DE3832443A1 - Vorrichtung zur fahrzeugleitung von eisenbahnzuegen - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Fahrzeugleitung von Eisenbahnzügen mit Überwachungseinrichtungen in den einzelnen Waggons, die über eine Zugsdatenleitung mit mindestens einer Datenstation am Zug verbunden sind, die über eine Verbindungs­ leitung an eine ortsfeste Datenverarbeitungsanlage anschließbar ist.

Eine derartige Vorrichtung wird in der DE 32 38 452 A1 beschrie­ ben. Die Meßwerte diverser Sensoren werden an eine in der Lokomo­ tive befindliche Datenstation übertragen. Über diese Datenstation können auch während der Fahrt des Zuges auftretende Mängel vom Bedienungspersonal eingegeben werden. Die so gesammelten Daten werden an eine zentrale Datenverarbeitungsanlage übermittelt. Da­ raus können Arbeitsaufträge für Wartungsdienste abgeleitet wer­ den. Weiters können auch Informationen an den Zugsführer oder das Steuersystem des Zuges übermittelt werden und eine Disposition des Zugseinsatzes erfolgen. Aus diesem Aufbau mit einer einzigen Datenstation folgt, daß die Fahrzeugdiagnose über den gesamten Zugverband nur bei Triebwagenzügen erfolgen kann. Diese bilden eine betriebsmäßig nicht trennbare Einheit.

Ein rationellerer Einsatz von Betriebsmitteln wird dadurch er­ reicht, daß Züge aus Lokomotive mit Reisezugwagen zusammenge­ stellt werden. Diese Reisezugwagen stammen im allgemeinen aus verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Baureihen. Daher sind die Überwachungseinrichtungen im allgemeinen auch von verschiedenen Herstellern, arbeiten autark und speichern die Fehlermeldungen. Zum Auslesen werden jeweils spezielle Aus­ wertegeräte verwendet. Die Dienststellen der einzelnen Bahnver­ waltungen benötigen daher eine große Zahl von Auswertegeräten und entsprechend geschultes Personal. Zur Ausführung einfacher Steue­ rungs- und Überwachungsmaßnahmen, wie Brems- oder Türbetätigung, sind auch bei diesen Zügen die Reisezugwagen und die Lokomotive über eine Zugsdatenleitung verbunden.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei flexibel zusammen­ gestellten Eisenbahnzügen die Fahrzeugleittechnik und Überwachung zu vereinheitlichen.

Dies wird gemäß Patentanspruch 1 dadurch erreicht, daß der Zug aus wechselnden Reisezugwagen zusammengestellt ist, von denen zumindest einige mit jeweils einem Fahrzeugleitrechner ausgestat­ tet sind, mit dem die Überwachungseinrichtungen des jeweiligen Reisezugwagens verbunden sind und der zum Datenaustausch an die Zugsdatenleitung und die Datenstation angeschlossen ist und daß sich die Datenstation im selben Reisezugwagen wie der Fahrzeug­ leitrechner befindet.

Somit werden sämtliche Daten der Überwachungseinrichtungen eines Reisezugwagens vom darin eingebauten Fahrzeugleitrechner gesammelt. Über eine einheitliche Schnittstelle erfolgt dann der Datenaus­ tausch über die Zugsdatenleitung. Mit der Datenstation können vom Begleitpersonal Meldungen über mechanische Gebrechen im Reisezug­ wagen eingegeben und an den Fahrzeugleitrechner übermittelt werden. Der Reisezugwagen bleibt als autarke Einheit erhalten, die über die Zugsdatenleitung mit dem gesamten Eisenbahnzug verbunden ist. Mit Zugfunk oder Linienleiter ist über die Lokomotive auch eine Vorausmeldung eines Defektes zur raschen Behebung während eines Zugshaltes möglich. Über eine Datenstation kann der Zugsbegleiter Meldungen der Überwachungseinrichtungen empfangen und so auch geringfügige Störungen beheben. Da Reisezugwagen, die keinen Fahrzeugleitrechner enthalten, gleichfalls an die Zugsdatenlei­ tung angeschlossen sind, wird der Datenaustausch der Fahrzeug­ leitrechner untereinander und mit der Datenverarbeitungsanlage nicht unterbrochen. Sie bleiben jedoch bei Auswertungen unbe­ rücksichtigt.

Zur besseren Ausnutzung der Kapazität des Fahrzeugleitrechners weist der Reisezugwagen ein Fahrgastinformationssystem auf, das mit dem Fahrzeugleitrechner verbunden ist und eine Sitzplatz­ reservierungsanzeige enthält. Somit können über die Datenverar­ beitungsanlage Sitzplatzreservierungen in den jeweiligen Reise­ zugwagen durchgeführt und angezeigt werden. Darüber hinaus können Fahrgäste selbst noch unmittelbar vor Reiseantritt ihren Platz reservieren lassen, selbst wenn der Zug bereits aus dem Zugs­ bildebahnhof abgefahren ist.

Eine Ausgabe von Informationen für die Fahrgäste ist dadurch möglich, daß das Fahrgastinformationssystem eine Informations­ station, eine Wagenleitanzeige und eine Beschallungsanlage ent­ hält.

Zur umfassenden Überwachung und Wartung des Zuges, sowie zur Platzreservierung unmittelbar vor Fahrtantritt ist es vorteil­ haft, daß die Datenverarbeitungsanlage als weiträumiges Rechner­ verbundnetz ausgebildet ist und Datenendstellen, wie Bahnleit­ stellen, Bahnsteigterminals, Schalterterminals und Wartungstermi­ nals enthält.

Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispieles mit Zeich­ nungen näher beschrieben. Es zeigt

Fig. 1 eine schematische Darstellung des Systems der Fahrzeug­ leittechnik und

Fig. 2 ein schematisches Blockschaltbild der Datenverarbeitung eines Reisezugwagens.

In Fig. 1 ist eine Übersicht über das gesamte System der Fahrzeug­ leittechnik dargestellt. Jeder Reisezugwagen RZW des Eisenbahn­ zuges enthält einen Fahrzeugleitrechner FLR. Diese sind unterein­ ander über eine Zugsdatenleitung ZL miteinander verbunden, die als 13polige UIC-Leitung ausgeführt ist. Die Zugsdatenleitung ZL ist über eine Schnittstelle im Bahnsteigsbereich und eine zweiadrige Verbindungsleitung VL mit einer ortsfesten Datenver­ arbeitungsanlage DV verbunden. An diese sind mehrere Datenend­ stellen, wie eine Bahnleitstelle BLS, die mit einer Empfangs­ station für den Zugfunk ZF verbunden ist, Bahnsteigterminals BST, Schalterterminals ST und Wartungsterminals WT angeschlossen.

Bis unmittelbar vor Abfahrt des Zuges werden Daten zwischen den Fahrzeugleitrechnern FLR und der Datenverarbeitungsanlage DV aus­ getauscht. Unter anderem sind es Ergebnisse von Selbsttests der in Steuerungen im Reisezugwagen RZW befindlichen Mikroprozessoren, Reservierungen von Sitzplätzen sowie der Austausch von Betriebs­ daten zwischen der Bahnleitstelle BLS und den Fahrzeugleitrech­ nern FLR. Eine Kommunikation mit dem fahrenden Zug ist über Zug­ funk ZF möglich.

Fig. 2 zeigt den Aufbau des Fahrgastinformations- und Diagnose­ systems der Reisezugwagen RZW des Zuges. Kernstück des der Fahr­ zeugleitung dienenden Systems ist der Fahrzeugleitrechner FLR. An technischen Einrichtungen enthält der Reisezugwagen RZW eine Stromversorgung mit Tiefsetzsteller TSS und Drehstromwechselrich­ tern DWR. Deren Steuerungen und die Steuerungen einer Klimaanlage KA und eines Batterieladegerätes LG sind mit Mikroprozessoren auf­ gebaut, die mit dem Fahrzeugleitrechner FLR verbunden sind. Jede Mikroprozessorsteuerung führt eine Eigendiagnose durch und lei­ tet die Diagnosedaten mit Betriebsdaten an den Fahrzeugleitrech­ ner FLR weiter. Außerdem sind auch noch Senoren für einen Gleit­ schutz GS, Türkontakte TK, Bremsbeläge BB und Beleuchtung BL an den Fahrzeugleitrechner FLR angeschlossen. Dieser speichert alle ankommenden Daten mit der Uhrzeit ab. Das ermöglicht eine Fern­ steuerung und Überwachung der technischen Einrichtungen. So kann beispielsweise die Stromversorgung leistungsbegrenzt betrieben werden, wobei der Fahrzeugleitrechner FLR einzelne Verbraucher zeitweise abschaltet oder deren Leistung reduziert.

Eine Ausgabe von Fehlermeldungen erfolgt über eine Datenstation DS. Diese befindet sich in einem Schaltschrank des Reisezugwagens RZW und ist mittels eingebauten Vierkantschnappschloß vor unbe­ fugten Zugriffen geschützt. Die Datenstation DS ersetzt auch die bisher üblichen Meßgeräte für Batteriespannung, Batteriestrom und die Spannung im Drehstromnetz. Durch den Fahrzeugleitrechner FLR werden Fehlermeldungen Prioritäten zugeteilt und damit in Wertig­ keiten unterteilt. Unterschiedliche Stufen für Zugsbegleiter, Wagenmeister oder Werkstätten grenzen die Informationstiefe der Angaben ein. Der Zugsbegleiter kann mit einem menügeführten Pro­ gramm Fehlermeldungen abrufen und sich über Abhilfemaßnahmen in­ formieren. Dieser Dialog kann in den vier UIC-Sprachen oder einer dem Einsatzort entsprechenden Sprache geführt werden. Über Zug­ funk ZF werden bestimmte Fehlermeldungen vom Fahrzeugleitrechner FLR als Fehlervorausmeldung während der Fahrt an eine Betriebs- und Wartungsstelle gesendet. Weiters ist eine Diagnoseschnitt­ stelle DSS mit dem Fahrzeugleitrechner FLR verbunden, um bei Wartungsarbeiten am Reisezugwagen RWZ eine zentrale Weiterver­ arbeitung der Fehlermeldungen und ihre Dokumentation mit einem Drucker zu ermöglichen. Die Verbindung erfolgen über Schnitt­ stellen vom Typ RS 485, da eine Übertragung mittels Zeitmulti­ plextechnik zu langsam ist und eine Übertragung per Lichtleiter beim Kuppeln problematisch und zum alten Fuhrpark nicht kompa­ tibel ist.

Das Fahrgastinformationssystem beinhaltet eine Sitzplatzreservie­ rungsanzeige SRA, eine Informationsstation IS, eine Wagenleitan­ zeige WLA und eine Beschallungsanlage BA. Die Daten für die Sitz­ platzreservierungsanzeige SRA werden von einem Sitzplatzreservie­ rungscomputer über die Zugsdatenleitung ZL und den Fahrzeugleit­ rechner FLR übertragen. Über die Fahrzeugnummer des Reisezugwagens RZW und die Sitzplatznummer wird jeder beliebige Sitz gekennzeich­ net. Die Daten werden immer für den gesamten Reisezugwagen RZW an den Fahrzeugleitrechner FLR übertragen. Während dieser Fahrzeug­ leitrechner FLR die Daten über die Sitzplatzreservierungsanzeige SRA anzeigt, erfolgt bereits die Übertragung der Reservierungs­ daten für den nächsten Reisezugwagen RZW über die Zugsdatenlei­ tung ZL. Die Sitzplatzreservierungsanzeige SRA kann je nach Raum­ aufteilung entweder als Flüssigkristallanzeige über den Sitzen oder beim Abteileingang angeordnet sein. Als Bildschirm wäre sie einem größeren Waggonbereich zuzuordnen.

Über die in einem Gangbereich des Reisezugwagens RZW aufgestellte Informationsstation IS können vom Fahrgast alle für den Zug not­ wendigen Angaben über Haltestellen, Entfernungen, Ankunfts- und Abfahrtszeiten, sowie Anschlußzüge und deren Abfahrtszeiten mit Bahnsteigangaben abgerufen werden. Darüber hinaus können Daten, wie Geschwindigkeit, Temperatur, Verspätung, Lage des Speisewa­ gens und sein Speisen- und Getränkeangebot, freie Betten im Schlafwagen oder Fremdenverkehrsangebote angezeigt werden. Je nach Wahl kann dies in den Sprachen Deutsch, Englisch, Franzö­ sich und Italienisch erfolgen. Die Informationen sind auch um eine Hotelliste ergänzbar. Die Daten werden von der Datenverar­ beitungsanlage über den Fahrzeugleitrechner FLR ständig aktuali­ siert. Über die Beschallungsanlage BA werden neben den Durch­ sagen des Zugpersonals auch vom Fahrzeugleitrechner FLR gesteuer­ te Ansagen übertragen.

Die Wagenleitanzeige WLA enthält Wagenlaufschilder und Zugziel­ anzeigen in den Einstiegsräumen und in der Außenwand des Reise­ zugwagens RZW. Darüber hinaus umfaßt sie eine Anzeige der nächsten Station mit der Zeitangabe der Ankunft und eventueller Verspätung.

Claims (4)

1. Vorrichtung zur Fahrzeugleitung von Eisenbahnzügen mit Über­ wachungseinrichtungen in den einzelnen Waggons, die über eine Zugsdatenleitung (ZL) mit mindestens einer Datenstation (DS) am Zug verbunden sind, die über eine Verbindungsleitung (VL) an eine ortsfeste Datenverarbeitungsanlage (DV) anschließbar ist, da­ durch gekennzeichnet, daß der Zug aus wech­ selnden Reisezugwagen (RZW) zusammengestellt ist, von denen zu­ mindest einige mit jeweils einem Fahrzeugleitrechner (FLR) ausge­ stattet sind, mit dem die Überwachungseinrichtungen des jeweili­ gen Reisezugwagens (RZW) verbunden sind und der zum Datenaus­ tausch an die Zugsdatenleitung (ZL) und die Datenstation (DS) angeschlossen ist und daß sich die Datenstation (DS) im selben Reisezugwagen (RZW) wie der Fahrzeugleitrechner (FLR) befindet.

2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn­ zeichnet, daß der Reisezugwagen (RZW) ein Fahrgastin­ formationssystem aufweist, das mit dem Fahrzeugleitrechner (FLR) verbunden ist und eine Sitzplatzreservierungsanzeige (SRA) ent­ hält.

3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Fahrgastinformationssystem eine In­ formationsstation (IS), eine Wagenleitanzeige (WLA) und eine Be­ schallungsanzeige (BA) enthält.

4. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, da­ durch gekennzeichnet, daß die Datenverar­ beitungsanlage als weiträumiges Rechnerverbundnetz ausgebildet ist und Datenendstellen, wie Bahnleitstellen (BLS), Bahnsteig­ terminals (BST), Schalterterminals (ST) oder Wartungsterminals (WT) enthält.