann auf die bekannten statistischen Methoden
zurückgegriffen
werden. Durch die Kalibration ist eine Vorhersage der mechanischen
Produkteigenschaften möglich,
die mit Standard-Prüfmethoden
bestimmt wurden.
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Bei der Kalibrierung werden die Polymerproben
bekannter Zusammensetzung und bekannter mechanischer Eigenschaften,
die zuvor mit Hilfe herkömmlicher
Methoden bestimmt wurden, unter den Bedingungen, bei denen auch
die anschließende
Messung der zu charakterisierenden Polymerprodukte erfolgt, in das
Raman-Spektrometer eingesetzt und jeweils mindestens ein Raman-Spektrum
aufgenommen. Bei der Kalibrierung werden die zu bestimmenden mechanischen
Eigenschaften innerhalb der Polymere in möglichst weiten Grenzen, zumindest
jedoch in dem für
die Messung an unbekannten Proben zu erwartenden Bereich, variiert. Wichtig
ist hierbei, dass auch die Größenverhältnisse
der mechanischen Eigenschaften zueinander in möglichst großem Ausmaß variiert werden, um Redundanzen
zu vermeiden und eine möglichst
genaue Vorhersage zu ermöglichen.
Der verwendete Wellenzahlbereich für die Kalibrierung liegt im
Bereich von 560 bis 1980 cm1, bevorzugt
ist für
Polyethylen ein Bereich von 1000 bis 1500 cm1,
für Polypropylen
ist ein Bereich von 750 bis 1550 cm1.
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Für
die Erstellung der Kalibrierspektren werden die aufgenommen Roh-Spektren
bevorzugt auf eine Schrittweite der Wellenzahl von 2 cm1 interpoliert,
wobei die Auflösung
des Messgeräts
1,4 cm1 beträgt.
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Der Vergleich von den Kalibrations-
mit den Probenspektren kann durch Annahme einer linearen Beziehung
zwischen Steuintensität
und mechanischer Eigenschaft analog dem Lambert-Beerschen Gesetz
für charakteristische
Raman-Banden erfolgen wie es beispielsweise in Journal of Polymer
Science, Polymer Physics Edition Vol. 16 (1978), 1181 für die Ermittlung
der Kristallinität
beschrieben ist. Hierzu ist es jedoch nötig, isolierte Banden zu ermitteln,
die möglichst
unbeeinflußt
von anderen Parametern auf die Änderung
der zu bestimmenden mechanischen Eigenschaft reagieren.
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Da eine Zuordnung von Peaks bzw.
Banden zu Schwingungen, die direkt mit der zu bestimmenden Eigenschaft
korrelieren aufgrund der Komplexität der Spektren im Normalfall
nur unter großem
Aufwand möglich
ist, werden bevorzugt chemometrische Methoden zur Bestimmung herangezogen.
Als häufig
verwendete Methoden seien hier die Inverse Least Square (ILS) Methode
und die Classical Least Square (CLS) Methode genannt. Als bevorzugte
chemometrische Methode findet die Hauptkomponentenregression (PCR – Principal Component
Regression) Anwendung, die dem Fachmann allgemein bekannt und z.B.
in Matthias Otto: Chemometrics, Wiley-VCH, 1999 beschrieben ist. Sie vereinigt
die Vorteile von ILS und CLS und liefert optimale Ergebnisse für erfindungsgemäße Anwendung.
Bei der Hauptkomponentenregression werden ausgewählte Bereiche des Raman-Spektrums
anhand von Polymerprodukten bekannter mechanischer Eigenschaften
kalibriert und anschließend
erfolgt eine Regression des ausgewählten Spektrenbereichs auf
die mechanische Eigenschaft unter Verwendung dieser Kalibrierung.
Alternativ werden bevorzugt noch zwei Partial-Least-Square-Methoden
PLS1 und PLS2 für
die chemometrische Analyse eingesetzt, die das verwendete Programm
zur Verfügung
stellt.
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Die Regression kann mit Hilfe kommerziell
erhältlicher
Programme durchgeführt
werden. Für
die PCR wurde im vorliegenden Fall das Programm Spektrum Quant+
(Version 4.1) von Perkin Elmer eingesetzt.
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Die Kalibrierung wird mit oder ohne
Kreuzvalidierung, bevorzugt mit Kreuzvalidierung durchgeführt. Als
Kriterien für
die Güte
der Kalibrierung werden die Zahl der Hauptkomponenten, die Varianz
und der Standardvorhersagefehler berücksichtigt sowie die Auftragung
der Regression der vorgegebenen und geschätzten Werte herangezogen.
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Besonders vorteilhaft lässt sich
das erfindungsgemäße Verfahren
zur Optimierung des Herstellungsverfahrens eines Polymerproduktes
bezüglich
mindestens einer mechanischen Eigenschaft einsetzen, indem ein oder
mehrere Edukte in einer Vielzahl von Reaktoren unter Polymerisationsbedingungen
zu einem Polymerprodukt umgesetzt wird, anschließend die entstehenden Polymerprodukte
eines jeden Reaktors auf mindestens eine mechanische Eigenschaft
gemäß dem oben
beschriebenen Verfahren mit Hilfe der Raman-Spektroskopie untersucht
werden und schließlich
eine Auswahl der Polymerprodukte der jeweiligen Reaktoren bezüglich der
mindestens einen mechanischen Eigenschaft vorgenommen wird. Durch
eine Variation der Eduktkonzentrationen oder der Reaktionsparameter
lässt sich
ein Polymerprodukt genau auf eine vorgegebene mechanische Eigenschaft
oder Eigenschaftskombination maßschneidern
bzw. eine kombinatorische Datenbank aufbauen, mit Hilfe derer eine
systematische Auswahl der Edukte, Katalysatoren und Reaktionsbedingungen ermöglicht wird.
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Unter Edukt wird in diesem Zusammenhang
jeder chemische Stoff verstanden, der mit oder ohne Hilfe eines
Katalysators zu einem oder mehreren Polymerprodukten umgesetzt werden
kann. Hierunter fallen auch Hilfs- und Zusatzstoffe. Insbesondere
ist das Verfahren unabhängig
davon anwendbar, ob es sich bei dem Edukt um ein Gas, eine Flüssigkeit
oder einen Feststoff handelt. Das Edukt muss lediglich in fluider
Form vorliegen, d.h. so beschaffen sein, dass es dem Reaktor zuführbar ist.
Gegebenenfalls muss das Edukt in einem fluiden Trägerstrom
gelöst,
suspendiert oder dispergiert werden, um es dem Reaktor zuführen zu
können.
Ein Polymerprodukt ist jedes aus der Reaktion resultierende Polymer
unabhängig
von seinen chemischen oder physikalischen Eigenschaften. Als Edukte
werden auch hier bevorzugt C2 bis C20 Alkene und Mischungen derselben eingesetzt.
Besonders bevorzugt ist die Polymerisation von Ethylen, Propylen
und 1-Buten. Zur Herstellung von Pfropf-Copolymeren kann eines der
Edukte auch selbst ein Polymer sein, das mit einer weiteren niedermolekularen Komponente,
z.B. Maleinsäureanhydrid,
oder oligomeren bzw. polymeren Komponente reaktiv gepfropft wird.
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Weiterhin lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren
für die
Auswahl einer Vielzahl von Katalysatoren für die Herstellung eines Polymerproduktes
im Rahmen eines High-Throughput-Screenings
anwenden und so die eingesetzten Edukte, Zusatzstoffe, Herstellungs-
und Verarbeitungsverfahren optimieren. Bei einem solchen Screening
wird zunächst
eine Vielzahl von Katalysatoren für die Herstellung eines Polymerproduktes
in eine Anordnung von Reaktoren eingeführt und ein oder mehrere Edukte
den jeweiligen Reaktoren zugeführt die
mit den Katalysatoren bei vorgegebenen Reaktionsbedingungen in Kontakt
gebracht werden. Anschließend
erfolgt die Bestimmung der mechanischen Eigenschaft jedes der gebildeten
Polymerproduktes mit Hilfe der Raman-Spektroskopie, wie oben beschrieben.
Diese mechanischen Eigenschaften der gebildeten Polymerprodukte
dienen dann zur Auswahl geeigneter Katalysatoren für das Herstellungsverfahren.
Eine Kombination mit den oben genannten bevorzugten Ausführungsformen
der Polymeranalyse ist dabei in jeder Variation und Kombination
möglich
und vorgesehen. Das Edukt muss in diesem Fall so beschaffen sein,
dass es mit dem Katalysator in Kontakt treten kann.
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Auch der Katalysator kann grundsätzlich in
jeder Form und jedem Aggregatzustand vorliegen, soweit er im Reaktor
fixierbar ist. Allerdings ist es bevorzugt, mit festen bzw. auf
Feststoffen geträgerten
Katalysatoren zu arbeiten. Unter Katalysator werden in diesem Zusammenhang
beispielsweise auch Katalysatormischungen oder mit einem Cokatalysator
aktivierte Katalysatoren verstanden. Insbesondere eignet sich das
erfindungsgemäße Verfahren
für die
Auswahl von Metallocenkatalysatoren, Chromkatalysatoren oder Ziegler-Natta-Katalysatoren
für die
Polymerisation von Polyolefinen. Solche Katalysatoren werden in
der Polymerproduktion vielfach eingesetzt und sind dem Fachmann
allgemein bekannt.
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Vorteilhaft ist es, wenn sich die
eingesetzten Edukte oder Katalysatoren in den jeweiligen Reaktoren in
mindestens einer chemischen und/oder physikalischen Eigenschaft
unterscheiden. Auch die Variation von Edukteigenschaften und Katalysatoreigenschaften
in Kombination ist möglich.
Die chemische Eigenschaft kann hierbei in jeder molekularen Eigenschaft
wie Konstitution, Konfiguration oder Konformation bestehen. Auch
enantiomere Formen von Katalysatoren fallen hierunter. Unter physikalische
Eigenschaften fallen beispielsweise die Partikelform und -größe des gewählten Katalysators
oder Katalysatorträgers,
dessen Oberfläche,
das mittlere Porenvolumen, die Porenvolumenverteilung als physikalische
Eigenschaft in Betracht. Insbesondere für geträgerten Katalysatorsysteme ist
aber auch die Art und Vorbehandlung des eingesetzten Trägers, die
Menge des auf den Träger
aufgebrachten Katalysators, der eventuelle Einsatz von Cokatalysatoren variierbar,
ohne darauf beschränkt
zu sein.
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Auch lassen sich unabhängig davon
oder in Ergänzung
dazu die Polymerisationsbedingungen der jeweiligen Reaktoren in
mindestens einem physikalischen Parameter variieren, wodurch auch
eine Verfahrensoptimierung auf vorgegebene mechanischen Eigenschaften
ermöglicht
wird. Unter physikalischem Parameter wird in diesem Zusammenhang
jede physikalische Größe verstanden,
die einen Einfluss auf den Verlauf der Polymerisation unter Bildung
des Polymerproduktes hat. Hierunter fallen insbesondere Temperatur,
Druck, Edukt- bzw. Produktkonzentrationen und -verteilung, Zu- und
Abfluss von Reaktanden und Produkten, Fest- oder Wirbelbettführung, Reaktions-
bzw. Verweilzeit etc., ohne dass das erfindungsgemäße Verfahren
auf die genannten Parameter beschränkt wäre. Bevorzugt ist ein Temperaturbereich
von -80 bis 200 °C,
besonders bevorzugt 0 bis 100 °C,
und ein Druckbereich von 10–4 bis 102 MPa,
besonders bevorzugt 10–2 bis 6 MPa.
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Seine besondere Stärke kann
das beschriebene Verfahren ausspielen, wenn sich die Reaktionsbedingungen
in den jeweiligen Reaktoren während
des Polymerisationsprozesses in genau einem Reaktionsparameter unterscheiden.
Bei der Planung der optimalen Variation der Reaktionsbedingungen
kann auf die allgemein bekannten Prinzipien der Kombinatorik, insbesondere
der kombinatorischen Chemie zurückgegriffen werden.
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Bei der Durchführung des High-Throughput-Screenings
kann in einer bevorzugten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung die Aufnahme des Raman-Spektrums des mindestens
einen Polymerprodukts auch unmittelbar im jeweiligen Reaktor erfolgen,
in der zuvor die Polymerisation durchgeführt worden ist. Der Vorteil
der Raman-Spektroskopie,
mit sichtbarem Licht zu arbeiten und die Information über die
Schwingungen aus der Verschiebung der Wellenlänge des gestreuten Lichtes
zu gewinnen, hat den großen
Vorteil, dass einfache optische Elemente aus Glas oder Quarz für die Einkopplung
des Messstrahls in den Reaktor verwendet werden können und
so eine einfache Realisierung einer Messung ohne Transfer der Proben
in separate Messbehälter
ermöglicht
ist. IR-durchlässige
Fenster, mit dem jeder der Reaktoren ausgestattet sein müßte, sind hierbei überflüssig. Bei
der Verwendung von Reaktoren aus Glas- oder Quarz kann auf Einkopplungsfenster sogar
gänzlich
verzichtet werden.
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Darüber hinaus eröffnet diese
Variante sogar die on-line Verfolgung der mechanischen Eigenschaften des
Polymerproduktes während
des Ablaufs der Polymerisationsreaktion, wenn währenddessen kontinuierlich Raman-Spektren
des Reaktionsgemisches aufgenommen und anschließend in die gewünschten
mechanischen Eigenschaften konvertiert werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung
werden die Reaktoren unter den Polymerisationsbedingungen kontinuierlich
betrieben, insbesondere wenn es sich um geträgerte Katalysatoren handelt,
die in einem Wirbelbett gefahren werden können. Dies- kann bei fluiden Edukten in der Weise
erfolgen, dass das Edukt oder die Edukte selbst einen ausreichenden
Fluss durch den Reaktor erzeugen, um eine geeignete Reaktionsführung zu
ermöglichen.
Alternativ kann dem Eduktstrom ein inertes Trägerfluid beigemischt werden.
Ein diskontinuierlicher Betrieb ist allerdings ebenfalls möglich.
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Je nach Einsatz wird die Anzahl der
in der Anordnung (array) verwendeten Reaktoren angepasst. Für ein schnelles
Screening zur Vorauswahl geeigneter Katalysatoren wird eine größere Anzahl
von relativ kleinen parallelen Reaktoren eingesetzt, um möglichst
schnell die Anzahl an geeigneten Katalysatoren einzugrenzen. Eine
Variation der Polymerisationsbedingungen wird hierbei nur in geringem
Ausmaß vorgenommen.
Hierbei werden bevorzugt 8, 16, 24, 32, 48, 64, 96 und 112 Reaktoren
verwendet, die ein Volumen von 1 bis 50 cm3, bevorzugt
5 bis 20 cm3, besonders bevorzugt 10 bis
15 cm3 aufweisen. Ebenfalls bevorzugt ist
es, die Reaktoren in Blöcke
zusammenzufassen, die besonders bevorzugt aus jeweils 4 oder 16
Reaktoren bestehen. Die Reaktionsparameter sind für jeden
Block separat einstellbar. Die Auswahl der Größe, der Art, des Materials und
sonstiger Reaktoreigenschaften richtet sich nach der zu untersuchenden
Reaktion und erfolgt so, dass eine möglichst leichte Vergleichbarkeit
mit Verfahren im Technikums- oder Produktionsmaßstab gegeben ist.
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Nach einer solchen Vorauswahl kann
eine exaktere Auswahl der Katalysatoren erfolgen, wobei bei einer
verringerten Anzahl und vergrößertem Volumen
der Reaktoren eine breitere Variation der Aktivierungs- und Reaktionsbedingungen
bei verminderter Anzahl an Katalysatoren erfolgt. Schließlich ist
es mit der beschrieben Anordnung von Reaktoren auch möglich, nur
einen Katalysator einzusetzen und ausschließlich eine Optimierung der
Aktivierungs- und Reaktionsbedingungen mit gesteigerter Analysegenauigkeit
vorzunehmen. Hierbei ist die Verwendung von 4, 8 oder 16 parallel
angeordneten Reaktoren bevorzugt, die üblicherweise auch in einer
Ausführung
mit größerem Volumen
als beim schnellen Screening, bevorzugt 30 bis 200 cm3,
besonders bevorzugt 60 bis 90 cm3, vorliegen.
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Die erfindungsgemäßen Verfahren werden anhand
der folgenden Beispiele im Rahmen des High-Throughput-Screenings
von Polymeren erläutert,
ohne die Erfindung auf die beschriebenen Ausführungsformen zu beschränken.
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Beispiel 1
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Für
die Bestimmung der mechanischen Eigenschaften unbekannter Polyethylenproben
wurden diese, in einem High-Thoughput-Reaktor-System der Firma Chemspeed
Ltd, Schweiz, polymerisiert, das 4 bis 112 parallel geschaltete
Reaktoren enthält.
Die Reaktoren sind hierbei in Blöcken
von 4 oder 16 Reaktoren zusammengefaßt, die unabhängig voneinander
beheizbar und ggf. mit Druck beaufschlagbar. Die Reaktoren eines 16er-Blocks
besitzen ein Volumen von 13 cm3, die eines
4er-Blocks 75 cm3.
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Nach der Entnahme der Polymerproben
aus den Reaktoren wurden diese getrocknet. Alternativ ist es möglich, die
Proben direkt der Messung zuzuführen.
Die Proben, die als Pulver, Gries, Brocken oder Granulat, oder als
Flüssigkeit
vorlagen und keiner weiteren Aufbereitung bedurften, wurden in eine
Mikrotiterplatte für 24,
48 oder 96 Proben gegeben. Das Einfüllen wurde hierbei von Hand
vorgenommen, wobei eine automatische Entnahme auch vorgesehen ist.
Anschließend
wurde die befüllte
Mikrotiterplatte in das Raman-Spektrometer (Multiwell, Firma Jobin
Yvon Horiba, Bensheim, 532 nm, 150 mW Leistung, spektrale Reichweite
560 bis 1980 cm1, Auflösung 1,4 cm1,
CCD-Detektor mit Einzelgitter, Streulichtunterdrückung durch Filter) eingesetzt.
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Es wurden die Anzahl der Messungen
pro Polymerprobe und die Messdauer eingegeben, wobei die Anzahl
der Messungen üblicherweise
zwischen 1 und 10, bevorzugt 3 bis 5, und die Messdauer im Bereich von
1 s und 60 s, bevorzugt 5-15 s, lag. Die Messungen wurden in diesem
Fall bei Zimmertemperatur vorgenommen. Unter Verwendung eines Heiztisches
ist es möglich,
bis etwa 200 °C
zu messen.
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Nach der Eingabe der Art der Mikrotiterplatte
erfolgte nacheinander die Aufnahme der Raman-Spektren jeder Probe.
Hierzu ist der Probentisch, auf dem sich die Mikrotiterplatte befindet
in der horizontalen x- und y-Richtung automatisch verfahrbar. Der
Laserstrahl des Raman-Spektrometers, hier der zweiten harmonischen
eines Nd:YAG Lasers (532 nm), wurde zunächst manuell auf die Polymeroberfläche vorfokussiert,
indem das Objektiv in vertikaler Richtung bewegt und dabei der durch
den Fokus verursachten „Lichtfleck"
auf einem Monitor beobachtet wurde. Der Fokus wurde anhand eines
Mikrotiterplattenloches (engl. well) vorjustiert, das eine mittlere
Füllhöhe der Polymerprobe
aufweist. Die Fokussierung während
der Messung erfolgte dann automatisch durch das Raman-Spektrometer
innerhalb eines Toleranzbereiches von 2,5 mm. Bei der Messungen
selbst wurde der Mittelpunkt der entsprechenden Löcher der
Mikrotiterplatte mit den Proben automatisch angefahren. Dies erfolgt
für jedes
Loch, bis die gesamte Mikrotiterplatte abgefahren und von jeder
Probe mindestens ein Raman-Spektrum
aufgenommen war. Im vorliegenden Beispiel wurden pro Loch ein Spektren
aufgenommen.
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Anschließend wurden die Messungen automatisch
auf einem elektronischen Medium abgespeichert und zur chemometrischen
Auswertung an einen Computer übertragen.
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Vor der eigentlichen Regression können die
Spektren aufbereitet werden: Eine Skalierung und Glättung der
Spektren ist zwar möglich,
wurde im vorliegenden Fall aber nicht vorgenommen. Wenn doch, erfolgt diese
bevorzugt anhand einer Referenzbande bei 1300 cm1.
Auf eine Normalisierung und eine Basislinienkorrektur wurde ebenfalls
verzichtet. Wenn doch eine Normalisierung oder Basislinienkorrektur
vorgenommen wurde, erfolgte diese mit Hilfe der 1. Ableitung und
Glättung über 5 Punkte.
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Für
die Hauptkomponentenregression wurde zunächst die Anzahl der verwendeten
PCA-Faktoren festgelegt,
die zwischen eins und der Anzahl der verwendeten Spektren variiert
werden kann. Bevorzugt ist es, maximal 5 PCA-Faktoren zu verwenden.
Es folgt die Auswahl der mechanischen Eigenschaft gegenüber der die
Regression erfolgen soll. Bevorzugt sind die Regression gegenüber dem
Elastizitätsmodul,
der Streckspannung, der Schlagzähigkeit
oder der Biegesteifigkeit, besonders bevorzugt ist es, mit Hilfe
eines Spektrums eine Regression gegenüber mehreren mechanischen Eigenschaften
durchzuführen.
Schließlich
erfolgt die Auswahl der für
die Regression verwendeten Spektren, wobei solche mit erkennbaren
Fehlern, großem
Rauschen etc. von Hand oder automatisch aussortiert und nicht für die Regression
eingesetzt wurden.
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Die Regression wie auch die Kalibrierung
wurde mit dem Programm Spektrum Quant+ (Version 4.1) von Perkin
Elmer durchgeführt.
Die Ergebnisse der Auswertung werden in eine Datei ausgegeben, die
entweder direkt in eine Datenbank eingelesen oder ausgedruckt werden
kann. Mit Hilfe eines Computerprogramms zur Visualisierung der Daten
ist eine schnelle und einfache Auswertung der Ergebnisse möglich.
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Beispiel 2
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Im Folgenden wird anhand einer Kalibrierung
gezeigt, dass mit der beschriebenen Methode eine Vorhersage mechanischer
Eigenschaften von Polyethylenen aus Raman-Spektren möglich ist.
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Die mechanischen Kennwerte Elastizitätsmodul
E und Streckspannung σ
y wurden dem Polyethylen-Produktportfolio
von Basell entnommen. Für
die Untersuchungen wurden Polyethylene unterschiedlichster Dichte
herangezogen (Metallocen und Ziegler-Natta LLDPE, LDPE, MDPE, HDPE,
mit „X"
gekennzeichnet)
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Für
die Kalibrierung der Streckspannung wurden zusätzlich weitere acht Versuchsprodukte
herangezogen (HDPE). Deren Streckspannungen liegen im wesentlichen
im Bereich der Werte der kommerziellen Handelsprodukte.
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Mit den mechanischen Kennwerten wurden
die an den entsprechenden Polyethylenen gemessenen Raman-Spektren
mit Hilfe der Hauptkomponentenregression (PCR) als chemometrischer
Methode kalibriert. Aus den 1 und 2 ist ersichtlich, dass sich
aus Raman-Spektren gute Werte sowohl für den Elastizitätsmodul
als auch für
die Streckspannung ermitteln lassen.
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In 1 sind
die aus den Raman-Spektren ermittelten Elastizitätsmoduln gegen die mit Hilfe
von herkömmlichen
Zugversuchen ermittelten Elastizitätsmoduln aufgetragen. Es ergibt
sich eine lineare Abhängigkeit mit
einer Varianz von 98,3% und einem Standardvorhersagefehler von 117
MPa. Die Güte
der Korrelationen ist ausreichend für die Vorhersage mechanischer
Eigenschaften von Polyethylen aus dem High-Throughput-Screening.
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In 2 sind
die aus den Raman-Spektren ermittelten Streckspannungen gegen die
mit Hilfe von herkömmlichen
Zugversuchen (DIN 53457) ermittelten Streckspannungen aufgetragen.
Es ergibt sich eine lineare Abhängigkeit
mit einer Varianz von 99,7% und einem Standardvorhersagefehler von
1,6 MPa. Die Güte
der Korrelationen ist ausreichend für die Vorhersage mechanischer
Eigenschaften von Polyethylen aus dem High-Throughput-Screening.
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