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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum selektiven Temperieren von Fahrgasträumen eines Fahrzeugs und ein Fahrzeug zur Durchführung des Verfahrens.
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Bei einem Fahrzeug, z.B. bei einem Schienenfahrzeug, nimmt eine Klimatisierung eines Fahrgastraumes einen signifikanten Anteil der Hilfsbetriebeleistungen ein. Speziell für ein Batteriefahrzeug ist ein geringer Energieverbrauch für eine Klimaanlage relevant, da für diesen die Batteriekapazität des Fahrzeugs mit Traktionsbatterien ausgelegt werden muss. Bisherige Lösungen gehen z.B. mit einer variablen Frischluftzufuhr einher, um nur so viel Frischluft wie nötig zu temperieren, d.h. zu erwärmen oder zu kühlen.
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Die
US 2016/0116512 A1 beschreibt ein Verfahren und ein System zur Überwachung eines Energieverbrauchs einer Kühlung/Heizung in einem Gebäude. Bei dem Verfahren wird anhand einer CO
2-Konzentration in einem Raum eine Anzahl an Personen in dem Raum geschätzt. Weiterhin wird festgestellt, ob eine verbrauchte Energiemenge im Vergleich zu der geschätzten Anzahl der Personen angemessen ist, um einen unnötig hohen Energieverbrauch zu vermeiden. Nachteilig ist hierbei, dass die Anzahl von Personen in einem Raum unbeeinflusst bleibt.
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Die
US 2012/0023976 A1 offenbart eine Klimaanlage und ein Regelungsverfahren. Die Klimaanlage wird mit einer variablen Leistung geregelt, um einen Energieverbrauch zu senken. Das Regelungsverfahren ermittelt eine Belegung eines Raums, wenn eine aktuelle Leistung der Klimaanlage höher ist als ein vorgegebener Grenzwert. Anschließend wird ein Luftvolumenstrom in Abhängigkeit von der Belegung des Raums geregelt. Auch hier ist es nachteilig, dass eine Belegung des Raums unbeeinflusst bleibt.
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Die
WO 2015/177178 A1 betrifft ein Verfahren zum Leiten eines Fahrgastes zu einem für den Fahrgast am besten geeigneten, unbelegten Fahrgastplatz. Das Verfahren beruht auf fahrgastspezifischen Reisedaten. Es sind Sensoren für Umgebungsparameter eines Sitzes vorgesehen, z.B. Temperatursensoren. Ein Fahrgast kann dann zu einem Sitz mit einer für den Fahrgast geeigneten Temperatur geleitet werden. Belegungszustände von Sitzen sind ermittelbar. Nachteilig ist hierbei die hohe Anzahl an erforderlichen Sensoren. Außerdem ist keine Energieeinsparung bei einer Temperaturregelung erkennbar.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren und ein Fahrzeug zu schaffen, mit denen eine Energieeinsparung bei einer Temperierung eines Fahrgastraumes und eine Beeinflussung eines Belegungszustand des Fahrgastraumes möglich sind.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Verfahren nach Anspruch 1 gelöst. Weiterhin wird die Aufgabe mit einem Fahrzeug nach Anspruch 17 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen enthalten.
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Erfindungsgemäß besteht die Lösung der Aufgabe in einem Verfahren zum selektiven Temperieren von Fahrgasträumen eines Fahrzeugs, wobei bei dem Verfahren
- - aktuelle Temperierungszustände der Fahrgasträume und aktuelle Belegungszustände der Fahrgasträume ermittelt werden,
- - aus den aktuellen Temperierungszuständen der Fahrgasträume eine Temperierungsleistung des gesamten Fahrzeugs errechnet wird,
- - aus den aktuellen Belegungszuständen der Fahrgasträume ein Belegungszustand des gesamten Fahrzeugs errechnet wird und
- - in Abhängigkeit von den aktuellen Temperierungszuständen der Fahrgasträume, der errechneten Temperierungsleistung und dem errechneten Belegungszustand des gesamten Fahrzeugs Fahrgäste in verschiedene Fahrgasträume geleitet werden.
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Ein Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, dass unterschiedliche Fahrgasträume unterschiedliche Temperierungszustände und damit unterschiedliche Innentemperaturen sowie unterschiedliche Belegungszustände aufweisen können. Die Fahrgäste können bei Bedarf Fahrgasträume aufsuchen, die jeweils den Innentemperaturvorstellungen und den bevorzugten Belegungszuständen der Fahrgäste entsprechen. Selbstverständlich können die Fahrgäste auch darauf verzichten, sich von einem Fahrgastraum in einen anderen Fahrgastraum zu begeben, oder die Fahrgäste können sich beim Einsteigen in einen beliebigen Fahrgastraum begeben. Die Fahrgastleitung dient einer Senkung des Energieverbrauchs. Ein Fahrgastraum kann mit einem Wagen eines Schienenfahrzeugs übereinstimmen. Es ist jedoch auch denkbar und üblich mehrere thermisch getrennt regelbare Fahrgasträume innerhalb eines Wagens zu realisieren. In dem Sinne können Fahrgasträume auch als einzeln regelbare Zonen verstanden werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens werden
- - die Fahrgäste bei einer vorgegebenen Kombination aus einer Außentemperatur und einem Belegungszustand gleichmäßig auf alle Fahrzeugräume verteilt und
- - eine gleich große Temperierungsleistung für alle Fahrgasträume eingestellt.
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Ein Vorteil dieser Ausführungsform besteht darin, dass die Fahrgäste in jedem Fahrgastraum die gleiche Körperabwärme erzeugen und die Temperierungsleistung daran angepasst werden kann. Dadurch, dass die Temperierungsleistung in allen Fahrgasträumen gleich groß eingestellt wird, ergibt sich eine einfache Regelung der Innentemperatur in jedem Fahrgastraum.
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In einer alternativen Ausführungsform des Verfahrens werden
- a) aktuelle Temperierungszustände der Fahrgasträume und aktuelle Belegungszustände der Fahrgasträume ermittelt und, wenn ein Belegungszustand in mindestens einem Fahrgastraum einen vorgegebenen Wert unterschreitet,
- b) eine vorgegebene Temperierungsleistung für mindestens einen bevorzugten Fahrgastraum eingestellt,
- c) Fahrgäste in den bevorzugten Fahrgastraum geleitet und
- d) eine Temperierungsleistung in mindestens einem weiteren Fahrgastraum eingespart.
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Ein Vorteil dieser Ausführungsform besteht darin, dass in einem Fahrzeug mit mindestens zwei Fahrgasträumen eine Temperierungsleistung, d.h. eine Leistung einer Klimaanlage, reduziert werden kann, wodurch Energie eingespart wird. Beispielsweise kann bei einem Fahrzeug mit drei Fahrgasträumen eine Energieeinsparung von bis zu 30% erreicht werden, wenn alle Fahrgäste die beiden weiteren Fahrgasträume verlassen und sich dann in dem bevorzugten Fahrgastraum aufhalten. Außerdem ist eine Beeinflussung eines Belegungszustands mindestens eines Fahrgastraums möglich. Fahrgäste werden in mindestens einen bevorzugten Fahrgastraum geleitet, in dem ein höheres Klimakomfortniveau eingestellt wird, und in mindestens einem weiteren Fahrgastraum wird ein geringeres Klimakomfortniveau eingestellt. Die Abwärme der Fahrgäste kann effektiver genutzt werden. Leistungsspitzen, die für eine Batterieauslegung maßgeblich sind, werden reduziert. Die Belegungszustände der Fahrgasträume können z.B. mit Hilfe eines Fahrgastzählsystems, einer Gewichtsmessung durch Luftfederdrücke, einer Messung einer CO2-Konzentration und/oder anhand von Erfahrungswerten für durchschnittliche Fahrgastzahlen ermittelt werden.
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In einer besonderen Ausgestaltung des Verfahrens wird der bevorzugte Fahrgastraum vor oder nach Schritt a) ausgewählt oder vor Schritt a) ausgewählt und nach Schritt a) geändert. Beispielsweise kann ein bevorzugter Fahrgastraum vordefiniert werden, z.B. ein Endwagen, oder der bevorzugte Fahrzeugraum kann in Abhängigkeit von dem Belegungszustand ausgewählt oder geändert werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird bei Schritt b) eine minimale Temperierungsleistung für den bevorzugten Fahrgastraum eingestellt, wobei die minimale Temperierungsleistung von einer Außentemperatur abhängt. Dadurch wird sowohl im Sommer bzw. bei wärmeren Außentemperaturen als auch im Winter bzw. bei kälteren Außentemperaturen eine optimale Energieeinsparung erreicht.
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Vorzugsweise kann bei Schritt b) eine zulässige Abweichung der minimalen Temperierungsleistung vorgegeben werden, insbesondere unter Berücksichtigung eines Ladezustands einer Traktionsbatterie des Fahrzeugs. Dies bietet den Vorteil, dass ein Energieverbrauch für die Temperierungsleistung innerhalb von vorgegebenen Grenzwerten variieren kann. Bei einer Energieversorgung mittels einer Traktionsbatterie wird dabei nur so viel Energie entnommen, dass bei einem geringeren Ladezustand eine geringere Temperierungsleistung innerhalb der zulässigen Abweichung eingestellt wird als bei einem höheren Ladezustand.
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In einer besonderen Weiterbildung der Erfindung werden die Schritte b) bis d) nur dann eingeleitet, wenn bei Schritt a) auch die Temperierungsleistung für die Fahrgasträume größer oder gleich der minimalen Temperierungsleistung innerhalb der zulässigen Abweichung ist. Dadurch wird zusätzlich zum Belegungszustand in Schritt a) ein weiterer Parameter festgelegt, der zu einer definierten Einleitung des Verfahrens beiträgt.
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Speziell kann wieder bei Schritt a) begonnen werden, wenn bei Schritt b) die Temperierungsleistung für den bevorzugten Fahrgastraum kleiner als die minimale Temperierungsleistung innerhalb der zulässigen Abweichung ist. Dies könnte ein Hinweis auf einen Defekt einer Klimaanlage in einem bevorzugten Fahrgastraum sein, so dass mittels eines erneuten Starts des Verfahrens ein anderer bevorzugter Fahrgastraum ausgewählt werden kann.
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In einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung wird eine maximale Temperierungsleistung für den weiteren Fahrgastraum eingestellt, wobei insbesondere eine Solltemperatur und/oder eine Frischluftzufuhr des weiteren Fahrgastraums herabgesenkt werden oder eine Temperierungsleistung für den weiteren Fahrgastraum ausgeschaltet wird. Somit ist eine weitere gezielte Energieeinsparung möglich.
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Insbesondere kann bei abnehmender Außentemperatur, insbesondere unter 12°C, der Belegungszustand im bevorzugten Fahrgastraum maximiert werden oder bei einem ansteigenden Belegungszustand über einen vorgegebenen Wert kann eine Anzahl der bevorzugten Fahrgasträume erhöht werden, wobei insbesondere eine gleichmäßige Verteilung der Fahrgäste auf alle bevorzugten Fahrgasträume erfolgt. Je höher die Außentemperatur ist und je geringer der Belegungszustand ist, desto niedriger ist auch der vorgegebene Wert für den Belegungszustand. Dies gilt bis zu einem Grenzwert für die Außentemperatur, ab der es für alle Belegungszustände sinnvoll sein kann, die Anzahl der bevorzugten Fahrgasträume wieder zu verringern.
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Je kälter es ist, desto vorteilhafter ist also ein hoher Belegungszustand im bevorzugten Fahrgastraum, weil dann Abwärme der Fahrgäste genutzt werden kann, um die Temperierungsleistung zu senken. Bei zunehmender Außentemperatur muss die Klimaanlage eine gesamte Wärmeeinstrahlung von außen sowie die Abwärme der Fahrgäste herunterkühlen.
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Weiterhin kann eine Innentemperatur in einem bevorzugten Fahrgastraum einem vorgegebenen Standard entsprechen und eine Innentemperatur in einem weiteren Fahrgastraum kann bei einer wärmeren Außentemperatur höher als der vorgegebene Standard und bei einer kälteren Außentemperatur geringer als der vorgegebene Standard sein. Anhand der Innentemperaturen im bevorzugten Fahrgastraum und im weiteren Fahrgastraum kann die jeweils zugehörige Temperierungsleistung geregelt werden. Der Standard wird von einer Klimanorm vorgegeben.
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Zusätzlich kann die Innentemperatur in einem bevorzugten Fahrgastraum einen anderen Grenzwert aufweisen als die Innentemperatur in einem weiteren Fahrgastraum, wobei insbesondere bei einer wärmeren Außentemperatur jeweils eine maximale Innentemperatur und in bei einer kälteren Außentemperatur jeweils eine minimale Innentemperatur vorgegeben werden. Der Grenzwert für die Innentemperatur gewährleistet ein vorgegebenes Komfortniveau für die Fahrgäste. Durch die unterschiedlichen Grenzwerte im bevorzugten Fahrgastraum und im weiteren Fahrgastraum kann eine Höhe der Energieeinsparung eingestellt werden. Anstelle einer maximalen Innentemperatur kann auch eine maximale Temperaturdifferenz zur Außentemperatur vorgegeben werden.
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Außerdem können zusätzlich zu Schritt a) erwartete Änderungen der Belegungszustände aus Erfahrungswerten berücksichtigt werden. Dies ermöglicht eine zeitliche Planung zur Einleitung des Verfahrens während der Fahrt des Fahrzeugs.
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Speziell kann das Verfahren in einem vorgegebenen Zeitraum gestartet werden, insbesondere nach einem Öffnen von mindestens einer Tür des Fahrzeugs. Beispielsweise kann das Verfahren unmittelbar nach einem Schließen der Türen gestartet werden. Dann kann eine Ermittlung des Belegungszustands bereits beginnen.
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Zudem können Fahrgäste durch Ansagen, Sperren von Türen des Fahrzeugs und/oder durch Fahrgastleitsysteme in dem Fahrzeug und/oder an einer Haltestation in den bevorzugten Fahrgastraum geleitet werden, insbesondere auch noch nach Schritt d). Dies sind effiziente Mittel zum Leiten der Fahrgäste in den bevorzugten Fahrgastraum.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung
- - ist eine Anzahl von bevorzugten Fahrgasträumen von Belegungszuständen der Fahrgasträume abhängig und/oder
- - ein bevorzugter Fahrgastraum umfasst ein Behinderten-WC, ein Familienabteil, einen Mehrzweckbereich und/oder einen Bereich einer ersten Klasse und/oder
- - bei mindestens drei Fahrgasträumen in Reihe sind bevorzugte Fahrgasträume an Enden des Fahrzeugs angeordnet und/oder bevorzugte Fahrgasträume sind nebeneinander angeordnet und/oder
- - jeweils mindestens ein trennendes Element isoliert Fahrgasträume mit verschiedenen Temperierungsleistungen thermisch voneinander, wobei das trennende Element insbesondere eine Tür und/oder ein Luftschleier ist.
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Beispielsweise ist bei einer Nutzung eines Fahrgastraums mit einem hohen Belegungszustand als bevorzugtem Fahrgastraum ein geringerer Fahrgastfluss von dem weiteren Fahrgastraum in den bevorzugten Fahrgastraum erforderlich. Ein Fahrgastraum mit einer speziellen Zusatzfunktion eignet sich ebenfalls gut als bevorzugter Fahrgastraum, weil auf die Bedürfnisse besonderer Fahrgastgruppen Rücksicht genommen wird. Beispielsweise umfassen Fahrgasträume an Enden eines Schienenfahrzeugs oft Bereiche erster Klasse, die als bevorzugte Fahrgasträume mitberücksichtigt werden sollten. Eine Tür und/oder ein Luftschleier sind einfache Mittel zur Trennung von Bereichen mit verschiedenen Temperierungsleistungen bzw. unterschiedlichen Innentemperaturen. Wenn bevorzugte Fahrgasträume nebeneinander angeordnet sind, kann in mindestens einem Übergangsbereich ein Wärmeaustausch stattfinden.
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Weiterhin besteht die Lösung der Aufgabe in einem Fahrzeug zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 16, wobei das Fahrzeug insbesondere ein Schienenfahrzeug ist. Das Verfahren ist für eine Durchführung bei einem Schienenfahrzeug mit mindestens zwei Fahrgasträumen besonders geeignet. Denkbar ist jedoch auch eine Durchführung bei einer anderen Art von Fahrzeugen mit mindestens zwei Fahrgasträumen.
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Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand von drei Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- 1 ein schematisches Flussdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß einem Ausführungsbeispiel,
- 2 ein Diagramm zur Fahrgastverteilung in einem Fahrzeug mit drei Fahrgasträumen, und
- 3 ein Diagramm zu einer bevorzugten Verteilung von Fahrgästen.
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In 1 ist ein Ablauf eines Verfahrens 10 zum selektiven Temperieren von Fahrgasträumen eines Fahrzeugs schematisch und beispielhaft dargestellt. Das Verfahren 10 umfasst einen Start 11, der zu einem definierten Zeitpunkt während eines Betriebs des Fahrzeugs ausgeführt wird. Nach dem Start 11 erfolgt der Schritt 12 „Erhalte Informationen“, der die Teilschritte 12.1, 12.2 und 12.3 umfasst.
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Im Teilschritt 12.1 „Temperierungszustände ermitteln“ werden Informationen zum Zustand einer Klimaanlage pro Fahrgastraum erhalten, wobei die Klimaanlage in 1 als HVAC (HVAC: Heating, Ventilation and Air Conditioning) und der Fahrgastraum in 1 als Wagen bezeichnet werden. Die Informationen zum Zustand der Klimaanlage pro Fahrgastraum umfassen z.B. Informationen zur Leistung, zum Wärmestrom, zum Volumenstrom der Frischluft, zur Außentemperatur, zur Ist-Temperatur im Fahrgastraum und/oder zur Soll-Temperatur im Fahrgastraum.
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Im Teilschritt 12.2 „Belegungszustände ermitteln“ werden Informationen zum Belegungszustand, d.h. zur Anzahl von Personen, pro Fahrgastraum bzw. Wagen erhalten. Der Belegungszustand kann z.B. durch eine Messung einer CO2-Konzentration, eines Gewichts eines Fahrgastraums bzw. Wagens und/oder durch eine Messung eines Personenwechsels mittels eines Personenzählsystems ermittelt werden.
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Im Teilschritt 12.3 „Erwartete Änderungen der Belegungszustände aus Erfahrungswerten berücksichtigen“ werden prädiktive bzw. vorhersehbare Informationen erhalten. Die prädiktiven Informationen umfassen z.B. eine Zeit oder anders ausgedrückt, einen Zeitraum, bis zu einem nächsten Türöffnen und/oder aufgrund der Vergangenheit erwartete Änderungen der Personenzahl. Der Teilschritt 12.3 kann als optional angesehen werden.
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Auf den Schritt 12 mit den Teilschritten 12.2, 12.2, und ggf. 12.3 folgt der Schritt 13 „Temperierungsleistung einstellen“, bei dem eine Einstellung der minimalen Temperierungsleistung, d.h. der minimalen Leistung der Klimaanlage (HVAC), bei einer optimalen Personenverteilung zwischen den Fahrgasträumen bzw. Wagen erfolgt. Die minimale Leistung der Klimaanlage betrifft einen bevorzugten Fahrgastraum, der nach dem Schritt 12 ausgewählt werden kann. Alternativ kann der bevorzugte Fahrgastraum auch vorausgewählt sein, z.B. als ein Endwagen des Fahrzeugs, und dann nach dem Schritt 12 als bevorzugter Fahrgastraum bestätigt werden. Wenn der bevorzugte Fahrgastraum vorausgewählt ist, kann ein Auswählen oder Bestätigen des bevorzugten Fahrgastraums nach Schritt 12 auch entfallen.
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Nach Schritt 13 erfolgt der Schritt 14 „zulässige Abweichung vorgeben“, bei dem eine zulässige Änderung der Temperierungsleistung, d.h. der Leistung der Klimaanlage, vom Optimum bzw. von dem im Schritt 13 ermittelten Minimum festgelegt wird. Optional kann hierbei ein Ladezustand einer Traktionsbatterie berücksichtigt werden. Dadurch wird verhindert, dass zu viel Energie aus der Traktionsbatterie verbraucht wird bzw. das Verfahren wird möglicherweise nur eingeleitet, wenn das Erreichen der nächsten Nachlademöglichkeit ohne diese Einsparungen nicht erreicht werden kann.
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In Schritt 15 „Temperierungsleistung messen“ wird festgestellt, ob die Temperierungsleistung, d.h. die Ist-Leistung der Klimaanlage, im bevorzugten Fahrgastraum größer oder gleich der minimalen Temperierungsleistung, d.h. der minimalen Leistung der Klimaanlage, entspricht und innerhalb der zulässigen Abweichung liegt.
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Wenn das Ergebnis von Schritt 15 negativ ist, setzt das Verfahren 10 wieder mit Schritt 12 ein. Wenn das Ergebnis von Schritt 15 positiv ist, erfolgt Schritt 16 „Fahrgäste leiten“, wobei Maßnahmen zum Erreichen der optimalen Personenverteilung eingeleitet werden, z.B. durch Ansagen, Sperren von Türen, Sperren von Wagen und/oder durch eine Personenflussoptimierung an einer Haltestation, z.B. einem Bahnsteig. Danach wird das Verfahren 10 ab Schritt 12 wiederholt. Es findet also eine kontinuierliche Regelung der Leistung der Klimaanlage bzw. der HVAC-Leistung statt. Alle Größen des Verfahrens 10 werden über einen geeigneten Zeitraum gemittelt.
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In 2 und 3 ist beispielhaft eine vorteilhafte bzw. optimale Verteilung von Fahrgästen in einem Fahrzeug mit drei Fahrgasträumen dargestellt. Die Ziffern „1“, „2“ und „3“ bezeichnen die Anzahl der bevorzugten Fahrgasträume. Bei einer „1“ befinden sich alle Fahrgäste im bevorzugten Fahrgastraum. Eine „2“ bezeichnet eine gleichmäßige Verteilung der Fahrgäste auf zwei Fahrgasträume. Eine „3“ bezeichnet eine gleichmäßige Verteilung der Fahrgäste auf drei Fahrgasträume. Die oberste Zeile gibt eine Anzahl der belegten Sitzplätze in Prozent an, d.h. einen Belegungszustand des gesamten Fahrzeugs. 100 % bedeuten, dass alle Sitzplätze belegt sind. 200 % bedeuten, dass auch alle Stehplätze belegt sind. Die Spalte ganz links gibt die Außentemperatur in °C an.
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In 2 sind im Wesentlichen drei Bereiche erkennbar, ein Bereich, der mit „1“ ausgefüllt ist, ein Bereich, der mit „2“ ausgefüllt ist und ein Bereich, der mit „3“ ausgefüllt ist. Die in der Tabelle gezeigten Verteilungen der Fahrgäste stellen jeweils das Optimum bezüglich des Energieverbrauchs für die Temperierung dar. Vernachlässigt wurde hierbei, dass rein aus Platzgründen eine Konzentration von einer Fahrzeugbelegung von 100% auf nur einen Wagen nicht praxiskonform ist.
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Für die bevorzugte Verteilung der Fahrgäste muss daher ein Platzkomfort sichergestellt sein. So sollten z.B. alle Fahrgäste einen Sitzplatz einnehmen können. Eine optimale Verteilung an Fahrgästen und die Berücksichtigung der Mindestanzahl an Fahrgasträumen zur Erfüllung dieser Bedingung ist in 3 in einem Bereich A dargestellt.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Verfahren
- 11
- Start
- 12
- Erhalte Informationen
- 12.1
- Temperierungszustände ermitteln
- 12.2
- Belegungszustände ermitteln
- 12.3
- Erwartete Änderungen der Belegungszustände aus Erfahrungswerten berücksichtigen
- 13
- Temperierungsleistung einstellen
- 14
- Zulässige Abweichung vorgeben
- 15
- Temperierungsleistung messen
- 16
- Fahrgäste leiten
- A
- Bereich
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2016/0116512 A1 [0003]
- US 2012/0023976 A1 [0004]
- WO 2015/177178 A1 [0005]