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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anpassen einer Bedienvorrichtung in einem Kraftfahrzeug. Die Bedienvorrichtung wird hierdurch an ein Nutzerverhalten angepasst. Die Erfindung umfasst auch eine Bedienvorrichtung, die gemäß dem Verfahren betrieben werden kann, sowie ein Kraftfahrzeug mit einer solchen Bedienvorrichtung.
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Eine Bedienvorrichtung kann in einem Kraftfahrzeug beispielsweise mittels eines Bordcomputers realisiert oder bereitgestellt werden. Eine solche Bedienvorrichtung kann beispielsweise auf einem Touchscreen (Berührungsbildschirm) eine Menüstruktur mit mehreren Menüebenen oder allgemein Benutzeroberflächen bereitstellen. Eine Menüstruktur ist eine hierarchische Anordnung aus Menüebenen, zwischen denen der Benutzer wechseln kann, indem er ein jeweils vorgesehenes graphisches Bedienelement (z.B. ein Piktogramm oder einen Schriftzug) in der aktuelle angezeigten Menüebene betätigt. Andere Bedienelemente können dazu vorgesehen sein, eine Fahrzeugfunktion zu aktivieren, z.B. das Radio oder Telefon. Die Bedienung der Fahrzeugfunktion erfolgt dann mittels einer Benutzeroberfläche. Dort können Bedienelemente zum Einstellen der Funktionsparameter der Fahrzeugfunktion bereitgestellt sein. Es kann beispielsweise eine Benutzeroberfläche für die Bedienung des Radios, eine für die Bedienung der Navigation und eine für die Bedienung des Telefons vorgesehen sein.
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Menüebenen sind in der Regel statisch oder können durch einen Benutzer manuell dahingehend angepasst werden, dass der Benutzer auswählen kann, welche Bedienelemente in einer jeweiligen Menüebene angezeigt und welche gelöscht werden sollen. Aber selbst wenn der Benutzer dies nach seinem Bedarf angepasst hat, bleibt die Menüstruktur dann in dieser Weise für die komplette Nutzungszeit des Fahrzeugs unverändert erhalten. Dabei hat ein Benutzer in unterschiedlichen Fahrsituationen andere Bedürfnisse betreffend die Verfügbarkeit von Bedienelementen in den Menüebenen. So kann ein Fahrer beispielsweise morgens andere Fahrzeugfunktionen benötigen und entsprechend über die Menüstruktur aktivieren als abends.
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Das Gleiche gilt auch für die Konfiguration oder Parametrierung der einzelnen Fahrzeugfunktionen in einer Bedienoberfläche. Kann beispielsweise in der Bedienvorrichtung ein Funktionsparameter, wie beispielsweise ein Radiosender, ausgewählt werden, so kann ein Benutzer dies zwar einmal manuell einstellen, muss aber dann bei einer Änderung der Fahrsituation wiederum selbst tätig werden, wenn er für die geänderte Fahrsituation eine andere Einstellung für den Funktionsparameter wünscht, also beispielsweise einen anderen Radiosender.
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Aus der
DE 10 2006 059 057 A1 ist beispielsweise bekannt, dass die Funktionsbelegung von mechanischen Bedienelementen an einem Lenkrad eines Kraftfahrzeugs von einem Benutzer frei eingestellt werden kann. Eine dynamische Anpassung der Funktionsbelegung ohne ein Zutun des Benutzers und in Abhängigkeit von der Fahrsituation ist allerdings nicht vorgesehen.
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Aus der
DE 10 2006 037 156 A1 ist bekannt, dass die Bedienoberfläche einer Bedienvorrichtung in Bezug auf ihre grafische Ausgestaltung adaptiv an die aktuelle Bediensituation angepasst werden kann. Beispielsweise können Schaltflächen vergrößert dargestellt werden, wenn anhand von Sensorinformationen erkannt wird, dass der Benutzer seinen Finger an eine solche Schaltfläche annähert. Ein Lerneffekt dahingehend, dass sich die Bedienvorrichtung über der Zeit an die Nutzergewohnheiten anpassen würde und deshalb erkennen könnte, welche Bedienschritte der Benutzer morgens oder abends plant, ist allerdings nicht vorgesehen.
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Aus der
DE 10 2015 216 484 A1 ist eine Bedienvorrichtung bekannt, die anhand von Nutzungsdaten eines Benutzers und anhand von Situationsdaten, die eine aktuelle Fahrsituation beschreiben, einen Regeldatensatz bildet, der es der Bedienvorrichtung ermöglicht, für eine aktuelle Fahrsituation dem Benutzer eine Bedienempfehlung anzubieten, beispielsweise in Form eines sogenannten Shortcut-Menüs. Mit anderen Worten bleibt die eigentliche Menüstruktur der Bedienvorrichtung unverändert und es werden parallel dazu sogenannte Shortcuts in einem separaten Anzeigefeld angezeigt. Der zum Bilden des Shortcut-Menüs genutzte Regeldatensatz kann beispielsweise auf der Grundlage einer Methode des maschinellen Lernens, insbesondere eines neuronalen Netzwerks, gebildet sein. Nachteilig bei der Verwendung eines dynamischen Shortcut-Menüs ist aber, dass die eigentliche Menüstruktur der Bedienvorrichtung einen unangepassten Zustand beibehält und somit ihre Komplexität selbst bei Kenntnis des Nutzerverhaltens nicht abnimmt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Bedienvorrichtung in einem Kraftfahrzeug an ein Nutzerverhalten eines Benutzers anzupassen.
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Die Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich durch die abhängigen Patentansprüche, die folgende Beschreibung sowie die Figuren.
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Durch die Erfindung ist ein Verfahren zum Anpassen einer Bedienvorrichtung in einem Kraftfahrzeug bereitgestellt. Das Verfahren geht davon aus, dass die Bedienvorrichtung zum Bedienen von zumindest einer Fahrzeugfunktion des Kraftfahrzeugs, beispielsweise eines Radios und/oder Telefons und/oder Navigationssystems, vorgesehen ist. Die Bedienvorrichtung ist anpassbar. Hierbei ist vorgesehen, dass bei der Bedienvorrichtung in einem angepassten Zustand im Vergleich zu einem vorbestimmten, unangepassten Zustand (beispielsweise dem sogenannten Werkszustand) eine Anzahl an angezeigten Bedienelementen zum jeweiligen Aktivieren einer der Fahrzeugfunktion reduziert ist. Ein solches Bedienelement kann zum direkten Aktivieren einer Fahrzeugfunktion vorgesehen sein oder indirekt, indem nämlich das Bedienelement in einer Menüstruktur eine Menüebene tiefer führt (Untermenü), in welcher dann durch ein weiteres Bedienelement die Fahrzeugfunktion aktiviert werden kann. Es kann natürlich auch mehr als ein Untermenü vorgesehen sein. Zusätzlich oder alternativ zum Reduzieren der angezeigten Bedienelemente kann vorgesehen sein, dass eine Voreinstellung zumindest eines Funktionsparameters zumindest einer der Fahrzeugfunktionen (zum Beispiel der Funktionsparameter Solltemperatur) abweichend von einer vorbestimmten Standardeinstellung in einer jeweiligen Bedienoberfläche eingestellt ist. Durch das Anpassen der Bedienvorrichtung kann also zumindest ein Fahrzeugparameter auf einen von der Standardeinstellung abweichenden Wert eingestellt werden. Die Standardeinstellung kann dabei vorsehen, dass überhaupt kein Wert eingestellt ist oder ein vorbestimmter Standardwert. Es kann bei der Bedienvorrichtung die Menüstruktur angepasst werden (Reduzierung der angezeigten Bedienelemente) und/oder eine Voreinstellung von zumindest einem Fahrzeugparameter (in einer Bedienoberfläche für eine Fahrzeugfunktion) vorgenommen werden.
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Um nun ausgehend von dieser Bedienvorrichtung eine Personalisierung oder Anpassung an einen Benutzer vorzunehmen, sieht die Erfindung vor, dass durch die Bedienvorrichtung in zumindest einer Fahrsituation jeweils Beobachtungsdaten, welche die aktuelle Fahrsituation beschreiben, und Nutzungsdaten erfasst werden. Die Nutzungsdaten beschreiben, welche der Fahrzeugfunktionen aktuell aktiviert ist und/oder welche jeweilige Einstellung für den zumindest einen Funktionsparameter vorhanden ist. Es ist also anhand der Nutzungsdaten bekannt, welche der Fahrzeugfunktionen ein Benutzer des Kraftfahrzeugs aktuell wie (das heißt mit welchen Funktionsparametern) nutzt. Die Beobachtungsdaten und die zugehörigen Nutzungsdaten werden jeweils für eine Fahrsituation oder für mehrere Fahrsituationen erfasst. Es ergibt sich somit insgesamt eine Beschreibung des Nutzungsverhaltens gemäß den Nutzungsdaten für zumindest eine gemäß den Beobachtungsdaten beschriebene oder beobachtete Fahrsituation.
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Anhand der Beobachtungsdaten und der Nutzungsdaten wird mittels einer Methode des maschinellen Lernens (zum Beispiel unter Verwendung eines künstlichen neuronalen Netzwerks und/oder einer Hidden-Markov-Modells) eine Zuordnungsvorschrift erzeugt, welche den Beobachtungsdaten einen gemäß den Nutzungsdaten angepassten Zustand der Bedienvorrichtung zuordnet. Anhand der Zuordnungsvorschrift wird also beschrieben, in welcher Fahrsituation, das heißt bei welchen Beobachtungsdaten, in dem Kraftfahrzeug welche Fahrzeugfunktion aktiv oder inaktiv ist und/oder welche jeweilige Einstellung für den zumindest einen Funktionsparameter vorgegeben ist.
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Bei dem Verfahren wird nun in zumindest einer weiteren Fahrsituation in Abhängigkeit von in der weiteren Fahrsituation ermittelten Beobachtungsdaten mittels der Zuordnungsvorschrift der Zustand der Bedienvorrichtung angepasst. In der zumindest einen weiteren Fahrsituation werden also ebenfalls Beobachtungsdaten erfasst. Diese Beobachtungsdaten stellen eine Eingabe (Input) für die Zuordnungsvorschrift dar. Die Zuordnungsvorschrift gibt dann in Abhängigkeit von diesen Beobachtungsdaten vor oder an, welche zumindest eine Fahrzeugfunktion beispielsweise mit einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit in dem Kraftfahrzeug aktiviert werden wird und/oder welcher zumindest eine Funktionsparameter zumindest einer der Fahrzeugfunktionen auf welchen Wert beispielsweise mit einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit eingestellt werden wird. Die Zuordnungsvorschrift prädiziert das Nutzerverhalten, das der Benutzer in der jeweiligen Fahrsituation voraussichtlich zeigen wird. Entsprechend wird dann die Bedienvorrichtung angepasst, das heißt es wird ein angepasster Zustand der Bedienvorrichtung erzeugt, in welchem in der beschriebenen Weise eine Anzahl an angezeigten Bedienelementen reduziert ist und/oder eine Voreinstellung des zumindest eines Funktionsparameters vorgesehen oder eingestellt ist. Hierbei ist natürlich die Auswahl der verbleibenden angezeigten Bedienelemente und/oder die Voreinstellung des zumindest einen Funktionsparameters dahingehend vorgenommen, dass sie der Zuordnungsvorschrift entspricht, das heißt wie sie sich bei den Beobachtungsdaten voraussichtlich, d.h. zum Beispiel mit einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit, ergeben. Würde man also die beim maschinellen Lernen verwendeten Beobachtungsdaten als Eingabe nutzen, so würde die Zuordnungsvorschrift auch wieder die beim maschinellen Lernen verwendeten Nutzungsdaten reproduzieren.
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Durch die Erfindung ergibt sich der Vorteil, dass ein Benutzer für die aktuelle weitere Fahrsituation durch die Bedienvorrichtung schneller an sein Bedienziel herangeführt werden. Es wird im Voraus, bevor der Benutzer in einer aktuellen, weiteren Fahrsituation ein Nutzerverhalten zeigt, die Bedienvorrichtung bereits an das antizipierte oder prädizierte oder mittels der Zuordnungsvorschrift vorhergesagte Nutzerverhalten angepasst. Die Anpassung erfolgt durch Herbeiführen eines angepassten Zustands der Bedienvorrichtung. Das heißt, dem Benutzer werden weniger Bedienelemente angezeigt und/oder es erfolgt eine Voreinstellung zumindest eines Funktionsparameters.
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Die Erfindung umfasst auch Ausführungsformen, durch die sich zusätzliche Vorteile ergeben.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass beim Anpassen des Zustands der Bedienvorrichtung an die jeweilige weitere Fahrsituation durch die Zuordnungsvorschrift in zumindest einer Menüebene einer Menüstruktur der Bedienvorrichtung von den jeweiligen Bedienelementen der Menüebene, wie sie im un-angepassten Zustand vorgesehen oder angezeigt werden, zumindest ein Bedienelement aus der Menüebene gelöscht wird. Es wird jeweils ein solches Bedienelement gelöscht, das einer Fahrzeugfunktion zugeordnet ist, welche in der aktuellen weiteren Fahrsituation (gemäß den für das Erzeugen der Zuordnungsvorschrift genutzten Nutzungsdaten) mit einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit deaktiviert sein wird, also mit weniger als einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit bedient oder aktiviert werden wird. In der Menüebene verbleiben also nur solche Bedienelemente, die zu Fahrzeugfunktionen führen oder Fahrzeugfunktionen zugeordnet sind, die in der aktuellen weiteren Fahrsituation gemäß der Mindestwahrscheinlichkeit aktiviert oder bedient werden. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass der Benutzer nur solche Bedienelemente angezeigt bekommt, die er voraussichtlich in der aktuellen Fahrsituation auch bedienen wird.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass jedes gelöschte Bedienelement in einer vorbestimmten Ersatz-Menüebene angeordnet wird. Der Benutzer kann also für den Fall, dass er doch eines der gelöschten Bedienelemente bedienen möchte, in die Ersatz-Menüebene wechseln und findet dann dort das aus der ursprünglichen Menüebene gelöschte Bedienelement. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass bei der Bedienvorrichtung der volle Bedienumfang erhalten bleibt.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass die Zuordnungsvorschrift eine Entscheidungsregel umfasst, welche für die jeweilige Menüebene ein vorbestimmtes Umschaltraster betreffend die mögliche Anzahl an Bedienelementen vorgibt. In der Menüebene wird also nicht einfach jedes Bedienelement unabhängig von den anderen Bedienelementen beibehalten oder gelöscht. Vielmehr muss die Anzahl der verbleibenden Bedienelemente eine vorbestimmte, durch die Entscheidungsregel angegebene Bedingung erfüllen. Dies ergibt das Umschaltraster. Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass in der Menüebene stets eine der folgenden Konstellationen vorhanden sein muss: acht oder sechs oder drei Bedienelemente. Es wird also nur umgeschaltet, wenn durch die Zuordnungsvorschrift für eine Fahrsituation erkannt wird, dass sich eine Anzahl an Bedienelementen ergibt, die dem Umschaltraster entspricht. Es werden also jeweils so viele Bedienelemente gelöscht, dass die angepasste Menüebene wieder dem Umschaltraster entspricht. Das Umschaltraster sieht insbesondere vor, dass stets mindestens zwei Bedienelemente gelöscht oder wieder hinzugefügt werden. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass eine Veränderung der Menüebene nur bei einer entsprechenden großen Veränderung der Beobachtungsdaten erfolgt. Es wird hierdurch ein „Flackern“ verhindert, das heißt es wird vermieden, dass ein einzelnes Bedienelement innerhalb von beispielsweise einer Minute angezeigt und wieder gelöscht wird. Erst wenn sich anhand der Beobachtungsdaten eine derart große Veränderung der Fahrsituation erkennen lässt, dass z.B. mindestens zwei Bedienelemente gelöscht oder wieder hinzugefügt werden müssen, erfolgt eine Anpassung der Menüebene.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass für den Fall, dass in einer Menüebene (gemäß den für das Erzeugen der Zuordnungsvorschrift verwendeten Nutzerdaten) nur ein einziges Bedienelement verbleiben würde, anstelle einer Anzeige dieses verbleibenden Bedienelements direkt die durch das Bedienelement aktivierbare Fahrzeugfunktion aktiviert wird. Anstatt also eine Menüebene mit nur einem Bedienelement anzuzeigen, wird also die komplette Menüebene ausgeblendet. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass für den Fall, dass mit einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit in einer Menüebene nur ein einziges Bedienelement in der aktuellen weiteren Fahrsituation durch den Benutzer ausgewählt werden wird, dies unmittelbar zur automatisierten Aktivierung der Bedienoberfläche für die Fahrzeugfunktion oder zur Aktivierung der Fahrzeugfunktion selbst führt (z.B. Radio einschalten). Dem Nutzer bleibt also die Betätigung des einzelnen Bedienelements erspart.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass beim Anpassen des Zustands der Bedienvorrichtung an die weitere Fahrsituation durch die Zuordnungsvorschrift für zumindest eine Liste von Funktionsparametern eine Sortierung vorgegeben wird. Mit anderen Worten wird die Sortierreihenfolge in der Liste in Abhängigkeit von der weiteren Fahrsituation angepasst, wobei die Sortierreihenfolge durch die Zuordnungsvorschrift vorgegeben wird. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass einem Benutzer in der Liste die wahrscheinlichsten Funktionsparameter oder die wahrscheinlichsten Werte für einen Funktionsparameter oben gleich am Anfang angezeigt werden können.
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So sieht eine Ausführungsform vor, dass die zumindest eine Liste als Funktionsparameter Telefonnummern und/oder Navigationsziele und/oder Radiostationen auflistet. Solche Listen können umfangreich sein, sodass eine Zeitersparnis beim Auswählen eines Funktionsparameters erreicht wird, indem dem Benutzer das Scrollen in der Liste erspart bleibt. Die wahrscheinlichsten Werte für die Funktionsparameter (z.B. die wahrscheinlichsten Namen oder Radiosender) können zu Beginn der Liste angezeigt werden.
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Eine Ausführungsform sieht vor, dass durch die Beobachtungsdaten zumindest eine der folgenden Eigenschaften einer Fahrsituation beschrieben wird: eine Tageszeit einer Fahrt und/oder eine Wochentag der Fahrt und/oder eine Wetterlage und/oder Temperatur während der Fahrt und/oder eine Region, durch welche die Fahrt führt, und/oder ein in einem Navigationssystem vorgegebenes und/oder durch eine Fahrzielschätzung geschätztes Fahrziel der Fahrt. Je nach konkretem Wert der jeweiligen Eigenschaft ergibt sich somit eine Fahrsituation. Die verschiedenen Eigenschaften haben sich als besonders aussagekräftig zum Prädizieren des Nutzerverhaltens gezeigt, sodass mit ihnen zuverlässig ein an das für die Fahrsituation voraussichtlich zu erwartendes Nutzerverhalten oder an die zu erwartende Auswahl an Fahrzeugfunktionen und/oder Funktionsparametern angepasste Bedienvorrichtung bereitgestellt werden kann.
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Die Erfindung umfasst auch die Bedienvorrichtung selbst. Die Bedienvorrichtung ist für ein Kraftfahrzeug vorgesehen und weist eine Prozessoreinrichtung auf, die dazu eingerichtet ist oder dazu angepasst ist, eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen. Die Prozessoreinrichtung kann hierzu zumindest einen Mikrocontroller und/oder zumindest einen Mikroprozessor aufweisen. Die Prozessoreinrichtung kann einen Programmcode aufweisen, der dazu eingerichtet ist, bei Ausführen durch die Prozessoreinrichtung die Ausführungsform des Verfahrens durchzuführen. Der Programmcode kann in einem Datenspeicher der Prozessoreinrichtung gespeichert sein. Die Bedienvorrichtung kann beispielsweise als ein Infotainmentsystem (Informations-Unterhaltungssystem) für ein Kraftfahrzeug ausgestaltet sein.
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Ein Kraftfahrzeug mit einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Bedienvorrichtung ist ebenfalls Bestandteil der Erfindung. Das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug ist bevorzugt als Kraftwagen, insbesondere als Personenkraftwagen oder Lastkraftwagen, ausgestaltet.
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Die Erfindung umfasst auch die Kombinationen der Merkmale der beschriebenen Ausführungsformen.
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Im Folgenden sind Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben. Hierzu zeigt:
- 1 eine schematische Darstellung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs; und
- 2 eine Skizze zur Veranschaulichung einer Menüebene einer Menüstruktur der Bedienvorrichtung von 1.
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Bei den im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen handelt es sich um bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung. Bei den Ausführungsbeispielen stellen die beschriebenen Komponenten der Ausführungsformen jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander weiterbilden und damit auch einzeln oder in einer anderen als der gezeigten Kombination als Bestandteil der Erfindung anzusehen sind. Des Weiteren sind die beschriebenen Ausführungsformen auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
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In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen jeweils funktionsgleiche Elemente.
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1 zeigt ein Kraftfahrzeug 10, bei dem es sich um einen Kraftwagen, insbesondere einen Personenkraftwagen oder Lastkraftwagen, handeln kann. Das Kraftfahrzeug 10 kann eine Bedienvorrichtung 11 aufweisen, die beispielsweise als ein Infotainmentsystem des Kraftfahrzeugs 10 ausgestaltet sein kann. Von der Bedienvorrichtung 11 sind eine Anzeigeeinrichtung 12 und eine Prozessoreinrichtung 13 dargestellt. Durch die Prozessoreinrichtung 13 kann die Anzeigeeinrichtung 12 gesteuert werden. Die Anzeigeeinrichtung 12 kann beispielsweise ein Touchscreen sein. Auf der Anzeigeeinrichtung 12 kann zumindest ein Bedienelement 14 dargestellt werden, wie es noch weiter im Zusammenhang mit 2 erläutert wird.
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Die Bedienvorrichtung 11 kann in Abhängigkeit von einer Bedienung oder Betätigung des zumindest einen Bedienelements 14 zumindest eine Fahrzeugfunktion 15 des Kraftfahrzeugs 10 steuern. Eine solche Fahrzeugfunktion kann beispielsweise das Radio oder das Telefon oder die Medienwiedergabe in dem Kraftfahrzeug 10 vorsehen. Zum Steuern der jeweiligen Fahrzeugfunktion 15 kann die Bedienvorrichtung 11 jeweilige Steuerdaten 16 erzeugen. Die Bedienvorrichtung 11 kann die aktuelle Fahrsituation beobachten oder erkennen. Hierzu kann die Bedienvorrichtung 11 Beobachtungsdaten 17 empfangen, die beispielsweise eine aktuelle Temperatur und/oder ein aktuelles Fahrziel beschreiben. Die Beobachtungsdaten 17 können beispielsweise in der Bedienvorrichtung 11 selbst erzeugt werden (nicht symbolisiert in 1) und/oder aus dem Internet beispielsweise aus einer Datenquelle empfangen werden (beispielsweise einem Online-Wetterdienst und/oder Online-Verkehrsdienst) und/oder durch zumindest eine Sensoreinrichtung des Kraftfahrzeugs 10 erzeugt werden und/oder zumindest einen Zustand zumindest einer Fahrzeugkomponente beschreiben. Je nach den aktuellen in den Beobachtungsdaten 17 beschriebenen Werten ergibt sich eine Fahrsituation. In der Bedienvorrichtung 11 können des Weiteren Nutzungsdaten 18 ermittelt werden. Die Nutzungsdaten 18 beschreiben, welche Fahrzeugfunktion 15 aktuell aktiviert ist, das heißt von einem Benutzer ausgewählt und mittels eines Bedienelements 14 aktiviert wurde. Zusätzlich oder alternativ dazu kann durch die Nutzungsdaten 18 angegeben sein, welcher Funktionsparameter in der jeweiligen zumindest einen Fahrzeugfunktion 15 von einem Benutzer beispielsweise mittels eines Bedienelements 14 eingestellt wurde.
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Durch die Bedienvorrichtung 11 kann prädiziert werden, welche Einstellungen betreffend zu aktivierende Fahrzeugfunktionen 15 und/oder einzustellende Funktionsparameter ein Nutzer in einer jeweiligen weiteren Fahrsituation vornehmen wird. Hierzu wird mittels der Beobachtungsdaten 17 und der Nutzungsdaten 18 zumindest einer Fahrsituation mittels einer Methode des maschinellen Lernens 19 eine Zuordnungsvorschrift 20 erzeugt. Die Zuordnungsvorschrift 20 kann beispielsweise ein trainiertes neuronales Netzwerk umfassen. Zusätzlich kann eine dem neuronalen Netzwerk beispielsweise nachgeschaltete Entscheidungsregel 21 vorgesehen sein. Mittels der Zuordnungsvorschrift 20 kann dann in Abhängigkeit von weiteren Beobachtungsdaten 17, die eine weitere Fahrsituation beschreiben, zu welcher die Nutzungsdaten 18 noch nicht vorliegen, beispielsweise ein Konfigurationsdatensatz 22 erzeugt werden, welcher festlegt, welches Bedienelement 15 dem Benutzer angeboten werden soll, weil der Benutzer dieses angezeigte Bedienelement 14 mit einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit, die durch die Zuordnungsvorschrift ermittelt werden kann, auswählen wird.
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2 veranschaulicht dies am Beispiel einer Menüebene 23 einer Menüstruktur, in welcher in dem Beispiel von 2 bei unangepasster Bedienvorrichtung 11, also gemäß einer Werkseinstellung, sechs Bedienelemente 14 dargestellt sind. Die Bedienelemente 14 können beispielsweise als Icons oder Schaltflächen oder grafische Symbole realisiert sein. In Abhängigkeit von den Beobachtungsdaten 17 kann durch die Zuordnungsvorschrift 20 vorgegeben werden, dass durch eine Anpassung 24 drei der Bedienelemente (in 2 schraffiert dargestellt) gelöscht werden, weil die zu diesen Bedienelementen zugeordnete jeweilige Fahrzeugfunktion in der aktuellen Fahrsituation, wie sie durch die aktuellen Beobachtungsdaten 17 beschrieben ist, mit weniger als einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit bedient werden wird. Die angepasste Menüebene 23` enthält also nur solche Bedienelemente 14, die mit einer vorbestimmten Mindestwahrscheinlichkeit in der aktuellen Fahrsituation auch bedient oder ausgewählt werden. Es steht somit auf der Anzeigevorrichtung 12 mehr Platz für die verbleibenden Bedienelemente zur Verfügung. Die Bedienelemente können im Vergleich zum unangepassten Zustand daher auch größer dargestellt werden. Dies macht ein Treffen oder Berühren der verbleibenden Bedienelemente 14 beispielsweise mit einem Finger für einen Benutzer einfacher.
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Hiermit wird also basierend auf der Tatsache, dass der Mensch im Unterbewusstsein seine Entscheidungen meist nach einem bestimmten Schema trifft, die Bedienoberfläche, die auf der Anzeigeeinrichtung 12 angezeigt wird, diesen Gegebenheiten dynamisch angepasst. Dafür wird in Echtzeit eine Benutzer-/Verhaltensanalyse mithilfe von künstlichen neuronalen Netzwerken durchgeführt. Es können beispielsweise mehrschichtige Perzeptren vorgesehen sein. Es kann ein Verhaltensmuster des Benutzers anhand von dessen Nutzungsdaten und den zusätzlich erfassten Beobachtungsdaten erkannt werden. Die dadurch entdeckten Regelmäßigkeiten oder Zusammenhänge oder Gegebenheiten können für die Anpassung der Bedienoberfläche genutzt werden und bestimmen optional zusätzlich durch eine Entscheidungsregel 21 den Grad der Anpassung, indem nur in einem vorbestimmten Zuschaltraster eine Anpassung 24 durchgeführt wird. Für jede Bedienoberfläche, die mittels der Bedienvorrichtung 11 auf der Anzeigeeinrichtung 12 angezeigt werden kann, kann ein eigenes künstliches neuronales Netzwerk vorgesehen sein. Das heißt, die Methode des maschinellen Lernens 19 kann auch zwischen den einzelnen, vorgesehenen Bedienoberflächen dahingehend unterscheiden, dass zwischen einem jeweiligen künstlichen neuronalen Netzwerk umgeschaltet wird. In die einzelnen Netzwerke werden verschiedene Beobachtungsdaten 17, beispielsweise Sensordaten, einbezogen, um so eine Mustererkennung zu realisieren. Beispiele für solche Beobachtungsdaten sind unter anderem Informationen über den Tag, die Uhrzeit, die Bewegung des Kraftfahrzeugs und/oder dessen Geoposition.
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Es ergibt sich somit eine individuelle Optimierung der Bedienoberfläche nach Nutzerverhalten unter Einbeziehung verschiedener Beobachtungsdaten mithilfe einer Methode des maschinellen Lernens 19.
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Es ermöglicht somit der Bedienvorrichtung 11 eine automatische, individuelle Personalisierung der Bedienoberflächen, welche wiederum eine Steigerung beispielsweise der Bediengeschwindigkeit nach sich ziehen kann. Wird ein Benutzer nicht mehr durch langes Suchen in einer Bedienstruktur zu Unachtsamkeit im Straßenverkehr gezwungen, so ist dies auch weniger ermüdend.
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Die Beobachtungsdaten aus dem Kraftfahrzeug und die Nutzungsdaten können der Prozessoreinrichtung 13 bereitgestellt werden, in welcher diese Daten (Beobachtungsdaten 17, Nutzungsdaten 18) derart mittels der Methode des maschinellen Lernens 19 beispielsweise durch ein künstliches neuronales Netzwerk für ein Training verwendet werden können. Je nach Anwendungsfall können die neuronalen Netzwerke angepasst werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
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In der 2 ist veranschaulicht, wie durch die Anpassung 24 einer Bedienebene, beispielsweise eines Hauptmenüs, die Anzahl der darzustellenden Bedienelemente 14 reduziert werden kann. Bevor aber eine jeweilige Anpassung 24 durchgeführt wird, wird bevorzugt ein Benutzer über die bevorstehende Anpassung 24 informiert und dem Benutzer die Entscheidungsmöglichkeit oder Auswahl angeboten, die Anpassung 24 abzulehnen. Wird die Anpassung 24 abgelehnt, bleibt die Bedienebene unverändert. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass aus Sicht des Benutzers ein Bedienelement 14 nicht einfach verschwinden kann und er es deshalb mit noch mehr Aufwand suchen muss.
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Die dargestellte Anpassung 24 kann auch für ein Untermenü (zur Bedienung eines Radios und/oder einer Medienwiedergabe) verwendet werden.
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Einsatzmöglichkeiten sind beispielsweise die Anpassung eines Hauptmenüs, um eine anfängliche oder werkseitig vorgesehen unangepasste Anzeige von N Bedienelementen (N beispielsweise acht) zu reduzieren. Dies kann nach einer vorbestimmten Mindest-Nutzungsdauer erfolgen, wenn sichergestellt ist, dass ausreichend Nutzungsdaten 18 und Beobachtungsdaten 17 erfasst wurden. Als Ergebnis kann dann beispielsweise eine Reduktion auf weniger als die N Bedienelemente erfolgen, beispielsweise auf drei Bedienelemente, wie in 2 dargestellt. Die weniger genutzten Bedienelemente können auf eine Ersatz-Bedienebene ausgelagert werden.
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Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind die folgenden: Es kann eine tagesabhängige und/oder uhrzeitabhängige Sortierung von Telefonnummern und/oder Navigationszielen und/oder Radiostationen erfolgen. Es kann eine Fahrzeugeinstellung, wie beispielsweise Sitzheizung ein/aus je nach Wetterlage und/oder Innenraumtemperatur vorgesehen sein. Es kann die Einstellung eines Radiosenders nach Wochentag und/oder Tageszeit vorgesehen sein.
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Insgesamt zeigen die Beispiele, wie durch die Erfindung eine Bedienoberfläche an Gewohnheiten eines Fahrers dynamisch angepasst werden kann.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102006059057 A1 [0005]
- DE 102006037156 A1 [0006]
- DE 102015216484 A1 [0007]