DE10223836C1 - Reibung- und Verschleißarmes Festkörpergleitsystem - Google Patents
Reibung- und Verschleißarmes FestkörpergleitsystemInfo
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Abstract
Eine Festkörper-Gleitpaarung für Maschinenteile, enthaltend ein erstes Gleitelement aus einem ersten Basiswerkstoff und ein zweites Gleitelement aus einem zweiten Basiswerkstoff, ist dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eines der Gleitelemente ein vor dem Einsatz als Maschinenteil in den Basiswerkstoff eingearbeitetes Gleitmittel in Form einer Hydroxid-Verbindung enthält.
Description
Die Erfindung betrifft eine Festkörper-Gleitpaarung für Maschinenteile, enthaltend ein
erstes Gleitelement aus einem ersten Basiswerkstoff und ein zweites Gleitelement aus
einem zweiten Basiswerkstoff. Derartige Festkörper-Gleitpaarungen werden ohne
Schmierung eingesetzt und sind daher besonders umwelt- und wartungsfreundlich.
Bei solchen Gleitpaarungen tritt das Problem auf, daß eine möglichst harte Oberfläche
vorliegen soll, welche einen geringen Verschleiß aufweist. Für solche Oberflächen
werden zum Beispiel Metalloxide eingesetzt. Andererseits soll die Oberfläche weiche
Komponenten aufweisen, durch welche die Reibung reduziert wird. Das sind zum
Beispiel Graphit oder Blei. Weiterhin darf die Oberfläche nicht korrodieren oder
dergleichen, wenn sie etwa einer wasserdampfhaltigen Atmosphäre bei hohen
Temperaturen und hohen Drücken ausgesetzt ist.
Aus der DE 101 28 055 A1 ist eine Festkörper-Gleitpaarung bekannt, bei welcher ein erstes
Gleitelement, z. B. ein Kolben, der im wesentlichen aus nicht graphitierten Kohlenstoff-
Werkstoff besteht und ein zweites Gleitelement, z. B. ein Zylinder aus einem
eisenhaltigen, mit Chrom oder Nickel legierten hochwarmfesten Werkstoff besteht, der
mindestens an der Gleitfläche mit einer Nitrierschicht versehen ist. In der Druckschrift ist
eine Oberfläche mit einer aufgebrachten Metalloxidschicht offenbart. Weiterhin ist die
Imprägnierung von Gleitflächen mit Füllstoffen und das Aufbringen von
Verschleißschutzschichten aus Titannitrid-, Chromnitrid- und Chromkarbid sowie aus
amorphem diamantähnlichen Kohlenstoff (DLC).
Aus der nicht-vorveröffentlichten DE 101 35 477 A1 ist eine Gleitpaarung bekannt, bei der
ein erstes Gleitelement auf der Basis von Kohlenstoff hergestellt ist und das zweite
Gleitelement aus Zirkondioxid besteht, welches mit Zirkonhydroxid beschichtet ist. Es ist
weiterhin aus der Druckschrift bekannt, die Oberflächen des ersten Gleitelementes mit
Zirkonhydroxid zu beschichten. Solche Beschichtungen erfolgen gewöhnlich mittels
aufwendiger Verfahren wie Dünnschicht- oder Dünnfilmverfahren, welche in
Reinräumen durchgeführt werden müssen um geeignete Oberflächen zu erhalten.
Dadurch werden diese Gleitpaarungen teuer.
Es ist Aufgabe der Erfindung, Gleitpaarungen der eingangs genannten Art zu finden,
welche zugleich reibungs- und verschleißarm sind und welche ohne aufwendige
Beschichtung der Gleitelemente arbeiten. Es ist weiterhin Aufgabe der Erfindung, solche
Gleitpaarungen für von Wasserdampf mit hohem Druck- und Temperaturniveau
beaufschlagte Maschinenteile zu schaffen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß wenigstens eines der
Gleitelemente ein vor dem Einsatz als Maschinenteil in den Basiswerkstoff
eingearbeitetes Gleitmittel in Form einer Hydroxid-Verbindung enthält. Die
Hydroxidverbindung ist dann unabhängig von der Arbeitsatmosphäre als Gleitmittel
vorhanden. Bei der Einarbeitung in den Basiswerkstoff ist die Hydroxidverbindung auch
dann noch gleichmäßig an der Oberfläche vorhanden, wenn Verschleißerscheinungen
auftreten. Weiterhin können gute Reibungseigenschaften bei einem geringen Verschleiß
erreicht werden, ohne daß eine aufwendige Beschichtung vorgesehen werden muß. Diese
Eigenschaften sind dabei quasi unabhängig vom Basiswerkstoff erreichbar.
Die Hydroxide können chemisch während des Herstellungsprozesses im Basiswerkstoff
entstehen oder durch definierte Einbringung eingelagert werden. Die Hydroxide können
sich zwar auch während des Prozesses zum Beispiel aus den Elementen bilden. Dies ist
aber nicht bei allen Gleitpartnern möglich. Außerdem hängt es dann von der Atmosphäre
ab, ob sich Hydroxide bilden. Die Einarbeitung in den Basiswerkstoff vor dem Einsatz
der Maschinenteile ist daher von besonderem Vorteil.
In einer Ausgestaltung der Erfindung ist der Basiswerkstoff des ersten Gleitelements und
der Basiswerkstoff des zweiten Gleitelements identisch. Beide Gleitelemente können ein
in den Basiswerkstoff eingearbeitetes Gleitmittel in Form einer Hydroxid-Verbindung
enthalten. Dabei können in beiden Gleitelementen das gleiche oder ein unterschiedliches
Gleitmittel eingearbeitet werden.
In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung werden als Gleitmittel Hydroxid-
Verbindungen der Elemente der dritten, vierten oder fünften Hauptgruppe oder der
dritten, vierten oder fünften Nebengruppe eingearbeitet. Dies sind insbesondere die
Hydroxide von Antimon (Sb), Wismut (Bi), Arsen (As), Aluminium (Al), Indium (In),
Blei (Pb), Zinn (Sn), Zirkonium (Zr) oder Titan (Ti). Diese Legierungs- bzw.
Einlagerungsbestandteile dienen der Minimierung der Trockenreibung, wobei sich im
Betrieb ein Gleitfilm selbstätig ausbildet. Die sich ausbildende Gleitschicht ist dann
extrem reibungsarm.
Als Basiswerkstoffe kommen normale ferritische oder austenitische Stähle und sonstige
hochtemperaturfeste und korrosionsbeständige Stähle, die auch mehr oder weniger hoch
legiert sein können, in Frage. Bevorzugt wird aber als Basiswerkstoff für wenigstens ein
Gleitelement Kugelgraphitguss (GGG), Temperguss (GG), Grauguss oder Stahlguss (G).
Dabei kann der Guss eine Legierung mit 25-40% Nickel und/oder 3-25% Chrom sein.
Der Nickel und Chromanteil bewirkt eine Minderung des Verschleißes und ist leicht
korrosionsschützend. Das Gleitmittel kann dann in die Schmelze oder während eines
Sintervorgangs eingearbeitet werden. Das kann durch Lösen in der Schmelze des
Basiswerkstoffs und gezielte Erstarrung mit Ausbildung feinster funktionaler Partikel aus
eventuell übereutektischer Schmelze erfolgen. Das Einarbeiten des Gleitmittels kann
auch durch Diffunsion in den ggf. bereits bearbeiteten Basiswerkstoff aus einer
geeigneten Gasphase oder Schmelze erfolgen.
Das oder die Gleitelemente können aber auch komplett aus den als Gleitmittel dienenden
Hydroxiden bestehen. Dann dienen auch als Basiswerkstoffe Hydroxide. Besonders
geeignet sind als Basiswerkstoffe Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid,
Titanhydroxid, Zirkonhydroxid, Bleihydroxid und/oder Wismuthydroxid. Hierbei handelt
es sich um leicht herstellbare Hydroxide. Insbesondere Zirkonium-Verbindungen sind
hochbelastbare Keramikwerkstoffe, die Belastungen durch hohe Zug-, Druck- und
Scherspannungen aushalten.
Alternativ kann wenigstens ein Gleitelement als Basiswerkstoff Kunststoff, insbesondere
Duroplaste oder Thermoplaste aufweisen. Dann wird das Gleitmittel in die
Kunststoffschmelze bei der Herstellung eingerührt. Weiterhin sind als Basiswerkstoff
eine Nickel- oder Kobaltlegierung gut geeignet. In die Schmelze dieser Legierungen
werden dann die Hydroxide eingebracht. Auch Buntmetall-Legierungen z. B. auf der
Basis von Kupfer und Zinn, wie Messinge, Bronzen etc. können verwendet werden und
bieten Schutz vor zu hohem Abtrag. Werkstoffe aus der mechanischen Mikro- oder
Nanotechnologie, Ingenieurkeramiken und das sehr gut bearbeitbare Titansiliziumcarbid
sind aufgrund ihrer Eigenschaften ebenfalls geeignet.
Vorzugsweise ist das erste Gleitelement mit einem Gleitmittel in Form einer Hydroxid-
Verbindung eines Elements versehen und das zweite Gleitelement enthält eine
Oxidverbindung des gleichen Elements. Alternativ ist das zweite Gleitelement mit der
Oxidverbindung beschichtet. Solche Oxidverbindungen können die Verbindungen mit
Zirkonium, Aluminium und Titan sein. Durch die Oxidverbindungen werden gute
Verschleißeigenschaften erreicht, während die Hydroxidverbindungen für die guten
Reibungseigenschaften sorgen. Die Oxidverbindungen können sich alternativ während
des Betriebs aus den Elementen in oxidierender Atmosphäre ausbilden. Statt
Oxidverbindungen können je nach Metall auch Nitrid- oder Carbidverbindungen
eingesetzt werden. Auch hier können besonders harte Oberflächen erzielt werden.
Besonders gute Reibungseigenschaften werden durch zusätzlich in einem der
Basiswerkstoffe enthaltenen Graphit erreicht. Dieser ist in Kugelgraphitguß zum Beispiel
bereits enthalten und braucht daher nicht gesondert in das Material eingearbeitet werden.
Die genannten Werkstoffe weisen insbesondere auch in einer oxidierenden Umgebung
wie Wasserdampf, überkritischem Wasser oder flüssigen Wasser bei Temperaturen 200-
800°C verbesserte Trockenreibungseigenschaften auf.
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Ein
Ausführungsbeispiel ist nachstehend näher erläutert.
Fig. 1a-d ist eine schematische Darstellung des Herstellungsprozesses der
Gleitpartner
Eine Kolben-Zylinder Anordnung für Dampfmotoren bildet eine Gleitpaarung. Die
Anordnung ist Wasserdampf mit Temperaturen zwischen 300 und 850°C ausgesetzt. Der
Kolben besteht aus massivem Zirkoniumoxid. Der Zylinder besteht aus
Zirkoniumhydroxid/Metall-Verbundmatrix.
In einem weiteren Ausführungsbeispiel ist eine Kolben-Zylinder Anordnung für
Dampfmotoren vorgesehen. Sowohl der Kolben, als auch der Zylinder bestehen aus
Kugelgraphitguss (GGG), welcher Aluminiumhydroxid-Einlagerungen aufweist. Das
Reibverhalten wird dabei durch den im Kugelgraphitguss enthaltenen Graphit zusätzlich
unterstützt.
Ein weiteres Ausführungsbeispiel ist eine Kolben-Zylinderanordnung eines ölfreien
Verbrennungsmotors. Der Zylinder besteht aus einer Grauguss- oder Kugelgraphitguss
matrix, die Zirkonhydroxid enthält. Der Kolben ist aus Kohlenstoff gefertigt und mit
Antimon imprägniert. Die Kolbenringe bestehen aus Zirkonoxid oder Stahlguß. Die
Gleitpartner laufen während des Betriebes auf einem Zirkonhydroxidfilm der sich ständig
erneuert. Der Prozess wird unterstützt von einem Graphitfilm aus dem Kohlenstoff des
Kolbens und der Metallmatrix.
Die Herstellung der Gleitelemente erfolgt nach einem in den Fig. 1a bis 1d
dargestellten Prozess. In Fig. 1a gezeigtes loses Hydroxidpulver 10 wird zu einem lose
gepressten Hydroxid-Zylinder 12 verarbeitet, wie er in Fig. 1b dargestellt ist. Danach
erfolgt in einem weiteren in Fig. 1c dargestellten Schritt das Umgießen des Hydroxid-
Zylinders mit einem Metall, z. B. Kugelgraphitguss GGG 14. Als letztes wird dann der
Zylinder z. B. spanend mit einem Werkzeug 16 fertigbearbeitet. Auf diese Weise gelingt
es Bauteile aus gemischten Werkstoffen herzustellen, die normalerweise aufgrund des
Auftriebs in der Schmelze oder zu heißer Schmelze etc. nicht zu mischen sind. Das
Herstellungsverfahren ist auch für eine Mahle mit Siliziumcarbid und Aluminium
geeignet.
Claims (16)
1. Festkörper-Gleitpaarung für Maschinenteile, enthaltend ein erstes Gleitelement aus
einem ersten Basiswerkstoff und ein zweites Gleitelement aus einem zweiten
Basiswerkstoff, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eines der Gleitelemente
ein vor dem Einsatz als Maschinenteil in den Basiswerkstoff eingearbeitetes
Gleitmittel in Form einer Hydroxid-Verbindung enthält.
2. Gleitpaarung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Basiswerkstoff
des ersten Gleitelements und der Basiswerkstoff des zweiten Gleitelements
identisch sind.
3. Gleitpaarung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß beide
Gleitelemente ein in den Basiswerkstoff eingearbeitetes Gleitmittel in Form einer
Hydroxid-Verbindung enthalten.
4. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß als Gleitmittel Hydroxid-Verbindungen der Elemente der dritten, vierten oder
fünften Hauptgruppe oder der dritten, vierten oder fünften Nebengruppe
eingearbeitet werden.
5. Gleitpaarung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Gleitmittel
Hydroxide von Antimon (Sb), Wismut (Bi), Arsen (As), Aluminium (Al), Indium
(In), Blei (Pb), Zinn (Sn), Zirkonium (Zr) oder Titan (Ti) eingearbeitet werden.
6. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß als Basiswerkstoff für wenigstens ein Gleitelement Kugelgraphitguss (GGG),
Temperguss (GG), Grauguss oder Stahlguss (G) verwendet werden.
7. Gleitpaarung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Guss eine
Legierung mit 0-40% Nickel und/oder 3-25% Chrom ist.
8. Gleitpaarung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Guss eine
Legierung mit 25-40% Nickel und/oder 12-25% Chrom ist.
9. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens ein Gleitelement aus Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid,
Titanhydroxid, Zirkonhydroxid, Bleihydroxid und/oder Wismuthydroxid als
Basiswerkstoff besteht.
10. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens ein Gleitelement als Basiswerkstoff Kunststoff aufweist.
11. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens ein Gleitelement als Basiswerkstoff eine Nickel- oder
Kobaltlegierung aufweist.
12. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das erste Gleitelement mit einem Gleitmittel in Form einer Hydroxid-
Verbindung eines Elements versehen ist und das zweite Gleitelement eine
Oxidverbindung des gleichen Elements enthält oder mit dieser beschichtet ist.
13. Gleitpaarung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Oxidverbindungen die Verbindungen mit Zirkonium, Aluminium und Titan sind.
14. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das erste Gleitelement mit einem Gleitmittel in Form einer Hydroxid-
Verbindung eines Elements versehen ist und das zweite Gleitelement eine Nitrid-
oder Carbidverbindung des gleichen Elements enthält oder mit dieser beschichtet
ist.
15. Gleitpaarung nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens ein Gleitelement zusätzlich zu dem Gleitmittel Graphit enthält.
16. Verfahren zur Herstellung von Hydroxid-haltigen Gleitelementen enthaltend die
Schritte:
- a) Pressen eines Hydroxidkörpers großer Porosität aus Hydroxidpulver,
- b) Umgießen des Hydroxidkörpers mit einem Metall und
- c) Bearbeiten des Hydroxidkörpers in eine gewünschte Form.
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