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Die Erfindung betrifft einen Sensor zur Messung mechanischer Längenänderung,
insbesondere einen Druck- und/oder Spannungssensor, aufweisend ein
Sandwich-System mit zwei flachen übereinanderliegenden Elektroden, die durch
ein Tunnelelement (Tunnelbarriere), insbesondere durch eine Oxydbarriere mit
Tunnelmagnetowiderstand (TMR), getrennt sind.
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Magnetoresistive Sensoren basierend auf dem Prinzip des
Riesenmagnetowiderstandseffektes (GMR) (P. Grünberg, R. Schreiber, Y. Pang, M. B. Brodsky, H.
Sowers: Phys. Rev. Lett. 57, 2442 (1986) "Layered Magnetic Structures: Evidence
for antiferromagnetic coupling of Fe-layers across Cr-interlayers) werden
beispielsweise als Drehwinkelsensor oder als Lesekopf in Festplattenlaufwerken
eingesetzt. Hierfür wird jedoch meist nur die sehr hohe Magnetfeldsensitivität
verwendet. Außerdem gibt es Bemühungen, sogenannte TMR-Elemente
(Tunnelmagnetoresistive) als nicht-flüchtige Magnetspeichermedien (MRAM, magnetic
random access memory) zu verwenden. Im folgenden sollen die zugrunde
liegenden Prinzipien kurz dargestellt werden. Ein herkömmlicher, nicht
spannungssensitiver GMR-Sensor ist folgendermaßen aufgebaut:
Im einfachsten Fall werden zwei magnetische Schichten, z. B. aus Kobalt, durch
eine nichtmagnetische Schicht, z. B. aus Kupfer, getrennt. Die magnetischen
Schichten koppeln bei der richtigen Zwischenschichtdicke antiferromagnetisch,
solange das äußere Magnetfeld null ist. Wird ein externes Magnetfeld angelegt,
kommt es zur Drehung der Magnetisierungsrichtung der magnetisch weicheren
Lage. In der Sättigung koppeln die beiden magnetischen Lagen parallel. Zwischen
diesen beiden Zuständen existiert ein Unterschied im elektrischen Widerstand.
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Diese relative Widerstandsänderung - verursacht durch eine Winkeländerung der
Magnetisierungsrichtungen - wird durch die Beziehung
beschrieben, wobei
die maximale relative Widerstandsänderung für ein
vorgegebenes Schichtsystem und α den Winkel zwischen den beiden
Magnetisierungsrichtungen der beiden magnetischen Lagen bezeichnet.
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Außerdem gibt es Schichtaufbauten, bei denen durch eine größere Dicke der
Zwischenlage keine Kopplung zwischen den magnetischen Lagen besteht. Die
untere Lage besteht aus einer hartmagnetischen Schicht mit einer uniaxialen
Anisotropie, die antiparallel zur Orientierung der weichmagnetischen Schicht
ausgerichtet ist. Dies wird in der Regel durch eine an einen künstlichen
Antiferromagneten gekoppelte magnetische Schicht als untere Lage und eine
weichmagnetische Schicht als obere Lage, die durch ein äußeres Magnetfeld
gedreht werden kann, erreicht. Im Fall GMR werden sogenannte "Spin-valves"
eingesetzt. Für diese Strukturen sind relative Widerstandänderung von ΔR/R 3%
bis max. 5% bei Raumtemperatur gemessen worden. Wesentliche höhere Werte
lassen sich für Multilagensysteme erzielen.
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TMR Strukturen zeigen prinzipiell ein ähnliches Verhalten wie GMR-Bauelemente.
Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass die beiden magnetischen Elektroden statt
durch eine metallische, nichtmagnetische Zwischenschicht durch ein dünne
Oxidbarriere getrennt sind. Der Tunnelstrom über die Barriere hängt von der
Ausrichtung der Magnetisierungen in den Elektroden ab, solange Spin-Flipp
Streuung vermieden wird.
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Isotrope Ferromagnete haben eine magnetoelastische Energiedichte für die gilt
wobei λs die Sättigungsmagnetostriktion und σ die äußere mechanische
Spannung ist. Diese Energiedichte beschreibt die Wechselwirkung der
magnetischen Momente mit inneren oder äußeren mechanischen Spannungen.
Dabei wird mit θ der Winkel zwischen der Spannungsachse und der
Magnetisierungsrichtung bezeichnet.
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Für positiv magnetostriktive Materialien unter Zugspannungen bedeutet dies, dass
sich die Momente in Richtung der Spannungsachse orientieren. Druckspannungen
bewirken eine Orientierung senkrecht zur Spannungsachse. Für negativ
magnetostriktive Materialien ist das Verhalten umgekehrt.
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Das Verhältnis der magnetoelastischen Energie Eme zur Gesamtenergie Etot wird
durch den magnetomechanischen Kopplungskoeffizienten k33 ausgedrückt. Dieser
ist wie folgt definiert:
k33 = Eme/Etot
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Die Dehnungsempfindlichkeiten
GF = (ΔR/R)/Δε (gauge factor)
bzw. die Verstärkungsfaktoren für auf Metallen basierenden
Dehnungsmessstreifen liegen zwischen 2-4. Die für auf dotierten Silizium
basierenden, sog. piezoresistiven, Sensoren liegen zwischen 80-180.
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Es sind bereits eine Reihe von magnetoresistiven Sensoren unter Verwendung
magnetostriktiver Materialien bekannt: So beschreibt die US 5,168,760 eine
magnetische Viellagenschicht mit periodischer Abfolge von zwei verschiedenen
Lagen, wobei eine der Lagen ferromagnetisch, die andere nicht ferromagnetisch
ist. Die ferromagnetischen Lagen koppeln jeweils antiparallel. Durch Anlegen
eines kleinen magnetischen Feldes wird die antiferromagnetische Kopplung der
Lagenmomente leicht in Richtung einer ferromagnetischen Kopplung verändert.
Werden jetzt magnetostriktive Schichten als ferromagnetische Lagen verwendet,
so kann durch eine äußere mechanische Spannung eine weitere Drehung der
magnetischen Momente hin zu einer ferromagnetischen Kopplung erfolgen,
wodurch sich eine große Widerstandsänderung ergibt.
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Außerdem ist ein zweielementiger Sensor auf der Basis des GMR-Effektes
bekannt, um den Einfluss von mechanischer Spannung und magnetischem Feld
auf das Sensorsignal zu trennen. Dabei wird in beiden Sensorelementen eine
hartmagnetische Lage mit festgelegter Magnetisierungsrichtung, sowie - jeweils
durch eine nichtmagnetische Lage getrennt - zwei weichmagnetische Schichten
verwendet. Diese weichmagnetischen Schichten werden einem entgegengesetzt
orientierten magnetischen Biasfeld der gleichen Stärke ausgesetzt. Dadurch ergibt
sich die Möglichkeit, aus der Auswertung des Summen- und des Differenzsignals
die oben genannte Trennung der Sensorsignale zu erreichen.
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Weiterhin ist folgender Ansatz bekannt: Ein Sensor besteht aus einer gepinnten
magnetischen Lage, einer nichtmagnetischen Lage und einer freien
magnetostriktiven Schicht in einem Aufbau, der den hochmagnetoresistiven Effekt
zeigt. Ausgenutzt wird, daß sich durch die Magnetostriktion die Permeabilität der
freien magnetischen Lage ändert. Wird nun ein geeignetes magnetisches Biasfeld
angelegt, so ergibt sich eine starke Änderung des elektrischen Widerstands auf
Grund der mechanischen Spannung.
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Die US 5,856,617 beschreibt den Einsatz einer GMR-Schichtstruktur zur Messung
der Auslenkung eines AFM (atomic force microscope) Biegebalkens. Dabei hat die
magnetisch freie Schicht des Schichtaufbaus eine nichtverschwindende
Magnetostriktion. Das Dokument zeigt einen GMR-Schichtaufbau mit einer
magnetostriktiven Schichtstruktur bestehend aus einem Trilayer aus Ni-Fe, Ni und
Co sowie den Anwendungen als AFM-Sensor.
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In einer weiteren Veröffentlichung wurde der Einfluss von amorphen CoFeNiSiB
Schichten als magnetisch weiche Schicht in TMR-Elementen untersucht. Es
handelt sich hierbei aber um eine nicht-magnetostriktive Legierung. Im Rahmen
dieser Untersuchungen wurden TMR-Effekte von 12% beobachtet.
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Aufgabe der Erfindung ist es nunmehr, einen Sensor für den Einsatz insbesondere
im Bereich der präzisen Bestimmung mechanischer Größen zu schaffen. Ein
solcher mechanischer Sensor sollte außerdem im Vergleich zu bekannten
Dehnmessstreifen oder magnetoelastischen Sensoren einen möglichst
miniaturisierten Aufbau ermöglichen.
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Diese Aufgabe wird durch einen Sensor nach Anspruch 1 gelöst.
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Der Grundgedanke dieses neuartigen Sensors liegt in einer besonderen
Kombination von dünnen Schichten, die einen Tunnelmagnetowiderstandseffekt
(TMR) zeigen, mit Schichten, die einen magnetoelastischen Effekt aufweisen. Das
im vorgeschlagenen Sensor eingesetzte magnetoelastische Material hat
vorteilhafter Weise einen möglichst hohen magnetomechanischen
Kopplungskoeffizienten k33, da dieser gleichbedeutend mit einer hohen
Empfindlichkeit ist. Magnetoelastische Sensoren auf der Basis von amorphen
Bändern oder dünnen Schichten erreichen Empfindlichkeiten von bis zu 2 × 105.
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Ein wesentlicher Vorteil ist die hohe Ortsauflösung des neuen Sensors.
Gegenüber konkurrierenden Technologien, etwa Schichtverbunden mit Piezo-
Effekt oder die oben genannten Prinzipien, zeichnen sich TMR-Strukturen durch
ihre kleinen lateralen Abmessungen aus. Sie könnten damit Anwendungen
ermöglichen, bei denen Sensorarrays eingesetzt werden müssen, die mit
konkurrierenden Technologien nicht realisierbar sind, z. B. in der Biosensorik oder
in der Datenspeicherung mit AFM-Spitzenarrays.
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In diesem Sensor werden erfindungsgemäß einzelne magnetische Lagen der
herkömmlichen TMR-Schichtsysteme durch spezielle Schichten mit
magnetostriktiven Eigenschaften ersetzt. Notwendig ist dabei der Einsatz von
hochmagnetostriktiven Materialien, die ebenfalls eine hohe Spinpolarisation
aufweisen und somit neben einer hohen Dehnungsempfindlichkeit auch genügend
hohe ΔR/R Werte von ca. 20-50% ermöglichen. Dabei haben sich CoFe-haltige
Legierungen als hervorragend geeignet erwiesen. Somit wird die Messung
mechanischer Größen ermöglicht, indem durch eine magneto-elastisch induzierte
Änderung der Ausrichtung der magnetischen Momente in den Lagen, eine relative
Widerstandsänderung im TMR-System erfolgt. Die Dehnungsempfindlichkeit sollte
gegenüber den von herkömmlichen Metallen bzw. Dehnungsmessstreifen und den
von Sensoren auf Halbleiterbasis durch unseren Ansatz übertroffen werden. Es
zeigt sich, dass für typische Widerstandänderungen von TMR-Elementen und
typischen Dehnungsbereichen für die Ummagnetisierung von magnetostriktiven
Schichten bereits wesentlich höhere Empfindlichkeiten bzw. Verstärkungsfaktoren
erzielt werden können. Dabei bestätigen experimentelle Untersuchungen die
theoretischen Abschätzungen.
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Die TMR-Sensoren bieten zusätzlich die Möglichkeit einer bedeutenden
Verbesserung im Hinblick auf die Baugröße und damit Ortsauflösung von
mechanischen Spannungssensoren, da TMR-Elemente mit Abmessungen von
wenigen 100 Nanometern hergestellt werden können. Zur Kompensation von
Störungen wie z. B. durch externe Magnetfelder oder Temperaturänderungen ist
ein spezieller viellagiger Aufbau bzw. eine Brückenschaltung der Sensoren
vorteilhaft.
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Das Anwendungsfeld derartiger Sensoren liegt insbesondere im Bereich der
präzisen Bestimmung mechanischer Größen. Aufgrund der durch die
Dünnschichttechnologie erreichten kompakten Struktur der Sensoren können auch
an Bauelementen bzw. Strukturen mit Abmessungen im Mikrometerbereich
Messungen durchgeführt werden. Die Verwendung der erfindungsgemäßen TMR-
Sensoren kann eine bedeutende Verbesserung im Hinblick auf Empfindlichkeit,
Baugröße und damit Ortsauflösung des mechanischen Spannungssensor
ergeben. Mindestens in einem Leistungsmerkmal (Empfindlichkeit oder Baugröße)
weist der neue Sensor eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zu den
bestehenden Technologien auf.
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Stichversuche haben gezeigt, daß es möglich ist, nach der Abscheidung der
Barriere das Vakuum zu brechen und in einer anderen Prozesskammer die
Gegenelektrode aufzubringen, ohne daß ein hoher Signalverlust eintritt. Für die
Bestimmung des Tunnelstroms sind beim TMR-Sensor photolithographische
Strukturierungsschritte zur Herstellung der unteren elektrischen Kontakte
notwendig. Für TMR-Strukturen sind relative Widerstandänderungen ΔR/R von
mehr als 40% beobachtet worden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der
Herstellung von TMR-Elementen mit Abmessungen im sub-µm Bereich.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im folgenden anhand der Fig. 1
bis 3 näher beschrieben. Es zeigen:
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Fig. 1 die Schichtfolge eines Sensors,
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Fig. 2 Abhängigkeiten des Widerstandes vom angelegten Magnetfeld und
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Fig. 3 den Einfluss einer angelegten Druckspannung auf ein magnetisches
Tunnelelement der Größe 20 µm × 20 µm mit magnetostriktiver
amorpher (Fe90Co10)78Si12B10 Schicht.
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In Fig. 1 ist ein Magnetoelastischer TMR-Sensor zur Messung mechanischer
Größen in Explosionszeichnung gezeigt. Dieser weist eine magnetisch harte
Schicht 1 auf, die durch eine Tunnelbarriere 2 von einer magnetostriktiven Schicht
3, insbesondere einer CoFe-haltigen Legierung, getrennt ist. Durch Anlegen einer
äußeren mechanischen Spannung (Pfeil σ) ändert sich die Richtung der
Magnetisierung (Pfeil A) auf die oben beschriebene Weise und damit der
Widerstand des vom Strom I durchflossenen Systems. Im folgenden werden
experimentelle Untersuchungen solcher Sensoren mit weichmagnetischen
Schichten aus CoFe und amorphen (FeCo)SiB-Legierungen dargestellt.
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Die magnetischen Tunnelelemente werden mittels eines Sputterprozesses
hergestellt. Die magnetisch gepinnte Schicht besteht in allen Proben aus einer 8 nm
Ir23Mn77 anti-ferromagnetischen (AF) Schicht und einer 2.5 nm dicken Co-Fe
Schicht. Als Tunnelbarriere wird eine 1.5 nm dicke Aluminiumschicht
abgeschieden und durch Plasmaoxidation oxidiert. Magnetostriktive Fe50Co50 und
amorphe (Fe90Co10)78Si12B10 Legierungen mit einer nominalen Dicke von 6 nm
werden als freie Schichten verwendet.
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Der Sputterprozeß für die magnetischen Tunnelemente mit der magnetostriktiven
Fe50Co50 weichmagnetischen Lage sowie für die magnetischen Tunnelelemente
mit der (Fe90Co10)78Si12B10 weichmagnetischen Schicht wurde durchgeführt indem
sie nach der Oxidierung der Aluminiumschicht aus dem Vakuum entnommen
wurde. Der darauf folgende Sputterprozeß der magnetostriktiven,
weichmagnetischen Schicht wurde vier Tage später in einem anderen
Sputterverfahren durchgeführt.
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Um den Einfluss der angewandten mechanischen Spannung auf magnetische
Tunnelelemente und TMR basierende Dehnungssensoren zu untersuchen, wurde
eine Biegevorrichtung konstruiert, die magnetfeldabhängige Widerstands-
Messungen bis zu 1,8 Tesla und gleichzeitig die homogene Dehnung der Proben
ermöglicht. Eine homogene Dehnung der magnetischen Tunnelelemente erhält
man unter Anwendung der sogenannten Vier-Punkte-Biegemethode. Die
Dehnung wird durch die Verschiebung eines sogenannten Schiebers induziert,
welcher zwei Keramikstäbe von insbesondere 3 mm Durchmesser enthält. Diese
sind 6 mm entfernt angeordnet, mittig zwischen zwei fest angeordneten Auflagern
(3 mm dia.; 18 mm apart).
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Die Fig. 2a zeigt den Einfluss einer angelegten Zugspannung auf ein
magnetisches Tunnelelement der Größe 20 µm × 20 µm, das mit einer
magnetostriktiven Co50Fe50 (von 6 nm Stärke) als weichmagnetischen Schicht
hergestellt worden ist. Die in Fig. 2a dargestellte "minor loop" Messung wird in
der Parallelkonfiguration (angewandte Zugspannung parallel zu der leichten
magnetischen Richtung des magnetischen Tunnelelements und zu dem
angewandten Magnetfeld) durchgeführt. Die schwarze gestrichelte Kurve
(Widerstand gegen angewandtes Magnetfeld) stellt die Messung im ungedehnten
Zustand des magnetischen Tunnelelements dar, während die dunkelgraue and die
hellgraue Kurve jeweils Messungen mit 0.33‰ beziehungsweise 0.66‰ Dehnung
darstellen. Der Tunnel-Magnetowiderstand liegt bei 20% und ist beinahe konstant
für alle drei Messungen. Das Umschaltverhalten der magnetostriktiven Fe50Co50
weichmagnetischen Schicht zeigt eine Nullpunktverschiebung von 1.5 kA/m (19 Oe)
von dem Nullfeld aufgrund der Neel-Kopplung zwischen den
ferromagnetischen Schichten (B. D. Schrag et al., Appl. Phys. Lett., vol. 77, pp.
2373, Oct. 2000 "Neel" orange peel "coupling in magnetic tunneling junction
devices"). Das Verhalten zeigt einen steileren Anstieg; eine Erhöhung der
Koerzitivfeldstärke und einen leichten Anstieg des Tunnelmagnetowiderstandes.
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Die Fig. 2b zeigt die Messung eines ähnlichen magnetischen Tunnelelements in
der sogenannten parallelen Konfiguration, diesmal jedoch unter Druckspannung.
Zu beobachten ist eine Abnahme der Steigung und eine engere Hysterese der
magnetostriktiven weichmagnetischen Schicht. Diese Veränderungen sind auf
eine spannungsinduzierte Änderung der Anisotropie der weichmagnetischen
Schicht zurückzuführen. Für die maximal mögliche Änderung der
Magnetisierungsrichtung der weichmagnetischen Schicht von 90° aufgrund der
angelegten Spannung wird eine 50%ige Veränderung des anfänglichen Tunnel-
Magnetowiderstandes erwartet. Eine Analyse der Daten zeigte diese 50%ige
Veränderung des Tunnel-Magnetowiderstandes ebenfalls (17% to 8%) bei einer
relativen Dehnungsänderung Δε von 1,1‰.
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Dabei sind amorphe magnetostrictive Fe-basierende Legierungen wegen ihrer
hohen Dehnungsempfindlichkeit geeignete Materialien für die erfindungsgemäßen
Dehnungssensoren. Deshalb wurde (Fe90Co10)78Si12B10 als Material zur
Entwicklung dieses hochsensiblen Tunnel-Magnetowiderstand-Dehnungssensors
gewählt.
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Eine typische Messung eines magnetischen Tunnelelements der Größe 20 µm ×
20 µm mit einer amorphen magnetostriktiven (Fe90Co10)78Si12B10
weichmagnetischen Schicht ist in Fig. 3 dargestellt. Die schwarze gestrichelte
Kurve (Widerstand gegen angelegtes Magnetfeld) zeigt den ungespannten
Zustand des magnetischen Tunnelelements, wobei die dunkelgraue und die
hellgraue Kurve bei 0,33‰ beziehungsweise 0,55‰ Dehnung gemessen werden.
Der Tunnelmagnetowiderstand liegt bei 33% und ist bei allen drei Kurven nahezu
konstant. Dabei ist eine 50%ige Veränderung des anfänglichen
Tunnelmagnetowiderstandes (von 30% auf 15%) bei einer Δε von 0,55‰ festzustellen. Der
Verstärkungsfaktor liegt bei 300 für das amorphe (Fe90Co10)78Si12B10 magnetische
Tunnelelement. Für TMR-Sensoren mit magnetostriktiven Fe50Co50 Schichten (2.5 nm),
die komplett in Vakuum hergestellt worden sind, wurden
Tunnelmagnetowiderstände von 48% gemessen. Für die Verstärkungsfaktoren ergaben sich
Werte von 450-600.
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Die Herausforderung, einen hochempfindlichen magnetostriktiven Sensor
auszulegen, liegt in der notwendigen gleichzeitigen Optimierung einer Vielzahl von
Eigenschaften. So werden benötigt ein hoher magnetoresistiven Effekt, ein hoher
magnetomechanischer Kopplungskoeffizient für die Sensorschicht, eine
Referenzschicht mit einer niedrigen Magnetostriktion oder mit einer
Magnetostriktion entgegengesetzten Vorzeichens und eine Tunnelbarriere, die
nicht durch mechanischen Spannungen degradiert. Es konnte gezeigt werden,
dass eine übliche TMR Sensorstruktur, wie sie etwa für Winkelsensoren
verwendet würde, zwar ein Signal von ca. 20% zeigt, aber nicht auf mechanische
Spannungen reagiert. Auch ist die GMR-Struktur (Ni84Fe16/Cu/Co/FeMn) nicht
direkt auf TMR-Strukturen übertragbar, da sie wegen zu niedriger Spinpolarisation
ein zu geringes Signal zeigen würde und duch die verwendete NiFe-Legierung nur
eine niedrige Magnetistriktion hat. In den Ausführungsbeispielen ist es gelungen,
diese teilweise konträren Anforderungen gleichzeitig zu erfüllen, durch kristalline
oder amorphe Co-Legierungen mit hoher Spinpolarisation und hoher
Magnetostriktion und/oder durch die Wahl von Exchange-Bias Systemen, bei
denen die gepinnten Schichten nicht oder nur wenig auf äußere Spannungen
reagieren.
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Als Beispiele sind Sensoren mit magnetostriktionsfreier Referenzschicht und
magnetostriktiver Messschicht zu nennen, bei denen die Referenzschicht ein
unterschiedliches Vorzeichen der Magnetostriktion der Messschicht aufweist und
bei denen Referenz- und/oder Messschicht aus mehreren, ferromagnetisch
koppelnden Schichten bestehen. Dabei kann die Messschicht aus
magnetostriktiven kristallinen oder auch amorphen Fe- und Co-haltigen
Legierungen bestehen. Auch Schichten mit höchst-magnetostriktiven Materialien
wie Seltenerdmaterialien (TERFENOL (Tb,Dy)Fe2) sowie Kombinationen z. B. der
Art CoFe/(Tb,Dy)Fe2 sind denkbar. Als Ausführungsbeispiele seien folgende
Schichtstapel genannt:
Ta5/Cu30/Ru5/IrMn8/CoFe2.5/Al2O3/CoFe2.5/Ta10
Ta5/Cu30/Ni6/Al2O3/CoFe6/Ta10
Ta5/Cu30/Ni6/CoFe1/Al2O3/CoFe6/Ta10
Ta5/Cu30/Ru5/IrMn8/CoFe2.5/Al2O3/FeCoSiB6/Ta10
Ta5/Cu30/Ru5/IrMn8/CoFe2.5/Al2O3/((Tb,Dy))Fe6/Ta10
Ta5/Cu30/Ni6/CoFe1/Al2O3/CoFe1/((Tb,Dy))Fe5/Ta10
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Dabei sind alle Zahlen im Schichtstapel Dicken in nm. Außerdem ist CoFe =
Co50Fe50; FeCoSiB = (Fe90Co10)78Si12B10; und die Dicke von Al2O3 ist 2 nm.