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Die Erfindung betrifft ein Wirkstoff-Trägersystem,
bei dem Träger
aus der Gruppe der Calixarene oder Resorcinarene ausgewählt werden.
Diese makromolekularen Träger
dienen zum einen dem Transport dieses Wirkstoffs an den Wirkort
und zum andern der dortigen in bezug auf Dosis und Zeitraum definierten
Freisetzung. Durch gezielte chemische Veränderung des Trägers können sowohl
Metabolismus, Kinetik sowie Freisetzungsmechanismus gesteuert werden.
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Die lokale Anwendung von Wirkstoffen
und deren Optimierung spielt seit Jahren in der pharmazeutischen
Forschung eine große
Rolle. Dabei stehen die pharmakokinetischen Gesichtspunkte wie der
Transport, die Verteilung und die Freisetzung des Wirkstoffes im
Vordergrund. Aus dem Stand der Technik bekannte Lösungswege
basierten bislang darauf, daß der
Wirkstoff entsprechend den pharmakokinetischen Voraussetzungen derivatisiert
wurde. Ein weiterer Ansatzpunkt beruhte darauf, daß die Galenik
des Arzneimittels für
die jeweilige Applikationsform optimiert wurde.
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Ebenso wurden bislang Trägersysteme
verwendet, mit denen der Transport des Wirkstoffs an den gewünschten
Wirkort ermöglicht
wird. Hierbei sind einige wichtige Gesichtspunkte zu berücksichtigen:
- 1. Die Wirkstoffaufnahme (Resorption): Hierbei
spielen Substanzeigenschaften (wie z.B. Wasserlöslichkeit, Lipophilie, Molekülgröße, Säure- oder
Basecharakter, die Galenik) und die Wechselwirkungen mit anderen Substanzen
(synergistisch oder antagonistisch) eine wesentliche Rolle.
- 2. Die Verteilung (Distribution): Hierfür stehen Faktoren wie die Pharmakokinetik
sowie die Membrangängigkeit
(z.B. durch Diffusion, Filtration, Carrier-vermittelter Transport
oder vesikulärer
Transport) im Vordergrund.
- 3. Die Speicherung (Bindung).
- 4. Die Elimination: Hierbei geht es vor allem um den metabolischen
Abbau der Substanzen.
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Eine zufriedenstellende Lösung all
dieser Gesichtspunkte für
ein Trägersystem
konnte bisher jedoch nicht erreicht werden.
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Ausgehend hiervon war es Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, ein Wirkstoff-Trägersystem bereitzustellen,
das die Nachteile des Standes der Technik beseitigt und mit dem
sowohl der Transport als auch die Freisetzung des Wirkstoffes gezielt
gesteuert werden kann.
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Diese Aufgabe wird durch das Wirkstoff-Trägersystem
mit dem Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Die weiteren abhängigen Ansprüche zeigen
vorteilhafte Weiterbildungen auf. In Anspruch 9 wird die Verwendung
von Calixarenen bzw. Resorcinarenen als Trägersysteme für Wirkstoffe
beschrieben.
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Erfindungsgemäß wird ein Wirkstoff-Trägersystem
bereitgestellt, das aus mindestens einem Trägermolekül aus der Gruppe der Calixarene
der allgemeinen Formel I
mit R = H, Alkyl, Aryl,
Alkyloxy, Aryloxy, Amin, Amid, Carbonsäuren und Sulfonsäuren mit
1 bis 12 C-Atomen Aminosäuren,
Zucker oder Kronenether,
R
1 = H, Alkyl,
Aryl, Alkyloxy, Aryloxy, Amin, Amid, Carbonsäuren und Sulfonsäuren mit
1 bis 12 C-Atomen, Sulfonamide, Aminosäuren, Zucker, Kronenether,
Cyclodextrine, Purinbasen, Pyrimidinbasen oder Azophenylfarbstoffe,
X
= Methylen, S, O, N, P oder Si und
m = 4, 5, 6 oder 8, wobei
die aromatischen Systeme Heteroatome aufweisen können, z.B. als Pyridin-Derivat,
und/oder
der Resorcinarene der allgemeinen Formel II
mit R = H, Alkyl, Aryl,
Alkyloxy, Aryloxy, Amin, Amid, Carbonsäuren und Sulfonsäuren mit
1 bis 12 C-Atomen oder Aminosäuren,
R
1 = H, Alkyl, Aryl, Alkyloxy, Aryloxy, Amin,
Amid, Carbonsäuren
und Sulfonsäuren
mit 1 bis 12 C-Atomen, Sulfonamide, Aminosäuren, Zucker, Kronenether,
Cyclodextrine, Purinbasen, Pyrimidinbasen oder Azophenylfarbstoffe,
R
2 = Alkyl oder Aryl,
X = Methylen, S,
O, N, P oder Si,
r = 4, 5, 6 oder 8,
und
R
3 = Hydroxyl und R
4 =
H
oder
R
3 und R
4 =
O, wobei R
3 und R
4 über Methylen,
Ethylen oder Chinoxalin miteinander verbrückt sind,
wobei die aromatischen
Systeme Heteroatome aufweisen können,
z.B. als Pyridin- oder Oxazol-Derivat,
sowie mindestens einem
Wirkstoff.
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Als Azophenylfarbstoffe können die
folgenden Verbindungen verwendet werden: 4-Aminophenylessigsäure
4-Phenoxyanilin
4-Morpholinoanilin
2-(4-Aminophenyl)ethylamin
Sulfabenzamid
Amino-(4-aminophenyl)essigsäure (75176-85-1)
2,4,6-Triaminobenzoesäure
N-Methyl-4-nitro-1,2-phenylendiamin
3,4-Diaminobenzoesäure
3,5-Diaminobenzoesäure
Procainamid
Hydrochlorid
Procaine
Hydrochlorid
2-Amino-3-(4-aminophenyl)-3-hydroxypropionsäure
3-(4-Aminophenyl)-3-hydroxypropionsäure
3-(4-Aminophenyl)propionsäure
4-Amino-2,6-dihydroxybenzoesäure
4-Aminosalicylsäure
Ethyl-p-aminobenzoat
(Benzocaine)
4-Amino-3-hydroxybenzoesäure
2-(4-Amino-phenylsulfonamido)ethanol
4-Amino-3-hydroxy-N,N-dimethylbenzensulfonamid
4-(2-Aminoethyl)benzensulfonamid
4-Amino-L-phenylalanin
4-Amino-N,N-bis(2-hydroxyethyl)benzensulfonamid
Sulfanilamid
4-Amino-N,N-dipropylbenzensulfonamid
N-(1-Naphthyl)ethylendiamin
Dihydrochlorid
5-Aminopyrogallol
4-Amino-N,N-dimethylbenzensulfonamid
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Besonderheit der erfindungsgemäßen Lösung ist
es, daß nicht
der Wirkstoff, sondern das synthetische Trägersystem derart modifiziert
wird, daß der
Wirkstoff zu jedem gewünschten
Wirkort transportiert und dort hinsichtlich Dosis und Zeitraum freigesetzt
werden kann.
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So kann die Wasserlöslichkeit
des Wirkstoffs durch Einführung
funktioneller Gruppen, wie z.B. Sulfonsäure-, Carbonsäure-, alkoholische
und Amin-Gruppen erhöht
werden.
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Vorzugsweise ist das Trägersystem
derart modifiziert, daß dieses
einen Metaboliten zweiter Ordnung darstellt. Zur Modifizierung eigenen
sich hierzu besonders Sulfonsäure-
oder Glucuronsäuregruppen.
In diesem Fall liegt das Trägersystem
als Metabolit zweiter Ordnung vor, so daß eine renale Ausscheidung
desselben aus dem Körper
möglich
ist. Hierdurch können
sehr kurze Verweilzeiten des Trägersystems
im Körper
realisiert werden. Werden dagegen lipophile Trägersysteme verwendet, so weisen
diese eine deutlich höhere
Verweildauer auf.
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Ebenso kann das Trägersystem
derart modifiziert werden, daß eine
gezielte Freisetzung des Wirkstoffs aus dem Trägersystem möglich ist. Dadurch kann die
Freisetzung zeitlich so gestaltet werden, daß die gesamte Zeitskala von
einer sofortigen Freisetzung der gesamten Wirkstoffmenge bis hin
zu einer langanhaltenden kontinuierlichen Freisetzung möglich ist.
Die Modifizierungsmöglichkeiten
für die
Steuerung der Freisetzung sind dabei:
- 1) die
physikalisch-chemisch aktive Steuerung über die Art und Stärke der
Wechselwirkung zwischen Wirkstoff und Carrier,
- 2) die physikalisch-chemisch induzierte Steuerung durch Aufhebung
von Wechselwirkungen zwischen Wirkstoff und Carrier, z.B. durch
pH-Änderung,
- 3) die passive Steuerung durch Aufhebung von Wechselwirkung
zwischen einzelnen Modulen bei Multikomponentencarriern, sogenannten
Kapseln oder Käfigen
und
- 4) die metabolische Steuerung über den teilweisen metabolischen
Abbau des Trägersystems.
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Ein besonderer Vorteil des Trägers beruht
darauf, daß dieser
enzymatisch zersetzbar ist, z.B. durch Aldolasen, Ketolasen, Esterasen
und Cytochrom P 450 und dabei gleichzeitig der Wirkstoff freigesetzt
werden kann.
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Für
den enzymatischen Abbau stehen dabei drei unterschiedliche Typen
für den
Abbau zur Verfügung.
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Beim Typ A ausgehend von Verbindungen
der allgemeinen Formel I mit R = Alkyl, Aryl, Alkoxy oder Aryloxy
und X = Methylen kommt es zur Spaltung der Bindung zwischen aromatischem
System und dem Rest OR. Durch die Abspaltung wird die eingefrorene
Cone-Konformation aufgelöst,
wodurch es zur Freisetzung des Wirkstoffs kommt. Man nennt dies
auch Flip-off-Mechanismus. Die Bindungen werden insbesondere durch Cytochrom
P 450 angegriffen, der Abbau ist sterisch nicht gehemmt und erfolgt
schnell.
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Beim Typ B ausgehend von Verbindungen
der allgemeinen Formel I mit X = S, P, N, Si kommt es zur enzymatischen
Spaltung der Thiolbindung, wodurch eine Ringöffnung des Calixarens bzw.
Resorcinarens erfolgt, die die Freisetzung des Wirkstoffs ermöglicht.
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Der Typ C bezieht sich alleine auf
Resorcinarene. Bei verbrückten
Verbindungen diesen Typs spricht man auch von sog. „Cavitands". Aufgrund der im
Vergleich zu den kelchförmigen
Calixarenen tassenförmigen Struktur
der Resorcinarene wird bei diesen durch eine über die Einheit X erfolgende
weitere Brückenbindung die
tassenförmige
Struktur in eine kelchförmige
Struktur überführt, die
den Einschluß des
Wirkstoffs ermöglicht. Durch
enzymatische Spaltung an X kann diese Brückenstruktur aufgelöst werden,
wodurch das Resorcinaren wieder in die tassenförmige Struktur übergeht,
die die Freisetzung des Wirkstoffs ermöglicht.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung
sieht vor, daß der
Träger
mittels eines enzymatisch abbaubaren Linkers modifiziert ist und
damit als Prodrug vorliegt.
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Als weitere Alternative kann der
Träger
mit rezeptoranalogen Gruppen modifiziert sein, die endozytostatisch
abbaubar sind. Hier sind insbesondere Aminosäuren- und Zuckermodifikationen
zu nennen. Eine Optimierung auf den jeweiligen Rezeptor ist grundsätzlich möglich.
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Vorzugsweise wird der Wirkstoff kovalent
an den Träger
gebunden. Ebenso ist es aber auch möglich, daß der Wirkstoff über einen
Spacer an den Träger
gebunden ist. Als Spacer dienen insbesondere Peptid- und Nucleotid-Spacer,
welche enzymatisch gezielt abbaubar sind.
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Als besondere Vorteile des Wirkstoff-Trägersystems
ist zum einen anzusehen, daß man
sich bei der Herstellung auf wenige zentrale Wirkstoffe, welche
geringe oder keine Nebenwirkungen haben, beschränken kann. Dies führt zum
einen zu einer Kostenreduktion, zum anderen ist eine Verringerung
der Anzahl der Wirkstoffe auch aus medizinischer Sicht hinsichtlich
der Vermeidung bzw. Unterdrückung
von Nebenwirkungen von Vorteil. Ein weiterer Vorteil besteht darin,
daß der
Träger
hinsichtlich des jeweiligen Wirkortes gezielt optimiert werden kann,
da die Funktionalisierung der vorliegenden Verbindungen in einfacher
Weise möglich
ist. In gleicher Weise lassen sich die Pharmakokinetik und der metabolistische
Abbau auf einfache Weise steuern.
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Anhand der nachfolgenden Beispiele
soll der erfindungsgemäße Gegenstand
näher erläutert werden, ohne
diesen auf die genannten Ausführungsbeispiele
zu beschränken.
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Beispiel 1
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Darstellung von p-tert-Butylcalix[4]aren
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Die Darstellung erfolgt nach dem
in Formel III dargestellten Reaktionsschema:
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Folgende Verbindungen wurden für die Synthese
eingesetzt:
- p-tert-Butylphenol (1,332 mol) 200 g
- Formalin-Lösung
(37%ig in H2O)(1,66 mol) 125 ml
- Natriumhydroxid (60 mmol) 2,4 g
- Wasser 8 ml
- Diphenylether 2 l
- Ethylacetat 3 l
- Essigsäure,
Wasser und Aceton zum Waschen.
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In einem 4-l-Dreihalskolben mit KPG-RÜhrer, Wasserabscheider,
Rückflußkühler sowie
einer Gas-Ein- und Auslassvorrichtung wird die Mischung aus p-tert-Butylphenol, Formalin-Lösung und
wässriger
Natriumhydroxid-Lösung
20 Minuten bei Raumtempera-tur kräftig gerührt, bis das weiße Gemisch
eine homogen-breiige Konsistenz hat. Dann wird mithilfe eines Heizbads
auf 120°C
erwärmt.
Während
des Erwärmens
wird ein Stickstoff-Strom durch die Apparatur geblasen, um das Abscheiden
des Wassers zu beschleunigen. Nachkurzer Zeit erkennt man eine leichte
Gelbfärbung
des Reaktionsgemisches. Nach ca. 1 Stunde schäumt das immer zäher werdende
Gemisch auf, so dass der halbe Kolben gefüllt ist. Nach einer weiteren
Stunde Heizen bei 120°C
unter einem schwachen Stickstoff-Strom ist der inzwischen beige
Kolbeninhalt glasartig erstarrt. Man lässt auf Raumtemperatur abkühlen und
nimmt den Kolbeninhalt in Diphenylether auf und rührt erneut
bei 80°C,
bis der Rückstand
vollständig
gelöst
ist. Die Temperatur wird auf 160°C
erhöht
und wieder ein starker Stickstoff-Strom durch die Apparatur geblasen,
um das Wasser vollständig
auszu-treiben. Dabei ändert sich die
Farbe des Reaktionsgemisches von beige nach schwarz. Wenn sich kaum
noch Wasser abscheidet, wird das Heizbad durch einen Heizpilz und
der Wasserabscheider durch einen Intensivkühler ersetzt und das Reaktionsgemsich
für 4 Stunden
unter Rückfluß (260°C) und schwachem
Stickstoff-Strom erhitzt. Danach wird der Kolbeninhalt auf Raumtemperatur
abgekühlt,
mit 2,5 l Ethylacetat versetzt und über Nacht gerührt. Es
fällt ein
brauner Niederschlag aus, der abgesaugt und mit Ethylacetat nachgewaschen
wird. Das hell-braune Rohprodukt wird nacheinander mit 500 ml Essigsäure (30%),
zweimal mit 500 ml Wasser und einmal mit 100 ml Aceton gewaschen.
Der Rückstand
wird in 1 l Toluol 3 Stunden unter Rückfluß erhitzt, abgesaugt, mit Aceton gewaschen
und am Ölpumpenvakuum
getrocknet. Das Produkt ist weiß und
feinpulvrig.
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Die Ausbeute betrug 71,8 g (68% d.
Lit.).
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Folgende analytische Kenndaten konnten
bestimmt werden:
IR (KBr, RT):
3130 (νO
H); 3052, 3023 (νAryl-H);
2961, 2905, 2869 (νCH2); 1605 (νC=C);
1481 (δCH
2).
1H-NMR (400 MHz, CDCl3 mit
TMS):
10,33 (s, 4H, Ar-OH); 7,05 (s, 8H, Ar-H); 4,26 und 3,49
(d, 8H, Ar-CH2-Ar); 1,21 (s, 36H, CH3).
13C-NMR
(400 MHz, CDCl3 mit TMS):
146,67 (C-OH);
144,38 (C-t-Butyl); 127,69 (Car-CH2-);
125,93 (Car-H); 60,39 (C-CH3);
34,00 (Ar-CH2-Ar); 31,40 (CH3).
MS
(negatives FAB):
m/e = 647 [M–H]– (berechnet
für C44H56O4 :
M = 648,9 g/mol)
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Beispiel 2
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Darstellung von Calix[4]aren
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Die Darstellung erfolgt nach dem
in Formel IV dargestellten Reaktionsschema:
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Folgende Ausgangsverbindungen wurden
eingesetzt:
- p-tert-Butylcalix[4]aren (100 mmol) 65 g
- AlCl3(wasserfrei) (530 mmol) 71 g
- Phenol (trocken) (966 mmol) 44 g
- Toluol (absolut) 900 ml
- 1 N Salzsäure
1,8 l
- Natriumsulfat zum Trocknen.
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Ein 2-l-Dreihalskolben, ausgerüstet mit
Gas-Ein- und -Ausleitungsvorrichtung und einem Trockenrohr, wird
ausgeheizt, mehrmals evakuiert und mit Argon gespült.
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Danach versetzt man Calix[4]aren
mit Phenol unter Schutzgasatmosphäre. Man gibt unter Feuchtigkeitsausschluß und starkem
Rühren
Toluol und Aluminiumtrichlorid zu, wobei sich das Gemisch in eine
braunorange klare Lösung
verwandelt. Der Kolbeninhalt wird 4 Stunden gerührt; dabei wird er immer trüber und
es bildet sich ein beiger Niederschlag. Die Reaktion wird durch
Zugabe von Salzsäure
abgebrochen; die zwei entstandenen beigen Phasen über Nacht
gerührt.
Die inzwischen klaren Phasen werden danach getrennt und die organische
Phase wird mit Wasser einmal ausgeschüttelt. Nach dem Trocknen der
organischen Phase mit Natriumsulfat und der Zugabe von Methanol
fällt das
Rohprodukt in Form eines weißen,
kristallinen Feststoffs aus. Dieser wird abgesaugt und in Methylenchlorid/Methanol
umkristallisiert. Das Trocknen am Ölpumpenvakuum liefert das weiße, feinpulvrige
Produkt.
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Die Ausbeute betrug 37,52 g (88,5 ☐ d.
Lit.).
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Folgende analytische Kenndaten konnten
bestimmt werden:
IR (KBr, RT):
3150 (νO
H); 3092, 3054 (νAryl-H);
2931, 2931, 2866 1608, 1593 (νC=C); 1466, 1448 (δCH2).
1H-NMR
(400 MHz, CDCl3 mit TMS δ = 0 ppm):
7,04 (d, 8H,
Ar-H); 6,72 (t, 4H, Ar-H); 4,26 und 3,54 (br s, 8H, Ar-CH2-Ar);
13C-NMR
(400 MHz, CDCl3 δ = 77 ppm mit TMS):
148,77
(C-OH); 128,96 (Car-CH2);
128,23 (Car); 122,22 (Car); 31,69 (Ar-CH2)
MS (negatives FAB):
m/e = 423
[M–H]– (berechnet
für C28H24O4 :
M = 424,5 g/mol)
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Nach der Zugabe von Salzsäure zum
Abbruch der Reaktion ist es unbedingt erforderlich, das Reaktionsgemisch
mehr als 6 Stunden kräftig
zu rühren.
Geschieht dies nicht, erhält
man ein leicht verunreingtes, gelb-grünliches Produkt. Bei der Verunreinigung
handelt es sich um eine nicht näher
charakterisierte aluminium-organische Verbindung.
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Beispiel 3
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Darstellung 5,11,17,23-Tetrasulfonsäurecalix[4]aren
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Die Darstellung erfolgt nach dem
in Formel V dargestellten Reaktionsschema:
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Folgende Ausgangsverbindungen wurden
eingesetzt:
- Calix[4]aren (7 mmol) 3 g
- Schwefelsäure
(98%) 30 ml
- Methanol, Ethylacetat.
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In einem 100-ml-Dreihalskolben mit
Gas-Ein- und -Auslaßvorrichtung
wird die Schwefelsäure
auf einmal zum Calix[4]aren zugegeben. Die Apparatur wird mit Argon
gespült
und das Reaktionsgemisch bei 80°C etwa
4 Stunden gerührt.
Der Reaktionsverlauf wird durch Probeentnahme und Löslichkeitsüberprüfung in
Wasser verfolgt. Ist das Gemisch ohne Rückstand in Wasser löslich, wird
die Reaktion abgebrochen. Das Rohprodukt wird mit einer Glasfritte
(4 A) abgesaugt, in Methanol gelöst
(um verbliebene Schwefelsäure
zu entfernen) und mit Ethylacetat gefällt. Der weiße Niederschlag
wird am Ölpumpenvakuum
getrocknet.
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Die Ausbeute betrug 4,25 g (68% d.
Lit.).
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Folgende analytische Kenndaten konnten
bestimmt werden:
IR (KBr, RT):
3372, 3224, 3125 (νO
H); 1473, 1461 (δCH2);
1171 (νSO2).
1H-NMR
(400 MHz, D2O δ = 4, 65 ppm):
7,90 (s,
8H, Ar-H); 3,82 (br s, 8H, Ar-CH2-Ar)
13C-NMR (400 MHz, D2O,
CH3OH δ =
50,2 ppm):
153,29 (C-OH); 137,24 (C-SO3H);
129,83 (Car-CH2-);
128,03 (Car); 32,05 (Car-CH2-Car).
MS (MALDI-TOF):
m/e
= 767,1 [M+Na]+ (berechnet für C28H24O16S4: M = 744,8 g/mol)
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Beispiel 4
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Die Absorption von oral zugeführten Wirkstoffen
kann anhand deren Fähigkeit,
den Gasrointestinaltrakt zu passieren, bestimmt werden. In Abhängigkeit
von den molekularen Eigenschaften können Wirkstoffe entweder den
transzellularen oder den parazellularen Weg wählen oder in wenigen Ausnahmefällen auch
einem aktiven Transportmechanismus folgen. Bei den letzten Varianten,
die üblicherweise
in einem künstlichen Membransystem
nicht zugänglich
sind, wurde im Rahmen dieser Untersuchung ein neues Testsystem (sog. PAMPORE-System) entwickelt,
welches hydrophile Poren in der Lipid-Schicht aufweist. Das PAMPORE-System
wurde von der Firma Pharmacelsus CRO in Saarbrücken entwickelt und geschützt. Die
diesbezüglichen Untersuchungen
wurden daher von der Pharmacelsus CRO durchgeführt.
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Komponenten, die den transzellulären Weg
wählen,
wurden anhand einer herkömmlichen
künstlichen Membran
ohne hydrophile Poren untersucht. Die Kombination dieser beiden
Testsysteme erlaubt die Untersuchung der Permeabilität einer
Vielzahl von Wirkstoffen unabhängig
von der Art des Transports, die sie bevorzugen.
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Sämtliche
Wirkstoff-Trägersysteme
wurden zunächst
als 2,5 bzw. 5 mM Standardlösung
im Ethanol oder Tris- Puffer
hergestellt. In einem weiteren Schritt wie auf einer Endkonzentration
von 125 bzw. 250 μM
im Tris-Puffer bei
einem pH-Wert von 7,4 verdünnt.
Die Diffustionsdauer durch die künstliche
Membrane betrug 16 Stunden. In der folgenden Tabelle 1 sind einzelne
Calixarene als Wirkstoffträgersystem
und deren Membrandurchdringungsfähigkeit
aufgeführt. Tabelle
1
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Anhand des PAMPORE-Systems, nachdem
hydrophile Poren in der Lipid-Schicht vorhanden sind, sind alle
fünf Trägersysteme
nahezu vollständig
durch die Membran auf parazellulärem
Weg hindurchgewandert. Auf der anderen Seite können die intakten Lipid-Membranen
ohne hydrophile Poren durch die Trägersysteme nur in sehr geringem
Umfang auf transzellurärem
Weg passiert werden.
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Beispiel 5
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Modellsubstanz für die passive Freisetzung (ohne
Enzyme, Typ I): Calix[4]aren-tetrasulfonsäure-Komplex mit Acyclovir (Formel
VI)
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Aktivität:
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Herpes simplex 1 > Herpes simplex 2 > Varicella Zoster; gegen Epstein Barr
Virus nur in vitro, nicht aktive gegen CMV in erreichbaren Konzentrationen.
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Pharmakokinetik:
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Administration i.v. oder oral. Absorption
im Magendarmtrakt nur 15–20%,
mit grosser Variabilität.
Für optimale
Wirkung, 5 mal tägliche
Administration notwendig. Elimination: primär über Nieren, t/2 bei Niereninsuffizienz
verlängert
(von 3 Stunden bei normaler Funktion auf 18 Stunden bei Anurie),
Anpassung des Dosisintervals (von 8 stdl. auf 12 stdl. auf 24 stdl.).
Gute Verteilung im gesamten Körper,
Liquor ca. 20–50%
der Serumkonzentrationen.
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Anwendung:
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Herpes simplex
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- 1. Mucokutane Herpes simplex Infektionen: Beschleu nigte
Heilung der Läsionen,
Virus-Ausscheidung, Symptome; insgesamt mässiger Benefit
- 2. Rezidivierende mucokutane Herpes-Infektionen: Chron. suppressive
Therapie reduziert Anfallsrate
- 3. Herpes simplex Keratitis (topisch und systemisch)
- 4. Herpes simplex Encephalitis: hohe Dosis
- 5. Neonatale Herpes Infektion
- 6. Varizella Zoster Infektionen: Schnellere Heilung (Symptome,
Läsionen,
Schmerzen), kein eindeutiger Effekt auf postherpetische Neuralgien
(Effekt insgesamt marginal)
- 7. Bei immunosupprimierten Patienten (AIDS, Chemotherapie):
Verhinderung von Dissemination, schnellere Heilung; i.v. Administration
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Dieser Komplex wurde gewählt, da
die Bioverfügbarkeit
von Acyclovir relativ schlecht ist und mittels des Carriers deutlich
verbessert werden soll. Auch eine Depotwirkung bzw. „slow drug
release" soll bewirkt werden.
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Es wird ein 1:1-Komplex gebildet.
Die Komplexbildung liegt im Bereich 103.