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Die Erfindung betrifft einen ergonomisch ausgestalteten Fahrradsattel.
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Hintergrund der Erfindung
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Ergonomisch ausgestaltete Fahrradsättel sind bekannt.
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Die Offenlegungsschrift
DE 10 2017 123 727 A1 zeigt einen Fahrradsattel mit einer Sattelschale, welche Ausnehmungen zum Einfedern der Sitzbeinhöcker des Benutzers aufweist.
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Durch ein Einfedern der Sitzbeinhöcker und ein Abstützen durch die die Sitzbeinhöcker umgebende Muskulatur konnte der Komfort eines derartigen Sattels erhöht werden. Gleichzeitig kann die Leistungsfähigkeit des Radfahrers verbessert werden.
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Dokument
DE 93 03 259 U1 zeigt einen Fahrradsattel mit zwei Ausnehmungen, in ein weiches elastisches Material eingesetzt ist.
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Gegenüber dem eingangs genannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die ergonomischen Eigenschaften eines Fahrradsattels weiter zu verbessern.
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Insbesondere soll die Ergonomie des Fahrradsattels im Hinblick auf die Bewegungen des Benutzers beim Treten der Pedale weiter verbessert werden.
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Die Aufgabe der Erfindung wird durch einen Fahrradsattel nach Anspruch 1 gelöst.
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Bevorzugte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind dem Gegenstand der abhängigen Ansprüche, der Beschreibung sowie den Zeichnungen zu entnehmen.
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Die Erfindung betrifft einen Fahrradsattel, welcher eine Sattelschale mit einer Sattelnase und einem Sitzbereich umfasst.
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Die Sattelnase geht über ein Übergangsbereich in den Sitzbereich über.
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Den Kern des Sattels bildet die Sattelschale, welche beispielsweise als Spritzgussbauteil aus Kunststoff ausgebildet sein kann.
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Die Sattelschale ist ihrerseits mit einer Polsterung, insbesondere einer Schaumstoffpolsterung, versehen.
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Die Sattelschale umfasst im Sitzbereich Ausnehmungen zum Einfedern der Sitzbeinhöcker des Benutzers.
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Die Ausnehmungen können insbesondere als Öffnungen bzw. Durchgangslöcher der Sattelschale ausgebildet sein.
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Durch die Ausnehmungen wird ein Einfedern der Sitzbeinhöcker des Benutzers ermöglicht und das Abstützen erfolgt um die Sitzbeinhöcker herum, was die Ergonomie eines derartigen Sattels deutlich verbessert.
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Gemäß der Erfindung ist die Sattelschale mit einem ersten Polster und einem zweiten Polster überspannt, wobei das zweite Polster weicher als das erste Polster ausgebildet ist.
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Das erste Polster ist vorzugsweise unmittelbar mit der Sattelschale verbunden, insbesondere verklebt.
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Von der Härte her ist das zweite Polster vorzugsweise um mindestens 5 SHORE A, vorzugsweise 10 SHORE A, besonders bevorzugt um mindestens 20 SHORE A, weicher ausgebildet als das erste Polster.
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Vorzugsweise haben sowohl das erste als auch das zweite Polster eine dreidimensionale ergonomische Ausgestaltung.
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Das erste Polster kann insbesondere dem Überspannen der Ausnehmungen der Sattelschale dienen, während das äußere zweite Polster, welches weicher ausgebildet ist, den Komfort des Sattels nochmals verbessert.
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Das erste Polster ist im Bereich der Ausnehmungen hinten dicker als vorne ausgebildet.
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Unter „hinten“ und „vorne“ wird die Position im bestimmungsgemäßen Gebrauch des Sattels verstanden. „Vorne“ ist also in Richtung der Sattelnase und „hinten“ in Richtung des Endes des Sitzbereiches.
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Durch die Ausgestaltung des ersten, härteren Polsters derart, dass dieses zumindest um die Ausnehmungen herum nach vorne hin abfällt, wird auf überraschend einfache Weise die Bewegungsfreiheit des Benutzers beim Treten der Pedale verbessert, gleichzeitig bleiben aber die ergonomischen Eigenschaften des eingangs beschriebenen und aus dem Stand der Technik bekannten Sattels weitgehend erhalten.
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Das erste Polster ist im Bereich der Ausnehmungen derart ausgebildet, dass dieses jeweils eine Mulde umfasst, in welche der Sitzbeinhöcker des Benutzers einfedern kann.
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Eine derartige Mulde wird abschnittsweise durch einen Wall begrenzt, welcher die Mulde umgibt.
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Dieser Wall hat vorne eine geringere Höhe als hinten. Insbesondere ist die Dicke des ersten Polsters vorne um mindestens 30%, bevorzugt um mindestens 50%, gegenüber hinten reduziert.
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Die Mulde kann insbesondere auch nach vorne hin auslaufend ausgestaltet sein, nach vorne hin also gar kein Wall um die Mulde ausgebildet sein.
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Vorzugsweise ist die Mulde jeweils durch das zweite Polster ausgefüllt. Das zweite Polster umfasst also mit der Kontur der Mulden korrespondierende Erhebungen, die in die Mulden greifen.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung erstreckt sich das zweite Polster nicht nur über die Mulden, sondern auch über die Sattelnase. Hierdurch wird der Komfort im Genitalbereich erhöht.
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Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform überspannt das zweite Polster das erste Polster vollständig.
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Das härtere erste Polster ist also komplett von dem zweiten weicheren Polster überdeckt, insbesondere auch im Randbereich des Sattels.
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Bei einer Weiterbildung der Erfindung kann die Sattelschale eine sich von einer Sattelmitte bis in die Sattelnase erstreckende Ausnehmung aufweisen. Hierdurch kann der durch den Sattel verursachte Druck im Genitalbereich reduziert werden.
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Die Ausnehmung kann insbesondere als längliches mittiges Durchgangsloch ausgebildet sein.
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Auch das zweite Polster, welches vorzugsweise die Außenseite des Sattels bildet bzw. lediglich mit einer Überspannung versehen ist, kann eine sich mittig in Längsrichtung erstreckende Einsenkung aufweisen. Diese erstreckt sich vorzugsweise zumindest über den Sitzbereich.
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Druck im Bereich des Damms des Benutzers kann so reduziert werden. Der Benutzer wird überwiegend durch die sich um die Sitzbeinhöcker erstreckende Muskulatur abgestützt.
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Bei einer Weiterbildung der Erfindung steigt die Sattelschale im Bereich der Ausnehmungen nach hinten an. Die Ausnehmungen sind so nach vorne hin Fahrtrichtung geneigt. Dies verbessert ebenfalls die Ergonomie und erleichtert insbesondere die Bewegung beim Treten der Pedale.
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Vorzugsweise fällt die Sattelschale zumindest im Bereich der Ausnehmungen quer zur Fahrtrichtung nach außen hin ab.
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Erstes und zweites Polster sind vorzugsweise als miteinander verbundene Schaumstoffpolster ausgebildet.
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Die Polster können insbesondere stoffschlüssig miteinander verbunden sein.
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Vorzugsweise ist das erste Polster mit der Sattelschale verklebt.
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Erstes und/oder zweites Polster können beispielsweise aus einem geschlossenporigen Schaumstoff ausgebildet sein, insbesondere aus einem Polyurethan- oder Silikonschaumstoff.
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Bei einer Weiterbildung der Erfindung kann für das zweite Polster auch ein Schaum mit sogenannten Memory-Eigenschaften verwendet werden, also ein Schaum, dessen Kontur sich bei Belastung automatisch für einen längeren Zeitraum anpasst.
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Die Sattelschale besteht dagegen vorzugsweise aus einem nichtporösen Material, wie beispielsweise einem Thermoplast.
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An der Sattelschale sind vorzugsweise Sattelschienen angebracht, welche dazu dienen, den Fahrradsattel in der Klemmung eines Sattelstützenkopfes zu befestigen.
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Die Sattelschienen können insbesondere an einem vorderen und zwei hinteren Aufnahmepunkten mit dem Material der Sattelschale umspritzt sein.
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Figurenliste
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Der Gegenstand der Erfindung soll im Folgenden bezugnehmend auf ein Ausführungsbeispiel anhand der Zeichnungen 1 bis 9 näher erläutert werden.
- 1 zeigt in einer perspektivischen Ansicht ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen ergonomisch gestalteten Fahrradsattels.
- 2 zeigt in einer perspektivischen Explosionsdarstellung die wesentlichen Bestandteile des Fahrradsattels.
- 3 ist eine Seitenansicht der Sattelschale.
- 4 ist eine Seitenansicht der Sattelschale mit aufgesetztem ersten Polster.
- 5 ist eine perspektivische Ansicht der Sattelschale und 6 eine perspektivische Ansicht der Sattelschale mit aufgesetztem ersten Polster.
- 7 ist eine Draufsicht auf den Fahrradsattel.
- 8 ist eine Schnittansicht entlang der Linie A-A gemäß 7 und 9 eine Schnittansicht entlang der Linie B-B der 7.
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Detaillierte Beschreibung der Zeichnungen
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1 ist eine perspektivische Ansicht eines erfindungsgemäßen Fahrradsattels 1.
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Der Fahrradsattel 1 umfasst eine spitz zulaufende Sattelnase 2, die über einen Übergangsbereich 4 in einen breiteren Sitzbereich 3 übergeht.
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Der Sitzbereich 3 umfasst in diesem Ausführungsbeispiel eine kanalförmige mittige Ausnehmung 5, welche der Entlastung des Damms des Benutzers dient.
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2 ist eine perspektivische Explosionsdarstellung der wesentlichen Bestandteile des in 1 dargestellten Fahrradsattels 1.
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Der Fahrradsattel 1 umfasst eine Sattelschale 8, welche mit einem ersten Polster 6 und einem zweiten Polster 7 versehen ist.
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Das erste Polster 6 ist als unteres Polster und das zweite Polster 7 ist als oberes Polster ausgebildet.
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Die Sattelschale 8 kann insbesondere als Kunststoffspritzgussteil ausgebildet sein und umfasst Sattelschienen 9, welche an einem vorderen und zwei hinteren Aufnahmepunkten angebracht sind und welche der Befestigung des Fahrradsattels am Kopf einer Sattelstütze dienen.
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Bereits in dieser Ansicht zu erkennen sind zwei Ausnehmungen 10, welche dem Einfedern der Sitzbeinhöcker des Benutzers dienen.
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Die Ausnehmungen 10 sind als Durchgangsöffnungen ausgebildet und können mit einem Überzug, beispielsweise mit einem Textilüberzug (nicht dargestellt), versehen sein, weicher mit einfedert.
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Die Sattelschale 8 ist mit einem ersten Polster 6 verbunden, welches härter als das darüber liegende zweite Polster 7 ausgebildet ist.
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Vorzugsweise dient das zweite Polster 7 dem Aufnehmen von Scherkräften.
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Das erste Polster 6 und/oder das zweite Polster 7 kann einen Polyurethan-Schaumstoff oder einen Silikonschaum oder ein Formgedächnispolymer-Schaum umfassen.
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Weiter kann zwischen dem ersten Polster 6 und dem zweiten Polster 7 eine Schaumstofflage vorhanden sein. Diese kann die Poster 6, 7 entkoppeln, so dass Scherkräfte besser aufgenommen werden können.
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An der Unterseite umfasst das erste Polster 6 der Kontur der Ausnehmungen 10 angepasste Stege 12, welche bei der Montage das erste Polster 6 gegenüber der Sattelschale 8 zentrieren.
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In der Seitenansicht der Sattelschale 8 gemäß 3 ist insbesondere zu erkennen, dass die Ausnehmungen 10 für die Sitzbeinhöcker derart ausgebildet sind, dass die Sattelschale 8 im Bereich der Ausnehmungen 10 nach hinten hin ansteigt. So wird die Ergonomie beim Treten der Pedale verbessert.
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4 ist eine Seitenansicht der Sattelschale 8, welche nunmehr mit dem ersten Polster 6 versehen ist.
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Das erste Polster 6 umfasst im Bereich der Ausnehmungen 10 für die Sitzbeinhöcker Mulden 13, welche ihrerseits ein Einfedern der Sitzbeinhöcker verbessern.
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In der perspektivischen Ansicht der Sattelschale 8 gemäß 5 ist weiter zu erkennen, dass die Sattelschale 8 im Bereich der vorderen und/oder hinteren Aufnahme für die Sattelschienen 9 eine Versteifungsstruktur 14, 15 aufweist. Eine derartige Versteifungsstruktur 14, 15 kann sich insbesondere entlang der Hauptbelastungsrichtung erstreckende Rippen umfassen. Hierdurch kann die Stabilität der Sattelschale 8 verbessert und/oder deren Gewicht reduziert werden.
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6 zeigt in einer perspektivischen Ansicht die Sattelschale 8 mit dem ersten Polster 6.
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Zu erkennen sind insbesondere die Mulden 13, in welche die Sitzeinhöcker des Benutzers einsinken können.
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Darüber hinaus kann das Material auch des ersten Polsters 6 in die Ausnehmungen 10 der Sattelschale einsinken.
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7 ist eine Draufsicht auf den Fahrradsattel 1.
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8 ist eine Schnittansicht entlang der Linie A-A der 7. Der Schnitt erstreckt sich also in Längsrichtung durch den Sattel im Bereich einer Ausnehmung 10.
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Die Mulde 13 wird vollständig durch den Schaum des zweiten Polsters 7 ausgefüllt.
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Die Mulde 13 ist dadurch gebildet, dass sich das Material im an die Mulde 13 angrenzenden hinteren Bereich 16 sowie, in diesem Ausführungsbeispiel, auch im vorderen Bereich 17 erhöht.
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Die Mulde 13 kann mithin auch dadurch definiert sein, dass sich ein Wall als dickerem Material um die Mulde erstreckt bzw. diese bildet.
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Zu erkennen ist aber, dass im hinteren Bereich 16 das Material des ersten Polsters dicker ausgebildet ist als im Bereich 17.
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Die Mulde 13 ist dadurch fast nach vorn hin auslaufend ausgebildet, was, wie eingangs beschrieben, die Bewegungsfreiheit der Beine des Benutzers verbessert.
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Weiter ist der Boden 18 der Mulde entsprechend der Neigung der Sattelschale 8 nach vorne hin gegenüber den Sattelschienen 9 geneigt. Gegenüber den Sattelschienen 9 kann der Neigungswinkel insbesondere 10° bis 30° betragen.
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Der Boden 18 der Mulde 13 kann in die Ausnehmungen 10 der Sattelschale einfedern.
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9 ist eine Schnittansicht entlang der Linie B-B der 7.
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Auch in dieser Ansicht sind die beiden Mulden 13 zu erkennen, welche das erste Polster 6 umfasst.
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Die Mulden 13 sind vollständig vom zweiten Polster 7 aufgefüllt.
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Im Bereich der Mulden 13 erstreckt sich das zweite Polster konvex über den Mulden 13.
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Mittig weisen sowohl erstes Polster 6 als auch zweites Polster 7 eine kanalförmige, sich in Längsrichtung erstreckende Ausnehmung 5, 19 zur Entlastung des Dammbereichs des Benutzers auf.
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Weiter ist in dieser Schnittansicht zu erkennen, dass das zweite Polster 7 das erste Polster 6 vollständig überspannt, sich also bis zum Rand des Sattels hin erstreckt.
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Durch die Erfindung konnte auf einfache Weise die Ergonomie eines Fahrradsattels weiter verbessert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrradsattel
- 2
- Sattelnase
- 3
- Sitzbereich
- 4
- Übergangsbereich
- 5
- Ausnehmung
- 6
- erstes Polster
- 7
- zweites Polster
- 8
- Sattelschale
- 9
- Sattelschiene
- 10
- Ausnehmung für Sitzbeinhöcker
- 11
- Ausnehmung (Dammbereich)
- 12
- Steg
- 13
- Mulde
- 14
- Versteifungsstruktur
- 15
- Versteifungsstruktur
- 16
- Bereich der Mulde hinten
- 17
- Bereich der Mulde vorne
- 18
- Boden
- 19
- Ausnehmung