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Die Erfindung betrifft ein System zur Durchführung von ergo- und/oder physiotherapeutischen Maßnahmen in einem Fahrzeug sowie ein entsprechendes Fahrzeug.
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Fahrzeuge sind heutzutage weit mehr als nur Transportmittel. So werden Aufenthaltszeiten in Fahrzeugen von Fahrzeuginsassen auf die unterschiedlichste Weise genutzt. Bei Gruppenfahrten werden in Fahrzeugen nicht selten Besprechungen durchgeführt. Diverse Unterhaltungsangebote mittels entsprechender Multimediageräte können fast schon als klassisch angesehen werden. Anders kann sich die Situation hingegen darstellen, wenn ein Fahrer allein oder auch nur mit einem Beifahrer im Fahrzeug unterwegs ist. Dabei kann es trotz aller bisherigen Angebote durchaus auch vorkommen, dass Fahrzeiten nicht unbedingt sinnvoll genutzt werden. Insbesondere für den Fahrer können Fahrzeiten meist nicht für zusätzliche Tätigkeiten genutzt werden. Zunehmend werden auch gesundheitliche Aspekte in Fahrzeugen berücksichtigt. Es ist bekannt, dass Gesundheitsübungen zur Prävention und auch im Zuge einer Therapie nicht nur zeitintensiv sind, sondern meist außerhalb der Therapieräume und ohne Einflussnahme durch den Therapeuten nicht immer wie von den Therapeuten und Ärzten gewünscht durchgeführt werden. Neben der Motivation des Patienten (Kunden) ist die korrekte Erfassung beispielsweise von durchgeführten Beinübungen beziehungsweise deren Konditionierung ein weiteres Problem. Eine automatische oder selbständige Dokumentation während der Durchführung und Auswertung solcher Übungen beziehungsweise der Übungs- und Trainingsmaßnahmen wäre daher sinnvoll und für eine schnelle Genesung zielführend. Im Sinne der zuvor angesprochenen Punkte bestehen bereits erste Lösungsansätze, welche die Aufenthaltszeiten in Fahrzeugen für die Ausübung von Gesundheitsübungen nutzen, wobei begleitend beispielsweise eine oberflächliche Dokumentation durchgeführt wird. Vor allem bei nunmehr aufkommenden teil- oder vollautonomen Fahrten mit den entsprechenden dafür ausgelegten Fahrzeugen bieten die Fahrzeiten noch mehr Freiraum, um diesen für sinnvolle Aktivitäten, wie beispielsweise der Durchführung von Gesundheitsübungen, zu verwenden. Aus dem Stand der Technik werden nachfolgend erste Ansätze vorgestellt, welche sich im weitesten Sinne mit den zuvor angesprochenen Punkten auseinandersetzen.
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So ist aus der Druckschrift
DE 102 49 415 B3 ein System zur medizinischen Unterstützung der Insassen eines Kraftfahrzeugs als bekannt zu entnehmen. Das Kraftfahrzeug weist dabei ein System zur unterstützenden Therapie, Diagnose oder vorbeugenden Therapie einer im Fahrzeug befindlichen Person auf. Das System umfasst dabei eine elektronische Datenverarbeitungseinrichtung zur Steuerung und/oder Abfrage des Systems, eine Anordnung zur Aufforderung der Person zur Durchführung einer Handlung und/oder eine Identifikationsanordnung zum Identifizieren der Person zum Steuern und/oder Abfragen des Systems in Abhängigkeit von dem Identifikationsergebnis. Das Kraftfahrzeug weist ein Trägersystem zur unterstützenden Therapie, Diagnose oder vorbeugenden Therapie einer im Kraftfahrzeug befindlichen Person mit einer elektronischen Datenverarbeitungseinrichtung zur Steuerung und/oder Abfrage des Trägersystems auf. Zudem weist das Trägersystem eine Anordnung zur Abfrage der Person, die eine Handlung und/oder eine Identifizierungsanordnung zur Identifizierung der Person ausführt, die das Trägersystem kontrolliert und/oder abfragt, abhängig vom Identifizierungsergebnis, auf.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2017 100 794 A1 ist zudem ein Übungssystem und ein Verfahren zum Steuern eines Fahrzeugs als bekannt zu entnehmen. Ein Fahrzeugübungssystem umfasst dabei eine Übungsüberwachungsvorrichtung, die konfiguriert ist, um mit einem Fahrzeug zu kommunizieren, das eine oder mehrere interne Strukturen umfasst, die mindestens einen Sitz und ein Lenkrad umfassen. Die mindestens eine Trainingsüberwachungsvorrichtung umfasst eine Verarbeitungsschaltung, die konfiguriert ist, um eine oder mehrere Trainingsaktivitäten zu erfassen, die an der einen oder den mehreren internen Strukturen ausgeführt werden, und das Fahrzeug basierend auf der einen oder den mehreren erfassten Trainingsaktivitäten zu betätigen. Die Verarbeitungsschaltung ist ferner konfiguriert, um einen oder mehrere physiologische Parameter der einen oder mehreren erfassten Trainingsaktivitäten zu überwachen, eine Empfehlung bezüglich zukünftiger Trainingsaktivitäten basierend auf dem einen oder den mehreren physiologischen Parametern zu bestimmen und eine oder mehrere Benachrichtigungen auszugeben.
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Neben den vorgestellten sehr breit gefassten Lösungen werden zunehmend Angebote verlangt, welche sehr detailliiert auf einen Aspekt oder ein bestimmtes Therapieangebot zugeschnitten sind.
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Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein alternatives System für den Einsatz in Fahrzeugen bereitzustellen, welches gezielt Therapieangebote aus dem Fachgebiet der Ergotherapie bereitstellt und eine Durchführung während eines Aufenthalts im Fahrzeug ermöglicht.
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In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass ein System zur Durchführung von ergo- und/oder physiotherapeutischen Maßnahmen in einem Fahrzeug bereitgestellt wird. Solch ein System umfasst dabei eine systemeigene und/oder fahrzeugeigene audiovisuelle Interaktionseinheit, welche ausgelegt ist ein auf einer systemeigenen Steuer- und Recheneinheit speicherbaren Übungsprogramm mit wenigstens einer Übungseinheit einem Fahrzeuginsassen bereitzustellen und wiederzugeben. Die Steuer- und Recheneinheit ist dabei mit wenigstens einer verstellbaren und mit dem Fahrzeuginsassen physisch interagierenden Komponente des Fahrzeugs koppelbar. In Abhängigkeit der aktuell von einem Fahrzeuginsassen ausgeführten Übungseinheit und einem damit verbundenen Bewegungsablauf von zumindest einem Körperteil des Fahrzeuginsassen ist die wenigstens eine Komponente, welche sich mit dem aktuell sich bewegenden Körperteil im physischen Kontakt befindet, mittels der Steuer- und Recheneinheit bewegbar, sodass ein gemäß der Übungseinheit bestimmter Widerstand in Form einer Gegenbewegung der wenigstens einen Komponente zumindest teilweise gegen eine Richtung des aktuell ausgeführten Bewegungsablaufs ausführbar ist. Auf diese Weise kann vorteilhaft ein alternatives System für den Einsatz in Fahrzeugen bereitgestellt werden, welches gezielt Therapieangebote aus dem Fachgebiet der Ergotherapie oder der Physiotherapie bereitstellt und eine Durchführung während eines Aufenthalts im Fahrzeug ermöglicht. Die Übungseinheiten können dabei auch allgemein einem jeglichen Fahrzeuginsassen, welcher beispielsweise der Fahrer ist, bereitgestellt werden. Mit anderen Worten kann im Sinne des vorgestellten Wortlauts der Fahrer synonym zu einem Fahrzeuginsassen verstanden werden. Beispielsweise ist der Fahrer während eines autonomen Fahrmodus mehr Passagier beziehungsweise Fahrzeuginsasse als aktiv lenkender Fahrer. Es ist somit auch möglich, dass ein Beifahrer entsprechend Zugriff auf das System hat und das dabei vorgehaltene Übungsprogramm für sich nutzt. Auch ist vorstellbar, dass das System an jedem beliebigen Platz im Fahrzeug anwendbar ist und somit nicht zwangsläufig auf den Fahrersitz beschränkt ist. Das Übungsprogramm mit der wenigstens einen Übungseinheit kann beispielsweise von einem Therapeuten oder Arzt zur Verfügung gestellt werden und auch von diesem entsprechend an das vorgestellte System über beispielsweise eine Internetverbindung gesendet werden. Auch kann der Anwender selbst dieses Übungsprogramm mit der wenigstens einen Übungseinheit auf die Steuer- und Recheneinheit abspeichern, wobei je nach Bedarf neue oder zusätzliche Übungseinheiten jederzeit hinzugenommen werden können. Der Anwender kann sich dann während eines Aufenthaltes im Fahrzeug gemäß eines vorgenommenen Trainingsprogramms einzelne Übungseinheiten mittels der audiovisuellen Interaktionseinheit vorspielen lassen und synchron diese Übungen selbst ausführen. Mit anderen Worten ist die unmittelbare Anleitung von Übungseinheiten direkt vom Anwender umzusetzen, sodass mit einer hohen Wahrscheinlichkeit diese jeweiligen Bewegungsabläufe korrekt ausgeführt werden. Je nachdem, welches Körperteil trainiert wird, ist mittels des vorgestellten Systems eine vorteilhafte Unterstützung im Sinne der Therapie mit den jeweiligen verstellbaren und mit dem Fahrer physisch interagierenden Komponenten des Fahrzeugs möglich. Die Steuer- und Recheneinheit ist dabei ausgelegt, sämtliche Abläufe im Sinne einer aufgerufenen Übungseinheit zu koordinieren. Eine ausgewählte Übungseinheit wird dabei aufgerufen und gestartet. Die audiovisuelle Interaktionseinheit kann dafür beispielsweise jegliche Formen von Bildschirmeinheiten und Eingabevorrichtungen umfassen. Beispielsweise könnte ein berührungsempfindlicher Bildschirm vorgesehen sein, wobei in allen Varianten jeweils auch entsprechende Lautsprecherelemente vorgesehen sein können. Der Anwender beginnt gemäß der ablaufenden Übungsanleitungen beziehungsweise allgemein der vorgegebenen Übungseinheit mit den Übungen und den zugehörigen Bewegungsabläufen, wobei entsprechend über die Steuer- und Recheneinheit eine jeweilige verstellbare Komponente koordiniert wird, sodass ein zweckmäßiger und die Übung unterstützender Widerstand bereitgestellt wird. Die jeweilige Komponente für die jeweilige Übung kann dabei im Sinne der Anleitung zuvor in eine bestimmte vorgesehene Ausgangsposition vom Anwender gebracht werden, sodass von dieser Ausgangsposition aus dann die definierten Widerstände stufenlos schaltbar sind. Beispielsweise kann zur Übungsdurchführung ein Fahrzeugsitz in verschiedene jeweilige Lagen gebracht werden und anschließend Widerstände gegen die Bewegung des Anwenders beziehungsweise des Fahrers aufbringen, wobei eine Koordination hierbei seitens der Steuer- und Recheneinheit geleistet wird. Der Begriff der physischen Interaktion ist dabei so aufzufassen, dass zumindest ein Teilbereich eines Körperteils oder eines Körperbereichs im Kontakt mit der jeweiligen Komponente ist. Dies muss dabei nicht zwangsläufig unmittelbar sein. Es ist beispielsweise vorstellbar, dass der Anwender, beispielsweise der Fahrer, mit seinem Rücken im Kontakt mit einem entsprechenden Bereich eines Fahrzeugsitzes ist, wobei dazwischen nicht nur die Kleidung des Anwenders, sondern beispielsweise auch ein zusätzliches Fahrzeugsitzpolster vorgesehen sein kann. Nichtsdestotrotz ist im Sinne des Verständnisses der Beschreibung des vorgestellten Systems somit ein physischer Kontakt zwischen dem Rücken und dem Sitz vorhanden. Mit anderen Worten erfolgt eine Anleitung der Übungen beziehungsweise Übungseinheiten mittels audiovisueller Hilfsmittel in Form der audiovisuellen Interaktionseinheit, welche beispielsweise Anzeigeeinheiten und Lautsprecher umfasst. Somit kann die Zeit, welche ein Fahrzeuginsasse in dem Fahrzeug verbringt, sinnvoll genutzt werden. Der Fahrzeuginsasse ist somit der Anwender des Systems und kann sein individuelles Übungsprogramm durchführen. Beispielsweise kann somit eine Zeit in einem Stau sinnvoll genutzt werden. Auch kann das System während einer Pausenzeit genutzt werden. Wenn das Fahrzeug zudem über einen zumindest teilautonomen Fahrmodus verfügt, können die Übungen im Sinne der zuvor erläuterten Zusammenhänge auch während einer zumindest teilautonomen Fahrt ausgeübt werden.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass ein Fahrzeug umfassend ein System gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 bereitgestellt wird. Die zuvor genannten Vorteile gelten soweit übertragbar auch für das vorgestellte Fahrzeug.
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Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den übrigen, in den Unteransprüchen genannten Merkmalen.
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So ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass die wenigstens eine verstellbare und mit dem Fahrzeuginsassen interagierende Komponente des Fahrzeugs ausgewählt ist aus: Fahrzeugsitz, Anschnallgurt, Lenkrad, Fahrzeugpedal, Kopfstütze, Schalthebel. Dabei kann je nach aktuell ausgeführter Übung nur eine Komponente koordiniert bewegt werden, oder auch mehr als eine Komponente, wenn dieses entsprechend einer aktuell ausgeführten Übungssequenz vorgesehen ist. Mit anderen Worten können diese jeweiligen Komponenten im Sinne einer Koordinierung der Steuer- und Recheneinheit entsprechende Kräfte zur Übung entgegenbringen, sodass das jeweilige Körperteil beziehungsweise die jeweilige Körperpartie oder ein bestimmter Körperbereich trainiert werden kann. Beispielsweise kann somit ein Rückenstrecker, ein Beinstrecker, ein Beinbeuger vom Anwender gezielt trainiert werden. Therapieangebote aus dem Fachgebiet der Ergotherapie und/oder der Physiotherapie können somit nicht nur bereitgestellt werden, sondern sie können auch mittels des Systems unterstützend umgesetzt werden, indem der Fahrer beziehungsweise der Anwender während des Aufenthalts im Fahrzeug Übungen entgegen der koordiniert aufgebrachten Kräfte ausführt. Solche Übungen können beispielsweise isokinetische Beinübungen sein.
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Auch ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass die jeweilige wenigstens eine verstellbare und mit dem Fahrzeuginsassen interagierende Komponente des Fahrzeugs wenigstens eine elektrische Antriebseinheit und wenigstens ein mit der elektrischen Antriebseinheit gekoppeltes Aktorelement umfassen, wobei der bestimmte Widerstand in Form einer Gegenbewegung der wenigstens einen Komponente im Wesentlichen zeitsynchron zu einem Übungsablauf der aktuell ausgeführten und als Bildsequenz mittels der audiovisuellen Interaktionseinheit wiedergegebenen Übungseinheit mittels der Steuer- und Recheneinheit ausführbar ist. Somit kann ein jeweiliges Therapieangebot aus dem Fachgebiet der Ergotherapie mittels des vorgestellten Systems noch definierter und genauer angeboten werden. Insbesondere wenn der Anwender eine aktuell ausgeführte Übungseinheit für eine kurze Pause stoppt, wird entsprechend auch die aufgebrachte Kraft im Sinne eines bestimmten Widerstands in Form einer Gegenbewegung der wenigstens einen Komponente zumindest teilweise gegen eine Richtung des aktuell ausgeführten Bewegungsablaufs gestoppt. Anders gesagt ist die Steuer- und Recheneinheit ausgelegt, gemäß einer ablaufenden und dem Anwender gezeigten Übungseinheit mit den jeweiligen Übungsbewegungsabläufen die jeweiligen verstellbaren Komponenten im Fahrzeug stufenlos zu koordinieren, sodass benutzerdefiniert jeweilige Übungen mit den ausgelösten Widerständen im Wesentlichen parallel zu einer ausgeführten Körperbewegung des Anwenders stattfinden.
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Zudem ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass die wenigstens eine Komponente ausgelegt ist vom Fahrzeuginsassen ausgeübte jeweilige Bewegungsabläufe und eine zugehörige Kraft zu messen, sodass ein gemäß der Übungseinheit bestimmter Widerstand in Form einer Gegenbewegung der wenigstens einen Komponente auf Basis einer benutzerdefinierten Vorgabe, insbesondere eines Therapeuten, und/oder auf Basis einer Initialmessung über eine Kraft des Fahrzeuginsassen vor dem Beginn einer Übungseinheit einstellbar ist und während einer fortlaufenden durchgeführten Übungseinheit gemäß einer benutzerdefinierten Fortschrittsgeschwindigkeit veränderbar ist. Somit kann das System ein besonders individuell vorgesehenes Therapieangebot aus dem Fachgebiet der Ergotherapie und/oder der Physiotherapie noch besser bereitstellen, wobei aufgrund der sehr individuellen Voreinstellungsmöglichkeiten anschließend eine vorteilhafte Durchführung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eines sehr guten Therapieerfolges möglich ist. Die benutzerdefinierte Vorgabe, beispielsweise in Form von Daten über einen optimalen Trainingsreiz, bekommt das System demnach beispielsweise von dem Therapeuten des Anwenders oder aus der Initialmessung, wobei das vorgesehene Übungsprogramm ausgelegt ist, diese Eingaben im Sinne einer erfolgreichen Therapie entgegenzunehmen und in entsprechende Anweisungen für die Steuer- und Recheneinheit zu transferieren. Die Trainingsreize können im Übungsverlauf an den sich einstellenden Trainingsstand angepasst werden.
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Ferner ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass die Steuer- und Recheneinheit mit einer systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen Navigationsvorrichtung und mit einer systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen Umgebungserfassungseinheit koppelbar ist, sodass auftretende und auf den Fahrzeuginsassen einwirkende Beschleunigungswerte aufgrund eines Bewegungsverlaufs des Fahrzeugs auf der aktuell befahrenen Strecke in jeweilige aktuell ausgeführte Übungseinheiten integrierbar sind. Somit können über die Navigation und die Straßenerkennung beispielsweise auftretende Fliehkräfte vorausschauend berechnet werden, gegen welche dann ein Anwender arbeiten muss, um eine vorgegebene beziehungsweise gerade Position zu halten. Das Fahrzeug kann dabei die Geschwindigkeit erhöhen oder senken, beispielsweise über eine Tempomatvorrichtung, um einen optimalen Trainingsreiz an den Fahrzeuginsassen weiterzugeben. Diese Ausführung ist insbesondere während einer autonomen Fahrt vorteilhaft umsetzbar. Die Steuer- und Recheneinheit sowie das Übungsprogramm können für solche speziellen Anwendungsfälle des vorgestellten Systems sinngemäß ausgelegt sein und beispielsweise hinsichtlich eines solchen Einsatzes aktivierbar sein. Die Umgebungserfassungseinheit kann beispielsweise systemeigene und/oder fahrzeugeigene Kameravorrichtungen mit einer oder mehreren Kameras umfassen. Die Navigationsvorrichtung kann entsprechend eine zuvor ausgewählte und vom Anwender eingegebene Fahrroute zwecks Verarbeitung und Anwendung der vorgestellten Variante an die Steuer- und Recheneinheit weiterleiten, welche dann eine jeweilige Übungseinheit mit dem zu erwartenden Straßenverlauf synchronisiert. Auch kann eine Ablaufgeschwindigkeit der gezeigten Übungseinheiten verzögert bereitgestellt werden, sodass ein jeweiliger auszuführender Bewegungsablauf der trainierenden Person synchron zu den zu erwartenden Beschleunigungswerten passt.
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Auch ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass ein mit einer aktuell ausgeführten Übungseinheit verbundener und auszuführender Bewegungsablauf von zumindest einem Körperteil des Fahrzeuginsassen mittels wenigstens einer systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen Beleuchtungseinheit anzeigbar ist. Die systemeigene und/oder fahrzeugeigene Beleuchtungseinheit kann beispielsweise eine jegliche Innenraumbeleuchtung für die Verwendung in einem Innenraum des Fahrzeugs sein.
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So können zudem über diese Innenraumbeleuchtung Übungen im Sinne einer Hand-Auge-Koordination durchgeführt werden. Dabei werden etwa bestimmte Punkte im Innenraum beleuchtet, welche dann mit bestimmten Bewegungen erreicht werden müssen.
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Zudem ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass die wenigstens eine Komponente ein Lenkrad des Fahrzeuges ist, wobei das Lenkrad zumindest einen Teilbereich aufweist, welcher zumindest teilweise ein elektrisch schaltbares Material, insbesondere ein Schaummaterial, umfasst, sodass in Abhängigkeit der aktuell von einem Fahrzeuginsassen ausgeführten Übungseinheit und einem damit verbundenen Bewegungsablauf von wenigstens einem Finger und/oder wenigstens einer Hand des Fahrzeuginsassen das elektrisch schaltbare Material mittels der Steuer- und Recheneinheit schaltbar ist, sodass ein gemäß der Übungseinheit bestimmter Widerstand in Form eines Härtegrads des elektrisch schaltbaren Materials dynamisch einstellbar ist. Auf diese Weise kann besonders einfach und sehr definiert ein jegliches Therapieangebot aus dem Fachgebiet der Ergotherapie und/oder der Physiotherapie speziell für den Bereich Hand und insbesondere für wenigstens einen Finger bereitgestellt und anschließend im Sinne der zuvor erläuterten Zusammenhänge durchgeführt werden. Beispielsweise kann das Lenkrad schaltbare Schäume umfassen, welche dem Fahrer beziehungsweise Anwender einen Widerstand für Fingerbewegungen beziehungsweise für Bewegungsabläufe gemäß aktuell durchgeführter Übungseinheit in Bezug auf die Finger entgegensetzt. Diesen Widerstand muss dann der Anwender beispielsweise je nach zugeordneten Anweisungen in vorgegebener Weise überwinden. Dies kann beispielsweise während eines zumindest teilweise autonomen Fahrmodus beziehungsweise Fahrbetriebs des Fahrzeugs vorgesehen sein, um den Fahrer nicht während eines aktiven Fahrbetriebs abzulenken. Ein Beifahrer kann diese Ausführung des Systems beispielsweise während einer Pause nutzen, indem er entweder vom Beifahrersitz entsprechend zum Lenkrad herübergreift oder den Fahrzeugsitz wechselt. Auch zumindest teilweise abnehmbare Lenkradelemente, welche schaltbare Schäume oder schaltbare Materialien umfassen sind vorstellbar.
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Ferner ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass die zu einer aktuell von einem Fahrzeuginsassen ausgeführten Übungseinheit zugehörigen Bewegungsabläufe des Fahrzeuginsassen, welche gemäß einer mittels der systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen audiovisuellen Interaktionseinheit, insbesondere in Form eines Hologramms, anzeigbar sind, mittels einer systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen Überwachungseinheit erfassbar sind, sodass dem Fahrzeuginsassen wenigstens eine Rückmeldungsinformation mittels der systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen audiovisuellen Interaktionseinheit und/oder mittels der wenigstens einen Komponente bereitstellbar ist, wobei sämtliche Rückmeldungsinformationen in der Steuer- und Recheneinheit speicherbar sind. Aus den mittels der Überwachungseinheit erhobenen und gewonnenen Erkenntnissen kann das vorgestellte System ein strukturiertes Feedback an den Anwender geben. Das System kann mittels der Überwachungseinheit und den damit zusammenhängenden Einzelkomponenten dieser Einheit einen Rundumblick bezogen auf den Anwender und seiner aktuellen Sitzposition und den damit verbundenen Bewegungsabläufen erhalten beziehungsweise erfassen, um somit dem Anwender eine Rückmeldungsinformation hinsichtlich einer korrekten Ausführung der durchgeführten Übungseinheiten des Übungsprogramms zu liefern beziehungsweise bereitzustellen. Die Rückmeldungsinformation in Form eines strukturierten Feedbacks kann beispielsweise über eine Anzeigeneinheit der audiovisuellen Interaktionseinheit oder über eine Sprachausgabeeinheit der audiovisuellen Interaktionseinheit an den Fahrer beziehungsweise den Anwender weitergegeben werden. Auch ist vorstellbar, dass die Rückmeldungsinformation mittels den verstellbaren Komponenten und/oder mittels einer separaten systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen Aktuatorvorrichtung in einem jeweiligen Fahrzeugsitz, einem jeweiligen Anschnallgurtsystem oder im Anschnallgurt selbst, einer jeweiligen Kopfstütze oder dergleichen, beispielsweise auch im Lenkrad, an den Anwender weitergeleitet beziehungsweise bereitgestellt wird. Die Überwachungseinheit kann dabei jegliche Formen und Ausprägungen von Sensorelementen, Radarelementen und/oder Kameravorrichtungen umfassen. Beispielsweise könnten Sitzdruckverteilungssensoren in jeweiligen Fahrzeugsitzen oder Sitzplätzen vorgesehen sein.
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Schlussendlich ist in einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass die wenigstens eine Rückmeldungsinformation wenigstens einer externen Person, insbesondere einem Arzt und/oder einem Therapeuten, übermittelbar und/oder bereitstellbar ist und/oder wobei die wenigstens eine Rückmeldungsinformation den aktuell ausgeführten Bewegungsablauf des Fahrzeuginsassen als überlagernde Bilddatei über einen mittels der systemeigenen und/oder fahrzeugeigenen audiovisuellen Interaktionseinheit vorgegebenen Musterbewegungsablauf umfasst. Die Rückmeldungsinformationen können beispielsweise in Form eines Trainingsprotokolls über dafür vorgesehene Schnittstellen der Steuer- und Recheneinheit an den Therapeuten und/oder Arzt weitergegeben werden. Insbesondere wenn eine Kameravorrichtung involviert beziehungsweise vorgesehen ist, können beispielsweise durchgeführte Bewegungsabläufe des Anwenders zuerst aufgenommen werden, um dann parallel, also fast in Echtzeit, überlagernd über den angezeigten Übungslauf visualisiert zu werden. Anders gesagt kopiert der Anwender eine vorgeführte Übung, welche von einer Person oder einer animierten Sequenz (Avatar) auf der audiovisuellen Interaktionseinheit vorgeführt wird. Seine durchgeführten Bewegungsabläufe werden überlagert, sodass schnell und direkt die Richtigkeit der durchgeführten Übungen erkannt zu werden. Beispielsweise könnten zusätzlich grüne (für richtige) oder rote (für falsche) Umrandungen an den eigenen Bildsequenzdarstellungen vorgesehen sein, sodass diese Information somit noch besser zu erkennen ist.
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Das vorgestellte System kann dabei in jegliche Fahrzeuge als auch in jegliche Transportmittel, welche geeignet sind, Personen zu befördern, eingebaut beziehungsweise integriert werden.
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Die verschiedenen in dieser Anmeldung genannten Ausführungsformen der Erfindung sind, sofern im Einzelfall nicht anders ausgeführt, mit Vorteil miteinander kombinierbar.
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Die Erfindung wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen anhand der zugehörigen Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung von einem System zur Durchführung von ergo- und/oder physiotherapeutischen Maßnahmen in einem Fahrzeug;
- 2 eine schematische Darstellung von einem Fahrzeug umfassend ein System gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9.
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1 zeigt eine schematische Darstellung von einem System 10 zur Durchführung von ergo- und/oder physiotherapeutischen Maßnahmen in einem Fahrzeug 12. Dabei ist das System 10 mit einer systemeigenen audiovisuellen Interaktionseinheit 14 dargestellt. Diese audiovisuelle Interaktionseinheit 14 könnte in einer nicht näher gezeigten Ausführungsvariante auch eine fahrzeugeigene sein. Diese audiovisuelle Interaktionseinheit 14 ist dabei ausgelegt ein auf einer systemeigenen und in der 1 dargestellten Steuer- und Recheneinheit 16 speicherbaren Übungsprogramm 18 mit wenigstens einer Übungseinheit einem Fahrzeuginsassen 20, welcher in dieser Figur der Fahrer ist, bereitzustellen und wiederzugeben. Der Fahrzeuginsasse 20 steht dabei stellvertretend für einen jeglichen Fahrzeuginsassen. Ein Fahrzeuginsasse ist demnach eine Person, welche sich im Innenraum des Fahrzeugs 12 aufhält. Beispielsweise könnte demnach auch ein Patient in das Fahrzeug 12 einsteigen, somit zum Fahrzeuginsassen werden und das Fahrzeug 12 samt System 10 als Therapieraum nutzen. Insofern ist das vorgestellte System 10 auch dafür geeignet, zumindest teilweise einen mobilen Ergotherapieraum und/oder Physiotherapieraum zu repräsentieren. Die Steuer- und Recheneinheit 16 ist dabei mit wenigstens einer verstellbaren und mit dem Fahrzeuginsassen 20 physisch interagierenden Komponente 22 des Fahrzeugs 12 koppelbar. Die verstellbare Komponente 22 ist in diesem Fall ein Fahrzeugsitz 24. In Abhängigkeit der aktuell von einem Fahrzeuginsassen 20 ausgeführten Übungseinheit und einem damit verbundenen Bewegungsablauf von zumindest einem Körperteil des Fahrzeuginsassen 20 ist die wenigstens eine Komponente 22, welche sich mit dem aktuell sich bewegenden Körperteil im physischen Kontakt befindet, mittels der Steuer- und Recheneinheit 16 bewegbar ist, sodass ein gemäß der Übungseinheit bestimmter Widerstand in Form einer Gegenbewegung der wenigstens einen Komponente 22 zumindest teilweise gegen eine Richtung des aktuell ausgeführten Bewegungsablaufs ausführbar ist.
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2 zeigt eine schematische Darstellung von einem Fahrzeug 12 umfassend ein System 10 gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- System
- 12
- Fahrzeug
- 14
- audiovisuelle Interaktionseinheit
- 16
- Steuer- und Recheneinheit
- 18
- Übungsprogramm
- 20
- Fahrer
- 22
- verstellbare Komponente
- 24
- Fahrzeugsitz
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10249415 B3 [0003]
- DE 102017100794 A1 [0004]