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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sitzschalensystem mit Kantelungsfunktion.
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Mit dem Begriff Kantelungsfunktion wird ein Verstellmechanismus beschrieben, der das Nach-Hinten-Neigen (Kantelung) von Sitzen ermöglicht.
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Sitzschalen sind Hilfsmittel für behinderte Personen. Sie dienen der Lagerung, Aufrichtung und Stützung in aufrechter oder geneigt sitzender Position und werden als „Sitzhilfen“ für behinderte Personen eingesetzt. Wegen der Schwere der Behinderungen bei dem betroffenen Personenkreis ist in der Regel eine Neigungsverstellung der gesamten Sitzschale (= Sitzkantelung) zur Ermöglichung unterschiedlicher Aufrichtung erforderlich.
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Sitzschalen bestehen meist aus einer Außenschale aus Aluminium, seltener glasfaserverstärktem Kunststoff sowie konfektionierten, modulkonfigurierten oder individuell gefertigten Polstern die an die Körperform des Nutzers / der Nutzerin und die zu erreichende Aufrichtung oder Rehabilitation angepasst werden. Eine Sitzschale hat ein erhebliches Eigengewicht, das vor allem bei kleinen Personen die Stabilität und die Fahreigenschaften des Gesamtsystems aus Nutzer, Sitzschale und Unter- oder Fahrgestell mitbestimmt.
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Der gemeinsame Schwerpunkt von Sitzschale und Körper liegt in sitzender Position je nach Sitzschalengröße und -gewicht, sowie Größe, Ernährungszustand und Alter des Nutzers / der Nutzerin etwa an der Rumpfvorderseite auf Höhe des Beckenkammes. Wird eine Sitzschale durch Drehung um ein einfaches Gelenk nach hinten geneigt, also gekantelt, verlagert sich in Abhängigkeit von der Lage des Drehpunktes der Schwerpunkt des Gesamtsystems bei der Sitzkantelung mehr oder weniger stark nach hinten. Damit besteht die Gefahr des Kippens von Rollstuhl / Untergestell mit der gelagerten Person nach hinten.
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Dieser Effekt ist umso stärker ausgeprägt, je weiter hinten der Drehpunkt gewählt wird. Er wird gemindert, wenn der Drehpunkt vorne liegt, allerdings um den Preis, dass der Schwerpunkt sich nach unten bewegt, die Sitzschale bei der Kantelung in das Fahrgestell eintaucht und das Selbstfahren unmöglich gemacht sowie das Schieben durch Hilfspersonen erheblich erschwert wird. Mit einem einzelnen Drehpunkt unterhalb der Sitzfläche ist der Schwerpunkt nicht zu stabilisieren.
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Je weiter vorne ein Sitz auf einem Rollstuhl montiert ist, umso mehr werden ohne Schwerpunktstabilisierung bei aufrechter Position die (vorderen drehbaren) Lenkräder belastet und die Wendigkeit beeinträchtigt. Je weiter hinten ein Sitz auf einem Rollstuhl montiert ist, umso stärker führt die gekantelte Position zu der erwähnten Kippneigung nach hinten.
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Zudem verändert sich die Höhe der Schiebegriffe, so dass diese eventuell von einer Begleitperson nicht mehr genutzt werden können oder zusätzlich verstellt werden müssen.
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Wegen der Schwerpunktverlagerung haben bisherige Sitzschalenuntergestelle überwiegend einen langen Radstand und damit Ausmaße und Gewichte, die die Wendigkeit, Handhabbarkeit und Möglichkeit zur selbstständigen Fortbewegung stark einschränken. Infolge dessen wiegen entsprechende Untergestelle für sitzschalenversorgte Kinder teilweise erheblich mehr als das Kind selbst. Zudem muss für die Verstellung umso mehr Kraft (meist über Gasdruckfedern) aufgewendet werden, je stärker sich auch die Höhe des Schwerpunktes verändert.
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Neuere Systeme ermöglichen eine bessere Stabilisierung des Schwerpunktes mit einer Kantelung über mehrere (beispielsweise zwei pro Seite) Hebel mit mehrehren (beispielsweise vier pro Seite) Gelenken am Untergestell (z.B. Untergestell Fa. Sorg „Tilty“), oder durch radiale Gleitschienen, die entweder am Untergestell (z.B. Fa. Sunrise Medical „zippie RS“) oder am Sitz (z.B. Fa. R82 „Kudu“) angebracht sind.
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Damit diese Systeme jedoch eine ausreichende Schwerpunktstabilisierung erreichen, müssen derartige Systeme entsprechend groß ausgestaltet sein, um die Kantelungsfunktion über den gesamten gewünschten Kantelungsbereich (beispielsweise -5° bis 45°) zu erreichen. Dementsprechend sind diese Systeme recht schwer.
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Es ist daher die Aufgabe der Erfindung ein Sitzschalensystem mit Kantelungsfunktion zu schaffen, das die oben genannten Nachteile nicht aufweist.
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Die Aufgabe wird durch das in Anspruch 1 beschriebene Sitzschalensystem mit Kantelungsfunktion gelöst. Das Sitzschalensystem umfasst eine Sitzschale, die in ihrer Neigung gegenüber einem Grundlager des Sitzschalensystems nach hinten kippbar ist, wobei die Sitzschale auf einem Zwischenlager gelagert ist, wobei das Zwischenlager auf dem Grundlager gelagert ist derart, dass das Zwischenlager bei einem Kippen der Sitzschale nach hinten im Wege einer Zwangsführung gegenüber dem Grundlager nach vorne bewegt wird.
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Dadurch, dass die Sitzschale auf wenigstens einem Zwischenlager gelagert ist, welches wiederum auf dem Grundlager gelagert ist, bewirkt das Kippen der Sitzschale nach hinten, dass das Zwischenlager nach vorne bewegt wird.
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Durch die Verschiebung des Zwischenlagers wird vorteilhaft erreicht, dass der Schwerpunkt der Sitzschale mit der darin sitzenden Person auch bei einem Kippen nach hinten zwischen den hinteren und vorderen Rädern eines Rollstuhls verbleibt. Sofern es sich nicht um einen Rollstuhl handelt, gilt entsprechendes für die Stuhlbeine.
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Da keine großen Gleitschienensysteme verwendet werden müssen, wird durch das vorgeschlagene Sitzschalensystem weiterhin an Material und damit Gewicht gespart.
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Es ist im Rahmen der Erfindung vorgesehen, dass das Grundlager und das wenigstens eine Zwischenlager in wenigstens einer nach außen geschlossenen Seitenschale bzw. einem Armabstützbereich eines Rollsuhls angeordnet sind. Durch die Anordnung des Grundlagers und des wenigstens einen Zwischenlagers in wenigstens einer nach außen geschlossenen Seitenschale bzw. einem nach außen geschlossenen Armabstützbereich wird erreicht, dass diese gegen äußere Einflüsse geschützt sind.
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Alternativ ist zu der Erfindung gehörig, dass in jeder der zwei möglichen nach außen geschlossenen Seitenschalen bzw. in jeder der zwei möglichen nach außen geschlossenen Armabstützbereiche ein Grundlager und wenigstens ein Zwischenlager angeordnet sind. Durch diese Ausgestaltung wird erreicht, dass die Sitzschale beidseitig gelagert ist.
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Es ist weiterhin alternativ vorstellbar, dass sich sowohl das Grundlager als auch das wenigstens eine Zwischenlager zwischen den beiden nach außen geschlossenen Seitenschalen bzw. den außen geschlossenen Armabstützbereichen erstrecken, so dass die Sitzschale über ihre gesamte Breite auf dem Zwischenlager gelagert ist.
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Es ist vorteilhaft vorgesehen, dass das Zwischenlager bei der Bewegung nach vorne gleichzeitig eine Kippbewegung ausführt, deren Richtung gleichsinnig ist zur Kippbewegung der Sitzschale.
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Dadurch bewirkt die Vorwärtsbewegung des Zwischenlagers eine weitere Kantelung der Sitzschale nach hinten, da das Zwischenlager auf dem Grundlager gelagert ist derart, dass durch die Vorwärtsbewegung des Zwischenlagers das Zwischenlager gleichzeitig eine Kippbewegung ausführt. Dadurch ergibt sich der Kantelungswinkel der Sitzschale gegenüber dem Grundlager aus dem Kantelungswinkel der Sitzschale gegenüber dem Zwischenlager unter weiterer Beachtung des Kantelungswinkels des Zwischenlagers gegenüber dem Grundlager.
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Durch diese kompakte Anordnung von Sitzschale, Zwischenlager und Grundlager wird erreicht, dass die Kantelung der Sitzschale ohne zum Teil lange hervorstehende radiale Gleitschienensysteme ermöglicht wird. Dies hat den Vorteil, dass die äußeren Abmessungen der notwendigen Teile für die Kantelungsfunktion gegenüber dem Stand der Technik begrenzt bleiben.
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Dies erweist sich insbesondere dann als vorteilhaft, wenn die in der Sitzschale sitzende Person aus dieser Sitzschale zunächst nach vorne und dann seitlich herausbewegt werden soll (beispielsweise wenn die Person von einem Rollstuhl in ein Bett bewegt werden soll) bzw. sich selbst zunächst nach vorne und dann seitlich herausbewegen möchte.
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Im Hinblick auf die für den Kippvorgang aufzuwendende Kraft ist es vorteilhaft, wenn sich der Schwerpunkt der in der Sitzschale sitzenden Personen in vertikaler Richtung nicht ändert. Eine Änderung des Schwerpunktes in vertikaler Richtung im Sinne eines Anhebens des Schwerpunktes wäre mit einem Kraftaufwand verbunden, der von dem Gewicht der Sitzschale und der darin sitzenden Person abhängt. Wenn sich der Schwerpunkt in vertikaler Richtung während des Kippvorgangs nicht ändert, kann die Kippbewegung - abgesehen von Reibungskräften der Lagerung der Sitzschale und des Zwischenlagers - im physikalischen Sinne arbeitsfrei erfolgen.
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In dieser Hinsicht erweist es sich als vorteilhaft, dass das Zwischenlager eine Kippbewegung ausführt, deren Richtung gleichsinnig ist zur Kippbewegung der Sitzschale, weil dadurch - bei entsprechender Auslegung der Kippbewegung - der Schwerpunkt der Sitzschale mit der darin sitzenden Person auf einer Höhe bleibt.
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Da der Übergang von der Sitzfläche zu der Rückenlehne der Sitzschale durch das Kippen des Zwischenlagers entlang einer zumindest näherungsweise betrachteten Kreisbahn bewegt wird, wird durch diese Ausgestaltung erreicht, dass der gemeinsame Schwerpunkt von Sitzschale und Körper der zu betreuenden Person während des gesamten Kippvorgangs der Sitzschale im Wesentlichen auf einer konstanten Position in vertikaler Richtung verbleibt. An dieser Stelle sei nochmals auf die Ausführungen im Zusammenhang mit Anspruch 1 verwiesen, nach denen der Schwerpunkt durch die Vorwärtsbewegung des Zwischenlagers auch in Längsrichtung der Sitzschale zumindest nahezu annähernd auf einer konstanten Position verbleibt.
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Mit der Ausgestaltung nach Anspruch 2 lässt sich somit erreichen, dass der Schwerpunkt der Sitzschale mit der darin sitzenden Person insgesamt konstant bleibt. Dadurch ist die Stabilität gewährleistet und zum anderen die Kantelungsbewegung im physikalischen Sinne zumindest nahezu arbeitsfrei.
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Ist das Sitzschalensystem beispielsweise auf einem Rollstuhl montiert, kann die Sitzschale über den gesamten Kantelungsbereich von -5° (die Person in dem Rollstuhl ist leicht nach vorne geneigt) bis 45° (die Person in dem Rollstuhl ist um 45° nach hinten geneigt) geneigt werden, ohne dass es zu einem Kippen des Rollstuhls mit der darin befindlichen Person kommt.
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Zudem, da das Grundlager und das Zwischenlager seitlich an der Sitzschale angeordnet sind, kann die in der Sitzschale sitzende Person auch in gekantelter Position mit dem Rollstuhl bewegt werden.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung sieht vor, dass das Grundlager eine Verbindungskulisse für die Führung des Zwischenlagers und/oder der Sitzschale aufweist.
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Die Verbindungskulisse ist beispielsweise durch eine bodenseitige Ausnehmung des Grundlagers gebildet. Das Zwischenlager kann beispielsweise einen Bügel oder Dergleichen aufweisen, der in die Ausnehmung eingreift, wodurch das Zwischenlager sicher auf dem Grundlager gelagert wird und gegen ein Abheben gesichert ist.
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Ebenso ist vorstellbar, dass die Verbindungskulisse als Führungskulisse auf der Oberseite des Grundlagers angeordnet ist und beispielsweise als Schiene ausgebildet ist, in der das Zwischenlager gegen ein Abheben gesichert geführt wird.
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Weiterhin ist vorstellbar, dass ein an der Sitzschale gelagertes Rollenelement in einer auf der Unterseite des Grundlagers angeordneten Verbindungskulisse durch die Kantelung der Sitzschale in dieser Verbindungskulisse geführt wird. Sofern die Verbindungskulisse für das Rollenelement einen vorderen sowie einen hinteren Anschlag definiert, wird durch diese Ausgestaltung der Verbindungskulisse der maximale Kantelungsbereich festgelegt und gleichzeitig die Sitzschale gegen ein Abheben gesichert. Mit dieser Sicherung der Sitzschale gegen ein Abheben von dem Grundlager wird zugleich das zwischen der Sitzschale und dem Grundlage befindliche Zwischenlager gegen ein Abheben gesichert.
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Damit die Kantelung der Sitzschale nicht holprig erfolgt kann, ist weiterhin vorteilhaft vorgesehen sein, dass die Verbindungskulisse in wenigstens einem Bereich radial gekrümmt ist. Durch die radiale Krümmung beschreibt die Sitzschale bei der Kantelung eine Kreisbewegung, wobei der Schwerpunkt im Wesentlichen auf derselben Position verbleibt. Gleichzeitig wird durch die radiale Krümmung eine gleichmäßige Kantelungsbewegung ermöglicht.
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Für das Sitzschalensystem ist weiterhin vorteilhaft vorgesehen, dass das Zwischenlager durch ein Rollensystem, durch ein Zahnradsystem mit korrespondieren Zahnstangen oder durch wenigstens ein Schienenelement gebildet wird.
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Das Rollensystem ist bevorzugt ein Wälzrollensystem.
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Weiterhin ist im Rahmen der Erfindung vorteilhaft vorgesehen, dass das Grundlager wenigstens ein Mittel zum lösbaren Befestigen des Sitzschalensystems auf einem Rollstuhlgestell, einem Untergestell, einem Stuhl oder einem Fahrzeugsitz aufweist.
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Das Mittel zum lösbaren Befestigen kann ein Mittel zum form- und/oder kraftschlüssigen Befestigen sein.
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Um eine stufenlose Kantelung des Sitzschalensystems und eine Arretierung des Sitzschalensystems in einer gewünschten Position zu ermöglichen, ist weiterhin vorteilhaft vorgesehen, dass das Sitzschalensystem einen Blockiermechanismus zum stufenlosen Blockieren des Zwischenlagers aufweist.
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Hierbei kann vorteilhaft vorgesehen sein, dass der Blockiermechanismus von einem externen Bedienmittel ausgelöst und/oder gespannt werden kann. Beispielsweise kann das Bedienmittel an dem Griff eines Rollstuhls (hierbei wird das Bedienmittel durch die Begleitperson bedient) oder aber auch im Armlehnenbereich eines Rollstuhls (hierbei wird das Bedienmittel durch die im Rollstuhl sitzende Person bedient) angeordnet sein.
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Es ist weiterhin vorteilhaft vorgesehen, dass die Sitzschale eine Rückenlehne aufweist, welche in Längsrichtung der Rückenlehne der Sitzschale eine Führung für ein Lagerelement aufweist. In der Führung wird das Lagerelement einer manuellen Führung geführt. Die manuelle Führung besteht aus wenigstens einem Stangensystem, wobei das Stangensystem eine oder mehr Stangen umfassen kann, das unterhalb der Führung in der Rückenlehne der Sitzschale drehbar um eine horizontale Achse, die sich quer zur Längsrichtung der Sitzschale erstreckt, an dem Grundlager gelagert ist. Weiterhin weist das Stangensystem eine Krümmung und/oder einen Knick auf, durch den das Stangensystem oberhalb des Lagerelementes von der Rückenlehne der Sitzschale weg nach hinten orientiert ist, wobei sich am oberen Ende des Stangensystems wenigstens ein Handgriff befindet.
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Durch eine Kippbewegung des Handgriffs nach hinten-unten wird das gekrümmte Stangensystem, welches an dem Grundlager gelagert ist, kreisförmig nach hinten bewegt. Dadurch, dass das Lagerelement mit dem Stangensystem der manuellen Führung verbunden ist, wird die Rückenlehne der Sitzschale und damit die Sitzschale insgesamt, radial nach hinten geführt. Diese Kippbewegung wird dadurch unterstützt, dass gleichzeitig das Zwischenlager nach vorne bewegt wird. Die bewegliche Führung des Lagerelementes entlang der Rückenlehne der Sitzschale bewirkt, dass die Kippbewegung der Sitzschale gegenüber dem Stangensystem ermöglicht wird.
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Der sich ergebende Kantelungswinkel setzt sich zusammen aus dem Winkel, um den das Stangensystem nach hinten geneigt wurde zuzüglich dem Winkel, um den die Sitzschale bei dieser Kippbewegung gegenüber dem Stangensystem geneigt wurde.
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Dadurch kommt es zu einer „Übersetzung“ des Kippwinkels des Stangensystems. Dies erweist sich insofern als vorteilhaft, weil ein zunehmender Kippwinkel des Stangensystems bedeutet, dass der Handgriff weiter nach unten bewegt wird.
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Mit dieser Ausgestaltung wird es daher vorteilhaft möglich, den Kippwinkel des Stangensystems begrenzt zu halten und dennoch einen größeren Kantelungswinkel der Sitzschale zu erreichen.
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Dies verbessert den Bedienungskomfort für eine Person, die den Rollstuhl gegebenenfalls schiebt, weil die Arbeitshöhe des Handgriffs nicht so stark nach unten bewegt wird.
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Dadurch dass das Stangensystem eine Krümmung und/oder einen Knick aufweist, durch den das Stangensystem oberhalb des Lagerelementes von der Rückenlehne der Sitzschale weg nach hinten orientiert ist, lässt sich der größere Kantelungswinkel der Sitzschale derart realisieren, dass die Rückenlehne der Sitzschale bei der Kippbewegung immer vor dem Stangensystem bleibt bzw. gerade an dem Stangensystem anliegt. Vorteilhafterweise ist die Krümmung des Stangensystems derart ausgebildet, dass eine Kippbewegung des Handgriffs um 20° eine Kantelung der Sitzschale um 40° erreichbar ist.
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Durch diese Ausgestaltung wird demnach erreicht, dass die betreuende Person nur eine kleine Kippbewegung durchführen muss um ein Vielfaches der Kantelung der Sitzschale zu erreichen. Dies ist insbesondere für die betreuende Personen ein Vorteil, da die Handgriffe aufgrund von dem kleineren Höhenunterschied (im Vergleich zu herkömmlichen Systemen) nicht zwingend ummontiert werden müssen, sollte die zu betreuende Person in gekantelter Position bewegt werden.
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Auch bei dieser Ausgestaltung der Erfindung ist vorteilhaft vorgesehen, dass, um eine stufenlose Kantelung des Sitzschalensystems und eine Arretierung des Sitzschalensystems in einer gewünschten Position zu ermöglichen dass das Sitzschalensystem einen Blockiermechanismus zum stufenlosen Blockieren des Lagerelements der manuellen Führung aufweist.
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Hierbei kann vorteilhaft vorgesehen sein, dass der Blockiermechanismus von einem externen Bedienmittel ausgelöst und/oder gespannt werden kann. Beispielsweise kann das Bedienmittel an dem Griff eines Rollstuhls (hierbei wird das Bedienmittel durch die Begleitperson bedient) oder aber auch im Armlehnenbereich eines Rollstuhls (hierbei wird das Bedienmittel durch die im Rollstuhl sitzende Person bedient) angeordnet sein.
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Die Aufgabe wird ebenfalls durch das in Anspruch 9 beschriebene Sitzschalensystem mit Kantelungsfunktion gelöst.
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Das Sitzschalensystem umfasst eine Sitzschale mit einer Rückenlehne, die in ihrer Neigung gegenüber einem Grundlager der Sitzschale nach hinten kippbar ist, indem die Sitzschale bei der Kippbewegung insgesamt eine Bewegung gegenüber dem Grundlage ausführt, wobei in Längsrichtung der Rückenlehne der Sitzschale eine Führung für ein Lagerelement vorgesehen ist, wobei in der Führung das Lagerelement einer manuellen Führung geführt wird, wobei die manuelle Führung aus einem Stangensystem besteht, das unterhalb der Führung in der Rückenlehne der Sitzschale drehbar um eine horizontale Achse, die sich quer zur Längsrichtung der Sitzschale erstreckt, an dem Grundlager gelagert ist, wobei das Stangensystem eine Krümmung und/oder einen Knick aufweist, durch den das Stangensystem oberhalb des Lagerelementes von der Rückenlehne der Sitzschale weg nach hinten orientiert ist, wobei sich am oberen Ende des Stangensystems wenigstens ein Handgriff befindet.
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Hierbei kann vorteilhaft vorgesehen sein, dass, um eine stufenlose Kantelung des Sitzschalensystems und eine Arretierung des Sitzschalensystems in einer gewünschten Position zu ermöglichen dass das Sitzschalensystem einen Blockiermechanismus zum stufenlosen Blockieren des Lagerelements der manuellen Führung aufweist.
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Der Blockiermechanismus kann von einem externen Bedienmittel ausgelöst und/oder gespannt werden kann. Beispielsweise kann das Bedienmittel an dem Griff eines Rollstuhls (hierbei wird das Bedienmittel durch die Begleitperson bedient) oder aber auch im Armlehnenbereich eines Rollstuhls (hierbei wird das Bedienmittel durch die im Rollstuhl sitzende Person bedient) angeordnet sein.
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Anspruch 9 unterscheidet sich von Anspruch 8 dadurch, dass es bei der Lagerung der Sitzschale auf dem Grundlager nicht darauf ankommt, dass ein Zwischenlager vorhanden ist. Bei der Ausgestaltung nach Anspruch 9 kann die Sitzschale auch direkt auf dem Grundlager gelagert sein. Dabei führt die Sitzschale bei der Kippbewegung wieder eine Bewegung in Längsrichtung der Sitzschale aus oder bevorzugt eine Bewegung einer kreisförmigen Kurvenbahn.
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Im Übrigen wird auf die Vorteilsangaben und die weiteren Ausführungen im Zusammenhang mit Anspruch 8 verwiesen.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Zeichnungen näher, aber nicht darauf beschränkt, erläutert. Es zeigen
- 1 eine schematische Seitenansicht des Sitzschalensystems mit Kantelungsfunktion, wobei das Sitzschalensystem eine Sitzschale mit Rückenlehne aufweist, welche in aufrechter Position (0°) dargestellt ist,
- 2 eine schematische Seitenansicht des Sitzschalensystems mit Kantelungsfunktion aus 1, wobei das Sitzschalensystem eine Sitzschale mit Rückenlehne aufweist, welche in nach hinten gekippter Position (Kantelung ist ca. 40°) dargestellt ist,
- 3 eine vergleichende schematische Seitendarstellung des Sitzschalensystems mit Kantelungsfunktion in aufrechter und gekippter Position, wobei dargestellt ist, dass der Schwerpunkt in aufrechter und gekantelter Position im Wesentlichen gleich ist,
- 4 eine schematische Seitenansicht der manuellen Führung, die an dem Grundlager gelagert ist,
- 5 eine schematische Seitenansicht der Sitzschale, wobei die Sitzschale ein Führung für das Lagerelement einer manuellen Führung, eine Lagerrolle für die Führung der Sitzschale sowie zwei Radialschienen umfasst.
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In 1 ist das Sitzschalensystem 1 mit Kantelungsfunktion in aufrechter Position (Kantelung ist ca. 0°) in schematischer Seitenansicht dargestellt.
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Wie dargestellt, umfasst das Sitzschalensystem 1 eine Sitzschale 2, die in ihrer Neigung gegenüber einem Grundlager 3 der Sitzschale 2 nach hinten kippbar ist, wobei die Sitzschale 2 auf einem Zwischenlager 4 gelagert ist.
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Das Zwischenlager 4 und das Grundlager 3 können auf wenigstens einer Seite der Sitzschale angeordnet sein. Das Zwischenlager 4 kann aus einem Zwischenlagerelement oder mehreren Zwischenlagerelementen bestehen. Ebenso ist vorstellbar, dass auf jeder Seite der Sitzschale 2 sowohl ein Grundlager 3 als auch wenigstens ein Zwischenlager 4 angeordnet sind.
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Das Grundlager 3 weist wenigstens ein Mittel 3a zum lösbaren Befestigen des Sitzschalensystems 1 auf. Durch dieses Mittel 3a kann die Sitzschale auf einem Rollstuhlgestell, einem Untergestell, einem Stuhl oder einem Fahrzeugsitz befestigt werden.
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Das Zwischenlager 4 ist auf dem Grundlager 3 gelagert derart, dass das Zwischenlager 4 bei einem Kippen der Sitzschale 2 nach hinten im Wege einer Zwangsführung gegenüber dem Grundlager 3 nach vorne bewegt wird.
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Wie dargestellt, ist das Grundlager 3 derart ausgebildet, dass es eine Verbindungskulisse für die Führung des Zwischenlagers 4 und der Sitzschale 2 aufweist. Hier ist dargestellt, dass das Grundlager 3 auf der Unterseite eine Aussparung aufweist, die in wenigstens einem Bereich radial gekrümmt ist. In diesen radial gekrümmten Bereich kann ein an der Sitzschale gelagertes Rollenelement 8 eingreifen.
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Ebenso ist vorstellbar, dass das Zwischenlager 4 über einen Bügel in den radial gekrümmten Bereich der Aussparung eingreift bzw. diese durch den Bügel gesichert wird.
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Das Grundlager 3 weist auf seiner Oberseite ebenfalls eine radiale Krümmung auf. Hierbei kann vorgesehen sein, dass auf der Oberseite eine Führungskulisse für das Zwischenlager 4 vorgesehen ist. Die Führungskulisse kann beispielsweise Zahnstangen als Profilierung aufweisen, in die das Zwischenlager, hier dargestellt als zwei Zwischenlager (jeweils mit der Bezugsziffer 4), die hier als Zahnräder dargestellt sind, eingreifen können bzw. mit diesen zusammenwirken können.
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Es ist weiterhin dargestellt, dass die Sitzschale zwei Radialschienen 5 aufweist, wodurch die beiden Zwischenlager 4 zwischen den beiden dargestellten Radialschiene 5, 5 und dem Grundlager 3 gelagert ist derart, dass das die beiden Zwischenlager 4 bei einem Kippen der Sitzschale nach hinten im Wege einer Zwangsführung gegenüber den beiden dargestellten Radialschiene 5, 5 nach hinten und gegenüber dem Grundlager 3 nach vorne bewegt werden. Hierbei kann vorteilhaft vorgesehen sein, dass die beiden dargestellten Radialschiene 5, 5 auf der den Zwischenlagern 4 zugewandten Seiten eine Führungskulisse aufweisen. Die jeweilige Führungskulisse kann beispielsweise Zahnstangen als Profilierung aufweisen, in die die beiden dargestellten Zwischenlager (jeweils mit der Bezugsziffer 4), die hier als Zahnräder dargestellt sind, eingreifen können bzw. mit diesen zusammenwirken können.
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Wie weiterhin dargestellt, weist die Sitzschale 2 eine Rückenlehne 2b, eine Sitzfläche 2a und ein Fußabstützbereich 2c auf.
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In Längsrichtung der Rückenlehne 2b der Sitzschale 2 ist eine Führung 7 für ein Lagerelement 6a vorgesehen, wobei in der Führung 7 das Lagerelement 6a einer manuellen Führung 6 geführt wird. Die manuelle Führung 6 besteht aus einem Stangensystem 6b, wobei das Stangensystem 6b aus nur einer Stange bestehen kann, das unterhalb der Führung in der Rückenlehne 2b der Sitzschale 2 drehbar um eine horizontale Achse, die sich quer zur Längsrichtung der Sitzschale erstreckt, an dem Grundlager 3 gelagert ist. Wie dargestellt, weist das Stangensystem 6b eine Krümmung 6c bzw. einen Knick auf, durch den das Stangensystem 6b in aufrechter Position der Rückenlehne 2b der Sitzschale 2 oberhalb des Lagerelementes 6a von der Rückenlehne 2b der Sitzschale 2 weg nach hinten orientiert ist, wobei sich am oberen Ende des Stangensystems 6b wenigstens ein Handgriff 6d befindet.
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In 2 ist das zuvor in 1 beschriebene Sitzschalensystem 1 in nach hinten gekantelter Position (ca. 40° Neigung) dargestellt. Die zuvor in 1 beschriebenen Merkmale entsprechen den Merkmalen in 2.
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Wie dargestellt wird durch das Zusammenwirken der manuellen Führung 6 mit der Sitzschale 2, dem Zwischenlager, hier dargestellt als zwei Zwischenlager (jeweils mit der Bezugsziffer 4), und der Ausgestaltung des Grundlagers 3 erreicht, dass eine Kippbewegung der manuellen Führung nach hinten bzw. unten um ca. 20° eine Kantelung des Sitzes um ca. 40° bewirkt wird.
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In 3 ist die Sitzschale mit manueller Führung des Sitzschalensystems 1 als vergleichende schematische Seitendarstellung in aufrechter (weiße Sitzschale) und gekippter Position (karierte Sitzschale) gezeigt. Wie dargestellt, ist der Schwerpunkt in aufrechter und nach hinten geneigter Position im Wesentlichen gleich.
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4 beschreibt in schematischer Seitenansicht die Merkmale des Sitzschalensystems, die nicht endfest mit der Sitzschale verbunden sind. Dargestellt sind die manuelle Führung 6 (6a-6d), die an dem Grundlager 3 gelagert ist, die Lagerung 63 zwischen der manuellen Führung 6 und dem Grundlager 3 sowie das wenigstens eine Zwischenlager, hier dargestellt als zwei Zwischenlager (jeweils mit der Bezugsziffer 4), die in der dargestellten Ausführungsform als Zahnräder ausgebildet sind.
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Es ist vorteilhaft vorgesehen, dass das Grundlager 3 und das wenigstens eine Zwischenlager 4 in wenigstens einer nach außen geschlossenen Seitenschale bzw. einem Armabstützbereich angeordnet sind. Durch die Anordnung des Grundlagers 3 und des wenigstens einen Zwischenlagers 4 in wenigstens einer nach außen geschlossenen Seitenschale bzw. einem nach außen geschlossenen Armabstützbereich wird erreicht, dass diese gegen äußere Einflüsse geschützt sind.
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Ebenso ist zu der Erfindung gehörig, dass in jeder der zwei möglichen nach außen geschlossenen Seitenschalen bzw. in jeder der zwei möglichen nach außen geschlossenen Armabstützbereiche ein Grundlager 3 und wenigstens ein Zwischenlager 4 angeordnet sind. Durch diese Ausgestaltung wird erreicht, dass die Sitzschale beidseitig gelagert ist.
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Es ist weiterhin vorstellbar, dass sich sowohl das Grundlager als auch das wenigstens eine Zwischenlager 4 zwischen den beiden nach außen geschlossenen Seitenschalen bzw. den außen geschlossenen Armabstützbereichen erstrecken, so dass die Sitzschale über ihre gesamte Breite auf dem Zwischenlager gelagert ist.
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Die manuelle Führung 6 kann dementsprechend ebenso an nur einem Grundlager 3, an den beiden voneinander beabstandeten Grundlagern oder an dem über die gesamte Breite der Sitzschale reichenden Grundlager gelagert sein.
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5 beschreibt in schematischer Seitenansicht die Merkmale des Sitzschalensystems, die mit der Sitzschale 2 verbunden sind sowie den gemeinsamen Schwerpunkt 10 von einer Sitzschale und einem (hier nicht dargestellten) Körper.
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Die Sitzschale 2 umfasst eine Rückenlehne 2b, in der eine Führung 7, bestehend aus zwei voneinander beabstandeten parallelen Platten, für das Lagerelement einer manuellen Führung angeordnet ist. Weiterhin sind zwei Radialschienen 5, die auf der Außenseite des Sitzes angeordnet sind dargestellt. Über die Radialschienen 5,5 wird das Zwischenlager von oben geführt. Das Rollenelement 8 ist ebenfalls an der Außenseite der Sitzschale 2 gelagert und ist derart positioniert, dass es in der bodenseitigen Aussparung des Grundlagers angeordnet ist. Durch die Form der Aussparung auf der Unterseite des Grundlagers kann das Rollenelement 8 bei einer Kantelung des Sitzschalensystems (Neigungsbereich von -5° bis 45°) nur einen definierten Weg zurücklegen, wodurch eine maximale Kantelung (beispielsweise -5° und 45°) des Sitzschalensystems erreicht wird.