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Die folgende Erfindung betrifft eine Scharnierverbindung zwischen einem Brillenbügel und einer Fassung für Brillengläser, wobei der Brillenbügel an einem mit der Fassung zu verbindenden Ende ein Gelenkelement aufweist, das mit einem zugehörigen Aufnahmeelement an der Fassung unmittelbar kuppelbar ist. Das Gelenkelement weist eine zweiseitig planparallel abgeflachte Kugel auf, die in dem Aufnahmeelement liegt, wobei das Aufnahmeelement formschlüssig zur zweiseitig planparallel abgeflachten Kugel ausgebildet ist und die Kugel in der formschlüssigen Aufnahme bewegbar ist, so dass ein Verschwenken des Brillenbügels zwischen einer Bügelaufschlagstellung und einer Bügeleinschlagstellung erzielt wird.
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Herkömmliche Brillengestelle sind auf beiden Seiten mit jeweils einem Standardscharnier ausgestattet, das aus einer Vielzahl von Bauteilen zusammengesetzt ist. Standardscharniere bestehen aus zwei Gelenk-Teilen, die durch eine Schraube miteinander verbunden sind. Durch vielfaches Öffnen und Schließen der Brillenbügel, kommt es häufig dazu, dass sich die Schrauben lösen, so dass die Bügel sich zu leicht bewegen lassen und keinen festen Sitz mehr beim Tragen der Brille gewährleisten. Es ist notwendig, die Schraube im Scharnier regelmäßig festzuziehen, um einen dauerhaft genauen Sitz der Brille zu gewährleisten. Zudem besteht das Risiko, dass das Scharnier bei zu großer Belastung zu Bruch geht. Es wird daher bevorzugt, schraubenlose Brillenscharniere zur Verfügung zu stellen, die nicht die Nachteile von herkömmlichen Scharnieren aufweisen.
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Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Lösungsvorschläge für alternative Brillenscharniere bekannt.
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So beschreibt das US-Patent
US 4029403 A eine kugelförmige Ausgestaltung eines Brillenbügels zur Befestigung an einer Brillenfassung. Die dort vorgeschlagene Lösung umfasst eine Vorrichtung an der Brillenfassung, um eine kugelförmige Ausbildung des Brillenbügels aufzunehmen und den Bügel in Schwenkrichtung zu führen.
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In der Patentanmeldung
US 2015/0085244 A1 wird eine ähnliche Konstruktion vorgeschlagen, die ein kugelförmiges Endstück für einen Brillenbügel aus Metall beschreibt.
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Das Patent
EP 2008147 B1 beschreibt eine randlose Brille mit drahtförmigen Bügeln, welche durch zwei Bohrungen mit Haltehülsen durch das Brillenglas verlaufen, wobei sich das Scharnierelement in einem Abschnitt des Brillenbügels befindet.
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Aus dem Stand der Technik sind bereits Kugelgelenke in unterschiedlicher Ausgestaltung bei Brillengestellen beschrieben, die jedoch nicht alle Nachteile herkömmlicher Scharniere überwinden können.
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Das Gebrauchsmuster
DE 202010010450 U1 offenbart beispielsweise Kugelgelenklagerungen an Brillengestellen, wobei die Kugelgelenke des Tragbügel in sich in Verbindung mit der Brille, in den drei Raumachsen kugelgelenkig drehbar gelagert halten. Dies soll verschiedene gewünschte Neigungseinstellungen ermöglichen, so dass die Bügelelemente der Kopf- bzw. Gesichtskontur idealer angepasst werden können. Die Vielzahl von Kugelgelenken hat jedoch einen komplexen Aufbau des Brillengestells mit zu vielen Einzelteilen zur Folge. Aufgrund der Vielzahl einzelner Verstellmöglichkeiten ist die Bedienung und Einstellung außerdem sehr aufwändig.
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Die
DE 19629491 C2 schützt ein Sicherheitsgelenk bestehend aus einer Kugel, die innerhalb einer an einem Gehäuse angebrachten Gabel zwischen Kugelkalotten ähnlichen Lagern geführt wird. Die Gabel ist mit elastischen Bereichen ausgestattet. Außerdem ist am Gehäuse ein Zapfen über einen weiteren elastischen Bereich befestigt, der in eine Nut eingreift, die in der Kugel integriert ist. Auch dieser Aufbau ist aus sehr vielen Einzelteilen zusammengesetzt, die zudem leicht beschädigt werden können (Gabel, Zapfen). Die elastischen Bereiche führen zudem zu einer geringeren Stabilität der Konstruktion.
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Die
DE 10 2016 007 403 A1 offenbart ein Gelenk zwischen einer Brillenfront einer Brille und ihren parallel zur Brillenfront einklappbaren und ausklappbaren Bügeln in die Ablage- oder die Sehstellung der Brille. Das Gelenk umfasst je ein vorderes und ein hinteres Gelenkteil, wobei im hinteren Gelenkteil ein federbelasteter Kugelkopfanker mit einem Kugelkopf angeordnet ist.
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In der
JP H08-68973 A wird ein Kugelgelenk für einen Brillenbügel beschrieben, wobei eine Kugel in einer Drahtschlinge eingefasst ist. Die
EP 1 008 889 A1 offenbart ein Scharnier zwischen einem Brillenbügel und einer Öse, welches aus zwei an der Öse befestigten Platten besteht mit Öffnungen für eine an der Öse befestigte Kugel.
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In dem Patent
US 5745952 A wird ein Scharnier dadurch gebildet, dass eine Kugel, die an einem Ende des Bügels sitzt und in einer Gelenkpfanne rotationssymmetrisch an der Fassung befestigt wird. Ein Kanal in der Fassung beschränkt die Drehung des Gelenks zwei-dimensional durch den Ansatz des Brillenbügels zur Kugel. Dieser Aufbau ermöglicht keine flexible Neigung des Brillengestells und keine ausreichende Stabilität in alle Raumrichtungen.
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Es ist daher wünschenswert ein schraubenloses Scharnier mit möglichst wenigen Bauteilen bereitzustellen. Das Scharnier soll zudem eine verbesserte Ästhetik aufweisen. Ein definierter Scharniergang soll einen gleichmäßigen Widerstand beim Öffnen und Schließen der Brillenbügel über den gesamten Schwenkbereich ermöglichen.
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Es ist außerdem eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung bereitzustellen, die eine hohe Stabilität in allen Raumrichtungen aufweist. Zudem soll das Scharnier eine dauerhafte Anpassung der Frontneigung des Brillengestells ohne Funktionseinschränkung ermöglichen.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Vorrichtung nach Schutzanspruch 1.
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Vorliegend wird eine Scharnierverbindung zwischen einem Brillenbügel und einer Fassung für Brillengläser bereitgestellt, wobei der Brillenbügel an einem mit der Fassung zu verbindenden Ende ein Gelenkelement aufweist, das mit einem zugehörigen Aufnahmeelement an der Fassung unmittelbar kuppelbar ist. Dabei weist das Gelenkelement eine zweiseitig planparallel abgeflachte Kugel auf, die in dem Aufnahmeelement liegt, wobei das Aufnahmeelement formschlüssig zur zweiseitig planparallel abgeflachten Kugel ausgebildet ist und die Kugel in der formschlüssigen Aufnahme bewegbar ist, so dass ein Verschwenken des Brillenbügels zwischen einer Bügelaufschlagstellung und einer Bügeleinschlagstellung erzielt wird.
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Durch die erfindungsgemäße Scharnierverbindung wird eine Reduktion der benötigten Bauteile erzielt, da keine Schrauben notwendig sind, sondern pro Seite nur ein Gelenk. Darüber hinaus ist die Ästhetik aufgrund der nicht mehr benötigten Schrauben gegenüber den bereits bekannten Scharnierverbindungen verbessert. Die Ausbildung des Gelenkelements als Kugel erlaubt eine hohe Stabilität des Gelenkelements im Gegensatz zu einer Schraubverbindung, die sich bei hoher Beanspruchung lösen kann und regelmäßig nachjustiert werden muss.
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Das verbesserte Gelenkelement weist eine zweiseitig planparallel abgeflachte Kugel auf. Diese ist an der Ober- und Unterseite des planparallel abgeflacht, so dass die nicht abgeflachte Seite der Kugel in dem Aufnahmeelement bewegbar ist. Durch die Abflachung der Kugel auf der Ober- und der Unterseite wird die Bewegungsrichtung des Gelenkelements definiert, nämlich derart, dass eine Öffnen und Schließen der Brillenbügel ermöglicht wird.
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Die zweiseitig panparallel abgeflachte Kugel ist mit einem zugehörigen Aufnahmeelement an der Fassung unmittelbar kuppelbar. Dies wird durch ein Einrasten der Kugel in einer formschlüssigen Aufnahme ermöglicht. Das Aufnahmeelement ist formschlüssig zur zweiseitig planparallel abgeflachten Kugel ausgebildet, so dass die Kugel in der formschlüssigen Aufnahme bewegbar ist.
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Die verbesserte Scharnierverbindung ermöglicht einen definierten Scharniergang mit einem gleichmäßigen Widerstand beim Öffnen (in Bügelaufschlagstellung) und Schließen des Bügels (in Bügeleinschlagstellung).
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Unter Bügelaufschlagstellung ist im Sinne der vorliegenden Erfindung die Stellung eines Brillenbügels zu verstehen, bei der der Brillenbügel komplett aufgeklappt ist, dies bedeutet im Wesentlichen in einem rechten Winkel zu den Brillengläsern angeordnet ist.
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Unter Bügeleinschlagstellung ist die Stellung eines Brilenbügels zu verstehen, bei der der Brillenbügel komplett eingeklappt ist, also im Wesentlichen parallel zu den Brillengläsern angeordnet ist.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung weist das formschlüssige Aufnahmeelement im Brillengestell mindestens eine Aufschlagsbegrenzung für den Brillenbügel auf. Die formschlüssige Aufnahme ist dabei derart ausgestaltet, dass die Aufnahme gleichzeitig die Aufschlagsbegrenzung ausbildet. Diese Begrenzung begrenzt den Brillenbügel in Bügelaufschlagstellung. Somit ist kein zusätzlicher Anschlag notwendig.
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In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung umschließt das Aufnahmeelement die Kugel derart, dass die Kugel in der Aufnahme fixierbar ist. Die Fixierung der Kugel in der Aufnahme wird durch ein Einschnappen der Kugel in das Aufnahmeelement ermöglicht. Die Kugel ist dabei derart fixiert, dass sie durch ein Ausschnappen wieder aus dem Aufnahmeelement herausgelöst wird. Ein ungewolltes Ausschnappen wird dadurch verhindert, dass das Aufnahmeelement die Aufschlagsbegrenzung ausbildet und die Kugel vom Aufnahmeelement umschließt.
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In einer alternativen Ausgestaltungsform ist die Kugel unlösbar mit zumindest einem Teil des Brillenbügels verbunden. Dadurch wird die Anzahl der benötigen Bauteile reduziert.
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Der erfindungsgemäße Brillenbügel ist zweiteilig ausgebildet. Der Brillenbügel ist dabei am Übergang zur Kugel biegbar ausgebildet, wodurch eine Frontneigung zwischen Brillenbügel und Brillenglasfassung einstellbar ist. Durch Biegen des Brillenbügels am Übergang zur Kugel ist eine dauerhafte Anpassung der Frontverneigung möglich. Somit kann die Frontneigung zwischen Brillenbügel und Brillenglasfassung flexibel eingestellt werden und auf die Bedürfnisse des Trägers der Brille abgestimmt werden.
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In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltungsform besteht die Kugel und/oder der mit der Kugel unlösbar verbundene Teil des Brillenbügels aus einem Material, welches Titan oder einer Titanlegierung aufweist.
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In einer alternativen Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung besteht das Aufnahmeelement für die Kugel aus einem Material, welches ein Polymer, vorzugsweise ein Hochleistungspolymer aufweist.
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In einer weiteren alternativen Ausgestaltung ist die Aufnahme für die Kugel im Wesentlichen ringförmig ausgebildet. Dadurch wird das kugelförmige Gelenkelement formschlüssig umschlossen.
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Ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Brillenglasfassung, die eine Scharnierverbindung nach einem der vorherigen Ansprüche aufweist.
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Die Erfindung wird nachfolgend eingehender an Hand der Figuren erläutert werden. In diesen zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Brille beziehungsweise Brillenglasfassung mit Bügel gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung;
- 2 eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Scharnierverbindung einer Brillenglasfassung gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung;
- 3 eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Scharnierverbindung einer Brillenglasfassung gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung; und
- 4 eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Scharnierverbindung einer Brillenglasfassung gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung.
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1 zeigt eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Brille beziehungsweise Brillenglasfassung mit Bügel gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung.
Dabei zeigt 1 eine schematische Darstellung einer Brillenglasfassung in einer Draufsicht Perspektive. Die in 1 dargestellte Brille weist neben der Brillenglasfassung auch zwei Bügel auf. Dabei befindet sich der linke Bügel in einem geschlossenen Zustand, also einer Bügeleinschlagstellung, parallel zu der Längsseite der Brillenglasfassung und weist eine Bügel-Ohrauflage auf. Der rechte Bügel befindet sich in einem offenen Zustand, also einer Bügelaufschlagstellung, orthogonal zur Längsseite der Brillenglasfassung, der einen Tragezustand der Brille symbolisiert. Dabei ist der Bügel zur vereinfachten Darstellung nur teilweise dargestellt und das Bügelende, also die Bügel-Ohrauflage, welche im Tragezustand der Brille am Ohr des Brillenträgers aufliegt, ist in 1 weggelassen worden.
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2 zeigt eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Scharnierverbindung 1 einer Brillenglasfassung 3 gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung.
Dabei zeigt 2 eine schematische Darstellung einer Scharnierverbindung 1 in der gleichen Draufsicht Perspektive wie jene, der in 1 gewählten.
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Die Scharnierverbindung 1 befindet sich zwischen einem Brillenbügel 2, der nur angedeutet ist, und einer Fassung 3 für Brillengläser, wie aus 1 ersichtlich. Dabei weist der Brillenbügel 2 an einem mit der Fassung 3 zu verbindenden Ende ein Gelenkelement 4 auf, das mit einem zugehörigen Aufnahmeelement 5 an der Fassung 3 unmittelbar kuppelbar ist. Das Gelenkelement 4 weist eine zweiseitig planparallel abgeflachte Kugel 6 auf, die in dem Aufnahmeelement 5 liegt, wobei das Aufnahmeelement 5 formschlüssig zur zweiseitig planparallel abgeflachten (in 2 nicht dargestellt) Kugel 6 ausgebildet ist und die Kugel 6 in der formschlüssigen Aufnahme bewegbar ist, derart, dass ein Verschwenken des Brillenbügels 2 zwischen einer Bügelaufschlagstellung und einer Bügeleinschlagstellung erzielt wird.
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3 zeigt eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Scharnierverbindung 1 einer Brillenglasfassung 3 gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung.
Dabei zeigt 3 eine schematische Darstellung der in 2 dargestellten Scharnierverbindung 1, in einer zur 2 orthogonalen Draufsicht Perspektive. Dabei ist die Ansicht der 2 um 90° in der Ebene gegen den Uhrzeigersinn gedreht. In 3 sind das formschlüssige Aufnahmeelement 5 und die zweiseitig planparallel abgeflachte Kugel 6 der 2 sichtbar. Der Bügel 2 ist ebenfalls nur angedeutet.
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4 zeigt eine schematische Darstellung einer vorgeschlagenen Scharnierverbindung 1 einer Brillenglasfassung 3 gemäß einer exemplarischen Ausgestaltung der Erfindung.
Dabei zeigt 4 eine schematische Darstellung der in 2 und 3 dargestellten Scharnierverbindung 1 in der in 1 dargestellten Brillenglasfassung 3. Dabei ist erkennbar, dass die zweiseitig planparallel abgeflachte Kugel 6 in dem formschlüssigen Aufnahmeelement 5 bewegbar aufgenommen ist und somit der Brillenbügel 2 verschwenkbar fixiert mit der Brillenglasfassung 3 verbunden ist und diese gemeinsam mit den beiden zugehörigen Brillengläsern (in 4 nicht dargestellt) die Brille bilden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Scharnierverbindung
- 2
- Brillenbügel
- 3
- Brillenglasfassung
- 4
- Gelenkelement
- 5
- Aufnahmeelement
- 6
- Kugel